Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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flindern

flindern,
volitare, agitari, flattern, flimmern. Lexer 99, vgl. flandern sp. 1722;
der student hin zum pfarrer trat.
der gut müller an der stat
nam das rechtbuch (corpus juris) herfürher, das
ad marginem glosieret was,
abzeichnets mit der rötelschnur,
und mit der zimmerparten pur
hawt herab uberal die glos,
liesz nur pleiben den texte blosz
schnureben herumbher ganz glat.
als der student kam wider spat,
do flindert die glos umb und umb
zerstrewet in der mül herumb.
H. Sachs II. 4, 106ᵃ;
ich schweig wo wir uns nachts verhindern
pisz das die liechter verflindern (verflattern, ausgehn).
fastn. 388, 17;
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1800, Z. 20.

flinte, f.

flinte, f.
sclopetum, pyrites, it. fucile, fr. fusil, dän. flint, poln. böhm. flinta, lett. plinte, offenbar nach flint, dem feuerstein benannt, also nicht zuerst bei uns, weil dann flinse, wenigstens flinze stehen würde. engl. heiszt zwar der kiesel flint, doch die waffe firelock, feuerschlosz, nach dem schlosz, mit welchem der schusz gelöst wird. noch im ganzen dreiszigjährigen kriege wurden die schieszgewehre durch lunten (mèches) entzündet und erst in der zweiten hälfte des 17 jh. allmälich flinten eingeführt, das wort kann also bei Philander, Opitz, Fleming, Chemnitz nicht vorkommen. zwar für fäustlinge, pistolen, puffer, die mit éiner hand gelöst wurden, musten auch früher schon feuersteine üblich gewesen und von ihnen späterhin auf die schultergewehre übertragen worden sein; doch heiszen sie nie flinten. flinte, rohr so man nicht spannet. Schottel 1317; flinte, 'dieweil es flink und ohngespannet abgehet', fistula, quae catulo tenditur et ictu chalybis inflammatur. Stieler 519, das flink abgehen würde zu flink (sp. 1800) passen, s. vorhin flinke. lange blieb unter den soldaten der name rohr, feuerrohr, gewehr, feuergewehr bräuchlich, und bis auf heute lautet das commandowort gewehr auf die schulter! gewehr bei fusz! niemals flinte. es mag sich eher bei jägern geltend gemacht haben (vgl. doppelflinte, jagdflinte, vogelflinte), so viel ich mich entsinne, enthalten sich des ausdrucks auch noch Günther und Gellert; aber Felsenb. 1, 48 steht: nahm sich meine im grase verdeckt liegende flinte, warf noch ein paar laufkugeln hinein; ich gab meiner flinte eine frische ladung. das wort ist jetzt allgemein geläufig, doch unsoldatisch: die flinte geht los, versagt; die flinte laden, entladen, losschieszen, lösen, losbrennen (rührt noch von der lunter her), auf die schulter nehmen; er musz die flinte tragen, auf den rücken nehmen (soldat sein); die flinte niederwerfen, sich ergeben; die flinte ins korn werfen, verzweifeln, die flinten ausziehen, rein machen (lieber, die gewehre).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1802, Z. 44.

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Zitationshilfe
„flindern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/flindern>.

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