Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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klang, interj.

klang! interj.
für ein tieferes klingen, unterschieden von kling! für höheres klingen: wann ich diesen sachen in ernst obsinne, so befinde ich .. dasz alle das geschrei und heulen, so man der abgestorbenen wegen haben musz (s. sp. 908 unten), sich ursprünglichen in der apothek und im groszen klingelstein, klang klang, als einem rechten todtengeläute anhebe, und in dem kleinen klingelsteinlein, kling kling, mit dem requiem singen .. ein ende nehme. Philander ges. 1650 1, 170 (in der ausg. Frkf. 1644 s. 133 fehlt noch das klang klang und kling kling). s. weiter kling! und klingklang.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 944, Z. 59.

klang, m.

klang, m.
kiesige seichte stelle im flusse, wo das wasser rasch darüber rieselt. so nd. im Götting. Schambach 101ᵃ. 103ᵇ, pl. klenge; auch hessisch: es soll auch hinfort das nachtleuchten, fischhawen und das stechen mit den eisen, desgl. das treiben und jagen der fische aus den wögen und aus den staden auf die klänge, so dann ferner das fischfangen mit durchstellung der nachtgarn auf die klänge .. verbotten sein. fischordn. des landgr. Georg von Hessen 8. april 1642. in der Gieszener gegend aber klang m. eine offene stelle im fluszeise. gewiss ein altes wort, s. das zweite klinge in gleicher bedeutung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 944, Z. 69.

klang, m.

klang, m.pl.
sonus, sonitus, ablautend zu klingen (praet. klang); mhd. klanc, gen. klanges (daneben auch klinc und klunc m., wb. 1, 844); ahd. dagegen chlanch (d. i. klank) tinnitus Notker 150, 5, Graff 4, 565, doch gab es gewiss auch chlang. die zweite form mit härterem auslaut entspricht der nebenform klinken von klingen, sie findet sich noch um 1500 (also gewiss auch mhd.), klanck clangor voc. th. 1482 q 6ᵇ. Dief. 125ᵇ, clangor, sonus tubae, geschal oder klanck voc. opt. Lpz. 1501 F 4ᵃ (vgl. dagegen gesangk E 3ᵃ):
Michel Schonknecht, Hans Franke
gleich hullen mit dem klanke.
M. Behaim Wiener 12, 26,
machten mit im aufruhr, 'stimmten ein', von musik oder gesang entlehnt. in den sprachen nd. lautstufe gilt diese form bis jetzt: sonus, ein klanck. Chytr. cap. 52, ebenso für clangor das. (in seiner vorlage, bei Golius thon, klang); nl. klank, und nur so; auch engl. clank schall, getöse, gerassel, doch daneben gleichbed. clang, wie auch mnd. klang Dief. 125ᵇ. dän. schwed. nur klang, nicht ohne verdacht der entlehnung aus dem hd. (Rydqvist 1, 184).
1)
Eigentlich, äuszerlich. Klang ist hauptsächlich ein heller und hallender ton, während ton mehr den musikalischen oder gemütlichen wert und gehalt eines lautes, laut mehr den hall der stimme eines lebenden wesens, hall und schall einen klang von mehr grösze und umfang bezeichnen; doch wird klang, wie ton und laut, auch allgemein für sonus gebraucht, obwol seltener. jene bed. hat klang schon früher vorwiegend, z. b. Maaler 244ᵈ ordnet die bed. so: tinnitus, tinnimentum, clangor, sonus, fragor; in voc. d. 15. jh. tinnitio klang vel lut Dief. 584ᶜ, tinnitus klang das., clangor klang, klank 125ᵇ, während es unter sonus 542ᵇ nicht erscheint. welches die geschichtlich erste bed. ist und wie sich das ganze daraus entwickelt hat, das wäre bei dem mangel ahd. zeugnisse vielleicht noch aus genauer beobachtung des gebrauchs im mhd. und den verwandten sprachen zu gewinnen; ich stelle nur vermutungsweise die folg. bed. voran, wie bei klingen (s. d.).
a)
von gesang und stimme:
man mac in (den wolf) dar zuo bringen,
daʒ er singe den selben klanc,
den ouch sîn alter vater sanc.
der wolf in der schule 1299, Grimm Reinh. fuchs s. 339;
ain nachtgall singet susz gesank (n.)
und auch ain gukauch seinen klank.
Behaim Wiener 49, 29, sprichw.;
vor und nachklang, ist ein fehler, und wird der vorklang genennet, wann einer ein lied singet und macht im anfang des reimen (verses) mit bedeckten mund einen klang oder stimm, ehe dann er das wort anhebt. tabulatur der meistersänger bei Wagenseil 531;
erstreckt (ihr vögel) zum klang das hälselein.
Spee trutzn. 340;
da offenbarten bald mit klang
die nymfelein ihr wolgefallen
und machten durch ihr lobgesang
berg, thal, feld und wäld widerhallen.
Weckherlin 359 (od. 1, 4);
Apollo, lasz dein spiel,
Thalia, deinen klang, der mir erst wolgefiel,
itzt klingen mehr als vor.
Fleming 463 Lapp. (sonn. 2, 6);
wie oft hab ich gesagt, aus tausend nachtigallen
ist deiner stimme klang, o schöne, zugericht.
der klang des wirbelnden liedes (der lerche)
ergözt den akernden landmann.
Kleist frühl. 1754 s. 22;
wie lieblicher klang!
o lerche, dein sang.
Uhland ged. 47;
mit neunstimmigem gesange
fallen die Kamenen ein,
leise nach des liedes klange
füget sich der stein zum stein.
Schiller 56ᵇ (eleus. fest);
seltsamer stimmen wundersamen klang
vernimmt man oft aus seinen düstern zweigen.
449ᵃ;
die gefürchtete gegenwart eines lauschers erschreckte den blick im auge und den klang in der kehle. 791ᵃ. Auch vom melodischen der dichterischen rede: der ähnliche klang und ausklang der zweiten und vierten zeile. Herder 18, 6; der reiz des reimklangs; die hohen klänge des odenstils. Dichterisch für poesie, als gesang gedacht:
o Hagedorn, der sanften klang
zuerst dem rohen spiel entzwang.
Voss 6, 203.
uns klingt das freilich wie übertragung vom musikalischen klang her, wie deutlich Voss vorhin es denkt, oder von der allgemeinen bed., wie in klang des liedes, der stimme; aber noch Weckherlins bloszes klang von gesang kann nicht so gefühlt sein.
b)
musikalischer klang, von musikinstrumenten, glocken, schellen u. ä., der begriff der uns heute wol am nächsten liegt:
die gunst (bei hofe) versauset wie ein klang.
also wil ich mit dem gedöne deins gesanges ein ende machen, das man den klang deiner harfen nicht mehr hören sol. Hesek. 26, 13, vgl. Jes. 14, 11; und hieng viel güldener schellen und kneufe umb her an in (Aarons rock), das es klünge wenn er aus und eingienge und der klang gehört würde im heiligthum. Sirach 45, 11, s. dazu 2 Mos. 28, 25;
alle lustige seitenspiel
mit ihrem süszen klang.
Ambras. lb. 108, 62;
höret allerliebste klänge (von saitenspiel).
Göthe 41, 232;
mir geziemt der volle becher,
mir der volle klang der lauten.
weicher klang der flöte Bürger, der helle klang der hörner, der dumpfe klang der trommeln, die rauschenden klänge der tanzmusik u. s. w., die paszgeige hat einen groben klang Steinbach 1, 879, den klang der trommeten nicht vertragen können ders.; recht fremd klingt uns aber was Steinbach auch anführt: einen klang mit den saiten machen, musik, es stimmt jedoch zu klingen allein für musicieren, und ähnlich ist noch folg. nordd. klang aus dem 18. jh.:
schmaus ohne klang ist grade wie glock' ohne klöppel.
Voss Luise 1795 3, 584;
und hinterher bei knall und klang
der tross mit hund und ross und mann.
Bürger 70ᵇ, der wilde jäger,
vom klange der jagdhörner. Davon hörnerklang, glockenklang, harfenklang, lautenklang, saitenklang, geigenklang, zimbelklang, posaunenklang, trommelklang u. s. w.:
kein vernünftiger faszt an den oberen kelch wenn er anklingt,
nein, an den fusz! dann klingts wie harmonikaklang in den glückwunsch.
Voss Luise (1795) 1, 524;
noch tönet wie leiser harmonikaklang
mir tief in der seele dein süszer gesang.
Matthisson (1797) 77;
wenn meine lieder schallen
zum mandolinenklang.
Geibel ged. (1850) 32;
wie grüner waldhornklang.
301.
c)
dasselbe bildlich in der welt der empfindungen, von denen die dichter auch klingen, anklingen, nachklingen, verklingen eingeführt haben, s. klingen II, 4:
der laute gleicht des menschen herz,
zu sang und klang gebaut,
doch spielen sie oft lust und schmerz
zu stürmisch und zu laut.
seiner gegenwärtigen lage .. welche alle saiten seines herzens gestimmt zu haben schien, von jeder empfindung den höchsten ton in vollem klange anzugeben. Jacobi Woldemar 1794 2, 74; o wie wenig kennen sie den mann ... sie hoffen dasz die sanften töne ihres herzens widerhallen werden in dem seinigen? ach! es ist zerrissen, dieses saitenspiel, und wird ewig keinen klang mehr geben. Schiller 312ᵇ (menschenfeind sc. 4); mit jeder schönen blüthe dieses geistes, mit jedem höhern klange dieses busens. 316ᵃ, meines herzens klang 48ᵇ, wo es schon aus dem bilde heraustritt in selbstständig neue geltung, wie in anklang, einklang, nachklang, zusammenklang.
d)
jenes sang und klang bei Bürger bildet eine beliebte reimformel, klang der klang von musik oder glockenklang: er ward mit sang und klang empfangen; einen ohne sang und klang begraben;
nach mitternacht begrabt den leib
mit klang und sang und klage.
Bürger 14ᵇ (Lenore);
was klang dort für gesang und klang?
was flatterten die raben?
horch glockenklang! horch todtensang!
'laszt uns den leib begraben!'
das. vorher,
vergl. das. 13ᵃ mit sing und sang ... und kling und klang;
wo ich fall, scharrt man mich nieder,
ohne klang (glockenläuten) und ohne lieder,
niemand fraget wer ich bin.
mahler Müller balladen 1776 s. 53, „heute scheid' ich, heute wandr' ichstr. 3;
freilich arg, wenn heute gesang und klang bei der hochzeit
unseres töchterchens fehlte! musik ist die krone des gastmals!
Voss Luise (1795) 3, 610;
und weiter, ja weiter mit sang und mit klang.
Uhland ged. 258.
e)
andrer heller klang. klang der gläser, gläserklang, becherklang, beim anklingen: das häusliche mahl durch den klang der gläser, durch gesang zu beleben. Göthe 33, 147;
sprachs, und es klangen die gläser mit hellem gekling an einander.
nur des jünglinges (Walters) glas verstimmte den klang mit taubem
puf (er faszt das glas am kelche an).
Voss Luise (1795) 1, 516.
klang des geldes: klang überwindet den rang. sprichwort bei Simrock 5711; klang gab rang. 5712;
was nicht ein heller klang vermag,
was nicht ein rubel thut!
so silberklang, metallklang, goldklang; der zinn hat keinen klang Steinbach 1, 879. waffenklang, schwerterklang (vgl. h):
die wilde zwietracht und den klang der waffen
rufst du in dieses friedgewohnte thal.
Schiller 519ᵇ;
sein köcher an der seiten lang
von pfeilen gibt ein hellen klang.
J. Spreng Aeneis 109ᵃ;
sein rüstung gab (im fallen) ein groszen klang.
ders. Il. 283ᵃ;
dasz der gewaffnet cörper lang
in ohren gab ein groszen klang.
265ᵃ.
thönerne, gläserne, eiserne geschirre prüft man nach dem klang den sie geben:
den vogel kennt man am gesang,
den hafen an dem klang.
sprichwort bei Simrock 10980;
den narren am kopf,
am klange den topf.
10411;
leere tonnen geben groszen klang.
10402.
Da ist vorwiegend klang ein heller, reiner, voller klang, und klang allein, im ausgezeichneten sinne gebraucht, kann das bezeichnen, wie J. Paul das 'n euphonicum' das klang-n nennt (doppelwörter s. 31). eine geborstene glocke, ein topf mit einem risse haben den oder ihren klang verloren, eine ausgesungene stimme hat keinen klang mehr, franz. timbre (und doch kann sie gemütlich noch wolklingend sein). daher heiszt es auch gebrochner, dumpfer, trüber, stumpfer, harter klang u. dgl.; vergl. klappen 3. am schärfsten ist der musikalische sinn von klang aufgefaszt in unklang bei Göthe an Reinhard s. 185 für mangel an einklang. dazu wolklang, misklang, gleichklang, ausklang, zauberklang u. s. w.
f)
so begreift es sich, dasz man den wortton klang nannte, freilich wol unter einflusz der gr. lat. bezeichnung als 'zugesang', προςωδία, accentus, das singen beim sprechen: der klang ist in den wörtern der englischen sprache gerne von der letzten sylbe entfernet. Ludwig deutsch-engl. wb. Lpz. 1716. auch nl. klank.
g)
aber auch klang im allgemeinen sinne von tönen aller art; doch auch da liegt die auffassung des betreffenden tones oder schalles im musikalischen sinne oft ganz nah dahinter:
der gesunde klang, der in den kühlen heinen
sich von den westen regt.
klang der klaren bronnen (quellen).
Spee trutzn. 38,
wie mhd. vom rauschen der bäume, des wassers:
von sînes (des brunnen) fluʒʒes klange
sîn wir entslâfen schiere.
Konrad troj. kr. 16514,
wellenklang Eichendorff ged. 372, wogenklang Fouqué Corona 196, der quelle sprudelklang Bürger ged. 1789 1, 27 vorr.;
das Arnstadt ist im schwang:
da ist ein fohrenfang (forellenfang)
und schöner vogelsang
und steter flegelklang.
J. Chr. Olearius hist. von Arnstadt s. 20;
es tönete die flur von ihrer sichel klang.
Gotter 1, 135;
das ross das keiner peitsche klang noch schreckte.
1, 322;
sie legt das ohr an den rasen,
hört ferner hufe klang.
in dem hause, wo ich wohnte, hatte ich den klang und die stimmung jeder stufe einer alten hölzernen treppe gelernt, und zugleich den tact in welchem sie jeder meiner freunde, der zu mir wollte, schlug. Lichtenberg (1800) 1, 15, die hohle stufe ist da wie ein instrument behandelt; wie ein blinder keinen underschid zwischen den farben und kein tauber einen underschid zwischen dem klang (statt zwischen den klängen) machen kann. Albertinus narrenhatz 131. der dumpfe klang eines auffallenden körpers, der kurze klang von fusztritten, obwol da lieber ton, schall eintreten.
h)
zuweilen tritt aber auch bei uns ein andrer begriff hervor, der im engl. clank, clang herscht: laut schallender, rauschender klang, getöse u. ä.; so wenn clangor damit erklärt wird (sp. 945), fragor bei Maaler; auch der klang der waffen, rüstung unter e kann zugleich so gemeint sein, wie 'clangor bosawnenklang' Dief. 125ᵇ, donnerklang. auch nl. klank bei Kil. als clangor, fragor.
2)
Innerlich, dem inhalte nach. Wie das hören selbst ein doppeltes ist, ein äuszeres und ein inneres, so kann auch klang von dem schalle, der dem ohre angehört, übergehen zu dem inhalte, den er mitführt.
a)
in bezug auf den geist, verstand, von wort, rede:
so hab ich rat gehört solch kleng,
das man euchs an eur herberg sol tragen.
fastnachtsp. 302, 4, habe verlauten, 'klingen' hören;
stet auf! ir fürt den rechten klank,
eur lieb die hat den rechten gank.
136, 6,
diesz mag geradezu von musik oder gesang übertragen sein, wie auch lied in gewissen wendungen noch für rede gebraucht wird (vgl. z. b. sp. 909 unten); dieser herr war ein ungemeiner liebhaber der kochkunst und neuer erfindungen seltsamen klanges. avanturier 2, 153, mit namen die 'seltsam klangen'; ein harter name, unter welchem man ihm (Egmont) sein betragen zeigte .. der blosze klang von verbrechen schreckte ihn aus diesem selbstbetruge auf. Schiller 840ᵃ, vgl. wortklang;
auf Leipzigs grünen felden —
o Leipzig, hoher klang! —
da trafs den jungen helden,
dasz er vom rosse sank.
Arndt ged. (1860) 301, v. j. 1816;
durch Deutschland flog ein heller klang
vom süden bis zum norden,
ein ehrenklang, ein freiheitsklang
ist laut geklungen worden:
der wüthrich ist gefallen
u. s. w. 248, v. j. 1813,
diesz zugleich nach 1, a, gesang, siegesgesang;
auf! klinget heute éinen klang:
gott sei allein die ehre!
230;
so sind viele hier gesellt,
rüstige gesellen (dichter),
die ihr sach auf klang gestellt,
schauspiel und novellen.
Eichendorff ged. 106, nach 'gesang' für poesie.
b)
in bezug aufs gemüt (vgl. 1, c):
und das ist der klang der wehmuth,
der durch alle dichtergeister
schauernd geht, wenn sie in demuth
über sich erkannt den meister.
Eichendorff ged. 100;
mir immerdar ins lied
ein klang der liebe klingt.
Geibel ged. (1850) 99.
dazu viele zusammensetzungen, wie freudenklang, lustklang, trauerklang, schmerzensklang, sehnsuchtsklang, auch zu a friedensklang u. ä.
c)
daher hohler, leerer klang, der eben ohne inhalt, nichts als klang ist: ein leerer klang der worte, inanis verborum sonitus. Steinbach; es waren (die worte des gebets), sagte sie, bekannte sprüche, reime, ausdrücke und wendungen, die ich hundertmal gehört und als an hohlen klängen mich geärgert hatte. Göthe 23, 186;
diese worte, schöne Blanka,
haben einen falschen klang (klingen erlogen).
d)
klang vom werte, inhalte eines namens:
o name, dessen klang und werth
von itzt durch alle zeiten dringet.
wo ist ein name in dem waldgebirg
ehrwürdiger als eurer (Walther Fürsts) und der eure (Stauffachers)?
an solcher namen echte währung glaubt
das volk, sie haben einen guten klang im lande.
Schiller 524ᵃ (Tell 1, 4),
wie man die echtheit, den silbergehalt eines geldstücks am klange prüft; er hat einen schlechten klang hinter sich, man spricht nichts gutes von ihm. die wendung ist älter, schon im anfang des 17. jh. und wol früher galt klang schlechthin für ruf, fama: er hat einen bösen klang, male audit. Schönsleder f 2ᵇ; wenn je ein gebirg auf teutschem boden den klang eines ausgebreiteten rufes erhalten hat, so gehöret das Fichtelgebirg gewiss dazu. v. Flurl beschr. der gebirge 440, und so noch bair, auch nachklang nachrede Schmeller 2, 358. ebenso nl. klank
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 945, Z. 1.

klang, m.

klang, m.
eine art lein, s. klanglein.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 948, Z. 75.

klingen

klingen,
sonare, tinnire, ahd. chlingan, mhd. klingen.
I.
Formen und verwandtschaft.
a)
wie zu klang eine nebenform klank bestand, zu klengen klenken, so zu klingen auch klinken, sicher so gut auch hd. wie klank; nur zu erweisen ist sie ahd. mhd. noch nicht, denn in kinkilôn in Keros glossen Hattemer 1, 159ᵃ (s. u. klingeln) kann nk für gewöhnliches ng stehn, vgl. z. b. prinkandi bringend 216ᵇ das. und inthankhe grata 216ᵃ gleich mhd. endanke (wb. 1, 354ᵇ), doch auch singu 159ᵃ. erst nhd. im 17. 18. jh. taucht klinken einzeln auf: ich klincke, tinnio (klincker m. tinniens) Steinbach 1, 880, aber schwachf. (geklinckt), wie freilich auch klingen, s. auch sp. 1183. 1184, klinkern, klinkeler für klingler, klink klank für klingklang sp. 1171, ferner unter klingapfel, klinghart. möglicherweise ist ein beleg für altfränk. klinkan in franz. clincaille metallnes hausgerät versteckt (daraus quincaille kurzwaaren, wie schon ahd. kingilôn unter klingeln), und in clinquant rauschegold, obwol letzteres nach lothring. clinclant, prov. clinclan auf 'klingklang' zurückgehen mag (Diez 2, 250).
b)
heimisch ist es aber auszer dem hd. gebiete
α)
am Niederrhein, noch jetzt z. b. in Aachen klenke klingen, von gläsern, geld u. dgl., s. Müller u. Weitz 111, mit e aus i getrübt, im 15. jh. clinken tinnire Teuthon., in der Cölner gemma von 1507 'clinken clingere' Diefenb. 127ᵇ (klingen oder lauten, clingere voc. th. 1482 q 8ᵃ):
die scharpe swerd sach man blinken
ind (hörte sie) over die borstweir (brustwehr) clinken.
Wierstraat Neusz 2250;
hoch klinket myn gemote.
der minne bergfried 133ᵇ, Pfeiffers altd. übungsbuch s. 165.
ebenso nl. klinken, und zwar stark, klonk, geklonken, mnl. clinken (z. b. Elegast 858), doch gibt Kil. daneben klingen an.
β)
auch engl. clink, doch schwachformig, in der bed. klirren, und klingen lassen (wie hd. unter II, 2, e); altengl. clinke (auch von glöckchen), dazu clenche klingen machen (z. b. the harpe, harfe spielen) gleich hd. klenken; diesz, wie engl. clank geklirr, verbürgt auch ein starkes ags. clincan, während engl. clang geklirr auch die weichere form andeutet.
γ)
nd. wird zwar nur klingen angegeben (Dähnert, Schamb.), mnd. Rein. vos 1430; aber auch da musz klinken bestanden haben nach klank klang sp. 945, klinkelêren unter II, 2, c und klink! gleich kling! so ergibt sich als ursprünglicher bestand allenthalben eine doppelform mit verschiedner auslautstufe, wie bei klimmen sp. 1167 mitte. auch böhm. entlehnt klinkati klingeln.
δ)
eigen stehts im nord.; altnorw. klingja ist nur schwachformig und selten bezeugt (mit einem glöckchen klingeln bei Fritzner), noch isl. klíngia tinnire, clangere bei Biörn; altschwed. klinga stark und klinga, klinka schwach (Rydqvist 1, 183), während das heutige schw. klinga, dän. klinge stark sind. Rydqvist denkt an entlehnung von uns; aber obwol deutscher einflusz daran sichtbar ist, die verbreitung des starken worts in den schwed. und norw. mundarten bei Rietz, Aasen, die schwache bildung selbst und eine bildung wie das dän. adj. klinger helltönend (vgl. klingern) verbürgen alten selbstständigen bestand.
c)
merkw. altfries. klinna klingen mit subst. klin glockenklang Richth. 874ᵇ; das ist aber der rest einer selbständigen form, die auch in ags. clynnan clangere (praet. clynede) Grein 1, 164 sich zeigt, bei uns vielleicht in klinseln, s. d. und vgl. klönen. es verhält sich zu klingen wie klimmen zu klimben sp. 1167.
d)
auswärtige verwandtschaft bietet sich zu klingen merkwürdig genau im keltischen: gael. gliong, gleang klingen wie metall, klingeln u. ä., mit subst. gliong und glang. andere urverwandtschaft, die sich auch nicht abweisen läszt, zeigt vielmehr dieselbe lautstufe im anlaute: lat. clangere, clangor und gr. κλάζω mit dem stamme klang der in κλάγξω, κέκλαγγα, κλαγγή vorliegt (eine nebenform hat doch auch γλάζω), während es mit dem einfachern stamme klag in ἔκλαγον ebenso zu unserm klagen tritt, s. mehr 915.
e)
im älteren nhd. galt noch der pl. praet. klungen, conj. klünge, den noch Stieler 982 allein nennt (vgl. noch Eichendorf unter II, 6, a und 7, a):
das die glocken in thürmen klüngen
und die ziegel von techern sprüngen.
froschmeus. Aa 4ᵇ.
davon ein falscher sing. pr. klung, bei Stieler neben klang, noch mundartl. md. nd., auch in Klingers theat. 2, 180, bei Schiller (in den ausg. geändert):
und als der chor noch fortklung, stieg der sarg ...
braut von Messina (1803) s. 81.
f)
ein merkwürdiges schwaches klingen, klingte, geklingt s. sp. 1183 unten. auch die sonst neutrale bed. tritt in bestimmten wendungen als activ und transitiv auf, s. II, 2.
g)
das perf. wird eigner weise mit haben gebildet, während doch erklingen, verklingen das an sich besser geeignete sein annehmen; z. b.: wie oft hat alles an mir gezittert und geklungen, wenn ... Göthe 10, 148 (Stella 2, vom nervenleben, s. II, 4, b); würde .. es kindisch geklungen haben. Lessing 8, 17;
mit meinem saitenspiele,
das schön geklungen hat,
komm ich durch länder viele
zurück in diese stadt.
Eichendorf ged. 27.
doch wenn der begriff der richtung oder bewegung dazu tritt, kann auch sein eintreten: das geläute hat oder ist bis zu uns herüber geklungen (wie hat oder ist ausgeklungen).
II.
Bedeutung und gebrauch.
1)
klingen gilt wie klang (s. d. 1) vorzugsweise von hellen, wollautenden, getragenen tönen, wie sie von gesang und musik, von metall, glas u. dgl. kommen; schon ahd. ist haupts. tinnire damit glossiert, bei Maaler 245ᵈ klingen häll tönen, tinnire, vgl. dens. unter a und das sprichwort das alte klappert, das neue klingt sp. 973. aber es gilt auch von tönen aller art (s. 7) und man möchte wissen wie es zu anfang war; wenn die kelt. verwandtschaft unter I, d echt ist, reicht jenes sehr weit zurück.
a)
von musik und gesang (vgl. auch klingeln 1):
der knabe schlief ein am grünen gestade,
da hört er ein klingen,
wie flöten so süsz,
wie stimmen der engel
im paradies.
Schiller 516ᵃ;
und wann sie sang, so klangs so süsz
als säng ein heilger engel.
Hölty 24.
aus der manigfaltigkeit des gebrauchs ist etwa folg. hervorzuheben:
α)
in seinem besondersten sinne gleich hell, hoch, rein, laut klingen (vgl. unter 8, b): ein klingende stimm, d. i. ein höhe (so) und hälle klare stimm, vox tinnula. Fris. 1312ᵃ. Maaler 245ᵈ; meine stimme klingt heute nicht, ist nicht rein, hat kein metall im ton;
das lied das will (dieszmal) nicht klingen.
Garg. 89ᵃ (153 Sch.);
meine zither will nicht klingen.
β)
ähnlich in der wendung 'dasz es klang':
das lied, so gemacht ward in frist ...
dem bruder sang ichs, das es clang.
J. Lenz Schwabenkrieg 120ᵇ,
dasz es voll oder laut erklang, erscholl, die wendung war sehr beliebt (s. auch unter 7);
und sampt dem David, das es klang,
das te deum laudamus sang.
Ringwald tr. Eck. D 5ᵃ;
und meinem könig, das es klang,
das frewdenreich placebo sang.
H 4ᵃ;
ich will euch lernen singen,
dasz (dasz's) gegen der burg tuͦt klingen.
Uhland volksl. 141;
an dem reinsten frühlingsmorgen
gieng die schäferin und sang,
jung und schön und ohne sorgen,
dasz es durch die felder klang.
Göthe 1, 21.
γ)
auszerdem ist diesz blosze klingen, ohne zusatz, nicht zu häufig, es tritt meist erklingen dafür ein (im perf. fast immer):
wanns höflich wo gieng zu (ehedem), so klang ein reuterslied,
der grüne tannenbaum und dann der Lindeschmied.
Logau 2, 1, 38 (Lessing 5, 284. Erk liederhort 349);
ich hör'te die siren der büsche,
die wundersüsze nachtigal,
wie sie mit klingendem gezische
erfüllte wälder, berg' und thal.
Brockes 1, 68 (1728);
die flöte klang, die trommel scholl.
Göthe 5, 214;
bis zur gränze der natur,
wo die letzte sphäre klingt.
Bürger (1789) 1, 13;
und die zither, hörbar kaum,
fängt von selber an zu klingen.
Heine b. d. l. 289;
das lied klang in den bäumen.
Eichendorf 451, diesz schon mehr zum folg.
δ)
wol aber mit zusätzen, die die art (wie süsz klingen vorhin) oder die richtung, bewegung der klänge bezeichnen (vergl. schon β a. e.): die element giengen durch einander wie die seiten auf dem psalter durch einander klingen und doch zusamen lauten. weish. Sal. 19, 17;
ein waldhorn klingt bei abendstunden
von weitem durch die gärte schön.
klingt es doch wie hörnerblasen
über thal und wälder dröhnend.
Göthe 4, 237;
hört vergnügt die heldenweisen
klingen weithin durch das thal.
Lenau neuere ged. (1843) 14;
entbehren sollst du! sollst entbehren!
das ist der ewige gesang
der jedem an die ohren klingt.
Göthe 12, 80;
himmlisch in die hölle klangen ...
deine lieder, Thracier.
Schiller 11ᵃ.
die töne wie bewuszte sänger gedacht:
was sucht ihr mächtig und gelind,
ihr himmelstöne, mich am staube?
klingt dort umher wo weiche menschen sind.
Göthe 12, 45.
ε)
alle musikinstrumente klingen (s. weiter 2), auch die mit gröberem tone: wenn die dromete fast klinget (laut erklingt) spricht es (das ross) hui! und reucht den streit von ferne. Hiob 39, 25. daher zusammenfassend klingendes spiel. Steinbach 1, 881, eine alte wendung die bes. im soldatischen gebrauch sich erhalten hat: nun kamen sie mit fliegenden fahnen und klingendem spiel an. Schiller 1082ᵃ; das ganze städtchen, ihr gnaden, kommt angezogen im sonntagsschmuck und mit klingendem spiel. 313ᵃ (auch dän. med klingende spil). auch die trommel:
die trumen hort man clingen
in der eidgenoszen hut.
Lenz Schwabenkrieg 71ᵃ;
aber im genauen sinne klingt sie eben nicht.
eine drommel von papiere
wirbt viel volk, und klingt doch nicht.
b)
glocken, schellen, cymbeln klingen (wolklingende cymbeln ps. 150, 5), vergl. klingeln 2, c.
α)
bloszes klingen (s. a, γ): und hieng viel güldener schellen und kneufe umb her an in, das es klünge wenn er aus und eingienge. Sirach 45, 11, impers., wie es klingt wie schellen auf der strasze u. dgl.; dasz an unterschiedenen orten in mühlen an denen einschüttekasten zwo schellen gehangen wären, welche, wann das eingeschüttete korn gar aus gebeutelt, klingend gemacht würden. Riemer pol. maulaffe c. 100;
zimbeln klangen, pauken schallten.
Herder Cid rom. 46;
eine glocke klingt durchs morgenroth.
schon klingen morgenglocken.
379
vom münster trauerglocken klingen.
380.
β)
mit bestimmung der art oder richtung:
hell klingt von allen thürmen das geläut.
Schiller 336ᵇ;
schön Ännelein klungen die glocken nach,
schön Heinrich schrien die raben nach.
Erk volksl. 1. samml. 6. heft s. 65;
die sterbeglocken klangen
noch übern waldgrund hin.
aus allen dörfern, schluchten weit
die abendglocken herüberklingen.
397.
γ)
selbst trans., dichterisch:
was unten tief dem erdensohne
das wechselnde verhängniss bringt,
das schlägt an die metallne krone,
die es erbaulich weiter klingt.
Schiller 77ᵇ,
'durch den klang weiter bringt', vgl.tönt die glocke grabgesang 79ᵃ und unter 2. ähnlich ist klang klingen:
bis du, wie zwei gleichgestimmter saiten
silbertöne in einander gleiten,
mit ihm vollen reinen einklang klingst.
Kosegarten poes. (1798) 2, 251.
δ)
auffällig ein schwaches praet. klingete bei H. Sachs:
hieng vil güldener kneuf und schellen
an in herumb, der stimm mit hellen
klang klinget, gieng er aus und ein
ins heiligthum, hört man in fein.
5, 161ᵈ nach Sirach 45, 11,
er wagte es wol nur um das doppelte 'klang klang' zu vermeiden und den malenden ablaut A I zu gewinnen; vergl. übrigens sp. 1183 unten.
ε)
von der schellenkappe folg. (vgl. sp. 191 mitte):
es musten jung und alt aus allen ständen dran (an meine satire),
und meine latte lief an andre schellen an,
und, wenn sie ohngefehr mit hasz und eifer klungen,
bei vielen noch ein lob von meinem dichten sungen.
klingende narren. Klinger 6, 327.
c)
von schwert und waffen, von metallen überhaupt (doch das blei klingt nicht Steinbach 1, 879). vgl. klingeln 1, d.
α)
besonders das schwert klingt, s. schon u. 'klinge' sp. 1171:
swert die hort man chlingen,
helm und ring (panzerringe) zerspringen.
Wittenweiler ring 54ᵈ, 45;
ich wil das schwert lassen klingen, das die herzen verzagen. Ezech. 21, 15. man knüpfte dieses klingen des schwertes im kampfe ausdrücklich an das musikalische klingen an, wie folg. zeigt:
ein andre stählein stangen (die waffe der riesen)
truͦg er (der riese) in seiner hand ...
die .. klang auch also helle
als ein glock in thurnes tach.
hürn. Seifried str. 73.
es wird auch förmlich singen genannt, s. schon unter klinge sp. 1172 und klink klank unter kling 2, a und 4:
da hört man, wie die helmen klungen,
was die wehr (schwerter) für ein liedlein sungen.
Fuchs mückenkrieg 3, 353 fg.
auch sonst klingt ein schwert, angestoszen u. ä.:
da klang die laut' und hier ein degen.
klingend steckt ers (stöszt es heftig) in die scheide.
Schönaich Hermann (1751) 56.
β)
auch harnisch, sporen u. ä. klingen:
stet uf, herzliebster vatter mein!
ich hör die harnisch (der feinde) klingen.
Uhlands volksl. 359;
ir harnisch was lauter und erklang,
(indem) si ritten durch manchen grünen wald.
349;
hort man sin harnisch klingen (auf dem ritte).
Wolff hist. volksl. 498;
des velt ir (der junker) vil ins tiufels dorn,
swie vaste in klingen hie die sporn.
Renner 1752;
es (das schlachtross) .. erschrickt nicht .. wenn gleich wider es klingt der köcher und glenzet beide spies und lanzen. Hiob 39, 23. daher trefflich vom schwerterklang und kampfgetümmel bei Schiller 'es klingt eisern':
und auch sein bub, der Ulerich,
war gern wo's eisern klang.
12ᵃ.
von den hieben auch 'dasz es klang' (s. a, β): fürst Christian und Johann Hübner hieben sich auf die eisernen hüte und wämsger, dasz es klang. Stilling jugend (1779) 67.
γ)
aber auch die sensen, sicheln klingen im felde, und überhaupt gilt es manigfach von metall:
lasz rauschen, sichele, rauschen
und klingen wol durch das korn.
Uhland volksl. 78;
sicheln klingen,
mädchen singen
unter sichelklang.
Hölty 209;
wann durch das feld die blanken sensen klingen.
Wilh. Müller (1837) 1, 385;
schallet nun das beil im tiefsten walde,
klingt das eisen an dem schroffen felsen.
Göthe 11, 260.
dschlüszl hört me klinge,
küechl werd me bringe.
Schmeller 2, 362.
flocken und quasten, mit klingenden metallstiften untermischt (als behänge eines maulthiers). Göthe 21, 26. ähnlich sogar von baumelnden eiszapfen:
wenn gleich von eis ihm bart und locken klangen.
Gökingk (1781) 2, 116.
d)
von geld, hauptsächlich silbergeld (vergl. klang sp. 947).
α)
vom gelde oder geldbeutel selbst:
die wîle seckel klingent,
die vriunt dar gerne dringent.
Freidank 96, 1;
bald er sich in den sattel,
in seinen sattel schwang,
dasz im zweitausent guldin
in seinem seckel klang.
Uhland volksl. 318;
das sie lereten, wenn der pfenning in den kasten klünge, so füre die seele gen himel. Luther 5, 80ᵃ. 6, 497ᵇ, ist den richtig (doch vgl. sp. 1103 mitte), so meint es 'klingend in den kasten sprünge' (bei Mathesius Luther 10ᵇ aber so bald der pf. im kasten klüng);
du must fürher wol stechen,
soll anwalt für dich sprechen;
gesetze wird er bringen,
(je) nach dem die münzen klingen.
Logau 2, 7, 36;
dasz leichtlich sie (junge werber) nieszen und leichtlich erringen
was pfleget zu schönen, was pfleget zu klingen (schönheit und geld).
3, 5, 10;
krämer, dem beutel gebrichts am klingenden!
Voss 1825 2, 88 (riesenh. 9),
das klingende gleich baares geld, gewöhnlich klingende münze (dän. klingende mynt): dort nimmt man kein papiergeld, nur klingende münze; der mensch besitzt noch manches womit er seinen freunden beistehen kann, das eben nicht klingende münze zu sein braucht. Göthe 19, 54.
β)
daher in gekürztem ausdruck klingende gründe (rationes tinnulae sp. 963, nl. klinkende redenen) u. ä., in klingender münze bestehend, mit beimischung von scherz oder bitterkeit: die klingende meinunge und kunst die besten. Frank spr. 1, 12ᵃ; klingende meinung ist die best. Lehman 1, 281; allein du kennst mich, dasz der klingende vortheil bei mir eben nicht der vornehmste ist. Lessing 12, 176 (briefl.).
γ)
auch activ mit dem gelde klingen, wie klimpern, klappern und andere tonwörter zugleich neutral und activ sind (vgl. e, β): nach dem er zelt, klinget mit den gülden. H. Sachs 3, 143 Göz;
ich wollt, du müszt, zart jungfrau schön,
desgleichen han ein alten man,
der nur mit geld könt klingen.
Hoffmann gesellschaftslied. s. 86;
in gades dênste konnen se (die pfaffen) nicht wesen.
den dach mit den gulden klingen,
des avendes bidden se to singen und springen
frouwen unde juncfrouwen.
Claws bûr 121 (können sie gleich 'es ist ihre art').
daher im reimenden sprichworte geradezu für bezahlen: wer nicht kan klingen, der soll nicht lang dingen (handeln, beim kaufe). Henisch 710, 26; wer mit will trinken, der musz mit klinken. Schottel 1346, Stieler 983, die alte nebenform (I, a) hier durch den reim erhalten, ebenso nl. die mee (f. mede) wil drinken, moet mee klinken, und schon lat. ecquid Dolabella tinniat Cic. ad Att. 14, 21.
e)
von gläserklang.
α)
die gläser klingen, bes. angestoszen: da klangen die gläser. Garg. 83ᵇ (klungen 143 Sch.);
sprachs, und es klangen die gläser mit hellem gekling an einander.
Voss Luise 1, 515;
heiter klangen sogleich die gläser des wirthes und pfarrers.
Göthe 40, 241;
(saite) die gleich klingendem glas unter dem finger tönt.
Voss 3, 42;
wol klingen die kannen, wol funkelt der wein.
Uhland ged. 257;
noch klíngt vóll des ambrosischen weins
heller krystall dir, braut, und o bräutigam, heil und gesundheit.
Voss 3, 119,
in kühner wendung, klingt dir angestoszen zu, der wunsch des anstoszenden als object des klingens gesetzt.
β)
auch der anstoszende klingt (s. d, γ): mit gläsern klingen oder klinkern. Ludwig teutsch-engl. wb. Lpz. 1716;
eingeschenkt nach herzenswunsch!
klingt, und schlürft den warmen punsch!
Voss 4, 151 ff.;
klingt! und flecke wein den drillich,
unsre frau verzeiht ja willig.
5, 220.
dazu aber schwache form klingte, geklingt (vgl. anklingen).
sonst frohlockten und klingten auch wir.
Voss 3, 120;
eine versiegelte flasche mit rheinwein hatte der vater
froh sich gespendet zum mahl und mit mütterchen auf die gesundheit
ihres sohns Zacharias geklingt.
2, 270 (siebz. geb. 31);
und es klingt' Amalia mit in den glückwunsch.
Luise (1795) 3, 623.
ältere zeugnisse fehlen leider, es fragt sich um alter und ursprung dieses klingen, klingte; wer es zuerst brauchte (ob vor dem 18. jh.?), mag wol nichts als 'kling! machen' gemeint haben, der ältern zeit darf man auch dafür die starken formen zutrauen wie sie bei 2, d da galten, doch s. auch dort Tobler, sp. 1186 Scriver und H. Sachsens klingete sp. 1182. auch hier klinken, wie vorhin:
trinket, klinket,
Wilhelm lebe u. s. w.
Kühn preusz. soldatenlieder (1852) 51;
gleichgenusz im trinken,
freies spiel im klinken.
Baggesen ged. 1803 2, 140.
nl. schon im 16. jh.: drinken en clinken hor. belg. 11, 263. 257, sinct! clinkt! 36. ebenso dänisch klinke (schwach), schwedisch klinga (stark).
f)
auch von dem raume, in dem der klang ist, heiszt es er klingt, häufiger erklingt, klingt wieder:
dâ von der palas jâmers klanc.
Parz. 492, 18;
der ort klinget durch und durch, locus sonitu personat. Stieler 982;
lauben klingen von gläsern,
lauben rauschen von küssen.
Hölty (1814) 125;
sternhell glänzet die nacht, sie klingt von weichen gesängen.
Göthe 1, 269;
die klingende und glänzende natur. J. Paul Titan 3, 21;
in jenem jägerhause,
das uns entgegenklinget
mit geigen und gesängen.
Lenau neu. ged. (1843) 52.
es ist ähnlich wie blut flosz in den straszen und strâʒen fluʒʒen von bluote Herbort 16224, vgl. unter kleben sp. 1044 (c).
g)
es kann ein dativ der person hinzutreten, wie bei andern wörtern die eine erscheinung oder äuszere wahrnehmung ausdrücken, z. b. mir erscheint, mir schmeckt (vgl. unter 8, a):
Mischka voll und langsam zieht (geigt)
ein uraltes schlachtenlied,
das vor manchen hundert jahren
klang versunknen heldenscharen.
Lenau neuere ged. (1843) 18;
dir klingt der quell, es rauschen
die blätter sturmbewegt.
häufiger mit näherer bezeichnung des klangs:
kein seit mir nie so susz mocht klingen.
Rosenblut fastn. sp. 1143;
er klappert den ganzen tag mit den harten thalern, das klingt ihm wie musik; die stelle (in einem musikstück) klingt mir wie gestohlen;
wie leichenfeier
klang ihm der gattin krönungsfest.
Schiller 400ᵃ (Wall. tod 5, 3).
2)
Activ, transitiv, causativ, klang machen, 'klingen machen'.
a)
von musik früher sehr gebräuchlich: Heman, Assaph und Ethan waren senger mit ehernen cymbeln helle zu klingen. 1 chron. 16, 19; mit drometen und cymbaln zu klingen und mit seitenspielen. 17, 42; spielet dem herrn mit pauken und klinget im mit cimbeln. Judith 16, 2;
indem man über tisch ward klingen.
Wickram pilg. bl. 73;
idoch erlangt er von ihn (Arion von den seeräubern), zu klingen
und auf der harf ein carmen zu singen.
Mart. Agricola mus. instrum. deudsch (Witt. 1542) 30ᵇ;
auf dem seitenspil klingen. Garg. 71ᵃ (120 Sch.);
bald wir (schäfer) auf der pfeifen klingen
und der herd zu tische singen.
Harsdörfer nymphe Noris Nürnb. 1650 s. 83;
der dom hat den klingenden gottesdienst (die kirchenmusik) gänzlich aufgehoben. Mattheson vollk. capellmeister vorr. s. 28. noch Klopstock in der ode 'die beiden musen':
der herold klang. sie flogen mit adlereil.
die weite laufbahn stäubte wie wolken auf.
1, 102 (1771 s. 153).
b)
auszerdem erhielt es sich länger nur in der hübschen formel klingen und singen, die ja dem noch jetzt geltenden sang und klang entspricht, von musik und gesang (vgl. auch klinger): da die engel den hirten ein gut fröliche bottschaft .. verkündigeten und in lüften klangen und sungen. kriegsb. des frides 9; (die Juden zum osterfest) haben psalmen gemacht, gesungen und geklungen. Luther 5, 211ᵇ; hie singe und klinge, wer singen und klingen kan. 212ᵃ; hie haben wir nu bergkleut, die sich schon vor der sündflut auf singen, klingen, bergkreihen, drummel und pfeifen beflissen. Mathesius Sar. 8ᵇ;
man klingt und singt von mir in allen zechen,
wann starker wein die leut erhitzet hat.
Opitz ps. s. 130, vielleicht wie bei Spee nachher.
auch wird kirchlich glockenklang und gesang darunter verstanden, wie bei sang und klang sp. 946 (vgl. beklingen und besingen):
umb geld mit klingen und mit singn
fein erbarlich zu grabe bringn.
Ringwald tr. E. N 7ᵃ.
übrigens ist der genaue sinn mit seiner unterscheidung jetzt verblichen, oder man braucht es alterthümlich:
dann folget ein singendes klingendes chor
possierlicher kleiner gestalten.
Göthe 1, 196 (hochzeitlied);
trompeten und klingender singender schall.
1, 197;
was klinget und singet die strasz herauf? ...
es ziehet der bursch in die weite,
sie geben ihm das geleite.
Uhland 257.
selbst von bloszer musik, als kräftiger ausdruck: sie sah ihren mann an der spitze seiner schar daherkommen (bei der parade), gemessenen schrittes, und alles klang und sang. Auerbach volkskal. 1859 s. 22. auch von gesang allein:
singt, singt und klingt, ihr vögelein.
Spee trutzn. 340;
juchhei! vögelein!
klinge und singe!
Arndt ged. (1860) 279.
c)
aber auch klingen allein von gesang.
α)
intrans.:
die amsel begunde hin wider clingen
mit lauter stim auf ausz ir kelen.
Rosenblüt in den fastnachtsp. 1125;
o du kleine, leichtbewegliche, aufspringende, schwirrende, schmetternde, hellklingende lerche. Göthe 14, 91;
mondstral schimmert darauf, nachtigall klinget darin.
Arndt 268;
er hat vom deutschen land (Schenkendorf),
er hat vom wälschen tand
mächtig geklungen.
361.
vgl. nd. klinkelêren, eig. ein geklinge machen, aber auch mit heller stimme singen (br. wb. 2, 805), wie schwz. klänken sp. 1146 unten.
β)
aber auch trans. (vgl. 4, b a. e.):
mit namen er sie rühret,
er nur 'Maria' klingt.
Spee trutzn. 72,
vergl. wasz ich heut neu erkling (singe) 126, wolan will heut erklingen ein werklein deiner händ 127;
rückt dichter in der heilgen runde,
und klingt den letzten jubelklang.
Arndt 295 (bundeslied v. j. 1815);
das dritte, deutscher männer weide,
am hellsten solls geklungen sein.
294;
so klingt den besten ...
klingt Scharnhorsts namen.
297.
d)
mit der glocke u. ä. klingen:
he .. begunde mit der klocken to klingen.
Rein. vos 1430;
da kündet es der sacristan
mit hellem glöcklein klingend an.
Schiller gang nach dem eisenhammer, musenalm. 1798 s. 315.
ditm. klingen, mit der kleinen glocke zur kirche läuten Richey 415. und zwar starkformig:
da kam der bawren ein grosze schar
gelaufen mit einander dar,
meinten man hett zur metten klungen.
Reinicke fuchs Frankf. 1583 58ᵇ.
aber auch schwach: in St. Gallen wird auch bei feuersbrünsten klingget (d. i. geklinket). Tobler 108ᵃ, ganz wie klengen (klenken) 2, a, ob nur durch verwechselung? vgl. klingel glockenklöppel unter klingeln a. e.; oder hätte es doch schon ein ahd. chlingian gegeben wie altn. klingja?
e)
endlich selbst causativ, gleich klengen, klenken (klingen machen), mit acc.:
stund fürn altar, fieng an zu singen
und seine schellen auch zu klingen.
Fischart Eulensp. 90ᵇ;
sie schwebte vorüber, da klang sie den stahl.
Herder volksl. (1778) 2, 289.
schon mhd., in einer hs. der Nib. sagt Wärbel:
wie klinge ich nû die dœne, sît ich verlorn hân die hant?
1901, 4 in B (die andern klenke).
ebenso sînen dôn erklingen Reinh. fuchs s. 362, s. nhd. lob, schlüssel erklingen 3, 878; es ist klar dasz da ein reines intr. aus sich selbst, mit umgehung der zu gebote stehenden trans. form, in ein trans. und selbst causativum übergetreten ist. eine verwechselung mit klengen anzunehmen ist an sich nicht nötig, der übertritt kommt bei klangwörtern öfter vor, s. klingeln 3, erklingeln, erschallen 3, 954, ähnlich lat. sonare, personare, it. sonare, engl. sound.
3)
Dem gebrauch unter 1, f ähnlich ist das klingen der ohren oder klingen in den ohren.
a)
das ohr klingt, ist auf längere zeit voll von einem gehörten lauten oder wichtigen klange: das ein jeglicher der es hort, (dem) werden klingen bede sein oren. Nürnb. bibel von 1483 1 Sam. 3, 11, bei Luther gellen; doch Jerem. 19, 3 auch bei ihm ich wil ein solch unglück uber diese stet gehen lassen, das wer es hören wird, im die ohren klingen sollen; noch lange klangen mir die ohren von dem getöse;
noch klingt in den gewohnten ohren
ein jedes wort, ein jeder ton.
Göthe 1, 67;
noch immer
klang ihr im innersten ohr sein schmeichelndes liebesgeflister.
Kosegarten poes. (1798) 2, 25.
das gehörte klingt an, vor, in die ohren:
das ist der ewige gesang,
der jedem an die ohren klingt.
Göthe 12, 80;
klangen zuletzt die herrlichen worte in des schauspielers individuellem .. sprachton mir vor die ohren. 46, 266, d. i. kamen klingend.
b)
aber die ohren klingen auch aus sich selbst (tintinant aures sonitu suopte Catull 51, 11, βομβοῦσιν αἱ ἀκοαί), und darin sucht man eine vorbedeutung oder die wirkung des lebhaften andenkens eines andern an uns:
nein! ich weisz, dein klingend ohr
stellt dir oft mein leiden vor.
das ohr klingt fort und für und läutet mir zu grabe.
701;
mir klang eben das ohr von etwas, bei dem du, wenn es eintrifft, nicht lachen wirst. Klopstock 10, 275;
nun klingt ihm itzt vielleicht sein rechtes ohr.
Gökingk lieder zweier lieb. 62;
dem wolf klang es im linken ohr. das bedeutet eine hochzeitliche speise, sprach er. Wolf d. hausmärchen 419; vergl. klingeln 1, e. aber auch ärztlich aufgefaszt: klingen der oren, von wind oder von feuchtigkeit (d. i. rheuma, vgl. sp. 80). Herr schachtafeln der gesundh. (1533) 128.
c)
dazu wieder ein schwaches praet. klingte: als einem unter Gottholds hausgenossen das ohr klingete, wie man redet, sprach derselbe: nun werd ich gewiss belogen, weil mir das linke ohr klinget. Scriver andachten (1721) 257; es ist wol eins mit dem klingen sp. 1183 unten, 'kling! machen'.
4)
Ebenso 'klingt' eine weise, ein wort u. dgl. in der seele nach, es klingt im herzen u. ä. (vgl. bei Plato ἐν ἐμοὶ αὕτη ἡ ἠχὴ τούτων τῶν λόγων βομβεῖ Crito am ende).
a)
die in seiner seele laut fort und nachklingende stimme seiner mutter. J. Paul Titan 1, 38;
wenn ich die orgel spiele
voll göttlicher gefühle,
und die gemeinde singt,
dasz mirs im herzen klingt.
Schubart (1825) 3, 60.
stimmungen, empfindungen klingen in der seele:
was klingt mir so heiter
durch busen und sinn?
nächtlich meer, nun ist dein schweigen
so tief ungestört,
dasz die seele wol ihr eigen
träumen klingen hört.
Lenau neuere ged. 109 (91).
b)
und wie die ohren unter 3, so klingt die seele selbst (wie ein saitenspiel, man sehe unter klang 1, c):
ein volles herz gibt wenig klang,
das leere klingt aus allen tönen.
Bürger (1789) 1, 92
die welt war leer, mein herz klang nicht. Klingers th. 4, 272;
die vögel lustig schlagen,
dasz dir dein herz erklingt.
die saiten gleichsam sind die nerven:
kanntest jeden zug in meinem wesen,
spähtest wie die reinste nerve klingt.
Göthe an fr. v. Stein 1, 25;
ihr anblick stimmt mein herz zu tönen der liebe und meine nerven klingen das lieblichste concert. Klingers th. 2, 289, trans. wie unter 2, c, β.
c)
daher vom leben selbst und seinem inhalt, wie es durch die seele zieht: wenn du nun auch das einmal verlassen muszt! das land wo du so viel gefunden hast, alle glückseligkeit gefunden hast die ein sterblicher träumen darf, wo du zwischen behagen und misbehagen in ewig klingender existenz schwebst — Göthe an fr. v. Stein 1, 48 (meine gedanken spielen mir schön concert 1, 217, und mitgeborne harmonien in ihr erklängen aus sich selbst im Prometheus); in melodischer fortschreitung klangen die minuten im silbertone vorüber. J. Paul Hesp. 3, 231.
5)
Dem musikalischen klingen entlehnt ist klingender reim, der dem stumpfen kurz abtönenden reime gegenüber gleichsam fortklingt wie ein verhallender ton, die bezeichnung wird eben vom singenden vortrag entnommen sein (franz. rime féminine): klingende reimen sind, welche sich zweisilbig reimen. Wagenseil von der meistersinger kunst 522; von schlieszung der reimen, klingenden und stumpfen syllaben. Opitz psalmen vorr. s. 12, in der poeterei aber spricht er blosz von weiblichen und männlichen versen, reimen, endungen (termination) s. 51. 53. 54, nach franz. vers féminin, terminaison féminine, wie Hanmann in den anmerk. dazu und wie es dann herschend ward. die neuere wissenschaft erst bringt die heimischen und besseren kunstnamen langsam wieder zu ehren. H. Sachs im schulzettel zu Nürnberg: item so aim klingen reim das N hinden abgebrochen würd das er von natur haben sol, versingt 1 silben. progr. des Zwickauer gymn. von 1854 s. 28, man scheint also auch kürzend klingenreim gesagt zu haben, vgl. das. s. 31ᵇ schillerreim für schillernder reim und J. Grimms 'klingreim'. im gereimten schulzettel:
prich auch ab kaim klingenden wort (reimwort)
das N das es begehrt allein.
das. 31ᵇ.
6)
Ferner werden gewisse töne mit klingen bezeichnet, die zwar nicht wie in den fällen bisher helle und reine, gleichsam musikalische sind, aber doch ihnen gleich aufgefaszt oder nahe gestellt werden, wie schon bei mehrerem unter 1, c.
a)
flieszendes wasser klingt, rauscht, plätschert u. dgl., diesz ist von jeher ein hauptbegriff des wortes, vergl. das zweite klinge sp. 1174 (hörte man nicht einst im rauschen des wassers eine götterstimme?):
der brunne lûter unde kalt
gienc rûschende unde klingende.
Engelh. 5345;
sô danne nâmens einen swanc
hin dâ der küele brunne klanc
und loseten sînem klange.
Trist. 431, 4;
dô klanc der kiusche brunne
der noch dar inne klinget.
Konrad gold. schm. 1350;
wir sulen ouch hœren klingen
den wîn vom zapfen springen.
Wolfram Wh. 326, 23;
swenn er (der wein) mir klinget durch die keln.
Haupts zeitschr. 7, 409;
mir wart ein kuiler brunnen kunt
klingender usz des velses grunt.
C. Öttinger bei Laszberg lied von Friz von Zolre s. 37;
wie das meer von wegen der zusamenschlagung und stoszung der wellen alzeit schreiet, klingt, rauscht und kirret. Albertinus der welt tummel- und schawplatz (München 1612) 112; ich liesz den klingenden strahl des brunnens über die hand flieszen. Tieck ges. nov. 1, 200; ein klingender gewitterregen. J. Paul Tit. 4, 55;
dein singen, dein klingen (bach),
war es also gemeint?
vom ross ist er gesprungen,
legt sich zum kühlen bach,
die wellen lieblich klungen,
das ganze herz zog nach.
es zogen zwei rüstge gesellen ...
so jubelnd recht in die hellen
klingenden singenden wellen
des vollen frühlings hinaus.
69, bildlich;
nie hört ich einen quell so leise traurig klingend.
Lenau neuere ged. (1843) 104.
b)
volksmäszig es ist so kalt dasz es klingt:
wann die kälte sehr thut klingen,
musz ich (bauer) meinen dreschel schwingen.
flieg. blatt um 1720.
zur erklärung s. sp. 74 unten und fuhrmannslerche, das räderknirren 'klingt' eben da, nicht zu nahe gehört, wie ein 'singen', an den lerchengesang wirklich erinnernd. nordd. klingender frost, dän. en klingende (klingrende) frost.
c)
töpfe u. dgl. prüft man, wie sie klingen, ob sie einen reinen hellen ton geben: ein heller wagt einer nicht umb ein hafen, er schlägt vor dran wie er klinge. Fischart ehz. 524 Sch.; niemand weisz ob der hafen rinnt (einen risz hat) oder klingt, bisz man dran klopft. Lehman floril. 1, 447. volle fässer klingen nicht, leere desto mehr. Simrock sprichw. 2261 (je voller das fasz, je gelinder der klang 2262).
d)
von schüssen:
da hört man die büchsen (geschütze) klingen.
Soltau 2, 7;
die püchsen hört man singen,
die kugel und ketten (kettenkugeln) klingen.
Körners hist. volksl. 214,
nach der beliebten weise, das kampfgetöse, schwerterklingen (s. unter klinge), geschützknallen (s. cantorei) als gesang, musik darzustellen.
7)
Aber auch von allerlei tönen, die nicht mehr musikalisch sind.
a)
bloszes klingen so ist nicht eben häufig: schlug ein fenster aus. das klingen gefiel im so wol, das ers alle nach einander ausschlug. Pauli sch. und ernst 76ᵇ, klirren;
Amor sasz zu nechst betrübet ...
sahe drauf zwei mündlein ringen,
hörte süsze schmatzer klingen,
da hub Amor an zu springen.
Logau 3, 5, 60;
hörst du Nantchens thüren klingen
und erkennst du mich am schritt.
Gökingk lieder zweier lieb. (1777) 91;
blickte nach dem kloster drüben,
blickte stunden lang
nach dem fenster seiner lieben,
bis das fenster klang (sich öffnend).
Schiller 65ᵃ;
alle schlösser klangen, alle thüren schlugen (von dem donnerschlage). 721ᵇ;
und durch thüren, öde bogen,
zürnend, dasz die riegel klungen (vom heftigen öffnen),
bin ich heimlich ausgezogen.
die wetterfähnlein klangen
so seltsam in dem sturm.
144;
in jenem hain klang heute
die axt zu deinem sarg.
wie süsz der nachtwind nun die wiese streift
und klingend jetzt den jungen hain durchläuft.
Mörike ged. 61.
man greift gewöhnlich zu einem der vielen schallwörter die die art des klingens genauer bezeichnen, klirren, knarren, knirren, dröhnen, rauschen u. s. w., aber wirklich können sie alle unter klingen als ihrem gesamtnamen zusammengefaszt werden, eher als unter schallen, tönen u. a.; und doch ist in den beispielen meist noch ein metallisches oder selbst willkommenes 'klingen', das an das musikalische streift, wie bei Nantchens thüre die dem liebenden 'klingt', bei den küssen die dem verstimmten Amor 'klingen'.
b)
doch gibt es fälle, wo das ganz wegfällt, z. b.:
schon klingt das tosen (der schlacht) weit und breit.
Göthe 41, 284,
freilich in des Mephistopheles munde. aber da mischt sich eine andre wendung des gebrauchs ein, die öfter auftritt, auch unter vorigen beispielen zu finden, klingen als verstecktes passivum zu hören, gleich gehört werden, sich hören lassen, hörbar sein (vgl. an die ohren klingen 3, a). ähnlich aus dem 16. jh.: er (gott) hört uns ehe unser wort klingen. Frank parad. 1558 269ᵇ. auch erklingen steht besonders gern so.
c)
aber mit zugesetzter bezeichnung des klanges ist klingen wirklich von allen tönen ohne ausnahme brauchbar. ein geborstener topf 'klingt' nicht mehr, aber er klingt (wie) zerbrochen, geborsten; eine ausgesungene stimme klingt nicht mehr, sie klingt eben ausgesungen; die saite klingt unrein, dieses clavier klingt wie ein alter klapperkasten. es klinget nicht wol dissonat Stieler 982, es klingt übel, klang widrig und hart Steinbach 1, 879, während die wbb. des 15. 16. jh. da nur von übel lauten, tönen, hellen reden. also klingen im gegensatz zur strengeren bed. (wie ja z. b. auch die sonne 'trübe scheinen' kann), sodasz die sache da zwar auszer dem kreise des strengeren klingens steht, aber die auffassung noch nicht.
d)
doch wirklich auch ohne solchen gegensatz: es klang (mir) wie ein schusz, und so fort ohne beschränkung, es klang (mir) als ob die leiter umfiele, das reden klang wie gezänk, das klingt wie hülferufen, das rufen klingt ängstlich, seine stimme klingt noch krankhaft; namentlich mit adv.:
sie (die schatzgräberin) schweigt und gräbt getrost. ha, ha, nun klingt es hohl,
nun wird der rechte fleck bald kommen.
Gellert (1784) 1, 214;
die fässer klingen leer, wie leere; es klingt eisern 1, c, β. und doch hat auch hier klingen sein eignes für sich; man versuche nur schallen oder tönen dafür zu sagen, um es zu fühlen. schallen, tönen bezeichnen den klang selbst, sein körperliches gleichsam, aber klingen dient für die auffassung die das ohr dem klange gibt, für den inhalt den er uns bringt, was durch das gern zugesetzte mir angedeutet wird, und das streift an die bed. unter b.
e)
eine ältere kraftwendung 'dasz es klingt' (so heftig):
(gott wird) ihn von dem stuel herunter stürzn
und zu der hellen, das es klingt,
abstoszen.
Ringwald laut. warh. 149 (133);
ihr zu ehren ein liedlein singt (ein freier bei der jungfrau)
und rückt den decken (degen?) das es klingt.
77,
in der ausg. 1621 s. 68 den jecken das er klingt; es ist wie jetzt dasz es kracht, knallt, pufft u. a., die wendung könnte aber vom klingen der schwerthiebe oder des freudigen gesangs entlehnt sein, s. sp. 1182 (β);
es kömmt der junker morgenwind,
ein bausebackig rothes kind,
und bläst dasz alles klingt und klirrt.
Wilh. Müller (1837) 1, 230.
8)
Aufs innerliche übergehend, von tönen in bezug auf die wirkung und den gehalt die sie für gemüt und geist haben, hauptsächlich von wort und rede, vgl. klang 2; auch hier ist schallen gar nicht, tönen, lauten nur sehr beschränkt möglich (vgl. 7, d).
a)
der inhalt des klingens durch zusätze bezeichnet, oft mit dativ der person, s. 7, d und 1 a. e.:
kein seit mir nie so susz mocht klingen
als wan man ewer (der geliebten) zu gut gedenkt (erwähnt).
Rosenblut fastn. sp. 1143;
hat mich doch die selige frau als braut mehrmals du geheiszen, und es klang mir immer schön! Gellert 2, 36;
der weltverbeszrer prahlerische sprache
klang ihrem ohr so ungewohnt?
Schiller 307ᵇ.
auch das kann vom musikalischen klingen ausgegangen sein, angenehme worte, eine frohe botschaft 'klingen uns wie musik' in den ohren und im gemüte, z. b. in Arndts liede von der Leipziger schlacht (wo kommst du her in dem rothen kleid), da ein bote die nachricht bringt:
nimm gottes lohn, habe dank, gesell!
das war ein klang der das herz erfreut!
das klang wie himmlische cymbeln hell
ged. 1860 s. 276 (s. ps. 150, 5 unter 1, b);
hoch klingt das lied vom braven mann,
wie orgelton und glockenklang.
Der gebrauch greift aber aus ins unbeschränkte, und von allerlei tönen, z. b.:
da klang (mir) so ahnungsvoll des glockentones fülle.
Göthe 12, 45;
das lied klingt wehmütig, trotzig u. dgl., ihre stimme klingt gutmütig, herzgewinnend, einschmeichelnd, oder stolz, rauh, gebieterisch, abstoszend u. s. w.; jede mundart klingt schön von frauen gesprochen; die nachricht oder das klingt nicht gut; dér husten klingt bedenklich.
b)
aber auch hier klingen allein, mit einem besondern nachdruck gesprochen, gleich schön, voll, recht, kräftig, schmeichelhaft, wirksam u. ä. klingen (s. 1, a, α): 'dann wir alle, die von einem brot essen, werden zu einem leib'. fürwar das klingt nit, es klingt weniger dann ein Bingenheimer heller in eim ablaszkasten. Fischart bien. (1588) 89ᵃ;
herr magister! gelt das klingt ...
Günther 852, auf hrn. F .. magisterpromotion;
der vornehmste banquier (das wort klingt). Möser phant. 1, 35 (36); er .. schreiet dasz mein ungenannter die apostel als betrüger und bösewichter lästere. das klingt! das thut wirkung! Lessing 10, 196; B. ich bin könig und will als könig handlen. Z. ich bin der Mauren prinz (d. i. fürst) und will als Maurenprinz handlen und zieh dir hiemit den purpur aus. klingts? Klingers th. 4, 267. auch das wird aber unmittelbar vom klingen des gesanges ausgehen (was bei klingen und klappen sp. 962 fg. vollends klar wird), von da zunächst auf poesie angewandt:
'ei' sprech ich, 'ei das klingt!' (zu einem der ihm ein gedicht von sich vorlist).
daher klingend gleich wolklingend: kampfspiele des wizes (in der Pariser gesellschaft), wo man sich .. flache, klingende, honigsüsze dinge sagt. H. P. Sturz 1, 105; auf dem Gickelhahn, dem höchsten berg des reviers, den man in einer klingendern sprache alektrüogallonax nennen könnte. Göthe an fr. v. Stein 1, 332. ähnlich nennt Herder die epischen sog. epitheta ornantia deutsch die malenden klingenden beiwörter. fragm. (1767) 1, 165. vgl. klingender reim unter 5.
c)
gleichen ursprungs ist klingen von prosaischer rede: wenn wir nu uns solchs (s. Johannis gebot der liebe) lieszen zu herzen gehen .... aber es ist der leidige teufel, das wirs imer hören klingen und predigen und doch nicht wollen .. achten. Luther 6, 51ᵇ, darf man das genau nehmen, so ist da klingen trans. gebraucht (2, e); ich machte mich ... dahin, liesz eure schönen worte und eure noch schöneren zechinen klingen. Schiller 163ᵇ. auch vom 'wortlaut' einer äuszerung: wens aber so klinget (das selbsturtheil beim jüngsten gericht) 'ich hab mich des evangelii gerhümet und dem nehesten kein gut gethan' .. da wird dir denn so angst und bange werden u. s. w. Luther 6, 53ᵃ; die geistliche unsichtbare gnadengüter u. s. w. wies im catechismus klingt. Göthe und Werther s. 109, wie es heiszt oder lautet sagen wir jetzt. von einem liede wird zuerst so gesagt worden sein, es klingt so und so (vgl. redensarten wie das alte lied, die alte leier und sp. 948), eig. von wort und weise zugleich, dann auch blosz von den worten, die man z. b. daraus citiert: und wie das lied klinget 'es fält dir wol unter dem nabel'. Fischart Garg. 76ᵇ (130). auch klingen von .., klingen wider .. entstanden wol so: die solche sprüche (aus der bibel) namen, die da klingen von leiden. Luther 2, 362ᵃ (1555), 'reden' sagen wir da jetzt; wider dise geidnarren klingen die sprichwörter: er reckt den schwanz uber das nest aus u. s. w. Frank spr. 1, 122ᵇ; 'er hat vil zu regiern in ander leut heuser'. das klingt wider die hansen in allen gassen. 2, 49ᵇ, ein rügelied im 13. 12. jh. 'klang' ursprünglich wider einen bösen herren u. ä. ebendaher das klingen eines namens durch die lande:
so lang nach teutschem heldenblut
die nachwelt schöpfen wird den mut,
wird auch dein name klingen.
M. Abele gerichtshändel (1684) 1, 580,
zugleich im stärksten sinne, 'hell erklingen', rühmend genannt werden, eigentlich aber gesungen werden:
din lop beginnet 'helle'
vür alle ritter (allen voraus) clingen.
Konrad troj. kr. 6722;
vgl. klang für ruf, ruhm sp. 948 unten.
d)
jetzt gilt diesz klingen nur noch mit zusätzen zur beschreibung des klanges; in den beispielen ist zu bemerken, wie sich der begriff von klingen immer mehr zurückzieht vom klange auf den inhalt: ich weisz nicht, es klingt im deutschen alles so hölzern, man kann in dieser wendischen sprache gar keinen charmanten gedanken anbringen. Gellert (1784) 3, 280;
indessen klingts doch fein,
trotz der natur sich stets gelassen sein.
1, 178;
liebe frau muhme, sie haben zweierlei sprachen, und ich weisz nicht auf welche man sich verlassen soll. eine klingt geistlich und die andere ziemlich weltlich. 3, 210; so klingt der frau muhme ihre theologie nicht. alles, was sie hat, ist ein höherer segen. 3, 157; Lelio. und das ist dein ernst, schlingel? Maskarill. 'schlingel'? das klingt ja nicht ein biszchen erkenntlich. Lessing 1, 484;
wie? weil
es ganz natürlich, ganz alltäglich klänge (erschiene),
wenn dich ein eigentlicher tempelherr
gerettet hätte: sollt es darum weniger
ein wunder sein?
2, 200;
ein tempelherr
sprach kurz vorher mit ihm, und was ich hörte,
das klang darnach.
2, 335;
'ich dürf ihn jeden augenblick erwarten',
das klingt, nicht wahr?, als ob er noch so bald (ganz schnell)
erscheinen werde.
2, 260;
es würde ein wenig ekel klingen, wenn ich diese apostrophe weiter treiben wollte. 4, 9; wie gesagt, dieses klingt so billig, dasz man sich fast schämen sollte eine erinnerung dagegen zu machen. 10, 191, gleich 'ist dem anschein nach so billig';
ich kenn es wol, so klingt das ganze buch.
Göthe 12, 130, so ist der inhalt des ganzen buches;
von kindern spricht man so, von mir klingts lächerlich (nimmt sichs lächerlich aus).
7, 17;
du sollst nicht ehebrechen, fuhr Mittler fort, wie grob, wie unanständig! klänge es nicht ganz anders wenn es hiesze: du sollst ehrfurcht haben vor der ehelichen verbindung? 17, 402; lassen sie mich meine 'klaglieder' hierüber nicht anstimmen, sie würden heftiger klingen als die ihrigen. 20, 26, da klingt einmal die urspr. bed. des ausdrucks nach; die redensarten dethronisieren, aus der schanze verjagen und dergleichen klingen zu feindlich oder zu niedrig. 33, 12; seh ich die knaben vor uns, bei denen klingt es ganz anders. 21, 50, nimmt sich ganz anders aus;
Wallenstein. und sein sold
musz dem soldaten werden, darnach heiszt er!
Quest. das klingt ganz anders als der fürst von Friedland
vor acht, neun jahren sich vernehmen liesz.
Schiller 343ᵃ;
eine frage die spät genug kommt, um seltsam zu klingen. 164ᵃ; das klingt männlich! 576ᵇ.
e)
dasz dabei an irgendein wirkliches klingen oft auch nicht mehr gedacht ist, verrät sich zuweilen, z. b.: es klingt lächerlich genug, wenn man einen Milton oder Klopstock mit dem namen eines neuern Homer beehrt sieht (nicht 'hört'). Schiller 1198ᵃ, da und in manchen vorigen fällen könnte für klingt eben so gut sieht aus eintreten, sodasz sich da ausdrücke aus den gebieten zweier sinne begegnen in gleicher abschwächung und verinnerlichung als blasse bilder für 'dem innern sinne erscheinen'. Schiller wird übrigens mit seinem sieht ein lesen jener äuszerung im sinne gehabt haben, und auch von still gelesenem 'sagt' man, auch schriftlich: die nachricht klingt unglaublich; die angabe klingt glaubwürdig (sieht glaubwürdig aus); das urtheil klingt ganz unparteiisch, aber es klingt (erscheint) nur so, es ists nicht. die stellen aus dem 16. jh. unter c werden nicht hierher gehören, da man damals wol meist noch auch für sich laut las und auch der schriftsteller einen spruch sich laut gelesen dachte, nicht still gelesen wie jetzt.
f)
auch vom inhalt selbst gilt klingen, wie von der äuszerung: gelehrt, fein, schlau war man genug. aber weisheit, zucht, begeisterung ... wo waren, wo klangen sie aus denen, welche die sprecher und seher Europas sein sollten? Arndt geist der zeit (1806) 36. selbst ein gedanke kann (ausgesprochen) genial klingen u. ä., ja unausgesprochen, wie im folgenden, freilich mit dichterischer rückkehr zum alten vollen klingen:
in den leichten blumenranken
lauschen liebende gedanken,
die in leisen tönen klingen
und dir fromme wünsche bringen.
Göthe 47, 138, 'mit einem .. blumenkranze'.
g)
endlich, gleichfalls zum sinnlichen zurückkehrend, eine vermischung oder vertauschung verschiedner sinne. wie die maler den farben töne beilegen, lassen die dichter die farben klingen (ein erklingend farbenspiel Göthe 5, 188), ähnlich wie bunt beides enthält, auch grell, schreiend, hell u. a.: Tieck lässet nicht nur die farben klingen ... sondern auch die töne glänzen. J. Paul ästh. § 82 (1813 s. 652);
dem zweiten sangen und logen ...
verlockend sirenen und zogen
ihn in der buhlenden wogen
farbig klingenden schlund.
Lenau läszt den blumenduft, als bild von worten, klingen:
ich sauge dein wort,
den klingenden duft
der süszen rose.
neuere ged. (1843) 128.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1179, Z. 24.

klang, m.

klang, m.pl.
sonus, sonitus, ablautend zu klingen (praet. klang); mhd. klanc, gen. klanges (daneben auch klinc und klunc m., wb. 1, 844); ahd. dagegen chlanch (d. i. klank) tinnitus Notker 150, 5, Graff 4, 565, doch gab es gewiss auch chlang. die zweite form mit härterem auslaut entspricht der nebenform klinken von klingen, sie findet sich noch um 1500 (also gewiss auch mhd.), klanck clangor voc. th. 1482 q 6ᵇ. Dief. 125ᵇ, clangor, sonus tubae, geschal oder klanck voc. opt. Lpz. 1501 F 4ᵃ (vgl. dagegen gesangk E 3ᵃ):
Michel Schonknecht, Hans Franke
gleich hullen mit dem klanke.
M. Behaim Wiener 12, 26,
machten mit im aufruhr, 'stimmten ein', von musik oder gesang entlehnt. in den sprachen nd. lautstufe gilt diese form bis jetzt: sonus, ein klanck. Chytr. cap. 52, ebenso für clangor das. (in seiner vorlage, bei Golius thon, klang); nl. klank, und nur so; auch engl. clank schall, getöse, gerassel, doch daneben gleichbed. clang, wie auch mnd. klang Dief. 125ᵇ. dän. schwed. nur klang, nicht ohne verdacht der entlehnung aus dem hd. (Rydqvist 1, 184).
1)
Eigentlich, äuszerlich. Klang ist hauptsächlich ein heller und hallender ton, während ton mehr den musikalischen oder gemütlichen wert und gehalt eines lautes, laut mehr den hall der stimme eines lebenden wesens, hall und schall einen klang von mehr grösze und umfang bezeichnen; doch wird klang, wie ton und laut, auch allgemein für sonus gebraucht, obwol seltener. jene bed. hat klang schon früher vorwiegend, z. b. Maaler 244ᵈ ordnet die bed. so: tinnitus, tinnimentum, clangor, sonus, fragor; in voc. d. 15. jh. tinnitio klang vel lut Dief. 584ᶜ, tinnitus klang das., clangor klang, klank 125ᵇ, während es unter sonus 542ᵇ nicht erscheint. welches die geschichtlich erste bed. ist und wie sich das ganze daraus entwickelt hat, das wäre bei dem mangel ahd. zeugnisse vielleicht noch aus genauer beobachtung des gebrauchs im mhd. und den verwandten sprachen zu gewinnen; ich stelle nur vermutungsweise die folg. bed. voran, wie bei klingen (s. d.).
a)
von gesang und stimme:
man mac in (den wolf) dar zuo bringen,
daʒ er singe den selben klanc,
den ouch sîn alter vater sanc.
der wolf in der schule 1299, Grimm Reinh. fuchs s. 339;
ain nachtgall singet susz gesank (n.)
und auch ain gukauch seinen klank.
Behaim Wiener 49, 29, sprichw.;
vor und nachklang, ist ein fehler, und wird der vorklang genennet, wann einer ein lied singet und macht im anfang des reimen (verses) mit bedeckten mund einen klang oder stimm, ehe dann er das wort anhebt. tabulatur der meistersänger bei Wagenseil 531;
erstreckt (ihr vögel) zum klang das hälselein.
Spee trutzn. 340;
da offenbarten bald mit klang
die nymfelein ihr wolgefallen
und machten durch ihr lobgesang
berg, thal, feld und wäld widerhallen.
Weckherlin 359 (od. 1, 4);
Apollo, lasz dein spiel,
Thalia, deinen klang, der mir erst wolgefiel,
itzt klingen mehr als vor.
Fleming 463 Lapp. (sonn. 2, 6);
wie oft hab ich gesagt, aus tausend nachtigallen
ist deiner stimme klang, o schöne, zugericht.
der klang des wirbelnden liedes (der lerche)
ergözt den akernden landmann.
Kleist frühl. 1754 s. 22;
wie lieblicher klang!
o lerche, dein sang.
Uhland ged. 47;
mit neunstimmigem gesange
fallen die Kamenen ein,
leise nach des liedes klange
füget sich der stein zum stein.
Schiller 56ᵇ (eleus. fest);
seltsamer stimmen wundersamen klang
vernimmt man oft aus seinen düstern zweigen.
449ᵃ;
die gefürchtete gegenwart eines lauschers erschreckte den blick im auge und den klang in der kehle. 791ᵃ. Auch vom melodischen der dichterischen rede: der ähnliche klang und ausklang der zweiten und vierten zeile. Herder 18, 6; der reiz des reimklangs; die hohen klänge des odenstils. Dichterisch für poesie, als gesang gedacht:
o Hagedorn, der sanften klang
zuerst dem rohen spiel entzwang.
Voss 6, 203.
uns klingt das freilich wie übertragung vom musikalischen klang her, wie deutlich Voss vorhin es denkt, oder von der allgemeinen bed., wie in klang des liedes, der stimme; aber noch Weckherlins bloszes klang von gesang kann nicht so gefühlt sein.
b)
musikalischer klang, von musikinstrumenten, glocken, schellen u. ä., der begriff der uns heute wol am nächsten liegt:
die gunst (bei hofe) versauset wie ein klang.
also wil ich mit dem gedöne deins gesanges ein ende machen, das man den klang deiner harfen nicht mehr hören sol. Hesek. 26, 13, vgl. Jes. 14, 11; und hieng viel güldener schellen und kneufe umb her an in (Aarons rock), das es klünge wenn er aus und eingienge und der klang gehört würde im heiligthum. Sirach 45, 11, s. dazu 2 Mos. 28, 25;
alle lustige seitenspiel
mit ihrem süszen klang.
Ambras. lb. 108, 62;
höret allerliebste klänge (von saitenspiel).
Göthe 41, 232;
mir geziemt der volle becher,
mir der volle klang der lauten.
weicher klang der flöte Bürger, der helle klang der hörner, der dumpfe klang der trommeln, die rauschenden klänge der tanzmusik u. s. w., die paszgeige hat einen groben klang Steinbach 1, 879, den klang der trommeten nicht vertragen können ders.; recht fremd klingt uns aber was Steinbach auch anführt: einen klang mit den saiten machen, musik, es stimmt jedoch zu klingen allein für musicieren, und ähnlich ist noch folg. nordd. klang aus dem 18. jh.:
schmaus ohne klang ist grade wie glock' ohne klöppel.
Voss Luise 1795 3, 584;
und hinterher bei knall und klang
der tross mit hund und ross und mann.
Bürger 70ᵇ, der wilde jäger,
vom klange der jagdhörner. Davon hörnerklang, glockenklang, harfenklang, lautenklang, saitenklang, geigenklang, zimbelklang, posaunenklang, trommelklang u. s. w.:
kein vernünftiger faszt an den oberen kelch wenn er anklingt,
nein, an den fusz! dann klingts wie harmonikaklang in den glückwunsch.
Voss Luise (1795) 1, 524;
noch tönet wie leiser harmonikaklang
mir tief in der seele dein süszer gesang.
Matthisson (1797) 77;
wenn meine lieder schallen
zum mandolinenklang.
Geibel ged. (1850) 32;
wie grüner waldhornklang.
301.
c)
dasselbe bildlich in der welt der empfindungen, von denen die dichter auch klingen, anklingen, nachklingen, verklingen eingeführt haben, s. klingen II, 4:
der laute gleicht des menschen herz,
zu sang und klang gebaut,
doch spielen sie oft lust und schmerz
zu stürmisch und zu laut.
seiner gegenwärtigen lage .. welche alle saiten seines herzens gestimmt zu haben schien, von jeder empfindung den höchsten ton in vollem klange anzugeben. Jacobi Woldemar 1794 2, 74; o wie wenig kennen sie den mann ... sie hoffen dasz die sanften töne ihres herzens widerhallen werden in dem seinigen? ach! es ist zerrissen, dieses saitenspiel, und wird ewig keinen klang mehr geben. Schiller 312ᵇ (menschenfeind sc. 4); mit jeder schönen blüthe dieses geistes, mit jedem höhern klange dieses busens. 316ᵃ, meines herzens klang 48ᵇ, wo es schon aus dem bilde heraustritt in selbstständig neue geltung, wie in anklang, einklang, nachklang, zusammenklang.
d)
jenes sang und klang bei Bürger bildet eine beliebte reimformel, klang der klang von musik oder glockenklang: er ward mit sang und klang empfangen; einen ohne sang und klang begraben;
nach mitternacht begrabt den leib
mit klang und sang und klage.
Bürger 14ᵇ (Lenore);
was klang dort für gesang und klang?
was flatterten die raben?
horch glockenklang! horch todtensang!
'laszt uns den leib begraben!'
das. vorher,
vergl. das. 13ᵃ mit sing und sang ... und kling und klang;
wo ich fall, scharrt man mich nieder,
ohne klang (glockenläuten) und ohne lieder,
niemand fraget wer ich bin.
mahler Müller balladen 1776 s. 53, „heute scheid' ich, heute wandr' ichstr. 3;
freilich arg, wenn heute gesang und klang bei der hochzeit
unseres töchterchens fehlte! musik ist die krone des gastmals!
Voss Luise (1795) 3, 610;
und weiter, ja weiter mit sang und mit klang.
Uhland ged. 258.
e)
andrer heller klang. klang der gläser, gläserklang, becherklang, beim anklingen: das häusliche mahl durch den klang der gläser, durch gesang zu beleben. Göthe 33, 147;
sprachs, und es klangen die gläser mit hellem gekling an einander.
nur des jünglinges (Walters) glas verstimmte den klang mit taubem
puf (er faszt das glas am kelche an).
Voss Luise (1795) 1, 516.
klang des geldes: klang überwindet den rang. sprichwort bei Simrock 5711; klang gab rang. 5712;
was nicht ein heller klang vermag,
was nicht ein rubel thut!
so silberklang, metallklang, goldklang; der zinn hat keinen klang Steinbach 1, 879. waffenklang, schwerterklang (vgl. h):
die wilde zwietracht und den klang der waffen
rufst du in dieses friedgewohnte thal.
Schiller 519ᵇ;
sein köcher an der seiten lang
von pfeilen gibt ein hellen klang.
J. Spreng Aeneis 109ᵃ;
sein rüstung gab (im fallen) ein groszen klang.
ders. Il. 283ᵃ;
dasz der gewaffnet cörper lang
in ohren gab ein groszen klang.
265ᵃ.
thönerne, gläserne, eiserne geschirre prüft man nach dem klang den sie geben:
den vogel kennt man am gesang,
den hafen an dem klang.
sprichwort bei Simrock 10980;
den narren am kopf,
am klange den topf.
10411;
leere tonnen geben groszen klang.
10402.
Da ist vorwiegend klang ein heller, reiner, voller klang, und klang allein, im ausgezeichneten sinne gebraucht, kann das bezeichnen, wie J. Paul das 'n euphonicum' das klang-n nennt (doppelwörter s. 31). eine geborstene glocke, ein topf mit einem risse haben den oder ihren klang verloren, eine ausgesungene stimme hat keinen klang mehr, franz. timbre (und doch kann sie gemütlich noch wolklingend sein). daher heiszt es auch gebrochner, dumpfer, trüber, stumpfer, harter klang u. dgl.; vergl. klappen 3. am schärfsten ist der musikalische sinn von klang aufgefaszt in unklang bei Göthe an Reinhard s. 185 für mangel an einklang. dazu wolklang, misklang, gleichklang, ausklang, zauberklang u. s. w.
f)
so begreift es sich, dasz man den wortton klang nannte, freilich wol unter einflusz der gr. lat. bezeichnung als 'zugesang', προςωδία, accentus, das singen beim sprechen: der klang ist in den wörtern der englischen sprache gerne von der letzten sylbe entfernet. Ludwig deutsch-engl. wb. Lpz. 1716. auch nl. klank.
g)
aber auch klang im allgemeinen sinne von tönen aller art; doch auch da liegt die auffassung des betreffenden tones oder schalles im musikalischen sinne oft ganz nah dahinter:
der gesunde klang, der in den kühlen heinen
sich von den westen regt.
klang der klaren bronnen (quellen).
Spee trutzn. 38,
wie mhd. vom rauschen der bäume, des wassers:
von sînes (des brunnen) fluʒʒes klange
sîn wir entslâfen schiere.
Konrad troj. kr. 16514,
wellenklang Eichendorff ged. 372, wogenklang Fouqué Corona 196, der quelle sprudelklang Bürger ged. 1789 1, 27 vorr.;
das Arnstadt ist im schwang:
da ist ein fohrenfang (forellenfang)
und schöner vogelsang
und steter flegelklang.
J. Chr. Olearius hist. von Arnstadt s. 20;
es tönete die flur von ihrer sichel klang.
Gotter 1, 135;
das ross das keiner peitsche klang noch schreckte.
1, 322;
sie legt das ohr an den rasen,
hört ferner hufe klang.
in dem hause, wo ich wohnte, hatte ich den klang und die stimmung jeder stufe einer alten hölzernen treppe gelernt, und zugleich den tact in welchem sie jeder meiner freunde, der zu mir wollte, schlug. Lichtenberg (1800) 1, 15, die hohle stufe ist da wie ein instrument behandelt; wie ein blinder keinen underschid zwischen den farben und kein tauber einen underschid zwischen dem klang (statt zwischen den klängen) machen kann. Albertinus narrenhatz 131. der dumpfe klang eines auffallenden körpers, der kurze klang von fusztritten, obwol da lieber ton, schall eintreten.
h)
zuweilen tritt aber auch bei uns ein andrer begriff hervor, der im engl. clank, clang herscht: laut schallender, rauschender klang, getöse u. ä.; so wenn clangor damit erklärt wird (sp. 945), fragor bei Maaler; auch der klang der waffen, rüstung unter e kann zugleich so gemeint sein, wie 'clangor bosawnenklang' Dief. 125ᵇ, donnerklang. auch nl. klank bei Kil. als clangor, fragor.
2)
Innerlich, dem inhalte nach. Wie das hören selbst ein doppeltes ist, ein äuszeres und ein inneres, so kann auch klang von dem schalle, der dem ohre angehört, übergehen zu dem inhalte, den er mitführt.
a)
in bezug auf den geist, verstand, von wort, rede:
so hab ich rat gehört solch kleng,
das man euchs an eur herberg sol tragen.
fastnachtsp. 302, 4, habe verlauten, 'klingen' hören;
stet auf! ir fürt den rechten klank,
eur lieb die hat den rechten gank.
136, 6,
diesz mag geradezu von musik oder gesang übertragen sein, wie auch lied in gewissen wendungen noch für rede gebraucht wird (vgl. z. b. sp. 909 unten); dieser herr war ein ungemeiner liebhaber der kochkunst und neuer erfindungen seltsamen klanges. avanturier 2, 153, mit namen die 'seltsam klangen'; ein harter name, unter welchem man ihm (Egmont) sein betragen zeigte .. der blosze klang von verbrechen schreckte ihn aus diesem selbstbetruge auf. Schiller 840ᵃ, vgl. wortklang;
auf Leipzigs grünen felden —
o Leipzig, hoher klang! —
da trafs den jungen helden,
dasz er vom rosse sank.
Arndt ged. (1860) 301, v. j. 1816;
durch Deutschland flog ein heller klang
vom süden bis zum norden,
ein ehrenklang, ein freiheitsklang
ist laut geklungen worden:
der wüthrich ist gefallen
u. s. w. 248, v. j. 1813,
diesz zugleich nach 1, a, gesang, siegesgesang;
auf! klinget heute éinen klang:
gott sei allein die ehre!
230;
so sind viele hier gesellt,
rüstige gesellen (dichter),
die ihr sach auf klang gestellt,
schauspiel und novellen.
Eichendorff ged. 106, nach 'gesang' für poesie.
b)
in bezug aufs gemüt (vgl. 1, c):
und das ist der klang der wehmuth,
der durch alle dichtergeister
schauernd geht, wenn sie in demuth
über sich erkannt den meister.
Eichendorff ged. 100;
mir immerdar ins lied
ein klang der liebe klingt.
Geibel ged. (1850) 99.
dazu viele zusammensetzungen, wie freudenklang, lustklang, trauerklang, schmerzensklang, sehnsuchtsklang, auch zu a friedensklang u. ä.
c)
daher hohler, leerer klang, der eben ohne inhalt, nichts als klang ist: ein leerer klang der worte, inanis verborum sonitus. Steinbach; es waren (die worte des gebets), sagte sie, bekannte sprüche, reime, ausdrücke und wendungen, die ich hundertmal gehört und als an hohlen klängen mich geärgert hatte. Göthe 23, 186;
diese worte, schöne Blanka,
haben einen falschen klang (klingen erlogen).
d)
klang vom werte, inhalte eines namens:
o name, dessen klang und werth
von itzt durch alle zeiten dringet.
wo ist ein name in dem waldgebirg
ehrwürdiger als eurer (Walther Fürsts) und der eure (Stauffachers)?
an solcher namen echte währung glaubt
das volk, sie haben einen guten klang im lande.
Schiller 524ᵃ (Tell 1, 4),
wie man die echtheit, den silbergehalt eines geldstücks am klange prüft; er hat einen schlechten klang hinter sich, man spricht nichts gutes von ihm. die wendung ist älter, schon im anfang des 17. jh. und wol früher galt klang schlechthin für ruf, fama: er hat einen bösen klang, male audit. Schönsleder f 2ᵇ; wenn je ein gebirg auf teutschem boden den klang eines ausgebreiteten rufes erhalten hat, so gehöret das Fichtelgebirg gewiss dazu. v. Flurl beschr. der gebirge 440, und so noch bair, auch nachklang nachrede Schmeller 2, 358. ebenso nl. klank
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 945, Z. 1.

klank, m.

klank, m.
gleich klang, s. d. sp. 945.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 950, Z. 46.

klank, klanke, m.f.

klank, klanke, m.f.
schlinge, verschlingung, krümmung u. ä., ein mundartliches wort von hohem alter und weiter verwandtschaft.
1)
oberd. ist klank m. bair. östr. schlinge, schleife, auch masche, z. b. einen klank (ein klankerl) machen an einen strick, ein band, s. Schmeller 2, 359. Höfer 2, 137. Castelli 140. Lexer 159. 160. in Tirol aber klank f., auch umlautend klenke (s. d.), ablautend klinke f. Schöpf 323. Fromm. 6, 297. eine altmd. glosse nennt als frauenschmuck 'manice stûchen vel klanken' Germ. 9, 28, wol armspangen, nach manica armring (s. d.) Dief. 346ᶜ. es wird auch die geringelten spitzen der weinreben bezeichnet haben, nach klenken die reben beschneiden.
2)
dasselbe bildlich wird sein folg. klenke pl., wol ränke.
wann ietz die welt ist voller klenk.
darumb ain ieder selbs gedenk,
waʒ im daʒ aller nützest sei,
und hüet sich vor der laicherei (betrug).
Kellers erzähl. 109, 30;
daʒ schafft si (die böse frau) mit den iren klenken.
189, 34;
da viengens all di bosheit an,
die nur ain mensch erdihten kan ...
mit allen bosen klenken.
Behaim Wiener 221, 11.
die übertragung ist wie bei intrigue von intricare verwirren, oder wie bei ränke selbst von rank krümmung, z. b. des weges.
3)
im nd. ist das fem. heimisch.
a)
im Lippischen klanke eine gedrehte rute zum binden des getreides, eig. die schlinge, verschlingung selbst, daher auch von einer darmverschlingung, de därm hät 'n klanken schlagen. Frommann 6, 214 fg.
b)
klanke von flachs, flasklanke, was auf die kunkel gewunden, um die kunkel geschlungen wird, in der grafschaft Mark, s. Woeste bei Fromm. 5, 281, Wolfs zeitschr. f. myth. 2, 151. 148. auch vom Westerwalde gibt Kehrein 226 klanke, als m., zusammengedrehter gehechelter flachs, also wie md. kaute.
c)
das genannte märk. klanke heiszt aber auch biegung im wege (klankich gekrümmt), in Waldeck wendung mit fuhrwerk, krümmung Curtze 476ᵇ.
4)
verwandtschaft.
a)
der stamm erscheint als nebenform des stammes krank, krang mit dem grundbegriffe sich krümmen, der sich z. b. zeigt in nordd. krängeln, engl. crank sich drehen, sich winden; in schweiz. chränke vom umwenden, lenken des wagens Frommann 2, 371ᵇ und in alem. krangel verschlingung findet sich die grundbedeutung auch ganz gleich angewendet. über diesen wechsel von kl- und kr- s. unter klimmen, denn zu der dort besprochenen stammsippe gehört auch dieser.
b)
der grundbegriff krümmen anders angewendet zeigt sich im nl. klink krummer nagel, haken, engl. clinch klammer, schott. clank packender griff, bei uns vermutlich in klangel oben; s. auch klinke, und klenke.
c)
im anlaut mit leichter wandelung ags. hlence kette (die geschlungene, gewundene), hlencan verdrehen (Dietrich bei Haupt 11, 426), vermutlich auch ahd. hlanca ilia (Hattemer 1, 299ᵃ), lende, wo der körper sich biegt, und damit dann lenken, gelenk, wie mit ags. hlence engl. link kette, kettenglied, knoten; das steht neben klank, wie ahd. hring kranz, kreis, ring neben kring, s. dazu u. kitz 4, c sp. 870. bei der verwandtschaft von klimmen möchte man übrigens auch an goth. hlamma schlinge denken, dem wieder mhd. lanne kette nahe liegt.
d)
endlich noch zwei fragen, so bedenklich wol auch schon das beigebrachte aussieht.
α)
wie nahe liegt nicht in sinn und form das nd. nl. schott. u. s. w. kink verdrehung, verschlingung sp. 773 (vgl. unter kinkhorn 3), soll diese nähe blosz zufall sein? solcher ausfall der liquida, der bei der vocalischen natur der liquida an sich begreiflich ist, zeigt sich wirklich, gerade in dem verwandten stamme kr-mp, s. sp. 107 unten, 139 mitte; beispiele fürs l geben md. flittich gleich fittich (es fehlt oben, s. flüttig 3, 1862 und aus dem 15. jh. fluttich ala Dief. 19ᶜ), plumpe gleich pumpe und unser wort selbst unter klanken 2, e; mehr bei Schm. 1, 589.
β)
aber auch an schlinge, schlingen musz man wider willen denken, wäre ahd. ags. slingan ursprünglich sclingan? vgl. ahd. farsclenkit Graff 6, 796, in andrer form zeigt der stamm wirklich diesen anlaut, mhd. schrimpfen (s. einschrumpfen) gleich krimpfen, ags. scrincan, engl. shrink einschrumpfen (s. krank), vgl. mhd. slanc (schott. slink) schmächtig mit engl. lank schmächtig, ags. hlanc (Haupt 11, 425 fg.), eig. verschrumpft, s. nhd. eingelunken verschrumpft unter einlinken, nd. aber inklingen einschrumpfen, inklungen eingeschrumpft brem. wb. 2, 805. so stimmt selbst zu dem rank unter 2 a. e. ahd. scranc fraus u. a.die verästungen und verzweigungen eines urstammes wirken verwirrend auf uns, wie bei einem baume.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1866), Bd. V (1873), Sp. 950, Z. 47.

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a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
klaffer kleinicht
Zitationshilfe
„klang“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/klang>.

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