Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

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entrennen, vb.

Fundstelle: Band 8, Spalte 1458, Zeile 50 [Arbeitsstelle]
ENTRENNEN vb.   mhd. entrennen. mnd. entrennen; nnl. ontrennen. präfixbildung zu rennen vb. verkehrssprachl. seit dem frühen 18. jh. nicht mehr bezeugt. 1 sich jmdm. durch die flucht entziehen, fliehen, ausreißen. a (jmdm.) davonreiten der ursprünglichen bedeutung des simplex entsprechend: ⟨n1190⟩ do haft er zv eim boume/ sin ros mit dem zoume./ .. sine botschaft tet er san./ .. vil kvme er genas./ wer er dannen niht entrant,/ er hette in heizzen geblant Herbort 1995 F. 1636 vnd als sie gar zu weit jhm endlich wil entrennen,/ .. da reitt der bruder hin zu seiner schwartzen klaus’/ vnd machte kommen jhm ein hauffen geister raus Werder Ariosto, Roland 1,104. 1911/25 de roiwer hądden de Pale Schoster .. ugepackt; loin (allein) e wôr en entremt; e hątt hąlt gor en geeden heost (hengst) siebenb.-sächs. wb. 2,213b. b in übereinstimmung mit der heutigen bedeutung von rennen, (jmdm.) entlaufen: 1652 wieviel mal schrekket’ euch der grossen büchsen knallen/ eh ihr euch retterirt? (wie man es höflich nennt/ wenn einer aus der schlacht bey früher zeit entrennt)./ so stahl ja vormals nicht ein Teutscher sich vom hauffen/ bracht schildverliern den todt, ie wievielmehr entlauffen Scherffer ged. 229. 1807 der hund ist mir entrannt Campe wb. 1,936a. 2 einer bedrohung, etwas unangenehmem entkommen: hs.1370 (dâ vâhent die unsæligen tiuvel vil nâch alle die werlt mite, wan ir lützel ist die) entrinnent var.: entrennen Berthold v. Regensburg 1,37 P./ S. 1588⟨nd.or.1584⟩ denck nicht, ich hab gesuͤndigt mehr,/ fuͤle doch dauon kein beschwer./ .. du bist nicht entrant gotts gericht Stricker schlemmer O5a. 1717 ich will ein spiegel seyn, der andern strahlen giebt,/ .. ein Ariadnen = zug, wo man der noth entrennet Männling blumengarten 149.

entrinnen, vb.

Fundstelle: Band 8, Spalte 1462, Zeile 60 [Rahnenführer]
ENTRINNEN vb.   ahd. in(t)trinnen, mhd. en(t)rinnen. mnd. entrinnen; mnl. ontrinnen, nnl. ontrennen. präfixbildung zu ahd. -trinnan, mhd. trinnen ‘sich absondern’, später auf rinnen ‘fließen’ bezogen.gegenwartssprachlich nur gehoben. 1 entkommen, nicht betroffen werden. a entfliehen, sich durch die flucht entziehen: A10.jh. Christ,/ .. uuie mahtih dir intrinnen (quo a facie tua fugiam) ps. 138 12 S. ⟨u1130⟩ er uertrep uz sineme riche/ die ir herren waren entrunnen priester Arnold siebenzahl 688 P.-K. ⟨1337⟩ der eine (mann vor dem angreifenden bären) ûf einen boum entran Konrad v. Ammenhausen 6556 V. 1519 da entran der babst und etlich cardinel in die alt stat volksbüchl. kaiser Friedrich 265 P. 1769 (daß der richter) auf dieselbe (verdächtige personen) fleissig achtung geben lassen solle, damit sie mitlerzeit nicht entrinnen mögen constitutio criminalis theresiana 75. ⟨1974⟩ millionen von jungen menschen .. fühlen sich frei, weil sie der elterlichen tradition entronnen sind Lorenz wirkungsgefüge 346 E.-E. b von gefahren, bedrohungen unberührt bleiben, ihrer einwirkung entgehen: ⟨1160/70⟩ hymel vnt erde sament brinnit,/ dem vivre nivt entrinnet entecrist 129,38 H. ⟨1301/19⟩ daz dâvon/ dem fiur nieman entran Ottokar öst. reimchr. 95628 MGH. ⟨1568⟩ vor gott die sünden zubuͤssen vnnd dem verdamniß zuentrinnen Osiander jesuiter (1569)39. 1781 dort wär’ Althänens feind dem verderbenden schicksal entronnen Voss odüßee 82. 1973 als entferne sich da ein gefährliches unding, dessen vernichtender wirkung er nur knapp entronnen sei Hildesheimer Masante 10144. 2 hervorkommen. a entstehen, hervorgehen, aufgehen: 10.jh. natum est .. inrunnan ist (oder verlesen, verschrieben für irrunnan?) ahd. gl. 1,803,26 S./S. ⟨u1170⟩ uil frô. do der tac enrân speculum ecclesiae 63 K. ⟨u1285⟩ sô was hir (ihr) bluͦt van kunigen rîch/ enrunnen ûz Vrankrîche/ bit kuningen Luͦdewîche bruder Hermann 59 M. ab ende des 18. jhs. wieder vereinzelt bezeugt: 1796 wilden taumel ..,/ der dem blumenkelch entrann Tiedge schr. 1,184. ⟨1928⟩ ganz aus sich selber entronnen, ‘selbstentzündet’ ist der heutige zustand des restlos verwirklichten solipsismus Wolfskehl ges. w. 2,448 R./B. b rinnend heraus-, hervorfließen: ⟨1240/50⟩ da muͦste haz der minnen/ uz dem vazze entrinnen Ulrich v. Türheim Rennewart 17457 DTM. 1754 in klüften, wodurch ehedem die wasser den bergen entrannen,/ .. brauchen caninchen ihr recht Unzer sittl. ged. 15. 1852 ein warmes schweißlein mir entrinnt Mörike 1,144 M. 3 vergehen. a verrinnen, sich verflüchtigen; gegenwartssprachlich nur noch von der zeit: ⟨u1147⟩ wîle unde stunde/ walzent allumbe,/ si megen uns lîhte entrinnen kaiserchr. 3643 MGH. hs.u1480 die salb wol zu der erden flos,/ .. mir ist die salben entrunnen egerer fronleichnamssp. 3605 LV. 1556 malè quesit, malè perdit. wie gewunnen, also entrunnen Sarcerius disciplin 37b. 1787 wie schnell die stunden uns, bey regem fleiß, entrinnen Gotter ged. 1,400. ⟨v1945⟩ ich fühlte, wie die zeit des glücks entrann Haushofer son. (1946)88. b schwinden, verloren gehen: ⟨u1200/10⟩ mîne sinne,/ die mir wârn entrunnen Wolfram Parzival 6580,9 L. 1533 auß dem allen ermist man wol,/ ../ das die rain warheit ist endtrunnen Sachs 5,332 LV. 1788 die hofnung war entronnen Langbein ged. 164. 1838 einen frischen besen,/ daß mir nicht mein antheil macht entrinne Rückert ges. ged. (1834)5,131. 4 der kontrolle entgleiten. a entfahren: ⟨1210/20⟩ ê daz diu redẹ entrinne dir/ ze gæhes ûz dem munde hin winsbeck. ged. 315 ATB. ⟨u1300⟩ got der mvͤze mich gesegen/ daz mir die rede icht mere entrinne heidin 1243 H./P.hs. 15.jh. mein weip ../, daß ir vor freud ein schiß entran fastnachtsp. 1,239 LV. 1541 er sagt keyn warheyt, sie entrinn jm dann Franck sprichw. 1,52b. 1783 ihr habt es abgeredt, und darum ist dir das ‘wir’ entronnen Pestalozzi 2,317 B. 1901 ‘.. es ist nicht mehr alles, wie es früher gewesen ist.’ das entrann ihr fast wider willen Zahn Indergand 255. b aus-, entgleiten im 19. jh. vereinzelt auch außer fassung geraten: ⟨u1300⟩ sy erschrack also grymme/ ../ das ir der zugel entran Heinrich v. Neustadt Apollonius 8702 DTM. 1441 von zorn tuot ainr im selb entrinne teufels netz 689 LV. hs.u1593 so endtrindt jm dann der fues offt jagdtraktate 2,44 L. ⟨1853⟩ die leute, denen der karren entronnen war, kamen mit geschrei hinterdrein Auerbach (1857)5,34.

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Zitationshilfe
„entrinnen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/entrinnen>.

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