Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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handig, händig, adj.

handig, händig, adj.
in mehreren auseinander liegenden bedeutungen.
1)
mit händen versehen, hände habend, hochdeutsch nur in der umgelauteten form und in zusammensetzungen wie ein-, zwei-, vier-händig, bar-, kurz-, lang-händig, auch in abhändig, eigenhändig. für letzteres steht niederdeutsch auch bloszes handig, händig. brem. wb. 2, 584.
2)
diese bedeutung entwickelt sich öfter zu der mit flinken händen versehen, rasch, flink in den bewegungen, für die schon im altnord. höndugr, hendugr dexter ein zeugnis vorliegt; selbst das goth. handugs σοφός (1. Cor. 1, 20) scheint hieraus entwickelt. in niederdeutschen mundarten, z. b. im handig, händig des brem. wb. 2, 584, im hennig rasch, flink aus Lippe (Fromm. 6, 211), handig geschickt Schütze 2, 98, sowie in Franken: handig, ausrichtsam, efficax, emsig Schm. 2, 209, ist jener sinn erhalten; in Ditmarschen erwächst neben ihm auch ein anderer: hennig, flink, gewöhnlich mittelgrosz. Müllenhoff glossar zum Quickborn; ostfries. hennig, halberwachsen. Fromm. 4, 227.
3)
in passivem sinne, zur hand liegend, bequem, wie auch das engl. handy die bedeutungen flink, geschickt, und bequem, zur hand, zeigt; wieder mundartlich in Niederdeutschland gewahrt, so in Lippe: de gorn (garten) ligt eme hennig. Fromm. 6, 211; ostfries. hannig, für die hand bequem, leicht zu handhaben. 4, 227. schiffer reden von handigem wetter, wobei die segel bequem zu handhaben sind; der fuhrmann nennt das handpferd auch handiges pferd.
4)
handig, händig, scharf, heftig, grob, früher in groszer verbreitung, lehnt an ahd. hantac an (Graff 4, 972), was seinerseits, wol zunächst von personen gebraucht, und an die schlagende, tödtende hand geknüpft (sp. 357: schweizerisch gilt noch jetzt ein handen schneiden, hauen Stalder 2, 19), durch acer, durus, ferox, fortis, saevus glossiert wird; die persönliche verwendung auch nhd.: du solt nit unwirsz sein als etlich handig zornig menschen, die ir böse natur nit überwinden mügen. Keisersberg granatapfel A 8ᵇ; bair. händig, feindselig, widerlich, in Schwaben heftig Schm. 2, 209; in Kärnten hantik, unwillig, böse worte gebend Lexer 134. — Dann wird handig, händig namentlich auch von sachen gebraucht, die einen scharfen, zusammenziehenden geschmack haben, nebenform ist hantig und hannig mit doppel-n statt nd: schon ahd. daʒ handega waʒʒer bei Notker (Graff a. a. o.), mhd. handec wb. 1, 627ᵃ; nhd.: der hantig oder herb harm (harn). H. Braunschweig chirurg. (1539) s. 74; wiewol der ingber sehr räsz und handig auf der zungen. Ryff teutsch apothek (1548) 88ᵃ; wir nennen den geschmack eines dings hannig, darinnen wir eine heftige schärfe befinden, als im pfeffer, knoblauch, zwibel, kresz. spiegel d. gesundh. bei Frisch 1, 415ᵃ; die bayrischen rueben sol man pauen umb Margerithe, sunst werden sie hendig und saur, so man lenger verzeucht. kochbüchl. aus Tegernsee, Germ. 9, 195; hannigs versalztes blut. Seitz 15; soll man fürnemlich vermeiden saure scharpfe hannige speisz. Frankf. krankenbuch 1545 f. 67ᵇ; sein blust ist etwas händtig oder bitterlechtig. L. Thurneisser beschreib. 70; so bald er (der knoblauch) vollkommlich gewachsen und mit den kernen besetzt, wird er hanniger und schärpfer. Bock kräuterb. 591; scharfe, hannige ding, als salz. speiskammer 29; (das cypressenkraut) ist etwas hannig. Lonicerus kräuterb. 194ᵇ; der scharpf, bitter und hannig geschmack dieses krauts (chelidonium majus). Tabernaem. 124 (1687 s. 102); viel süsze ding werden saur, handig oder bitter. Paracels. opp. 1, 899 A; scherzend zwischen persönlicher und sächlicher verwendung: Mercy war todt, Joan de Werd nicht mehr unser, und der holtzapfel, sonst Melander, den Schweden und Frantzosen nicht so herb und handig wie etwan zuvor den kaiserischen, da er noch den Hessen dienete. Simpl. 3, 250. heute heiszt handig in Baiern und Kärnten geradezu bitter.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1869), Bd. IV,II (1877), Sp. 398, Z. 32.

hantig, hantigkeit

hantig, hantigkeit,
s. handig, handigkeit, sp. 398. 399.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1869), Bd. IV,II (1877), Sp. 470, Z. 73.

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Zitationshilfe
„handig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/handig>.

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