Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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garaus, adv.

garaus, adv.,
s. garaus m. 4, d. e.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1874), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1330, Z. 28.

garaus, f.

garaus, f.
gleich karausche (s. d.), östr.:
seekarpfen, seepunkel, garáusz.
Schmelzl lobspr. 92,
selbst im plur. ohne endung (vgl. unter kabliau); gewöhnlich im demin. garäusel n. Popowitsch versuch 219, der aussprache nach gareisel Höfer 1, 273, bair. garäuslein Schm. 2, 60. auch mit û, wie karûse: von schleim, garuszen und andern speisfischen. Hohberg 2, 481ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1874), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1330, Z. 29.

garaus, m., n.

garaus, m. n.
völliges ende, untergang u. ä., das adverbiale gar aus (sp. 1322) zum subst. erhoben, wie anderen adverbialen wendungen geschah, z. b. voraus, davon den voraus haben, einen vorsprung beim fliehen Kirchhof wend. 2, 322 Öst.
1)
neben der gewöhnlichen betonung gáraus ( Campe) kommt auch garáus vor, z. b. bei Gries unter 2, ohne zweifel von jeher, z. b. im 16. jh. nach folg. reimen: bespräng damit das haus, so macht es den flöhen den garaus. Fischarts flöhh. 899 Sch., 2, 111 Kz., im 17. jh. bei Weckherlin u. 3, a, Otto 3, b; s. auch garáuszen u. 5, d, β. gáráus könnte doch auch gemeint sein im folgenden:
da rumpelt her die fledermaus,
der machte man bald den garausz.
Uhland volksl. 41;
es ist wie mit durchaus, mithin u. a. zusammensetzungen aus zwei wörtern die urspr. beide gleiches tonrecht haben.
2)
im geschlecht unsicher: vom fall und garausz des antichristischen reichs. G. Nigrinus papist. inquis. 618;
dabei ihr könnt im frieden
vorm garausz bleiben frei.
J. Doman von der t. Hanse v. 7;
hilft der stark dem schwachen, so hilft er ihme zum garausz, (d. h.) meint er, er hat ein helfer, so hat er ein herrn. Lehman 1, 127; jederman hätte vielleicht gedacht, dasz es nunmehro mit dem armen Simplicissimo zum garausz gehen würde. Simpl. 1685 1, 77;
ihm (Roland) machte Gan, mit tückischem erbosen,
verrätherisch bei Roncisval garaus.
Gries ged. 2, 105.
3)
als m. garaus ruina, interitus Stieler 69, 'in niedrigen pöbelreden das ende, der untergang' Frisch 1, 319ᵇ.
a)
haupts. den garaus machen, seit dem 16. jh. bis heute:
bisz es (das alter) macht den gar-ausz.
Weckherlin 480 (od. II, 24, 7).
gewöhnlich mit dat. der person: flugs laszt uns auf sein und daheim ziehen, sagt Picrochol, ihnen den garaus zumachen. Garg. 224ᵇ (Sch. 420); dem winterkönige droht ein lied:
die pfaffen hastu in harnisch (in waffen) bracht.
nicht mehr bringst du sie raus,
bis sie dir han den garaus gemacht
und kommst in nobishaus.
Opel u. Cohn s. 63;
wir können zwar den bösen neigungen nicht ganz absterben, denn der tod ist es, welcher ihnen den garaus macht. Butschky Patm. 602; und zugleich der stadt Wierta der garausz gemachet. Micrälius 2, 143;
was wäre da
wol leichter, als des Saladins sich zu
bemächtigen? den garaus ihm zu machen?
Lessing 2, 220 (Nath. 1, 5);
man durfte sie nur undiscipliniert loslassen, so machten sie uns den garaus. Göthe 30, 90; ein bedeutender stollenbruch habe dem dortigen bergbau den garaus gemacht. 31, 43; welche beide wol dem drachen bald den garaus machen werden. 39, 180; das schachspiel .. welches in bezug mit jener weltklugheit allem dichtersinn den garaus zu machen völlig geeignet ist. 6, 31. zuweilen statt des bloszen dat. mit einem, wie unter b bei spielen: wann wir vermeinen, der mühe und arbeit ein ende zu bringen, so machen sie uns selbst den garaus. Butschky kanzl. 526.
b)
früher aber und lange auch den garaus mit einem spielen, funditus aliquem perdere Stieler 69:
Jerusalem, du starke veste,
du schön und wolgebautes haus,
dir werden kommen fremde gäste
und mit dir spielen den garaus.
Otho 782;
krankheit, welche mit ihm gleich andern den garaus spielen würde. Salinde 130. 135; eben als er den garaus mit ihm spielen wollte. Lessing 9, 82. der blosze dat. wol nur durch vermischung mit den garaus machen, z. b.: was für grundgelehrten und wundersinnreichen muthmaszungen kann sie nicht auf einmal den garaus spielen. Lessing 8, 526.
c)
seltner andere wendungen, z. b. einem den garaus singen, im 16. jh.:
ich hab im lengst den garausz gsungen.
Schmelzl Saul 23ᵇ,
vgl.wen ich nich ze gudem glücke derzu kummen wär, se wers wull ümb se gesungen gewast Gryph. Dornr. 105, 2, se wärs dosmol gesungen gewast 90, 4, entnommen vom aussingen einer leiche (I, 973). wer zu grunde geht o. ä., bekommt, hat den garaus: den betrübten garaus bekommen (elend umkommen). Salinde 205; bei den jungen, welche .. einem (als diener) so viel und bisweilen so schwere bürden auf den rücken legen, dasz man oft darunter niederfällt und darmit den garaus hat. A. Gryphius 1, 845, wie jetzt den rest hat. dem entsprechend auch geben statt machen (wie den rest geben): ich war nicht lustig vorher .. aber dieses nun gibt mir den garausz. Elis. Charl. v. Orl. (1871) 617. bei Maaler 157ᵃ den garausz sehen, ultima cernere.
4)
als n. gleichfalls schon im 16. jh.: bis das endlich gott hinter inen her war und spilet das garaus mit inen. Luther bei Dietz 1, 10ᵇ, wo auch der garaus aus den tischr. 33ᵃ; denn er leicht mit mir das garaus hätte gemacht. Schweinichen 1, 220; unser herr gott wolt das garausz mit ihnen spielen. Fronsperger kriegsb. 3, 290ᵃ; gottlosigkeit .. ungerechtigkeit .. üppigkeit .. die drei, wann sie zusammen kommen, machen sie das gar ausz (so). Zinkgref 1653 2, 34; wird er .. mit der rothen ruhr befallen, welche das garaus mit ihm spielte. Olearius pers. reise 267; kompt .. sein verhängnis und machet das garaus mit ihm. ros. 31 (2, 11); das garaus mit euch machen. Harnisch 49, Hippel lebensl. 4, 409;
und wankte, wie ein stamm, der manchen hieb gefühlet
und, eh der letzte schlag das garaus mit ihm spielet,
mit sich nicht einig ist, worauf er fallen soll.
noch Adelung setzte das n. an (das m. als oberd.), wie vor ihm der Schlesier Steinbach, auch Aler 837ᵇ, die zeugnisse sind wesentlich norddeutsche, schlesische.
5)
zur erklärung.
a)
es gab einen garaus, der von den stadtthürmen das ende des tages verkündete: die thore muszten a. 1498 in Regensburg mit dem garaus gesperrt werden. Schmeller 2, 60 aus Gemeiners Reg. chr. 4, 28; hauptsächlich in Nürnberg, die letzte stunde vor der nacht, wie vor dem tage, die die glocken schlugen (tag und nacht waren da für sich in stunden getheilt, wechselnd in 8 bis 16, s. Wagenseil 137 ff., städtechr. 1, 365): wenn es den garaus schlecht. Tuchers baumeisterb. 60; des nachtes zu dem garaus. das., s. auch 61. 69; an dem osterabent, do man zalt 1423 jar, do kam zwischen dem garaus und éiner ur das gröst weter .. chron. 2, 41; zu abend zu dem garausz. 275, 23; am morgen zum garausz. 276, 13; vgl. aus H. Sachs garausglocke, garauszeit. noch heute hört man in Nürnberg abends den garaus (gespr. gâres), aber als abendläuten, wie Schmeller a. a. o. das ganze wort als läuten auffaszt, es mag die urspr. bed. sein, wie denn auch bei H. Sachs die garausglocke (s. d.) geläutet wird.
b)
auch dieser garaus wurde bildlich in dem sinn u. 3 gebraucht, in Nürnberg und anderwärts:
wird bald umb in den garausz schlagen.
H. Sachs 3, 1, 95ᵇ. 3, 2, 117ᵇ,
s. auch u. garausglocke; ob schon die andern mit zuͦfelle also bedrenget, dasz ietzt bald der garausz schlagen werde, sich ansähen läszt (deutlich ist) .. Kirchhof wend. 1, 111 Öst.; wenn es auf der groszen uhren, wie zu Nürnberg und anderstwo bräuchlich, nach der tagläng .. abends den garaus schlägt, soll man sich erinnern, dasz auch mit uns allen .. ja mit der ganzen welt letztlich der garausz kommen werde. 4, 382; sobald der stadtdiener (in Nürnberg) sagte, er habe befehl, mich sogleich nach dem 'garaus' zu sr. gnaden dem hern reichsschultheis zu führen. 'es ist mein eigner garaus', sagt' ich .. J. Paul paling. 1798 2, 235 (mit anm.: der garaus ist die stunde wo die sonne untergeht). also wie ähnlich jetzt mit dem stehts dreiviertel auf zwölf, z. b. von einem der dem bankerot ganz nahe ist (wol nach der mittagsstunde als alter zahlzeit). auch schwächer, heute ist mein garaus, der letzte tag dasz ich hier bin Heynatz ant. 2, 3, dazu aber auch wir wollen ihm heute den garaus geben, die abschiedsmahlzeit, 'henkersmahlzeit' das.
c)
auch an das gar aus! der trinker (sp. 1321) wurde der garaus angeknüpft, z. b. der wein, der letzte becher machte dem trinker selber den garaus, wie er dem becher:
die erst hitz ist ihm gar dahin,
den garusz macht ein kraus mit wein.
Wickram kunst zu trinken 3, J 2ᵇ;
diser gestalt machen die volle säw einander den kerab und garausz (durch das zutrinken des S. Johannes segens, nachdem sie schon aufgestanden zum gehn). Albertinus narr. 232, s. V, 404; vgl. auch den spruch bei Henisch 908, 65
nun trinket man den wein gar aus,
darumb musz mancher aus dem haus,
auch diesz aus dem haus müssen wurde gewiss als der garaus, sein letzter garaus behandelt, er muszte 'gar aus dem haus'.
d)
denn auch das gar austrinken, musz ein garaus, garaustrunk geheiszen haben.
α)
wie der zuruf in ein subst. übergehen muszte, zeigt noch folg. stelle aus dem ende des 17. jh.: soll leben der unüberwindlichste kaiser Leopoldus! garaus! leben soll der groszmächtigste held Maximilianus Emanuel! garaus! etc. also setzt man vom garaus nicht aus, bis die ganze vernunft ihren rest bekommt. Schmeller 2, 60 aus Selhamer (vgl. Albertinus narr. 231 da müssen auch die gesundheiten der fürsten herhalten), und wie gerade das austrinken für eine kraftthat galt, zeigt z. b. was Albertinus a. a. o. 229 vermeldet: ja zu einer ewigen gedechtnus schreiben sie ihre namen an die grosze bokal und gläser mit disen worten: herr Peter Ochs, herr Paul Elephant, herr Hans Schweinhart etc. hat dises glas in einem einigen suff ausgetrunken und in einem einigen athem und schlund ausgehebt; selbst vom fasse: keiner vom andern, bis das fasz aus ist! das. 224. heiszt doch auch der trinker selber ein saufaus.
β)
der ausdruck ist selbst zu andern völkern vorgedrungen, wie anderes aus der alten deutschen trinkkunst, z. b. frz. trinquer, it. bríndisi, frz. brinde ein zutrunk, aus ich bring dirs (Frisch frz. wb. 1, 233, Diez 2, 14); franz. schon im 16. jh. bei Rabelais: ces importuns qui contraignent les gentils compagnons trinquer, boire carrous et alluz, qui pis est, s. Diez 1, 423, der auch das alluz sicher richtig auslegt als all aus (alem. all ûs); man wuszte den ursprung auch noch im 17. jh., Duesius z. b. erklärt carrous, boire tout, gahr ausz, bibe totum, und faire carrous, gahr ausz trinken, auch faire carrousse 'tapfer saufen' Frisch frz. wb. 1, 278, mit rom. c- für hd. g- wie so oft umgekehrt (s. G 5, b). auch, worauf Schmeller aufmerksam machte, span. caráuz m. völliges ausleeren des glases beim gesundheitstrinken, und engl. carouse eig. voller becher den man darbringt, dann zechgelag, to carouse zechen, carouser zechbruder. auch hd., wie engl., ein zeitw., im 17. jh.:
beuvons, messieurs, à vos santez,
so lasset uns all garauszieren.
nach folg. auch garáuszen (wie garáus u. 1), vom meere wird im vergleich mit dem zecher gesagt, es pflege
breit-diefe flüsz und bäch ohn masz
garauszend in den wanst zu ziehen.
ders. 520 (od. III, 11, 6),
der dichter kannte das engl. wort ohne zweifel aus eigenem gehör und gebrauch.
γ)
die wirkliche entstehung des garaus machens aus diesem garaus der zecher ist durchaus denkbar im munde der sittenrichter, prediger, ja der zecher selber; auch das gleichbed. rest (vergl. unter 3, c) ist so entstanden denkbar, zumal er in trinkersinne wol auch gar aus hiesz, denn man trank einem das halbe glas zu, ihm 'den rest' überlassend:
dis gläslein weins das gilt dir halb,
trinks gar aus, du mein liebes kalb.
Garg. 89ᵃ (Sch. 153).
andere nachträgliche auslegungen oder anlehnungen könnten nicht wunder nehmen, wurde doch der garaus der trinker auch in einen keraus verwandelt (V, 405). das garaus spielen mit einem (vgl. einem mitspielen) scheint auf ein spiel zu deuten.
e)
noch im 18. jh. wird es übrigens als adv. behandelt von Steinbach 1, 50, der neben das garaus mit einem spielen ansetzt er hat es mit dem feinde garaus gemacht, es ist mit mir garaus, er macht mit der stadt garaus; und so im 16. jh. 'gar aus': aber nach deiner groszen barmherzigkeit hastu es nicht gar aus mit inen gemacht. Nehem. 9, 31; stürmet ire mauren .. und machts nicht gar aus. Jerem. 5, 10; das ganze land sol wüste werden, und wils doch nicht gar aus machen. 4, 27, s. u. gar III, 2, e. bei Maaler 44ᵃ steht neben einen auszmachen, tödten in gleichem sinne einen gar auszmachen, auch der durst wil mich gar auszmachen, consumor siti.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1874), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1330, Z. 36.

garaus

garaus, pl.
bei Fischart unter unheimlichen wesen: von wehrwölfen, pilosen, geiszmänlin, dusen, trutten, garausz und bitebawen (s. d.). Garg. 119ᵇ, garousz Sch. 214. es ist das frz. garou, jetzt loup-garou, werwolf.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1874), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1333, Z. 26.

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a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
garsthammel
Zitationshilfe
„garaus“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/garaus>.

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