Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)

WDG, 1. Band, 1967

denken

WDG, 1. Band, 1967
denken, dachte, gedacht
/vgl. gedacht / /bezeichnet alle Stufen und Formen der menschlichen höheren Gehirntätigkeit/
a) Verstandesarbeit leisten, etw. überlegen: klar, scharf, gründlich, tief, nüchtern, (folge)richtig, gradlinig, logisch, dialektisch, ernsthaft, angestrengt, fieberhaft d.; umg. laut d. (vor sich hin sprechen) Ihr [Astronomen] denkt in Kreisen oder Ellipsen Brecht Galilei 7; abstraktes, begriffliches, assoziatives, wissenschaftliches, mathematisches, philosophisches, sachliches, präzises, sprunghaftes Denken; er ist verworren im Denken; die Klarheit seines Denkens; jmdn. im Denken stören; das Denken ausschalten; etw. beherrscht jmds. Denken /sprichw./ umg. Denken ist Glückssache; die Schüler zu selbständig denkenden Menschen erziehen; /sprichw./ der Mensch denkt, Gott lenkt; Aber er [der Mensch] hat einen Fehler: / Er kann denken Brecht Dt. Kriegsfibel; kann das Tier d.?; dies Ereignis gibt sehr zu d.; etw., einen Gedanken zu Ende d.; Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, / Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen Goethe Faust I 2566; /sprichw./ was ich denk und tu, trau ich andern zu; wer hätte das gedacht!; gedacht, getan (ein plötzlicher Entschluß wurde gleich ausgeführt) umg. denk (mal) an! /bewundernde Zustimmung, auch spött./; salopp denkste (das hast du dir so gedacht)! er dachte bei sich selbst, daß …; das läßt sich d. (kann man verstehen) /meist mit abgeblaßter Bedeutung/ umg. sich /Dat./ etw. d.: sich das Seine, sein Teil d.; etw. Ähnliches habe ich mir schon gedacht; das habe ich mir gleich gedacht; das können Sie sich doch d.; denke dir doch!; dachte ich mir's doch; sie denkt sich das so!; sich nichts weiter, nichts Böses dabei d.
b) gesinnt sein: edel, groß, rechtlich, kleinlich, gemein d.; kleinbürgerliches, freiheitliches, revolutionäres Denken;
c) etw. beabsichtigen, im Sinne haben: ich denke, ihn zu überraschen; ich denke zu kommen; er denkt, morgen zu verreisen;
d) etw. meinen, glauben: er denkt, mich verdrängen zu können; umg. er denkt (bildet sich ein), wunder was getan zu haben ich dächte, wir hätten nun genug davon; wie Sie d.! /zweifelnde Zustimmung/; ich denke mir, so wird es gehen; umg. wo denkst du hin (da irrst du dich sicherlich)!
e) sich in etw. d. sich geistig in etw. versetzen: denke dich in meine Lage!; d. Sie sich nur in seine Situation!;
f) sich /Dat./ jmdn., etw. (als jmdn., etw., in bestimmter Weise) d. sich jmdn., etw. (als jmdn., etw., in bestimmter Weise) vorstellen: ich denke ihn mir als großen stattlichen Mann; er denkt sie sich als seine Frau; ich denke mir den Mann reich, die Sache ausführbar, eine Seereise sehr schön; wie denkst du dir deine weitere Laufbahn?; wie das schmerzt, du kannst dir das nicht d.; Sie wäre bereit gewesen, sich einen Gott zu denken, der seine Welt öffnet wie ein Versteck Musil Mann 987; das hat viel mehr gekostet, als wir uns dachten;
g) an etw., jmdn. d., veralt. d. + Gen. sich an jmdn., etw. erinnern, jmds., einer Sache gedenken: intensiv, mit Groll an jmdn. d.; an seine Kindheit, an eine alte Geschichte, an jmds. Worte d.; mit Grausen an etw. d.; veralt. der vergangenen Jahre d.; O denket nicht des Irrtums meiner Jugend Schiller Tell IV 2; etw. nicht vergessen: denke an dein Versprechen; denke daran, daß du ihn noch benachrichtigen mußt;
h) an etw., jmdn. d. etw., jmdn. in den Mittelpunkt seines Strebens stellen: er denkt nur an seine Familie; der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt Schiller Tell I 1; mit Freude, Sorge, Spannung an das Fest d.; umg. nicht im Traum an etw. d. (etw. nicht tun wollen) landsch. bes. süddt. österr. auf etw. d.: auf seine Sicherheit, auf seinen Vorteil d.; Hast du denn nie darauf gedacht, was geschieht, wenn sie zurückkommt Brecht Kaukas. Kreidekreis 6; umg. /auch mit Ortsbestimmung/ heim, nach Hause d.
i) in bestimmter Weise von etw., jmdm., über etw., jmdn. d. eine Meinung von etw., jmdm. haben, über etw., jmdn. urteilen: wie d. Sie über den Fall, darüber?; man mag darüber d., wie man will; ich weiß nicht, was ich davon d. soll!; über diesen Vorschlag denke ich anders als er; von jmdm. gering, gut, schlecht d.; hoch von etw. d.; wie klein, / Wie niedrig Sie von Menschenwürde denken Schiller Carlos III 10; etw. von jmdm. d.: ich denke Gutes von ihm; etw. Falsches von jmdm. d.; du mußt nicht immer gleich das Schlimmste von ihm d.; wer hätte so etwas von ihm gedacht!;

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Zitationshilfe
„denken“, in: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (1964–1977), kuratiert und bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wdg/denken>.

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