Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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flegel

flegel,
1)
m. flagellum granis frumenti excutiendis factum, sp. flagelo, fr. fléau, schon ahd. flegil (Graff 3, 769), mhd. nnl. vlegel, nd. fleger, engl. flail, dän. pleiel, also ein lehnwort, der echtere deutsche ausdruck war wol goth. þriskilô = ahd. driscilâ, ags. þërscel (vielleicht þërscele), noch nhd. drischel (2, 1421). it. nicht flagello, das nur geisel ist, sondern trebbia = lat. tribula. lit. spragilas. es kommt zur beurtheilung des geräthes darauf an, ob das getreide geschlagen, getreten oder befahren wird. driscan scheint sich mit driscufli schwelle zu berühren. statt des einfachen flegel häuft man dreschflegel und oberdeutsch wird gern geschrieben flögel. eiserne flegel bezeichnet eine waffe. Kirchhof mil. disc. 29; flegel mit eisern häupten. Frischlin 456. in diesem sinn erscheint es weiblich: der fuhrmann schlug den wolf mit einer eisern flegel zu todt. Hans Clawert 1591 s. 118;
denn da du (Bacchus) ihn (Icarius) verehrt, als du zu ihm bist kommen,
mit einer flaschen wein, hat er sie erst genommen,
den bawren mitgetheilt, das ihm nicht wol bekam,
weil jeder hitzig ward, und seinen flegel nam,
und schmissen auf ihn zu, bis dasz er hat sein leben,
im sande jämmerlich ermordet, aufgegeben.
Opitz 1, 390;
der dem pfluge vor entlief,
bauren in den beutel grif,
und bei fremdem tische schmauste,
wird nun wieder müssen hin,
wo die krae dem schweine lauste,
ochsen her für flegeln ziehn.
Logau 2, 246;
so wil ich dir auf die hauben greifen,
dich lernen an dem flegel pfeifen.
Opel und Cohn 431;
es galt die alte regel,
soldat ins feur hinein,
der bauer mit dem flegel
sieht zu und läszt es sein.
2)
flegel, schelte für bauer, rusticus, agrestis:
'schultheisz, ich heisze der Heinz flegel'.
H. Sachs III. 3, 15ᵇ;
ein grober flögel
schlägt oft sechs kögel,
da sonst ein ehrlich biderman
nicht wol éin kögel treffen kan.
Philander 1, 144;
ein grober flegel. pers. rosenth. 4, 5; der gemeine flegel meint man pflüge mit blinden pferden sowol krumme furchen als gerade. Lehmann 140; der ist ein flegel, büffel, bachant, der arm ist. 53; sagt nicht mancher 'bei flögel! lerne zum ersten mores, alsdann rede mit deinem vatter, du hundskrot! wil dann das ei gescheider sein als die henne?' Abele gerichtsh. 1, 245; du groszer flegel, kanst du nicht den einen (frosch) hin, den andern her schmeiszen? so bist du der marter los. Weise comöd. pr. 41; ich meinte ein solcher flegel sollte sich besser unter das commando schicken. 103; so ein flegel gehört ins hundeloch, da kann er liegen, so lange er will. 178; ein garstiger flegel und ein narr. Jucund. 198; hierauf brachten wir die flegel nach haus. 202; dazu hatte der flegel, dem ich doch ins maul zu greifen die ehre gethan, mir die zwei vordersten gelenke zweier finger linker hand abgebissen. Felsenb. 1, 59; ihr flegel, versteht ihr denn keinen spasz? Lessing 1, 324; weg, flegel! Fr. Müller 3, 78; der flegel hätte auch an seiner wunde sterben können. 3, 217; hust ihm in seine chocolade. er flegel, er esel! 2, 45; warum kam der flegel nicht mit? Lenz 1, 124; und kaum hat er (Klinger) in die hohe schule geguckt so heiszt er schon alle vernünftige gelehrte 'kerls und flegels'. H. L. Wagner die frohe frau 10;
einem armen kleinen kegel,
der sich nicht besonders regt,
hat ein ungeheurer flegel
heute grob sich aufgelegt.
Göthe 1, 155;
da kommt ein flegel ihm auf den leib,
friszt seine äpfel, beschläft sein weib.
13, 4;
ihr seid ein flegel! ihr thut mir weh.
13, 79;
kannst nicht verdauen, dasz ein halbgott sich betrinkt und ein flegel ist, seiner gottheit unbeschadet. 33, 289;
ob ein kaiser unter segel
oder ein gemeiner flegel,
ist dem winde einerlei.
Arnim schaub. 2, 38.
3)
obsc. penis:
und kan ich nit treschen mit dem flegel,
so sol man mich beschenden vor allen frauen.
fastn. 327, 20;
mein flegel sol nit in deiner scheurn treschen.
701, 30.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1747, Z. 71.

flegeln

flegeln,
mhd. triturare, nhd. rustice niti, incumbere, caedere:
wurden zwen an einander flegeln.
H. Sachs I, 506ᵇ;
das er des nachts in dannen flegel.
I, 512ᵇ;
den wöl wir flegeln von dem tanz.
III. 3, 17;
so wir nicht wern und flegeln ire rücken.
Schade sat. und pasq. 1, 3;
besonders wenn das lumpenpack
an feiertagen kegelt,
da stinkt es von Swizenttoback,
da wird was rechts geflegelt.
Voss 4, 44.
sich flegeln, sich bäurisch benehmen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1749, Z. 16.

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Zitationshilfe
„flegeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/flegeln>.

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