Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

galgan, galgant

galgan, galgant
u. ä., galanga u. a.
1)
galgant m. ist die heutige form (vgl. unter c).
a)
eine ostindische wurzel, früher lange in ärztlichem gebrauche oder als gewürz (s. 2, a), der officinelle galgant, maranta galanga Nemnich 3, 507, auch der kleine galgant zum unterschiede vom groszen, sinesischen galgant, Kaempferia galanga 277.
b)
auch auf heimische, europ. pflanzen übertragen: deutscher galgant, schoenus mariscus Adelung, eine art stickgras; bei Nemnich wb. 176 auch galgant für scirpus sylvaticus und carex acuta, vulpina etc., bei Frisch 1, 314ᵃ wild galgan, cyperus, juncus angulosus, κύπειρος u. a., vgl. Voss unter c, Trochus u. 2, b. gewiss wegen ähnliches gebrauchs der wurzel, vgl. schon Megenbergs angabe über fälschung des galgan 368, 27.
c)
mit dem angeschobnen t übrigens schon im 15. jahrh. und früher: galgant, als specerei Baaders Nürnb. poliz. 128, Megenberg 368, 19 var.; galgant, galganum, galanga, galgana. voc. 1482 k 1ᵇ, auch in andern vocc. Dief. 256ᵇ. ebenda auch galgent, selbst galget, im voc. inc. teut. h 1ᵇ aber 'galgant ... vulgariter galgen', also längst eingewurzelt und deutsch weitergebildet. So ist denn die betonung galgánt bei Adelung eine gelehrte widerherstellung, wahrscheinlich von apothekern, ohne not und nutzen, da es so doch noch lange nicht lat. ist; gálgant bezeugt z. b. folg.:
wo lotos gedeiht, wo nährender galgant.
Voss Od. 4, 603,
in der ersten ausg. gálgan (s. 2), homer. κύπειρον (vgl. Frisch unter 1, b, Trochus und Henisch unter 2, b):
überwachsen mit klee und würzeduftendem galgan.
2)
älter und echter galgan.
a)
so mhd. galgan, auch galgân nach reimen (s. Trochus u. b), s. Lexer 1, 727; galanga haiʒt ain galgan ... wechset in Persenlant .. die wurzel haiʒ wir galgan. der pest galgan ist, der rœtlot ist u. s. w. Megenberg 368; und nim denne ingeber und galgân und negelîn, die stôʒe under einander. buch v. guter speise § 2.
b)
nhd. galgan: galanga galgaen, cyperus wilder galgan Trochus K iijᵇ, also noch galgân, daher mrh. 15. jahrh. galgayn Dief. 256ᵇ; galgan, galgant, galgas, galgenwurzel, galanga, radix odorata et acris, nascens in provinciis Chinae et Joniae (Indiae?), est major et minor, rechter galgan cyperus Babylonicus, wilder galgas curcuma cyperus, juncus quadratus etc., süszer wilder galgan, indianische zuckerwurz, cyperus dulcis. Henisch 1335. galgan noch Rädlein u. a., vgl. Voss u. 1, c.
c)
aber auch gekürzt oder deutsch behandelt galgen, im 18. jh. bei Steinbach 1, 537 und schon im 15. jh. Haupt 2, 152 (erlösung 5719), s. das 'vulgariter galgen' 1, c; so snide galgen in den mund und schluck die spaichelen. Birlinger Augsb. wb. 177ᵇ. daraus weiter galge galanga Brack voc. Lpz. 1491 47ᵇ, selbst galg Dief. 256ᵇ. — Daher denn verdeutlicht galgenwurzel Henisch unter 2, b, galgenwurz galanga voc. 1482 k 1ᵇ, cyperus Aler 833ᵃ (neben galgant 832ᵇ), noch nd. z. b. in Mekelnburg galgenwöttel.
3)
noch andere formen.
a)
im 16. jahrh. galigan u. ä.: galganum, est nomen herbe, galigan. voc. opt. Leipz. 1501. 1508 M 1ᵃ; ebenso nd. 15. jahrh. Dief. 256ᵇ, auch galligan 16. jh.: wen men des morgens (zur ader) laten wil, so schal me des avendes galligan seden in wyne unde drinken. Wiechmann mekl. altnied. lit. 1, 67. auch nl. galigaen, cyperus Babylonius, galanga vulgaris Kil. Und so früher noch: galinga, galigan. Mones anz. 4, 245, nd. um 1300; galgana, galegan. sumerl. 66, 26; ciperus, wîʒ galigân Nyerup symb. 408, für die länge spricht die nl. form vorhin, auch nd. garigaen Dief. 256ᵇ, gallegaen n. gl. 188ᵃ, vgl. u. 2, b. auch mit erweichtem g galian (galien) Dief. 256ᵇ.
b)
das nähert sich denn dem lat. galinga, scheint aber die ungewöhnliche betonung gálinga vorauszusetzen, aus der es sich leicht begriffe; aus gáligân ward dann das gálgân, galgen u. 2. Aber gálinga ist nicht die urspr. lat. form, sondern gálanga, wie wol auch betont wurde, gr. γάλαγγα? So auch ahd. galangan Graff 4, 184, und, allerdings mit gewöhnlichem tone, ital. span. galanga, altfranz. galange, altspan. altfranz. garingal, engl. galangal, s. Diez² 1, 198, es geht auf ein arab.-pers. wort zurück, s. das. und Weigand 1, 385. die betonung galángan auch bei uns verrät galangenboun (baum) galanga Wack. voc. opt. 48ᵇ.
c)
aus galánga dann auch 'gelángt oder gálgan' Brack bei Dief. 256ᵇ, reiner 'glanga, geláng, gálgen' nov. gl. 188ᵃ, also beide betonungen noch im 15. jh. neben einander. Endlich eine vermischung mit galban (s. d.), wol aus ähnlichem ärztlichem gebrauche. denn in vocc. des 15. jahrh. erscheint galbanum als galigaen, galgan Dief. 256ᵃ, und noch im brem. wb. 2, 478 für oleum galbani galgenbômsölje, zugleich wol witzelnd an den galgen angelehnt. vgl. galgenbaum 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1164, Z. 72.

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Zitationshilfe
„galgant“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/galgant>.

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