Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gottverlobt, part. adj.

gottverlobt, part. adj.,
vgl. auch gottgeheiligt, gottgeweiht, gottgewidmet, gottvermählt (s. überall dort).
1)
im kirchlichen und kultischen bereich 'auf grund eines gelübdes für gott geheiligt, bestimmt'.
a)
von personen geistlichen standes, besonders von nonnen: etlicher geistlichen gottverlobten jungkfrawen Guarinonius grewel (1610) 934;
unglückliche (Héloïse)! die eine gottverlobte
mit unrecht heiszt
Eschenburg beispielsamml. (1788) 6, 254;
'der künftigen gottverlobten (Bernadette) und dem lieblingskinde der rosenkönigin diese rosen', deklamiert er Werfel Bernadette (1948) 398.
b)
in entsprechenden biblischen verhältnissen, vielleicht unter einflusz der Lutherbiblischen genitivverbindung verlobter gottes richter 13, 7, für einen nasiräer. häufiger dafür und in jüngerem gebrauch ausschlieszlich gottgeweiht (s. d.); noch in getrennter schreibung:
hie ist erfuͤllt, das auff jhn (Jesus) geht,
wie in dem buch der richter steht,
das er wie Simson, mehr vnd wol,
ein gotts verlobter heissen sol
Ringwaldt evangelia (1646) E 5ᵃ;
es dienet aber zu wissen, dasz die worte (des engels) dahin gehen, dasz weder Samsons eltern, noch er selbst, sein haupt, als eines gott-verlobten, dessen heiligkeit in unverletzten haaren bestunde, dem scheermesser unterwerffen sollten Abr. a s. Clara etwas f. alle 2 (1711) 588.
2)
mehr subjektiv und im bereich persönlicher frömmigkeit 'was sich gott zugeeignet hat':
itzt (indenck ihrer gunst) schick ich den ring ihr (seiner mutter Felicitas) wider
und geh und opffre gott (im martyrium) die gottverlobtenglieder
Gryphius trauersp. 703 Palm.
besonders in erbaulicher sprache in die bedeutung 'fromm, gottergeben' übergehend:
so steht ein gott-verlobtes hertz
auch stets in einem gleich-gewichte,
und schaut mit einerley gesichte
so wohl die freuden; als den schmertz
Triller poet. betracht. (1750) 1, 96;
der leuchtende glanz seines (des Moses) angesichtes, von welchem die sitte der maler, heilige, gottverlobte menschen mit einem 'sogenannten heiligenschein' zu malen, den ursprung nahm W. Löhe evangelienpostille (1858) 2, 85ᵇ. im hinblick auf die seelenbrautschaft mit Jesus:
königs-kronen sind zu bleich
vor der gott-verlobten würde
Zinzendorf teutsche ged. (1766) 279.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1955), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1425, Z. 14.

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gotteskammer grabkult
Zitationshilfe
„gottverlobt“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gottverlobt>.

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