Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gagel

gagel,
1)
ein strauch, myrica gale, myrtus brabantica, pors, gagel, myrtenheide, ölmyrte, heidelbeermyrte u. a., s. Nemnich 3, 689. nd. oder nrh. 15. jh.: myrtus, gagel, gagelboem Dief. 363ᵃ, in einem zwischen nd. und nrh. schwankendem voc., gagelkruyt Teuth. 98ᵃ ist gewiss eben das; nl. gaghel myrtus, pheudomyrtus Kil., jetzt gagel m., in Geldern z. b. heimisch (Weiland). das wort ist alt, denn schon ags. gagol f., 'gale, gole, dutch myrtle' (wie myrtus brabantica vorhin) Ettm. 408, im 13. jh. gagel mirtus Wright vocc. 141ᵇ, engl. jetzt gale, goule, schott. gaul. vielleicht auch altn. gaglviđr Vötusp. 34, s. Vigfusson 187ᵃ.
2)
ganz anders schweiz. der gagel, auch die gagle, plur. gaglen, kothknollen von ziegen, schafen, hunden u. a., s. Stalder 1, 412, vgl. 82; auch vorarlb. gagel, dem. gägele, und in den sog. cimbrischen gemeinden kagela f., dem. kägelle, ziegen- und schafkoth (Schmeller 133ᵇ), hier an ital. caccola angelehnt, aber jenen genügendes alter verbürgend, offenbar zu kacken (s. d., oberd. mit g-) in einer nebenform.
3)
und doch treffen wol beide zusammen: in älterer zeit ist hd. von lämmergageln die rede als beeren wie es scheint, in medicinischem gebrauche: oder gip im waʒʒer, dâ lambergageln (gen.) ein dragme inne sî gesoten. fundgr. 1, 323. pflanzen hieszen geiʒegagel, schâfgagel (Lexer 1, 724). lambergageln scheinen also die beeren eines myrtenähnlichen heimischen strauches, die benennung aber scheint gegeben wie umgekehrt die köthel der schafe und ziegen schaflorbeeren, ziegenlorbeeren heiszen (lorbern von eim zigenbock anklag der podagr. rott o. o. 1601 B 7ᵇ, sächs. norbeln, d. i. lorbern). letztere nennt Hugo von Trimberg 268ᵇ geiʒbörster pl. (nach strô und mist genannt), sing. geiʒborst n., und dazu stimmt ebenso mhd. borse, ahd. borsa myrtus Dief. 363ᵃ, wenn man die vermittelnde form porst (s. u. kienpost u. Dief. s. v. merica) dazu nimmt; s. auch geiszbohnen, holzbirnen, eig. aber ziegenköthel. auch wenn der ags. und nl. name des strauches darin seine erklärung nicht findet, hat er doch wol in oberd. gebrauche diese anlehnung erfahren.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1141, Z. 70.

gagel, n.

gagel, n.
das under gagel, testiculi:
der ehstand zwischen fraw und man
mag keines wegs im fried bestahn,
es sei denn das der freudennagel,
an welchem hangt das under gagel,
sie beiden fest zusamen haft.
Waldis Es. 2, 62, 40.
es kann zu gageln baumeln gehören, denn das scrotum ist ebenso benannt in klächel (s. d. 4). doch vgl. auch gegel (geil) und den oberpf. gagelhahn, auch gagelhenne die bei hochzeitsgebräuchen dienen, Schmeller 2, 20, mit offenbar symbolischer bedeutung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1142, Z. 27.

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Zitationshilfe
„gagel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gagel>.

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