Deutsches Fremdwörterbuch
Garnison
F. (-; -en), im späten 15. Jh. entlehnt aus (alt-)frz. garnison ‘Besatzung, zum Schutz stationierte Truppe’, und (elliptisch für ville de garnison) ‘durch militärische Besatzung geschützte Stadt’, altfrz. auch ‘(Schutz-/Verteidigungs-)Ausrüstung, Befestigung, Ausstattung, Vorrat’ (zu garnir in seiner Bed. ‘ausstatten, versehen, ausrüsten; mit etwas besetzen’, → garnieren), früher auch N. und in Schreibungen wie Guarnison, Q(u)arnison, Guarnizoun und Verballhornungen wie Gadeson und, eventuell in (irrtümlicher) Anlehnung an → Garde, Gardison.
Im militärischen Bereich älteres Hut verdrängend für ‘Gesamtheit der zur Bewachung oder Verteidigung einer Stadt oder Festung dort stationierten Soldaten, Truppen; militärische (Stadt-/Schloss-)Besatzung, Mannschaft’ (→ Garde a), z. B. die mit neuen/englischen Garnisonen belegte, versehene Stadt, die Einwohner von Utrecht halten stets eine starke Garnison, die hiesige Garnison ist in der Nacht vom 23. zum 24. alarmiert gewesen, seit Anfang 17. Jh. auch ‘Standort militärischer Truppen/Verbände und ihrer Einrichtungen (in Friedenszeiten), Garnisonsstadt, Festung’ (s. Belege 1602, 1623, 1638, 1656, 1821, 1850, 1926, 1978; → Kaserne, → Zitadelle), heute in dieser Bed. weitgehend durch (Truppen-)Standort ersetzt, in Wendungen wie in Garnison stehen/liegen/ziehen, die Garnison verlassen, im Fall eines Waffenstillstandes hat sich der Mann in seiner Garnison zu melden, oft als Bestimmungswort in Zss. wie Garnison(s)arzt, -ball, -bataillon, -chef, -dienst, -kaserne, -kirche, -kommando, -kompanie, -lazarett, -offizier, -ort/-platz, -regiment, -schule, -soldat, -stadt, -stube, -stützpunkt, -verpflegung, seltener als Grundwort in Friedens-, Heimat-, Miliz-, Wintergarnison.
Dazu die seit Ende 18. Jh. vereinzelt nachgewiesene, heute nur noch historisierend verwendete verbale Ableitung garnisonieren V. intrans. ‘in Besatzung stehen, liegen; seinen Standort haben, stationiert sein’, z. B. das in Nürnberg garnisonierende/garnisonierte Kavallerie-Regiment, das dritte Garde-Regiment garnisoniert in Leipzig, auch trans. für ‘jmdn. in Garnison legen’ (s. Belege 1933, 1951), mit dem Verbalsubst. Garnisonierung F. (-; -en); seit Mitte 17. Jh. die bis ins 20. Jh. vereinzelt bezeugte Personenbezeichnung Garnisoner M. (-s; -), meist in der Form Garnisöner, ‘Garnisonssoldat’.

Belege

zu Garnison (52)
1481 (Argovia, Jahresschr. d. histor. Ges. d. Kantons Aargau VI 343)
garnison;
Ludwig v. Eyb 1507 Wilwolt v. Schaumburg 142
das er mit der ganzen gadeson [Garnison] zu ros und fues handln solt, damit sie fridlich und unverhindert durchziehen mochten;
ebd. 143
nu wern sie wider geschickt, den haubtman und die ganzen gemein in der gardison [Garnison] aufs güetigst zu verhorn;
Scheurl 1536 Briefbuch II 168
haben bede thail etlich hauffenn auf die fronthirnn inn Garnison gelegt;
Ernstinger 1579–1610 Raisbuch 145
garnison oder besazung;
ebd. 192
Diese statt Blaye hat die dignitet ainer grafschafft, hat darin starckhe guarnison und 3 künigkliche kriegsschiff;
Eyzinger 1590 Relationen I 26
solche örter, die von allen zeiten her garnison gehabt haben;
Meurer 1599 Relation 30
auff Mittel gedacht, ein Guarnison in diese Statt zu bringen;
Kirchhof 1602 Militaris disciplina 17
der Abwechsel der neuen vnnd immer anderer Soldaten in etlichen Garnisonnen;
Lopez 1609 Congo 4
ein Vestung . ., darinn ein Garnison Soldaten ligt;
Platter 1612 (Boos 1878 Sittengesch. 245)
der sagt uns, er were lang im castel s. Marie, so uf dem berg, . . in der guarnison gwesen;
1622 (Dtsch. Ztg. 17. Jh. 319)
ist das Pfältzische volck alles in Quarnison gezogen;
1623 Beschr. d. Schlacht b. Stattloo 3
ausserhalb etlich wenig Compagnien, so inn den Guarnisonen ligendt verblieben;
1629 Bittschr. (Schafstädt 1899 Mülheim a. Rh. 32)
handtbiethung und erleichterung des beschwer und continuirlichen guarnizouns demütigst gepetten;
Mengering 1638 Soldatenteufel 65
nach Stetin oder die nechst angelegene königl. Guarnisonen;
Zeiller 1641 Episteln A4b
dass die Spanier gut seyen zur Guarnison;
1656 Brandenb. Kriegs-Recht A2b
in Unsern Lägern, Guarnisonen und Quartiren;
ebd. C1b
Keine Huren sollen im Lager oder Guarnisonen geduldet werden;
Friedrich Wilhelm 1667 Polit. Test. 42
garnisonen, in Friedens vndt Krigszeitten . . nottig;
Scheither 1672 Festungs-Baw-Schuel 32
die gantze Guarnison ablösen/ und mit neuem frischem Volck/ und Officirern besetzen;
1684 Getröst. Europa C4a
dieweilen man dagegen die Kayserliche Völcker könnte aus den Garnisonen nehmen;
Stieler 1695 Zeitungs Lust 201
Garnison . . Stadt-Besatzung und Schloß-Besatzung;
Mercurii Relation 11. 11. 1702
In Ulm werden die Quartier und Baraquen zugerichtet/ umb eine Garnison von 4000. Mann darinn zu logiren;
Fassmann 1718 Kriegs- u. Soldatenstand 43
nach einer von der Garnison gethanen . . hartnäckigen Gegenwehr;
Wagner 1724 Soldatenbibl. 207
daß in Hospitälern gute Verordnungen seyn, und wie die Krancken zu besuchen, damit keine gefährliche Krankheit unter die Garnison kommt;
Berlin. Privilegirte 27. 9. 1725
daß der Marquis von Risbourg die Garnisons von allen Plätzen des Fürstenthums Catalonien auf Königl. Ordre besichtiget;
Schnabel 1731 Felsenburg I 38 f.
da ein Officier mit 6. Mann von der Guarnison gegen mich kamen, und meine Personalität mit Gewalt in die Festung einführeten;
1743 Reglement Preuss. Cav. . . Wie der Dienst im Felde und in der Guarnison geschehen soll
(Titel);
Pfau 1757 Angriff 23
Nachdem der commandirende General . . die Liste von denen benöthigten Arbeitern . . empfangen hat, deren Anzahl sich jederzeit . . nach der Stärke der Garnison richtet;
Michaelis 1768 Raisonnement I 231
weil man . . die ganze Guarnison aus Mangel an Bewegung und wegen feuchter Luft aussterben oder verzagt werden läßt;
Schiller 1781 Räuber (S. W. I 505)
Mort de ma vie, da hatten wir dir Respekt wie eine Garnison in einer eroberten Festung (DiBi 125);
Danziger Ztg. 6. 1. 1798
die Nachricht, daß . . die schwache Päbstl. Garnison mit den Kriegshonneurs nach Urbino abmarschirt sey;
Goethe 1809 Wahlverwandtschaften (WA I 20,249)
Offiziere von entfernteren Garnisonen . . zogen sich herbei;
Körner 1812 Hedwig (S. W. II 84)
Er drang beim Vater gleich auf schnelle Hochzeit . . So führt’ er mich in seine Garnison;
Goethe 1821 Wanderjahre (WA I 24,325)
daß er sich eiligst aus der Garnison ohne Urlaub entfernte;
ebd. 337
Flavio . . sollte . . sich wieder ans Regiment anschließen, welches indessen in eine andere Garnison verlegt worden;
Ztg. f. Städte 21. 12. 1836
ein blutiges Handgemenge zwischen Husaren der österreichischen Garnison und schweizerischen Artilleristen;
Bonner Wochenbl. 7. 4. 1850
Gestern kamen die Cadres von fünf zu reorganisirenden Bataillonen in hiesiger Garnison an;
1862 Hausblätter IV 46
indem er ihm die Stelle eines Platzkommandanten der Garnison übertrug;
Roland 1888 Lieutenant 81
von einem Lieutenant, der . . nur Spaßes halber einen Winter in der Garnison mitmachte;
Polenz 1898 Grabenhäger II 357
gelegentlich veranstaltete die Garnison einen Tanz, ein Rennen, ein Picknick;
1916 Deutschland I 221
Zu gleicher Zeit hatten die Städte mit der Entstehung des stehenden Heeres fürstliche Garnisonen erhalten; Kasernen existierten noch nicht. Jeder Bürger, jedes Haus erhielt dauernd militärische Einquartierung;
Ponten 1926 Siebenquellen 114
Ein Regiment zog aus der Garnison zum Truppenübungsplatze;
1928 Festschr. Kotschau 96
wie ich damals nicht Lust bezeigte, als ein junger Mensch in Garnison müßig zu liegen;
Volkmann 1938 Streifen 6
Er . . wurde Offizier. Übermorgen fuhr er in seine Garnison . . Jetzt also begann der Ernst des Lebens;
Th. Mann 1949 Reden u. Aufs. (W. XI 206)
Gegen Ende August – Paris war eingenommen, die deutsche Garnison vertrieben;
Süddtsch. Ztg. 6. 5. 1955
Statt Besatzung – Garnison (Überschr.) daß die amerikanischen Truppen in Bayern künftig eine Garnison-Truppe seien, so, als wären sie irgendwo in den Vereinigten Staaten stationiert;
Welt 10. 9. 1964
An der Veranstaltung nehmen auch Ehrenformationen der drei alliierten Garnisonen teil;
Lenz 1978 Heimatmuseum (W. VIII 166)
wo andere längst aufgegeben hätten, verpflichtete ihn seine Besessenheit zur Ausdauer, und die führte uns zur Rückseite der Garnison, zur Rückseite des Militär-Lazaretts;
Mannh. Morgen 23. 8. 1985
Wenn im Zuge des erleichterten Grenzverkehrs immer mehr Deutsche nach Westen streben, und Franzosen in pfälzischen Garnisonen ihren Dienst ableisten, so gehört das hier bereits zum Alltag;
Presse 12. 5. 1992
Rund 1700 Jungmänner der Wiener Garnison werden heuer bei der großen Frühjahrsangelobung am 15. Mai ihr Treuegelöbnis auf die Republik ablegen;
Oberösterr. Nachr. 25. 10. 2000
werden alle Rieder Soldaten- und Traditionsvereine eingeladen, an der Feier der Garnison teilzunehmen.
zu Garnisoner (7)
Bürster 1647 Schwed. Krieg 258
den burgern sowohl alß den guarnisonern beyzuespringen;
Ruge 1837 Ästhetik 243
das verschiedenste Interesse an dem Kartenkunststück nach den verschiedenen Charakteren, diese Physiognomieen des Wirthes, des Garnisöners, des Fuhrmannsjungen, die man alle zu kennen glaubt;
Schäffer 1864 Soldatenleben 32
unser alter Kerkermeister . . ein sogenanter Garnisöner [Unteroffizier d. Invaliden];
1892 (Württemb. Vierteljahrsh. N. F. I 175)
Ulmer Grabenhäuschen und Garnisöner (Überschr.) niedliche und bescheidene Gebäude . ., welche den reichstädtischen Garnisonssoldaten als Wohnung dienten;
Peter 1937 Ritt ins Morgenrot 179
Jakobina Katharina Rayer, Tochter des evangelischen „Garnisöners“ (wohl Stadtsoldaten) Christoph Raye;
Borst 1968 Städte 421
Aber die Garnisöner, das waren denn doch andere Leute;
ders. 1986 Stadtkleinode 58
Weil sie Zopf und Puder . . mehr liebt als Garnisöner und Pulverdampf?
zu garnisonieren (12)
Böttiger 1795 Reise n. Hamburg (Literar. Zustände II 96)
Hier war den Tag vorher das dort garnisonirende Regiment des Herzogs von Braunschweig aus dem Felde wieder angekommen;
Campe 1813 Fremdwb. 333
Garnisoniren, in Besatzung liegen;
Bonner Wochenbl. 7. 4. 1850
Heute Vormittag empfing Höchstderselbe die Aufwartung sämmtlicher Stabs- und Oberoffiziere der hier garnisonirenden Truppen;
Hartmann 1866 Erlebnisse 269
1773 war bei Hannover ein Uebungslager für die übrigen 4 Compagnien, die in Hannover, Hameln und Nienburg garnisonirten;
Grabowski 1868 Off. 53
ein Officier der in N. garnisonirenden Cavallerieschwadron war dem Oberst heute noch als Ordonnanzofficier zugetheilt worden;
Schmidt-Weißenfels 1876 Freiligrath 116
er war eben zur Ableistung seines einjährigen Dienstjahres in ein in Stuttgart garnisonirendes Regiment eingetreten;
Winterfeld um 1880 Excellenz 69
herein trat der Oberst und Commandeur des in Blasebalg garnisonirenden Kavallerie-Regiments;
Th. Mann 1901 Buddenbrooks (W. I 644)
Rene Maria von Throta, aus den Rheinlanden gebürtig, stand als Secondeleutnant bei einem der Infanteriebataillone, die in der Stadt garnisonierten;
Berl. Illustr. Nachtausg. 5. 1. 1933
das 153. Infanterieregiment wird auf fünf Bataillone verstärkt, von denen vier in Bitsch-Stadt in der Nähe der Befestigungen und eins im Militärlager von Bitsch garnisoniert werden sollen;
Feuchtwanger 1951 Jüd. Krieg 248
Zwanzigtausend Mann . . kann Vitell in Rom garnisonieren (WDG);
Th. Mann 1953 Erz. (W. VIII 877)
hatte Rosalie die Jahre ihrer Ehe, zwanzig an der Zahl, in dem gewerbfleißigen Duisburg verbracht, wo von Tümmler garnisonierte;
Berl. Morgenpost 23. 8. 1998
Das in Merseburg garnisonirende Husarenregiment Nr. 12 wird zu der . . silbernen Hochzeitsfeier seines Chefs, des Großfürsten Wladimir von Rußland, nach St. Petersburg eine Deputation entsenden, um Glückwünsche darzubringen.
zu Garnisonierung (8)
Baltz 1822 Aug-Entzündung 105
wegen der Garnisonirung der Infanterie meist in den grössern Städten und häufig in Casernen;
Heyne 1843 Napoleon 34
Napoleon war immer noch als Souslieutenant im südöstlichen Frankreich bei seinem Regimente La Fère, dessen Garnisonirung wechselte;
Kaeuffer 1859 Ost-Asien 135
Da nämlich die mächtigen . . Hiung-nu nun Herren . . der nordwestlichen Grenzgebiete an China . . geworden waren, so mussten jetzt die Chinesen ernstlich auf Bekämpfung dieses Feindes denken und schoben das obenerwähnte System der Garnisonirung und Colonisirung an der nordwestlichen Einsenkung vor;
Amon v. Treuenfest 1879 Hoch- u. Deutschmeister 478
Baron Lederer, während der Garnisonirung in Neapel . . in der Brigade des Generalen v. Söldenhofen;
Gatti 1905 Militär-Akademie 726
Während seiner Garnisonierung in Wien besuchte er die Lehranstalt für orientalische Sprachen;
Vagts 1935 Deutschl. u. d. Verein. Staaten 1120
Diese Garnisonierung entsprach den Erwartungen des deutschen Handels, berichtete der französische Botschafter aus Berlin;
Süddtsch. Ztg. 25. 2. 1960
Die Stadt Greding . . wird nach einer Mitteilung der Wehrbereichsverwaltung keine Garnison erhalten. Die Ablehnung wurde mit der geographischen Lage . . begründet, die nicht in den für das Bundesgebiet aufgestellten „Garnisonierungsplan“ passe;
FAZ 12. 1. 1990
Jede Wohnsiedlung der „Freunde“, wie schon die Jugendlichen mit eher gleichmütigem Spott die Gäste bezeichnen, offenbart zwischen Ostsee und Erzgebirge diese Problematik einer unerwünschten Garnisonierung.