Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
gott, m.
gott, m.,
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deus.
herkunft und form.
ahd. cot, got, mhd. got, mnd. got, mnl., nl. god, as. god, ags. god, engl. god, afries. god, an. gođ, guđ, dän., schwed., norw. gud, got. guþ. das wort kann man geradezu als kennzeichen der germ. sprachen ansehen, wie es schon 1599 tat ( gesch. d. sprachwissenschaft [1927] 33).
die zahlreichen versuche, das germ. neutr. *guđa- mit parallelen bildungen anderer idg. sprachen in verbindung zu bringen bzw. es auf seine idg. wurzel zurückzuführen, haben ein formal zwingendes und bedeutungsmäszig voll befriedigendes ergebnis bis heute nicht gezeitigt. einen überblick über die bisherigen bemühungen gibt in: zs. f. kath. theol. 41, 625 ff., vgl. auch et. wb. d. got. spr. ³227 f. zu den heute noch ernsthaft diskutierten deutungsversuchen gehören namentlich jene, die das wort als eine idg. partizipialbildung (mit -tó-) auffassen. am ersten scheint hier rückführung auf die idg. wurzel *ĝhau-'rufen', part. *ĝhu-to- 'angerufen' möglich, so dasz idg. *ĝhu-tó-m als 'das (durch zauberwort) angerufene oder berufene wesen'
(so zuerst morphol. unters. 4, 84; Bezzenberger beitr. 24, 191 ff.) zu interpretieren wäre, vgl. ai. part. hūtá- 'geladen, angerufen' und puru-hūtá-h 'viel angerufen' als beiname Indras in den Veden. auf den zusammenhang magischer sphäre und zauberischer berufung deuten u. a. lit. žavéti 'zaubern', lett. zavēt 'zaubern', dazu gall. gutuater für eine bestimmte klasse von priestern aus *ghutupətēr 'vater (meister) des anrufs (an gott)', vgl. 1, 529 f.; idg. etym. wb. 413; ⁵275ᵇ. — erwähnung verdient noch die verknüpfung von *guđa- als 'das, dem geopfert wird' mit der idg. wurzel *ĝheu- 'gieszen' in der — im germ. allerdings nicht belegten — anwendung auf das trankopfer ( in: Bezzenb. beitr. 7, 99); dagegen ist es nicht angängig, mit in: Bezzenb. beitr. 20, 256 * guđa- als 'gegossenes bild' zu fassen.
aus der umfangreichen literatur über die german. gottesbezeichnungen und über die einschmelzung von germ. *guđa- in den christlichen gebrauch vgl. an jüngeren darlegungen namentlich M. Cahen le mot Dieu en vieux-scandinave (Paris 1921); d. frühchristl. gottesbezeichn. im german.-altdtsch. in: neue forschung nr. 25 (Berlin 1935); d. dt. kirchensprache (1936), wiss. beilage z. 80. programm der St.-Gallischen kantonsschule für 1936/37; altgerman. religionsgesch. 2 (1937) § 137-142; W. Baetke 'guđ' in altnord. eidesformeln in: PBB 70, 351-371.
im rückgriff auf das neutr. germ. *guđa- (neutr. wie das wort für 'mensch' und 'tier', weil es masculina und feminina zusammenfaszt, s. kl. schr. 221) als bezeichnung des christengottes treffen sich alle germanischen stämme. mit dieser in den dienst der mission tretenden wahl wurde für den religiösen hauptbegriff die bis auf den heutigen tag gültige einheitlichkeit des germanischen sprachgebrauchs begründet. während die einzelphasen der aneignung von *guđa- für den christlichen gebrauch im ost- und westgerm. nur in spuren oder gar nicht mehr greifbar sind, erlaubt die relativ junge, über zwei jahrhunderte ausgedehnte bekehrungsgeschichte im anord. sprachraum Skandinaviens beobachtungen, die wohl auch für die anderen germanischen dialekte bedingte gültigkeit besitzen. danach empfahl sich an. gođ (guđ), n., durch seine unspezifische bedeutung, deren ursprünglicher sinn kaum noch gefühlt wurde, durch seine feste verwurzelung im allgemeinen sprachgebrauch gegenüber seinen nur poetisch verwendeten synonymen und namentlich durch seine fähigkeit, trotz seines vorwiegend pluralischen gebrauchs als singularisches appellativum der bezeichnung einer einzelnen gottheit zu dienen. diese fähigkeit besasz unter den zahlreichen vorchristlich-anord. gottesbezeichnungen, wie den pluralia tantum regin, hopt, bǫnd, fjǫrg, véar u. a. als umschreibungen für die unpersönlich gedachten schicksalsmächte, allenfalls noch der an. pl. tívar 'götter', dessen idg. wurzel *deiu̯os sich in ai. dēváḥ, lat. deus namentlich auszergermanisch fortsetzt. er begegnet singularisch als eigenname des höchsten himmelsgottes, später des kriegsgottes an. Týr (vgl. ags. Tīw, ahd. Ziu) und daneben, wie gođ, auch als singular. appellativ, jedoch nur in poetischer sprache. eine zu deutlich heidnische färbung mochte seiner aufnahme in den christlichen wortschatz im wege stehen, wie sich weiterhin etwa der göttername der Asen (an. áss, pl. æsir) wohl durch seine bindung an bestimmte kultformen in nordischer spätzeit für den christlichen gebrauch als ungeeignet erwies und die älteren ost- und westgerman. spuren des namens in niedere religiöse sphäre weisen. um das heidnische germ. *guđa- in den einzelnen dialekten den christlichen missionszwecken gefügig zu machen, war der gebrauch des wortes als eines maskulinen singulars unerläszlich: nur so vermochte es den einen christlichen gott (in der art eines eigennamens, vgl. den ahd. acc. sg. gotan entsprechend der flexion der eigennamen) zu bezeichnen, und nur so grenzte es ihn von den zunächst weiterhin neutral und vorwiegend pluralisch gebrauchten formen des wortes zur bezeichnung der alten gottheiten eindeutig ab. das ausbleiben der maskulinen nominativendung in got. guþ, m., gen. gudis (geschrieben gþ, gþs,
s. PBB 21, 562 ff.; Bezzenb. beitr. 24, 199; dagegen nomina sacra 274), an. god (guđ) läszt das ursprünglich neutrale genus ebenso erkennen wie die pluralformen got. guda, ags. godu (neben jüngerem maskul. pl. godas), an. gođ, guđ. nur in ahd. got, m., pl. gota, selbst der frühesten literarischen zeugnisse, sind die sicher auch hier vorauszusetzenden vorstufen infolge der stürmischen und gegen das heidnisch-religiöse vokabular unduldsamen missionierung nicht mehr erkennbar. erst nach seiner endgültigen christianisierung gibt auch der norden das alte neutrale geschlecht des wortes in den meisten gebieten auf und bildet in aschwed.-anorw. guđir einen maskul. pl. für die heidnischen götter, doch bewahrt das isländ., unter zusätzlicher inanspruchnahme eines wechsels im stammvokal, in gođ, n., für den heidnischen gott neben guđ, m., für den christlichen das alte neutrum z. t. noch heute. zur lautform:
dem ahd. lautstand entsprechend in den obd. quellen des 8.-10. jhs. vorwiegend mit anlautender tenuis, zunächst cot (Pa, K , Ra) ahd. gl. 1, 98, 2 St.-S.; cot (K) 1, 198, 36; cutum (Pa), cotum (K), cotom (Ra), coto (R) 1, 102, 2 u. ö., dann auf grund orthographischer neuerung kot (9. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 310, 22; 26 Steinm. u. o., nach gr. ²1, 149 anm. nur zögernd angesichts der heiligkeit des namens. got daneben seit dem 9. jh., jüngeres kot statt got noch bei Notker im rahmen seines anlautgesetzes. mnd. anlautendes gh- für g- in ghod nicht selten, vgl. die nachweise aus mnd. urkunden des 13. und 14. jhs. bei mnd. gr. § 341, dazu ghodes (15. jh.) Theophilus 44 Petsch.
der stammvokal bewahrt qualitativ und quantitativ durchgehende festigkeit. die in obd. hss. des 12. jhs. nicht ganz seltene schreibung gôt (z. b. Benediktbeur. gl. u. beichte III 43; 104; 137 Steinmeyer; dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 138, 27 Diemer) deutet nicht auf dehnung des stammsilbenvokals, für die sonst keinerlei anzeichen vorliegen, sondern auf betonte kürze, vgl. d. accente in ahd. u. as. hss. 39; 126. — die ahd. für abgot bezeugten -u-formen des plurals scheinen got nicht berührt zu haben; ein vereinzeltes cutum diuum (Pa) ahd. gl. 1, 103, 2 St.-S. ist wohl schreibfehler für cotum, s. PBB 67, 432. dagegen begegnet jünger im fränk. -u- statt -o- im stammvokal trotz altfränk. gr. § 21, 5 gelegentlich auch bei got, vgl. gut 19, 3 var. der Trierer hs. nach PBB 67, 432, guth (: geboth) Rother 516 Frings (gut v. Bahder; guth de Vries). — der mnd. übergang von o zu a erscheint bei got, in den flektierten formen des wortes, vereinzelt schon im späten 14. jh., häufig seit dem 15. jh., vgl. die nachweise bei mnd. gr. § 89 und PBB 7, 50 f.; für spätere zeit gade (1544) bei gl. 734; gadesz (Hamburg 1553) bei kaufmannsspr. 118; gades restitution 82 ndr. u. ö., s. auch unten jüngere nd. formen.
zur lautform und schreibung des dentals: über das verhältnis der westmd.-fränk. formen mit d statt t in ahd. zeit s. ahd. gr. § 163 anm. 1, dazu noch godes heilegon (rhfrk. 10. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 329, 1 Steinmeyer. das gleiche gebiet hält bis tief ins mhd. inlautend weithin an den -d-formen fest, vgl. z. b. godis sun Annolied 52ᵇ Roediger; 583; 852 u. ö.; godes gewalt Upsalaer sündenkl. 9 Waag; godes Arnsteiner Marienleich 7 Waag u. o.; godes frunt hl. Elisabeth 2838 Rieger; 5600; di engele godis parad. anime 11, 11 Strauch; ferner godes licham (14. jh.) bei volksl. 639; vgl. 638; godis lichnam (md. 15. jh.) gl. 212ᵃ; vereinzelt in einer unsicherheit verratenden schreibung: mit gotdes craft mittelfränk. bruchstücke 20 Kraus; daneben auch die sonst im auslaut (s. u.) begegnende schreibung -th-: zo gothe Rother 378 Frings; gothis 1201. auslautend herrscht, auch im westl. md., -t vor, doch zeigt sich, wie im ahd. (s. a. a. o.), so auch später noch vereinzelt -d: god (westmd. 13. jh.) ahd. gl. 3, 379, 50 St.-S.; god grusz dich (md. 15. jh.) gl. 509ᵇ. häufiger begegnet mhd., vornehmlich westmd., aber auch sonst -th statt -t im auslaut: goth dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 380, 22 Diemer (hs. österr.
12. jh.) neben sonstigem got der gleichen quelle; goth 19, 3 Seem., var. d. Ebersberger hs.; goth Rother 285 Frings; 360; guth 516 neben häufigerem got 1002; 1061; 1236 u. ö.; goth mittelfränk. legendar H 178 Kraus; goth (westmd. 13. jh.) ahd. gl. 3, 390, 1 St.-S.; jünger goth (schles. ? 1420) gl. 323ᵃ. in noch späterer zeit steht die schreibung vereinzelt bei Luther: unsern goth 9, 127 W.; gothe (dat. sg.) ebda. — im mnd. gilt inlautend -d- statt hd. -t- fast ausnahmslos, einfach (godes, gode) oder geminiert, vgl. gotdes (Halberstadt 1377) bei mnd. gr. § 306, goddis (Hildesheim 1394; Quedlinburg 1403) in: PBB 7, 66 und jüngeres leider goddes friedenssieg 45 ndr., während ein gotes (Anhalt) bei a. a. o. § 313, gottes (Dortmund 1459) in: PBB 7, 73 isoliert stehen. im auslaut herrscht -t vor, auch -dt geschrieben: godt (Homb. 1314) in: PBB 7, 73; adag. (1545) a 4ᵇ (im unterschied zu mnl. nl. god, das bei diesem wort die sonst auch hier geltende auslautsverhärtung nicht durchführt, wozu gr. ²1, 412 anm.). die gelegentliche mnd. schreibung god (11. jh. Werden) ahd. gl. 1, 789, 58 St.-S.; (Braunschw. 1345) bei a. a. o. § 305; (1412) bei coll. de lois marit. 2, 458 u. ö. hat als etymologische zu gelten.
die schreibung des wortes mit einfacher konsonanz (-t statt heutigem -tt) gilt ahd. fast ausnahmslos, nur singulär cotto deorum (K) neben coto (Pa, Ra) ahd. gl. 1, 103, 3 St.-S. und neben cotum diuum (K) ebda 2, ferner (10. jh.) be gotta ebda 5, 518, 16, be gott 520, 6. auch im mhd. gilt einfacher dental, wie ihn die normalisierten texte durchgehend setzen. die vom 13.-16. jh. herrschenden übergangsverhältnisse scheinen folgendes bild zu bieten, wobei freilich das berücksichtigte material angesichts der uferlosen häufigkeit des wortgebrauchs kaum mehr als den wert einer stichprobe beanspruchen kann: gelegentlich bringen schon hss. des 13., verstärkt solche des 14. jhs., schreibungen mit -tt-, in den flektierten formen sehr viel häufiger als in den unflektierten oder apokopierten, immer aber neben der alten schreibung mit einfachem dental, die vorherrschend bleibt; vgl. etwa an frühen beispielen osterspiel von Muri (hs. anfang des 13. jhs.) in: Germ. 8, 289: gottes; 297: gotte (acc. pl.) neben got 287; 293; in der Wernigeroder hs. der weltchronik des (um 1300): gotte (dat. sg.) 11 659 Ehrism.; 11 666; gotte (n. pl.) 3241 neben gotis 11 661; 11 667 u. ö.; göte 3209; 3224 u. ö. unterschiedliche behandlung flektierter und unflektierter formen scheint in manchen hss. des späten 13. und des 14. jhs. bereits konsequent durchgeführt zu sein, so im Wasserburgischen kodex des Willehalm von (ende des 13. jhs.): gotte (dat. sg.) 608 Ehrism.; gottes 985; 2137; 2141; 3450 u. o. neben got 196; 354; 585 u. o., vgl. in engster nachbarschaft: got und gottes gebot 11 882; ähnlich liegen die dinge in der hs. A (1387) des St. Georgener pred., vgl.: ze gotte und in got 287 R.; in gotte und got in aller creature 185 sowie in den hss. der predigten des 14. jhs., vgl. die Vettersche ausgabe, doppelkonsonanz im wortauslaut darf für das 14. jh. wohl noch als ungewöhnlich gelten, doch vgl. Hartmann v. Aue armer Heinr. nach d. Straszburger hs. (14. jh.): gott 145 Gierach; 914; 925; 1317 neben got 254; 352; 384; 458; 608 u. ö.; Heinrich v. Neustadt Apollonius (hs. 14. jh.) sammer gott 10 254 Singer; gott 10 353 neben got 10 317; 10 350; 10 277 u. ö. im 15. jh. wird die vorherrschaft der schreibung mit einfachem -t, auch in den flektierten formen, noch nicht gebrochen. erst im 16. jh. kehrt sich das verhältnis eindeutig um. Luther schreibt in seiner bibel nur gott und gottes, gotte, götter, läszt aber sonst gelegentlich die alte schreibung gelten, vgl. etwa got 14, 443 W.; got geb 10, 3, 403; zu gote 1, 200; gotes volck 34, 1, 431; ähnliches gilt für H. Sachs, Murner u. a. innerhalb der für die doppelschreibung anfälligeren flektierten formen bewahrt einfaches -t- zähere dauer in den genitivischen kurzformen gots und gotz, vgl. z. b. gots urtayl 10, 3, 187 W.; gotz fluch Zimmer. chron. ²3, 123 B.; gotz itinerar. (1600) c 1ᵃ. die alte schreibung begegnet noch im 17. jh.: hinter got prov. copia (1601) 2, 225; in gots furcht d. Teutschen weiszh. (1605)
g 8ᵃ. Weckherlin hat zwar durchgehend gottes, götter, aber stets got, auch in den späten drucken von 1641 u. 1648, vgl.got 1, 390 Fischer neben gottes seegen ebda; mein got 2, 33 neben gottes lob ebda. Rachel satyr. ged. setzt, vielleicht unter mundartlich nd. einflusz, got 50; 63; 75; 78; 82 u. ö. und gott 50; 119; 123 u. ö. in ständigem wechsel. spätere fälle wie um goteswillen br. an Fredersdorf 199 Richter; du got der donner oden 1, 10 M.-P. (fassung v. j. 1747; dafür 1767: gott) haben als regelwidrige verstösze zu gelten.
lautformen des wortes in der flexion:
im mnd. gelegentlich formen mit angehängtem -e im nom. (und acc., s. u.) sg., vgl. gode, godde s. v. got 2, 135. vielleicht von hier aus ein ganz vereinzeltes min gote (: gebote) väterbuch 9680 R. in angrenzendem md. gebiet.
der gen. sg. lautet spätahd., auch obd., gelegentlich gotis: gotis mageden (11.-12. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 336, 7 Steinm.; (12. jh.) 358, 45; 46; 47 u. o., dazu ahd. gr. § 60. später, und noch bis ins ältere nhd., ist er als gotis, godis im md. reich bezeugt, oft noch in den früheren schriften Luthers, s. Lutherwb. 149ᵃ. sporadisch dringen diese formen auch in die grenzgebiete des mnd. ein, s. die nachweise in PBB 7, 65 f. — die zumal in der abhängigkeit von einem substantiv älternhd. äuszerst verbreitete synkopierte kurzform des genitivs scheint mhd. (obd.) um die wende vom 13. zum 14. jh. aufzukommen, zunächst wohl als metrisch bedingte form der gebundenen rede, z. b.:
gegen:
schon im 14. jh. auch in ungebundener rede, vgl. gotz werk 213, 8; barmherzkeit gotz 219, 27 u. o. ganz überwiegend neben fällen wie den wunden gottes pred. 173, 9 Vetter (Engelberger hs., mitte d. 14. jhs.; in den Straszburger hss. [2. hälfte d. 14. jhs.] scheint das häufigkeitsverhältnis umgekehrt). im 15. und 16. jh. häufen sich die fälle auszerordentlich, zumal in den festen genitivverbindungen der fluch- und beteuerungsformeln (s. u. I J 5), in der schreibung gotz, auch gocz ([15. jh.] bei Bayerns maa. 2, 384; 439; [15. jh. obd.] n. gl. 127ᵇ; 300ᵇ; gocz marter [aus obd. gefärbter vorlage] bei 34, 2, 90 W.) neben gots, gotts. Luther bedient sich der kurzform nicht selten, vgl. (bis 1528) Lutherwb. 149ᵃ. auch das mnd. hat gelegentlich gods, gots mnd. gr. § 363 anm. 1; in der leefte godz 9, 18 Jostes. im jüngeren nhd. beschränkt sich die im ganzen seltene anwendung der genitivischen kurzform auf die auch in älterem gebrauch (und in der mundart, s. schwäb. 3, 763; bair. 1, 959) bevorzugte stellung vor dem beziehungswort: ein gotts lohn Wieland bei 1, 83; gotts lohn! ges. schr. (1878) 2, 306; gotts wunder! s. w. (1864) 1, 249; 4, 484; gotts tannenbaum! könig d. Bernina (1904) 11.
ein ahd. dat. sg. auf -a bei got nur vereinzelt: goda endi mi de Heinrico 13 Steinmeyer. über die möglichkeit eines ahd. dat. sg. goto vgl. MSD 2, 449 und gkoto liebosta Georgslied 4 Steinm. (text d. hs.); demo almahtigen goto Benediktbeur. gl. u. beichte II 19 Steinmeyer; 24; 34. — schwund des -e der dativendung, sofern es sich nicht um blosze elision handelt (wie schon an Ludw. 32; II 12, 10), ist bei got obd. bereits gegen ende des 11. jhs. und im 12. jh. nicht selten: demo almahtigen got Benediktbeur. gl. u. beichte II 21 Steinmeyer neben gote ebda 1; 11; 16 und goto 19; 24; got (dat. sg.) Wessobr. gl. u. beichte II 31 Steinm. neben uone gote ebda 53; got (dat. sg.) Benediktbeur. gl. u. beichte III 43; 58; 61; 65; 69; 74 Steinm. neben gote ebda 54; ähnlich die hochzeit 52; 345; 412; 515; 519; 707; 805 Waag neben einmal gote ebda 364 usw., doch hat die volle form gote im mhd. noch als die normale zu gelten.
im frühnhd. setzt sich die endungslose form mehr und mehr durch, bei Luther hat sie in der bibel und auch sonst bereits das übergewicht. gotte bleibt aber auch in jüngerem gebrauch noch möglich, und zwar nicht nur aus metrischen rücksichten in gebundener rede oder (so dt. gramm. 2, 8) in auszermonotheistischer anwendung, vgl. z. b.: dem grundgütigen gotte philos. colus (1662) 21; stünde es darum gotte minder frey 13, 420 L.-M.; der groszen urquelle ... nämlich gotte schr. f. u. an s. lb. Deutschen (1845) 2, 346; (auch die mundart kennt gelegentlich noch die vollform des dativs, vgl. pa gotte, kighen gotte cimbr. 125; med gode! westfäl. 82ᵃ).
ein ahd. acc. sg. cotan deum (8. jh.) ahd. gl. 1, 732, 53 St.-S.; vgl. 731, 60; 734, 27; Benediktinerregel in: kl. ahd. sprachdenkm. 200, 4; 211, 1; 205, 13 Steinm. u. ö. bezeugt, dasz das wort als eigenname behandelt wurde, vgl. le mot Dieu 37. in dem mnl. acc. gode (neben god) lebt diese form weiter, s. mnl. gr. § 178, 5; 2, 2005; sie findet sich auch im mnd., vgl. die nachweise gode, godde, gadde s. v. got bei 2, 135ᵇ und: de gode vorlevet (d. i. 'wer Christus überlebt') sprichw. nr. 351. von da aus scheint sie vereinzelt ins md. zu dringen: durch gote väterbuch 23 310 Reiss.; 25 303; ich bite gote ebda 23 272.
euphemistische verhüllungen und entstellungen des wortes gott im singular wie gocks, potz, kotz, goll, göll u. ä. s. u. I J 1 b β; 4 b und bes. 5.
der heute allein gültige plural götter steht am ende einer langen, mehrsträngigen entwicklung. wie das wort in der gesamten ahd. überlieferung von seinem ursprünglich neutralen geschlecht nichts bewahrt hat, so steht hier von vornherein den alten neutralen pluralformen got. guda, an. gođ, ags. godu nur ein maskuliner plural gota gegenüber. zunächst lediglich in den fränkischen quellen des Isidor (13, 20; 21, 8 H.), des Weissenb. katechism. (72; 77 Steinmeyer), des Otfrid (III 22, 49) und des Tatian (134, 8) und nur in der bezeichnung der drei personen der trinität oder im anschlusz an Joh. 10, 34 f. (ps. 82, 6), erst seit Notker auch im obd., und in der anwendung auf heidnische gottheiten, z. b. gota 1, 190, 13 P.; 247, 27; 248, 2; 697, 13; 714, 24; 2, 569, 11 u. ö. die beschränkung auf maskul. pluralbildung gilt auch für die ahd. komposita mit -got als zweitem kompositionsglied bis auf die von der bedeutung her nur bedingt als ausnahmen gültigen beiden glossen helligot für manes: (11. jh.) ahd. gl. 2, 653, 74 St.-S.; (11.-12. jh.) 4, 205, 10, s. PBB 67, 420 f., während die auffassung des irmingot Hildebrandsl. 30 Steinm. als neutr. n. pl. nur eine der vielen verschiedenen möglichkeiten bleibt, s. a. a. o. 423 f. das mhd. hält an diesem alten, unerweiterten plural als normaler und vorwiegend gebrauchter bildung fest, wobei sich freilich neben den n., acc. pl. gote, später auch gotte der maskul. a-klasse nach der mitte des 13. jhs. als göte, später auch götte ein plural der i-klasse stellt, vgl. z. b. göte Silvester 322; 349; 1407; 2122; 2125 u. ö. Gereke (hs. 13. jh.); troj. krieg 17 632; 20 442 u. ö.; weltchron. 3209; 3224 (:gebote) Ehrism. (hs. um 1300). er scheint (bes. apokopiert, s. u.) im 15. jh. sogar die häufigste form zu sein und ist noch im 16. jh. unter den verschiedenen möglichkeiten die stärkste konkurrenzform. md. gelegentlich sind formen mit -d-, mnd. regelgerecht solche mit -d- oder -dd-: gode parad. anime 16, 25 Strauch; (nd. 14. jh.) städtechron. 1, 119; goden (d. pl.) (Köln 1499) ebda 13, 455; godde (nd. 1417) n. gl. 83ᵇ; gödde (nd. 1417) ebda 153ᵃ. neben gote wie göte stehen die apokopierten formen got und göt, gött, vgl. schon: vrvͦmdᵉ got dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 158, 12 Diemer; ferner z. b. drî got Willehalm 291, 21. weit häufiger göt, gött, besonders im 15. jh. und in der ersten hälfte des 16. jhs. im bildungsbereich all dieser formen zeigt der gen. pl. frühnhd. vereinzelt apokope: unser gött gefallen decameron 629 lit. ver.; der irdischen gött in: schweiz. id. 2, 507, und, dies schon mhd. (vgl. mhd. gr. § 449), gelegentlichen übertritt in die schw. deklination: der götten edelstein
22, 21 Pf.; translat. 19; 28; 32; 226 K.; preusz. chron. 1, 3 Perlbach, der vereinzelt sogar auf den acc. pl. überzugreifen scheint: die weisen götten w. 1, 359 Hauffen.
noch in der zweiten hälfte des 16. jhs. fehlt es nicht an bezeugungen der alten pluralformen, bes. im schweizer. und in literarischen quellen des ostnd. raumes: gött (acc. pl.) (1560) in: schweiz. id. 2, 507; gött (n. pl.) (1587) ebda; jre götte beschreibg. d. landes zu Preussen (1584) 6ᵃ; die götte derselbe, preusz. landtaffel (1595) 14ᵇ; preusz. chron. 1, 91. im übrigen tritt mit dem 17. jh. der jüngere plural götter die alleinherrschaft an. seine früheste bezeugung fällt in die erste hälfte des 12. jhs.: unsir gotir Milst. gen. 120, 11 Diemer (Wiener hs. dafür gote 86, 21); in den goteren Egipti ebda 153, 22. diese im 12. jh. noch ganz isolierten, im 13. jh. etwas zahlreicheren formen bezeugen den einflusz des ahd. neutr. abgot, das neben seinem im 9. jh. und vielfach später bezeugten neutr. a-plural abgot gleichzeitig (und auch später noch) in abgutir (Ja) ahd. gl. 2, 340, 8 St.-S. einen neutr. -er-plural aufweist. ein maskul. pl. abgota ist relativ jung (11. jh.) und nur durch unmittelbare gegenüberstellung zu gota hervorgerufen, vgl. im einzelnen hierzu und zum folgenden E. Karg-Gasterstädt got und abgot in: PBB 76, 420-433; dazu Gürtler z. gesch. d. dt. -er-plurale in: PBB 37, 412 ff.; 38, 67 ff.: für gott bes. 38, 132 f. sowenig das ahd. neutr. abgot als wahrscheinliche entlehnung aus dem got. adj. afgups seiner bildung nach zum substantiv got zu gehören scheint, so konnte es in jüngerer zeit den übertritt des maskul. pl. gote in den bildungsmäszig neutralen -er-plural immerhin vermitteln, zumal für abgot ein nebeneinander beider genera bis tief ins mhd. und ein mischgebrauch der alten -er-plurale und der für got ursprünglichen a- und i-plurale bei abgot bis in das frühe 16. jh. hinein (so bei Zwingli, Nazarei und vereinzelt bei Luther) möglich blieb, vgl. die nachweise in PBB 38, 132. gleichwohl bleibt im ganzen mhd. und noch im 15. jh. der neue pl. götter (und oft ohne umlautbezeichnung gotter) hinter den alten formen zurück, übrigens ohne dasz von der bedeutung her, etwa in einer unterscheidung götter = 'götzenbilder, abgötter' und göte = 'götter allgemein' die wahl der formen bestimmt zu sein scheint. nur ein spätfall deutet in diese richtung: die heiden an iren göttern, die doch nit gött sind (1587) in: schweiz. id. 2, 507. bemerkenswert aber, und wohl nur aus der analogie zu mhd. daz abgot, pl. diu abgot erklärbar, sind einige mhd. fälle, in denen der seiner bildung nach neutrale pl. göter auch grammatisch neutrales geschlecht anzunehmen scheint, vgl.: die (Apollo und Mahmet) sint diu göter mîn Ortnit 271, 3 Amelung (freilich neben al dîn göter 273, 4); al diu göter Marienleben 3403 Rückert. übertritt in schw. deklinationsform n ist beim pl götter nur vereinzelt und spät bezeugt: der grossen göttern 2, 323 Fischer. im d. pl. gelegentlicher abwurf der endung: von diesen götter (St. Gallen 1324) in: PBB 37, 541. jünger erscheint manchmal pleonastisches -e- in der dativendung: götteren schimpf u. ernst (1522) nr. 288; Ilias (1610) 69; 74.
für die vielfalt der pluralformen, hinsichtlich der bildung wie der lautform, ist im mhd. häufiger promiscue-gebrauch bezeichnend. so im nebeneinander umgelauteter und unumgelauteter formen: göte weltchron. 3209; 3224 Ehrism. neben gotte 3241, gote 3203; in zs. f. dt. alt. 1, 129 goter neben göter ebda; götter d. gr. Alexander 389; 454 Guth, göter 1429 u. o. neben gotern 1199; goter 2167, gottern 4318 (hs. v. j. 1397 mit einer für got sonst noch seltenen beschränkung auf den -er-plural). aber auch im nebeneinander der alten und der jüngeren pluralbildungen: goten (d. pl.) österr. reimchron. 46 992; 47 885 u. ö. neben gotern 46 648, goter (n. pl.) 19 309; gote Marienleben 3383; 3459 u. ö. neben göter 3340; 3344; 3403. gleiches, wenn auch schon seltener, begegnet im 15. und 16. jh.: göt Äsop 41 lit. ver., götten (d. pl.) 40 neben götter 75; gött v. alten u. neuen gott 6 ndr., götten (d. pl.) 4 neben götter 4; 6; 7 u. ö., götten (d. pl.) Pauli schimpf u. ernst
(1522) nr. 288 neben götteren ebda. noch schwankt, zumindest bis etwa 1530, stark zwischen alter und jüngerer bildung, auch zwischen umgelauteten und umlautlosen formen. die bibel von 1545 hat nur noch götter, in früheren ausgaben begegnet daneben der n. pl. gotte: richter 10, 16 (Zerbst r hs. 1523) in: bibel 1, 8 W.; häufiger der d. pl. gotten: richter 10, 6 ebda 7; 10, 8 ebda 8; 2. Mose 12, 12 (varr. 1523-24) Bindseil; götten 2. Mose 12, 12 (varr. 1525-26) Bindseil; der n. pl. gotter: richter 10, 14 (Zerbster hs. 1523) in: bibel 1, 8 W.; s. auch schriftspr. Luthers 2, 227. auszerhalb der bibel findet sich vereinzelt der n. pl. gotte: (1522) 10, 1, 1, 100 W. (jüngere varr.: gotter [1525]; götter [1530 ff.]); etwas häufiger gotter: (1530) 30, 2, 607; (1531) 34, 1, 499 W.
in den mundarten neigt der anlaut des wortes in teilen des westobd. zur tenuis, vgl. kot elsäss. 1, 244ᵃ; Rappenau 75ᵇ; Handschuhsh. 28, in mittleren gebieten des md. und nd. zur halbvokalis: jott Mansfeld 44ᵃ; Berlin 26. der stammvokal ist vorwiegend das hochsprachliche offene kurze -o-, zeigt aber daneben beträchtliche schwankungen, besonders im omd. und im nd.: dehnung in gôt schles. 28; (Gradlitz) Nordböhm. 261, vokalsenkung zu -u- in gutt (Erzgebirge) obersächs. 1, 431ᵃ; gud Vogtland 91 und vereinzelt nd. gud (in ausrufen) schlesw.-holst. 2, 440, diphthongierung in gout (Gabersdorf) Nordböhm. 261; gaut (schles. Niederland) in: zs. f. dt. phil. 3, 347, nd. in guᵒt Waldeck 42 und nordfries. guad (1749) in: PBB 45, 45, gûod (neben got als hd. lehnwort) nordfries. 167. den mnd. übergang von o zu a zeigen auch jüngere nd. formen: gatt Osnabrück (1756) 75; um gades willen plattdt. wb. 156ᵇ. der auslautende dental erscheint md. oft, nd. fast immer als -d. vom plural des wortes macht die mundart begreiflicherweise nur spärlichen gebrauch. reste der alten pluralbildung: saint da mearar gott? hundart gotte cimbr. 125; wiə vil sán' god? bair. 1, 959. im übrigen hat das obd. wie das md. götter: schwäb. 2, 763; gettar Davos 4, 56; geder rhein. wb. 2, 1313; gätter obersächs. 1, 431ᵃ. das nd. verzeichnet, soweit überhaupt, den plural goden (wie nl. goden) ostfries. 1, 654; nordfries. godden 52ᵇ.
gots heilikeit uf allen wegen
weltchron. 9869 (hs. um 1300) Ehrism.; vgl. 15 289,
swa du gotis heilikeit
ebda 15 258; vgl. 15 261.
bedeutung und gebrauch.
der hauptanwendungsbereich des wortes gott ist der christliche (I). in seiner allgemeinen gültigkeit ist das wort hier, auszer in der frühzeit (s. u.), von keiner der sonst möglichen benennungen und umschreibungen ernsthaft angetastet worden. so festgelegt es aber gerade hier in den grundlinien seiner bedeutung ist und bleibt, so einzigartig ist die kraft, mit der sein begriffliches gewicht sich in der sprache niederschlägt. spürbar wird die kraft dieses wortes nicht nur in der fast unvergleichbaren häufigkeit seiner anwendung, der auch ein rückgang in jüngerer zeit (s. PBB 67, 420) keinen fühlbaren eintrag zu tun vermag, sondern eindrücklicher noch in der unübersehbaren fülle seiner sprachlichen bindungen, verknüpfungen und beziehungen sowie in der gewalt, mit der es den ganzen raum der sp ache auf allen stufen und in allen schichten jederzeit durchdringt. dabei hat der kaum übersehbare bestand geprägten formelgutes, besonders in älterer zeit, weithin als christlichabendländischer gemeinbesitz zu gelten, dem kirchliche sprachpraxis und ihre ausstrahlung in den literarischen raum die allgemeine verbreitung sichern. erst in der lösung aus dem festen gefüge seiner christlich-dogmatischen voraussetzungen und in der begrifflichen verflüchtigung (II) erlahmt die kraft des wortes hinsichtlich der vielfalt seiner sprachlichen beziehungen. aber noch in der anwendung auf gottheiten anderer religionen und im vergleichenden oder vermenschlichenden gebrauch (III) tritt neben das eigenständige dieses bereichs vielfach das geprägte gut christlichen sprachbrauchs.
zur frühgeschichte des wortes im ahd., seiner reichweite und seiner begrenzung durch synonyme vgl. K. Guntermann herrschaftl. u. genossenschaftl. termini i. d. geistl. epik d. Westgermanen (diss. Kiel 1910); G. Ehrismann d. wörter für 'herr' im ahd. in: zs. f. dt. wortf. 7, 173-202; E. Luginbühl stud. zu Notkers übersetz.-kunst (diss. Zürich 1933) 15 ff.; 111 ff.; a. a. o., s. ob. sp. 1018; antike u. christent. a. d. wiege d. dt. spr. (1949) 22 ff.: bereits im ältesten deutschen schrifttum ist got die genaue entsprechung des gr. (ὁ) θεό, lat. Deus im biblisch-monotheistischen sinne. feste beiwörter wie waltant, alwaltant, almahtîg, die schon durch das omnipotens des apostolikums nahegelegt waren, und komposita wie irmingot (Hild. 30) und as. thiodgod (Heliand 285; 789 u. ö.) suchten nicht nur einer verwechslung mit den alten gottheiten vorzubeugen, sondern unterstrichen gleichzeitig den umfassenden, jenseitig überweltlichen charakter des begriffs, gleichsam seine objektive seite. für die intimeren, unmittelbar persönlichen beziehungen zwischen mensch und gott jedoch blieb innerhalb der verwendung des ahd. wortes got ein raum ausgespart, der in der wiedergabe des lat. dominus (deus) die ganze frühzeit hindurch weniger von got (so aber z. t. im Tatian, vgl. 2, 3; 3, 9; 6, 1; 7, 2 u. ö.) als von der wörtergruppe frô, truhtîn und hêrro ausgefüllt wurde, die zugleich der benennung Christi diente (got in prägnanter verwendung für Christus blieb ausnahme, s. u. I B 3). frô 'herr' freilich, das in got. frauja, ags. fréa, as. frôho, frao, frô den dominus deus als den religiösen herrn bezeichnete, begegnet im ahd. nur noch für den weltlichen herrn und verrät lediglich in der verwendung der adj. frôno, frônisg den alten geistlichen gebrauch. um so entschiedener tritt das gemeinwestgerm. wort für den herrn der gefolgschaft, ahd. truhtîn (wie ags. dryhten), in den religiösen bezirk hinüber, wo es bis zur wende des 10. und 11. jhs. neben got seinen selbständigen anwendungsbereich als gottesbezeichnung behauptet, vor allem auch in der anrede gilt und epitheta wie guot, liob an sich zieht, die neben got ungebräuchlich sind. nur zögernd dringt anfangs ahd. hêrro aus der weltlichen in die religiöse sphäre ein, im unterschied übrigens zum as., das in Heliand und genesis mit frô, drohtin und hêrro gleichermaszen die göttlichen personen benennt; erst Notker setzt es in steigendem masze als bezeichnung gottes, indem er gleichzeitig das alte truhtîn zurückdrängt, das in seiner nachfolge mehr und mehr auf den individuellen gebrauch als eines göttlichen eigennamens eingeschränkt wird und sich in dieser verwendung noch bis ins höfische zu halten vermag. in der verdrängung des truhtîn durch hêrro, das von da ab mit gott als der jetzt den ganzen vorstellungsbereich beherrschenden und die fülle möglicher beziehungen umfassenden gottes- bezeichnung im gemeinschafts- und wechselverhältnis bleibt (s. u. I A 6 a), spiegelt sich der übergang aus dem germanischen gefolgschaftswesen in den mittelalterlichen lehnsstaat wider.
I.
gott als der biblische gott der jüdischen bzw. der christlich gedeuteten alttestamentlichen und der christlich-neutestamentlichen offenbarungsreligion, für hebr. לאֵ und םיהִלֹאֱ im sinne eines appellativs wie für die als eigenname gebrauchte bezeichnung הוָֹהיְ, für gr. (ὁ) θεός (z. gebrauch bzw. nichtgebrauch des artikels im neuen testament und bereits in der klass, gräcität vgl. theol. wb. z. n. t. 3, 93), für lat. Deus der vu gata. gott ist name des höchsten, allmächtigen, personhaft gedachten wesens, das die welt geschaffen hat, regiert, erhält und erlöst. in der prägnanten verwendung entspricht dabei gott durchweg der ersten person der trinität, doch kann von den voraussetzungen des trinitarischen und christologischen dogmas aus die prägnante benennung gott auch Christus zukommen (s. u. B). dem charakter seiner einzigkeit entsprechend und gemäsz seiner verwendung in der art eines eigennamens steht gott hier seit je artikellos, vgl. schon got. guþ auch gegenüber gr. ὁ θεός, und so auch in den übrigen german. sprachen. nur einige besondere gebrauchsweisen ziehen den bestimmten oder unbestimmten artikel an sich (s. u. A 4; 9; C 1 b; 2; 4).
A.
in personaler benennung; ohne jeden zusatz, häufiger aber mit und neben anderen personhaften bezeichnungen, die als benennungen gottes dienen, oder mit sonstigen, meist nominalen erweiterungen. gerade die früheste bezeugungsschicht des wortes ist weithin durch dogmatisch begründete feste prägungen gekennzeichnet, die in frühkirchlicher praxis (apostolikum) vorgebildet und in ahd. katechismen, tauf- und glaubensformeln, beichten u. ä. für den missionarisch-katechetischen gebrauch der kirche bestimmt waren, vgl. etwa: truhtin got, cuning himilisger, got fater almahtiger (domine deus, rex coelestis, deus pater omnipotens) Weissenb. katech. 113 Steinm.; cot almahtico, du himil enti erda gauuorahtos Wessobrunner gebet 10 Steinm.; gilaubistu in got fater almahtigan? ih gilaubu frk. taufgelöbn. 6 Steinm.; ih gihu gote alamahtigen fater inti allen sinen sanctin ... allero minero sunteno Lorscher beichte 1 Steinm. die meisten hierher gehörigen prägungen bleiben dauernder bestand der religiös-christlichen sprache, nicht nur innerhalb der eigentlich dogmatischen und kirchlichen terminologie, sondern auch in vielfacher ausstrahlung auf den allgemeinen dem worte gott zugeordneten sprachgebrauch.
1)
ohne weiteren zusatz oder mit bloszer interjektion (formelhaft ungewichtigere anwendung dieser art s. u. J 3).
a)
nicht selten in der anrede und anrufung, wenn hier auch alte und junge sprache erweiterte gebrauchsweisen bevorzugen und im gebrauch der frühzeit truht în (s. ob. sp. 1025) vorherrs ht: got, thir eigenhaf ist, thaz io genathih bist rheinfränk. gebet 1 Steinm.; hore got mein geschrey, vnd merck auff mein gebet ps. 61, 2;
als ach gott, o gott sehr häufig im beginn der protestantischen kirchenlieder d. 16. u. besonders d. 17. jhs., vgl. die register bei d. dt. kirchenl. (1864).
an gott.
ein stiller schauer deiner allgegenwart
erschüttert, gott! mich. sanfter erbebt mein herz
oden 1, 70 M.-P.; vgl. 72;
höre mich! erhöre mich, gott!
W.
I 11, 194 b)
in der von festen nominal- oder verbalverbindungen freien verwendung bleibt im übrigen die zusatzlose benennung gott beschränkt:
vgl. 119, 17; welchs tags jr da von esset, so werden ewre augen auff gethan, vnd werdet sein wie gott, vnd wissen was gut vnd böse ist 1. Mose 3, 5; welche philosophiam und jura studieren. die werden dadurch weiter von gott abgeführt floril. polit. (1640) 493; immer ist gott dem menschen jenseitig, neu, fern, fremd, überlegen, nie in seinem bereich, nie in seinem besitz, immer sagt wunder, wer gott sagt Römerbrief (1926) 96.
ich diende eim der heizet got
Parzival 447, 25;
2)
in trinitarischer sicht und von da her bestimmtem terminologischem gebrauch.
a)
als umfassende bezeichnung der dreieinigkeit: gilaubistu einan got almahtigan in thrinisse inti in einisse? fränk. taufgelöbnis 9 Steinm.; wir sun gelouben daz ein got drie genemide sint, unde daz die genemede ein war got ist Lucidarius 2, 4 Heidlauf; vgl. 33, 11; 13;
in pluralischem gebrauch nur in der dogmatischen verwahrung gegen polytheistisches miszverständnis: ni sindun zi chilaubanne, dhazs sii dhrii goda siin, so sama so dhea dhrii heida (personae) sindun, oh in dhem dhrim heidim scal man ziuuaare eina gotnissa beodan (non autem sicut trespersonae ita et tres dii credendi sun) Isidor 21, 8 Hench; 13, 20; noch könnens nicht zween götter sein, oder der son ein ander und frembder gott sein. denn das erste
gebot leidets nicht, da es sagt: 'du solt nicht ander götter neben mir haben' 54, 41 W.
drivaltig got, bhuet mich vor ewig sterben
Wackernell;
46 daz diser segen werde vollebraht
in der heren namen drin
di ein warer got sin
volkslieder (1881) 636.
b)
in der getrennten benennung der drei göttlichen personen als gott vater, gott sohn, gott (heiliger) geist: so sama got fater, got sun, got heilago geist Weissenb. katech. 71 Steinm.;
vgl. 644; gott vater, gott sohn, gott heil. geist dio padre, dio figliuolo, dio spirito santo t.-ital. 1 (1700) 549ᵇ;
rhein. wb. 2, 1323.
got vater, got sun, got geist
ein war got unzuscheiden
apokalypse 707 Helm;
mit gott dem vater such' ich dich.
mit gott dem sohn find' ich dich,
mit got dem hlg. geist vertreib ich dich
(spruch gegen das hinken des viehs)
bei schwäb. 3, 1636:
3)
mit betonung des monotheistischen gesichtspunktes, besonders in der verbindung ein oder (ein) einiger gott, wobei gott aus der funktion des eigennamens in die des gattungsnamens hinüberwechselt: chihori dhu Israhel, druhtin got dhin ist eino got (audi Israhel, dominus deus tuus deus unus est) Isidor 13, 16 H.;
er aber sprach zu jm, was heissestu mich gut? niemand ist gut, denn der einige gott. wiltu aber zum leben eingehen, so halt die gebot Matth. 19, 17; Jak. 2, 19; ein gott, ein könig, ein pfarherr ... denn wenn jhr mehr ist, so verderben sie es gemeiniglich d. Teutschen weiszh. (1605) V 3ᵃ. redensartlich: ik heff een rok un een gott: ich bin ein armer teufel holst. 2, 57.
diu liute mit ainem ougen,
diu bezaihenent âne lougen
dî der ainen got pechennent
himml. Jerusalem v. 255 Waag;
4)
alttestamentlichen ursprungs ist die zwischen eigenname und gattungsbegriff stehende verbindung (ein, der) gott der götter, aller götter gott u. ä., die innerhalb polytheistischer grundvorstellungen den unbedingten vorrang des biblisch-jüdischen gottes umschreibt, in der übernahme in den allgemein-christlichen sprachgebrauch aber eher monotheistisch zu verstehen ist. zur verbindung vgl. biblische wendungen wie herr aller herren, könig aller könige u. ä., auszerbiblisches buch der bücher u. ä.: cum apparuerit deus deorum in Syon so uffen uuarto got allero goto irscine 2, 348, 22 P. (ps. 83, 9);
dancket dem gott aller götter, denn seine güte weret ewiglich ps. 136, 2; Daniel 12, 36;
confitemini deo deorum iehent is gote dero goto 2, 570, 7 P. (ps. 135, 2); vgl. 49, 1;
vgl. 37; 4, 165. in artikellosem gebrauch wie ein eigenname empfunden: zu Friedrich Wilhelm, als zu einem viel rechtern gott, weil gott der götter die beherrscher der erden selbst so nennet Arminius (1689) 1, zuschrifft b 1ᵇ.
der engel furste Sabaoth
(er ist aller goͤte got)
ist in sines riches throne
gottes zukunft 1046 Singer;
wie ist so grosz und schwer die last,
die du uns aufgeleget hast,
o aller götter gott!
bei evang. kirchenlied 3, 396ᵃ;
liebe schwingt den seraphsflügel
wo der gott der götter wohnt
s. w. 1, 100 Hell.;
5)
der gen. gottes begegnet in stehenden bezeichnungen Christi, die den charakter des wortes gott als eines eigennamens (vgl. dazu ags. goding für filius dei in: zs. f. dt. alt. 70, 38) besonders fühlbar machen. vor allem gottes sohn, sohn gottes, neutestamentlichen ursprungs: anastodeins aiwaggeljons Jesuis Christaus sunaus gudis got. bibel Mark. 1, 1; gelobistu in Crist, godes suno? sächs. taufgelöbnis 7 Steinm.;
das du uns sagest, ob du seiest Christus, der son gottes Matth. 26, 63; vgl. Joh. 3, 18 u. o.;
älter variierend: gotes barn (filius dei) Tatian 3, 7; vgl. Heliand 1164 u. o.;
(15. jh.) in: zs. f. dt. alt. 1, 157. jünger so vereinzelt noch poetisch:
auch andere verbindungen dieser art haben biblische wurzel: lamp gotes (agnus dei) Weissenburger katech. 114 Steinm.; sihe, das ist gottes lamb, welchs der welt sünde tregt Joh. 1, 29;
das sie nicht sehen das helle liecht des euangelij von der klarheit Christi, welcher ist das ebenbilde gottes 2. Kor. 4, 4; die schrifft nennet Christum nach der gottheit ein mal gottes son, ein mal gottes wort, item gottes bild und gleichnis 17, 2, 313 W.
dô gotes sun hien erde gie,
do versuohten in die juden ie
11, 18;
well heut anhebt zu erlegen
gottes sohn das lösegeld
bei evang. kirchenl. 3, 302.
und (sie) ouch begnade daz gotes kint,
daz an alle valsche list
ein getruwe gezuk ist
apokalypse 862 Helm;
o mensch, beweyne deine sünd,
vmb welcher willen gottes kind
ein mensche muste werden
bei evang. kirchenl. 3, 302.
o lam godes vnschüldich
am stam des crützes geslachtet
in: kirchenl. 3, 568;
6)
gott in appositionellen verbindungen, denen auch solche fälle zuzurechnen sind, in denen, wie bei herr gott, das bestimmende wort voransteht; seltener in kopulativer bindung.
a)
am häufigsten in der verbindung mit herr und seinen nur älteren synonymen, wie ja, besonders unter bibelsprachlichem einflusz, herr bis heute auch die geläufigste selbständige entsprechung des wortes gott ist und das kompositum (der) herrgott (s. d.) den gebrauch des simplex gott, freilich nur in den tieferen sprachschichten, zumal in der mundart, überflügelt, vgl. die einschlägigen groszen mundartwbb. (den zur formel verflachten gebrauch im erstaunten oder ärgerlichen vokativischen ausruf herr gott! s. u. J 3 d). über frô, truhtîn und hêrro als selbständige bezeichnungen gottes in der frühen sprache, ihr verhältnis, ihre zeitliche folge s. ob. sp. 1025. mhd. steht herr in der verbindung mit got nur in der vollform herre, nicht her, s. gramm. ²1, 150 anm.
α)
zufrühest in der wortfolge truhtîn oder (seit dem 11. jh.) herre got, die sich in der form herr gott neben dem schon mhd. (s. 1, 1259) bezeugten und stetig vordringenden kompositum herrgott bis in die neuzeit behauptet: domini dei truhtines cotes (Pa); druhtines kotes (K) ahd. gl. 1, 172, 29 St.-S.; I 10, 3 u. o.; herro got almahtiger (11. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 139, 23 Steinmeyer; vgl. 348; 349; 360 u. ö.;
biblisch vor allem in der anrede: darumb bistu auch gros geachtet herr gott 2. Samuel. 7, 22; ps. 86, 15; 88, 2 u. o.; unser herre gott ist ein guter goldschmidt, er kan aus einem gülden mehr denn hundert tausent schmiden 19, 311 W.; wenn ein erdenklos sich hinsetzen und aus thon oder stein — mit unserm herrn gott in die wette menschen machen wollte s. w. (1794) 24, 231. fälle, in denen das erste glied der verbindung unflektiert bleibt, sind eigentlich für das kompositum in anspruch zu nehmen: (es) auch bei unserm herr gott also recht sein sollte br. 8, 93 W.;
selten und nur älternhd. mit dem bestimmten artikel: dorum der herre got bildet einen menschen von lietiger erd erste dt. bibel 3, 49 Kurr. u. o.
herre got, nû lêre mich
die rede der ich genieze
Iwein 5988; 5205.
(Gretchen:) mein bruder! gott! was soll mir das!
(Valentin:) lasz unsern herr gott aus dem spasz
W. (Faust 3733).
I 14, 189 β)
seit dem späteren ahd. und vereinzelt noch bis ins frühnhd. in der umgekehrten wortfolge got herre, die aber nicht kompositionsfähig ist und unter dem einflusz der Lutherbibel durch die appositionelle verbindung gott der herr abgelöst wird: got hêrro altostniederfrk. psalmenfragm. 67, 27 van Helten;
wie der teüffel gotz hern also gar ein grosser feint wer decameron 235 lit. ver.; zu der zeit, da gott der herr erden vnd himel machte 1. Mose 2, 4; 1. Petr. 3, 15 u. o.;
alle gute geister loben gott den herrn! IV 27, 224 W.; vgl. s. w. 3, 425 Knaur. mundartlich omd. in der redensart als, wie, dasz gott (der) herr im sinne von 'als wollte er sagen, um anzudeuten' oder auch 'als ob er wer weisz was wäre', schlieszlich auch als ausdruck hohen grades, s. 1, 432; Leipzig 124.
got herre, wie wol dû weist,
swer ez anders wære
Iwein 1392; 5205;
fallt gott dem herren wol in die ruht,
steht ab von ewern sünden
bei dreiszigjähr. krieg (1855) 168;
γ)
gelegentlich kopulativ gott und herr:
befilhe euch ... inn den schutz ... des allmächtigen herren und gotts gartenges. 5 Bolte.
du sage in als ez ist:
ze div hat mich gesant der da ist
got unde herre ivweren uordironen
Milstäter exodus 127, 18 Diemer;
b)
in der durch apostolikum und paternoster gewichtig festgelegten verbindung mit vater drückt sich, soweit es sich nicht um die benennung der ersten person der trinität im strengen sinne handelt (s. ob. 1 b), die vorstellung der vaterschaft gottes über Christus oder die der fürsorge gottes für die menschen aus. in älterem gebrauch gern in der dreigliedrigen reihung herr gott vater: dominus pars hereditatis meę ... truhten got fater ist teil mines erbes 2, 41, 19 P. (ps. 15, 5);
wie gott der vater uns vergibt br. 8, 44 W.; ich erinnere mich der groszen lieb gottes des vatters Corinna 53 ndr.; der glaubt, er sei mit gott vater per du schwäb. 3, 762.
got herre vater in himel vnd in erde
jüng. Titurel 65, 2 Hahn;
c)
gott (der) schöpfer, vgl. auch den prägnanten gebrauch des wortes schöpfer für gott teil 9, 1550: gilaubiu in got fater almahtigon, scepphion himiles enti erda Weissenb. katech. 47 Steinm.; gott der schepffer ist etwas höhers, denn orth, zeit vnd creatur d. Teutschen weiszh. (1605) C 6ᵃ;
ich will dich nicht zur rede stellen, gott schöpfer 3, 499 G.; demselbigen einigen waren gott vnnd schöpffer volksb. v. dr. Faust 7 ndr.
wie entzückst du, anschauung
der herlichen welt! gott schöpfer!
wie erhaben bist du, gott schöpfer!
oden 1, 157 M.-P.;
d)
anderes gelegentlich:
vnd sprecht, hilff vns gott vnser heiland 1. chron. 17, 35; o meiner seele erbarme dich gott der erbarmer! 3, 502 G. vgl. auch:
frew ih mih in muate gote heilante
(... in deo salutari meo)
I 7, 6;
wenn sie (die seele) zu gott, zu dem unendlichen
sich erheben will
oden 2, 123, 15 M.-P.
7)
gott in kennzeichnend benennender verbindung mit himmel, erde, höhe u. ä. durch genitivisches oder präpositionales attribut.
a)
(der) gott des himmels (und der erde):
in der Lutherbibel ohne oder mit (so immer in den jüngeren revidierten ausgaben) bestimmtem artikel: that jnen gott des himels das meer auff Judith 5, 10; vnd die andern erschracken, vnd gaben ehre dem gott des himels offenb. 11, 13; vgl. Judith 5, 17; 6, 12; vnd schwere mir bey dem herrn dem gott des himels vnd der erden 1. Mose 24, 3; 7; Esra 5, 11 u. ö.;
der got tes himilis,
wâges unde luftes
Ezzos gesang in: dt. ged. 3.
gott des himmels vnd der erden,
vater, sohn vnd heilger geist
in: evang. kirchenl. 3, 48.
b)
älter got von, vom, jünger gott im himmel:
vgl. 2114, 1 u. ö.; liedersaal 1, 25, 78 Laszberg. noch in der Lutherbibel, mit und ohne artikel, doch setzen die neueren revidierten ausgaben dafür der gott des himmels (s.α): dancket dem gott von himel, denn seine güte weret ewiglich ps. 126, 26; Esra 7, 23; Dan. 2, 37. gott im himmel bis in jungen gebrauch: die priester ... rieffen gott im himel an 2. Makk. 3, 15; vgl. 15, 34;
doch vgl. noch: guter gott von deinem himmel, alte kinder siehst du und junge kinder I 19, 41 W.
da flegeter got uone himele
umbe di sculdigen menige
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 65, 9 Diemer;
daz des got von himele ruochen wolde
Nibelungenlied 2132, 1 L.;
gedult, die rache wacht vor euch,
und gott im himmel streitet
s. w. 2, 296, 42 Krämer;
o gib mir, gott im himmel! dasz ich mich
der höh und liebe nicht überhebe
W.
I 2, 86 c)
ähnlich in anderen, meist älteren verbindungen:
ehre sey gott in der höhe, vnd friede auff erden, vnd den menschen ein wolgefallen Luk. 2, 14.
durch got dort in dem höchsten graud
Martin;
93 ach gott ins himmels throne
(1607) bei dt. histor. volksl. 2, 319;
8)
mit einem gott beigegebenen eigennamen strenggenommen nur in der alttestamentlich Lutherbiblischen verbindung gott Zebaoth, die in ihren älteren entsprechungen gemäsz dem deus exercituum und deus virtutum der vulgata noch nicht als eigenname gefaszt ist, vgl. Isidor 10, 18 H.; Murbacher hymnen 7, 8, 2; 26, 3, 2 Sievers; erste dt. bibel 7, 325; 9, 23 Kurr.: gott Zebaoth tröste vns, las leuchten dein andlitz, so genesen wir ps. 80, 8 u. ö.; meist als (der) herr (der) gott Zebaoth: vnd Dauid gieng vnd nam zu vnd der herr der gott Zebaoth war mit jm 2. Sam. 5, 10 u. o.
9)
gott, mit und ohne bestimmten artikel, durch den genitiv eines personen- oder völkernamens im sinne der zugehörigkeit bestimmt, nach alttestamentlichem vorbild und mit anspielung auf die patriarchalische epoche der alttestamentlichen religion, in der auch andere götter als existent gedacht werden (s. u. III A 1): ih bim got Abrahâmes, got Isâkes, deus Jacob (ego sum deus Abraham deus Isaac deus Jacob) Tatian 127, 4; kelobot si truhten got Israhelis 2, 152, 28 P. (ps. 40, 14); vgl. 458, 25 u. ö. das (der) gott Israel, (der) gott Jacob u. ä. in den frühdrucken der Lutherbibel ist in den revidierten ausgaben sinngemäsz durch (der) gott Israels, Jacobs ersetzt: und richtet daselbs einen alter zu, vnd rieff an den namen des starcken gottes Israel 1. Mos. 33, 20 u. o.; ich bin der gott Abraham, vnd der gott Isaac, vnd der gott Jacob Matth. 22, 32. gelegentlich auszerbiblisch: dasz er ... zum glauben an den einen gott Abrahams bekehrt sei Mozart (1856) 1, 326. in formaler angleichung, aber religionsgeschichtlicher einschränkung: (da) der gott Abrahams nach wie vor den sinnen freundlich erscheint, wenn uns
der gott Mosis eine zeitlang mit grauen und abscheu erfüllt hat I 7, 180 W. auch sonst mit abhängigem persönlichem genitiv, ebenfalts biblischen ursprungs und von da her weiterlebend: gelobet sey der herr vnser veter gott, der solchs hat dem könige eingegeben, das er das haus gottes zu Jerusalem zieret Esra 7, 27;
anders, auszerhalb eigentlicher benennung: gott aber ist nicht der todten, sondern der lebendigen gott Mark. 12, 27.
herr, meiner väter gott, du bist mein lobgesang
s. w. 2, 22, 6 Krämer;
gott unsrer väter und ihr ruhm
poet. w. (1800) 1, 13.
B.
gott in der anwendung auf Christus.
1)
zu der durch das trinitarische dogma festgelegten bezeichnung Christi als gott (s. ob. A 2 b) tritt, weniger als person - denn als gattungsbegriff, von anfang an die göttliche benennung Christi im sinne der christologischen zweinaturenlehre. älter vor allem in der verbindung wahrer gott (und wahrer mensch): ih glouba daz der gotes sun inphangen uuart fone demo heiligen keisti ... uuarer got unde warer mennisco (11. jh.) Wessobr. gl. u. b. in: kl. ahd. denkm. 135, 26 Steinm.; der wârer got unde wârer mensche ist und uns allen ze trôste unde ze heile geborn wart von mîner frouwen sant Marîen 1, 206, 24 Pf.;
in begrifflichem spiel barocker lyrik:
auf Christus als die zweite person der trinität zielen auch appositionelte umschreibungen wie gott der mittler oden 1, 46 M.-P., gott der erlöser ebda 14, gott der Messias ebda 87.
Christus Jesus, wahrer gott
Endinger judenspiel 19 ndr.;
o wahrer mensch, o wahrer gott,
o helfer, voller hohn und spott
Goedeke.
42 (Christus im grab)
zwar ein entseelter mensch, doch auch ein wahrer gott,
dann were gott, als gott, vertorben vnd begraben,
die erde müszte bald den sterbekittel haben
in: barocklyrik 3, 129 Cysarz;
der vater war in ihm, er war sein bild und wesen,
der ganzen gottheit glanz, von gott ein gott erlesen
dt. ged. 1, 16 lit. ver.;
verlassen von der welt vnd wegen ihr von gott.
von gott sich reisset gott (Christus am kreuz)
in: barocklyrik 2, 87 Cysarz.
2)
in einer reihe z. t. fester oder formelhafter anwendungen erreicht das wort gott als bezeichnung Christi nur scheinbare prägnanz, jedenfalls darf es hier nicht ohne weiteres als mit dem namen Christus oder Jesus auswechselbar genommen werden.
a)
so namentlich dort, wo unter heilsgeschichtlichem aspekt die erscheinung Christi als menschwerdung gottes gesehen wird, wie dies für das neue testament (Joh. 1, 14) und die christliche dogmatik grundlegend ist:
der armen trost ist, das gott selbst auff erden auch arm gewesen ist d. Teutschen weiszh. (1605) A 7ᵇ;
besonders alter heilsgeschichtlicher sprachgebrauch, der in der geistlichen lyrik des barock noch kräftig weiterlebt, läszt gott geboren werden, leiden oder sterben, auferstehen und gen himmel fahren und meint damit im eigentlichen sinne gott selbst, der (in Christus) mensch geworden ist:
vgl. 464, 26;
bi demo holze, da der almahtigo got an ersterban wolda kl. ahd. sprachdenkm. 386, 4 Steinm.;
vgl. 448, 1; 464, 26; d. gute Gerhard 6275; 6374; bi des keysers (Tiberius) ziten wart got gemartelt und schreip Pilatus disem keyser Tyberio einen brief von den zeichen und wundern die got geton hette (Straszburg um 1400) städtechron. 8, 339; vgl. 9, 499; er (gott) muste vns gleich ein mensch werden, dasz es heissen könte, gott gestorben cat.-milch (1657) 5, 704;
ich bin komen an die stat
dâ got mennischlîchen trat
15, 5;
aller goͤtte got ist komen har
zelande, den ain magt gebar
Marienleben 4119 Päpke;
sie (die beine des Jesuskindes) tragen gott der alle welt,
auff seinem kleinen finger hält
(1676) in: barocklyrik 3, 107 Cysarz.
daz was got selbe,
der sînin munt zuo dînen (Marias) brustin bôt
Mariensequenz a. Muri v. 45 Waag;
dô sprach der rîter grâ gevar
meint ir got den diu magt gebar?
Parzival 448, 2;
(Maria) die gott gebohren hat
in: barocklyrik 1, 145 Cysarz;
was für freude ward erwecket,
da gott in der krippen lag
in: barocklyrik 2, 244 Cysarz;
wâ wart ie hôher triwe schîn,
dan die got durch uns begienc,
den man durch uns anz kriuze hienc?
Parzival 448, 11;
o schmertz! das leben stirbt! o wunder! gott musz leiden!
in: barocklyrik 2, 188 Cysarz;
der uns gesagen chunde
uon gotes urstende
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 275, 8 Diemer;
gott, der nach und vor
herrschet, fährt empor
in: barocklyrik 2, 126 Cysarz.
b)
der anwendungsbereich a findet seinen niederschlag in einer reihe fester formeln, die die vokabeln gott und Christus leichter noch als unter a als auswechselbar erscheinen lassen. im schutze der formel hält sich dieser gebrauch z. t. bis in die moderne sprache.
α)
gottes geburt:
besonders in der wendung vor, nach, von gottes (statt Christi) geburt, vgl. in früher zusammenrückung: dith is geschit na gozzeborde duͦsint iar, zveihundirt iar in deme zvei inde seszigsteme iare (1262) corp. altdt. originalurk. 1, 100, 11 Fr. Wilhelm; also Moyses starp, das was vor gotz gebürte 1400 und 72 jor (Straszburg um 1400) städtechron. 8, 265 u. o.; in dem jare da von gottes geburt warend zwölff hundert (vor 1572) chron. Helv. (1734) 1, 149.
Matheus buplicanus
der dihtote alsus,
der guͦte hirte,
uone gotes geburte
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 274, 27 Diemer.
β)
gottes mutter für Maria als mutter Christi, seit dem spätahd. und lange nur in dieser wortfolge, die im 17. jh. zum kompositum zusammenwächst (s. u.gottesmutter): do daz suert durhfuor dei heiligen innobeli (eingeweide) dere gotes muoter 3, 44, 2 P.; kl. ahd. sprachdenkm. 358, 44 Steinm.;
'gottes und seiner mutter gnade zum grusz, ehrwürdiger herr' s. w. 4. 11 Knaur. jünger sonst in der wortfolge mutter gottes, die vereinzelt auch als kompositum muttergottes möglich ist, vgl. vor einem bunten schreine der muttergottes Jürg Jenatsch (1901) 38: so recht, ihr herren, so musz man die mutter gottes ehren (durch singen des ave Maria) simpl. schr. 3, 315 Kurz; die vorhersagung der mutter gottes
über die grosze zukünftige ausdehnung des ordens dt. studien (1879) 8. volkssprachlich auch für ein Marienbild, s. teil 6, 2808. zu der hierher gehörigen vornhd. verbindung gotes brût als bezeichnung der Maria, einer heiligen, einer nonne oder auch der seele s. u. gottesbraut.
(wir wollen) mit blôzen vüezen und in haerin hemden stân ...
vür daz bilde daz nâch gotes muoter ist getihtet
Lohengrin 427 Rückert;
steht und hört für allen dingen
gottes mutter fröhlich singen
bei dem kripplein ihres sohns
Goedeke;
313 γ)
in bezeichnungen des abendmahlssakraments und seiner elemente, namentlich der hostie, s. dazu noch unt. E 3 b γ; vor dem in der reformation aufkommenden abend- bzw. nachtmahl, in katholischem gebrauch auch jünger noch. vor allem gottes leichnam (und blut): ih neeroti ... den gotes lichinamen, sin heilic pluot, die toufa (11. jh.) Wessobrunner gl. u. b. in: kl. ahd. denkm. 143, 11 Steinm.;
eucharistia godis lichnam (1420) gl. 212ᵃ; vgl. 506ᶜ s. v. sacrificium; 511ᵃ s. v. sanguis. dafür auch prägnantes gott: das sü (die heiden) zuͦ jungest cristen wurdent und sich liessent touffen und bihtetent ire sunde und enpfingent got vor allem volke (= das abendmahl) (Straszburg um 1400) städtechron. 8, 354; vgl. 9, 512; nachdem und er gebeichtet und das sacrament empfangen het ... da was ein frau auch darbei, die sprach: 'ach lieber sun, ir haben got empfangen' (1522) schimpf u. ernst 181 Öst.; (er hat) sich mit got versehen (das abendmahl genommen) (um 1600) bei schwäb. 3, 763;
rhein. wb. 2, 1323; Nordwestthür. 94.
so ge wir dar beide sampt,
horen da daz gotes ampt
unde nemen, ob ez dich dunket gut,
gotes licham und sin blut
väterbuch 18 622 Reiss.; vgl. 18 670;
drauf als der priester fromm sich neigt
und, zum altar gewandt,
den gott, den gegenwärtgen, zeigt,
in hocherhabner hand
G.;
11, 253 δ)
nur älter in verbindungen, die auf Christi leben und leiden anspielen, vgl. dazu vor allem unter J 5:
calix gotes martir (15. jh. obd.) gl. 90ᶜ; er (gott) müste uns gleich ein mensch werden, das es heissen kündte ... gottes marter, gottes blut, gottes tod 50, 590 W.; cat.-milch (1657) 5, 704.
(der priester) der an dem gotes galgen (dem kreuz)
mit ûff gerachten handen stêt
priesterl. v. 263 H.-K.;
nû suln wir fliehen hin ze gotes grabe
13, 18;
wir süllen gottes liden
in unsern herzen tragen
(15. jh.) volkslieder (1881) 689;
c)
im gleichen dogmatischen zusammenhange der menschwerdung gottes eignet Christus das prädikat gott besonders in der anrede und gern mit den sonst zu A gehörigen erweiterungen und appositionellen verbindungen (s. ob. A 4; 6): truhtin suno einboraner heilanto Christ, truhtin got ... (domine fili unigenite Jesu Christe, domine deus) Weissenb. katech. 114 Steinm.;
biblisch und von dort her: Thomas antwortet, vnd sprach zu jm, mein herr und mein gott Joh. 20, 28;
do erschein in (den jüngern) unser herre got
an dem dritten tage, als er gehiez
himmelf. Mariae in: zs. f. dt. alt. 8, 177, 442;
dat merkede men bi den falschen Jodden
de gott unsen heren deden vorraden
volkslieder (1881) 762;
(Jesu) mein artzt, heil, theil, licht und hort, mein gott über alle götter
in: barocklyrik 3, 233 Cysarz.
Jesu, du mein herr und gott, mein erlöser, mein erretter
in: barocklyrik 3, 233 Cysarz;
in die wunde deiner seite
legt ich meine hand nicht;
aber du bist mein herr, und mein gott
oden 1, 128 M.-P.; vgl. 132.
3)
die voll prägnante verwendung des wortes gott als benennung für die irdische erscheinung des historischen Jesus Christus bleibt in der deutschen überlieferung beschränkt. auszer betracht zu bleiben hat hier der sprachgebrauch der mystik, insbesondere der mhd., in dem die vokabel gott, zumal im bereich der trinitarischen spekulation und der unio mystica, vielfach prägnant auf den präexistenten bzw. den erhöhten Christus, nicht aber eigentlich auf die historische gestalt Jesu Christi zielt, vgl. etwa: die ewige worheit unsers herren Jhesu Cristi het gesprochen: 'min joch daz ist suͤsse und min búrde ist lihte.' dis widersprechent alle natúrliche menschen ... und sprechent daz gottes joch bitter si pr. 25, 14 V. die eigentliche prägnanz greift das älteste deutsche schrifttum nur zaghaft auf (im gegensatz zur altnordischen überlieferung, in der gođ, guđ in missionarisch-kirchlicher verwendung vorwiegend Christus bezeichnet, vgl. le mot Dieu en vieux - scandinave 4; 7; 37). unter den wenigen in frage kommenden Heliandstellen mit einiger sicherheit nur:
auch bei Otfrid nur vereinzelt:
erst und nur in den geistlichen quellen des 11. und 12. jhs. ist gott sehr häufig in eigentlichstem sinne der historische Jesus Christus:
vgl. 339, 13. jünger in vergleichbarer anwendung nur vereinzelt und ungewöhnlich: dem almehtigen gotte und siner muͦter Marien zuͦ lobe und eren (mitte 15. jh.) bei Straszb. tucherzunft (1879) 60;
dy gulden port (in der stadtmauer Jerusalems), dar durch got am palmtag eingeriten ist (1476) in: archiv f. gesch. u. altertumskde v. Oberfranken 21 (1901) 3, 28; do got der herr spricht: wer mich bekennt ... (1529) bei schwäb. 3, 763; de gode vorlevet, nummer schuͤt em gût (huic non succedit, Christi qui vicerit annos) sprichw. nr. 351 Hoffm.;
etwa noch:
mundartlich: 'katholisch für Christus und das bild desselben; der gross gott im münster (ein groszes crucifix) (1529) schweiz. id. 2, 507; vgl. Nordwestthür. 94.
es musz offenbleiben, wieweit hier und auch schon unter 2 über die oben angedeuteten bibeldogmatischen voraussetzungen hinaus eine neigung sich auswirkt, wie sie etwa der französischen chansondichtung eigentümlich ist, in der zur stützung des trinitätsdogmas die attribute gottes und Christi gern bewuszt vertauscht werden; vgl. dazu und zur gelegentlichen übernahme dieses verfahrens in deutsche übersetzung Elisabeth v. Nassau-Saarbrücken (1920) 252 f.
gehôrdun mahtiges godes
lioflîca lêra (epische schluszzeile der bergpredigt)
1827 B.; vgl. noch 3646; 3666.
erquam (erschrak) er ana baga (fürwahr) thera thikun gotes fraga
(Petrus über die wiederholte frage des auferstandenen [!]
Christus: hast du mich lieb?)
V 15, 29; vgl. noch III 26, 8; IV 5, 47.
des (kananäischen) uuibes, diu mit ira zaheren gotis fuoze duuuoch (pedes domini)
(11 jh.) predigtstg. A 1, 23 Steinm. 157; vgl. 156;
sô lang och der (Petrus) gotis drî stunt virlouginôti
summa theologiae v. 271 Waag;
got hiez si sitzzen (die jünger bei der fuszwaschung)
die hochzeit v. 918 Waag; vgl. 716;
die he(i)ligen zwelf poten,
eines tages giengen si mit gote,
da sahen si ein blinden man
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 246, 19 Diemer;
si spuwen got under daz antlit sîn,
sîn bart und hâr mit speichel wart umbhangen
(meistersingerl.) in: zs. f. dt. alt. 45, 159 passim;
und gott, des vaters lust, ist bis in tod betrübt (Christus am kreuz)
in: barocklyrik 2, 223 Cysarz.
er (Friedrich V.), der könig und christ, wählt dich zur führerin,
bald auf Golgatha gott zu sehen
oden 1, 88 M.-P.
C.
ein erheblicher teil des zum worte gott gehörigen sprachlebens entfaltet sich in verbindungen und fügungen, die in meist anthropomorpher grundvorstellung das wesen und die eigenschaften gottes, sein verhältnis und sein verhalten zur welt und zum menschen, bestimmte weisen seines wirkens u. ä. umschreiben. bei vielen, wenn auch keineswegs bei allen dieser festgewordenen verbindungen handelt es sich um biblische, insbesondere Lutherbiblische lehnübersetzungen.
1)
in substantivischen verbindungen sachlich-begrifflicher art.
a)
gott vornehmlich als genitivus subjectivus oder possessivus in der abhängigkeit von substantiven, seit alters in einer groszen zahl fester, nhd. vielfach kompositionsfähiger fügungen.
in der wortfolge steht gottes schon ahd. meist, mhd. immer voran, s. auch PBB 23, 240 ff. erst im älteren nhd., vor allem in der Lutherbibel, wird die umgekehrte folge gleichberechtigt, während für die überkommene ältere wortstellung oft nicht sicher zu entscheiden ist, ob noch die eigentliche genitivverbindung oder bereits das aus ihr hervorgegangene kompositum vorliegt. die im druckbild der texte vorherrschende willkür bietet weder nach der einen noch nach der andern seite sicheren anhalt. man wird vom inhaltlichen her echtes kompositum in solchen fällen schon annehmen dürfen, in denen es sich um engbegrenzte, irgendwie spezialisierte bedeutung handelt, vom formalen aus oft dort, wo die genitivverbindung durch den artikel oder durch ein adjektivattribut bestimmt ist. in jüngerem gebrauch sind schreibungen wie ein gottes urthel 12, 228 G., ein gottes werk ges. schr. (1852) 2, 4 durchaus ungewöhnlich, s. umst. lehrgeb. d. dt. spr. (1782) 2, 252.
α)
in der bezeichnung geistiger und sittlicher eigenschaften, die der vorstellung gottes im sinne seiner vollkommenheit unveräuszerlich zugehören: denn sie sahen, das die weisheit gottes in jm war, gericht zu halten 1. kön. 3, 28; Eph. 3, 10 u. ö. personifizierend:
vgl. dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 4, 24 Diemer; 10, 2; darumb spricht die weisheit gottes, ich wil propheten vnd apostel zu jnen senden Lukas 11, 49. ihrem ursprung nach hellenistisch-neuplatonisch, wenn auch ins christliche übernommen und gedeutet (s. teuthonista 8, 7) sind ähnliche verbindungen in Notkers Boëthius wie fone gotes foresihte (de providentia) 1, 317, 13 P.; gotes forebechenneda (divina prenotio) 354, 12; dero eouuigun gotes uuizentheite (eternę prescientię) 318, 6 u. a.; die gottes warheit haben verwandelt in die lügen Römer 1, 25; wee allen denen, dye under dem schein und deckel der gewalt gottes warhait verachten 17, 2, 499 W.; danne mih mer freuuen solta gotes reht (iustitia dei), diu nehein unreht ungeandot nelazzet? 2, 158, 18 gl. P. (ps. 42, 2); 74, 26 (ps. 23, 3) u. ö. (gottes recht anders s. u. E 3 a θ γγ); ists aber also, das vnser vngerechtigkeit gottes gerechtigkeit preiset, was wollen wir sagen? Römer 3, 5; 17, 2, 450 W.; vnd sie entsatzten sich alle vber der herrligkeit gottes Lukas 9, 43 u. o. gottes ehre im sinne eines ihm objektiv zugehörigen charakters, einer eigenschaft, von der gebräuchlicheren bedeutung 'verherrlichung, ehrung gottes' (s. u. D 1 e) oft schwer zu trennen:
die himel erzelen die ehre gottes, vnd die feste verkündiget seiner hende werck ps. 19, 2; Baruch 4, 37; der almechtigkeyt gottes d. peinl. gerichtsordnung kaiser Karls V. (1876) 91 Zoepfl; in der sich ihm (dem gläubigen christen) von selbst verstehenden voraussetzung der grösze und allmacht gottes ges. w. (1872) 6, 47.
zum hochhöfischen sprachgebrauch gehören mhd. verbindungen wie gotes kunst (Parzival 123, 13), gotes vlîz (ebda 88, 16; 140, 5), (gotes) meisterschaft (Iwein 1688), gotes hövescheit (Erec 3461) u. ä. zur umschreibung göttlicher schöpfervollkommenheit, die am vollkommenen menschen der höfischen welt sichtbar wird.
selb diu gotes wîshait,
diu durch uns nam die menneschait
vaterunser 1 Waag;
si rachen gotes êre.
des irwurfen si mere
denne di guͦten
da fore uirlorn heten
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 55. 3 Diemer;
β)
andere verbindungen zielen in mehr dynamischem sinne auf göttlichen willen, göttliche kraft und ihre äuszerungen.
αα)
gottes wille. allgemein als element göttlicher wirksamkeit:
Paulus beruffen zum apostel Jhesu Christi, durch den willen gottes, vnd bruder Sosthenes 1. Kor. 1, 1; Römer 1, 10 u. ö.; gottes wille hat kein warumb floril. polit. (1662) 3, 130; unsere mutter ... hatte sich in den willen gottes ergeben I 25, 50 W. in redensartlichen wendungen der mundart bei schwäb. 3, 758. anders, sofern der wille gottes zugleich ein vom menschen zu leistendes darstellt: der mensche wirt versuͦcht inwendig, wie er sich inwendig halten sol nach dem liebsten willen gotz pred. 194, 12 V. hier häufig in verbaler bindung:
das jr solchen willen gottes thut von hertzen Eph. 6, 6; moralisch handeln und religiös handeln sind sonach aufs innigste vereinigt. man soll ... zugleich das gesetz und den willen gottes, jedes um sein selbst willen erfüllen schr. 2, 289 Minor.
unti (als) der godis willo was irgangin,
daz her ci Kolne ward mit lobe intfangin
Annolied 583 Roediger;
so wer so wolle thenken, then gotes willon wirken (si quis voluerit voluntatem ejus facere)
III 16, 15;
ββ)
gottes kraft:
auff das ewer glaube bestehe, nicht auff menschen weisheit, sondern auff gottes krafft 1. Kor. 2, 5;
in personifizierender umschreibung für gott: darumb von nu an wird des menschen son sitzen zur rechten hand der krafft gottes Lukas 22, 69; 1, 308 lit. ver. als etwas dem menschen mitteilbares, in ihm wirksames: aber gottes krafft, das ist sein wort ynn uns, yhe mehr es unterdruckt wird, yhe höher es gehet 17, 2, 152 W.
erda bibinota, thiu gotes kraft sies notta
u. ö.;
IV 34, 1 er sprach 'ist gotes kraft sô fier
daz si beidiu ors unde tier
unt die liut mac wîsen,
sîn kraft wil i'm prîsen'
Parzival 452, 1:
wie gottes kraft der nachtentstammten hyder
durch diesen schlag zerschmettert hat die glieder
ges. poet. w. (1867) 1, 34.
γγ)
gottes macht:
euch, die jr aus gottes macht, durch den glauben bewaret werdet zur seligkeit 1. Petr. 1, 5.
mikil is thîn gilôbo an thea maht godes
Heliand 3025 B. u. ö.;
δδ)
gottes gewalt gliedert sich stärker aus, besonders in älterer sprache, vgl. s. v. gewalt, teil 4, 1, 3, 4922 f.; 4924; 4936; 5003 f.; 5005 f.; 5006 f. 'göttliche machtvollkommenheit' im sinne der potestas: vuanda in gotes keuualte (in manu domini) ist lex data Judeis diu uetus testamentum heizet 2, 302, 12 P. (ps. 74, 12); die erde habet (= hält) nith wen der gotes gewalt, wen sie suebet in dem singewege (weltmeer) Lucidarius 8, 24 Heidlauf; göttliche gewalt, gottes gewalt potenza divina (1711) 381ᵃ. formelhaft in gottes gewalt stehen, liegen:
das alle creaturn ynn gottis gewalt stehen 12, 443 W. spezieller für den zustand schwerer krankheit, des sterbens oder des todes, vgl. schon mhd.:
das mitwoch nach Mathie kam sie nicht, wan sie in gotes gewalt lag (ca. 1450) bei 744;
er liegt in gottes gewalt in letzten zügen (1711) 381ᵃ. in mehr dynamischem sinne von der in das weltgeschehen und menschenschicksal eingreifenden macht gottes: das itzunt allenthalben hieumb die hant und gewalt gots mit sterben der leut groz strafft (1484) in: privatbr. d. ma. 1, 264 Steinhausen; betrat in aber ein sturmbwint so hart, das die schiffleut die schiff in gottes gewalt musten geen laszen Wilwolt v. Schaumburg 197 lit. ver. im kompositum gottesgewalt (s. d.) auch prägnant für 'naturkatastrophe', vgl. mundartlich gottes gewalt 'wassersnot' darst. d. dt. maa. d. ungr. bergl. 244. vom frühnhd. bis ins späte 18. jh. verengert als rechtssprachlich und sonst gebrauchte bezeichnung der vis maior, im 19. jh. durch höhere gewalt abgelöst (s. u.gottesgewalt): das eur lieb denselben tag vff angeregte zeit eigener person gewisslich besuchen, vnd sich daran gar nichts, dann allein gottes gewalt vnd ehehaffte leibskranckheit verhindern wollen lassen (1540) bei 742 (s. reichliche belege ebda und teil 4, 1, 3, 5005). vom gleichen ausgangspunkt her anders spezialisiert zur bedeutung 'schlagflusz', die volksmedizinisch vom 15. bis ins 18. jh. reich bezeugt ist, vgl. s. v. gewalt sp. 5006 f.; krankheitsnamenbuch 198ᵇ: adi 19. dez. 1547 am morgens umb 5 vr traf mich gottes gwalt bei schwäb.-augsburg. wb. (1864) 200; wie man erkuͤndigen soll, ob noch ein leben verhanden seye an denen, die von der gewalt gottes geruͤret seind artzneybuch (1588) reg. 169ᶜ; synonym dazu gottes hand (s. u.η ββ).
mein leib und auch mein leben
steet alles inn gottes gewalt
lieder d. Heidelb. hs. Pal. 343 162, 42 Kopp;
ich wil mich alsus reine
antwürten in gotes gewalt.
ih fürhte, solte ich werden alt,
daz mich der werlte süeze
zuhte under füeze
armer Heinrich 699 G.;
da ich jetz lag in gotts gewalt (d. h. im himmel war),
vnd starb in meine augen nein,
flux er sich auch zu todte grein
Hans Pfriem 27 ndr.;
εε)
in ähnlichen verbindungen: neuuas danne gotes rat (consilium dei) bezzera danne mannis 2, 355, 12 gl. P. (ps. 85, 5):
das der engel aus gottes befehl auff eine nacht gieng durch gantz Egyptenland 16, 237 W.; das Moses mit einer ruten, stecken oder stabe aus gottes geheis drein (in das meer) geschlagen hat derselbe 16, 267 W.; solches haben wir nicht selbs erdacht, sonder durch gottes offenbarung gesehen und gehort derselbe 14, 27 W.; gottes wege sind on wandel, des herrn rede sind durchleutert 2. Sam. 22, 31; ps. 18, 31; gottes wege sein wunderbar! und wie a een'n heimsucht, darf man nich murren d. ges. w. (1942) 4, 255 (gottes weg in anderm sinne s. u. E 3 a θ δ δ; b γ); gottes fügung voluntas divina stammb. (1691) 577; (die befreiung des gefangenen) ist unsers verhoffens aus gots geschik bescheen ber. 396 Wülcker; dasz sie (solche betrachtungen) uns ... zu glauben verleiten, gottes gedanken seyen wie unsre gedanken s. w. (1823) 11, 212.
es ist bestimmt in gottes rath,
dasz man vom liebsten, was man hat,
musz scheiden
um 1825) in: teil 8, 167;
(γ)
gottes tat, werk, wunder, ordnung u. ä. als stärker verdinglichte fügungen, die den verbindungen unter E 3 nahestehen, indem sie nicht nur das göttliche wirken selbst, sondern auch das ergebnis solchen wirkens bezeichnen, im bereich der schöpfung wie der heilsgeschichte:
wir hören sie (die jünger) mit vnsern zungen, die grossen thaten gottes reden apostelg. 2, 11; ps. 78, 7; kompt her, vnd sehet an die werck gottes, der so wünderlich ist mit
seim thun vnter den menschen kindern ps. 66, 5; Joh. 9, 3 u. ö.;
gottes zceichen und wunder stellen sich, wie das widderspill drausz werden sall 14, 244 W.; so doch die schrifft gottes zeugnis von jm selbs ist derselbe 50, 282 W.; denn dasselbige (irdische gut) ist allbereit gnugsam bestellet jnn der welt durch gottes ordnung derselbe 41, 92 W.; br. 10, 505 W.; wenn sie (die sonne) ein vernunfftige creatur wer, und solte nach jrem willen gehen, nicht nach unsers herr gottes schöpffung ... so möchte sie leiden, das alle lose buben nicht ein glentzlin von jr kriegten derselbe 41, 307 W. stärker konkretisiert: dennoch ist das weyb so wol eyn gottis werck als der man 12, 104 W.; er hat aber doch auch herrliche, schattige gänge, in denen die französische kunst gottes werk unbeschnitzelt gelassen hat reise d. Deutschl. u. d. Schweiz (1783) 1, 180. älter gottes geschöpf 'einrichtung, ordnung' (anders s. u. E 1 c): das man gottes geschepffe (die ehe), werck, ordnung und segen solle verdampt, verflucht und fur die grosseste sunde halten? 51, 528 W.; wider den satan, der der ehe als gottes geschepff feind ist ehbüchl. (1539) G 1ᵇ.
(dasz wir) irkennen, so iz giscriban stat, thia wuntarlichun gotes dat
V 12, 18;
siv (Maria) ist der ellenden trost,
gehuͦgede der gotes wunder also groz
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 79, 18 Diemer;
δ)
der christlichen gottesvorstellung entsprechend vor allem in solchen prägungen, die wesen und wirken gottes im blick auf die welt und den menschen als hilfreich, freundlich, gnädig kennzeichnen. der für die frühe deutsche wortgeschichte wichtigen entwicklung des zum sinnbereich der göttlichen gnade gehörenden wortschatzes kann hier (in den verbindungen gotes anst, ginâda, huldi, geba, gunst, guoti, armiherzida u. ä.) im einzelnen nicht nachgegangen werden, s. dazu Germania Romana (1932), bes. 17-25; derselbe, antike u. christent. a. d. wiege d. dt. spr. (1949) 12 f. und namentlich s. v. gnade, teil 4, 1, 5, 508 ff. mit sonstiger dort verzeichneter spezialliteratur.
αα)
gottes hilfe: sino uuar der man ist der gotes helfa nesuohta (ecce homo qui non posuit deum adiutorem suum) 2, 200, 31 P. (ps. 51, 9);
seit alters in der bis heute gültigen formel mit gottes hilfe: die uuitiuun, die sih mit gotis helfa inziehint dere uuerltlichen vuunne (11. jh.) predigtsamml. B 3, 23 Steinm.; es wurde zwischen euch beyden mit gottes hilffe ein ehe beschlossen d. schöne Magelone 20 Bolte; und wolte mit gottes hülf in kurzer zeit thun, was ich hiebevor in vielen jahren ... nit gethan hab schr. (1663) 4; nein, unsere kinder sollen mit gottes hülfe erst frische, gesunde und tüchtige hausfrauen werden w. 2, 203 Seelmann.
si truogenn künec sunder twâl
durch die gotes helfe für den grâl
Parzival 480, 26;
das als durch gottes hilff geschach
lit. ver.
1, 213 ββ)
gottes liebe, ahd. mhd. gotes minna, minne als gen. subj. in älterer sprache hinter der gleichen verbindung im gen. obj. (s. u. D 1 c) weit zurückstehend, während sich nhd. das verhältnis mehr und mehr umkehrt. nicht völlig eindeutig in sehr früher bezeugung: gotes minnî ist gagozan in unsere moutuuillun durah heilagan geist, der uns gageban uuarth (Römer 5, 5) Monsee-Wiener fragm. 29, 8 H.; vgl. 12; 17; so ist fore allen dingen daz zebedenchenne uuieo ferro unsih praht habet diu gotes minna unde uuieo hoho si reichet 2, 434, 8 P. (ps. 103, 3); vgl. 3, 251, 1;
weder hohes noch tieffes noch keine andere creatur, mag vns scheiden von der liebe gottes, die in Christo Jhesu ist vnserm herrn Römer 8, 39; 2. Kor. 13, 13; ich bitte euch umb der liebe gottes willen, ihr wollet eure zeitliche und ewige wohlfahrt betrachten Corinna 18 ndr.;
gottes liebe vergiszt kein stäubchen w. 1, 4 R.-M.
und getwungen mein fumf synn
da mich dew gotes mynn
mit hat geeret
d. seele rat 4934 Rosenf.;
γγ)
gottes gnade in den differenzierten, wenn auch oft schwer abgrenzbaren bedeutungen des beziehungswortes (und seiner frühen synonyma), die hier nur vergröbernd angedeutet werden können; s. im übrigen s. v. gnade, teil 4, 1, 5, 505 ff., bes. 511—529, zur frage des plurals gottes gnaden ebda 506 f. am breitesten in der anwendung auf gottes huld, geneigtheit, liebe und gütige fürsorge, ihre wirkungen und gaben im natürlichen und geistlichen bereich:
Paulus aber welet Silan, vnd zoch hin, der gnade gottes befolhen, von den brüdern apostelg. 15, 40; gottes genad erfület die welt schöne weise klugreden (1548) 5ᵃ. von charismatischen gaben: daz an imo offeno skine etelih gotes gnada, einuueder dero beruochunga ode des kechosis ode des uuissagtuomis ode etelichero gotes gebe 3, 190, 29 P.; vnd dienet einander, ein jglicher mit der gabe, die er empfanget hat, als die guten haushalter der mancherley gnaden gottes 1. Petr. 4, 10. formelhaft:
ein ehrliches eheweib, das jhren schwangern leib von gottes gnaden, und mit ehren trüge gesichte (1642) 2, 143; hast du auftrag? sagte der baron ... aus eigner macht und gewalt, versetzte Friedrich, auch von gottes gnaden, wenn ihr wollt I 23, 307 W.; hernach lies der bapst Clemens eine bulla ausgehen, ... darinne er grieff nach aller könige und fürsten geld ... aber es feilet im auch, durch gottes gnad 50, 362 W.; t.-ital. 1 (1700) 549ᵇ. in engerem sinne von der göttlichen barmherzigkeit und sündenvergebung: confiteantur suam iniquitatem, gratiam dei iehen iro unrehtis unde gotis kenadon 2, 251, 20 gl. P.; vgl. 275, 25;
die grosze indulgenz ... war die vergebung der sünden, so dasz man die gnade gottes wieder erlange s. w. (1867) 1, 207. oft schwer trennbar von dem zur christlichen rechtfertigungslehre gehörenden biblisch-theolog schen (paulinischen) gnadenbegriff: zu bezeugen das euangelium von der gnade gottes apostelg. 20, 24; vgl. 2. Kor. 6, 1; Kol. 1, 6; Titus 2, 11; ich fürchte nichts auf der welt, wenn ich die gnade gottes habe I 43, 286 W. mit betonung des gratuitätscharakters: unte sîe nechein gedinge nehânt an in selbon durh decheina iro uuoletât, neuuâre okkeret in gotes gnâdon hohes lied 52, 40 Seem.; vgl. 106, 11;
im 16. jh. als segens- und gruszformel, in der umbildung neutestamentlichen vorbildes (vgl. z. b. 1. Kor. 1, 3; 2. Kor. 1, 2; Gal. 1, 3): gnade und friede gottes in Christo! br. 8, 133 W.; gottes genad vnd alles gutes zuvor evangelia (1581) A 2ᵃ.
(das haus) thar ther liut io betota, ginada gotes thigita
(um gottes gnade flehte)
III 4, 44;
und (ich) wil iemer varnde sîn,
mirn tuo noch gotes gnâde schîn
von wanne ich sî ode wer
Gregorius 1804; vgl. 136;
von gotes genaden do vant er
die zwene wallende man
Tristan 3804 Ranke;
weil wir sind brechlich allesammen,
mit gleichen sünden schwer beladen
und dürffen all der gottes gnaden
lit. ver.;
1, 295 on allen verdienst gar umb sunst
ausz lauter gottes gnad und gunst
lit. ver.
1, 26 δδ)
zur formel von gottes gnaden in der verbindung mit herrschertiteln s. s. v. gnade II C 4, teil 4, 1, 5, 523 ff.; dt. rechtswb. 4, 1007.
εε)
gottes güte vorwiegend in allgemeinem sinn von der liebenden fürsorge gottes für seine schöpfung und seine geschöpfe, s. güte 3 a γ, teil 4, 1, 6, 1401:
er. a. d. tod 1008 H.-K.; ich aber werde bleiben, wie ein grüner olebawm, im hause gottes, verlasse mich auff gottes güte jmer vnd ewiglich ps. 52, 10;
sie fühlte das bedürfnis, hier (bei einer armen sterbenden frau) helfend einzugreifen; mit dem bloszen hinweis auf gottes güte konnte man diese mutter nicht dahinfahren lassen Grabenhäger (1898) 1, 102. daneben in dem engeren sinne der den sünder rechtfertigenden, verzeihenden gnade: oder verachtestu den reichthum seiner güte, gedult vnd langmütigkeit? weissestu nicht, das dich gottes güte zur busse leitet? Römer 2, 4; vgl. 11, 22; um der güte gottes willen frage nicht mehr, warum ich gekommen s. w. 1 (1904) 289.
wanta manag man in war giloubta thuruh inan thar,
thuruh theso dati in selben gotes guati
IV 3, 12;
so find ich (in der natur) gleich
ein herlichs reich
vol lauter gottes gühte
himl. lieder (1652) 2, 120;
ζζ)
gottes huld, gottes gunst. vornehmlich ahd. anst (wie auch miltida: Tatian 4, 18) hat den vollsinn der eigentlichen gratia, s. auch s. v. gunst B 2, teil 4, 1, 6, 1109: gratia kepandi anst anti huldi kotes (K) ahd. gl. 1, 200, 8 St.-S.; kl. ahd. denkm. 195, 8 Steinm.;
gottes huld besonders älter in der gleichen doppelbedeutung wie gottes güte: swaz ir wider gotis hulden habet getân Benediktbeurer gl. u. b. III, 39 Steinm.;
minnes. frühling 181, 1 Kraus;
on allen verdienst gar umb sunst
ausz lauter gottes gnad und gunst
lit. ver.
1, 26 wie sol ich gotes hulde
gewinnen nâch der missetât
diu hie vor mir geschriben stât
Gregorius 1782; vgl. 3962 u. ö.;
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier (êre und varnde guot) übergulde
8, 16;
das ist allein die gottes huld
das sie hielten so grossen gedult
badenfahrt 20 Martin.
ηη)
gottes erbarmen, barmherzigkeit nur in der engeren anwendung auf die befreiung des menschen aus not und sünde: fona cotes armiherzidv neonaldre farvvannan (de dei misericordia numquam disperare) Benediktinerregel 206, 10 Steinm.; die alten federn zeuht der sünder niht ab, denne er naig sich gegen mittem tag, dâ der sunnen hitz allermaist ist, daz ist gotes parmherzichait, wan got ist diu wâr sunne buch d. nat. 205, 1 Pf.; so liegt es nu nicht an jemands wollen oder lauffen, sondern an gottes erbarmen Römer 9, 16; da mein vorrath (für das kind) auf war, macht' ichs wie Hagar, nahm das kind auf die schulter und ging auf gottes barmherzigkeit ges. schr. 1, 60 Tieck.
θθ)
weniger gefestigt in anderen verbindungen, die im sinne der gütigen, freundlichen zuneigung eigenschaften und äuszerungen gottes umschreiben: edo nivveist danta kidult cotes ze hrivvvn dih zualeitit (an nescis quia pacientia dei ad poenitentiam te adducit) Benediktinerregel 195, 28 Steinm.;
d. teufels netz 5770 Barack;
wenn nu die so hart angefochten werden, die ynn gottes schutz sind 16, 434 W. zur verdinglichung neigend:
dei mei salus cotes mines haili (Pa), kotes mines heli (K) ahd. gl. 1, 172, 31 St.-S.; wer danck opffert, der preiset mich, vnd da ist der weg, das ich jm zeige das heil gottes ps. 50, 23; apostelg. 28, 28 u. ö.
unde (wir) biten unzubrochen
alle dise wochen
die hohen gotes truwe
daz er an uns vernuwe
sine wunder
väterbuch 23 761 Reiss.;
Parzivâl sprach 'hêrre,
der gotes gruoz mir verre,
op mich ie baz gez me
swes ich von wirte næme'
Parzival 486, 28;
und sölt ich leben nun ain jar,
ain jar auf diser erden,
so wölt ich beicht und busz empfahn
und gottes trost erwerben
volkslieder (1881) 595;
ιι)
gottes segen, vgl. s. v. segen 7, teil 10, 105 f., segen 12, teil 10, 109 (in der Lutherbibel nur segen des herrn). mit noch leicht magischem charakter im älteren, bes. mhd. gebrauch, wo göttliche hilf und göttlicher schutz als unmittelbar wirkende kraft gedacht sind:
so gern in wunsch und grusz: benedictio domini super uos gotes segen si uber iuh (als segenswunsch) 2, 560, 28 P. (ps. 128, 8);
vgl. 494, 12;
gute nacht — gottes segen über mein mütterchen br. (1893) 18. sonst allgemeiner umschreibend für gottes fördernde hilfe, meist im natürlichen bereich: gottes segen nehrt, vnd nicht die arbeit floril. polit. (1662) 1, 48. sprichwörtlich: an gottes segen ist alles angelegen (1710) bei hausinschr. d. st. Wiedenbrück 24. in verdinglichender anwendung auf bestimmte gaben und lebensgüter, die gott schenkt:
mit scherzhaft ironischem unterton: einen andern verwandten, welchem seine frau zwillinge in die wiege gelegt hatte und welcher über diesen segen gottes die hände zusammenschlug, ... schalt er w. 1, 39 R.-M.
wan daz mich der gotes segen
vriste von des weteres nôt,
ich wær der wîle dicke tôt
Iwein 654; Gregorius 3110; 3744;
guote naht geb iu der gotes segn
Parzival 279, 26;
nun fart hyn haim in gottes segn
pfarrer v. Kalenberg 24, 470 ndr.;
de fruw hefft ein kind gekregen,
welckes im ehestand is ein eddel gades segen
in: korr. d. ver. f. nd. spr. 15 (1891) 20ᵃ.
κκ)
gottes lohn: retributio dei lon cotes (Pa), lon kotes (K) ahd. gl. 166, 12 St.-S.;
jünger besonders da, wo ein lohn von seiten dessen, dem man gutes erweist, nicht zu erwarten ist: das es nicht ein gotts lohn verdienen heisse ... allen bettlern ... seine allmosen spenden bettel- u. garteteuffel (1586) c 8ᵇ; als Klaus ... sich auf den weg machte und wieder um gottes lohn auf einem fuhrwerk an der Iller dahinglitt d. notwender (1934) 20.
erbarmet er sich über sî
dâ stüende gotes lôn bî
Iwein 4858.
λλ)
gottes gabe. zufrühest im sinne der eigentlich religiösen gratia und misericordia und als konkurrenzwort neben ahd. ginâda: inti gotes geba uuas in imo (dem Jesuskind) (et gratia dei erat in illo) Tatian 12, 1. so noch in der Lutherbibel: denn so an eines sünde viel gestorben sind, so ist viel mehr gottes gnade vnd gabe vielen reichlich widerfaren, durch Jhesum Christ, der der einige mensch, in gnaden war Römer 5, 15; vgl. Eph. 2, 8. speziell vom heiligen geist: do Symon der zouberrer die gotis gabe wolte koͮfen Lucidarius 34, 26 Heidlauf; das du verdampt werdest mit deinem gelde, das du meinest, gottes gabe (der heil. geist) werde durch geld erlangt apostelg. 8, 20. von bestimmten gnadengaben: oh in imu ist elliu folnissa gotes ghebono ioh gheistes (plenitudo diuinitatis et gratiarum) Isidor 40, 14 H. meist, und namentlich jünger, von göttlichen wohltaten, freundlichkeiten und geschenken im bereich des natürlichen lebens, oft gegenständlich und verdinglicht: die Sodomite unde Gomorrei cherton die gotis geba (den wein) in ubilen nuz (5. Mose 32, 32) 3, 373, 32 P.; das bergwerck auch ein gnediger segen und gute gabe gottes ist Sarepta (1571) inhaltsang. 1ᵃ; allein, das Davids (dichterische begabung) war eine sonderbahre gabe gottes Corinna 13 ndr.; es thäte noth, dasz man solchem verfluchten volk die
gaben gottes (gaben der kunst) in spiritus aufhübe Göthe IV 27, 149 W. in der speziellen bedeutung 'kirchliche stiftung' in früher komposition, s. u. gottesgabe 1.
ε)
δ gegenüber in verbindungen gegenteiligen sinnes, die aber, als zur vorstellung eines zürnenden, strafenden gottes gehörig, auch in ihrem frühen gebrauch nicht durchaus heidnischen ursprungs zu sein brauchen (so mythol. ⁴1, 15; 3, 12). gerade die meisten der hier geläufigen verbindungen dürften vielmehr in biblischen, namentlich alttestamentlichen vorstellungen und wendungen eine stärkere wurzel haben.
αα)
gottes zorn, vgl. s. v. zorn II, teil 16, 99ff. im gegensinn zur göttlichen gnade und barmherzigkeit innerhalb der biblisch-christlichen grundbegriffe: denn gottes zorn vom himel wird offenbart vber alles gottloses wesen vnd vngerechtigkeit der menschen, die die warheit in vngerechtigkeit auffhalten Römer 1, 18; vgl. Joh. 3, 36; aber die welt achtet nichts, weder gottes zorn noch barmherzigkeit tischr. 3, 4 W.;
enger im blick auf die dem zorn entspringende strafe:
da kam der zorn gottes vber sie, vnd erwürget die fürnemesten vnter jnen, vnd schlug darnider die besten in Israel ps. 78, 31;
seltener: das wo uberkeyt strafft, die das schwerd tregt, odder die feynde beschedigen, das man solchs alles gottis rach heysse 17, 2, 59 W. nur älter:
mhd. häufig abgeschwächt in verwünschungsformeln, s. u. J 1 a κ.
vergeblich wehrst du mir gebohrn,
wann ich nicht wär in gottes zorn
bei evang. kirchenl. 3, 328.
der sînem scolen nieht vergibet, ...
der laitet uber sich den gotes zorn
vaterunser v. 167 Waag; vgl. 218;
schwerdt, das ducaten prägt,
und lügensaaten schlägt
mit gottes zorn
ges. schr. (1852) 2, 50.
mich hât mit unminne
der gotes haz bestanden
die klage 518 Lachm.;
ββ)
gottes urteil, gericht, strafe. gottes urteil sowohl als göttliche gerichtsgewalt wie enger als verdammungsspruch und strafvollzug:
denckestu aber, o mensch, der du richtest die, so solches thun, vnd thust auch dasselbige, das du dem vrteil gottes entrinnen werdest? Römer 2, 3; (ich) gloubo denne daz rehtista gotes urteila Bamberger glaube 139, 17 Steinm.; vgl. 140, 16; ewr person leben und fürstlich wesen liessen wir ewrem gewissen und gottes urteil, so haben wir auch bis her euch solchen zwangk nie genomen, jhr habt jhn selbs lassen fallen 30, 2, 342 W. speziell als ordal (s. u. gottesurteil): die sogenannten urtheile gottes sind ... beybehalten worden gesch. d. Deutschen (1778) 1, 548. von hier aus:
jünger statt gottes urteil meist gottes gericht, in gleichem doppelsinn, s. auch s. v. gericht 18, teil 4, 1, 2, 3648f.:
das sie selbs sehen musten, wie sie durch gottes gerichte also zuplaget worden weish. Salomonis 16, 18; ich will es nicht einmal vor gottes gericht zu verantworten haben ges. schr. 1, 8 Tieck;
auch ordal (s. u. gottesgericht): gottes gericht ... ist vor alters der vermeinte wunderbare beweiszthum durchs feuer oder wasser gewesen theatr. poen. (1693) 73; von den sogenannten gerichten gottes kömmt in den salischen gesetzen nur die probe des siedenden wassers (aenei) vor gesch. d. Deutschen (1778) 1, 311. gottes strafe: und ist hie kain wegerung die an der gotis straff vnd gesetz wolte eintrag thun christenl. unterricht (1523) a 2ᵇ; der abgehärmte, alternde, kranke könig, der sein unglück als strafe gottes fühlet 12, 224 S. älter noch in anderen verbindungen:
auir gotis racha get ubir antichristum der huobit ist allere ubile 3, 375, 27 P.;
mhd. gotes slac in fester umschreibung für unglück aller art, vgl. s. v. schlag I 4 a, teil 9, 319:
'wer ougta iu', quad, 'fillorane, fon nataron giborane,
thaz ir intfliahet heile themo gotes urdeile?'
I 23, 38;
denn aller ausgang (eines doppeldeutigen unterfangens) ist ein gottes urthel
G.;
12, 228 wazzer unde fiur sint zuei starchiu gotes gerihte,
dei dere werlte allere sint offen cegesihte
(12. jh.) in: mhd. übungsbuch 5;
der erzspion verfolgt mich überall
wie die gerichte gottes
G
5, 5 mit Jûdâ, dem verflûchtem manne
in dem êwigem gotes panne
priesterl. v. 365 H.-K.;
(gott) macht ein end seiner (Israels) schinterey
durch Ehud, der durch gottes rach
zu tod diesen tyrannen stach
lit. ver.
1, 223 nach mitter naht
uber di burc gi der gotes slac,
do wurten si irtrenket
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 17, 22 Diemer;
iwer prîs, sînhalp der gotes slac,
im (dem getöteten) freude hât enpfüeret
Parzival 545, 6.
ζ)
in abstrakten verbindungen ganz allgemeiner art wie gottes natur, sache u. ä.: dis sey gottes art und natur, das er denen helffen wolle, die an seinen son Jhesum Christum glauben 16, 350 W.; vgl. 17, 2, 152;
wie gottes weise ist, das er die buben blind machet, wenn sie sollen gestrafft werden 50, 413 W.; hie sihet man, wie die blinde vernunfft tappet jnn gottes sachen und trost sucht ynn eigenen wercken derselbe 50, 230 W.; vgl. 12, 233.
die suͤnd erlan nach gottes art
vnnd schencken auch das leben
evangelia (1581) g 7ᵃ;
η)
gott, allgemein als wirkende person gedacht, begegnet in einer besonderen gruppe anschaulich-bildhafter verbindungen, in denen das anthropomorphe element gesteigert erscheint.
αα)
gottes rechte eine durch bibel und apostolikum gestützte verbindung, vgl. ahd. gotes zeswa: (Christus) sizit az zesuun cotes fateres almahtikin (8. jh.) kl. ahd. sprachdenkm. 27, 13 Steinm.; vgl. 30, 52; 33, 103; als er aber vol heiliges geistes war, sahe er auff gen himel, vnd sahe die herrligkeit gottes, vnd Jhesum stehen zur rechten gottes apostelg. 7, 55; Römer 8, 34;
ihr werdet ihn sehen
sitzen zur rechte gottes, und kommen in wolken des himmels
s. w. (1823) 4, 33 u. ö.
ββ)
gottes hand in vielfacher beziehung und spezialisierung. namentlich umschreibend für die macht gottes in der schöpfung und in der hilfreichen oder strafenden lenkung der menschlichen geschicke:
so demütiget euch nu vnter die gewaltige hand gottes, das er euch erhöhe zu seiner zeit 1. Petr. 5, 6; die hand gottes war drüber gekommen Roland (1840) 1, 81. formelhaft: denn es stehet ynn gottes hand, nicht ynn yhrem willen, was sie vns thun oder wir leiden sollen br. 8, 235 W.; an andern beyträgen (für die horen) ist nichts eingelaufen, und das siebente stück steht noch ganz in gottes allmächtiger hand br. 4, 171 Jonas. von Lukas 23, 46 aus, pluralisch: meine ... seele wird bald seyn in den händen gottes Corinna 58 ndr. auch soviel wie 'göttliche weisung':
in verschiedenen konkretisierungen spezialisiert. besonders für den schlagflusz wie gottes gewalt (s. ob. C 1 a β δδ): den tropff, schlag, gottes gewalt oder gottes hand artzneyb. (1588) 148ᵇ; tropf pro schlag, hand gottes apoplexia dt. wb. (1734) 2, 869. anders: epfich, der zum gries und stein so fürtrefflich ist, das er die hand gottes genant wird (1568) bei schwäb. 3, 1106. mundartlich: 'de hand gottəs wurde früher der wacholderstrauch genannt, der an häusern herausstak, wo getränke verzapft wurden' rhein. wb. 2, 1321.
duo diu vrône godis hant
diu spêhin werch gescuoph so manigvalt
Annolied 21 Roediger;
verkennt nicht gottes hand,
die euch gewiesen, was sein heilger wille
s. w. 6, 94 Sauer.
γγ)
gottes finger. älter meist als umschreibung für göttliche machteinwirkung: so ich aber durch gottes finger die teufel austreibe, so kompt je das reich gottes zu euch Lukas 11, 20; es (das unglück) ist als gschehen durch gottes finger. der hat all dieng in seinem gwalt dramen 719 Keller. jünger als bildrede im sinne von 'weisung, mahnung gottes': denn nur im elend erkennt man gottes hand und finger, der gute menschen zum guten leitet I 50, 200 W.; Rudolph Wagner ist ein haupt-glaubensmann und sieht den finger gottes in seinem rufe nach Göttingen in: briefw. zw. J. u. W. Grimm (1885) 1, 464.
δδ)
gottes auge, auch gottes ohr, mund u. ä., von mehreren ansatzpunkten aus:
1, 315, 8 P.; wer wolte vor gottes augen stehen unnd nicht erschrecken, so diser priester (der uns schützen soll) nicht vor gott stünde? 17, 2, 471 W.;
vgl.: god na den ogen tasten die verwägenheit weit treiben plattdt. wb. 156; schlesw.-holst. 2, 442;
der mensch lebet nicht vom brot alleine, sondern von einem jglichen wort, das durch den mund gottes gehet Matth. 4, 4; verflucht war durch gottes mund die stunde, in der ich geboren wurde d. erwählte (1951) 218; das sie durch den odem gottes sind vmbkomen Hiob 4, 9; ich wil liber sein in gottes schosz, den bey vatter und mutter 14, 383 W.;
thanna thu scalt lôn nemen
fora godes ôgun
Heliand 1564 B.; vgl. 1969; 1977;
wer gott-gesalbte rührt, rührt gottes augen an
trauersp. 761, 94 Palm;
sîn gebet wirt verunrûchet,
wan ez ze gotes ôren nicht stîget
erinn. a. d. tod v. 97 H.-K.;
und (dasz ich) auf einem sterne mit dir lebe,
und in gottes schoosze ruh
ged. 64 Halm;
als die welt im tiefsten grunde
lag an gottes ewger brust
W.
I 6, 188 εε)
gottes antlitz, angesicht in bildhafter umschreibung für gott selbst, aus biblischer wurzel:
vgl. 40; meine seele dürstet nach gott, nach dem lebendigen gott, wenn werde ich da hin komen, das ich gottes angesicht schawe ps. 42, 3; 1. Mose 3, 8; o! wenn da diese herrliche natur so starr vor mir steht wie ein lackirtes bildchen ... und der ganze kerl vor gottes angesicht steht wie ein versiegter brunnen, wie ein verlechter eimer I 19, 128 W.
ir (der seligen im himmel) allermäiste wunne
daz ist gotes antlutze
erinn. a. d. tod v. 993 H.-K.;
ζζ)
gottes stimme umschreibend für eine selbstbekundung gottes, eine göttliche weisung, einen besonderen göttlichen auftrag: gotes stimna hluda in Sinaberge quhedhenda Isidor 13, 14 H.;
wirstu der stim des herrn deines gottes gehorchen, vnd thun was recht ist fur jm, vnd zu ohren fassen seine gebot 2. Mose 15, 26; gottes stym (sagen sie) (die anhänger Münzers in der Schweiz) mustu selbst hören 15,
211 W.; freunds rath ist offt gottes stimm floril. polit. (1662) 2, 618;
sprichwörtlich: volcks-stimme, gottes stimme voce del popolo, voce di dio t.-ital. 2 (1702) 1207ᵃ.
diu gotes stimme sprach in zuo
daz sî des næhsten tages vruo
die Rômære zesamene bæten
Gregorius 3172;
das herz ist gottes stimme, menschenwerk
ist aller klugheit künstliche berechnung
G.
12, 345 b)
seltener im umgekehrten syntaktischen verhältnis, wobei der abhängige genitiv als attribut einen grundzug im wesen oder wirken gottes umfassend bezeichnet, bibelsprachlichem gebrauch entnommen. oft steht hier neben gott der bestimmte oder unbestimmte artikel: deus pacis got des frides (9.-10 jh.) ahd. gl. 2, 319, 53 St.-S.; so wird gott der liebe und des friedens (rev.: der gott der ...) mit euch sein 2. Kor. 13, 11; Römer 15, 5 u. ö.;
gott der gnade, nimm die sünde von ihm 3, 502 G.
wann du bist ein gott der wahrheit.
was du verheist, das gschicht alzeyt
lit. ver.;
1, 69 o gott der macht und herrlichkeit
s. schr. (1769) 2, 145;
2)
in der bestimmung durch adjektiva, meist attributiv, seltener prädikativ oder appositionell mit nachgestelltem substantiviertem adjektiv. in dem 1 entsprechenden anwendungsbereich, aber doch mit fühlbar anderer verteilung der akzente. einen erheblichen teil der festen verbindungen steuert auch hier die sprache der bibel bei.
auszerhalb der anrede und des prädikativen gebrauchs begegnet gott hier durchweg mit dem bestimmten artikel. die nicht seltene verbindung mit dem unbestimmten artikel wurzelt (wie ob. A 3) in der verwendung des wortes als gattungsbegriff und (wie unt. 4) in scheinbar polytheistischer grundvorstellung, bleibt aber im biblisch-christlichen rahmen, vgl. etwa:
denn du bist ein gnediger vnd barmhertziger gott Neh. 9, 31. nur in vereinzelt übertragenem gebrauch der mundart wird dieser rahmen gesprengt: de hät en goden gott agebett glück gehabt rhein. wb. 2, 1322; Barmen 14; ostfries. 1, 654.
wan er ist ein almehtic got
Pantaleon 900;
a)
das schwergewicht adjektivischer bestimmung liegt im ahd., fühlbarer noch im as. (Heliand), auf der kennzeichnung göttlicher machtfülle und hoheit (s. ob. sp. 1025), verlagert sich aber schon in mhd. höfischer zeit; doch reichen manche verbindungen bis in jungen gebrauch.
α)
der allmächtige gott als geläufigste, durch die bibel und das omnipotens des apostolikums gleichermaszen gestützte formel, vgl. auch die verselbständigte substantivierung der allmächtige als christliche gottesbezeichnung:
vgl. 10 u. ö.; Heliand 476 B.;
wie wol der almehtig got wider uns in zoren (zorn) ist decameron 10, 38 Keller; vnd (Jakob) sprach zu Joseph: der allmechtige gott erschein mir zu Lus im lande Canaan, vnd segenet mich 1. Mose 48, 3 u. o.;
enti do uuas der eino almahtico cot
Wessobr. geb. 7 Steinm.;
und ein durchliuhtic himelbote,
der von dem almehtigen gote
wær in daz lant gesendet
trojan. krieg 23 070;
(das vieh) ... bleibt in seim beruͦff,
wie es gott der allmechtig schuͦff
Grobianus v. 4960 ndr.
β)
andere epitheta gleicher bedeutung bleiben auf älteren gebrauch beschränkt: der waltende, allwaltende gott, namentlich als uualdand, alouualdo god im Heliand, vgl. 20; 98; 645; 861; 3937 u. o.:
der rîche got der mächtige:
vornehmlich mhd.:
Lanzelot 7593. besonders appositionell nachgestellt:
Nibelungenlied 1793, 3 L. vereinzelt nhd., im volkslied, wo also die bedeutung potens noch nachklingt:
welaga nu, waltant got, (quad Hiltibrant) wewurt skihit
Hildebrandsl. 49 Steinm.;
o vader alweldiger got
der durch true gebot
din kint her nieder santes
passional 3, 32 Hahn; 86, 41; 88, 48 Köpke.
'ni scal that rîki god', quad he,
'uualdand uuillien'
Heliand 3095 B.; vgl. 2611.
'rîcher got der guote,
wie sol ez mir nû ergân'
Iwein 5972;
der ie nâch sælden warp.
nû pflege sîn got der rîche
108, 3;
ach reicher gott vom himmel,
wie bitter wird mir der tod!
(1776) volkslieder (1881) 129.
γ)
in der verbindung mit mächtig, gewaltig, stark, grosz von längerer lebensdauer:
herr gott du bist der mechtige gott, der grosse thaten thut, vnd niemand kan dir widerstehen Judith 16, 16;
der starcke gott der herr, der starcke gott der herr weis Josua 22, 22; 1. Mose 33, 20; vnd warten auff die selige hoffnung vnd erscheinung der herrligkeit des grossen gottes, vnd vnsers heilandes Jhesu Christi Titus 2, 13; Daniel 2, 45;
s. w. 2, 136, 20 Krämer; 224, 1. auch in der reihung verwandter attribute: dero michelo got unde der mahtigo habet kebreitet kelouba ... in alla uuerlt 2, 181, 17 gl. P. (ps. 47, 3); der allmächtige, grosze, starke gott! w. (1811) 108.
mehtiger got, dû bist sô lanc und bist sô breit
10, 1;
was kan vns kommen an für noth,
wen vns beysteht der gewaltig gott?
d. Teutschen weiszh. (1605) F 5ᵇ;
groszer gott, wir loben dich
anfang e. kirchenliedes a. d. 18. jh., s. dt. lit.-lex. ²1, 750;
δ)
in einer A 7 entsprechenden attributiven kennzeichnung vor allem der höchste gott (deus altissimus), bibelsprachlichen ursprungs und unter polytheistischer voraussetzung, aber vorwiegend als absolute rangbezeichnung empfunden: ih haren ze demo hohesten gote (clamabo ad deum altissimum) 2, 215, 13 P. (ps. 56, 3); der hohesto got (deus excelsus) 317, 5 (ps. 77, 35);
dis alles ist eben das buch des bunds, mit dem höhesten gotte gemacht Jesus Sirach 24, 32 u. ö.; womit sie und ire libe angehörige ich in den schuz des höchsten gottes ... befäle hochdt. rechtschr. (1657) )( 5ᵇ; dieselbige folgete allenthalben Paulo vnd vns nach, schrey vnd sprach, diese menschen sind knechte gottes des allerhöhesten, die euch den weg der seligkeit verkündigen apostelg. 16, 17;
der oberste, der himmlische gott nhd. kaum noch üblich (doch s. ob. A 7 a gott des himmels):
die böse frau v. 217 Schroeder;
dem hosten gote bevilh' ich dich:
ein scheiden von dir riuwet mich
minnesinger 1, 211ᵇ v. d. Hagen;
wer gott dem allerhöchsten traut,
der hat auf keinen sand gebaut
bei evang. kirchenl. 4, 311.
diu vorhte des oberisten gotes
daz ist diu gebe zaller vorderest
vaterunser v. 25 Waag;
niist in kihuctin himiliskin gote
muspilli 29 Steinm.; I 12, 9; IV 19, 47.
b)
andere adjektivverbindungen kennzeichnen gott im sinne der echtheit, tatsächlichkeit und unwandelbarkeit seiner existenz.
α)
der rechte, wahre gott in ausdrücklichem oder unausgesprochenem gegensatz zu falschen oder nicht existenten göttern (s. u. III A): das, welcher sich segnen
wird auff erden, der wird sich in dem rechten gott segenen Jesaia 65, 16; der rechte gott deus verus teutschlat. wb. 2 (1741) 96ᵇ;
das ist aber das ewige leben, das sie dich, das du alleine warer gott bist, vnd den du gesand hast, Jhesum Christ, erkennen Joh. 17, 3; 1. Thess. 1, 9;
wâre got, ih lobin dih
Ezzos gesang in: dt. ged. 3;
sîn flîz der wart groz
zuo dem wâren gote (von einem bekehrten heiden)
österr. reimchron. 19 317 Seem.;
daher man alles klar und helle
darüber bey den göttern hört,
was man vom wahren gott darunten lehrt
(in einer christl. kapelle mit deckengemälden heidnischer götter)
poet. betrachtg. (1746) 2, 22.
β)
der ewige, der alte, der lebendige gott: der herr der ewige gott der die ende der erden geschaffen hat Jesaia 40, 28; Römer 16, 26 u. ö.; o almechtiger, ewiger, gutiger gott, jch bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine sunde schöne Magelone 42 Bolte. der alte gott ohne biblisches vorbild:
d. ring 8574 Wieszner. bis heute sprichwörtlich (s. auch u. 3 b): der alt gott lebt noch chron. zeytb. (1531) vorr. a; proverb. copia (1601) 1, 425; der alte gott lebet noch und lässet nicht zu schanden werden Münchh. (1841) 1, 17; schwäb. 3, 762; ostfries. 1, 654. in der beteuerung mit J 2 b kombiniert: so wahr der alte gott noch lebt, so hol ich mir auch mein recht s. w. (1864) 3, 321. mit eigenem ton vor religiöspatriotischem hintergrund:
w. 1, 39 R.-M. der lebendige gott als ausgesprochen biblische verbindung: thu bist Christ sun gotes lebentiges Tatian 90, 2; 190, 1; meine seele dürstet nach gott, nach dem lebendigen gott, wenn werde ich da hin komen, das ich gottes angesicht schawe? ps. 42, 3; 84, 3; Jes. 37, 17; Matth. 16, 16 u. ö.;
er (Adam) nicht uermiden ne wolde,
daz ime der alde got uerbot
könig Rother 4410 de Vries;
und auch vom vaterland kunde gib:
obs noch das land der treuen lieb,
ob der alte gott noch in Deutschland wohnt,
und niemand mehr dem bösen front
s. w. 2, 57 Elster;
wann er sich gar verlassen thet
auff den war lebendigen got
lit. ver.
1, 214 c)
in ethischer wertung verbindet sich gott vor allem mit heilig, gerecht, treu, wahrhaftig und fromm:
ahd. sonst nicht, doch vgl. Heliand 161; 240; 1513 u. ö.; darumb du heiliger gott, dem allein gehöret alles was heilig ist, beware fort an dein haus 2. Makk. 14, 36; quoniam iustus dominus iustitias dilexit vuanda got rehter minnot dero menniscon reht 2, 33, 5 P. (ps. 10, 8); las der gottlosen bosheit ein ende werden, vnd fördere die gerechten, denn du gerechter gott prüfest hertzen vnd nieren ps. 7, 10; gott der gerechte hat ursach genug Corinna 55 ndr. der treue gott in bibli chem und biblisch beeinflusztem gebrauch: also Paulus chit: ketriuuue ist got der unsih nilazzet ferror irsuochit uuerden danne uuir uirtragin mugin 2, 107, 15 gl. (ps. 32, 4) P.; in deine hende befelh ich meinen geist, du hast mich erlöset herr du trewer gott ps. 31, 6; 1. Kor. 1, 9 u. ö.;
es bleibe viel mehr also, das gott sey warhafftig, vnd alle menschen falsch Römer 3, 4; du hast eine schande begangen an der majestät des wahrhaftigen gottes dasz du dir die tugend die hände zu deinem bubenstück führen ...
lieszest 3, 159 G. im kirchenlied der fromme gott 'der heilige, gnädige':
ebda 3, 300 u. ö.; w. 4, 9 R.-M.
enti cot heilac
Wessobrunner gebet 9 Steinm.;
der treue gott dies jahr vermehre
was sie erquickt zu jeder zeit
G.;
1, 4 o gott, du frommer gott,
du brunnquell guter gaben
bei 1, 308;
d)
in der kennzeichnung der auf die welt und den menschen gerichteten gesinnung und wirksamkeit gottes.
α)
der liebe gott als heute geläufigste verbindung (vgl. s. v. lieb 8 a, teil 6, 899) ist biblischem sprachgebrauch durchaus ungemäsz und auch der Lutherbibel fremd. ahd. (s. ob. sp. 1025) steht liobi nur neben truhtîn, nicht neben got (vgl. z. b. L. 35; III 1, 31); erst das mhd., dann namentlich das ältere volkslied kennt die verbindung der liebe gott. im eigentlichen vollsinn des epithetons als 'gütig, gnädig, freundlich' nur selten: das der bete vor sy den libin got das her sy irloste Marco Polo 6, 29 Tscharner;
dasz sie ... jhre seelen dem lieben getrewen gott zu trewen händen bevehlen sollen kurzweil (1618) 137. schon früh mit der neigung zu formelhaftem gebrauch, wobei die aktive vorstellung 'liebreich, gütig' mehr oder minder zur passiven 'geliebt, teuer' hinüberwechselt: wer deutsch kan, der weis wol, welch ein hertzlich fein wort das ist: die liebe Maria, der lieb gott, der liebe keiser, der liebe fürst, der lieb man, das liebe kind 30, 2, 638 W.;
(1547) ebda 159 u. ö.;
schon im 17. jh. kann die verbindung alles gewicht einbüszen, um den heute allgemein gültigen ton des vertraulichunverbindlichen anzunehmen, der auch einer ironisierung fähig ist. in diesem gebrauch verliert das epith ton, bezeichnenderweise und im unterschied zu allen übrigen adjektivverbindungen mit gott, in der gesprochenen sprache den sprechton: ein kerle, der den lieben gott danken solte, weil er ihn zu einem mannsbilde erschaffen erznarren 59 ndr.; der liebe gott könnte uns recht in verlegenheit setzen, wenn er uns die geheimnisse der natur sämmtlich offenbarte IV 29, 203 W.; der liebe gott hatte sich ins mittel gelegt s. w. (1898) 1, 58. in scherzhaften redensarten: und du denkst, mein herr würde es so mit ansehen, dasz du ihm den lieben gott von der stube treibest (ihm seine ruhe störst)? 1, 312 L.-M.; beim lieben gott sein im arrestlokal soldatenspr. (1899) 121. in der kindersprache und in der mundart, hier neben (der) herrgott, häufiger als das einfache gott und in zahlreichen redewendungen, s. schweiz. id. 2, 508; 521; schwäb. 3, 763; plattdt. wb. 156; Lüneburg 595.
Printzel soll mit euch varen.
der liebe got musz euch pewaren,
der geb euch geluck und hail
Apollonius 4886 Singer;
sie liebet mir vor allen,
das red ich auf mein eid;
der liebe got sol ir walten!
(1533) volkslieder (1881) 64;
liebster gott, wie wunderbahr
ist die führung deiner wege
s. w. 2, 258, 1 Krämer.
β)
in anderen, mehr oder weniger synonymen verbindungen. der gnädige gott im doppelsinne des freundlichgütigen wie des verzeihend-barmherzigen:
es verdreust gott sehr, wenn man jhn anders helt, als für einen gnedigen gott d. Teutschen weiszh. (1605) C 4ᵃ. biblisch vor allem in der wunsch- und bittformel (s. auch J 1 a θ α α): vnd der zölner stund von ferne, wolte auch seine augen nicht auffheben gen himel, sondern schlug an seine brust, vnd sprach, gott sey mir sünder gnedig Luk. 18, 13; ps. 67, 2 u. ö.;
gern in verbindung mit dem vorigen: denn der herr ewr gott ist gnedig vnd barmhertzig, vnd wird sein angesicht nicht von euch wenden, so jr euch zu jm bekeret 2. chron. 30, 9; der gnädige erbarmende gott hat auch der hohen häupter sinn und hertzen ... gelenkket friedenssieg 6 ndr.
der gute gott, im älteren ahd., sofern im sinne von 'hilfreich, freundlich', nur neben truhtîn ( L. 43; III 7, 1; V 23, 11; 79; 95 u. ö.), s ob. sp. 1025), neben got seit Notker und sehr geläufig im mhd. als got der guote: quam bonus Israhel deus der Israhelis got uuieo guot der ist. uuemo? his qui recto sunt corde dien die rehte sint in iro herzen 2, 287, 14 P. (ps. 71, 1);
für die besserung der lieben mama sei dem guten gott herzlich gedankt (1790) br. 3, 83 Jonas. seltener zum ausdruck sittlicher vollkommenheit: also sterchet tisiu reda, got uuesen guot, taz an imo si folleglih kuot (deum bonum esse) 1, 181, 29 P.; vgl. 213, 19. so in der einzigen biblischen bezeugung: aber Jhesus sprach zu jm, was heissestu mich gut? niemand ist gut, denn der einige gott (οὐδεὶς ἀγαθὸς εἰ μὴ εἷς ὁ θεός) Mark. 10, 18 (Luk. 18, 19; Matth. 19, 17).
gewisse verbindungen bleiben älterem gebrauch vorbehalten. namentlich der süsze gott (vgl. s. v. süsz II C 1 a, teil 10, 4, 1315 u. II D 1 sp. 1320), als 'der gnädige' oder 'der geliebte', besonders hochhöfischer sprache zugehörig, vgl. d. gottesbild i. höf. dicht. (1933) 5; 22:
d. gute Gerhard 6580;
im älteren nhd. nachklingend:
daneben:
in doufe, the unsih reinot ther ginadigo got
I 26, 9;
barmherziger gott, erkenn die not!
barmherziger gott, erkenn die not!
wir müssen sonst verderben also
(1525) volkslieder (1881) 395.
nû hilf mir, got der guote
die hochzeit v. 1031 Waag; vgl. 994;
eiâ herre got der guote,
wer gît sô starke sinne
daz ich die s sêre minne
diu mir zem tôde ist gehaz?
Iwein 1610;
nû sî got der süeze
der iu vrouwen büeze
iuwer unwerdez lebn
Iwein 6409;
süezer got, du enscheide
die herzelieben von mir niet
Tristan als mönch 2527 Paul.
o wär ich da! o stünd ich schon,
ach süszer gott, für deinem thron
bei evang. kirchenl. 3, 399ᵃ;
vil edeler, süezer, zarter got
207, 1.
γ)
gegensinnige verbindungen sind kaum fest geworden mit ausnahme der nur biblisch-alttestamentlichen formel ein eifriger gott 'ein eifersüchtiger': deus est emulator cot ist ellinari (8 jh.) ahd. gl. 1, 336, 75 St.-S.; denn der herr dein gott ist ein verzehrend fewr, vnd ein eiueriger gott 5. Mose 4, 24; 6, 15; 2. Mose 20, 5 u. ö. gelegentlich: gott ist wol barmhertzig, er ist aber auch zornig d. Teutschen weiszh. (1605) C 8ᵃ; der folgende sommer gab eine nähere gelegenheit, den zornigen gott, von dem das alte testament so viel überliefert, unmittelbar kennen zu lernen I 26, 43 W.
3)
aus der nicht annähernd auszuschöpfenden fülle verbaler verbindungen, in denen sich das dasein und wirken gottes ausdrückt, ist vieles sprachlich fest geworden. das meiste freilich drängt schon früh in die verwendung als kurze wunsch- oder beteuerungsformel, um sich dort unter modifizierung, spezialisierung oder entleerung des sinngehaltes schnell abzunutzen, s. u. J 1 a.
a)
im hinblick auf gott als ein geistig und innerlich tätiges, fühlendes und empfindendes wesen:
α)
gott weisz auf das umfassende, überlegene, dem menschen verborgene wissen gottes anspielend: alles des ubilis, daz got hie zi mir waiz ahd. sprachdenkm. 356, 50 Steinm.;
Gaddo: bin ich dein geliebter Gaddo? ich frage nicht umsonst. Francesco: ja! gott weisz es! Ugolino 251 H.; gott mott et wete ... we wess, wat gott wess! wenn die ansichten geteilt sind rhein. wb. 2, 1318. früh zur parenthetischen kurzformel weisz gott oder gott weisz erstarrt und entleert, s. u. J 2 a.
es wird mir doch auf erden,
weil die welt ist so weit,
ein feins brauns mägdlein werden,
gott weisz die rechte zeit
(1588) volkslieder (1881) 91;
β)
gott will, gott tut:
heut wollt es gott, dasz ich noch drinnen war in seinem gemach ..., als er eintrat d. erwählte (1951) 209. meist formelhaftem gebrauch zuneigend: aber was gott im himel wil, das geschehe 1. Makk. 3, 60;
es gehe mir nu, wie gott will br. 8, 50 W. in ironisierender umschreibung für 'richtungslos, führungslos': Homer, Homeriden, rhapsoden und alle das confuse geschlecht haben so hin gesaalbadert wie gott gewollt IV 29, 90 W. die konditionalen formeln so, ob, wenn gott will, wills gott s. u. J 2 c α, die wunschformel wolle gott (nicht) J 1 a ι αα;
schwäb. 3, 755.
div menege gesigete,
alsez got wolte
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 62, 26 Diemer; vgl. 76, 11;
was gott will, das wird geschehn
dram. w. (1828) 1, 33;
was gott thut, das ist wohlgethan,
es bleibt gerecht sein wille
bei evang. kirchenl. 4, 379; vgl. 2, 62;
γ)
in unpersönlichen verbalverbindungen, die ein gefallen oder miszfallen ausdrücken, steht gott im dativ: so iz gote liche (11. jh.) ahd. sprachdenkm. 168, 19 Steinm.;
das wird ohne zweifel gott gefällig sein br. 8, 120 W.; und wenn es nicht gott gefallen hätte, mich erst nach erlittenem sturme wieder in disz land zu werfen leben 1 (1791) 168; ges. schr. 1, 92 Tieck. von hier aus in attributiver verwendung: ähnlich wie einst der prädestinationsglaube Calvins seine anhänger ... ruhelos vorwärts trieb zu gott wohlgefälligem handeln Boyen (1896) 1, 82. wie es gott gefällt in gleicher ironisierung und ohne religiösen bezug wie oben wie gott will: man läszt das ... unwesen fortlaufen, wie es gott gefällt bürgerl. recht (1814) 430.
ich wæn daz allez sîn (Walthers) gesanc,
beide kurz unde lanc,
si got niht sô wol gevallen
sô im daz ein (der eine papstspruch muoz missevallen
d. wälsche gast 11221 Rückert;
b)
die frage der existenz gottes berührend: uuannan chad er chumet taz ubel, ube got ist? unde ube er neist, uuannan daz kuot? 1, 32, 21 P.; vgl. 47, 6;
substantiviert: wie mir ... das dasein gottes zur unmittelbaren gewiszheit wurde heimkehr (1935) 400. die vorstellung, dasz gott lebt oder gestorben ist, begegnet in redensartlichen oder sprichwörtlichen wendungen: hierumb (um ihren toten sohn) stelleten sie sich dermassen mit heulen und zannen, raufften und schlugen sich selbs, als wer gott im himmel gestorben wendunmuth 1, 211 Ö.;
gott lebt noch, s. auch der alte gott sp. 1047:
was traurest du doch? gott lebet noch Gotthold (1679) 583. speziell in der redensart wie gott in Frankreich leben 'herrlich und in freuden', im schweiz. id. 1, 1310 erklärt als satirische anspielung auf die absetzung gottes
durch den französischen konvent; vgl. schon: he is so glüklich as gott in Frankrich holst. id. (1800) 2, 56; aber sehen sie sich mal um hier, wie leben sie? wie gott in Frankreich ges. w. (1905) I 5, 137; ostfries. 1, 654.
es sei kain got, tuͦt er tukkisch gedenken
psalmen 39 ndr.;
aber ich sucht', und ich fand entschuldigung
für den feigen (den gottesleugner), der ist, und dem doch gott nicht ist
oden 2, 62, 14 M.-P.
ich (ein verdammter in der hölle) wolt, dasz gott im himmel stürb,
darzu der engel schaar verdürb
getreuer Eckart (1698) G 4ᵃ
wann (denn) gott lebt noch ...
lit. ver.;
1, 219 c)
in umschreibungen für die göttliche schöpfermacht mit bezug auf die welt und den menschen: 'in dhemu eristin chiteda got himil endi aerdha' Isidor 16, 1 H.; Otfrid II 1, 36;
am anfang schuff gott himel und erden 1. Mose 1, 1; 'endi got chiscuof mannan anachiliihhan endi chiliihhan gote chifrumida dhen' Isidor 7, 17 H.;
das got den menschen vnd alle dinge beschaffen hat, sie allzumale gut beschaffen hat ackermann a. Böhmen 25, 6 Hübner;
in der redensart wie ihn gott erschaffen hat für 'nackt': vorige woche zeichnete man die menschen wie sie gott erschaffen hat, und diese woche will man sie ganz in stahl und eisen kleiden IV 8, 353 W. in der höfischen sprache des mhd. in einer groszen zahl anderer oder erweiterter wendungen, vgl. z. b.:
s. im übrigen die mhd. wbb., dazu mythol. ⁴1, 15; 20; 3, 11; d. gottesbild i. höf. dicht. (1933) 29.
got ez allez geshuͦf,
also saget uns daz puch,
hymel unde erde
schuͦf er werde
unde ellev dinc
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 6, 10 Diemer;
got worhte ûz der erden
Adâmen den werden
Parzival 463, 17;
gott hat den menschen gemacht
nach seinem bilde;
dann kam er selbst herab,
mensch, lieb und milde
W.
I 3, 250 got was an einer süezen zuht,
do'r Parzivâlen worhte
Parzival 148, 26;
d)
die mehrzahl verbaler verbindungen umschreibt die verschiedenen formen der aktiven und unmittelbaren beziehung gottes zu den menschen, meist im sinne der göttlichen freundlichkeit, güte und hilfe.
α)
sofern gott im ganzen und im einzelnen das menschliche leben und geschick bestimmt. gott verhängt in der doppelbedeutung des 'zulassens' oder des 'anordnens', s. teil 12, 1, 524ff.:
also kan ... der teuffel einem frommen christen nicht ein haar breit weiter schaden, als ihm gott verhängt hat schr. (1663) 162;
wenn es dem lieben gott gefallen hat, das unglück über uns zu verhängen ges. schr. 1, 92 Tieck. in gleichem sinne: gott hat es also gefuͤgt oder verhengt dict. (1556) 16ᵃ; gott hat es anders gefügt (dasz Schiller den vater überlebte) (1796) br. 5, 69 Jonas. des weiteren:
III 22, 55;
Bräsigen hat mir gott geschickt w. 2, 223 Seelmann.
odo imo (dem seligen) tod so gienge, thaz got io thaz gihenge,
thaz in themo riche iaman sar irsieche
V 23, 249;
o söllich ubel das hat gott
gewiszlich uber uns verhengt
lit. ver.;
11, 101 uil wole fuͦrote si got.
da gab er in himel brot
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 47, 16 Diemer;
hera santa mih god joh mir selbo gibod,
ob hiu rat thuhti, thaz ih hier geuuhti
kl. ahd. denkm. 85, 33 Steinm.;
bist du's? dich sendet gott!
s. w. 6, 14 Sauer;
β)
gott als der gebende. die verbindung mit geben ist in ihrer anwendung seit alters unbegrenzt (s. auch teil 4, 1 4, 1707 f.), wie auch die wunschformel gebe gott, gott gebe sich vielfach verzweigt, s. u. J 1 a ζ: so fram so mir got geuuizci indi mahd furgibit, so haldih thesan minan bruodher, soso man mit rehtu sinan bruodher scal (842) Straszb. eide 20 Steinm. 82;
formelhaft:
gott gebe seine gnade dazu (1537) br. 8, 115 W. daneben:
gott beschert uber nacht proverb. copia (1601) 2, 680; wann uns gott gesundheit und frieden verleyhen wird polit. maulaffe (1679) vorr. bis ins 16. jh. häufig (s. u. J 1 a ε und teil 1, 1487):
das es (eine geldsumme) villeicht nymer geloszt wurd, got beriet dann die herschaft vast uberiges geldes (1480) in: dt. rechtswb. 4, 1010; und theilt im miltiglich, wes sie got beraten het hertzog Aymont (1535) B 2.
nû gap im got der guote, ...
daz im ein garzûn widerstiez,
der einen guoten bogen truoc
Iwein 3261;
ich pin mit dir hie und dort,
got hat mich dir gegeben
fastnachtspiele 620, 10 Keller;
bisz dasz im got würt geben
die ewig freud und sälikheit
volkslieder (1881) 383;
gott der herr nahm wieder, was er gab
dram. w. (1828) 1, 8.
unde welle uns got die gnade geben,
daz wir den sich an in genemen
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 150, 5 Diemer;
des uns got gerne wil geweren
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 277, 25 Diemer;
got hât dich, sun, berâten fünf werder kinde
Titurel 9, 1;
γ)
gott als der helfende und behütende: cote helfantemv (deo auxiliante) (um 810) kl. ahd. denkm. 196, 23 Steinm.; V 25, 7; so vil dir gott hilfft dict. (1556) 923ᵇ; gott hilfft dem fleisz vnd nicht Hansz Vnfleisz floril. polit. (1662) 1, 220; dominus custodiet te ... got pehuotet dih 2, 549, 21 P. (ps. 120, 5);
beware mich gott, denn ich traw auff dich ps. 16, 1;
elliptisch: gott mit uns war das wort der Schweden; das der kaiserlichen: Jesus Maria 8, 288 G. daneben; ist gott für vns, wer mag wider vns sein? Römer 8, 31;
wöll mir in got behüten,
ja des ich warten bin
volkslieder (1881) 147;
sie (die boten) bat diu marcgrâvinne got von himele bewarn
Nibelungenlied 1366, 4 L.;
wer nur den lieben gott läst walten
und hoffet auf ihn allezeit,
der wird ihn wunderlich erhalten
in aller noht und traurigkeit
bei evang. kirchenl. 4, 311;
die rosse rucken sich,
nun mag der fahrt gott walten!
ges. poet. w. (1867) 2, 11;
wande got mit ir ware
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 171, 17 Diemer;
wist ir nit, das got mit uns ist?
lit. ver.
1, 215 ist gott für mich, so trete
gleich alles wider mich
ged. 229 Goedeke.
δ)
von einer besonderen hinwendung gottes zum menschen. vor allem in der verbindung mit segnen, s. ob. gottes segen 1 a διι und teil 10, 123 f.: benedixit te deus in eternum ... segenota dih got in euua 2, 168, 20 P.; der herr dein gott wird dich segenen in alle deinem einkomen, und in allen wercken deiner hende 5. Mose 16, 15 u. ö.; dasz wieder streit und zweifel entstehen kann über die entscheidung, gehört zu den wohlthaten, womit
uns gott jetzt gesegnet hat v. beruf uns. zeit (1814) 3. des weiteren:
gott betrübt niemandt so hoch, er tröstet ihn wider, ist er sonst ein christen d. Teutschen weiszh. (1605) C 6ᵃ;
getrewen dienst belonet gott proverb. copia (1601) 2, 666; also hat gott die welt geliebet, das er seinen eingeboren son gab Joh. 3, 16;
gott vergisset vnser nicht, nur das wir seiner auch nicht vergessen d. Teutschen weiszh. (1605) D 3ᵃ; gott verlaszt die seinen nit schöne weise klugreden (1548) 31ᵇ; darumb erhöret mich gott, vnd merckt auff mein flehen ps. 66, 9;
ich uirgibe allen, die mir ie gitatin, daz mir got alle mine schulde uirgebe ahd. sprachdenkm. 353, 22 Steinmeyer;
der Lutherbibel entstammt die verbindung gott sucht heim 'nimmt sich gnädig an', die auch in gegenteiligem sinne begegnet (s. u.ε): es ist ein grosser prophet vnter vns auffgestanden, vnd gott hat sein volck heim gesucht Luk. 7, 16; vgl. apostelg. 15, 14 u. ö. im älteren sprichwort, häufig bei Luther: gott grüszt die menschen, sie wissen es ihm aber nicht zu danken, s. teil 4, 1, 6, 1013; in umgekehrter beziehung s. u. D 2 b δ; dazu: wenn gott einen grüsset, soll man jhm dancken floril. polit. (1662) 1, 283; sprichwörtersch. 78. in obszönem sinne: der mann sprach (zu seiner frau) unbedacht: ... soll ich dir (gott helff uns) gott grüssens machen? nachtbüchl. 17, 30 Bolte.
uuio sie avur got thar drosta
an Hartmut 87;
in herzen si iz (das gebet) scono, thaz iu es got gilono
II 21, 5;
gott liebt dich ser on alle masz
und hat dich auserwelet
volkslieder (1881) 632;
gott will ich lassen sorgen,
dem ich mich zugesagt
ged. 231 Goedeke;
daz sich got durch sie geroͮhte zerbarmen
uber siv uil armen
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 172, 16 Diemer;
gott tet sich ir erbarmen
in sölcher groszen not
volkslieder (1881) 126;
du bist ein frommer gott,
der sünde vergiebet
bei evang. kirchenl. 3, 300;
(Valentin:) und wenn dir denn auch gott verzeiht,
auf erden (sollst du) sein vermaledeit
W.
I 14, 190 ε)
gegenteilig von der gebietenden, richtenden, strafenden oder sonst feindlichen funktion gottes:
vnd Noah thet alles was jm gott gebot 1. Mose 6, 22 u. ö. in der fügung gott gebietet über jmd. vom mhd. bis noch ins 19. jh. als verhüllende umschreibung für 'sterben lassen': wenn got über mich gepäutet, also das ich von tods wegen abgangen bin (Nürnb. 1406) städtechron. 1, 206; weitere belege s. teil 4, 1, 4, 1756f.;
da dacht ich in meinem hertzen, gott mus richten den gerechten vnd gottlosen, denn es hat alles furnemen seine zeit, vnd alle werck pred. Salomo 3, 17; Römer 2, 16;
gott straft in nuancierter anwendung, s. teil 10, 3, 707ff.:
sihe, selig ist der mensch, den gott straffet, darumb weger dich der züchtigung des allmechtigen nicht Hiob 5, 17; dafür wird gott mich nicht strafen 1, 55 G.; das land murret, gott zürnet 5, 366 S. aus der Lutherbibel gott sucht heim 'straft' (anders s. ob. δ): ein eiveriger gott, der da heimsucht der veter missethat an den kindern 2. Mose 50, 5; ich sterbe, und vergeb es der hand, durch die mich gott heimsucht in: teil 4, 2, 858. biblisch auch gott versucht 'stellt auf die probe': nach diesen geschichten, versuchte gott Abraham (durch Isaaks opferung) 1. Mose 22, 1; gott ... vielleicht sie hiermit versucht und ihren festen glauben ... probirte 2, 622 Keller. die vorstellung, dasz gott einen menschen vergiszt, dient im mhd. als stehende wendung zur bezeichnung eines unglücklichen:
vgl. mythol. ⁴1, 18; 3, 14 mit zahlreichen weiteren nachweisen. dazu die jüngere, ihres religiösen bezugs entleerte redensart von gott verlassen sein: und wenn ich nicht ganz von gott verlassen bin, wie Carl Heyne zu reden pflegt, das ist, wenn mir meine eignen geisteskräfte nicht fehlen (1786) briefw. (1877) 264. hierher anders, im neutraleren sinne einer göttlichen aussonderung, an 1. Mose 4, 15 anknüpfend: für sie war er einer, den gott gezeichnet hatte, wie er früher die wahnsinnigen, die heiligen und die bettler gezeichnet hatte ... ihnen hatte man nichts nachzutragen, weil man nicht wuszte, was gott mit ihnen vorhatte missa sine nomine 227; hön (hüte) dich för dem, der va gott gezeəchent (es) rhein. wb. 2, 1323; schlesw.-holst. 2, 441.
iuan fiant minnot, so gibiutit druhtin got
II 19, 15;
dâ rihtit got rehte
dem herren joch dem chnehte
die hochzeit v. 734 Waag;
du, mein gott, wirst gnädig richten
und ein herz nicht ganz vernichten,
das in angst und reue schlägt
s. w. 4, 76 Sauer.
doch straffet gott sein übelthat
lit. ver.;
1, 222 wie gar iuwer got vergaz,
daz ich iuch brâhte her in!
Iwein 6254;
e)
zu einer besonderen, C 1 a ζ entsprechenden gruppe schlieszen sich stärker anthropomorphe verbindungen zusammen, in denen gott hört, sieht, spricht u. ä., s. dazu mythol. ⁴1, 15; 3, 14, der hier heidnische vorstellungen zugrundelegt; doch dürfte biblisches vorbild mindestens gleich starken einflusz ausüben:
meinstu, das gott sein (des heuchlers) schreien hören wird, wenn die angst vber jn kompt? Hiob 27, 9; Joh. 9, 31 u. ö.; mancher mönch liebet sein kloster, weil er denkt, gott höre und sehe in der welt nichts so gerne, als wie er seine horas singt über d. einsamk. (1784) 1, 13; vnd gott sahe, das das liecht gut war 1. Mose 1, 4; sündige nicht, gott sihets d. Teutschen weiszh. (1605) f 2ᵃ. ältere vorstellung, namentlich der höfischen zeit, kennt gott in der rolle des zuschauers, seltener des zuhörers (s. ob. Tristan 7645), vgl. im mhd. formelhaftes:
weitere nachweise bei a. a. o., die den höfischen gott auch an anderen werten und formen der höfischen sphäre beteiligt zeigen. in einer älteren bedeutung von sehen 'gnädig ansehen, segnen' wurzelt die bereits ahd. und vielfach mhd. bezeugte formel gesah in got 'beatus qui, wohl ihm, dasz ...', in der das präs. durch das präteritum vertreten wird, s. gramm. 4 (1898) 205: kesah in got, ter dir lonot nah temo lone beatus qui ... 2, 574, 1 P.; vgl. 572, 7; 567, 17; 558, 11; dazu die zahlreichen mhd. nachweise mhd. wb. 1, 555ᵇ; 2, 2, 277ᵇ; a. a. o. seltener in der form eines wunsches:
die vorstellung, dasz gott spricht, redet, ist im formelschatz biblischen, namentlich alttestamentlichen sprachgebrauchs
fest verankert; sie umschreibt eine form der göttlichen offenbarung oder eine kundgebung des göttlichen willens:
vnd gott sprach, es werde liecht, vnd es ward liecht 1. Mosc 1, 3; 3, 9; Jes. 17, 6; Luk. 12, 20 u. o.; da redet gott mit Noah, vnd sprach 1. Mose 8, 15; 17, 3; ps. 62, 12; Ebr. 1, 1 u. o.; 's unservater und dänn 's gott redet lerneⁿ (= die 10 gebote) schweiz. id. 2, 510. in uneigentlichem sinne: wenn gott redet, so sol jederman schweigen d. Teutschen weiszh. (1605) g 1ᵃ.
in herzen betot harto kurzero worto
joh lutoro thare, thaz iz got gihore
II 21, 18;
got möhte in (den harfengesang) gerne hœren
in sinen himelkœren
Tristan 7645 R.;
hie huop sich ein strîten
daz got mit êren möhte sehn
Iwein 1021; 3046;
alsus trôstens mînen muot,
er und mîn juncvrouwe.
dâz sî got iemer schouwe!
Iwein 794.
got sprah ze Moyse:
stoz dine hant in dinen pusem
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 35, 18 Diemer;
f)
prädikative wendungen mit substantivischem prädikatsnomen umschreiben in hervorhebendem sinne eine bestimmte wesentliche eigenschaft gottes oder einen bezeichnenden zug seines wirkens: uuanda ... got saligheit ist, ter kot kuuinnet, ter ist salig (... beatitudo uero ipsa est diuinitas ...) 1, 190, 4 P.; vgl. 212, 26; 213, 7;
vgl. 25; gott ist die liebe; und wer in der liebe bleibt, der bleibt in gott, und gott in ihm 1. Joh. 4, 16; da declamierte pater Cochem aus Eckhartshausen's 'gott ist die reinste liebe' ges. schr. (1852) 5, 12. anders, auf die wesenheit gottes zielend (s. auch gottes geist unt. E 3 a α): gott ist ein geist, vnd die jn anbeten, die müssen jn im geist vnd in der warheit anbeten Joh. 4, 24; dieweil gott ein geist ist, so ruhet er nicht sprichw. (1534) 181ᵇ.
sît getriwe ân allez wenken,
sît got selbe ein triuwe ist
Parzival 462, 18;
4)
gott mit bestimmten oder unbestimmtem artikel und folgendem relativsatz, der über wesen oder wirken gottes etwas bestimmtes aussagt. der bei dieser aussageform vorauszusetzende vergleich mit anderen göttern bleibt eine blosze fiktion: ze demo gote, der siu uuerden hiez, ter iro allero causa ist (lli causę, quę dedit esse) 1, 293, 1 P.; der got der nie deheine lügen getete 1, 234, 28 Pf.; vgl. 1, 53, 7. nicht selten auch biblisch: vnd (er) hat den gott faren lassen, der jn gemacht hat 5. Mose 32, 15; ps. 25, 5; apostelg. 4, 24 u. ö.;
wir haben einen gott, der es besser machen kann, weder wir gedenken, und mehr gibt, weder wir vorstehen (1537) br. 8, 109 W. auch so einigemal biblisch: wir haben einen gott der da hilfft ps. 68, 21; ps. 5, 5; 1. Sam. 2, 3; weil du nicht glaubst, dasz es einen gott gibt, der den menschen bei namen rufen kann d. fischer v. Lissau (1947) 48.
der gott, der eisen wachsen liesz,
der wollte keine knechte
lieder f. Teutsche (1813) 81;
D.
ein anderer kreis fester verbindungen substantivischer oder verbaler art umschreibt, in umgekehrter blickrichtung wie unter C, die stellung des menschen zu gott oder die äuszerungen des menschlichen verhaltens gott gegenüber.
1)
neben substantiven erscheint das wort gott hier vorwiegend als abhängiger gen. objectivus, daneben auch in präpositionalem anschlusz (s. u.g). für die wortfolge in den genitivischen verbindungen und für den typus mit gottes an erster stelle als den sproszbezirk einiger der gewichtigsten gott-komposita, der im nhd. die eigentlichen genitivverbindungen mehr und mehr zurückdrängt, gilt das unter C 1 a bemerkte.
a)
gottes dienst 'erfüllung des göttlichen willens, gott wohlgefälliges werk oder leben', dem meist kultisch-sakralen und mehr dinglichen sinn der gleichen verbindung gegenüber (s. u. E 3 b α) allgemeiner, umfassender und innerlicher (s. auch gott dienen unten 2 a α u. gottesdienst):
Annolied 562 Roediger; (die bibel) nennet die rache, so durch die oͤbrickeit geschicht, gottes dienst 26,
229 W.; aller gottes dienst stehet in gehorsam d. Teutschen weiszh. (1605) h 7ᵃ.
nu birun wir gihursgte zi gotes thionoste,
wir wizun, waz ther scado was, thaz wir got minnon thes thiu baz
II 6, 55;
b)
gottes furcht (s. u. gottesfurcht). im eigentlichen sinne der furcht vor gottes zorn und gericht: non est timor dei ante oculos eorum gotes forhta nist in fore ougen 2, 37, 30 P. (ps. 13, 3); vnd es kam die furcht gottes vber die stedte die vmb sie her lagen, das sie den sönen Jacob nicht nachiageten 1. Mose 35, 5; 2. chron. 20, 29. jünger nach biblischem vorbild meist für die grundhaltung rechter frömmigkeit, neben der furcht die ehrfurcht und die erfüllung des göttlichen willens einschlieszend: lasset vns ... fort faren mit der heiligung, in der furcht gottes 2. Kor. 7, 1; Eph. 5, 21; die zehen gebot, dadurch die leute zu gottes forcht vermanet werden 26, 230 W.;
vgl. A 1ᵇ.
ein wacker hertz vnd ernster muth,
hat gottes furcht in guter hut
d. Teutschen weiszh. (1605) C 1ᵃ;
c)
gottes liebe, älter gotes minne 'liebe zu gott'. im jüngeren nhd. kaum noch so, in früher sprache aber weit häufiger als die gleiche verbindung im gen. subj. mit der umgekehrten beziehung (s. ob. C 1 a δ ββ): zi gotes minniu endi zi rehtnissa uuerchum (ad amorem dei et operationem iustitię) Isidor 29, 15 H.; V 12, 72; 25, 8;
wer aber sein wort helt, in solchem ist warlich die liebe gottes volkomen, daran erkennen wir, das wir in jm sind 1. Joh. 2, 5; 5, 42;
sîn swert und rîterlîchez lebn
hete Trevrizent ergebn
an die süezen gotes minne
Parzival 823, 21;
ein vil groz vater was Pastor,
wan er ie daz herze enpor
an die gotes liebe truc
väterbuch 19 535 Reiss.;
entschlafen sind nun wilde triebe,
mit jedem ungestümen thun;
es reget sich die menschenliebe,
die liebe gottes regt sich nun
W.
I 14, 61 d)
gottes lob: in laudem dei in lope cotes (Pa), in lop kotes (K) ahd. gl. 1, 168, 38 St.-S.;
wann alle geweichten zu nichten anders, dann zuͦ dem lob gots verordnet sind teütscher nation nodturfft (1523) B 2ᵇ;
von hier aus auch präpositional: dieses ergnis wollen e. f. g. gott zu lob wegknemen br. 11, 127 W.
das si an dem gotes lob
prynnen in der mynn
und schreien all darynn ...
sanctus, sanctus, sanctus
väterbuch 41 394 Reiss.;
auf zum dank,
zum lobe gottes voll gefühl
s. ged. (1781) 1, 3.
e)
gottes ehre 'verherrlichung', von der gleichen verbindung unter C 1 a α nicht immer sicher zu trennen:
durch diser fleisz regiert der aberglaub vnd bleibt die wore gottes eer auszgeschlossen (vera exulet pietas) opera 1, 416 B. hierher wohl auch mhd. gotes êre sprechen als umschreibung für 'gottesdienst halten':
meist präpositional, älter durch die gotes êre, jünger zur ehre gottes, zu gottes ehre:
die krankheit ist nicht zum tode, sondern zur ehre gottes Joh. 11, 4 u. ö.; eben so sehr und auf gleiche weise hinderte (die anatomische forschung, akk.) die fromme denkart, da man jedes einzelne zur ehre gottes unmittelbar verbrauchen wollte II 8, 9 W. formelhaft: zu gottes lob und ehre br. 8, 114 W.; wie ich immer bereit bin, zu lob und ehre gottes, auch zu nutz und vortheil meines nächsten mich thätig finden zu lassen Göthe I 43, 58 W. älter auch speziell, in umschreibungen für kirchliche stiftungen: acht acker holtzes etc. zugebrauchen vnd an gottes dienste vnd ehre zu wenden (1390) bei gl. 739; soll kain haab, die einmal zu der eer gottes gemacht und geordnet ist, zu pfanndt gelegt werden (1573) in: dt. rechtswb. 4, 1009.
sô wuohs diu gotes êre
vil harte stärclîche
in rœmischem rîche
Gregorius 3828;
daz gotes êren töhte
und dâ mite er sich möhte
gelieben den liuten
ders., armer Heinrich 15;
swâ kirchen ode münster stuont,
dâ man gotes êre sprach,
kein ouge mich dâ nie gesach
Parzival 461, 5.
selbe vert er dar ûz (gibt seinen besitz auf)
durh di gotes êre
rede v. glauben 3202 v. d. Leyen;
f)
in mehr gelegentlichen verbindungen, älter auch in solchen, die später nur mit präpositionalem anschlusz (s. u.g) möglich sind: thô anuurtita ther heilant, quad in: habêt gotes giloubon (habete fidem dei) Tatian 121, 3; pe diu habet er hina geuuorfen den skilt, daz chit tes muotes festi unde gotes zuuersihte (i. robur dominicę protectionis) 1, 22, 31 P.; der mac in die einikeit gotes niht enpfangen werden in: dt. mystiker 2, 525, 30 Pf.; wie reine gottfurchtige und christliche gewissen haben sie da; die zuvor nach keynem mord noch gotts gehorsam gefragt hetten 19, 220 W.; denn ich habe lust an der liebe, vnd nicht am opffer, vnd am erkentnis gottes, vnd nicht am brandopffer Hosea 6, 6; 2. Kor. 10, 5 u. ö.;
siehe diesen mann voll kraft und gefühl gottes 5, 480 S. auch von einer negativen haltung des menschen gott gegenüber: an aller gotis uirlouginide ahd. sprachdenkm. 143, 39 Steinmeyer; odium dei haz cotes (10. jh.) ahd. gl. 2, 321, 51 St.-S.; das erst ist die letzung gotz, die sünd die do thuͦt der mensch der ein anderen vnbillich letzt, wann nyeman mag ein andern vnbillich schedigen on sünd und letzung gotz bilgersch. (1512) B 6ᵃ.
der baum des erkenntnisses gottes
wuchs, und breitet über die völkerheere der erde
lebenschattend sich aus
s. w. (1823) 6, 192 (Messias 19, 543);
g)
präpositionale verbindungen mit den gleichen oder auch anderen substantiven sind im ganzen länger lebensfähig als die genitivischen, auf komposition dringenden: petitio mea deus petungā in kot (K) ahd. gl. 1, 245, 31 St.-S. besonders: vnd hettind nit so ein starcken glouben in got, das sy allein jm vertruwten v. freih. d. speisen 16 ndr.; nicht abermal grund legen von busse der todten wercke, vom glauben an gott Ebr. 6, 1; so (vorurteil) ... nennt der atheist den glauben an gott ges. schr. (1893) 4, 23; denn das ist die liebe zu gotte, das wir seine gebot halten, vnd seine gebot sind nicht schwer 1. Joh. 5, 3; thue es (das gute) darum, weil es gottes wille ist, aus liebe zu gott aphorismen 5, 44 lit.-denkm.; di sêle hât danne di einunge mit gote, di di sêle mit dem lîbe habet dt. myst. 1, 179 Pf.; ich habe wahres festes vertrauen auf gott (1778) 1, 3 Waitz; ich habe noch keinen gekannt, der über die furcht vor gott erhaben zu seyn vorgab in: teil 4, 1, 4, 691.
2)
gott als dativ-, akkusativ- oder präpositionalobjekt in der bindung an verben; der kreis der beziehungen ist gröszer als unter 1.
a)
zur umschreibung einer positiven grundhaltung des menschen zu gott.
α)
gott dienen u. ä. 'den göttlichen willen erfüllen, sich im leben, denken und handeln gott ergeben':
ir künd nicht gott dienen, vnd dem mammon Matth. 6, 24 u. ö.; gott dienen mit seel und leib proverb. copia (1601) 2, 680. daneben in engerem, mehr dinglichem sinne von priesterlichem, kultischem dienst und bestimmten
geistlichen übungen (s.gottes dienst unten E 3 b α), alttestamentlich auch in der abgrenzung gegen den götzendienst:
vgl. Kudrun 1671, 4; vnd stelleten die priester in jre ordnung, vnd die leviten in jre hut, zu dienen gott der in Israel ist, wie es geschrieben stehet im buch Mose Esra 6, 18. ähnlich gott gehorsam sein, gehorchen:
man muss gott mehr gehorchen, denn den menschen apostelg. 5, 29; 4, 19;
thaz sie sint guate thegana,
ouh gote thiononti alle
Ludwigslied 2 Steinm.;
I 1, 112; joh thionota iogilicho thar gote driulicho
(Anna im tempel: jejuniis et obsecrationibus serviens nocte ac die)
I 16, 10;
dô man dô gote gediende (nach der messe)
Nibelungenlied 1806, 1 L.;
uone deme wart geborn Abraham.
gote was er gehôrsam
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 15, 28 Diemer;
ein mensch, der gott gehorcht, erwählt das beste theil
s. schr. (1769) 2, 180.
β)
gott fürchten. seltener im eigentlichen sinne des angst habens vor dem gericht gottes:
nur in diesem sinne reflexiv und in präpositionaler form: vnd du fürchtest dich auch nicht für gott? der du doch in gleicher verdamnis bist Luk. 23, 40; Micha 7, 17. umfassender und positiver bezeichnet, nach biblischem vorgang, die wendung gott fürchten die grundhaltung rechter frömmigkeit und gottesverehrung, vgl., wenn auch aus der religiösen sicht der aufklärung heraus: so fürchtet der tugendhafte gott, ohne sich vor ihm zu fürchten w. (1838) 7, 111 Hartenstein; beati omnes qui timent dominum salig sint alle die got furhtent 2, 558, 20 P. (ps. 127, 1); ebda 71, 4 (ps. 21, 24); das du den herrn deinen gott fürchtest, das du in alle seinen wegen wandelst 5. Mose 10, 12; 17, 19 u. ö. doch bleibt auch hier der ursprüngliche sinn spürbar: ich fürchte gott, und weiss von keiner andern furcht physiogn. fragm. (1775) 1, 113; wir Deutsche fürchten gott; aber sonst nichts in der welt pol. reden 12, 477 Kohl; ein richtiger arzt, ... kann alles, macht alles, fürchtet gott und sonst nichts in der welt geschw. Oppermann (1948) 77.
'wazamo manno (verstoszener) thu nu bist, thaz thu thoh got ni forahtist'
(Luk. 23, 40: neque tu times deum)
IV 31, 7;
das syg üch äben gseit kurtzumb,
fürchtend jr doch nit gott darumb,
das jr mit üwerm wüsten suffen
vwer wyb vnd kind schlahend zhuffen
weinspiel 3849 ndr.
γ)
gott lieben, älter minnen:
Jhesus aber sprach zu jm, du solt lieben gott deinen herrn, von gantzem herzen, von gantzer seelen, von gantzem gemüte Matth. 22, 37 u. ö.; ich liebe gott und meinen nächsten ges. schr. 2, 327 Tieck. gern in der verbindung mit β, in der sich die doppelseitigkeit christlicher frömmigkeit ausdrückt: die, die got furhtent unte minnent (11. jh.) kl. ahd. denkm. 171, 17 Steinm.; das du den herrn deinen gott fürchtest ... vnd liebest jn 5. Mose 10, 12; arme elende brüder, die gott können (kennen), fürchten unnd lieben, seindt reicher, denn gottlose reiche kinder (1616) 1296, 50.
thaz sie sculun thuruh not minnon got, so er gibot
V 12, 70;
minne got, sô maht dû frô belîben
37, 29; 36, 18;
δ)
gott glauben, in, an, zu gott glauben, s. auch s. v. glauben I A 1, teil 4, 1, 4, 7822 ff. als umfassende bezeichnung für die christliche grundhaltung zuversichtlichen vertrauens und gottesfürchtigen lebens, das fürwahrhalten der existenz des christlichen gottes einschlieszend. gott (dat.) glauben, vornehmlich älternhd., früher und später nur vereinzelt:
vgl.: sunder die enpfohent diser edelre fruht allermeist, die ... uf zuͦ gotte gont ... und lossent nút abe und truwent und geloubent ime in habende und in darbende pred. 129, 12 V.;
in der für den rechtfertigungsbegriff der reformation wichtigen biblischen kernstelle: Abraham hat gott gegleubet, vnd das ist jm zur gerechtigkeit gerechnet Römer 4, 3; Gal. 3, 6; 'er glaubte gott'. das ist Abrahams gottesgerechtigkeit Karl Barth Römerbrief (⁵1926) 99. präpositionaler anschlusz mit in namentlich ahd., kaum über das ältere nhd. hinaus: gilaubistu in got fater almahtigan? ih gilaubu (9. jh.) kl. ahd. denkm. 23, 6 Steinm.; vgl. 27, 8; 30, 47 u. ö., IV 15, 4; V 16, 28; ynn gott glewben sey: mit lieb und gutten wercken gotte nach folgen 11, 453; 10, 2, 389 W. die heute fast allein gültige wendung an gott glauben seit dem spätahd.: ih glouba fasto an got almahtigen (11. jh.) kl. ahd. denkm. 135, 9 Steinm. u. o.;
das sie nicht gleubten an gott, vnd hoffeten nicht auff seine hülffe ps. 78, 22; Joh. 14, 1; 1. Petr. 1, 21;
in scherzhafter redensart: ich wollt sie lehren an gott glauben (ich würde sie gehörig verprügeln) Garg. 399 ndr. in der verbindung mit zu selten: und glaubt mit ganczem herczen zu gott 10, 3, 349 W.; Messias (1780) 310.
thoh ni sprachun sie in war, thaz sie giloubtin gote sar
III 26, 9;
gott gläub ich was ich gläub; ich gläub es menschen nicht
sinnged. 617 Eitner.
der sprach 'ir sult gelouben,
iwerr sêle den tiuvel rouben,
an den hôhsten got al eine'
Parzival 817, 11;
(Marg.:) glaubst du an gott?
(Faust:) mein liebchen, wer darf sagen:
ich glaub an gott?
W.
I 14, 173 ε)
(auf) gott trauen, vertrauen u. ä.:
lasz uns auf gott vertrauen und unsre ... tochter ... durch die weite welt suchen ges. schr. (1852) 5, 157. auf, seltener zu gott hoffen, dafür älter: uuanda er chuninch uuesenter an got kedinget (quoniam rex sperat in domino) 2, 64, 18 P. u. o.; denn dahin erbeiten wir auch, vnd werden geschmecht, das wir auff den lebendigen gott gehoffet haben 1. Tim. 4, 10 u. o.; wir hoffen aber zu gott, das der herr ... werde sich vnser balde erbarmen 2. Makkab. 2, 17; ich hoffe nichts von ihm, ich hoffe zu gott: er wird ihn retten s. w. (1823) 9, 14; so bis heute in erbaulicher sprache.
undi suli wir goti vili wol gitrûwin
summa theologiae v. 266 Waag;
sey from vnd beth, vertrau gott,
so findstu hilff in aller noth
tischr. 5, 378 W.;
zu schiffen in dem wüthgen see! das heiszt
nicht gott vertrauen! das heiszt gott versuchen
G.;
14, 340 der auff gott vertrawet, der wol bawet
floril. polit. (1662) 1, 71;
ζ)
gott vor augen, (und) im herzen haben 'gottes eingedenk sein':
denn stoltze setzen sich wider mich, vnd trötzige stehen mir nach meiner seele, vnd haben gott nicht fur augen ps. 54, 5; ich habe gott immer vor augen, ich erkenne seine allmacht, ich fürchte seinen zorn (1770) briefe 1, 97 Schied.; vnd dein lebenlang hab gott fur augen vnd im hertzen Tobias 4, 6; disem (sterbenden) gab man das heilig sacrament, da schrei man etlichen (verwundeten) zu, got im herzen zu haben, so giengen ainem tail die selen aus Wilwolt v. Schaumburg 81 lit. ver. elliptisch:
rhein. wb. 2, 1322, 20. ohne religiösen bezug: 'do hoste gott im herze' heiszt soviel wie: da tust du nicht mehr wie recht, da hast du einen vernünftigen gedanken Höchst 19.
swelch man sich alle tage
begên muoz von bejage, ...
der solde got vor ougen hân
Gregorius 2862;
als du noch voll unschuld
hier zum altare tratst, ...
halb kinderspiele,
halb gott im herzen
W.;
I 14, 192 b)
in verbindungen, die eine besondere hinwendung des menschen zu gott zum ausdruck bringen. wie unter C 3, so erstarrt auch hier ein teil der verbindungen zu festen formeln und redensarten, die sich vom ernsthaft religiösen gebrauch bis zur ironisierung oder sinnentleerung hin nuancieren, s. diese unten J 1 b.
α)
gott loben u. ä.: thô sliumo uuard thâr mit themo engile menigî himilisches heres got lobôntiu Tatian 6, 3; vgl. 7, 5;
vnd Dauid sprach zur gantzen gemeine, lobet den herrn ewrn gott 1. chron. 30, 20 u. o.;
dasz wir alle sollen ... preisen gott (1537) br. 8, 44 W.
sî sprach 'daz ich iuch alsô bî
vunden hân, des lob ich gott'
Iwein 7955; vgl. 2564;
und wahrt das feuer und das licht,
dasz dieser stadt kein leid geschieht
und lobet gott den herren!
ges. schr. (1852) 5, 106;
β)
gott ehren:
biblisch vor allem gott die ehre geben: denn ich wil den namen des herrn preisen, gebt vnserm gott allein die ehre 5. Mose 32, 3; Jer. 13, 16; Joh. 9, 24 u. o.; und zuletzt, dasz ich es sage, um gott und der wahrheit die ehre zu geben s. w. 3 (1911) 283.
des sî got iemer gêret
Iwein 6798;
ehr gott für allen dingen,
so mag dir nichts miszlingen
d. Teutschen weiszh. (1605) S 3ᵇ.
γ)
gott danken:
da danckte ich gott, dasz ich gelegenheit hatte, in mein vaterland zu kommen erznarren 38 ndr.;
mit pharisäisch selbstgerechtem unterton: ich dancke dir gott, das ich nicht bin wie die andern leute, reuber, vngerechte, ehebrecher, oder auch wie dieser zölner Luk. 18, 11. von da aus: indesz sie die gerichtspersonen für eine freche dirne erkannten, und die gegenwärtigen bürger gott dankten, dasz dergleichen fälle in ihren familien ... nicht vorgekommen ... waren I 21, 74 W. als religiös entleerte wendung wie formelhaftes gott sei dank unter J 1 b α γ γ: lebe wohl, kamerad, und danke gott, dasz ich dir vor und nicht nach tische geschrieben habe, denn was würd in der weinlaune geworden sein, da es schon nüchtern so toll ist! briefw. u. tageb. (1873) 1, 110.
thes scal er gote thankon
an Ludwig 25; vgl. 30;
ergehts euch wohl, so denkt an mich,
und danket gott so warm, als ich
für diesen trunk euch danke
W.
I 1, 163 δ)
von beschränkter geltung in der verbindung gott grüszen 'ihm freundlich entgegenkommen', umgekehrt wie ob. C 3 d δ ende und wie dort bei und im sprichwort des 16.-18. jhs., mundartlich noch bei 2, 441: hie adagium verum est 'got begegnet uns, wen wir in khunden grusen' 14, 443 W.; weitere nachweise s. teil 4, 1, 6, 1014.
ε)
gott anbeten, zu gott beten. ahd. got betôn, dafür später gott anbeten adorare, venerari: uuir iahen an einen got unde beteton einen got 2, 208, 29 P.; 407, 9; kl. ahd. denkm. 173, 1 Steinm.; es stehet geschrieben, du solt anbeten gott deinen herrn, vnd jm allein dienen Matth. 4, 10 u. ö. zu gott beten orare, rogare, die verschiedenen formen des gebets umfassend, seit dem spätahd.:
(Cornelius) gab dem volck viel almosen, vnd betet jmer zu gott apostelg. 10, 2 u. ö.
si bedditin ci gote in crûcestal
(mit ausgebreiteten armen)
Annolied 838 Roediger;
ζ)
in mehrfachen wendungen zur umschreibung des bittenden betens: thes sculun uuir got simbles bitten, thaz sin uuilleo uuerdhe samalih in erdhu in mannom, soso her ist in himile in engilom Weissenb. katech. 14 Steinm.; gott hab ich viel gebeten, er möge nicht ansehen meine schuld d. erwählte (1951) 216; grosze gedanken und ein reines herz, das ists was wir uns von gott erbitten sollten I 24, 180 W.;
brauchst gott nicht anzurufen, bist schon bewahrt ges. schr. (1893) 4, 23; wie der hirsch schreiet nach frischem wasser, so schreiet meine seele gott zu dir ps. 42, 2 u. ö.;
biginnent thanne wuafan joh zi gote ruafan
V 6, 47;
da rüfft das gantze Israel
zu gott umb hilff in seiner quel
lit. ver.;
1, 212 der wec wart vinster unde tief,
daz sî got ane rief
daz er ir nôt bedæhte
Iwein 5792;
und würgt den schwarzen blau und grün,
der hätte schier nach gott geschrien
ges. schr. 1, 197 Göschen.
η)
etwas gott klagen als dem höchsten richter und lenker, mit früher neigung zu formelhaftem gebrauch:
namentlich mhd.:
9, 38; das ist alles, gott clag ichs, war worden und alles gerad ergangen, als ich weysgesagt 18, 439 W. jünger noch in der wendung gott seis geklagt, s. u. J 1 b β.
do Moyses der guͦte man
hine widere uf den berch chom,
wi harter gote chlagete,
was er irliten habete
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 55, 7 Diemer;
nû clag ich gote mîn ungemach,
daz ich nû niht ersterben mac
Iwein 1890; 1348; 3976;
θ)
jmd. oder etwas gott befehlen, ergeben seinem schutz anheimgeben:
speziell angesichts des todes:
deck jhn (den pestkranken) wol zu, dasz er wol schwitze, so genieszt er: mag er aber den schweisz nicht leiden, so befihle jn gott artzneyb. (1595) 2, 195. ähnlich: als er befunden, das sie gott ergeben (verstorben war), hat er sie ehrlichen gehn Creutzennach fuhren lassen (1481) Flersheimer chron. 53, 16 Waltz. die gleichen verbindungen auch reflexiv: jetzt war die noth am höchsten, ein jeder befahl sich gott s. w. (1864) 3, 258; er wil sich ledigen von disen schulden, und sich dapfferlich und gentzlich got ergeben bilgersch. (1512) C 1ᵇ. älter auch in engerem sinne:
sich gote ergeben in ein kloster treten (13. jh.) dipl. miscell. seculi XIII 25 Chmel.
do gruͦzte in dev guͦte
mit trurigeme muͦte.
si beualch in gote
mit deme inneren gebete
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 24, 16 Diemer;
alle dein anfang und end,
befehl gott in seine hend
d. Teutschen weiszh. (1605) H 5ᵇ.
got und sant Michêle
enphalch si die sêle
(eine zum tode verurteilte)
österr. reimchron. 19 257 Seem.;
morgen dô ez tac wart ...
zem êrsten dêr sich gote ergap
(verrichtete seine morgenandacht)
Lanzelot 1907;
ι)
(sich) zu gott kehren, bekehren als durchaus biblische wendung:
wenn er sie erwűrget, suchten sie jn, vnd kereten sich früe zu gott ps. 78, 34; Hosea 5, 4; das jr euch bekeren solt, von diesen falschen (göttern), zu dem lebendigen gott apostelg. 14, 15 u. o. ähnlich: bald mit gebet, bald mit gespräch, wendete ich mich zu gott I 43, 359 W. die nur ältere verbindung (sich) zu gott richten scheint auf die situation eines zum tode verurteilten eingeschränkt: rihte dich zuͦ gotte: du wurst am dirten tage erhenket (Straszburg 1400) städtechron. 8, 257; schicket man nach den briestern, saget den (zum tode verurteilten) pauren, sy söllten beichten und zu got richten qu. z. gesch. d. bauernkrieges in Oberschwaben 1, 107 Baumann.
sih kerta er zi gote ana wank
an Hartmut 61;
κ)
speziell in der verbindung mit schwören, einen eid tun u. ä., in der gott als höchster zeuge und richter angerufen wird. zur anrufung der götter in der heidnisch germanischen schwurpraxis s. rechtsaltert. 894 f., vgl. auch die schwur- und beteuerungsformeln unter J 1 a δ ζζ; ηη; 2 b; 4 b; 5. die christlich geläufigste verbindung bei gott schwören ist biblischen ursprungs: 'duo dhina hant undar miin dheoh, endi suueri bi himilischin gote' (iura per deum celi) (1. Mos. 24, 3) Isidor 33, 7 H.; (10. jh.) ahd. gl. 1, 710, 16 St.-S. zu Matth. 5, 33;
so schwere mir nu bey gott, das du mir, noch meinen kindern, noch meinen neffen, kein vntrewe erzeigen wollest 1. Mose 21, 23; 1. Sam. 30, 15 u. ö.; schwöre bei gott! bei dem fürchterlich wahren! schriebst du diesen brief? 3, 484 G. gelegentlich in anderer präpositionalverbindung und synonymen wendungen: jch verheisse vnd schwere euch hie vor gotte, meinem schopffer, das mein meynung vnd gemutte nichs anders jst dan zucht vnd ehre d. schöne Magelone 23 Bolte; unser hoffrichter und die beysitzer, sollen geloben und schweren zu gott hofgerichtsordnung Friderichs pfalzgraf bei Rhein (1573) 42; (sie) schwuren auf gott und ehre w. (1811) 1, 358; zum dritten soll der schultheiz sampt den zwoͤlffern dem oberst ein eyd thun, zu gott vnd dem heiligen euangelio kriegsb. 1 (1578) a 1ᵇ. in schwurähnlicher beteuerung: ich rufe aber gott an zum zeugen auf meine seele, dasz ich euch verschont habe 2. Kor. 1, 23 (vgl. biblisches gott ist [der, mein] zeuge 1. Mose 31, 50; weish. Sal. 1, 6; Phil. 1, 8; 1. Thess. 2, 5); so ers bey gott zügt dict. (1556) 407.
des swuor ouch bî got
von Fullenstein her Herbot
österr. reimchron. 16 015 Seem.;
c)
andere verbindungen umschreiben allgemein die möglichkeit einer persönlichen, geistigen oder seelischen beziehung zu gott.
α)
gott suchen, finden, haben u. ä.: ibu ist farstantanti edo suahhanti cotan (si est intellegens aut requirens deum) (9. jh.) kl. ahd. denkm. 212, 32 Steinm.; die elenden stehen vnd frewen sich, vnd die gott suchen, den wird das hertz leben ps. 69, 33; Esra 4, 2; Ebr. 11, 6 u. ö.; ich kam nie leer zurück, wenn ich unter druck und noth gott gesucht hatte I 22, 305 W. jünger daneben weniger im streng christlichen, eher in dem nach II weisenden sinne (s. auch gottsucher): gefühle, welche allen edel gearteten und gott suchenden menschen gemein sind s. w. (1846) 1, 6; ube er ze gote, fone demo er cham, uuidere funden chan 1, 139, 21 P.; denn auch sie wol jrren können, wenn sie gott suchen vnd gerne funden weish. Salom. 13, 6; uuelih kuot nehabent, die got habent, der al guot kibet? 2, 114, 5 P.; 93, 27; 138, 4; gott haben ist alles haben, was man gut nennen kan d. Teutschen weiszh. (1605) C 6ᵇ; ob Abraham 'gott hat'? nein niemals, aber gott hat ihn Karl Barth Römerbrief (⁵1926) 99. keinen gott haben soviel wie 'gott nicht haben':
t.-ital. 1 (1700) 550ᵃ. gottes sein sein eigentum sein, ihm gehören: darumb bin ich nit dyn, aber ich will gottes syn bilgersch. (1512) b 4ᵈ. hierher,
aber in christlichem sprachgebrauch selten: also sol ein christ geschaffen sein ... innerlich gottes vol, ausserhalb nicht anders dan andere menschen s. schr. 2, 49 ndr.
wer sagt, das er ohn sünden sey,
der hat keinen gott das glaub nur frey
d. Teutschen weiszh. (1605) G 6ᵇ;
β)
gott erkennen, schauen u. ä., aber nicht in der eigentlich spekulativen anwendung von gott II:
sol diu sêle got erkennen, sô muoz si ouch ir selber vergezzen unde muoz sich selber verlieren; want als si sich selber siht und erkennet, sô siht noch erkennet si got niht in: dt. mystiker 2, 222, 37 Pf.; nu jr aber gott erkand habt (ja viel mehr von gott erkand seid), wie wendet jr euch denn vmb Gal. 4, 9; gott erkennen conoscere (dio) t.-ital. 1 (1700) 549ᶜ. gott sehen, schauen umschreibt den zustand des frommen im paradies:
selig sind die reines hertzen sind, denn sie werden gott schauen Matth. 5, 8;
wir warun umbitherbe joh harto filu dumbe,
so thie sar got nirknaent
vgl. 26;
IV 5, 16; wie möcht in immer wirs geschehen
die got nimmer sulen gesehen
erinn. a. d. tod v. 926 H.-K.;
uns, die wir voll höchster freuden gott den brunn der wollust sehn (im paradies)
trauersp. 717 Palm.
d)
aus der vielzahl solcher verbalverbindungen, die eine ungebührliche, widerstrebende, feindliche oder gleichgültige haltung des menschen zu gott umschreiben, ist folgendes, z. t. nach biblischem vorbild, mehr oder minder fest geworden: gott versuchen seine geduld und güte ungebührlich auf die probe stellen:
da sprach Jhesus zu jm, widerumb stehet auch geschrieben, du solt gott deinen herrn nicht versuchen Matth. 4, 7 u. ö.; man müsse gott nicht weiter versuchen, nicht immer wunder erwarten s. w. (1867) 4, 380. weiterhin: wie solt ich denn nu ein solch gros vbel thun, vnd wider gott sündigen? 1. Mose 39, 9;
zurnet noch murret er nicht wider gott, das er jn hatte lassen blind werden Tob. 2, 13;
blasphemare got schelten (15. jh.) bei bair. 2, 416; da zureis der hohepriester seine kleider, vnd sprach, er hat gott gelestert, was dürffen wir weiter zeugnis? Matth. 26, 65; 9, 3 u. ö.;
jch bin zuͦ euch kommen, euch ein gesicht zuͦ eroffnen, ... euch zuͦ erfrewen, damit jr muget jn hoffnung leben; dan kein mensch soll verzweyfeln an gott d. schöne Magelone 69 B.;
Judas 4; sie machten nicht viel wesens mit fluchen, schwören und gott verläugnen gesichte (1650) 2, 31. übertragen: ich sagte, dasz sie ... ursache wäre, dasz er nochmals gott verläugnete (seine kunst verriete) I 43, 58 W. auf anderer ebene die seit dem
späten 18. jh. belegbare redensart (den lieben, frommen) gott einen guten mann sein lassen, nicht nur zur umschreibung religiöser indifferenz, sondern auch unbekümmerter gleichgültigkeit überhaupt, s. nouv. dict. (1783) 1, 778ᵇ; in etwas anderer form schon früher:
aber du läszt gott einen guten mann seyn, und läszt dir das liebe, reiche mädchen da von dem hungrigen teufel weghaschen sämtl. singspiele (1792) 146; du bist also ... ein fröhlicher geselle, der gedankenlos umherschwärmt, gott, wie man im sprichwort sagt, einen guten mann sein läszt, und nicht auf morgen denkt, wenn er heute nur noch spasz machen kann novellenkranz 4 (1835) 169. mundartlich weit verbreitet, s. z. b. holst. 2, 55; Leipzig 124; Trier 100; Rappenau 75 u. o.
ziu (weshalb) scal ih iowanne gotes koron thanne
(non temptabis dominum deum tuum)
P.;
II 4, 78; 1, 224, 11 frouwe Ênîte zurnte vaste an got
Erec 5774;
geduld! geduld! wenns herz auch bricht,
mit gott im himmel hadre nicht
s. w. 15ᵇ Bohtz;
Marforius fand allen sachen mängel,
er lästerte gott, engel und erzengel
s. w. (1771) 1, 109;
niht verzwîvelt an gote
Gregorius 2698;
und (damit) wir nicht, als die gott vergessn,
ein kranckheit doran mügen essn
christl. warnung n 2ᵃ;
suer gotes so uerlaugenot,
daz er sineme eben christene tut den tot,
der hat sihc selben erslagen
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 348, 16 Diemer;
wie mancher ist ein narr ...
läst gott den besten mann und fünfe grade seyn
s. w. 3, 157, 16 Krämer;
E.
in einer groszen gruppe fester, meist schon sehr früh bezeugter prägungen drückt sich ein personen oder dinge betreffendes verhältnis besonderer zugehörigkeit und beziehung zu gott aus. über die wortfolge der meist genitivischen verbindungen und ihre durchgehende neigung zu fester kompositionsbildung vgl. das unter C 1 a gesagte.
1)
neben personen, deren verhältnis zu gott als ein besonders enges und nahes gedacht ist, in der syntaktischen form des possessiven genitivs. im frühen gebrauch zumal der geistlichen texte äuszerst vielfältig, in einigen verbindungen, besonders unter biblischem einflusz, bis in die neuere zeit, wenn auch mit gelegentlicher neigung zur abschwächung oder ironisierung. der kreis so bezeichneter und ausgezeichneter personen umfaszt in engerem sinne bestimmte, durch frömmigkeit oder göttlichen auftrag herausgehobene, Maria, die patriarchen, propheten und apostel, die heiligen, die priester u. ä., daneben aber auch die frommen und gläubigen überhaupt, wobei sich die einzelnen verbindungen in ihrer anwendung weithin überschneiden.
a)
neben an sich eindeutigen bezeichnungen in lediglich verstärkendem sinne, vgl. in alten beichtformeln reihungen wie: so gi ich dem almahtigen gote unde minere urouun sante Mariin, minemo herren s. Michaele unde allen gotes engelen, minemo herren s. Johanne unde allen gotes wissagen, minemo herren s. Petre unde allen gotes boton, minemo herren s. Georien unde allen gotes martereren, minemo herren s. Martin ... unde allen gotis bihteren, minere urouun s. Margareten unde allen gotis mageden unde disin heiligon unde allen gotes heiligon (11.-12. jh.) kl. ahd. denkm. 336 Steinm.; vgl. 347 u. ö. besonders:
am häufigsten in der (wie engel des herrn) biblischen verbindung gottes engel: dher angil gotes (lat. vorlage nur angelus) Isidor 25, 19 H.; vnd der engel gottes sprach zu mir im traum, Jacob, und ich antwortet, hie bin ich 1. Mose 31, 11; Joh. 1, 51 u. o.;
gottes heilige: ich gloubo ... gemeinsami aller gotis heiligon (11. jh.) kl. ahd. denkm. 139, 11 Steinm.;
gottes priester, älter êwarto:
in reformatorischer polemik gegen den katholischen begriff des priesters: also fern, das sie (die priester) sich nicht 'gottis priester' heyssen 12, 316 W. jünger vereinzelt, uneigentlich: mensch, mann, weib, vater, mutter, sohn, erbe, priester gottes, regent und hausvater, für alle jahrtausend soll er (der mensch) da gebildet werden! 5, 481 S.
lebt wohl, ihr edles frauenbild, und heil
und glück und gottes engel sein mit euch
schr. (1828) 1, 97.
mijn man is al inder kerken,
hi bidt gods heilighen an
volkslieder (1881) 569.
ther gotes ewarto (Zacharias)
kl. ahd. denkm. 314, 3 Steinm.;
I 4, 23; der gotes prister lobesam
nam die bruder hin bi sit
väterbuch 11 024 Reiss.
b)
die mehrzahl derartiger verbindungen empfängt dagegen durch den genitiv gottes erst nähere bestimmung und abgrenzung.
α)
gottes bote in schwankender anwendung den engel, den priester, den apostel oder allgemein jeden in besonderem auftrag gottes handelnden menschen bezeichnend, s. auch unt. gottesbote:
väterbuch 26 108 Reiss.; ih gihun gode almahdigen unde allen godes engilon unde allen godes heilegon unde dir godes boden (dem priester) (10. jh.) kl. ahd. denkm. 329, 1 Steinm. u. ö.;
dise zwen gottes botten sind Martinus Luther vnd Vlrich von Hutten 1, 4 ndr.
thar gisah er stantan gotes boton sconan (den engel)
vgl. 57; 59 u. o.;
I 4, 21; durch daz schreib der gotes bote (Johannes)
sin buch so tunkel von gote
apokalypse 775 Helm;
β)
gottes knecht in ähnlicher anwendungsbreite: ente di (dir) gotes scalche (dem priester) (9. jh.) kl. ahd. denkm. 316, 2 Steinm.; vgl. 15. jünger wohl spontan: ohne heilige fürbitten ... der knechte gottes (der priester) Ugolino 259 H.; s. w. 66ᵃ Bohtz; gotes scalch (papst Gregorius) kaiserchron. 6051 Schr.;
biblisch speziell von Moses, daneben von propheten und aposteln: wie Mose der knecht gottes geboten hatte 1. chron. 7, 49; 2. chron. 24, 9; offbg. Joh. 15, 3; Dan. 6, 20; Titus 1, 1; Jak. 1, 1. sonst allgemein von den in gottes dienst stehenden gläubigen, älter insbesondere auch den glaubenskämpfern (s.gottes held u. ä. unt. δ):
Karl 710; nu jr aber seid von der sünde frey, vnd gottes knechte worden Römer 6, 22; offbg. Joh. 7, 3;
daz trugenliche unheil
irkante wol der gotes kneht (ein heiliger)
väterbuch 5101 Reiss. u. o.
alsô ma ger (der reuige mensch) werden gotes chneht
vom rechte 66 Waag;
den edelen gottes knechten,
die umb das recht solten fechten
schausp. d. mittelalters 1, 144 Mone;
durch jhn (gott) setzen urtheil vnd recht
die rathsherren als gottes knecht
bei evang. kirchenl. 3, 237.
γ)
ebenso gottes diener:
denn sie (die regierenden) sind gottes diener Römer 13, 6; ihr diener gottes des allerhöchsten, jhr wollet doch alle vornehme und reiche huren ... ermahnen, dasz sie bey zeiten in ihr gewissen gehn Corinna 57 ndr. gottes dienerin, magd u. ä. vornehmlich älter:
habe wir denselben gotis dirnen disen brif daruber geben (Weimar 1320) 631;
vereinzelt scheint, vielleicht unter dem einflusz von H 2, auszerreligiöser gebrauch möglich:
und (wer) gotis diner obil gedenkit
und uf geistliche luthe tribit spod
rittersp. 3334 Neumann;
nu stunt ouch bi der wende
ein juncfrouwe, ein gotes maget
väterbuch 7997 Reiss.;
ich will jetzt in ein kloster gehn,
will gottes dienerin seyn
S.
25, 133 schaid ich mich mit dem leibe,
so bleibt doch mein junges herz stetigs bey ir,
alde du gotes megetlein (die geliebte)
(16. jh.) lieder d. Heidelberger hs. Pal. 343 162, 55 Kopp.
δ)
die mhd., z. t. schon ahd. äuszerst häufigen verbindungen gotes degen, helt, riter, kempfe, wîgant u. ä. (s. die nachweise der wbb.) leben nhd. nur als komposita weiter, im älternhd. und mit archaisierendem oder romantisierendem unterton besonders im 19. jh. (s. u. gottesheld, -ritter, -streiter u. komp. typ I D 1). sie bezeichnen nicht nur den in eigentlichem sinne christlichen kämpfer namentlich
des kreuzzugszeitalters, sondern darüber hinaus biblische gestalten, die märtyrer, heiligen, geistlichen und überhaupt die gläubigen als die in der militia Christi stehenden.
ε)
ähnliches gilt von der vornehmlich zu ob. B 2 b β gehörenden verbindung gotes brût als bezeichnung der Maria, einer heiligen, einer nonne oder auch der seele (s. u. gottesbraut).
ζ)
die wendung gottes freund hält sich als einzige aus einer geschlossenen gruppe ahd. mhd. synonymer verbindungen meist mit substantiviertem adj. wie der gotes trût, der gotes werde, holde, liebe u. a., die ahd. und frühmhd. auch in der form dativischer verbindung auftreten, vgl. die nachweise der vornhd. wbb. einzelnes klingt in nhd. komposition nach:
ges. schr. (1890) 4, 208. die nhd. ebenfalls vorwiegend als kompositum (s. u. gottesfreund) geläufige verbindung gottes freund ist biblisch gestützt: da (im himmel) ist der gotes friundo sundergebiuwe kl. ahd. denkm. 153, 30 Steinm.; ein heimlich vrunt gotis der hate zu einer zît inphangen gotis lîcham, und bat unsen herren dt. mystiker 1, 4, 18 Pf.; Abraham hat gott gegleubet, vnd ist jm zur gerechtigkeit gerechnet, vnd ist ein freund gottes geheissen Jak. 2, 23; vgl. Judith 8, 19;
tretet her, ihr gottes-lieben,
wie ihr auch, wie ich, ans holtz
durch die liebe seid getrieben
d. geheimnisz d. göttl. sophia (1700) 2, 6;
nun will ich (könig Ludwig), dasz mir folgen
alle gottesholden
(nach dem ahd. Ludwigslied: alle godes holdon)
S.;
16, 199 ein held war Josaphat der neund,
ein künig Juda, gottes freund
lit. ver.
1, 216 η)
gottes mann in vielfacher anwendung. ahd. gotes man im 9.-11. jh. als bezeichnung des priesters in md. und nd. quellen, s. teuthonista 8, 39: elliu in luttero bigihti trohtine gote almahtige ente sinen heilegun ente di (dir) gotes man biiah (9. jh.) kl. ahd. denkm. 317, 33 Steinm.; 318, 2; 323, 2 u. ö. in beichttexten. sonst in spezieller benennung von heiligen, märtyrern, geistlichen und kirchlichen führern:
Lutherum, den teuern mann gottes preusz. landtaffel (1595) 487; zu dem tanz des mannes gottes (David) vor der bundeslade her Claudius bei 12, 252 S.; er (Totila) wollte aber versuchen, ob der mann gottes (der heilige Benedikt) die gabe der weissagung wirklich hätte dt. sagen (1891) 2, 19. alttestamentlich als fester beiname des Mose: dis ist der segen, da mit Mose der man gottes die kinder Israel vor seinem tod segenet 5. Mose 33, 1; Josua 14, 6; ps. 90, 1 u. ö. daneben als terminologische bezeichnung für die vorläufer der schriftpropheten an zahllosen stellen: es kam aber gottes wort zu Semaja dem man gottes, vnd sprach 1. kön. 12, 22; 1. Sam. 9, 6; 2. kön. 1, 9 u. o. auch allgemein für den frommen, gläubigen menschen, nur älter:
d. hochzeit v. 802 Waag. nur jünger, in der wortfolge mann gottes, als ironisierende benennung von geistlichen oder auch von personen mit betont frommem gehabe: was mir jetzt wieder dieser herrliche mann gottes (graf Arco) neues erzählte Mozart in: Mozart (1856) 3, 21; 'glaubt der herr baron, dasz der sohn gottes lügt? er zeigte mir' — 'na j-ja, schon gut. aber das war doch nur ein traum, sie mann gottes?' (von einem frommen handwerker) d. fischer v. Lissau (1947) 35; schweiz. id. 2, 508. mundartlich noch anders: mann gottəs anrede jedes unbekannten mannes geringen standes rhein. wb. 2, 1321.
thie gotes man (heilige u. märtyrer)
IV 5, 56;
Antonius, der gotes man,
Pauli roc nam zu sich
väterbuch 2094 Reiss.;
so zimit gotes manne (dem frommen)
III 2, 15;
θ)
neben gottes mann ist gottes mensch wenig entwickelt, doch vgl.: dô quam ên cristen ûp den kerkhof
gânde, den rêp dô de jode unde sprak: ô minsche godes, hale mî den kerkheren van dosser kerken (15. jh.) in: Germania 10, 286, 17. vereinzelt neutestamentlich für den gläubigen: aber du gottes mensch fleuch solches, jage aber nach der gerechtigkeit, der gottseligkeit 1. Timoth. 4, 11; 3, 17. durch weitere belege nicht zu stützen: gottes mensch aber pfleget man zu nennen, der blödes sinnes und ohn verstand ist haubtspr. (1663) 289.
ι)
gottes kind, meist pluralisch gottes kinder, gemäsz der von Christus verkündeten anschauung von gott als dem vater ganz aus biblisch-christlichem sprachgebrauch erwachsen, aber in vielfach getönter anwendung. die genuin neutestamentliche lehre von der gotteskindschaft des menschen klingt schon in der sprache des alten testamentes vor: ir seid kinder des herrn ewres gottes, ir solt euch nicht mal stechen, noch kalh scheren vber den augen, vber einem todten 5. Mose 14, 1; Hosea 2, 1; weish. Salom. 5, 5; 12, 7. neutestamentlich für die im glauben an Christus und in seiner nachfolge stehenden, aus den kindern der welt herausgehobenen gläubigen: selig sind die friedfertigen, denn sie werden gottes kinder heissen Matth. 5, 9; auff das jr seid on taddel, vnd lauter, vnd gottes kinder, vnstrefflich, mitten vnter dem vnschlachtigem vnd verkereten geschlecht, vnter welchem jr scheinet als liechter in der welt Phil. 2, 15; Joh. 1, 12; Gal. 3, 26; Römer 8, 16 u. ö. von da her seit alters im allgemein christlichen sprachgebrauch:
das (gottes wort, taufe u. sakrament) ist der rechte schatz, der uns alles guts und ewige seligkeit bringet, gottes kinder machet und der lieben engel gesellen, die auff uns warten und uns dienen 45, 625 W.; 10, 1, 1, 331; 11, 158. von hier aus uneigentlich:
daneben noch enger und im sinn der obigen verbindungen für glaubenskämpfer, märtyrer, heilige und durch besondere frömmigkeit ausgezeichnete menschen, vornehmlich in älterer sprache:
Karl 10773 Bartsch;
gelegentlich auch in jungem gebrauch:
prägnant für geistliche und mönche:
d. renner 18 012 Ehrism. umgangssprache und mundart ironisieren die wendung in ähnlicher weise wie oben unter mann gottes: weil die frau, wenn sie zu jemand sagen will: aber du esel oder mondkalb! den ausdruck hat z. b. aber, kind gottes! du siehst ja wieder wie ein schwein aus? ges. w. (1872) 3, 187; kenk goddes! = was tust du! Elberf. ma. 62; schweiz. id. 2. 508. singulär und willkürlich bleibt die sonst der bezeichnung Christi (s. oben A 5) vorbehaltene verbindung gottes sohn
in der anwendung auf menschen: daz ander (der früchte des geistes) ist: er (der gläubige) wirt gotes sun von gnâden in: dt. mystiker 2, 482, 1 Pf.; da die vorsteher des krankenhauses, auf die frage des güterhändlers: ob es dem jungen (einem findling) wohl erlaubt wäre, einzusteigen? lächelten und versicherten, dasz er gottes sohn wäre und niemand ihn vermissen würde w. 3, 359 E. Schmidt.
giereta er (Christus) se in then sind (in der weise), thaz sie (die gläubigen) warin gotes kind
(Joh. 1, 12) II 2, 28; 19, 19;
sît die wîsen alle heizent gotes kint ...
und der Werlde holden alle tôren sin
Wieszner;
88, 2 diesz wird euch kindern gottes taugen,
erbaut euch (am gedicht) und ergetzt die augen!
(im gegensatz zu den 'philistern', die mit gedichten nichts anfangen können)
W.
I 3, 169, 12 uz den gotes kinden
geuielen ahtzec unt sibene,
di urouwent sich iemir da zehimile
Rolandslied 161, 11 Gr.;
gebartet unde geharet,
also diu waren gotes kint
und wallære dicke sint
Tristan 2627 Ranke.
kind gottes, wie soll kenntlich mir
dein herzgeliebter seyn
(eine pilgerin ist angeredet)
s. w. 46ᵇ Bohtz.
du bist vil wol geschaffen
ze einem gotes kinde
und ze kôrgesinde:
diu kutte gestuont nie manne baz
Gregorius 1555; 1527;
κ)
gottes volk, älter auch gotes liut nach biblischer, besonders alttestamentlicher auffassung prägnant für das jüdische volk als das auserwählte:
wann die Juden sprachen: wir sein daz volck gotz erste dt. bibel 2, 6 (vorr. z. Römerbrief) Kurr.; warumb hastu ein solches gedacht wider gottes volck, das der könig ein solches geredt hat 2. Sam. 14, 13; bey den alten heyden fande man so wol solche exempla, als bey dem auszerwehlten volck gottes Simpl. 13 Scholte. von hier aus schon neutestamentlich in der übertragung auf die gemeinschaft der Christusgläubigen: die jr weiland nicht ein volck waret, nu aber gottes volck seid, vnd weiland nicht in gnaden waret, nu aber in gnaden seid 1. Petr. 2, 10; Ebr. 4, 9; das ist das heubtstück in dieser historien, das, die gottes volck sein wollen, müssen verfolgung leiden 16, 75 W.; 30, 2, 533.
den fluͦch uirbot er ime uber luͦt
uber daz here unde uber daz libe gotes livt
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 75, 10 Diemer;
λ)
gottes (aus)erwählte die in ausgezeichnetem sinne gläubigen:
wer wil die ausserweleten gottes beschüldigen? gott ist hie, der da gerecht machet Römer 8, 33; Kol. 3, 12; Titus 1, 1.
die wandelunge die zu get
an den gotes irwelten,
die den lib hie quelten
apokalypse 15 263 Helm; vgl. 9589;
μ)
mehr gelegentliche verbindungen, auch solche bildhafter art, umschreiben das verhältnis zwischen gott und mensch in ähnlichem sinne wie oben, biblisch und bibelsprachlich: sind wir denn kinder, so sind wir auch erben, nemlich, gottes erben, vnd miterben Christi Röm. 8, 17; denn wir sind gottes gehülffen, ir seid gottes ackerwerck, vnd gottes gebew 1. Kor. 3, 9; 17, 2, 192 W.; wer Mosen ... verachtet, der da gottes wort füret und gottes zeuge ist, der verachtet gott selbs derselbe 16, 61 W.; das weyb ist auch gottis rusttzeug odder wercktzeug ... solche werck (kindergebären, hauswartung) soll das weyb thun. darumb ist es gottis zeug und gefesz derselbe 12, 346 W.
c)
weitergefaszt in der allgemeinen benennung und kennzeichnung des menschen als gottes geschöpf, kreatur, bild, ebenbild u. ä.: gotes chiscaftim (creaturis) Isidor 29, 1 H. auch auf geschaffenes überhaupt ausgedehnt:
(gottes geschöpf in anderm sinne s. oben C 1 a γ); den werden menschen, gotes aller liebste creature ackermann a. Böhmen 25, 2 Hübner (gotes werkstuck ebda 22);
zumal in dieser verbindung über den menschen hinaus auch die tiere oder andere geschaffene wesen und dinge bezeichnend: denn alle creatur gottes ist gut, vnd nichts verwerfflich, das mit dancksagung empfangen wird (πᾶν κτίσμα θεοῦ) 1. Timoth. 4, 4; so denn nu gold und silber, eisen und kupffer gottes gute creaturen sein Sarepta (1571) 6ᵃ; vnd gott schuff den menschen jm zum bilde, zum bilde gottes schuff er jn 1. Mose 1, 27; 1. Kor. 11, 7. die biblisch nur Christus zukommende bezeichnung ebenbild gottes (s. oben A 5) benennt jünger auch den menschen:
vgl. 6, 196, 51; wirst du doch immer aufs neue hervorgebracht, herrlich ebenbild gottes! rief er aus I 25, 1, 298 W.
es sint die warmen bad, ich sprich,
geschöpf gottes gantz wunderlich
fastnachtsp. 1253 Keller;
erzürnt den schöpfer nicht als gottes creatur
s. w. 5, 14 Krämer.
(nach Manes und Marcion wäre bei weibern nicht) die mindste spur
von gottes ebenbild und seiner kraft zu finden
s. w. 5, 10, 8 Krämer;
d)
gottes armer, mit eigener entwicklung, s. u. H 2.
2)
gott mit vorgesetztem possessivpronomen drückt innerhalb des christlichen sprachgebrauchs, nach biblischem vorbild, das verhältnis enger zugehörigkeit, persönlicher bindung und besonderen vertrauens aus: ich habe mich müde geschrien, mein halsz ist heisch, das gesicht vergehet mir, das ich so lange mus harren auff meinen gott ps. 69, 4; 1. Kön. 17, 20 u. ö.;
hinter der festen alttestamentlichen wendung ich bin der herr, dein gott und der herr, unser (euer, ihr) gott steht dagegen oft noch die vorstellung des für das jüdische volk alleingültigen gottes, welche die existenz anderer götter nicht unbedingt ausschlieszt (s. u. III A 1): ich bin der herr, dein gott, der ich dich aus Egyptenland, aus dem diensthause gefürt habe 2. Mose 20, 2; ps. 81, 11; Jes. 43, 3 u. o.; sie sprachen, der Ebreer gott hat vns geruffen, so las vns nu hin ziehen drey tagereise in die wüsten, vnd dem herrn vnserm gott opffern, das vns nicht widerfare pestilentz oder schwert 2. Mose 5, 3; 5. Mose 1, 6 u. ö.
mein gott, gedencke nicht der sünden meiner noth
s. w. 3, 71 Krämer u. ö.;
sein (Jehovas) wort ist ewig, wie sein nahmen ...
ich (der dichter) glaube meinem gott
s. w. 1, 31, 119 Hell.
3)
eine grosze zahl unpersönlicher substantiva wird, teils durch den attributiven, teils durch den possessiven genitiv, als von gott stammend oder zu gott gehörig gekennzeichnet.
a)
so in biblisch-christlicher terminologie von bestimmten erscheinungsformen der göttlichen offenbarung, kundgebungen des göttlichen willens und gegebenheiten der christlichen lehre.
α)
gottes geist, s. auch s. v. geist, teil 4, 1, 2, 2641 ff.
αα)
selten als gott, sofern er seinem wesen nach geist ist, vgl. oben C 3 f ende:
mit waru wilit ther gotes geist, thaz man inan beto meist
II 14, 72.
ββ)
alttestamentlich als umschreibung der schöpferischen göttlichen kraft: 'endi gotes gheist suueiboda oba uuazsserum' (et spiritus dei ferebatur super aquas) Isidor 16, 2 H.; 1. Mose 1, 2; Hiob 33, 4. vor allem als eine von ihrem träger losgelöste, dem menschen mitteilbare magische kraft, die ihren empfänger zu gesichten, prophetischer rede u. ä. befähigt: sihe, da kam jm ein propheten hauffe entgegen, vnd der geist gottes geriet vber jn, das er vnter jnen weissaget 1. Sam. 10, 10; 19, 23; 1. Mose 41, 38; Hes. 11, 24 u. ö.
γγ)
in neutestamentlichem und von da aus allgemein christlichem gebrauch dasselbe wie heiliger geist, die dritte person der trinität (s. oben A 2 b), sofern sie als ausstrahlende, im geist des gläubigen und in der gemeinschaft der gläubigen wirkende kraft gedacht ist. älter auch als gotes âtum im obd. (s. PBB 43, 407 ff.), entsprechend der auch in geist nachwirkenden ursprünglichen mehrdeutigkeit von (hebr. חַור gr. πνεῦμα) lat. spiritus:
vnd er sach den geyst gotz nyder steigen als ein taub vnd kument auf in erste dt. bibel 1, 14 Kurr.; Matth. 3, 16; denn welche der geist gottes treibet, die sind gottes kinder Römer 8, 14; 1. Kor. 2, 14 u. ö.;
die diener der kirche, die von gottes geist erfüllt, von ihm zu seinem werke ausersehen waren dt. gesch. (1919) 1, 191. von hier aus weiter und unbestimmter:
die frische luft des freien feldes ist der eigentliche ort, wo wir hin gehören, es ist als ob der geist gottes dort den menschen unmittelbar anwehte Göthe bei gespr. m. Göthe 3, 164.
ther gotes geist, ther mo (Simeon) anawas, ther gihiaz imo thaz
(et spiritus sanctus erat in eo)
I 15, 5; 25, 23; 26, 8; II 12, 35;
der gotes âtem was in imo (Christus)
Ezzos gesang v. 198 Waag;
der süeze gotes geist ûz dînem (Marias) edeln herzen blüete
K.;
36, 24 gotts geist ist aber nit verschlossen
und nur gen Rom hinein gestoszen
s. dicht. 2, 52 Kurz;
β)
gottes name, s. auch s. v. name, teil 7, 330 f.; 333; 335.
αα)
in eigentlichem sinne die gott zukommende oder zugeteilte benennung, gott sofern man ihn nennt und sich auf ihn beruft: vnd wil auff jn schreiben den namen meines gottes offenb. Joh. 3, 12; Robert Boyle sprach den namen gottes niemals anders, als mit einer so tiefen ehrfurcht aus, dasz er nicht anders konnte, als nach der aussprechung desselben eine weile stillschweigen s. w. (1823) 11, 213; wenn wir aber das bildnis umgingen einmal und siebenmal ... und legten ein blättchen in seinen toten mund, ein blättchen mit gottes namen Joseph u. s. brüder (1948) 1, 728. formelhaft an verben gebunden, besonders solche des anrufens und aussagens, vornehmlich biblisch und mehr oder minder im übergang zu ββ: giuuihit si namo thin. gotes namo ist simbles (= semper) giuuihit Weissenb. katech. 6 Steinm.; ich wil den namen gottes loben mit einem lied ps. 69, 31; Jes. 24, 15; Joel 2, 26 u. ö.; du solt den namen des herrn deines gottes nicht misbrauchen, denn der herr wird den nicht vngestrafft lassen, der seinen namen misbraucht 2. Mose 20, 7; Römer 2, 24.
ββ)
umschreibend für gott selber und als kennwort seiner herrlichkeit, grösze und ehre, in älterem, biblisch begründetem gebrauch, doch vgl. auch die mhd. wendung manes, wîbes name für man, wîp in: mhd. wb. 2, 1, 306ᵇ: propter nomen domini dei nostri quesiui bona tibi vmbe gotes namen forderota ih din guot 2, 551, 32 P. (ps. 121, 9);
väterbuch 30 466 Reiss.; der name des gottes Jakob schütze dich ps. 20, 2; vgl. 8.
und sprich: 'mein frewnt, darumb nicht schilt, ...
und lazz sein walten gotes nam'
Bobertag;
44, 93 γ)
geläufig in der präpositionalen form in gottes namen, im namen gottes, deren unmittelbar religiöser gehalt sich später weithin abnutzt (s. u. J 6 a).
αα)
als formel der berufung auf gott, in der sich bitte oder erwartung göttlicher zustimmung und göttlichen schutzes ausdrückt, in verbaler bindung: vnnd nam vrlob ... vnnd sas in dem namen gottes in die galleen vnd fuͦr gen Alexandriam (1509) Fortunatus 78 ndr.; nimm Ottilien, lasz mir den hauptmann, und in gottes namen sei der versuch gemacht! I 20, 19, 22 W. besonders bestimmten situationen formelhaft zugeordnet:
nun weiter heb ich in gottes namen, das es wol gerat, das werk an (das buch) s. w. 4, 16, 25 bayer. akad.;
kirchenl. 2, 515; far ich dahin im namen gots und gesegen got alle welt (ein sterbender) (1517) bei schwäb. 3, 515;
so sangen sie noch: nun ruhen alle wälder, machten die laden zu ... und legten sich in gottes namen zur ruhe ges. schr. 2, 416 Schm.-St.
in godes namen ende vreden,
also beginnen wir deser reden
Servatius 1;
si stiezen an und vuoren dan;
mit hoher stimme huobens an
und sungen eines unde zwir:
'in gotes namen varen wir'
Tristan 11 535 Ranke;
leget euch in gottes namen nieder
dt. ged. 100 lit. ver.;
ββ)
in diesem sinne häufig elliptisch, mit vollem religiösen gewicht, dem freilich auch abergläubisches zugrundeliegen kann, vgl. hwb. d. abergl. 3, 992: in gotes namen amen (schlusz eines wurmsegens, 12. jh.) kl. ahd. denkm. 374, 7 Steinm.; schweiz. id. 2, 509; in gottes namen. amen (1293, beginn einer Ulmer urkunde) bei schwäb. 3, 757; Limburger chron. 120 Wyss; vgl. 123; 124 u. ö.
soviel wie 'mit gott, mit gottes hilfe'; wolan in gottes namen, sagt der könig, der wölle euch seine gnad darzu verleihen (zur ritterschaft) Amadis 57 Keller; ein yedtlicher soll alle zeit sein handel im namen gottes anfahen, vnd den in gedechtnus haben, anrüffen, vnd zu öberst setzen; ... also zu öberst, im anfang in namen gottes, oder Jesus, oder laus deo, got sey lobe etc. darnach die jarzal (1549) bei wb. d. dt. kaufmannsspr. 118; in gottes nahmen deo auspice dict. 1446ᵃ; mundartlich im obd. lebendig als grusz, abschiedsformel, zuruf bei der arbeit u. ä., s. schweiz. id. 2, 508 f.; schwäb. 3, 757; elsäss. 1, 245ᵇ.
γγ)
objektiviert und von der voraussetzung gelöst, dasz gott bei seinem namen genannt wird, soviel wie 'in gottes auftrag, in göttlicher vollmacht, an gottes statt':
dieser ist des todes nicht schüldig, denn er hat zu vns geredt, im namen des herrn vnsers gottes Jer. 26, 16; Esra 5, 1; 2. chron. 33, 18;
giwihit si er filu fram, want er in gotes namen quam
(bei Christi einzug in Jerusalem)
(qui venit in nomine domini)
Heliand 2079 B.;
IV 4, 47; der pfarrer sprach: mein lieber mann,
ich hab mein ambt mit fleisz gethan.
und hab euch beyd in gottes namen,
mit meinen händen geben zsammen
hist. u. poet. kurzweil 10, 15 ndr.;
und nehm euch in des reiches eid und pflicht,
im namen gottes und durch meine macht
s. w. 6, 97 Sauer.
δδ)
von ββ wie von γγ aus im älteren sprichwort sarkastisch: das der name gottes mus der schanddeckel sein, darunter alle ungluͤck angericht werden, wie man auch sagt: ynn gottes namen hebt sich alles ungluͤck an 24, 164 W.; in gottes namen schluͦg der bawr sein knecht zu tod schöne weise klugreden (1548) 5ᵃ; vgl. dt. maa. 7, 500 u. das walte gott unter J 1 a ι ββ. von da aus: so hörte und sahe ich auch in gottes nahmen sündigen, welches wol zu erbarmen ist; von den kriegern wurde es am meisten practicirt, wenn sie nemlich sagten: wir wollen in gottes nahmen auff parthey, plündern, mitnemmen, todtschiessen, nidermachen Simpl. 73 Scholte.
δ)
gottes wort, s. wort I C, teil 14, 2, 1492 ff., gelegentlich in anderen synonymen verbindungen (s. u. ββ).
αα)
als ein bestimmtes einzelnes, gott zugeschriebenes wort: es stehet geschrieben, der mensch lebt nicht allein vom brot, sondern von einem iglichen wort gottes Lukas 4, 4. so auch pluralisch: vnd er sprach zu mir, schreibe, selig sind die zum abendmal des lambs beruffen sind. vnd er sprach zu mir, dis sind warhafftige wort gottes offenb. Joh. 19, 9. das einzelne bibelwort: ein wort gottes ist gröszer denn drey welt d. Teutschen weiszh. (1605) C 1ᵇ. das dem sakrament (als zeichen) beigegebene einsetzungswort: brod und weyn ynn gottes wort gefasset und daran gebunden 30, 1, 223 W. von einem bestimmten göttlichen wortauftrag, besonders alttestamentlich: vnd Ehud sprach, ich hab gottes wort an dich, da stund er auff von seinem stuel richter 3, 20; 1. chron. 18, 3 u. ö. als 'göttliches gebot':
(die bilderstürmer) rhümen sich noch, sie reissen die bilde um nach gottes befelh und wort 16, 444 W.
duo sich Lucifer duo ce ubile gevieng
unt Adâm diu godis wort ubirgieng
Annolied 40 Roediger;
ββ)
meist kollektiv für die im biblischen zeugnis niedergelegte offenbarung und botschaft gottes an die menschheit, insbesondere das evangelium: thaz sie gihortin gotes uuort (ut audirent verbum dei) Tatian 19, 4 (Luk. 5, 1); vgl. 58, 2;
das hew verdorret, die blume verwelckt, aber das wort unsers gottes bleibet ewiglich Jesaia 40, 8; mögen wir
... unser leben nach gottes wort und befehl anstellen Corinna 56 ndr. neutestamentlich evangelium gottes: Paulus ein knecht Jhesu Christi, beruffen zum apostel, ausgesondert zu predigen das euangelium gottes Römer 1, 1; 2. Kor. 11, 7 u. ö. ähnlich: wie wol wir iczt ausz gottes gnade haben die do gottis lehr predigen 14, 356 W. besonders frühmhd. gotes lêre für das evangelium, die christlich-kirchliche lehre, das göttliche gesetz, auch das christentum überhaupt, vgl. Tundalus 13 Kraus; dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 50, 28 Diemer, dt. pred. 2, 109 Grieshaber; Milst. exod. 139, 29 Diemer; kaiserchron. 6367 Schr.; 7924; 8038 u. ö.
man sal di ruwe lieben,
daz gotes wort in schieben (hineinschieben)
den harten, die vorsteinet sint
unde an gote wurden blint
apokalypse 2040 Helm;
γγ)
in speziellen bedeutungen. für liturgie und predigt im gottesdienst:
also morgens nach angehörtem wort gottes, wapnet sich Galaor Amadis 124 Keller. prägnant für die bibel:
in scherzhafter personifizierung gottes wort vom lande 'landprediger', s. Waldeck 146; nd. korrespondenzbl. 15 (1891) 21ᵃ. prägnant für die reformation: (wir haben) unsere gelehrte und geistlichen zum teil, so dem wort gotts zugetan, bei einander gehabt (1537) br. 8, 71 W.; 20.
der genadege sente Servas,
de ein geware biscop was ...
ende godes wort scone sprac
Servatius 166 Frings-Schieb;
wie sie (die kinder) in gottes wort studirn
lit. ver.;
1, 53 ich bin schon heut früh munter gewesen
und habe in gottes wort gelesen
schr. (1828) 2, 330.
ε)
gottes friede.
αα)
nicht so sehr als eine gott zugehörende eigenschaft, eher als eine dem frommen mitteilbare äuszere oder innere gabe:
vnd der friede gottes regiere in ewren hertzen, zu welchem jr auch beruffen seid, in einem leibe, vnd seid danckbar Kol. 3, 15; Phil. 4, 7 u. ö.;
in dem gotes fride du var.
der heilic geist dich bewar
(12. jh.) denkm. dt. poesie u. prosa 186 Müllenhoff-Scherer;
engelharfen hallen
frieden gottes in ihr krankes herz
schr. (1825) 1, 3.
ββ)
spezieller und objektiviert (s. auch unt. gottesfriede), als deutsche entsprechung der treuga dei, die im cluniazensischen Frankreich des 11. jhs. entstand und zur sicherung des öffentlichen landfriedens ein fehdeverbot an kirchlichen festtagen und in der zweiten wochenhälfte aussprach, vgl. dt. rechtswb. 4, 1015:
vnde ist kein vride gesworen, er sol den gotes vride sweren (ca. 1275) Schwabensp. 180 Laszberg. und sonst in rechtsprachlichem gebrauch: wie der stadt-vogt in Bresslau bey den stadtgerichten daselbst ding heget: so gebiete ich diesem dinge gottes fried, der erbaren herren rathmannen vnd schoppen fried, vnsers allergn. herrn des königs zu Böhmen fried vnd allen denen, so fried lieb vnd vnfried leid ist bei gloss. 741; weitere belege ebda u. dt. rechtswb. a. a. o.
er (der könig) gebôt ainen gotes fride:
nâch dem scâchroube retailte man die wide,
nâch dem morde daz rat
kaiserchronik 15 140 Schr.;
ζ)
gottes reich für neutestamentliches, im alten testament als verbindung vereinzelt (weish. Sal. 10, 10) vorgebildetes βασιλεία τοῦ) θεοῦ, regnum dei (neben gleichbedeutendem βασιλεία τῶν οὐρανῶν, regnum coelorum, s. oben himmelreich). als feste bezeichnung für den der gegenwärtigen weltordnung entgegengesetzten künftigen aeon, dessen anbruch mit der erscheinung Christi zugleich auch schon als innerweltliche, im frommen und in der gemeinschaft der gläubigen verwirklichte ordnung vorgestellt wird: quaeme richi thin. richi gotes ist simbles endi eogihuuar: thes bittem uuir thoh, thanne uuir thiz quedem, thaz
gotes richi si in uns kl. ahd. denkm. 29 Steinm.; 159; 169; 2, 4, 13 P.; vgl. 57, 9; 548, 18 u. ö.;
nach dem aber Johannes vberantwortet ward, kam Jhesus in Galilea, vnd prediget das euangelium vom reich gottes Markus 1, 14; Joh. 3, 3 u. o.; aber in der christenheit, do vater, son, heiliger geist bey uns leret und sacrament gibt, das ist gottes reich 49, 311 W.; vgl. 14, 72; 15, 724; 41, 154;
in erweitertem, nicht eigentlich biblischem sinne:
du ensihest mich hinnen vurder niht
untz in dem gotes riche,
da sehe wir uns vroliche
väterbuch 11 935 Reiss.;
vor allem suchet gottes reich
und zwar noch auf der erden
(nach Matth. 6, 33)
s. w. 2, 293 Krämer; vgl. 263.
aber kein ding im ganzen reiche gottes kann ich mich doch überreden! ist allein mittel — alles mittel und zweck zugleich, und so gewisz auch diese jahrhunderte
S.
5, 527 η)
gottes stuhl, thron in bildhafter umschreibung für den himmel als göttlichen herrschaftssitz, auch mit anspielung auf die richterliche funktion gottes. in der ersten verbindung vornehmlich biblisch: tronus dei gotes stuol 2, 159, 11 gl. P.; ich aber sage euch, das jr aller ding nicht schweren solt, weder bey dem himmel, denn es ist gottes stuel Matth. 5, 34; 23, 22; vnd in jrem munde ist kein falsches funden, denn sie sind vnstrefflich für dem stuel gottes offenb. Joh. 14, 5 u. ö.; noch sol er (Christus) dennoch heissen gott gleich und sitzen inn gottes stuel 41, 154 W.;
darumb, das sich dein hertz erhebt, vnd spricht, ich bin gott, ich sitze im thron gottes, mitten auff dem meer Hes. 28, 2.
wer alles nach seinem kopff will regieren,
der setzt sich neben gottes stul
floril. polit. (1662) 2, 671;
du solt sitzen ûf gotes trône
Marienleben 1581;
θ)
in verbindungen, die den im göttlichen gesetz und recht niedergelegten und objektivierten willen gottes umschreiben, vorwiegend älteren gebrauchs.
αα)
gottes gesetz, älter dafür gotes êwa, ê (anders s. unt. b γ), zusammenfassend für die summe der einzelgebote: sô iz giscriban ist in gotes êuuu (sicut scriptum est in lege domini) Tatian 7, 2 (Luk. 2, 23); hierher, wenn nicht zu b γ:
denn gottis gesetz wird niemand fur den andern erfullen muͦgen, eyn iglicher wirds muͤssen fur sich selbs erfullen (1525) 17, 2, 100 W. bibelsprachlich vor allem das mosaische gesetz: vnd sie kamen das sie schwuren, vnd sich mit eide verpflichten zu wandeln im gesetz gottes, das durch Mose den knecht gottes gegeben ist Nehemia 10, 29; ps. 37, 31; Röm. 7, 22; 25; 8, 7.
nicht achten auf dew gotes ee,
zuder peichte nicht gahen
d. seele rat 3452 Rosenf.;
ββ)
gottes gebot. älter auch in zusammenfassendem sinn wie gottes gesetz:
stelen, ehebrechen und alle offentliche laster widder gottis gepot 15, 752 W. auszerhalb des eigentlichen sittengesetzes, soviel wie 'göttliche ordnung' im natürlichen und menschlichen bereich:
und wolt also abermal ein frei gesell sein, gottes gebot aufheben, und keine oberkeit (gewalt über mir) haben 4, 410ᵃ in: teil 4, 1, 1, 1809. singularisch sonst auf ein bestimmtes einzelgebot zielend:
bescheidenheit 174, 25; so ist auch kein menschlich gebott uͤber gottes gebott 10, 3, 373 W.; rein und streng nach gottes gebot sollte der priester sein leben führen dt. gesch. (1919) 1, 191. im plural zusammenfassend für das göttliche gesetz:
welcher pfaff sich vnerlich halt yn siner leer oder yn offentlicher vbertraͤttung der gots gebot, so soll man yn ... vervrteilen s. schr. 1, 111 ndr.
in gotes gibotes suazi laz gangan thine fuazi
I 1, 47;
sît man in (den himmel) zergänclich siht,
als ez gebiutet gotes gebot
Barlaam 237, 39;
der ouch vroun Êven verriet,
dô sî von gotes gebote schiet
Gregorius 1962;
uil wol si di erten,
dev gotes gebot si behilten
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 68, 21 Diemer;
γγ)
gottes recht in vielfacher verzweigung (noch anders s. u. b γ). biblisch wie gottes gesetz: das ich richte zwisschen einem jglichen vnd seinem nehesten, und zeige jnen gottes recht und seine gesetz 2. Mose 18, 16; Jes. 58, 2; 1. Makk. 1, 51. älter auch soviel wie der rechtsanspruch gottes, die sittliche leistung, auf die gott anspruch hat; so schon ahd., wo die wendung freilich mit der vorstellung von der iustitia dei eng zusammengehört (s. oben 2, 158, 18 P.; 74, 26 unter C 1 a): ich habe gisundôt ... an demo uirwazzinen merselie des gotis rehtis kl. ahd. denkm. 143, 38 Steinm.; 165, 20; 169, 22;
hierher wohl auch 106, 47 Schatz (entgegen der üblichen übersetzung 'gottesfrieden'). als das von gott stammende, das 'natürliche' recht, auch im unterschied zu einer rechtssatzung anderen ursprungs, s. unt. G 5, ferner gottesrecht und dt. rechtswb. 4, 1032 f.: daz man dem chnechte puezze als dem herren oder dem aigen als dem vreien, daz ist weder gotes reht noch lantreht in: dt. rechtswb. 4, 1032; dat cromme veen ... van godes recht den cloester ... toehoert (1487) ebda 1033; weltlich recht folge nach gottes recht dt. rechtssprichwörter 1. als 'gottesgericht, gottesurteil' mehrfach mnd. belegbar: welk man dat recht up driuen wil myd eneme godes rechte (Dithmarschen 1447) in: dt. rechtswb. 4, 1033, woselbst weitere nachweise.
Witege unde Heime die brâchen gotes reht
Alpharts tod 14, 1 Martin; vgl. 279, 2.
δδ)
umschreibend in der wendung gottes weg für die sittlichen forderungen gottes (anders s. u. b γ und oben C 1 a β εε): quia custodiui uias domini nec impie gessi a deo meo uuanda ih gotes uuega behuota unde ih ubelo neteta fone imo zihendo 2, 51, 24 P.; werestu auff gottes wege blieben, du hettest wol jmerdar im friede gewonet Baruch 3, 13; Matth. 22, 16 (vgl. Heliand 3805 B.);
sing, bet und geh auf gottes wegen,
verricht das deine nur getreu
bei evang. kirchenl. 4, 311.
ι)
in bezeichnungen für die christliche kirche und gemeinde: gilaubistu heilaga gotes chirichun? (9. jh.) ahd. sprachdenkm. 23 Steinmeyer; seyt on schaden den Juden vnd den heiden vnd der kirchen gotz erste dt. bibel 2, 88 Kurr.; so habt nu acht auff euch selbs, vnd auff die gantze herd, vnter welche euch der heilige geist gesetzt hat zu bischouen, zu weiden die gemeine gottes, welche er durch sein eigen blut erworben hat apostelg. 20, 28; Gal. 1, 13 u. o. bildlich von b β her: ecclesia diu ist daz gotes hus 2, 82, 21 P.; vgl. 173, 10; denn es ist zeit, das anfahe das gerichte an dem hause gottes 1. Petrus 4, 17; wisset jr nicht, das jr gottes tempel seid, vnd der geist gottes in euch wonet? 1. Kor. 3, 16.
b)
in dem mehr dinglichen bereich des gottesdienstlichsakralen lebens und der kirchlichen praxis.
α)
gottes dienst in engerem, gegenständlicherem sinne als oben unter D 1 a, zusammenfassend für regeln und ordnungen des kirchlichen lebens, geistliche übungen, kultische verrichtungen u. ä. (s. u. gottesdienst):
kl. ahd. denkm. 143, 13 Steinm.; 146, 27; in dem hêiligen ewangelio daz man huto lîset an gottes dîenste altdt. leseb. (1839) 299, 30 Wackernagel; do wart erslagen eyn
prister in dem dorff Solczbich bie Kappelndorff, do wart nedder geleget gotis dinst dry wochen jn der probistie vnsser lieben frowen zu Erffort thüring. chron. 54 lit. ver.; so vor etlich hundert iaren künig, fürsten ... richlich gaben zuͦ gots dienst ... geben haben v. alt. u. neuen gott 2 Kück. schon als kompositum empfunden: es werden dahero die soldaten in denen kriegsarticuln christlicher potentaten dahin angewiesen, wie sie gott vor augen haben, den gottes dienst fleiszig abwarten d. vollk. teutsche soldat (1726) 96.
deta si tho then githanc zi gotes thionoste ana wanc
joh thionota iogilicho thar gote driulicho
(jejuniis et obsecrationibus serviens nocte ac die)
I 16, 9;
β)
gottes haus, gottes tempel. ahd. für den jüdischen tempel der bibel:
so auch jünger noch: wie er (David) in der zyt des oberesten priesters Abiathar in das husz gottes gangen ist v. freiheit d. speisen 12 ndr. in gleich speziellem sinne gottes tempel: ingangenti in gotes tempal (ingressus in templum domini) Tatian 2, 3. so in der Lutherbibel: vnd Jhesus gieng zum tempel gottes hin ein, vnd treib eraus alle verkeuffer vnd keuffer im tempel. vnd sties vmb der wechsler tische, vnd die stüele der taubenkremer Matth. 21, 12; 27, 40 u. ö. von hier aus übertragen: wer, der uns den tempel gottes herstelle, wie er in seinem fortgebäude ist, durch alle jahrhunderte hindurch! 5, 566 S. gottes haus in der anwendung auf das christliche kirchengebäude nur selten neben dem schon früh gefestigten kompositum:
älter neben 'kirche' auch 'kloster':
selten gottes kirche für einfaches kirche:
gistuantun in thera nahi thes gotes huses wihi
u. ö.; Heliand 460 u. o.
III 22, 1 und (sie) truogin (das kind) suoze, als ir gezam,
mit ir zem gotes huse also
Tristan 1963 R.;
was muss herr Allerich doch wol verrichtet haben,
dass man ihn nach dem tod in gottes haus vergraben?
dichter. versuchgabe (1678) 43.
daz (sein gut) gibit er an dî gotis hûs,
selbe vert er dar ûz
rede v. glauben 3200 v. d. Leyen.
als sich der priester reyh in gottes-kirchen drang
trauersp. 113 Palm.
γ)
in bestimmten, halb terminologischen verbindungen von kultisch-sakralen geräten, sakramentalen einrichtungen, kirchlichen handlungen, nur z. t. bis in jungen gebrauch. gottes tisch für 'altar':
es heiszt, sie (die könige) nehmen die krone von gottes tisch ges. w. (1889) 3, 279. vielleicht von gott als prägnanter benennung Christi aus (s. ob. B 2 b γ) in der bezeichnung des abendmahlsakraments, in der wendung zu gottes tisch gehen (neben tisch des herrn, vgl 1. Kor. 10, 21), s. auch s. v. tisch sp. 510 f.: aber grosse schwere sünd ist es zu gotz tisch gon on geweschen hend Keisersbergs narrensch. (1516) 108ᵃ; prosaschr. geg. d. reform. 72 Pfeiffer-Belli;
korrespondenzbl. f. nd. spr. 15 (1891) 21ᵃ. ebenso als gottes rechte (anders s. oben a θ γγ) für die sakramente, zumal die sterbesakramente, nur älter, vgl. s. v. recht sp. 366, dazu unt. gottesrecht, gottesehe und dt. rechtswb. 4, 1033 f.: das er (der pfarrer) zu serre het zu arbaiten, zu der capellen zu Feucht vnd den leuten vor zu sein mit gotes rechten (1366 bei Nürnberg) mon. Zoller. 4, 79 Stillfried; den fand er in schwerer krankheit und das im alle gots recht getan waren, ligende Wilwolt v. Schaumburg 92 lit. ver. gottes amt 'gottesdienst, messe', nur älter: ih gihu ... ubermuodi, geili, slafheiti, tragi
gotes ambahtes (9. jh.) kl. ahd. denkm. 323, 7 Steinm.; 318, 10;
väterbuch 24 250 Reiss.; als kompositum gotsämbter in dieser bedeutung noch bei bayer. chron. 1, 637, 13 L. gottes fahrt 'wallfahrt':
daneben für 'kreuzzug':
von da aus romantisierend:
gottes weg 'wallfahrt' (anders s. oben a θ δδ): ziehen ûf gotes wec als gen Rôme d. alte stadt- u. bergrecht v. Schemnitz art. 2 Wenzel. nur vereinzelt in der bedeutung 'beichte' belegbar: der mord ist durch gottes weg, nemblich durch die beicht herfürkommen J. Pauli bei gloss. 744.
do brahten si mit sinne
daz opfer zu dem chinde,
zua tuben (tauben) uf den gotes tiske
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 236, 27 Diemer;
mit blut, das in der kirch auf gottes tisch vergossen!
trauersp. 118 Palm;
(sie) wird bald zu gottes tisch gehn
ged. 155 Weinhold;
dô ich unz an ein ende
vernam daz gotes ambet hie
d. gute Gerhard 1895;
gienc dâ rittr und knappen mêr
mit zühten ûf der gotes vart
Parzival 446, 29;
dô Liupolt spart ûf gotes vart, ûf künftige êre
36, 1.
wer gottes fahrt gewagt,
trägt still sein kreuz
ges. w. (1907) 6, 43 (Biterolf: im lager von Akkon).
c)
allgemeiner in der beziehung auf objektive gröszen, die damit den göttlichen macht- und eigentumsbereich symbolisieren; in einer reihe fester, z. t. alter prägungen wie gottes erde, gottes welt, gottes himmel u. ä., in denen gottes nicht, wie unter dem hier nicht fernliegenden gebrauch H, blosz verstärkende bedeutung hat. namentlich in umschreibungen für die 'welt':
und es sei so still und einsam gewesen, wie sie garnicht gedacht, dasz gottes erde sein könne ges. w. (1905) I 5, 52; der bravste junge ..., den gottes erdboden trüge I 22, 30 W.;
auf des lieben gottes weiter welt dram. w. (1831) 1, 3. vgl. mundartlich in fluchartigem ausruf: gotts welt! pr. wb. 1, 247. früh als gottes garten (s. u. gottesgarten), mit gefühlshaltigem unterton:
zugrunde liegt die gleichlautende biblische wendung in der bedeutung 'paradies, garten Eden': vnd war jm kein cederbawm gleich, in gottes garten Hesekiel 31, 8; s. dazu auch 1. Mose 13 10; Jes. 51, 3; als du (Adam) zuerst in gottes garten auferwachtest w (1811) 1, 10. gottes boden in engerem, aber oft emphatisch gesteigertem sinne für 'erdboden', an die vorstellung bloszer verstärkung (s. u. H) rührend: es sind männer, werth gottes boden zu betreten I 8, 267 W.; 115; ges. poet. w. (1867) 1, 33. namentlich: darnach ... nahm er (der erzürnte papst) das buch und warfs wider gottes boden tischr. 4, 289 W.; nimmt er (Siegfried) denselben beym kragen, und wirfft ihn wider gottes boden volksb. v. geh. Siegfried 63 ndr. sprichwörtlich fest: gottes wasser über gottes boden (oder häufiger gottes land) laufen lassen 'sich um etwas nicht kümmern, gleichgültig sein': lasz gots wasser über gots land lauffen schöne weise klugreden (1548) 46ᵃ; dict. (1727) 1, 969ᵇ; doch ich stosz mich nicht daran und lasse gottes wasser über gottes boden laufen (1798) bei rhein.-westph. zustände 112. vielfach mundartlich, vgl. Osnabrück 75; seemannsspr. 22; 130; 140; rhein. wb. 2, 1321, 22. geläufig unter gottes freiem himmel: da stand ich nun unter gottes freiem himmel wieder auf dem stillen platze
mutterseelenallein, wie ich gestern angekommen war s. w. (1864) 3, 82; d. dt. arbeit (1861) 263. gottes sonne:
dem blosz verstärkenden gebrauch H näher: musten das schiff nur treiben lassen, wohin es gottes wetter haben wollte oriental. reisen (1696) 92; 17. jh. in: dt. rechtswb. 4, 1036;
wo es nicht ist erger hie (im himmel) bestelt,
denn auff gotts erd in jener welt
Hans Pfriem 30, 676 ndr.;
ganz froh ich durch die bergstrasz ging,
und sah mich ganz vergnüget um
in gottes welt, dem heiligthum
ges. schr. (1852) 2, 3;
du zarter gotes garte (die welt), in dem got wunder wunders hat
gewundert und erbuwen manik tiure wundersat
in: minnesinger 2, 357ᵃ v. d. Hagen.
o der sonne gottes! und solche sonnen,
wie diese, die jetzo gegen uns strahlt,
hiesz er, gleich dem schaum auf den wogen tausendmal tausend
werden in der welten ozeane
oden 2, 51, 25 M.-P.;
getrost! es ist der schmerzen werth, disz leben,
so lang uns armen gottes sonne scheint
s. w. 1, 175 Hell.
das musz wie gott's gewitter durch die wälder
thalnieder, berghinauf mit schnaufen gehn
schr. (1828) 2, 241.
d)
einigen für redensartlichen und sprichwörtlichen gebrauch bezeichnenden verbindungen speziellerer art liegt bildliche vorstellung zugrunde, z. b.: in gottes kanzlei steigen scrutari divina bei schwäb. 3, 757; wollet ihr nicht ... in gottes kanzlei steigen und vorsehung spielen? Auerbach ebda. ähnlich: ihr ... wollet zu gott in seine rathstube sehen, lieber, wer hat euch das befohlen? Gotthold (1679) 388. in anderm sinne: gots mül steht oft lang stil in teil 6, sp. 2638; das gottes mühlen langsam, aber sehr klein zu mahlen pflegen Pathmos (1677) 75; vgl. Lüneburg 595.
F.
mit vorgesetzter präposition, soweit dieser gewissermaszen eine selbständige funktion zukommt, erscheint das wort je nach dem zusammenhang in verschiedenster beziehung, aber in jeweiliger bestimmtheit.
1)
mit gott.
a)
mit gott etwas tun mit seiner hilfe, unter seinem schutz und beistand:
mit gott wöllen wir thaten thun, er wird vnser feinde vntertretten ps. 60, 14. formelhaft: ade! gee mit got! (15. jh.) in: Bayerns maa. 2, 443;
so ironisch gewendet:
in der elliptischen verbindung mit gott für könig und vaterland s. unt. G 4, als kurzformel mit gott unt. J 4 c. auch 'im blick auf gott, in verbindung mit ihm, in seinem namen';
älter etwas geschieht mit gott in übereinstimmung mit göttlichem gesetz und ohne sünde, s. auch mit gott und mit recht unter G 5: der ... urteilete, das sich die bredigere nüt möhtend mit gotte (d. i. ohne unrecht zu tun) verbinden zuͦ den dingen die men an sü gefordert hette (Straszburg um 1400) städtechron. 9, 734; so vil mit gott vnd gewissen gescheen kan (1530) bei gloss. 734; d. Teutschen weiszh. (1605) K 6ᵇ; vgl. noch mundartlich: et es äwer och, as wenn et net met gott wär als ob ein fluch darüber wäre rhein. wb. 2, 1323, 27.
wanta allaz, thaz sies thenkent, sie iz al mit gote wirkent
vgl. 54;
I 1, 105; erst, wenn fruchtlos, zieh mit gott
s. w. 7, 131 Sauer.
geht, geht mit gott madame. wir fürchten uns
vor keinem teufel mehr, sobald ihr weg seid
G.
13, 232 mit got so wöln wir heben an
zuͦ allen unsern dingen
kirchenlied 2, nr. 1289, 1;
drum, liebe nachbarn, hab ich mich mit gott
entschlossen, weil ichs heute noch vermag,
die töchter zu versorgen
G.
13, 172 b)
älter auch wie jüngeres bei gott (s. u. 4): bithiu uuanta nist unôdi mit gote (apud deum) iogiuuelîh uuort Tatian 3, 8 (Luk. 1, 37);
waz freuden richer freuden jar
hant die do mit gote sint.
ey, sie gewuͤnschten gotes kint!
gottes zukunft 7693 Singer.
2)
ohne gott im gegensinne zu 1 a:
besser ohn mann, denn ohn gott leben d. Teutschen weiszh. (1605) K 7ᵃ; t.-ital. 1 (1700) 550ᵃ; er (der feldprediger) sagt auch noch, dasz einige in ihrer letzten stunde jeden beistand von seiner seite ablehnten und ohne gott gestorben sind d. dt. soldat (1937) 240.
der lîp vertwelt ânez prôt,
same tuot diu sêle âne got
vaterunser v. 142 Waag;
3)
vor gott. namentlich im hinblick auf die richterliche funktion gottes. vor gott vor gottes gewalt und gericht:
d. hochzeit v. 705 Waag; demütiget euch für gott, so wird er euch erhöhen Jakobus 4, 10; 2. chron. 34, 27; er (der kommandierende einer armee) trägt eine ganz andere verantwortung vor gott und seinem gewissen für das leben von tausenden seiner leute und das wohl des staates ges. schr. u. denkw. (1892) 7, 48. vor gott im urteil gottes (s. auch vor gott und der welt unter G 2 b): siu (Zacharias u. Elisabeth) uuârun rehtiu beidu fora gote (iusti ambo ante deum) Tatian 2, 2; dasz wir allein durch den glauben gerecht würden für gott br. 8, 81 W. fast wie eine beteuerung: es ist vor gott nüd recht. iᶜʰ chann's vor gott bitüreⁿ schweiz. id. 2, 510.
thaz sulih urlosi fora gote unsih firwasi (vertrete)
II 6, 54;
4)
bei gott (in verbindung mit verben des schwörens oder als beteuerungsformel s. oben D 2 b κ, unt. J 4 b).
a)
in eigentlich lokaler bedeutung in der verbindung bei gott sein 'gestorben sein':
he is bi god den herrn 'gestorben' schlesw.-holst. 2, 440. sonst mehr in kausale funktion hinüberwechselnd: fürchte dich nicht Maria, du hast gnade bey gott funden Luk. 1, 30; 2, 52; 1. Petr. 2, 20; apostelgesch. 7, 46; bey gott ist rath und that, krafft vnd stercke d. Teutschen weiszh. (1605) A 4ᵃ.
ich sag es mit warheyt vnd spott,
ich woͤlt du grawbart werest bei gott
schöne weise klugreden (1548) 119ᵃ;
b)
bei gott wie oben 3 a 'im urteil gottes': kinder stehen am besten bei gott tischr. 1, 18, 8 W.; auffsehen gen himmel macht werth bey gott d. Teutschen weiszh. (1605) A 3ᵇ.
5)
in gott, durchweg in abstrakter beziehung.
a)
mit noch fühlbar lokaler ausgangsvorstellung zum kausalen neigend: fone diu ist note in gote uuariu saligheit 1, 182, 23 P.; denn wir sind auch noch fleisch und blut, drumb können wir uns nicht so gar verlassen und trotzen auff unsern ewigen unvergenglichen schatz jnn gotte 36, 598 W.; je mehr vnfried in der welt, je mehr fried in gott d. Teutschen weiszh. (1605) D 5ᵇ.
b)
in rein instrumentaler oder kausaler bedeutung ein durch oder mit vertretend:
nu hebet er an seyn begirde unnd vorlangen nach dem leben, das yn gotte ist 1, 200 W.;
seit er sich seinen Johann ohne land als vormund gesetzt hat, ist er in seinem gott vergnügt br. von u. an Herwegh 219 Marcel Herwegh; schlesw.-holst. 2, 442. mhd. für um gotes willen:
instrumental-kausale vorstellungen stehen auch hinter älterem gebrauch, der eine einzelperson oder eine gemeinschaft von menschen durch die formel in gott terminiert: o geloubigin liute, ir der pruodere unte swestere in gote genennet pird (qui fratres et sorores in Christo vocamini) (12. jh.) St. Galler gl. u. beichte II, 1 Steinm.;
nachdem jr aller liebsten in gott ... das euangelium ... so durstig gehört (anrede an alle frommen christen zu Zürich) v. freiheit d. speisen 3 ndr.; der irwirdige in gote vater und here here Johannes, bisschoff der kirchen czu Pomezan (1413) handelsrechn. d. dt. ordens 290, 13 Sattler; der hochwürdige, in gott andächtige, groszachtbahre und hochgelahrte herr, hr. Gottfried Fuchsius ... pastor und scholarcha s. w. 4, 10 Krämer. archaisierend, aber in dem spezielleren sinne 'geistlicher vater': darin hatte nach menschlichem ermessen sein vater in gott (der abt, der Gregorius erzieht) vollkommen recht d. erwählte (1951) 142.
gewalt, vorhte, tôt noch drô
moht ir (der bibel) wort verdrücken niht,
daz man in gote wahsen siht
Barlaam 328, 18 Pf.;
gib dich zufrieden und sei stille
in dem gotte deines lebens
Goedeke;
274 dô ir der rehten wârheit
alsô vil wart vür geleit,
sî volgte ir râte und ir bete
alsô daz sîz in gote tete
Gregorius 2227; vgl. 1764
siht man dich iender bî dir hân
iht bruoder und gesellen ... ?
'jâ' sprach er, 'ich hân zwêne dort
die mîne bruoder sint in gote'
Pantaleon 1737 Gereke;
c)
bis in jungen gebrauch in verbindung mit verben, die das sterben oder gestorbensein in christlicher formel umschreiben: darnach doctor Reuchlens halbenn, der negst yn got verscheiden (nuper vita defuncti) opera omnia 2, 185 Böcking; anno 1613 den 30. aprilis ist der woleddel und veste Otto de Wendt zum Woestebrinck in gott saliglich entschlaffen bei hausinschr. d. st. Wiedenbrück 41. namentlich: mit diesem guten, redlichen, nun in gott ruhendem mann wendunmuth 2, 133 Ö.; neben ... unserem zur zeit in gott ruhenden herrn bäckermeister ges. schr. (1893) 4, 153.
6)
durch, um gott; durch, um gottes willen (als ausruf in elliptischer und häufig abgeschwächter anwendung s. u. J 4 a).
durch gott vornhd. vorwiegend, aber dann kaum bis über das 16. jh. hinaus, um gott vornhd. gelegentlich, z. b. umbe got himml. Jerusalem 285 Waag; Erec 8894, später nur archaisierend (s. u. J 4 a). durch gottes willen: 52, 22 Seem. und noch im 16. jh., mundartlich bis heute, s. bair. 1, 959; schwäb. 3, 758. das jetzt schriftsprachlich allein gültige um gottes willen seit dem 15. und 16. jh.
a)
allgemein 'mit rücksicht auf gott, gott zuliebe':
swer durch got wirt gemartelet Lucidarius 56, 3 Heidlauf;
suer ouh durh gotes uuillon dirro uuerlt arbeite muode ist hohes lied 52, 22 Seem.; und wasz er auch busze lesset, die sole er durch gotts willen lassen (1384) weisth. 6, 20; allein sey du ein rechter christ, der einfeltiges hertzens umb gottes willen leide 51, 412 W.; der religiöse ist sittlich um gottes willen d. dt. arbeit (1861) 16. formelhaft in der verbindung mit bitten, 'mit berufung auf gott bitten':
(er) bate mit gefalten händen und umb gottes willen, seiner zu schonen wendunmuth 2, 373 Ö.; in den lichten zwischenräumen bat er mich um gottes willen ihn nicht zu verstoszen s. w. 2, 106 Gr.; verstärkt: ins henkers nahmen — ich sage — ich bitte sie um gottes Christi willen — gold! 3, 491 G.
ir ni thultut thuruh got, thaz ih giangi nachot
V 20, 75; 76;
denn eine gansz, die moͤgt ir essen,
und thuͦnt durch got des gouchs vergessen!
geuchmat 3175 Fuchs; 3869 u. ö.;
nû wil ich iuch durch got biten
daz ir ruochet mir vergebn
Iwein 8126;
b)
seit alters speziell durch gott, um gottes willen etwas tun, besonders etwas geben oder (almosen) erbitten 'aus
barmherzigkeit, umsonst, gratis, in der hoffnung auf göttlichen lohn', vgl. dazu dt. rechtswb. 4, 1008:
daz selbe eigen hat siu geben durh got und durh ir sele ze einem ... almuͦsen (1275) bei schwäb. 3, 762; vor der stat lag ein kranck mensch ... den fuͦrt ich vmb gots willen für daz thor (1515) Eulenspiegel 137 ndr.; ihr sollet mirs nicht um gottes willen thun (non melo farete già per nulla; io vene ricompensarò) t.-ital. 1 (1700) 550ᵃ; ich komme mir vor, wie jener arzt, mein freund, dem alle curen gelangen, die er um gottes willen an armen that I 20, 194 W.; vor der auswahl von jungen leuten, die eltern und angehörige 'um gottes willen' der verwaltung zu gebote stellen, kann sich diese kaum retten ges. w. (1872) 11, 220. mundartlich nuanciert: wer (ein armer o. ä.) nur ungern irgendwo gelitten ist, ist um (durᶜʰ) gottes willen da schwäb. 3, 758; maə ̃st, i stê gràd də' góds willn dà? (um nichts) bair. 1, 959.
mit sô getânem entsagen (ablehnen)
gebent si minner noch mêre (die hartherzigen),
durch got noch durch êre
priesterleben v. 88 H.-K.;
7)
von gott, besonders in den verbindungen von gott sein, von gott kommen. in sachlicher anwendung:
ein ieglich sel die sey undertenig den ... obersten gewelten. wann der gewalt ist nit neuer von got erste dt. bibel 2, 50 Kurr.; alle macht kömmt von gott dt. rechtssprichw. 486. in der gruszformel der paulinischen briefe: gnade sey mit euch vnd friede, von gott vnserm vater, vnd dem herrn Jhesu Christo Römer 1, 7; 1. Kor. 1, 3; 2. Kor. 1, 2 usw.; verkürzt: gnad vnd fride von gott sprüchw. (1545) 1, vorr. 1. in persönlicher anwendung jmd. ist, kommt von gott ist göttlicher abkunft oder art, kommt in göttlicher vollmacht u. ä.:
quad, allaz thaz gizami fon selben gote quami
u. ö.;
I 8, 23; 12, 8 furste was er Beniamin,
uone gote heter guͦten sin
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 78, 3 Diemer;
ther fon gote ist, wizit thaz, ther horit wort sinaz (qui est ex deo)
III 18, 7;
bist du von gott, so zeige dich am licht
schr. (1828) 2, 243.
8)
aus gott, wie 7, aber ungebräuchlicher: ist der rat oder das werck aus den menschen, so wirds vntergehen. ists aber aus gott, so könnet jrs nicht dempffen apostelg. 5, 39; wer auss der warheit oder auss gott ist, der hört gotts wort d. Teutschen weiszh. (1605) G 2ᵃ.
9)
zu gott.
a)
in verbalverbindungen, die eine bewegung, ein gerichtetsein zu gott hin umschreiben:
meine seele ist stille zu gott, der mir hilfft ps. 62, 2; das unschuldig blut schreit zu gott prov. copia (1601) 1, 346.
daz ist geist der guͦte,
der zuntet unser gemuͦte,
daz iz uf zuͦ gote get
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 276, 24 Diemer;
b)
speziell zu gott eingehen 'sterben' in christlicher redeweise:
wir gehn zu gott ins leben ein
trauersp. 227 Palm;
ich gehe durch den todesschlaf
zu gott ein als soldat und brav
W.
I 14, 191 10)
in anderen, selteneren präpositionalverbindungen auf redensartlichen gebrauch beschränkt.
a)
vor gott und nach gott oder hinter gott und vor gott bitten 'inständig, dringend bitten', in älterem, mundartlich erhaltenem gebrauch: sie, die drey, battens vor gott und nach gott, sie solten sie nicht streychen nachtbüchl. 296 Bolte; der mann aber bat die exequirer vor gott und nach gott 2, 408 Keller; hinter gott und vor gott bitten pregare istantemente
dt.-ital. (1799) 536. variiert: der kranke ... bat durch gott und nach gott, dasz doch der pfarrer wolte zu ihm kommen evang. krankentrost (1671) 1331. mundartlich bei bair. 1, 959; elsäss. 1, 244ᵃ; schwäb. 3, 762; Leipzig 124.
b)
drei meilen hinter gott denken 'sehr alt sein', nur älter: er denkt drei meil hinder got sprüchw. (1545) 1, 29ᵇ; prov. copia (1601) 2, 225.
G.
gott in typischer gegenüberstellung zu anderen personen, mächten und werten. ein teil dieser meist zweigliedrigen, vor allem in sprichwort und redensart lebenden figuren kann sowohl kopulativ zusammenschlieszende als auch antithetisch trennende bedeutung haben.
1)
gott und der teufel, satan.
a)
antithetisch, zur kennzeichnung der grundmächte des guten und des bösen: das gute von gott, das böss vom teuffel d. Teutschen weiszh. (1605) M 3ᵃ;
ach leider hat er gott auf der zunge und den teufel im herzen w. (1809) 11, 228. in mundartlichen wendungen und sprichwörtern, vgl. z. b. schwäb. 2, 168 f.
heint, als die dunckeln schatten
mich gantz ümbgeben hatten,
hat sathan mein begehret,
gott aber hats gewehret
bei evang. kirchenl. 3, 297;
b)
vereinzelt unter der antithetischen voraussetzung auch in umfassend zusammenschlieszender bedeutung:
de kihrt sik nich an gott orer düwel korr. d. ver. f. nd. spr. 15 (1891) 26ᵃ; Lüneburg 595.
do begunden sî vor zorne toben.
und got noch den tiuvel loben
Iwein 1272; vgl. 4635;
2)
gott und (die) welt.
a)
in gegensätzlicher sicht entsprechend christlichem dualismus:
die wält für got, den antichrist für Christum, Barrabam für Jesum s. schr. 1, 4 ndr. wie unter b meint welt hier gelegentlich die menschen: gottes freünd, vnd aller welt feind adag. cent. sept. (1545) N 3ᵃ.
swer zwein herren dienen sol
die sô gar undr in beiden
des muotes sint gescheiden
als diu werlt unde got
zweites büchl. 197 Haupt;
b)
in verbindendem zusammenschlusz, auszerhalb wertender unterscheidung; welt steht hier durchweg für 'die menschen'. die höfische epik faszt in der verbindung got und (diu) werlt die höfische gesamtordnung zusammen:
später namentlich so, dasz gott und welt als die beiden groszen urteilenden instanzen empfunden werden, doch vgl. schon ags. for gode and for worulde (10. jh.) bei ags. ges. 130: im vor gott und der welt ... unrecht geschicht decameron 307 lit. ver.;
ich verdiente so viel ... als ich nur brauchte, und könnte dabei vor gott und der welt bestehen I 43, 154 W.; dort schlosz er hochbetagt, in frieden mit gott und mit der welt, sein dasein ges. schr. (1893) 4, 4.
verlegeniu müezekheit
ist gote und der werlte leit
Iwein 7172 u. o.;
die beide ein triuwe unde ein lip
got unde der werlde waren,
des si guot bilde baren
beidiu der werlde unde gote
Tristan 1803; vgl. 8011; 8013; 15 672 u. ö.
da ein von gott und welt so werthgeschäztes kind
mich unversehnen gast auf ewig lieb gewinnt
s. w. 1, 253, 35 Krämer;
c)
von b aus abgeschliffen zur bedeutung 'jedermann' oder 'alles' bzw. 'alles mögliche': er ist gott, vnd aller welt schuldig adag. cent. septem (1545) H 1ᵃ; so bin
ich von gott und aller welt verlassen Corinna 48 ndr.; von angegeistetem schwatzen über gott und die welt ges. w. (1907) 2, 197. in der mundart beliebt, s. schwäb. 3, 756; Wien 69; luxemb. 150ᵇ; rhein. wb. 2, 1323; Lüneburg 595.
3)
gott und mensch.
a)
trennend, von der bloszen unterscheidung bis zur betonten entgegensetzung: huueo got uuard man chiuuordan (deus homo factus est) (800) Isidor 21, 16 H. (s. oben B 1); e kedahtastu nah mennisken, nu nah gote kl. ahd. denkm. 156 Steinm.; was nu gott zusamen gefüget hat, das sol der mensch nicht scheiden Matth. 19, 6; vgl. apostelg. 5, 29; homo proponit, deus disponit der mensch denckts, gott lenckts Nürnberger wb. (1713) 29; sprichwörtersch. 133.
b)
zusammenschlieszend, meist wie unter 2 b umfassend die beiden instanzen benennend, denen ein urteil über menschliche dinge zusteht: diu selba hoorsamii denne antfanclih ist cote indi suazzi mannum kl. ahd. denkm. 207, 39 Steinm.; also daz he were fruͦnt godis und des menschen paradisus anime int. 10, 28 Strauch; zu scharf recht verleuret gnade, beide bei gott und bei den menschen br. 8, 193 W.; um verzeihung seines biszhero böszlich geführten lebens bey gott und menschen ernstlich anhält d. friedewünsch. Teutschl. (1648) 20; noch ist kein wort über seine lippen gekommen, dessen ich mich vor gott und menschen ... zu schämem hätte ges. w. (1905) I 5, 57.
c)
in pronominaler vertretung des zweiten gliedes, namentlich in sprichwörtern: mensch hilff dir selbs, so hilfft dir gott schöne weise klugreden (1548) 29ᵃ; floril. polit. (1662) 1, 408; ein jeder für sich, gott für vns alle sprichwörterreg. (1577) 3ᵇ; thes. paroem. (1715) 45.
4)
gott und reich, obrigkeit, kaiser, könig, vaterland. seit dem älternhd. in formelhaftem zusammenschlusz: ich wiese dich hir yn gerichte von gotisz weghen vnde von desz richs weghen (1425) in: dt. rechtswb. 4, 1008; sie wollen obgedachten herrn magister kraft ihres von gott und der obrickeit entpfangenen befehls bestätigen br. 8, 74 W.; er aber sprach zu jnen, so gebet dem keiser, was des keisers ist, vnd gotte, was gottes ist Luk. 20, 25; vgl. ritter v. geiste (1850) 1, 171. die verbindung gott und vaterland und die dreigliedrige formel gott, könig und vaterland sind schon seit der mitte des 17. jhs. gängig, bevor sie im erlasz Friedrich Wilhelms III. vom 27. märz 1813 als mit gott für könig und vaterland fixiert werden, vgl. in: mitt. d. schles. ges. f. volkskde 17, 84 ff.:
weitere nachweise bei a. a. o. in satirischer antithese gott und st. Peter: was einem gott bescheret, das nimpt jm s. Peter nicht sprichwörterreg. (1577) 2ᵃ; (1616) 304.
und der mit redlichem gewissen
für gott und für das vaterland (kämpft)
in: mitt. d. schles. ges. f. volkskde. 17, 84;
wenn für gott und vaterland
keiner wagt den tod zu sterben
(1794) in: zs. f. dt. wortf. 10, 232;
mich strafe, wenn ich treulos bin,
gott, könig, vaterland
in: zs. f. dt. wortf. 9, 305;
5)
gott und recht, gott und ehre. in der verbindung mit recht schon mhd.:
vielleicht steht schon hier die doppelvorstellung göttlichen, d. h. nach mittelalterlicher auffassung natürlichen und menschlichen, geschriebenen rechtes im hintergrund, wie sie in älternhd. formeln hervortritt, in denen die verbindung gott und recht den sinn 'göttliches, natürliches recht' annimmt, s. auch gl. 735 f., dazu: natürlich recht heiszt man
gottes recht rechtssprichw. 1. mit gott und (mit) recht: das konigk Adolff ... das lant zu Doryngen mit gote adir mit rehte gekoufen adir besitzen mochte in: dt. rechtswb. 4, 1010; wy ... don dat mit gode vnd mit rechte vnd nicht mit walt (Lüneburg 1453) bei gloss. 736. schwächer: freylich, mein geliebtester T., kannst du mit gott und recht böse auf mich seyn ..., dasz ich ... nicht an dich geschrieben habe br. 1, nr. 49 Strodtmann. ferner: desselben schadens trawt er got vnd dem rechtten (1394) in: dt. rechtswb. 4, 1010; des sy gott und dem rechten trüweten, dass er sy des wegs nit entsetzen söllte (berufg. auf menschl. u. göttl. recht in prozeszsachen) (1510) in: schweiz. id. 2, 510. in ähnlichem sinne mit gott und (mit) ehre(n): oder nere dich sunst mit got vnd eren s. schr. 1, 32 ndr.; die andern alle verdienten meines wissens ihr brod mit gott und mit ehren s. schr. (1789) 1, 187. erweitert in der formel wider gott, ehre und recht: wy vngeverliche vnd vnbilliche wider god, ere vnd recht mit dem guden manne vmbgegangen ... ist (1454) bei gl. 736 mit weiteren belegen des 15. und 16. jhs.; variiert: der rath habe in fürfallenden hendlen vnd sachen gott, das recht vnd die billigkeit in acht genommen (1578) bei gl. 736. formelhaft von gott und rechtswegen 'nach göttlichem und menschlichem recht': alse billick van godes unde rechtz wegene geboert (1476) in: dt. rechtswb. 4, 1010; von gott, natur vnd rechts wegen (1600) bei gl. 736. so auch jünger noch, aber weniger gewichtig: nimm ja gleich wieder ein neues loos: denn was du nun gewinnst, gehört von gott und rechtswegen dein IV 20, 79 W.; da ihm (dem teufel) nun der liebe gott von gott und rechts wegen die welt noch schuldig ist s. w. 3, 459 E.; schwäb. 3, 762.
ich selbe spriche ez ouch dar zuo:
'got unde reht, wa sint si nuo,
Tristandes stritgesellen'?
Tristan 6980 R.; vgl. 6996.
6)
die vom 16. bis ins 18. jh. formelhafte verbindung gott und (das) glück meint nicht zwei selbständige, gleichgeordnete mächte, ist also nicht als einschränkung des wortes gott im sinne von gott II, sondern eher als seine modifizierung und nähere bestimmumg aufzufassen: vnser wolfart sollen wir got vnd dem gelück zuͦ schreiben sprüchwörter (1567) D 2;
wer ist feind? der mir nicht günnet,
was mir gott und glücke schenckt
sinnged. 68 lit. ver.;
wie gott und glück dich rückwerts führen
Parnass (1735) 2.
7)
auch in der verbindung gott und (die) natur geht das zweite glied modifizierend in der umfassenden einheit des ersten auf, vgl. dazu eine seltsame alte stelle:
weiter mainten unser altväter, die Teutschen, das weiblich pild wär etwas als sunder begabt von got und der natur bayer. chr. 1, 112, 21 L.;
das höchste was wir von gott und der natur erhalten haben, ist das leben II 6, 216 W.
wan dv mir (der natur) gebe daz gebot
daz ich were der ander got
kl. ged. 12, 489 (var.) Hahn;
und zürnestu ...
wo gott und die natur den reichthum ihrer gaben
in deiner brust mit fleisch und blut verschlossen haben?
s. w. 1, 51, 5 Krämer;
8)
in anderen verbindungen mehr gelegentlich:
gott und die warheit sey unser schilt und schirm decameron 12, 29 lit. ver.; gott vnd die zeit hindern viel ding floril. polit. (1662) 2, 614. (was, wies) gott und die reb (gibt, gönnt) eine redensart des 17. und 18. jhs., zunächst wohl im blick auf die güte einer weinernte, dann
ganz allgemein, schweizerisch und schwäbisch (dort bis heute) belegt, s. schweiz. id. 2, 510; schwäb. 3, 66. antithetisch: gott regiert im himmel und 's geld uf erde schweiz. id. 2, 510.
heute lebt man ohne sorgen,
gott und vorsicht weis, ob morgen
s. w. 4, 75, 16 Krämer;
wann mit gott und schicksal schon zu rechten
der verzweiflungsvolle mensch begann
s. w. 1, 104 Hell.;
9)
bis ins älternhd. erhalten sich spuren eines mhd. äuszerst verbreiteten gebrauchs, der in beteuernder oder emphatischer, dann auch in abgenutzter rede gott und ein personalpronomen oder seltener ein persönliches substantiv formelhaft verbindet, wobei in menschlichen beziehungen und vorgängen gott als unsichtbar gegenwärtige höchste instanz gedacht ist; vgl. etwa:
weitere zahlreiche nachweise aus dem mhd. bei mythol. ⁴1, 14; 3, 10; nhd. nachlebend:
vgl. im übrigen auch (sei) gott (und mir) willkommen unter J 1 b γ ββ.
den schatz weiz nu nieman wan got unde mîn
Nibelungenlied 2308, 3 L.;
dô neic sî im unde gote
und bôt sich ime ze gebote
Iwein 6013.
gott vnd mir ist am besten bekand,
dasz ich bin vnschuldig der that
Keller;
2689 das wissen zwene: got und ich
bei mythol. ⁴3, 10.
H.
in einem vornehmlich älteren, in zusammensetzungen und mundartlich fortlebenden gebrauch hat gott lediglich die funktion einer verstärkung des zugeordneten wortes, vgl. die gleiche erscheinung in woordenboek 5, 231; Murray s. v. god II 5 f., s. auch gramm. ²2, 529 und unten kompositionstyp I F.
formal steht gott hier fast ausschlieszlich als (possessiver) genitiv, zunächst neben substantiv und substantiviertem adjektiv, später auch neben attributivem adjektiv und adverb. eine logische beziehung zwischen gott und dem beziehungswort als ausgangspunkt verstärkender bedeutung ist auch in früher bezeugung kaum noch sicher erkennbar, wenn man sie nicht allgemein in der zu gott gehörigen vorstellung der grösze, des einmaligen und absoluten finden will, vgl. etwa in der Lutherbibel im anschlusz an alttestamentlich-hebräischen sprachgebrauch: deine gerechtigkeit stehet wie die berge gottes ps. 36, 7; berge sind mit seinem schatten bedeckt, vnd mit seinen reben die cedern gottes ps. 80, 11 und in jüngerer poetischer wendung: wie ein berg gottes über niedere hügel (hervorragt) w. (1811) 1, 23, dazu den gebrauch ob. E 3 c und eine ähnliche funktion der wörter himmel, teufel, tod.
1)
schon früh, aber unhäufig neben substantivischen sachbegriffen, im ältesten beleg neben substantiviertem adjektiv:
vgl. 15 613 (in diesen beiden belegen möglicherweise auch nur als das unrecht, das einem 'gottesmann' angetan wird, und insofern nicht als verstärkung im eigentlichen sinne); gottes lange zyt (1519) in: schweiz. id. 2, 520. mundartlich noch heute: en aller gotts mal 'nur ein einziges mal' ebda; nig een gods koorn 'nicht ein körnlein' brem.-nds. wb. 2, 525; gottes nichts 'gar nichts' obers. 1, 433ᵃ; des ist gottes reine wahrheit schwäb. 3, 758; vergleichbar: o ja, da hast du gottes recht Auerbach ebda.
dannen uber manec iâr,
daz ist al daz gotes wâr,
Ysaac altote,
daz daz gesuͦne ime tunchelote
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 22, 17 Diemer;
si tâten im (dem bischof) daz gotes unreht
dâ er an sînem gebete lac ...
si marterten in ze tôde
kaiserchronik 16 127 Schr.;
2)
seit dem frühmhd. und bis ins älternhd. hinein neben persönlichem beziehungswort, meist einem substantivierten adjektiv. für die weitaus häufigste mhd. verbindung gotes armer, gotes ellender läge eine logische beziehung 'der göttlichem schutz empfohlene oder um gottes willen zu schützende arme' nahe, vgl. godes volk hl. Elisabeth 6307; gotes her
gute frau 1492 für pauperes, s. auch d. christent. i. d. altdt. heldendichtung 5 zu Nibel. 2195, 4 L. meist jedoch ist im gebrauch der wendung eine solche beziehung hinter der blosz verstärkenden bedeutung nicht fühlbar. zu den zahlreichen nachweisen über gotes armer, seltener gotes ellender, dürftiger bei mythol. ⁴3, 14 f. und in den mhd. wbb. s. v. got vgl. noch Kudrun 1359, 3; 1477, 3; 1171, 1; 1184, 2; 929, 4; d. seele rat 2108 Rosenfeld. weiter verstärkt noch vereinzelt im 16. jh.:
anderes gelegentlich, vgl. ahd. gotewuoto I 19, 18, goteleido ebda IV 7, 34 (dazu dt. maa. 5, 10; dt. wortbild. 62, ferner sub tyrannide under themo godouuvden (9. jh.) ahd. gl. 2, 366, 3 f. St.-S.:
wer ... himlischen vater trutzlich belaidigt, der ist nymer gleich ainem sun gots vnd thuot als ain gots poeswicht teutsche theologey 219 R.; (1514) bei schwäb. 3, 766. obszön für 'penis': so bald er zuͦm stall eingeht und sein nit wahr nimpt, so ist das füllin fast hungerig, felt den nechsten unden in das grasz, erwüscht das grasz und alles miteinander, beiszt damit dem armen teufel den gots böszwicht und den element allen mit dem grasz am leib hienweg gartenges. 31, 28 Bolte.
die braut die haist: ach leider!
der breutgam: dasz got derbarm!
so hab wir kaine klaider
und sind gots marter arm
(16. jh.) volkslieder (1881) 556.
die gotes unholden
väterbuch 22 492 Reiss.;
ez hêt der gotes tumbe
vor an dem lîme al umbe
von dem zeswen ôren hin (eine stickerei auf seiner haube)
meier Helmbrecht 85 Haupt;
3)
wohl von 2 aus, und nicht aus einer gedanklichen verknüpfung zwischen gott und dem regierenden wort ist auch der in der mundart noch weitverbreitete gebrauch zu verstehen, der adjektiva in adverbialer oder auch attributiver funktion in verstärkendem sinne mit gottes-, gotts-, seltener gotte- verbindet. in zusammenrückungen wie gottserbärmlich, -jämmerlich (s. d.) u. a. dringt dieser gebrauch auch in die umgangssprache und in die derberen schichten der schriftsprache ein, vgl. auch unten kompositionstypen I F 4. im 16. jh. gelegentlich noch in getrennter schreibung: dorch den h.geist, den du so gades rycklycken heft uth gegaten bei 2, 136ᵃ;
vgl. noch:
sieh auch s. v. allgotsammen, teil 1, 235 und unten gottessammen. für die mundart vgl. bair. 1, 960; schweiz. id. 2, 520; obersächs. 1, 433ᵃ; dt. maa. 3, 346; 5, 10 f.; 7, 252, ferner Trübner s. v. gott.
(ich) muͦsz yetz so gotz erbermklich gan
d. weinspiel v. 3135 ndr.;
ir gotts verfluchten nachtschabaun
Hans Pfriem 76 ndr.
nun farend hin in minem namen
ir mine diener all gotz samen
(Lucifer zn den andern teufeln)
belagerung v. Babylon (1560) akt 2;
wilkom seid jr mir all gotts sammn.
danck habt, schwegrin, in gottes namn
spiel v. reichen mann 71 Bolte;
4)
vereinzelt bleibt ein verstärkender gebrauch in der kopulativen formel gott und genug 'durchaus genug, reichlich': ir werdend des alles gott und g'nuegsamen underricht finden (16. jh.) in: schweiz. id. 2, 520, vgl. das schweizer. sprichwort gott und g'nueg sind bi-n-enand ebda; dazu bair. gott und gar 1, 961, schweizer. gottsgär 2, 398 und erzgebirg. gudegōr 'gott und gar' in: zs. f. hd. maa. (1905) 30; gottegar obersächs. 1, 433ᵃ; folglich hatte er nach des oberstlieutenants meinung an jetztgedachten geschicklichkeiten gott und genug Müller
Siegfried v. Lindenberg 1, 51; vgl. 2, 92 und s. v. genug 5 c, sp. 3499 f., wo zur erklärung die wendung wenn wir gott haben, so haben wir genug (1616) herangezogen wird.
J.
gott in festen formeln und redensartlichen prägungen, die sich als entwicklungsfähig erwiesen haben und ein eigenes sprachliches leben führen.
die zentrale bedeutung des wortes gott, soweit es sich dabei im ausgangspunkt um den christlichen gottesbegriff handelt, spiegelt sich besonders eindrücklich in der tatsache wider, dasz schon seit den anfängen, in voller stärke seit dem mhd. die sprache in all ihren schichten von einer fülle geprägter wendungen durchsetzt ist, in denen das wort gott begegnet. sie knüpfen, soweit nicht unmittelbare anlehnung an lateinische oder lateinisch-kirchensprachliche muster anzunehmen ist, vorwiegend an gängige verbindungen des wortes an, besonders aus den bereichen C, D, F. inhaltlich dienen sie dem ausdruck von wunsch und anwünschung, grusz und dank, verwünschung und fluch, erschrecken und abwehr, beteuerung, anruf und klage, vornehmlich in der form kurzer, oft parenthetischer sätze, verbaler adverbien oder bloszer interjektionen und ausrufe. häufig hat die gleiche wendung verschiedene bedeutungen, so dasz sich die einzelnen formeln in ihrer anwendung vielfach überschneiden. die lebensdauer mancher wendungen ist begrenzt, eine erhebliche anzahl jedoch reicht aus früher bezeugung bis in die gegenwart. dabei verliert der religiöse (bzw. der abergläubisch-magische, s. hwb. d. abergl. 3, 961 s. v. gott 5) gehalt des anfänglichen gebrauchs, früher oder später, weithin an ernst und gewicht, modifiziert sich in irgendeiner richtung, weicht ins ironisch-spöttische aus oder büszt auch als bloszes stilmittel jeden eigentlichen sinn ein. in ähnliche richtung deutet die jüngere konkurrenz des unverbindlicheren wortes himmel mit ursprünglicherem gott in zahlreichen fällen. für den nhd. sprachgebrauch ist es bezeichnend, dasz sich das schwergewicht der anwendung in wachsendem masze in niedere sprachschicht, besonders in die umgangssprache verlagert, wie denn auch die mundart sie in besonderer stärke entwickelt, sie durch beständige variation bis zur unkenntlichkeit entstellt oder auch durch eigene wendungen bereichert, vgl. dazu dt. maa. 3, 345 ff.
formal bemerkenswert ist die überaus häufige euphemistische entstellung des unverhüllten namens gott in bestimmten gebrauchsweisen, so vor allem unter 5, wo die deckformen gotz, potz, kotz neben nur älteren verhüllungen bis heute bezeugt sind. die mundart strebt hier nach immer neuen bildungen, vgl. auch goll, göll u. ä. unter 4 b. vereinzelt bleibt: ey das gocks geklagt sey eins u. hundert 6 (1569) 16ᵇ, s. u. 1 b β.
aus einem teil der wunschformeln kann sich das als subjekt fungierende wort gott infolge häufigen gebrauchs zurückziehen, so bei (gott) gesegne, (gott) geb, (gott) bewahre, behüte, vgl. auch mhd. sammir (gott helfe), s. dazu in: zs. f. d. dt. unterr. 6, 729 ff.; gramm. ²4, 302. in den gleichen und einigen anderen redensarten begegnet häufig auch ellipse des personalpron. mir, dir, mich, dich, vgl. gramm. ²4, 312.
1)
in der form eines konjunktivischen kurzsatzes als wunsch- und anwünschungsformel, in einigen wendungen auch elliptisch (s. u. a δ ζζ; b α αα; γγ; γ αα; ββ; c). mhd. gilt vielfach statt des einfachen konjunktivsatzes nach dem muster got ner iuch eine umschreibung in der form got sî der iuch ner, vgl. z. b. Erec 6901; 8351; Iwein 1172; Willehalm 154ᵈ u. ö.
a)
gott als subjekt an transitive verba gebunden, sofern ein aktives eingreifen gottes in den ablauf des irdischen geschehens und in die beziehungen der menschen untereinander gewünscht oder erbeten wird. hier festigt sich ein groszer teil der zu C 3 d gehörigen verbalverbindungen zur stehenden formel, verliert aber zugleich vielfach seinen religiösen sinngehalt, wandelt oder spezifiziert sich in der bedeutung und anwendung.
α)
in zwischenmenschlichen dankesformeln, der vorstellung des dankenden, lohnenden, vergeltenden gottes entsprechend: gott danke dir, vgl. schon:
als gegengrusz:
(er) rief schon von weitem ...: grüsz euch gott, gevatter garnträger! dieser liesz ihn näher herankommen, dann rief auch er mit verwunderung: dank euch gott, gevatter geschirrfasser! I 25, 1, 120 W.; schwäb. 3, 759. gott lohne (es) dir, vgl. schon:
gott belohn es ihnen dt.-ital. (1799) 536. parenthetisch: des der erber man got lone in willig ist decameron 158 Keller. gott vergelte (es) (dir):
nun vergelts gott und die heilig kirchweih Garg. (1590) 92; so vergelt dir's gott, bauer, sagte sie ges. w. (1890) 3, 124; mundartlich obd. (ver)gelts gott schwäb. 2, 1140; schweiz. id. 2, 512; Kärnten 119. substantiviert: ich meine doch, einem das leben retten, ist ein ritterdienst, der wenigstens ein vergelts gott werth ist s. w. (1794) 11, 362.
habe mammuntaz muat,
in thiu ni giwanko, thaz thir es got githanko
vgl. II 20, 6;
III 19, 36; got danck dir sprach herr Dieterich
deine wort die lauten hart freundlich
Laurin 1477 Schade;
man gab im sein brief und sigel,
man schankt im ain pfert darzuͦ!
gott dank euch, herren zu Basel!
volkslieder (1881) 245.
er sprach: 'guten abend, mägdlein!'
sie sprach: 'got dank euch, man!'
ebda 187;
in herzen si iz scono (das gebet), thaz iu es got gilono
II 21, 5;
nuͦ lône iu got von himele, vil edel Rüedegêr
Nibelungenl. 2136, 1 L.; vgl. 156, 1; 302, 1; 733, 1 u. ö.;
'got vergelte iu, knabe guot:
iwer êre sî von im behuot'
Erec 3596; Iwein 5233;
β)
gott grüsze (dich), grüsz (dich) gott, s. dazu s. v. grüszen sp. 1013 f. (in der älternhd. doppelformel gott geb, gott grüsz s. u.ζ εε). von der bedeutung grüszen 'freundlich begegnen' her (s. oben C 3 d δ ende). formelhaft im sinne des gruszes schon im frühen 13. jh., häufig erst seit dem 15. jh. zu dem versuch, diese nur obd. gebräuchliche gruszformel letztlich auf den einflusz irischer klostersprache zurückzuführen, s. in: dt. wortgesch. 1, 116:
gott grüsze dich, Gregor, gott grüsze dich tausendmal s. w. 1 (1904) 239. in sachlicher beziehung: Vlenspiegel ... sagt: got eer got grüsz daz hantwerck Eulenspiegel 116 ndr.;
schon früh auch in umgekehrter wortfolge: auete grüsz euch gott (1515) gl. 60ᵃ;
mundartlich als geläufigste gruszformel vor allem obd., s. schwäb. 3, 887; schweizer. auch mit ersparung des subjekts gott 2, 511 f.
sî sprach 'got grüeze iuch, herre'
Iwein 5997; minnes. 2, 19ᵃ v. d. Hagen;
gott grüsz euch, jungfraw hüpsch und fein!
volkslieder (1881) 38 u. o.;
gott grüsze dich, tiefes himmelsblau
ged. (1850) 13.
ei, Erny, grüsz dich gott!
s. w. 6, 156 Sauer.
γ)
von der vorstellung des behütenden, bewahrenden, erhaltenden gottes aus in bedeutungsmäszig sehr wandlungsfähigen formeln.
αα)
gott behüte, ursprünglich noch in weiterem syntaktischem rahmen. als ernsthaft gemeinte bitte:
ohne echten religiösen bezug: gott behüte mich vor deutscher rhythmik wie vor französischem thronwechsel IV 29, 90 W. vorwiegend als kurzformel. so im abschiedsgrusz und segenswunsch:
formelhaft besonders im älteren volkslied:
mundartlich schwäb. 3, 888; Kärnten 119; schweizer. b'hüet-i gott sägeⁿ, (1715) den behüt gott machen (sich verabschieden) 2, 514. schweizer. auch in der speziellen anwendung von helf gott (s. u.δ δδ) als wunsch an den niesenden ebda 2, 512. bairisch pfüt-gott sagen in der scherzhaften bedeutung 'sich drücken, durchbrennen':
als ausruf des erstaunens, des erschreckens, der selbstbeschwichtigung, der einschränkung vor einem starken wort u. ä.: dij uestram fidem? admirantis aduerbium cum exclamatione herr gott behüt dict. (1556) 407ᵇ; sie (die magd) geht im hausz auff wie die sonn, ist des hauses Lucifer (gott behuͤt vns) versicht das vihe, melcket die kuͤ Garg. 109 ndr.;
von hier aus verhüllend für den teufel, mundartlich, doch s. oben auch den Fischart-beleg: der gott behöues der teufel rhein. wb. 2, 1316; schweiz. id. 2, 513. als abwehrformel gegen zauberei: die zauberey (wird) ... vertrieben ... auch mit den worten: gott behüts janua res. (1644) 254. in anderer richtung als starke form beteuernder oder abwehrender verneinung, aus einer erweiterten form mit abhängigem dasz-satz entwickelt: behüt mich gott, dass ich die menschen den mastschweinen nicht vergleiche 2, 405 Keller; du glaubst vielleicht, dasz meine frau mich erwartete? gott behüte! s. w. (1844) 10, 332.
dâ vor uns got behûte,
daz wir im icht werden genôzsam
von dem diu ubermuot anegenge nam
erinn. a. d. tod v. 308 H.-K.;
gott bhuͤt euch vor der helle gluͦte!
volkslieder (1881) 11.
got hüete iur, ich wil hinnen varn
Parzival 626, 29.
behüt dich gott, mein herzigs herz,
röslein auf der heiden
volkslieder (1881) 86.
die oan sag'n wist, die andern hott,
die andern sag'n glei ganz pfüt' gott
ged. 3, 18 Reclam.
bhüt gott! nun het ichs glaubet kaum,
dasz mir solt war werden mein traum
vnd dasz jr solt bey mir ligen
dramen 2407 lit. ver.;
damit schrift, papier und druckerei
nicht, gott behüte mich! verloren sey
Jobsiade (1799) 1, 4.
ββ)
gott bewahre, in gleicher anwendung wie αα. zunächst in erweiterter form und eigentlichem sinn, vgl. ahd. synonym:
dann müszten sie wohl wieder arm und elend in das alte schlosz zurück. 'bewahr uns gott davor!' sagten alle ges. schr. (1852) 5, 101. abgeschwächt: gott bewahre mich vor solchen verkürzungen, die zugleich sinn und wirkung aufheben I 22, 165 W. meist auf kürzere formeln reduziert: sollte ich, gott bewahre, heute krank sein (1782) br. 2, 174 Schiederm. in abschiedsgrüszen:
Parzival 389, 14;
gott bewahr dihr! (1745) br. an Fredersdorf 51 Richter. seltener als ausruf des erschreckens:
mundartlich im nd.: gott sall mi bewohren, ok de noch w. 2, 177 Seelmann; rhein. wb. 2, 1316. in jüngerem gebrauch sehr verbreitet als abwehrende verneinung, die übrigens auch der nennung gottes entraten kann: gott bewahre! wir haben eine zähe haut schachmaschine (1798) 19; 'aber Dörr darf nicht dabei sein.' — 'i, gott bewahre!' ges. w. (1905) I 5, 134.
waz duit thanne iro fravili theru minera nidiri,
joh iro willo ubiler? got biskirme mih er!
V 25, 78;
got sol iuch dervor bewarn
Iwein 6149;
er sprach 'got müez iuch bewarn ...
ichn belîbe hie niuwet mêre'
Iwein 5530;
fart hin, mein schöne junkfraw,
und dasz euch got bewar
volkslieder (1881) 147;
wie so nicht? das euch gott bewar,
es spricht der herr jo selber klar,
das sie (die heiligen) vns helffen
Hans Pfriem 44 ndr.
γγ)
in verwandten wendungen geringerer bedeutungsbreite sind noch fest geworden gott sei bei, mit, seltener über uns, gott steh uns bei, gott erhalte (ihn), mundartlich gott stärke mich. ernsthaft, vor allem in grusz und segenswunsch: der al mechtigt got sein albeg mit euch (15. jh.) in: Bayerns maa. 2, 441; gott sey bey euch! gott sey bey euch! der herr segne euch alle schlesw. lit.-br. 150 lit.-denkm.;
got kehalten in in allen uuerltfreison (dominus conseruet eum) 2, 150, 12 P. (ps. 40, 3); gott erhalte den könig! 13, 9 G. als schreckensruf oder ausruf unangenehmen erstaunens: er taumelte schlaftrunken auf, lief wie besessen umher und rief: gott steh uns bei! s. schr. (1835) 31, 134. mundartlich in dieser bedeutung gott stärke mich, s. schwäb. 3, 760; obersächs. 1, 431. gern vor und neben starkem wort, unangenehmer vorstellung u. ä.: auch wär' er sicher ... auf der stelle todes verblichen, wenn etwa, gott sey bei uns! ein riese ... erschienen wäre kreuz- u. querzüge (1793) 1, 25;
besonders: wenn, gott sey bei uns, der teufel selbst aus der hölle (oder aus Frankreich) käme seelenschatz 2, 227;
lebt alle wohl, und gott sei über euch!
s. w. 6, 172 Sauer;
wenn ihr nicht etwa des gewissen harrt,
nu, ihr versteht mich, den gewissen mein ich,
kaum trau ich mir die sünde auszusprechen,
des, ach gott sei bei uns, des sklaven nämlich!
s. w. 11, 149 Sauer.
der fette braten schmeckte
dem, gott sey bei uns, gut (dem teufel)
ged. (1869) 11; vgl. 25 (s. u. gottseibeiuns)
δ)
gott helf(e) (dir), in spezieller bedeutung (s. u.ββ) in der imperativischen form hilf gott.
αα)
allgemein in der wirklichen bitte um göttlichen beistand: ube er carnem nemuge frenare, so helfe imo got 2, 150, 22 P. (ps. 40, 4); pred. 169, 36 V.; gott helffe dir sit felix. adsit deus. deus fortunet labores. bene vertat quod agis nomencl. meth. (1623) 290; du hest noch nig help god seggt heiszt es, wenn man jemand vorrücken will, dasz er zu voreilig ein künftiges gute für gewisz hält plattdt. wb. (1781) 156.
ββ)
in der form hilf gott nhd. als ausruf des bedauerns, des schreckens, als stoszseufzer u. ä.: hilf gott, du mensch würst mich vnsinnig machen Terenz (1539) 87ᵃ;
hilf gott, was werden die leute treiben ges. schr. (1893) 2, 143. ironisch: überall werden die wilden, je mehr sie unsern brandtwein und üppigkeit liebgewinnen, auch unsrer bekehrung reif ... werden bald, hilf gott! alle menschen wie wir seyn! gute, starke, glückliche menschen! 5, 546 S.
begiebt sich auch zuletzt mein denken in die weite,
hilf gott, was seh ich da vor kräuter, thier und leute!
s. w. 3, 103, 80 Krämer;
γγ)
als abwehrformel einem bittenden oder einem bettler gegenüber: ein nimm hin ist besser, dann zehen gott helff dir floril. polit. (1662) 1, 258; vgl. 53; t.-ital. 1 (1700) 549ᶜ;
rhein. wb. 2, 1318; schwäb. 3, 760.
da sitzt er wie ein bettler vor der thür
und holt ein: helf euch gott! sich und verachtung
s. w. 6, 104 Sauer; vgl. 17, 90;
δδ)
schon früh als wunschformel, die man einem niesenden sagt, zunächst von der vorstellung aus, dasz das niesen eines schwerkranken zeichen des nahen todes sei. zur geschichte dieser in christlicher tradition mit pestzeiten frühkirchlicher zeit in verbindung gebrachten formel vgl. in: d. teutsche Merkur (1785) 2, 173/189, wo entsprechend gleichlautende verbindungen in heidnischer antike, auszerhalb jeder beziehung auf die pest, nachgewiesen werden (synonyme verbindungen für diesen speziellen gebrauch s. oben γ αα, unt. η γγ): und wenne (bei einer seuche in Rom zu Gregors d. Gr. zeit) ein mensch nyesete, so fuͦr die sele von ime und was dot. dovon gewone men zuͦ sprechende so (ieman) nyeset: 'got helfe dir'! ouch zuͦ der selben zit, wenne ein mensche gewete (gähnte), so viel er nyder und was dot. dovon kam die gewonheit, das men ein crüze für den munt machet so men gewet (der legenda aur., de S. Gregorio entnommen) (Straszburg um 1400) städtechron. 9, 770;
hinzuliegen in der zeit, eines weibes gunstbezeugung zu erbetteln, zu der du im grunde nicht einmahl hoffnung hast, dasz sie dir je auch nur gott helf sage w. (1811) 3, 91. modern an stelle des jetzt üblichen: 'gesundheit!' wohl nur noch in mundartlicher sphäre: und nach einer weile hör ich pflitzgen (niesen). ich natürlich: helf gott! Apollonias sommer (1932) 46. vielfach mundartlich.
vnd wann es an ein nisen geht,
dem nechsten zuͦ der bey dir steht
solt huͦsten in sein angesicht,
damit er auch (gott helff dir) spricht
Grobianus v. 268 ndr.;
εε)
nur mundartlich, aber über das ganze sprachgebiet verbreitet ist die verwendung als gruszformel, besonders im zuruf an arbeitende, vgl. z. b. schlesw.-holst. 2, 444; westf. 82; Thür. 108; rhein. wb. 2, 1318; 2, 512; schwäbisch auch in anderen nuancen, s. 3, 759.
ζζ)
am ältesten in der längeren formel so oder als mir gott helfe, die feierliche beteuerung und starke versicherung ausdrückt und in der schwurformel so wahr mir gott helfe bis heute weiterlebt. der zusammenhang mit der schwurpraxis ist alt und schon heidnisch verwurzelt, vgl. rechtsalt. 895 und die nachweise ebda 50 ff.: semergot elfe, ne haben ne trophen (= gutta) i. si me deus adiuuet non (h)abeo nihil (10. jh.) ahd. gl. 5, 518, 31 St.-S. mhd. mit beziehung auf die erste oder zweite person des personalpronomens als so helfe mir (dir, iu) got, so mir (dir, iu) got helfe, vornehmlich aber in der ellipse so mir got und zusammengerückt samir, semir, somer, sumer got u. ä., vgl. die zahlreichen belege der mhd. wbb., a. a. o. und dt. maa. 3, 347 f., dazu den namen Heinrich Jasomirgott (herzog v. Österreich, 12. jh.) bei wortbildung 252. die elliptischen formen halten sich bis ins älternhd. und vereinzelt noch darüber hinaus, vgl. auszer den teil 8, 1727 s. v. sam, teil 8, 1745 s. v. sammer, teil 10, 1, 1508 f. s. v. sommer und schweiz. id. 7, 904 f. aufgeführten belegen noch: per deum summe got (nd.) bei nov. gl. 286ᵃ; sammer got (also war sein spruchwort oder schwur) Zimmer. chron. ²3, 383 Barack; ebda in der form saumer got 3, 253; sommer got 1, 463; 3, 253; sammer botz, iᶜʰ hät das fürnembst schier vergessa z' säga (1712) schweiz. id. 4, 1996. künstlich archaisierend:
vgl. unter mundartlichem einflusz: ja, ja, so gott, das hat er getan Storm bei schlesw.-holst. 2, 444. vom späten 14. bis ins 16. jh. auch in elliptischen verbindungen
wie samer gotz genad, samir boks wunden und zahllosen varianten, daraus in weiterer verkürzung samer box, sumer gotz und dgl., s. u. 5 und schweiz. id. 7, 904 f. auf höherer und eigentlich literarischer ebene begegnen neben so (wahr) mir gott helfe andere vollformen im schwur und in der beteuerung: das mir god so helffe und die heiligen (15. jh.) in: dt. rechtswb. 4, 1009;
also helff mir gott vnd die heiligen euangelia peinl. gerichtsordn. kaiser Karls V. 13 Zöpfl; vgl. 15. vereinzelt in negierter form: mein liebste fraw, jch verheisse vnd schwere euch hie vor gotte, meinem schopffer ... oder gott helffe mir nicht jn diser welt. amen schöne Magelone 23 Bolte. im übrigen: so whar mi godt helpen solde vnde sin hilliges evangelium (1589) in: dt. rechtswb. 4, 1009; ich ... schwur, dasz es durch das gebirge tönte: 'ich rette Bünden, so wahr mir gott helfe!' Jürg Jenatsch (1901) 307.
ihrer wängelein
lichtes roth
hat kein engelein,
so mir gott!
eya, säsz ich
unablässig
bei der preislichen bis zum tod
s. ged. (1802) 4, 25.
als mir gott helff, du jammerst mich
lit. ver.;
6, 158, 10 ηη)
der älternhd. beteuerungsformel wahrlich und als gott mir helfe (s. teil 13, 936) entspricht elliptisches wahrlich und gott, wahrlichen gott, wahrhaftig und oder in gott der md., wahrhaftigen gott, wahrhaftiges gottes, wirklich und gott, richtigen gott u. ä. einiger md. oder nd. mundarten. diese wendungen werden in der nur scheinbar akkusativischen formel wahrhaftigen gott von hier aus md. und nd. wieder literarisch, s. teil 13, 936 und 834, wozu hier ergänzend nachzutragen ist: wahrhaftigen gott, der herr kammerrat! — die ehre! w. 2, 84 Seelmann; reden se blosz ni aso! das darf ich wahrhaftigen gott nich mit anheeren! d. ges. w. 4 (1942) 199; wirklichen gott ebda 229.
ε)
nur älternhd. in der δ synonymen formel gott berate, s. teil 1, 1487, schweiz. id. 6, 1592 und unt. gottberat. zu den dort gegebenen nachweisen vgl. noch: den armen schülern, die lust und liebe zum studieren haben, sol man allewege behülflich sein und lieber zu andern betlern gott berat sagen bettel- u. garteteuffel (1586) I 7ᵇ. etwas auf gott(s) berat tun 'auf gut glück':
Hans Pfriem 565 ndr.; 1860.
jedennoch machte sie sich fort, auff gott berath,
und ritt', als die vermeint', den best- und nächsten pfad
Ariost 23, 19, 7;
ζ)
gott gebe, als besonders reich entwickelte optativverbindung, vornhd. auch wëre got in einer speziellen bedeutung (s. u. δδ).
αα)
in der verbindung mit satzteilen oder abhängigen sätzen ernsthaft als wunsch oder bitte: guolo geb u got i. bene te donet deus (10. jh.) ahd. gl. 5, 520, 1 St.-S.;
auch in verwünschungen:
gott gebe dir den ewigen fluch sprichwörterreg. (1577) t 1ᵇ. besonders mit abhängigem dasz-satz: so gebe in got tarmite, taz si diu uuaren (güter) bechennen 1, 168, 14 P.; gott geb, das du ein böse herberg bekömpst proverb. copia (1601) 2, 684; fahre wohl, und gott gebe, dasz wir bald wieder zusammenkommen s. w. (1864) 2, 64. jünger seltener in der folge gebe gott: die erzählung am schlusse Werthers ist verändert, gebe gott, dasz sie gut gerathen sey IV 8, 6 W. vgl. auch vereinzeltes frühnhd. vergabe got und gebe gott für utinam (1491) bei quellenschr. u. gesch. d. deutschsprachl. unterr. (1882) 25, wofür sonst wolle gott (s. u. ι αα).
gott der geb euch sein himmelreich!
(14. jh.) volkslieder (1881) 11.
got gebe den heiden sînen slac
livl. chron. 5218 Meyer;
ββ)
speziell in vollformen des gruszes, als mhd. und älternhd. vorstufe der später verkürzten gruszformeln guten morgen, guten abend u. dgl.:
got geb euch ein gueten morgen herr! (15. jh.) in: Bayerns maa. 2, 441; gott gebe euch eine gute nacht sprichwörterreg. (1577) A 1ᵇ. mundartlich noch heute, s. schweiz. id. 2, 511; korrespondenzbl. d. ver. f. nd. sprachf. 15 (1891) 24ᵃ.
'hiute gebe ir got vil guoten tac
der ich anders niht gegrüezen mac'.
also spriche ich iemer
alle morgen vruo
in: dt. liederdichter 238 Bartsch-Golther;
γγ)
in allgemeinem gebrauch von αα aus auf die kurzform (das) gebe gott, gott gebe es, gott gebs gebracht, in gleichem sinne wie wolle gott (s. u. ι αα): voglia iddio wolte gott, gott geb es (1618) 2, 439ᵃ; wie ich höre hat eine neue einwirkung der preszfreiheiterey abermals eine andere, gebe gott! eine günstige wendung verliehen IV 29, 42 W. jünger auch als ausdruck zweifelnder resignation:
mundartlich in drohungen: gott geve ik krieg em to pakken, ik will em nix anners! holst. 2, 59.
und wird der schöne traum je wahrheit werden?
gott geb's!
s. w. (1844) 2, 7.
δδ)
in der synonymen verbindung wëre got sehr früh in der selbständigen funktion eines verbalen adverbs, aber auf vornhd. gebrauch beschränkt; bedeutungsmäszig vom grundsinn schon erheblich entfernt. als beschwörender ausruf 'wie denn, ich bitte dich', für lat. quaeso: nu uuere got (queso), chad ih, ist tehein uuize dero selon nah temo tode? 1, 260, 21 P. besonders neben einem imperativ:
auch als beteuernder ausruf 'wahrlich' (s. ähnliches gott geb unter εε):
were got nu sprich,
ist gote ieht ummathlich (unmöglich)?
genesis 1776 Dollmayr; vgl. 4558; 2369 u. ö.;
wer got, rît für dich,
lâ müezege rede belîben,
ez zimet niht guoten wîben
kindh. Jesu 736 K.
min neue, weri got,
dune scolt nieht ingelten
deich dir guͦtes pin sculdech
genesis 2566 Dollmayr.
εε)
eine andere, vom ansatzpunkt sich mehr und mehr entfernende wendung nimmt die formel gott geb im 15. bis 17. jh., die seither noch mundartlich begegnet. die vielfältigen linien dieses gebrauchs sind s. v. geben, teil 4, 1, 1, 1708-11 so deutlich nachgezogen und begründet, dasz sie im folgenden nur angedeutet und ergänzt zu werden brauchen. die verstärkende doppelformel gott geb, gott grüsz tritt schon im 15. jh., selten noch im 17. jh. neben die einfache. zur ersparung des gott neben geb s. a. a. o. 1710 f.
vor einem konjunktivischen oder auch indikativischen nebensatz, dessen aussage zwei entgegengesetzte möglichkeiten offen läszt, wie lat. sive-sive bzw. auch et-et. so schon in der ersten hälfte des 14. jhs. nachweisbar:
häufig bei Luther: das man die leute zum sacrament zwingen ... wil, gott gebe sie sind geschickt oder ungeschickt, lustig oder unlüstig 10, 3, 51, 19 W.; 403, 5; 13; helle sprüche ..., die mit klarem verstand uns zwingen, gott gebe, es sey mit grossen adder kleynen buchstaben 18, 148, 22 W.; 32, 85, 20; 412, 11 u. o.; (er) lobt alles, was seinem herrn gefällig ist, gott geb es sey gut oder bösz pädag. princip. (1595) 108.
am gebräuchlichsten und lebensfähigsten vor interrogativpronomen oder -partikel an der spitze konjunktivischer oder indikativischer nebensätze, die damit als 'wer, was auch immer ...', 'wie sehr auch ...', 'selbst wenn ...' u. ä. verallgemeinernden oder konzessiv steigernden sinn bekommen. gott geb steht hier, wie im grunde schon im vorigen, im sinne von 'gleichgültig, einerlei':
gott geb wem es nicht gefall, so ist es doch mein gefallen Boccaccio (1580) 1, 53ᵇ; (er) versilberte die pferd, gott geb, was ich darzu sagte Simpl. 292 Scholte; godt geue, wat ander lüde dartho sagen korr. d. ver. f. nd. spr. 15 (1891) 23ᵇ. die doppelformel namentlich bei Murner:
auch mit ersparung des abhängigen satzes:
gleiche bedeutung hat eine konstruktion des 15. und 16. jhs., bei der zwischen gott geb und das fragewort ein verb im konjunktiv tritt:
doch ist unser euangelium die warheit, gott gebe es zürne wer da wolle 28, 322, 19 W.
seltener vor einem ohne fragewort eingeleiteten abhängigen nebensatz, wobei gott geb die bedeutung 'einerlei, ob ...' vertritt:
sed was recht ist, da bey wil ich bleiben, got geb, es zurne princeps, pater 28, 619, 4 W.
aus syntaktischem zusammenhang gelöst und im sinne eines beteuernden 'wahrlich, weisz gott, wohlan, nur zu' zum verbalen adverbium verselbständigt, vgl. die ähnliche funktion des were got oben δδ:
ja du hast es (dein kind im kloster) wolversorgt, als so man ainen mit bundtschuͦhen deckt, nur das du sein abkomest, got geb got grüsz, es gang jm wie es wöll, es dien joch got oder der welt granatapfel (1510) C c 3ᶜ;
v. d. gr. Luther. narren 182 Merker;
hierher scheint noch ein dem Schlesier J. Chr. Günther geläufiges gott geb zu gehören:
zu den unter geben II 20 h sp. 1711 aufgeführten mundartlich fortentwickelten sonderbedeutungen 'nur' (Zips), 'meinethalben, allenfalls' (Kuhländchen), 'möglicherweise, am ende' (Ostpreuszen) vgl. noch gott geb als ausruf der verwahrung 'nanu!' preusz. wb. 1, 246 und als ergänzung des oberbair. go ge warum 'ich möchte doch wissen warum' ähnliches gott geb was der N. noch erleben muss 'was der wohl noch erleben wird' schweiz. id. 2, 70; gogelei was der jetzt tut 'gott weisz, was der tut, was der jetzt wohl tut' schwäb. 3, 759.
got geb, si sprechind war ald liegind
teufels netz 3118 Barack.
got geb doch, was die pfaffen sagen,
sie richtens als in iren kragen
v. d. gr. Luther. narren 3196 Merker;
ich wart sin (des weins) all min läben lang,
gott gaͤb, wies wyb vnd kinden gang
weinspiel 272 ndr.;
er muͤsz usz gen (geben), ob jm schon brist.
do muͤsz es syn; got geb, got griesz,
wo er das alles nemmen miesz
geuchmat 60 Fuchs; badenfahrt 142 Michels.
der jhn mit einem guten bratn,
oder mit gelde hat berathn,
so steht er (der böse richter) im bald mit geschrey
in allen seinen sachen bey,
vnd spricht im recht, gott geb gott gruͤsz
vnd flucht der andern part die druͤsz
lauter warheit (1602) 257.
wir sind in disem land ouch gest.
got geb, es müg joch wen es wöll
Martin;
94 und laus in glouben, was er well,
gott geb, er kumm joch in die hell
Martin;
226 ich sprach zuo in 'got geb, got gruesz:
ir mügt mich touten, ob ir welt'
Martin;
48 gott geb, gott griesz, ich sags fürwar,
nüt schedlichers dann ein gelerter narr
narrenbeschwörung 129 Spanier;
gott gebe, gott grüsze, bier und wein schmeckt süsz,
versaufe ich die schue, so behalte ich die füsz
(1618) stammbuchblätter 9.
ich selbst verfalle vor den jahren ...
und dencke bey den grauen haaren:
gott geb, jezund erscheint das grab
s. w. 2, 45, 44 Krämer; vgl. 157, 48.
η)
gott (ge) segne.
αα)
in persönlicher wunschformel allgemein: got der himel unde erda teta der segenoe dih (benedicat te dominus) 2, 566, 25 P. (ps. 133, 3);
und diese stunde (der liebe) bin ich dir (dem freunde) schuldig ... gott seegne dich (1767) IV 1, 132 W.
so gesegen dich got min traͤchtin
liedersaal 3, 10 Laszberg;
ββ)
speziell als formelhafter abschiedsgrusz älteren gebrauchs:
auch in den abschiedsworten eines sterbenden, vgl. schon:
dramen 1628 Keller. gruszartig auch jünger gelegentlich:
gesegen dich got, mein höchster hort.
kain schaiden tet mir nie so we
Schatz;
38, 19 gesegen dich gott im herzen!
es musz gescheiden sein
volkslieder (1881) 99; 106.
got gesegen iuch alle:
wünschet noch daz mir ein heil gevalle
115, 4;
got gesegen dich, löb, got gesegne dich, gras,
got gesegne alles das da was,
ich muͦsz mich von hinnen scheiden
(15. jh.) volkslieder (1881) 304; vgl. 681;
gott segne dich, junge frau,
und den säugenden knaben
an deiner brust!
W.
I 2, 170 γγ)
als wunsch beim niesen wie gewöhnlicheres gott helf (s. oben δ δδ): sternutanti gott segne dich sit felix. sit salutiferum. bene vertat. servet te deus nomencl. meth. (1623) 290. mundartlich noch weit verbreitet, vgl. Basel 144; schweiz. id. 2, 513; rhein. wb. 2, 1316; Nordwestböhmen 43.
δδ)
besonders als wunschformel beim essen und trinken: dem pfarer schmeckt die wurst also wol daz er sie gantz frasz, vnd sprach zuͦ im selber gesegen mir es got es hat mir wol geschmeckt Eulenspiegel 56 ndr. als tischgebet oder tischspruch: sy setzen sich zu tisch, bringt der junge Tobias 's voressen und spricht: gsegne euchs gott, ihr lieben fründ, all die ihr z'tisch hie g'sessen sind (1619) in: schweiz. id. 2, 513; gott gesegne die mahlzeit ... gott gesegne euch den wein nomencl meth. (1623) 293. als wunsch an den, dem ein trunk gebracht wird:
beim zutrunk: man sprach (bei der mahlzeit) das tischgebet sehr still ... gleichsam als wenn man in einem capucciner-convent gessen hätte; aber kaum hatte jeder drey oder viermal gesegne gott gesagt, da wurde schon alles viel lauter Simpl. 81 Scholte;
(wirt:) da stadt der wyn, den gsägn üch gott!
weinspiel v. 224 ndr.
(Weidmann:) eure gesundheit!
(Cossheim:) gott gesegne's
w. (1811) 1, 196.
εε)
seltener als ausruf der verwunderung, verwahrung oder verwünschung:
got segen mich, entruwen, wir syn und wollen und wolden ye syn, ye einer uber den andern dt. schr. 511 B.; vgl. 531;
vgl. noch: die zauberey (wird) ... vertrieben ... auch mit den worten: gott behüts, gott gesegne es ianua res. (1644) 254.
'got segene!' sprach diu künigin
Tristan 13 690 Ranke;
'ja wohl!' gott segne mir die redensarten!
ein andermal sprich: ja!
s. w. 6, 156 Sauer.
θ)
in formeln, die an gottes gnade, trost, verzeihung appellieren, in allgemeinen und speziellen anwendungen.
αα)
gott gnade, gnade gott, gott sei gnädig. das vornhd. vb. gnaden 'gnade schenken, gnädig sein' lebt älternhd. vorwiegend, später fast ausschlieszlich in dieser optativen verbindung mit gott weiter, meist mit persönlichem beziehungswort im dativ, seltener in transitivem gebrauch mit dem akkusativ. s. im übrigen s. v. gnaden teil 4, 1, 5, 561 f., s. v. gnädig 600 mit zahlreichen nachweisen, denen hier nur wenige an die seite gesetzt werden.
schon der allgemein religiöse gebrauch, als bitte um die vergebende erbarmung oder hilfe gottes, ist formelhaft gefestigt:
Nibel. 2129, 1 L. vor einem gewagten wort: sein lächeln sehe ich noch, das — gott gnade mir — heilige hohnlächeln, mit dem er verschied s. w. 4, 17 Knaur. abgeschwächt und vergröbert zum schreckensruf:
erinnert es nicht an pfeile mit widerhaken ? gott sei uns gnädig! I 25, 1, 80 W. speziell im munde eines sterbenden oder bei der nennung eines verstorbenen, auch in der form gott gnade der, seiner seele: noch dem als bruder Conrad von Gyburg vorscheiden was, dem got genade (1399/1409) Marienburger treszlerb. 133, 11 Joachim;
(Anselmo:) ... ist das sterben? gott sei mir gnädig! Ugolino 260 H. warnend oder drohend in der ankündigung einer schweren, der erbarmung oder hilfe gottes bedürftigen lage:
die religiöse beziehung wird jünger nicht mehr gefühlt: und gnade gott dem kurzweiligen Franzosen, der in Shakespears fünften aufzug käme, um da die rührung in der quintessenz herunter zu schlucken 5, 226 S.; ich möcht euch wünschen ... dasz ihr nicht echt und meinesgleichen wäret, sondern gewächs für die heutige zeit. ist das nicht, dann gnad euch gott! d. notwender (1934) 31.
ich schiltes (die andern leute) niht, wan got genâde uns beiden
104, 29;
er (ein verprügelter) schrey, o weh, mir gott genad
hist. u. poet. kurzweil 69 ndr.;
der doch nichts tut dann mord und prant;
ich hoff er werd an leib geschant,
gott gnad der armen sele! (eines raubritters)
volkslieder (1881) 276;
denn, koͤmpt es aus, so gnad jhm gott,
sein bestes hie gelebt er hat
Hans Pfriem 28 ndr.
ββ)
gott tröste ihn oder gott hab ihn selig formelhaft bei der nennung eines verstorbenen, in jüngerem gebrauch: Soest: hattet ihr seinen herrn vater, Karl den Fünften, nicht lieber? Ruysum: gott tröst ihn! das war ein herr! I 8, 175 W.; die frau rath, gott tröste sie, kann mich nicht mehr trösten wie einstens ges. schr. (1852) 5, 17. mundartlich auch mit ellipse des pronomens: mei' papp gott tréscht Luxemburg 185; unser kleiner Jakob, gott hab ihn selig ges. schr. 2, 403 Schm.-St.; ges. schr. (1905) 1, 72.
γγ)
gott verzeih mir (die sünde) in redensartlichem gebrauch neuerer sprache. meist entschuldigend neben einem starken wort, einer gewagten behauptung u. ä.: 's beste wär schon, ins wasser mit mir! wenns aso is ... gott verzeih mir die sinde! d. ges. w. (1942) 4, 225; vgl. 230; 199 u. ö. meist leichteren gewichts: die weder kalt noch warm sind und, gott verzeih mir meine sünde! so ungenieszlich w. (1811) 1, 253. so vielfach mundartlich: ihr seid eⁱⁿ paar, verzeih mirs gott schwäb. 3, 761; schweiz. id. 2, 514; ebda u. rhein. wb. 2, 1316 auch substantiviert für einen sündigen menschen, armen kerl. nd. in der form gott vergeve all wat sünde is id. Hamb. (1755) 78; vgl. holst. 2, 57; plattdt. wb. 68. als leichtes kraftwort: vnd, gott verzeih mir! soll ich mirs denn nicht auch einmal bequem machen ? I 45, 92 W. scherzend: er nennt es (aus unkenntnis der weinsorten) Lafitte, gott verzeih es ihm, und bildet sich noch ein, eine weinzunge zu haben ges. w. (1905) I 5, 75.
ι)
in verbindungen, die sich an gott als ein wollendes, bestimmendes wesen wenden.
αα)
wollte gott und wolle gott nicht (s. ²wollen sp. 1353f.) vor abhängigem konjunktivsatz mit oder ohne konjunktion, und im letzteren falle selbst fast wie eine konjunktion; der ursprüngliche religiöse gehalt dieser einen dringenden wunsch umschreibenden wendung nutzt sich im formelgebrauch frühzeitig ab.
die nicht negierte form bevorzugt das präteritum, bedient sich älter aber auch des präsens: aber got uuelle, daz sie ... tero unsaligheite halto darbeen (sed uti hoc infortunio cito careant ... uehementer exopto) 1, 255, 16 P.; uuolti got 31, 21; 98, 3; 242, 21;
in glossarien und lexiken des 15. und 16. jhs. häufig für lat. utinam und osi, vgl. gl. 631ᶜ; 402ᶜ; n. gl. 274ᵇ; (1540) yy 1ᵃ; (1556) 1111ᵇ. dem älteren volkslied sehr geläufig:
auch biblisch: wolt gott, wir weren in Egypten gestorben, durch des herrn hand, da wir bei den fleischtöpffen sassen, vnd hatten die fülle brot zu essen 2. Mose 16, 3; richter 9, 29; 1. Kor. 4, 8; Gal. 5, 12 u. ö.; wollte gott, wir hätten in ganz Europa ein volk, das ihn läse 17, 7 S.; wollte gott! alle menschen wären eitel Göthe I 24, 273 W.
die negierte form, als reiner verhütungswunsch wie die synonymen wendungen unter γγ, erscheint durchweg präsentisch als gott wolle nicht und, soweit es sich nicht verselbständigt, stets vor abhängigem dasz-satz:
40, 12; wolle gott nicht, dasz ich ... hasse w. (1811) 1, 55. in verselbständigtem ausruf: das woll gott nicht proverb. copia (1601) 1, 363; Verrina: ich nehme mein eigenthum zurück. Fiesko: das wolle gott nicht 3, 157 G.
'daz wolde got der rîche', sprach dô Rüedegêr,
'daz iu diu margrâvinne noch solte geben mêr!'
Nibelungenl. 2142, 1 L.; 1878, 1; 1638, 2 u. ö.
wolt gott ich solt heint bei ir sein
in zühten und in eren!
volkslieder (1881) 65; vgl. 11; 17; 18; 90 u. ö.
des aber got nicht enwelle,
daz iwer einer sich oder ander iemen dar în (in die hölle) velle!
priesterl. v. 134 H.-K.;
'nune welle got von himele', sprach Gunther der degen,
'daz ir iuch genâden sült an uns bewegen'
Nibelungenl. 2114, 1 L.; 2182, 1; 2275, 1 u. ö.;
ββ)
das walte gott, walts gott, seit dem 16. jh., in ersterer fassung fehlerhaft an stelle des mhd. walte des got, got waldes u. ä., älternhd. z. t. noch richtig des walte gott. formelhafte segenswünsche in erweiterter form sieh s. v. walten, teil 13, 1380; die kurzformeln des walte gott, das walte gott, walts gott, gott walts sind bedeutungsmäszig stärker differenziert, als teil 13, 1381f. erkennen läszt. als ernsthafte bitte um göttliche hilfe und zustimmung wie in gottes namen oben E 3 a γ αα; ββ:
volksl. 721; das walt gott, das walt der herr adsint dij beati. dij bene faxint proverb. copia (1601) 1, 348. sarkastisch: das kein krieger in krieg geht, er spricht: das walt got. summa man huͦrt in gots namen, vnd thuͦt alles vbel, also das dauon ein sprichwort entstanden: alles vnglück fahet sich in gots namen an sprüchw. (1545) 2, 5ᵃ (s. oben E 3 a γ δδ). als abwehrformel gegen zauberei: die zauberey (wird) ... vertrieben ... auch mit den worten: ... gott gesegne es, gott walts ianua res. (1644) 254. die mundarten kennen in grusz-, arbeits- und gebetswünschen vielfache verwendung, s. schweiz. id. 2, 515; schwäb. 3, 761; Saarbrücken 86; oberhess. 431; rhein. wb. 2, 1317; ebda 1318 auch in abstrakter und dinglicher substantivierung. auffallend früh bereits in abgeschwächter, religiös neutraler bedeutung wie jüngeres in gottes namen unter 6 a, im sinne von 'meinetwegen, einerlei' oder auch 'wohlan, nun denn':
ähnlich (ebenfalls in Gawans munde) 514, 21;
vereinzelt als klage- und verhütungsruf: ach dasz gott walte, weistu nichts von unserm herr gott? Simpl. 26 Scholte.
si wellnt nu gein den heiden.
got waldes, sît ers alles phligt
Willehalm 313, 29;
eyn newes lied wir heben an,
des wald gott, vnser herre
in: dt. kirchenlied 3, 3;
hie wil ich (Gawan) mîne reise sparn.
got waldes, welt ir fürbaz varn
(ich will hier bleiben! wenn ihr weiter wollt,
dann in gottes namen, meinetwegen)
Parzival 602, 2;
got der waldes, swiez ergê:
schœner troum enwart nie mê
94, 36;
des walt gott, ich wil aber dran! (an den wein)
weinspiel v. 240 ndr.;
walts gott, ich gehe auch eins herfür
Hans Pfriem 20 ndr.;
wir ritten gestern durch in dunkler nacht.
jetzt liegt der kaiser drinnen.
(Ottokar:) nun, gott walt's! (meinetwegen)
s. w. 6, 125 Sauer.
γγ)
in verhütungs- und besserungswünschen stehen feste formeln neben mehr gelegentlichen varianten. als geläufigste abwendungsformel da sei gott vor, älter auch das wende gott (zum besten) u. ä.:
es send auch disz jar ... vil seltsamer impressiones geschehen, gott wends zuͦm besten chron. v. Kaisheim 444 lit. ver.; das gott wend, daruor gott sey dict. (1556) 8ᵃ; vgl. 139ᵇ; 407ᵃ; dt. wb. (1734) 2, 905; da seye gott für, das wolle gott nicht! che dio non voglia! t.-ital. 1 (1700) 549ᶜ; da sei gott vor, dasz ich die arbeit und mühe meines kindes nehme s. w. 1 (1904) 196. daneben: were, dat god vorbede, en schip in der zee brokhaftich wurde (1412) bei coll. de lois marit. (1831) 2, 458; gott verhüte! dasz ich mich mit diesem auf ein mehrers einlassen sollte 13, 88, 12 L.-M. gott bessere es, als formelhafte bitte um besserung eines bestehenden zustandes, tritt mehr oder weniger in die bedeutung der klageformeln gott seis geklagt (s. u.b β) und leider gottes (s. u. 6 b) hinüber: und verblendest den armen christen das dir seer ubel an stodt, got bessers kl. schr. 3, 14 Pfeiffer-Belli;
he kann god bȩtert nich lesen noch schrieben schlesw.-holst. 2, 444.
got sî der daz wende
daz ich sô iht gevar
daz ich dise freudenlôse schar
iht mêre mit mîm wîbe
Erec 8351;
aber gott bessers, das die meisten zeiten
da werden zugebracht mit eitelkeiten
oden u. lieder (1642) 104, 8;
κ)
in verwünschungs- und fluchformeln. mhd. erscheint, namentlich frühhöfisch, aber stilistisch verfeinert auch hochhöfisch, got in einer fülle optativischer verbindungen mit hazzen, hœnen, vellen, schenden u. a., s. die nachweise bei mythol. ⁴1, 16; 3, 12, wo heidnische wurzel vermutet wird, vgl. dazu auch B. Schwartz d. gottesbild i. höf. dichtg. (diss. 1933) 8f.; 32. späterer gebrauch beschränkt sich im wesentlichen auf selbstverwünschungsformeln im sinne einer groben beteuerung. nhd. hat sich gefestigt gott strafe mich: dii me perdant ... gott strafe mich thes. (1587) 390ᵇ;
du gehörst, gott straf mich, in den narrenthurm! erz. schr. (1861) 1, 29. so und in zahllosen entstellungen und verdrehungen mundartlich, vgl. schwäb. 3, 760; elsäss. 1, 244ᵃ; schweiz. id. 2, 514; Thür. 108; Mansfeld 44; korresp.-bl. d. ver. f. nd. spr. 15 (1891) 22ᵃ. das vergröberte umgangssprachliche (gott) verdamme mich mundartlich ebenfalls vielfach entstellt, s. dt. maa. 2, 502; Elberf. ma. 62; 1, 244ᵃ. das Lutherbiblische gott tue mir dies und das scheint über den gebrauch dieser quelle nicht hinausgedrungen zu sein: da sprach Saul, gott thu mir dis und das, Jonathan du must des tods sterben 1. Sam. 14, 44; 2. Sam. 3, 35; 1. kön. 2, 23 und alttestamentlich öfter.
straf mich gott, das sind sie werth
W.;
I 16, 30 b)
in einer weniger umfänglichen gruppe optativischer wendungen, die passivisch konstruiert oder doch passivisch
empfunden sind, wird gott nicht als handelnder, sondern als empfangender angesprochen. den hierher gehörigen formeln liegen verbindungen aus D 2 b zugrunde, die bestimmte möglichkeiten des menschlichen verhaltens gott gegenüber umschreiben.
α)
vor allem in dankesformeln, mit durchgehender neigung zu elliptischem gebrauch, so schon ahd. in den übersetzungen von Luk. 2, 14: tiurida in hohem cote (gloria in altissimis deo) (8. jh.) ahd. gl. 1, 732, 2 St.-S.; kl. ahd. sprachdenkm. 34, 110 Steinm.
αα)
gelobt sei gott oder gott sei gelobt u. ä.: kelobot si got (benedictus dominus) 2, 88, 13 P. (ps. 27, 6); 250, 27; 258, 11; 262, 22; gelobt sey gott, der mein gebet nicht verwirfft, noch seine güte von mir wendet ps. 66, 20; Daniel 3, 26; Eph. 1, 3 u. ö. formelhaft: (sie) kamen all wol gesund herwider, gott sei gelopt (Augsb. um 1450) städtechron. 5, 251. ebenso gott sei und gott habe lob, älternhd., aber schon vornhd. vorauszusetzen:
als eintrittsgrusz lob si gott! (1781) in: schweiz. id. 2, 515; schwäbisch sei's gott lob 3, 757. in parenthetischer formel: mir ein grosse krancheit die rede nam, die mir in diser vergangen nacht got sey lobe ist wider komen decameron 170 Keller. in gleicher verwendung: dweil ... auch einicher mistrau eines posen verdachts, got hab lob, bei inen nie eraigent gefunden (1525) chron. d. st. Bamberg 2, 216 Chroust; (1779) in: schweizer. id. 2, 515. daraus elliptisches gott lob, das schon mhd. auch zusammengerückt erscheint (s. u. gottlob), aber bis in jungen gebrauch daneben in getrennter schreibung begegnet. frühmhd. gote lop:
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 329 Diemer; alle sprachen: gott lob! der könig liesz die lügner ... hängen dt. sagen (1891) 2, 85. die als interjektion oder parenthetisch gebrauchte formel gott lob nutzt mit der häufigen verwendung ihren religiösen gehalt ab: denn so toll bin ich gott lob nicht gewesen, das ich verhoffet hette, mein brieff solte heymlich bleiben bey dem könige alleine 23, 28 W.; 18, 135; 26, 497 u. o., so doch (gott lob) nutzlicher bücher ... ein zimmliche anzal vorhanden Polybius (1574) vorr. 2ᵇ;
ich lese gott lob! meinen Homer in seiner sprache 3, 126 S. in mundartlicher redensart: der ist net recht bei gott lob 'nicht ganz bei trost' schwäb. 3, 757. wohl aus der mundart in der genitivischen kurzform gottes lob (s. ob. I D 1 d): 'gottes lob!', seufzt die kniende, 'weil nur grad der regen dader ist, der macht dem blitz die knie weich und elend!' d. schutzengelhaus 295.
gott sey lob in seim höchsten saal
dramen 1578 Keller;
von holze huob sih der tôt,
von holze gevîl er, gote lop
Ezzos gesang v. 258 Waag; vgl. v. 406;
ich bin gott lob so gut wie jene kaufmannsjungen,
von denen einer nechst an mir das maul verbrand
s. w. 2, 164, 3 Krämer;
ββ)
gott sei ehre und ehre sei gott, selten über biblischen gebrauch hinaus und nicht in blosz redensartlichen gebrauch abgesunken: ehre sey gott in der höhe, vnd friede auff erden, vnd den menschen ein wolgefallen Luk. 2, 14; demselben gott, der allein weise ist, sei ehre durch Jesum Christum in ewigkeit Römer 16, 27; Phil. 4, 20; 1. Tim. 1, 17; gott sey ehre! poet. versuche (1802) 1, 6.
γγ)
in den verbindungen mit dank und danken zufrühest bereits in elliptischer formel: aber gote dang, ter dia gesundeda gibet 1, 48, 29 P.; vgl. mit lat. vorlage: deo gratias daz chuit gote danc 3, 224, 32. jünger gelegentlich und schwächer:
auch zusammengeschrieben, adverbial: einen gewissen Lappe ..., der sich gottdank nur in einem kleinen bändchen
blamirt hat br. 133 Theo Schücking. volleres gott sei dank, vornhd. nicht belegbar, als gängigste wendung. in den paulinischen briefen noch im eigentlichsten sinne: gott aber sey danck, der vns den sieg gegeben hat, durch vnsern herrn Jhesum Christum 1. Kor. 15, 57; vgl. 2. Kor. 8, 16; 9, 15. mit abhängigem dasz-satz meist in abgeschwächter bedeutung 'was für ein glück, dasz', besonders als ausdruck innerer erleichterung:
gott sei dank, dasz du da bist s. w. (1898) 1, 78. auch mit selbstsicherem oder selbstzufriedenem unterton und dadurch mit einem anflug von ironie: sie verglich mich mit ihrem weiszfisch. gott sei dank, dasz ich mich stellen darf I 8, 86 W. einem hauptsatz vorangestellt: gott sei dank, ich fange an von andern lernen und annehmen zu können I 32, 35 W.; gott sei dank, Cécile, sagte der oberst ..., gott sei dank, wir sind allein ges. w. (1905) I 4, 234. vornehmlich als satzparenthese im sinne von 'zum glück, erfreulicherweise': da es uns, gott sey dank! auch nicht an Homeren fehlt 8, 19, 27 L.-M.; ich finde, gott sei dank! kein deutsches wort, um perfid in seinem ganzen umfange auszudrücken I 22, 234 W. vielfach im trivialgebrauch der umgangssprache, hier und mundartlich auch ironisch: na gott sei dank! das ist ja eine schone bescherung obersächs. 1, 432; ähnlich volksw. d. prov. Sachsen 26. die verbale verbindung gott sei gedankt tritt stark zurück: bei uns ist dies, gott sei gedankt, nicht der fall w. 2, 408 Redlich; vgl. noch die burschikose abwandlung gott sei's getrommelt und gepfiffen u. ä. Henneberg 82; rhein. wb. 2, 1315.
gott dank! dasz uns so wohl geschah,
der tyrann sitzt auf Helena!
W.
I 5, 1, 143 gott sey ewig dank,
dasz ihr doch endlich einmahl wiederkommt
L.-M.;
3, 3, 1 δδ)
in mehrgliedriger reihung:
die kopula gott lob und dank in fester, aber religiös integrer formel: gott lob und danck, ir sind itzt allenthalben gar viel, die des bapsts irthum erkennen 16, 251 W.; gestern als den 16 ten bin ich, gott lob und dank, ganz mutterseliger allein in einer postchaise hier angekommen Mozart in: Mozart (1856) 3, 4; gott lob und dank, er hat sich mit der einöde ausgesöhnt d. notwender (1934) 6; schwäb. 3, 757.
gott sey nun lob ehr danck vnd preys
Thedel v. Wallmoden v. 991 Zimmermann.
β)
gott seis geklagt als ausdruck echter klage oder starken bedauerns, schon mhd. in ähnlichen wendungen vorbereitet:
du weist wol wieuil secten der Hetzenhundius erzölt, darunder dein hertzlieber vatter, ey das gocks geklagt sey, mein lieber sun, gezölt wirt eins u. hundert 6 (1569) 16ᵇ (s. oben sp. 1086);
jüngerer, blosz redensartlicher gebrauch zieht im übrigen die wendung dasz gott erbarm vor (s. u. c).
daz sî dir, süezer got, gekleit
25, 23;
nun sey es got von himel clagt
liederb. d. Hätzlerin 20 Haltaus;
so sind wir menschen,
gott sei's geklagt!
erz. schr. (1861) 1, 21.
γ)
persönlich bezogen in grüszen oder gruszähnlichen formeln, in denen ein mensch dem göttlichen schutz empfohlen wird.
αα)
gott befohlen, elliptisch aus sei gott befohlen u. ä. vgl. schon mhd.:
vornehmlich als abschiedsgrusz: a dio, vel stà in pace lebe wol, gott befohlen, ade (1618) 2, 11ᵃ;
und nun, mein lieber herr pastor, gott befohlen! Lennacker (1938) 610. als schluszformel eines briefes, eines vorworts u. ä.: hiemit gott befohlen (1537) br. 8, 45 W.; vgl. 93; 113; 115; und somit gott befohlen! lasz mich bald etwas vernehmen IV 23, 200 W. in merkwürdiger variante: hiemit gott vns sämptlichen befolen (schluszwort einer vorrede) Maynhincklers sack (1612) vorr. 5.
ir sult âne sorge got bevolhen varn
Nibelungenlied 1030, 1 L.
gott befohlen brüder!
in einer andern welt wieder
(angesichts des todes)
G.;
1, 231 ββ)
die namentlich an einen gast gerichtete begrüszungsformel (sei) (mir) gott willkomm(en) ist frühen, von Jac. Grimm auf heidnische wurzel zurückgeführten ursprungs. die ahd., mhd. ausgangsform bis gote unde mir wilkomen erscheint schon mhd. mit ersparung des und. daraus erklären sich die älternhd. formen mit doppelter dativbeziehung, bei denen fraglich sein mag, wieweit ihr ursprünglicher kopulativer sinn (s. auch oben G 9) noch verstanden wurde. das gilt namentlich für die zusammenrückung gottwillkommen, die schon mhd. begegnet, älternhd. weitergreift und mundartl. obd. noch heute lebt (s. u. gottwillkommen), wobei dem worte gott vielleicht nur noch verstärkende bedeutung zukommt. zur vornhd. bezeugung vgl. über die mhd. wbb. und teil 14, 2, 191; 199 hinaus mythol. ⁴1, 13; 3, 10; dt. maa. 3, 345 ff.; zu Iwein 7400; bair. 1, 961. formen mit doppeltem dativ bis ins 17. jh.: seit mir got wilkomen decameron 471 Keller; 210; meine herrn sind mir freundlich gott willkomen franz. Simpl. 1, 150 bei mythol. ⁴3, 10. variierend:
daneben mit einfachem dativ:
so vereinzelt auch jünger noch: 'gott willkommen, bester herr landsmann!' rief ich aus s. w. (1864) 3, 66
seyt mir hieher got willig khumen!
Theuerdank 96, 83 Haltaus.
bis gott willkomm, du schöns mein lieb!
volkslieder (1881) 203.
c)
vereinzelt unpersönlich konstruiert in der klagenden oder bedauernden wendung dasz (es) gott erbarm(e) und ihren varianten. schon früh formelhaft erstarrt, wenn auch noch in gröszerem gefüge mit abhängigem dasz-satz:
Nibelungenl. 936, 1 L. die konstruktion hält sich bis ins ältere nhd.: erbarm es got das ein vngelerter, eergytiger, lusiger münch das gantz römisch reich regieren sol s. schr. 1, 11 ndr. zum ausruf verselbständigt, fast wie eine interjektion, aber meist am schlusz einer aussage:
nhd. meist in der form dasz gott erbarm(e) mit pronominalellipse, seltener gott erbarms, gott erbarme:
hören sie? hören sie? das wimmert vom thurm der Dominikaner. gott erbarme! wie fürchterlich! 3, 141 G. substantiviert:
häufig ohne echten religiösen bezug, als ausdruck des widerwillens oder der (oft komischen) entrüstung:
gott erbarms! wann ich gleich etwas sagte, so wäre es so viel, als wenn ich den tauben predigte Simpl. 75 Scholte; der (der schriftsteller Nepos) blos der phrases wegen gelesen und also zerstückt, zertrümmert, geradbrecht wird, dasz gott erbarm! 5, 307 S. in euphemistischer personifizierung: nehmen kann er (der baron) das mädel nicht — vom nehmen ist gar die rede nicht, und zu einer dasz gott erbarm? — guten morgen! (umschreibend für 'maitresse') 3, 357 G. als parenthetische formel innerhalb eines satzganzen, älter in der form gott erbarms, jünger dafür lieber dasz gott erbarme, mit vollem oder leichterem gewicht: nachdem (got erbarms) ein jung khindt jm flissenden wasser todt gefundenn, ... habe ich nach dem burgermaister geschickt (1539) br. 8, 494 W.;
heiszt er (der dämon) vielleicht — dasz gott erbarm! talent? ges. schr. (1893) 1, 197. schweizer. formal und bedeutungsmäszig variiert, s. 2, 515. mit verbalellipse verkürzt zu dem ausruf dasz gott! jüngeren gebrauchs: aber, dasz gott! — meine pferde, — die armen thiere stehen noch gesattelt 1, 392 L.-M.; dasz gott! was giebts schon wieder, dasz ihr mich von der arbeit abrufen laszt ges. schr. 1, 63 Tieck.
daz ich ir (der welt) sô vil gedienet hân,
daz muoze got erbarmen
Vorauer sündenklage v. 379 Waag;
daz ez got erbarme
daz ich ie wart geborn!
Iwein 4214;
Walther, ich solte lieben dir,
nû leide ich dir: daz müeze got erbarmen
24, 35.
es ist ein gschrey (d. i. eine nachricht), das gott erbarm!
weinspiel v. 405 ndr.;
weh dem, der hie zugros will seyn!
disz gros-seyn macht ihn dorten kleyn.
in der wält reich; in jener arm,
ist wol ein ewigs gott-erbarm!
erstes gebüsch (1647) 19.
die stube kalt, das bier warm,
das ist ein wirt, das gott erbarm
d. Teutschen weiszh. (1605) R 3ᵇ;
da stüzt man kopf und arm, die baarschaft wird gezehlt
und steiget (gott erbarm's!) nicht über sieben dreyer
s. w. 3, 135, 23 Krämer;
2)
in der form indikativischer kurzsätze, als aussage oder ausruf; auch hier mit neigung zur kürzung oder zusammenrückung. der bedeutung nach in beteuerndem oder verallgemeinerndem oder einschränkendem sinne.
a)
gott weisz, weisz gott, s. oben C 3 a α.
α)
formelhaftes got weiz, weiz got, zusammengerückt gotweiz, weizgot als starke beteuerung 'wahrlich' ist schon frühmhd. als verbaladverb so geläufig, dasz ältere erweiterte formen, wie sie später in daz weiz got, daz got wol weiz, (nun) weisz (es) gott u. ä. noch bis in jungen gebrauch begegnen, vorauszusetzen sind. zum vornhd. formen- und überlieferungsbestand vgl. die mhd. wbb., zur unorganischen form gote weiz, goteweiz darüber hinaus noch Apollonius 5954 Singer; buch d. Makkab. 5634 Helm; 7569; 11 036; md. Hiob 9884; 15224 Karsten; historien d. alden ê 1973. nhd. (s. auch s. v. wissen sp. 767) stehen seit je gott weisz und aus vornhd. gebrauch sich fortsetzendes weisz gott gleichberechtigt nebeneinander, während ein konjunktivisches wiss gott (vgl. mhd. wizze got, wizze Krist) als ähnlich beteuernde formel, vielleicht auch im sinne von 'das soll, möge gott erfahren', sich nur bis ins frühe 17. jh. zu erhalten scheint, vgl. (1538) bei br. 8, 270 W.; (16. jh.) bei schwäb. 3, 762; (1619) in: schweiz. id. 2, 511. je nach der stellung im satzganzen als interjektion oder parenthese:
bey allen, gott weisz nicht zu entschuldigenden sorglosigkeiten br. 3, 315 Jonas;
sie (Rosa) hatte ihrem alten Unrat weisz gott die freundschaftlichsten gefühle entgegengebracht d. blaue engel (1950) 191. daneben auch als volles satzgebilde: ich mein es doch furwahr nicht bös, das weisz gott br. 8, 119 W.; vgl. 117; weisz es gott, ich habe gestern nichts gehabt und heute im klub erst recht nicht ges. w. (1905) I 5, 144. im schwebezustand zwischen α und β: wenn ich nicht schon hundertmal auf dem puncte gestanden bin, ihr um den hals zu fallen! weisz der grosze gott, wie einem das thut, so viele liebenswürdigkeit vor einem herumkreuzen zu sehen und nicht zugreifen zu dürfen I 19, 127, 13 W.
gott weisz, nein! 's soll mich nichts angehn!
S.;
5, 196 weisz gott! du warst ein muntres weib
w. (1811) 1, 116;
β)
erst seit dem älteren nhd. umschreiben die gleichen formeln in der verbindung mit abhängigem fragesatz oder fragewort die tatsache, dasz etwas ungewisz oder unbestimmt
ist, also der göttlichen allwissenheit überlassen bleiben musz, vgl. schon:
(der pfründenjäger läuft) wie ein lantfarer von einem jarmarkt zuͦ dem andern, dasz er verdiene das corpus der pfründen, got weisz wol wie es verdienet wirt bei sat. u. pasqu. 3, 63, 7; sie (die verliebten) kamen zusammen und gott weisz, ob er sie nicht besser zu unterhalten wuszte; genug, er erzählt ihr den spasz I 25, 175 W.;
mit dem ding an der fensterwand oder gott weisz wo ges. schr. 2, 313 Schm.-St.; er schwirrt herum, weisz gott auf welcher hecke seine nahrung zu suchen I 8, 84, 11 W.; sie hätten nun beim besten willen um nichts gefragt werden können, weil das berberische volk um sie her weisz gott welche idiome sprach Peter Farde (1929) 28. die wendung gleitet aus der umschreibung des ungewissen nicht selten in die eines (unbestimmbar) hohen grades hinüber: nun habe ich alles ohne plan durcheinander gemacht und, wenn recht fremdartiges dazwischen lag, gemeint, gott weisz wie neu zu sein br. 246 Theo Schücking; du hast gemeint, weiss gott, was das für ein enormer witz ist erz. u. schr. (1864) 1, 283. elliptisch in verkappter frage, zugleich mit dem beteuernden sinn von α: die worte waren, weisz gott, vielleicht in einem anflug von herausforderndem zynismus ... über seine lippen gerutscht unruhe (1948) 258.
daz weiz got, ich weiz sîn nicht
chron. v. Pruzinlant 10852 Strehlke;
ich leb, gott weiss, wie lang
d. Teutschen weiszh. (1605) D 6ᵃ;
b)
in der beteuerungsformel so wahr gott lebt für so wahr es ist, dasz gott lebt: Joab sprach, so war gott lebt, hettestu heute morgen so gesagt, das volck hette ein jglicher von seinem bruder abgelassen 2. Sam. 2, 27; meine zweitausend gulden, die sie mir schuldig sind, so wahr gott lebt ges. schr. (1893) 2, 89. variiert: er wird es freylich läugnen, aber deszwegen ist es doch so wahr als gott im himmel ist Mozart in: Mozart (1856) 3, 20.
c)
als offener oder verhüllter konditionalsatz in formelhaft geprägten, parenthetisch eingeschobenen oder bis zu adverbialer funktion verkürzten sätzen, die auf das wollen und gefallen gottes anspielen, im anschlusz an C 3 a β, γ.
α)
in verbindung mit wollen: ob, wenn, so gott will, wills gott u. ä.
αα)
im sinne eines vorbehaltes die ausführung eines vorsatzes oder das eintreffen eines ereignisses der göttlichen zulassung anheimstellend; mit vollem gewicht oder bis zur religiös entleerten bedeutung 'hoffentlich', 'vielleicht' abgeschwächt. am frühesten in der form ob gott will:
denn sie werden, ob gott will, den groszen narren nach den kleinen auch heraus schutten br. 8, 38 W.; 118; 127. 'hoffentlich': die dritte stund am tag, zu welcher zeit, ob gott will, trunken funden werde noch niemand (1650) in: schweiz. id. 2, 516. daneben und dafür wenn gott will, so gott will: ich wil lenger leben wenn gott wil proverb. copia (1601) 2, 577; und hoffe nun mit meinen fabrikaten noch einige jahre so fortzufahren, auch die versesachen zu purifizieren und neu zu sammeln u. dgl. so gott will, wie der mucker sagt (1873) br. u. tageb. 3, 75 Erm. vereinzelt auch wo gott will: einige (einzelhölzer im gefolge eines floszes) kommen auch hinab wo gott will, andere werden im wirbel umgetrieben, andere interimistisch auf kies und sandbank aufgeschoben IV 29, 89 W. vereinzelt konjunktivisch: am besten aber läge doch dieser band auf dem clavier
des liebhabers oder meisters der tonkunst, um ... ihnen schickliche weisen anzuschmiegen, oder wenn gott wollte, neue bedeutende melodien durch sie hervorzulocken I 40, 338 W. mundartlich auch mit verbalellipse: so gott (will) kam ik to em! dies so gott ... oft als leere füllfloskel, und hinten an einen redesatz geflickt: ik mag der nix vun weeten, so gott! holst. 2, 56. vor allem in der kurzform wills gott, häufig in parenthetischer verwendung: als ir wils got vernämen wert decameron 272 Keller; 39; ich mus aller ding das künfftig fest zu Jerusalem halten, wils gott, so wil ich zu euch komen apostelg. 18, 21; ihr werdet, wills gott, bald gar catholisch werden 2, 359 Keller; prinz Constantin ist endlich angelangt, ein brief serenissimi wird ew. excell. von dessen neusten, und wills gott letzten verirrungen unterrichtet haben IV 30, 28 W. 'vielleicht, hoffentlich':
älternhd. auch mit pronominalellipse wil gott: denn ir gnad (ihro gnaden) wil got, kein mangel sol haben br. 8, 127 W.; volksl. (1881) 476.
er (der teufel) was des leider ane mir gewis,
des aver, obe got wil, nie nist,
daz er mich in der hant hæte
Vorauer sündenklage v. 596 Waag;
dâ von sol sich mîn senediu nôt,
ob got wil, unz an mînen tôt
nimmer volenden
Iwein 1812; 2382;
taub sind die herrn — wills gott, sind sie nicht blind
s. w. (1844) 2, 10.
ββ)
die gleichen formeln auf schweizer. boden in historischem und jung mundartlichem gebrauch auch im sinne von 'wahrlich, gewisz, ja doch wohl', wohl als beteuerung mit vorbehalt: ich bin gehorsam gesyn und (hab) mym gebot an selbem ort, an gott will, g'nuog ton (1525) in: schweiz. id. 2, 516; er vermöge das nicht, und es sei, ob gott wolle, genug, dass er die schöne sache, die er gehabt, beinahe bis auf den letzten heller durchgebracht Pestalozzi ebda mit weiteren belegen. zu schweizer. gott-well, gott-will mit zahlreichen verstümmelungen wie gottel, gottli, goppel u. ä. und mehreren bedeutungsnuancen vgl. schweiz. id. 2, 515 und PBB 14, 408, dazu: su wirst öppe, so gottel, nie mangel leiden s. w. 6, 140 Hunziker-Bl.
β)
in synonymen wendungen schon mhd.:
nhd. durchgehend geliebts gott u. ä.: dan so es gott gelibet, mocht jr jn kurtzs noch woll ehrlich vnd reichlich vergeben werden schöne Magelone 14 Bolte; 'geliebts gott' (1575) bei schwäb. 3, 292; ein mehres, geliebts gott, wird folgen (1644) urk. u. aktenst. z. gesch. d. kurf. Friedr. Wilh. v. Brandenburg 1, 882 Erdmannsdörffer; 178; 4, 232; ein dutzend disticha sind ihm schon gewidmet, welche künftigen mittewoch, geliebt es gott, anlangen werden IV 11, 18 W.; s. w. 9, 214 Sauer.
und (ihr) mugt ein alsô biderben man
wol gwinnen, obes iu got gan
Iwein 1928;
ob ir gebietet, rîters tât
sol ich hie leisten, ruochets got
Parzival 558, 5; 660, 21.
3)
die vokativische anrede gottes, mit oder ohne zusatz, entfaltet im formelgebrauch vom ernsthaften anruf bis hin zur gedankenlos oberflächlichen floskel und bloszen stilunart eine fülle von zwischentönen. die gebrauchsweisen b-e begegnen mit und ohne interjektionen.
a)
blosz mit interjektion.
α)
ach gott vornehmlich zum ausdruck des schmerzes, der klage:
klagte sie ihr anliegen ihr selbsten mit einem grossen scheufftzen. ach gott, sagte sie 2, 341 Keller; ach gott! rief sie, voll wehmüthigen mitleidens, aus s. w. 6, 49 Sch. sonst jünger meist im flach redensartlichen gebrauch der umgangssprache und ohne gewicht als ausdruck der resignation, der abwehr, des ärgers o. ä.
ach got, und west si mein gedank,
wenn ich vor ir senlichen krank
Schatz;
1, 13 ach gott! ich klag dir meine not,
ich bin verwundt bisz in den tot
volkslieder (1881) 77; vgl. 98; 99 u. o.;
β)
o gott. α gegenüber mehr zum ausdruck starker gefühlserregung, des schmerzes, der verzweiflung, aber auch der freude, der beseligung u. ä.: o gott! der thorheit aller hochgelehrten! gesichte (1642) 252; o gott! es muszte ja ein todesbote für mich seyn, jedes lächeln ihres heiligen friedens s. w. 2, 63 Hell.;
o gott, wie drang ein wonnestrahl durchs herz mir!
W.;
I 37, 32 o gott! wie bin ich glücklich! ...
schr. (1828) 1, 64.
b)
mit possessivpronomen mein gott! (vgl. oben E 2). als ausruf des schreckens, der bestürzung: 'o mein gott, was habe jch gethan! hette jch die ringe ligen lassen ann jrem orthe, do sie woll vnd sicher lagen!' schöne Magelone 42 Bolte;
mein gott, was ist ... was ist ...? w. 2, 160 Seelmann. anders als ärgerlicher, gereizter ausruf: mein gott! ist denn ausser unserer evangelischlutherischen kirche kein schatten von wahrheit zu finden? allg. dt. bibl. (1765) 1, 1, 215; vgl. umgangssprachliches mein gott nochmal! vereinzelt älter in der form der gott! ey der gott! (1641) bei oberhess. 431. die zu bloszem mein! verkürzte formel bei gesichte (1650) 2, 818.
mein gott, wie ist die zeit entronnen!
s. w. 2, 115, 15 Krämer;
c)
häufig mit adjektivischem attribut verbunden, an C 2 angelehnt, in den ausrufen (ach, o) (du, mein) lieber gott! guter gott! gerechter gott! allmächtiger gott! groszer gott! u. ä., von verschiedenartigen seelischen voraussetzungen aus, die sich aber in der wahl des epithetons nicht sondern. als bloszer ausruf:
guter gott! es waren seelige tage s. w. 2, 312 Hell.; vgl. 338. in der klage:
wie (soll ich) die würmchen ernähren, wenn sie ihre mäulchen aufsperren ... oh! du lieber gott! oh! w. (1811) 1, 116. als schreckensruf:
in dem aufzug vor seine durchleucht! gott der gerechte! ('unmöglich') 3, 379 G. als ausruf der überraschung: 'ei, du mein lieber gott, das ist ja die selige mamsell tante!' erwiderte die alte, indem ihr die thränen aus den augen stürzten s. w. 6, 111 Griseb. zurückweisend, ablehnend, einschränkend, in der verwahrung gegen ein ansinnen u. ä.: du lieber gott, da könnte ich ja auch mit dem ganzen service in die georginen hinunterspringen Krüsemann (1935) 209;
groszer gott, wer kann 'empfehlen' richtig schreiben? die ganz jungen komtessen nicht immer und die ganz alten nie ges. w. (1905) I 5, 155.
rîcher got, wie wir nâch êren dô rungen!
85, 29;
grechter gott, in was vor zeiten
geräth nicht unser lebenslauf!
s. w. 2, 103, 1 Krämer;
ach lieber gott, wie mach ichs doch,
dasz nit mein mutter mich so poch
w. 2, 48 Hauffen;
(marketenderin:) eine verschwörung? du lieber gott!
da können die herren ja nicht mehr zahlen
G.;
12, 48 was seh ich, schrie er, grosser gott!
poet. versuche (1802) 1, 59;
ob ich erlaube, frägt sie? — guter gott!
soll ich erlauben? und hab nie verwehrt!
s. w. 6, 156 Sauer;
d)
in der verbindung herr gott (s. oben A 6 a) als kräftiger ausruf des erstaunens oder ärgers, schon mhd.:
Lanzelot 905; herr gott, herr gott! sagte darauf der alte, ist dann dieser handel noch nicht ausgemacht? 2, 355 Keller; vgl. 353; herr gott, wat was de mann in korte tid olt worden w. 2, 78 Seelmann; vgl. 203. umgangssprachlich zum fluchartigen kraftwort abgesunken: herr gott nochmal! u. ä., vgl. in kopulativer form:
nû herre got, waz moht ich
daz ir an im missegie?
(was kann ich dazu, dasz ...)
Iwein 4058;
du gingst wohl durch den schloszhof? herr und gott!
es kann dein tod sein, schneidend weht die luft
s. w. 6, 183 Sauer.
e)
gott vom, im himmel! (s. oben A 7 b), klagend, erschreckt, erregt, beteuernd oder als bloszes kraftwort:
aber der arbeit halb das man nit missig gon gestatten sol, sie seien geistlich oder weltlich, ach got vom himmel das es geschehe kl. schr. 2, 110 Pfeiffer-Belli; gott im himmel! so ein mädchen! (in höchster anerkennung) s. w. 1, 195 Hell.; vgl. 206; sie sind aso gutt wie a engel, frau leutnant! gott im himmel: sie sein viel zu gutt mit mir! d. ges. werk (1942) 4, 226.
owê got von himele, daz mihs niht wendet der tôt
Nibelungenlied 2090, 4 L.;
f)
als bloszer, zusatzloser ausruf gott, parenthetisch oder an der spitze eines satzes, in vielen bedeutungsschattierungen als beteuernde oder bekräftigende berufung, soviel wie bei gott (s. u. 4 b), vgl. schon: uuer got habet kegeben solicha ringun zuein uuaren? (o deus quis statuit tanta bella duobus veris?) 1, 323, 7 P.; darauff hat der von Landen gesagt: 'ich wolt, got, die sach befind sich also, es ist aber anderst' (Augsburg 1534) städtechron. 23, 395. sonst jünger:
als notruf: die wilden verzweiflungen, wo der mensch sich in die haare fährt und 'gott! gott! gott! ists denn möglich!' oder dergleichen dumme redensarten ausstöszt, hatte er hinter sich zauberer (1858) 1, 7. neben einer aussage mit verächtlichem unterton: aber gott, wenn das kritik, theater, illusion seyn soll — was wäre denn kritik? illusion? theater? was bedeuteten alle die leeren wörter 5, 229 S. einschränkend: und nu gar erst die Lene selber. jott, ein engel is sie woll grade auch nich ges. w. (1905) I 5, 120; vgl. 129. ärgerlich: die klinke ist zerbrochen. gott, schlaf doch! ges. schr. (1878) 2, 266. als blosze floskel soviel wie 'ach' oder 'na ja' oder auch ohne sinn, vgl. den ungeheuer verbreiteten gebrauch im jargon der umgangssprache: gott, sie sind immer so gut, frau Dörr ges. w. (1905) I 5, 129; gott — wie man eben jemand kennen lernt! Anatol (1901) 56; ach, als ich dich zum ersten mal sah! einen weiszen anzug hattest du an. und so kalt! so höhnisch! ich haszte dich fast. aber innerlich war ich verliebt in dich. gott! ich bin ja immer in dich verliebt gewesen Eva Sehring (1901) 159. mundartlich und umgangssprachlich sind entstellende doppel- und tripelformen wie chottechott Lüneburg 595; gittigitt (als ausruf des ekels) ebda; goddergoddergott rhein. wb. 2, 1315.
gott! was erlitten wir nicht da! (auf der flucht) ...
G.
13, 344 4)
auch präpositionale bindungen des wortes (s. oben F) festigen sich zu selbständigen formeln mit verschiedenen bedeutungsfunktionen.
a)
durch, um gott, um gottes willen und variierende wendungen (zur zeitlichen folge dieser formen s. oben F 6).
α)
als verstärkung beschwörend bittender rede, aber oft ohne gefühlte religiöse beziehung. in der bindung an imperative:
um gottes willen, theuerster Anselmo, mäszige dich itzt ...! Ugolino 255 H. in gleichem sinne, aber aus der verbalen verbindung gelöst, parenthetisch oder als ausruf. die ersparung des imperativen verbums ist meist noch fühlbar:
nur schnell, um gottes willen, schnell (1826) s. br. 5, 247 Kalischer. auch zusammengeschrieben: nicht so laut, um gotteswillen nicht so laut hungerpastor (1864) 1, 9.
durch got sitzent stille
(in einer gefährlichen situation)
Iwein 1498; vgl. 1987; 5461;
und gloub durch gott nit yedem windt
narrenbeschwörung 427, 36 Spanier;
nun sagt, um gott, meine mägde werth,
was klirrt in der finsternisz?
ged. (1850) 246;
sî sprach 'durch got, wer ist der man
den dû mir gester lobtest?
Iwein 2084; vgl. 2120; 2211; 2260; 4436;
um gottes willen, fährmann, euren kahn
G.;
14, 274 β)
stärker verselbständigt zum ausruf des erschreckens oder der heftigen abwehr:
um gottes willen! rief er aus, was ist das? I 23, 151 W.; 'ich habe einen umgebracht' ... der wachtmeister griff hinter sich nach der tischkante — 'umgebracht? ... wen denn, um gottes willen, wen willst du umgebracht haben?' mütter (1935) 248; 'um gott nicht', sagte sie erschrocken, '... wir wollen ihn (diesen augenblick) auch nicht vergessen' s. w. 1 (1904) 30. variierend. vereinzelt: ich sage, wenn ich mir dies jetzt deutlicher entwickle; so um des gottes willen! denke ich an keine allgemeinregeln 3, 360 S.; um gottes barmherzigkeit! da ist er d. wohlthätige unbekannte (1775) 25. mundartlich in erweiterten oder verdoppelten formeln, s. schwäb. 3, 758; elsäss. 1, 246ᵃ.
er sprach 'wer sît ir, herre?'
'ich bin ez Îwein'. 'nû durch got'.
'herre, ich bin ez sunder spot'.
Iwein 2611; vgl. 7671;
b)
bei gott, vereinzelt auf, zu gott, als beteuerungsformel 'wahrlich, wahrhaftig', aus den zu D 2 b κ gehörigen verbalen schwurformeln verkürzt. im 16. und 17. jh. sind verhüllende euphemismen wie bei goll, bei göll, bei golle, gölle, gölli, göli, götzle, götzli literarisch verbreitet, die mundartlich obd., z. t. in zusammenrückungen und weiterbildungen wie bî gosch, bî goscht, bî gopp, bî goch u. ä. fortleben (s. die wbb.); singulär, aber kaum im zusammenhang mit den obigen formen, sondern wohl als echte wortvertauschung begegnet ein bey golde für bei gott christl. ritter 61 ndr.: be gotta (10. jh.) ahd. gl. 5, 518, 16 St.-S.; be gott ebda 520, 6, beide als beteuerung;
pey got wilt du nit so must du decameron 88 Keller; ich weisz es, vnd bey göly, deshalben verzeihe ich dir yetz dester mer Terenz (1544) 72; vgl. 137ᵇ; 152ᵃ; ja bei golle, antwort Gargantua Garg. 212 ndr.; ich kerete mich vmb, zu sehen wer mir ruffet, sihe so ist es Theagenes. da sprach ich: ich habe dich bey göle nicht gesehen buch d. liebe (1587) 195, 1;
der handel ist bei götzle, wie du gsagt hast Terenz (1539) 14ᵇ; bei götzli ebda 113ᵃ;
auch mit verstärkung durch ein adjektivisches attribut: der pfaff sagt: beim lebendigen got (also war sein schwur)! gnediger herr, ich waisz nit, wo er ist Zimmer. chron. ²3, 71, 22 Barack; vgl. 72, 24; 2, 309, 22; nein, beim groszen gott! ich kann das nicht aushalten 3,
405 G. vereinzelt in gleichem sinne in anderer präpositionalverbindung:
nun sollen uns die diebe zu gott nicht entgehen, antwortete der gnädige kurfürst Roland (1840) 2, 159. nur mundartlich: ech weiss für gott net, we dat gedohn hät! rhein. wb. 2, 1315, 10.
geviel ir niht mîn zeswiu hant,
ich slüeg si ab bî got zehant
L.;
27, 18 unsers nachbarn Michelein,
das musz bei gölle werden mein!
(1618) gesellschaftslieder (1860) 2, 108;
Nathan! Nathan!
ihr seyd ein christ! — bey gott, ihr seyd ein christ!
ein bessrer christ war nie
L.-M.;
3, 139 ha, bei gott! es soll kein prahler
trotzig vor mich hin sich stellen
s. w. 7, 120 Sauer.
uff myn goͤllen red ich das,
nie kein man so gemlich was
narrenbeschwörung 217, 57 Spanier;
c)
mit gott 'mit gottes hilfe', formelhaft gekürzt und verselbständigt aus dem an verben gebundenen gebrauch F 1:
mundartlich auch anders: med gode! 'ganz gewisz! und ob'! eine beteuerung, durch welche die erklärung eines andern zurückgewiesen wird westf. 82. schon alt als kaufmännischer wahlspruch in handlungsbüchern, vgl. 'mit gott! laus deo (semper), im 15. jh. aus Italien übernomm ne formel, mit der im 15.-17. jh. alle bücher, briefe, wechsel usw. beginnen ... noch heute mit gott ... in den meisten handlungsbüchern' wb. d. dt. kaufm.-sprache (1911) 118: Sabine ... legte zwei bücher ... auf das pult ... 'kommen sie doch, sehen sie mein soll und haben an'. sie öffnete das erste buch. unter kunstvollen schnörkeln standen die worte: 'mit gott'. 'geheimbuch von T. O. Schröter' ges. w. 5 (1887) 402.
nun, mit gott! wir wollens wagen
w. 1, 127 Hempel;
vollzählig kehren euch,
mit gott, die sommergäste (zurück)
(die zugvögel)
ges. poet. w. (1867) 2, 12.
5)
substantivische verbindungen mit dem genitiv gottes dienen, meist zum ausruf verselbständigt, als verwünschungen und flüche. im späten mittelalter aufkommend, sind sie in der grobianischen redeweise des älteren nhd. auch literarisch sehr verbreitet und so weithin mundartlich erhalten geblieben. analoge, aber meist gemilderte bildungen begegnen literarisch wieder im 19. jh.
die wurzel des gebrauchs liegt in der bei schwüren oder beteuerungen üblichen berufung auf gott (s. oben D 2 b κ; J 1 a δ ζζ), die hier auf göttliche dinge, insbesondere auf die passion und die körperlichen merkmale Christi ausgedehnt werden. bezeichnend ist die frühe lösung aus dem bereich der eigentlichen schwurformeln und der übergang in beteuernde verwünschungsformeln, die z. t. noch in verbaler bindung begegnen, vorwiegend aber sich zum elliptisch gebrauchten fluch und kraftwort verselbständigen (vgl. s. v. schwören sp. 2735 den frühen übergang zur bedeutung 'fluchen'). hierher gehörige bildungen wuchern im 16. jh. nach allen seiten, wobei vielfach an stelle von gotz, gotts (meist so statt gottes) euphemistische entstellungen treten, besonders potz, botz (s. teil 1, 279; 2039), dann kotz, getz, götz, gox, box, bost, bott, hotz u. a., s. die einschlägigen groszen mundartwbb. und teil 1, 202; 203; 281; 5, 1900 sowie mythol. ⁴1, 13; 3, 9.
a)
die wendungen bei gottes allmacht, gliedern, wunden, martern usw. schwören zielen durchweg auf verwünschungen: niemand soll bei gottes (d. i. Christi) gliedern, als da sind haupt, hirn, fleisch, bauch, blut, kraft, macht, wunden, schweisz u. dgl. wörter, wodurch gott bestimmt wird, schwören (15. jh.) in: schweiz. id. 1, 1221; vgl. 2, 519 f.; bey denn hayligen glüdern gottes ... ellendt, tauff, fuͤnf wunden ... schweren (1616) bei schwäb. 6, 971.
b)
in noch vollständigen verwünschungs- und fluchformeln des 15. und 16. jhs., z. b.: dass uch gotz marter uff ain hauffen schänd! (1429) bei schwäb. 4, 1496;
pfaff, das dich botz schweisz schende Zimmer. chron. ²2, 308 Barack; vgl. 3, 123; so helf mir gotts grind! (1411) in: schweiz. id. 2, 762. letztere formel meist schon mit verbalellipse, s. dazu auch oben 1 a δ ζζ u. die dortigen verweise: summer gottes marter (1429) bei schwäb. 4, 1496; samer gotts oder botts macht, liden, wunden,
marter (1526), sommer potz fünf wunden (1538, 1572), samer botz bluots (1521), samer botz kraft (1525) u a. in: schweiz. id. 4, 1996. in einer sonst zu 4 b gehörenden euphemistischen verhüllung:
Gotfridt Wernher, du hochgelobter fürst, du bist, botz schweisz! ain leckerschman, sommer gele! du bist ein fuchs Zimmer. chron. ²2, 309 Barack; vgl. 302.
eya das dich getz unfal schend
trag. Joannis (1549) K 2;
mutter! mir liebt der jeger,
ich wil zuͦ jm dahinn.
samer gölle vnd weger! (fürwahr!)
er leyt mir in dem sinn
ein newes lied von einem jeger, fliegendes blatt anf. d. 16. jhs.;
c)
im 15. und besonders im 16. jh. auch als bloszer elliptischer ausruf der verwünschung oder derben beteuerung, als fluch- oder kraftwort, und so auch in der jüngeren mundart allenthalben: der fürst ... lachet und sagt also mit einer kurtzen, schnellen red und einem gewonlichen sprichwort: 'gots hingender gans, das soll sein' Georg v. Ehingens reisen 9 lit. ver.; wellicher ... schwoͤrdt, fluͦcht oder sagt ... gots leichnam, marter, wunden, onmacht, pluͦt, creütz ... gots feltin, kürin, oder ander gottes heiligen, und doch in demselben das woͤrtlin botz oder gotts nent, gleicher gestalt, gots oder botz sacrament, tauff ... der yegklicher, soll von einem yeden fluͦch ... ein pfenning geben d. fürstenthumbs Wirtemberg newe landsordn. (1586) A 4ᵃ; v. d. gr. Lutherischen narren 165, 1806 Merker; botz marter, vnnd gotts leyden d. antipap. eins u. hundert 1 (1567) 188ᵇ;
in archaiisierender nachahmung: 'bei der durchlöcherten seite gottes', heulte sie, 'der arme herr ... ist kein anderer als der sohn des comes' s. w. 3, 369 Knaur; vgl. 4, 137. im 19. jh. neu aufkommender literarischer gebrauch zeigt formal analoge, in der wortwahl mildere verbindungen, in denen übrigens der genitiv gottes auch als blosze verstärkung neben dem beziehungswort aufgefaszt werden könnte (s. oben H):
eben schickte die Schillerstiftung eine quittung über 500 mark. und dein brief ... meldet von 1000 mark. gottes tod! es war aber auch zeit (1921) br. u. ged. (1939) 69; gotts tannenbaum! könig d. Bernina (1904) 11.
gots knopf (kopf), las dem wirt sein ru!
fastnachtsp. 567 Keller;
was? sol ich euch thun rechenschafft?
warumb auch jhr nicht mir? botz krafft
Hans Pfriem 63 ndr.
am land hat man mich gleich erkannt,
das war ein lärm, gott's wunder!
s. w. (1864) 1, 249; vgl. 4, 484;
warum nicht? gottes feu'r! warum nicht!
s. w. 6, 29 Sauer;
gott's blitz, seht, weisz der kerl wohl selbst, ob er —
w. 1, 405 E. Schmidt;
sie sollen, müssen! müssen, gottes donner!
s. w. 6, 29 Sauer; vgl. 9, 145;
6)
formal gesondertes.
a)
die wendung in gottes namen (nicht in umgekehrter folge, doch s. u. den Frisius-beleg), deren ernsthafte und vollgewichtige anwendung unter E 3 a γ verschiedene bindungen einging, begegnet seit dem 17. jh. in inhaltlich abgeschwächter formel als ausdruck der bedauernden oder ärgerlichen resignation, einer schickung in etwas unvermeidliches, aber unerwünschtes, verstärkend für 'meinetwegen'. schon das 16. jh. kennt einen vorbereitenden gebrauch im sinne einer konzedierenden formel: age age, consentientis siue permittentis wolan, wolan, ich lasz es seyn, im nammen gottes dict. (1556) 61ᵇ; nit das ich die meszs woͤll wider auffrichten, sondern lasz sie liggen in gottes nammen, der glaüb wil nit gefangen noch gebunden seyn 10, 3, 17, 3 W. dann mit entschiedener wendung ins formelhafte, abgeschwächte, besonders den ernsthaften gebrauch eines abschiedswunsches für die reise u. ä. parodierend; vereinzelt scheint ein ähnlicher
gebrauch in der zusammengerückten form an gotznamen schon wesentlich früher bezeugt, wenn hier nicht noch ernsthafter gebrauch vorliegt: vnd ist er (der verwalter eines meierhofes) daruffe vnnutzz, so sol man in da von an gotznamen schicken (1408-17) altwürtt. statutarrechte 37;
ich will also einige wochen noch dem treiben der welt zusehen, dann aber, wenn sich keine entschiedene vaterländische aussicht eröffnet, in gottes namen in die Schweiz gehen in: briefw. zw. Jac. u. W. Grimm ... (1885) 1, 406; rhein. wb. 2, 1320. und sonst: schüttelt sie den kopf (weist sie ihre werbung zurück) — noch beszer — in gottes namen wolt ich sagen — so steken sie den korb ein 3, 364 G.; (ich) gab dem verwalter anheim, lieber den leuten einen monat frist zu lassen oder ihnen in gottes namen einen teil der schuldigen summe zu erlassen triumphgasse (1902) 5. nuanciert. zum ausdruck des bedauerns, soviel wie leider gottes (s. u.b): aber, junker! man musz, man musz in gottes namen die reine höhe des menschlichen herzens beym armen verlassenen und elenden suchen s. w. (1927) 5, 218, 26 Buchenau-Spr. als ausruf der beteuerung oder verwunderung: es ist in gottes namen unbegreiflich, wie ein vernünftiger mann andere so öffentlich widerlegen darf br. an und von Merck (1838) 2, 269; schwäb. 3, 757.
ey dan dich troll,
rieff ich im groll,
fahr hin in gottes nahmen
trutznachtigall 14 ndr.;
so geh in gottes namen;
deins gleichen giebts noch mehr!
S.;
25, 133 b)
die formal schwer erklärbare verbindung des alten komparativadverbs leider mit dem gen. gottes in der bedauernd resignierenden formel leider gottes, ohne fühlbar religiösen ton, ist seit der mitte des 17. jhs. nachweisbar (ein herleitungsversuch aus leiden gottes [s. ob. 5 c] in: zs. f. dt. alt. 30, 417 f.): ji seit ja wol, dat ik leider goddes ein bur bin friedenssieg 45 ndr.; leider gottes proh dolor stammb. (1691) 1135;
obwohl ich doch, leider gottes, keinen anlasz habe, mit dir zufrieden zu sein ges. w. (1927) 6, 126; bair. auch als laider gott! 1, 1437.
und, leider gotts!
vor fremden thüren betteln musz
ged. 38 Halm;
c)
die seit der mitte des 18. jhs. belegbare gruszformel gott zum grusz(e) entspricht den verbalen wendungen oben 1 a β: gott zum gruesz! tintenfäszl (1745) a 3ᵃ; 'gott zum grusze, herr schwiegervater', hatte Robert dem schmiede zugerufen s. w. 2 (1908) 47; weitere bezeugungen sieh s. v. grusz, teil 4, 1, 6, 993.
d)
gelegentlich dringt aus obd. mundart die in ihrem ursprung nicht recht durchsichtige formel gott versprich in literarischen gebrauch ein. so im beteuernden sinne von 'natürlich': müller, einmal laszt mich etwas gelten ... ich hol den doktor gegen die bösen weiber ... gott versprich, ihr wiszt ja tör. jungfrau (1930) 63. daneben als formel einfacher erklärung, soviel wie 'das heiszt', 'sozusagen': und dann heizst es: 'der Konrad musz ans messer, gott versprich, an die schule!' ebda 77. hierher auch ein vereinzelter beleg bei Murner:
in obd. maa. weit, aber meist in zusammenrückungen verbreitete und formal vielfach variierte wendung, die sich analog auch mit anderem zweiten bestandteil verbindet, s. im übrigen unter gottversprich, vgl. auch gottigkeit.
und (sie) setzt sich an ein ort allein,
als gott er spreche: 'sichst mich nit,
wie ich so schon zuͦ kirchen trit?'
narrenbeschwörung 283, 63 Spanier.
II.
neben die im biblisch-christlichen offenbarungsglauben wurzelnde, deutlich ausgeprägte vorstellung gottes tritt, spürbar seit dem 18. jh., und namentlich unter dem einflusz
der aufklärung, ein gottesbegriff, der gegen denjenigen der christlichen tradition mehr oder weniger abzugrenzen und zu verselbständigen ist. sowenig eine scharfe sonderung beider vorstellungen für viele einzelfälle des wortgebrauchs möglich oder nach grad und stufung zu bestimmen ist, so zeichnet sie sich im ganzen des sprachgebrauchs doch deutlich genug ab: im hervortreten einer philosophisch-spekulativen betrachtungsweise, als dogmatisch unbestimmte, unverbindliche oder subjektive fassung des begriffs oder als entpersönlichung der gottesvorstellung. wie diese wandlung negativ im fehlen der vielen zu I gehörigen verbindungen, sprachläufigen wendungen und formeln spürbar wird, so müszte sie positiv in der hier nicht nachweisbaren tatsache zum ausdruck kommen, dasz dogmatisch unbelastete ersatzwörter für die in gewissem grade rückläufige vokabel gott wie gottheit, himmel, verhängnis, vorsehung, schicksal u. a. hervortreten.
1)
gott begrifflich als objekt menschlicher spekulation, als gegenstand menschlichen denkens, vor allem im philosophischen bereich und auszerhalb des strengen offenbarungsglaubens. früher gebrauch dieser art ist als umformung spätantiker philosophischer terminologie in den sprachgebrauch christlicher dogmatik noch nicht hierher zu rechnen, vgl. etwa: uuanda got ist bonum, er ist finis, also er ouh principium ist 1, 46, 31 P.; ze der anschouwunge des obersten guotes, daz got selber ist in: dt. mystiker 2, 382, 31 Pf. später steht hinter solchen oder ähnlichen formulierungen nicht mehr oder doch nicht notwendig der biblisch-christliche gottesbegriff: solcher aller erster anfang und ursach aller ursachen wird gott genennet J. J. Becher psychosophie (³1707) 313; unter denen dingen, die möglich sind, musz eines nothwendig selbständig seyn, denn sonst wäre etwas möglich, davon man keine raison geben könnte, warum es ist ... das selbständige wesen nennen wir gott vernünft. ged. v. d. menschl. verstand (1713) 3; es giebt eine kalte, metaphysische (art zu denken), die gott beynahe nur als ein objekt einer wissenschaft ansieht und eben so unbewegt über ihn philosophiert, als wenn sie die begriffe der zeit oder des raums entwickelte s. w. (1823) 11, 210; ihm schwebt eine art natürlicher religion vor, wobei jedoch gott als urquell des schönen ... erscheint I 46, 61 W. in diesem zusammenhang gedanke, begriff, idee gottes: der gedanke eines heiligen gottes, den kein freigeist aus seinem herzen vertilgen kann s. schr. (1769) 6, 85; die furcht (hat) ... zuerst götter, aber die vernunft ... zuerst den begriff von gott ... hervorbringen können w. 7, 331 Hart.; vgl. 4, 247; die idee gottes als des alles prädestinierenden wesens ist die idee einer unbegrenzten verantwortung, zugleich freilich auch die idee einer unbegrenzten verantwortungsfähigkeit N. Hartmann ethik (²1935) 327. oder: der gott, den ich in den göttern Griechenlands in schatten stelle, ist nicht der gott der philosophen oder auch nur das wohlthätige traumbild des groszen haufens (1788) br. 2, 188 Jonas.
2)
in der durch die aufklärung inaugurierten reihung mit den begriffen unsterblichkeit und tugend: dasz aber dieser enkel Alfreds, wie sein groszer urahnherr, gott und die tugend über alles liebt, ..., dieses sind unschäzbare vorzüge, die ihm eigen sind Alfred (1773) 3ᵇ; und so gründet sich auf das heilige gesez in uns (menschen) der vernünftige glaube an gott und unsterblichkeit, auch an die weise lenkung unserer schicksaale, insofern sie nicht von uns abhängig sind s. w. 2, 326 Hell.; dasz der mensch immerfort an seine drey idealen forderungen: gott, unsterblichkeit, tugend erinnert (wird) III 3, 271 W.
3)
die verbindung mit dem unbestimmten artikel meint hier, dasz in irgendeinem mehr oder weniger unpräzisierten sinne ein einziges höheres, mit dem wort gott bezeichenbares wesen verstanden wird, das aber mit dem gott des christlichen sprachgebrauchs nicht ohne weiteres identifiziert werden kann: also gibt es leute, welche zwar mit dem
maul prahlen, dasz sie einem gott glauben, mit der that aber selbigen verlaugnen Diogenes (1742) 1, 21;
weder aus sich selbst allein, noch einzig aus den gegenständen, die ihn umgeben, kann der mensch erfahren, dasz mehr als maschinengang, dasz ein geist, ein gott ist in der welt s. w. 3, 263 Hell. vgl. wendungen wie an einen gott glauben, glauben, dasz es einen gott gibt u. ä.; in entsprechender verneinung: (der mensch) verehrt würmer und mäuse göttlich und glaubt dort (d. i. anderseits) keinen gott aphorism. 2, 158 lit. denkm.
und ein gott ist, ein heiliger wille lebt,
wie auch der menschliche wanke,
hoch über der zeit und dem raume webt
lebendig der höchste gedanke
G.;
11, 259 4)
vorgesetztes possessivpronomen steht hier (anders als oben I E 2) einschränkend im sinne subjektiver, an glauben und erkenntnis des individuums gebundener, gelegentlich auch fiktiver gottesvorstellung, die gegen den als allgemeinverbindlich gedachten gottesbegriff der christlichen offenbarungsreligion deutlich abgegrenzt ist, vgl. schon, wenn auch von anderen voraussetzungen aus: dann jetweder theil hat ... sein besondern gott und geber, also, das viech hat sein viehischen gott ... die seel den ewigen gott opera 2, 332 Huser. dann:
mein gott war längst nur eine art von präsident oder erstem konsul, welcher nicht viel ansehen genosz; ich muszte ihn absetzen (1849) br. u. tageb. 2, 184 Ermat.
bedeckt mit edelsteinen,
nahm bald der priester auch des pöbels augen ein
und wollte, wie sein gott, von ihm verehret sein
ged. 50, 154 Hirzel;
wie einer ist, so ist sein gott,
darum ward gott so oft zum spott
W.;
I 3, 288 5)
manchmal dient das wort gott ohne jede weitere bestimmung hier als kennwort für religion oder die religiöse sphäre in ganz allgemeinem sinne:
dasz uns der tod nicht entwurzeln würde, sondern noch tiefer wurzeln, dauernd wurzeln zugleich in uns und dem ewigen, schönen, guten der welt überhaupt (in gott) ged. üb. gott, d. welt u. das ich (1910) 353; J. Duboc das leben ohne gott, untersuchungen über den ethischen gehalt des atheismus (1875) (titel einer atheistischen schrift).
denn es werden noch stets die entschlossenen völker gepriesen,
die für gott und gesetz, für eltern, weiber und kinder
stritten und gegen den feind zusammenstehend erlagen
W.;
I 50, 267 6)
zumal in junger sprache ist eine bewuszt umriszlose, unbestimmte verwendung des wortes für den gebrauch der vokabel gott weithin bezeichnend:
einsamkeit ist nähe gottes pfarrer v. Dornloh (1930) 175; ist denn gott nicht einfach der name für das, was wir nicht wissen? ... man sagt, gott ist am anfang und am ende; an beiden stellen zugleich kann er doch nur im kreise sein! nov. (1937) 238. in der wendung viel gott fast wie ein sachbegriff: so musz gewisz viel vorsehung und viel gott in diesem fadenwirrwarr (d. i. verwickelungen des zufalls auf erden) walten und schlichten dämmerungen (1809) 58; jeder einzelne habe die möglichkeit, durch gute meinungen und taten soviel gott auf die erde herunter zu bringen, wie seine natur ertragen könnte erz. schr. (1918) 2, 322.
nenn es dann, wie du willst,
nenns glück! herz! liebe! gott!
ich habe keinen namen
dafür! gefühl ist alles,
name ist schall und rauch,
umnebelnd himmelsgluth
W.;
I 14, 174 III.
gott eindeutig nicht von dem biblisch-christlichen gott. vornehmlich als bezeichnung religiös verehrter höherer wesen auszerhalb der jüdischen und christlichen religion, doch reicht die spannweite dieses gebrauchs von der vorstellung personhaft gedachter gottheiten, wie sie den historischen nichtchristlichen religionen zugrunde liegen, über eine mythologisierende oder eine ins begriffliche verblassende betrachtungsweise bis zur uneigentlichen oder vergleichenden anwendung auf irdische wesen und auf sachliche gröszen und werte. von der polytheistischen voraussetzung aus ist artikelloser gebrauch des singulars, im gegensatz zu I und II, selten, wenn auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen, vgl. etwa gott Phoebus Ilias (1610) 1ᵃ; gott Amor ges. w. (1905) I 5, 64 neben häufigerem der gott Mahomet volksb. dr. Faust 66 ndr.; der gott Herkules recensionen 107 lit.-denkm.
A.
im alten testament oder in alttestamentlicher sicht von den gottheiten der nichtjüdischen völker, die in vorexilischer zeit noch als tatsächlich existent gedacht sind, deren religiöse verehrung aber den Juden (im sinne der monolatrie) verboten war.
1)
herr, wer ist dir gleich vnter den göttern? 2. Mose 15, 11; vgl. ps. 86, 8; 95, 3; 96, 4 u. ö.; nu weis ich, das der herr grösser ist denn alle götter 2. Mose 18, 11. in ausdrücklicher kennzeichnung: (ich) wil meine straffe beweisen an allen göttern der Egypter, ich der herr 2. Mose 12, 12; da aber der Philister fürsten sich versamleten, jrem gott Dagon ein gros opffer zuthun richter 16, 23. in jüngerer monotheistischer sicht: denn alle götter der völcker sind götzen, aber der herr hat den himmel gemacht ps. 96, 5; so wissen wir nu ... das kein ander gott sey, on der einige. vnd wiewol es sind die götter genennet werden, es sey im himel oder auff erden ... so haben wir doch nur einen gott 1. Kor. 8, 5. hier besonders als gattungsbegriff: der wird priester, dere die nicht götter sind 2. chron. 13, 9; vgl. Jer. 2, 11; 16, 20; Gal. 4, 8. die abgrenzung gegen Jahve als den jüdisch-biblischen gott namentlich in der verbindung andere, fremde götter, vgl. schon: deus recens cot croni (Pa) (K) (Ra), deus novus cot niuui (Pa) (K) (Ra) ahd. gl. 1, 98, 1. 2 St.-S.; 2, 337, 3 P. (ps. 80, 10);
du solt kein andere götter neben mir haben 2. Mose 20, 3; vgl. 34, 14; drohtin einer herizogo siner uuas unde neuuas mit imo got uremider (... deus alienus) (10.-11. jh.) ahd. sprachdenkm. 303, 18 Steinmeyer; Jer. 5, 19; inn dem das du (der Jude) wenest, und halten moͤchtest, das wir christen eynes unrechten glaubens weren, und frembde goͤtter anbetten d. keyserl. maiestat cammergerichtsordn. (1555) 73ᵃ. von hier aus noch in junger übertragener anwendung: wirst du aber auf andere sachen dich verlassen, und gleichsam andere götter machen, so wird alles glücke ... zu lauter bellenden hunden werden erznarren 140 ndr.; seine (des bräutigams) halb väterliche pädagogische fürsorge ... erschien dem reizenden geschöpf (der braut) alsbald nur langweilig und komisch, und so wandte sie sich andern göttern zu (anderen liebhabern) ges. w. (1920) II 2, 36;
auch die häufige verbindung mit dem possessivpronomen hat hier meist einschränkenden, relativierenden sinn: uuir geeiscoton Busiridem io slan sine geste unde opferon sinen goten. pe dero uuilo teta imo daz selba sin gast Hercules 1, 105, 9 P.;
als jn das volck (der Philister) sahe, lobten sie jren gott, denn sie sprachen, vnser gott hat vns vnsern feind in vnsere hende gegeben richter 16, 24.
swene auer si uon im gecherten
unde einen anderen got erten,
so wͦrden si ge undᵉ erslagen
dt. ged. d. 11. u. 12. jhs. 146, 6 Diemer;
sein (des mannes) zeitvertreib
macht, dasz das weib
oft fremde götter ehrt
s. w. 1, 72, 16 Krämer.
si (die heiden) manten in bî ir goten
daz er in hulfe
Parzival 17, 6;
2)
mit schärferem ton und mit dem nebensinn des unwirklichen, ohnmächtigen, götzenhaften: forsahhistu allem them bluostrum indi den gelton indi den gotum, thie im heidene man zi bluostrum indi zi geldom enti zi gotum habent? (anf. 9. jh.) fränk. taufgelöbnis 4 Steinm. 23; da selbs wirstu dienen den göttern, die menschen hende werck sind, holtz vnd stein, die weder sehen noch hören, noch essen, noch riechen 5. Mose 4, 28. meist durch attribut gekennzeichnet, besonders in älterer sprache und an stelle des jüngeren götze (s. d.): (Christus damnat) infames deos thia misliumiandigon goda (11. jh.) ahd. gl. 2, 583, 52 St.-S.;
also albeide afgeworpen haven die irrung van den vil goden (Cöln 1499) städtechron. 13, 455; vnder andern heydnischen goͤttern wurden auch zwo goͤttinnen verehrt hirnschleiffer (1664) 1. in junger übertragung: (der förster) konnte nicht dafür, dasz es falsche götter waren (an die er geglaubt hatte, politisch gemeint) missa sine nomine (1950) 257.
noh wart der valschen goͤte me,
die dú scrift úns nennet sus:
Mars und Saturnus,
Jupiter unde Archas
weltchron. 3209 Ehr.;
3)
verdinglicht zur bedeutung 'götterbild', 'götzenbild', meist älter und an stelle dieser jüngeren wörter: in (idolis et) sculptilibus ingagrapenem kotom (10. jh.) ahd. gl. 2, 762, 11 St.-S.;
in dem sulven jare toch de koning van Denemarken mit anderen vorsten up dat land to Ruygen und vorstorde ore gode und nemen dat gold unde sulver (Magdeburg, nach 1350) städtechron. 7, 119; vnd weil du denn ja woltest ziehen, vnd sehnetest dich so fast nach deines vaters hause, warumb hastu mir meine götter gestolen? (Laban zu Jakob) 1. Mose 31, 30; vgl. 35, 2; 2. Mose 32, 31 u. ö.;
nur gelegentlich auszerhalb dieser sphäre und ohne nebenton: die von der tückischen zeit verstümmelten götter, wie z. b. diesen daliegenden torso nachtw. 110 lit. denkm.; dasz es (das schicksal) die verstümmelten götter zu bänken vor der bauernhütte und die grabmäler hier zur ruhestätte des weidenden stiers macht s. w. 2, 195 Hell.
der kunic Avennir (hiesz) zehant
die göter brechen und ir sal (13. jh.)
Barlaam und Josaphat in: zs. f. dt. alt. 1, 129;
barbaren hatten versucht
sich götter zu machen;
allein sie sahen verflucht,
garstiger als drachen
W.
I 3, 250 B.
in neutralem oder, soweit es sich um wirklich geglaubte wesen handelt, in positivem sinne von den gottheiten polytheistischer religionen. vornehmlich von den göttern der Griechen und Römer, die schon früh, in den übersetzungen antiker autoren bei Notker, und später immer wieder, in den nachdichtungen antiker sagenstoffe aus höfischer zeit, in der literatur des humanismus, des barock und der klassik in das deutsche schrifttum eingang finden.
1)
in historischer festlegung:
bald führte mein Adamas in die heroenwelt des Plutarch, bald in das zauberland der griechischen götter mich ein s. w. 2, 98 Hell.; die unsterblichen götter auf dem Olimpus (1785) br. 1, 257 Jonas; es wird bald kein rother hahn ... mehr in der welt sein, der nicht gefahr läuft, für einen germanischen gott erklärt zu werden kl. schr. (1893) 1, 149.
das si wurdin ouh genant
ubir allir Chriechin lant
an helfe krefte riche goͤte
weltchron. 3224 Ehr.;
2)
von einzelgöttern.
a)
von einer bestimmten, namentlich genannten gottheit:
auf Tonga hören wir von einer priesterin des gottes Haehaetahi völkerkde (1885) 2, 186.
mîn kreftec got Jupiter
dirre sælden was mîn wer
Parzival 748, 19;
Calchas die vrsach bald entdeckt,
warumb gott Phoebus hett erweckt
die schwere sucht
Ilias (1610) 1ᵃ;
b)
mit attributen zur umschreibung ihrer funktion, ihres schutz- und herrschaftsbereiches, ihrer menschlichen schützlinge u. ä.: uuanda si Mercurium sah ze himele faren, der got tes lenzen ist 1, 721, 9 P.;
Vulcanus, der got des füres Äsop 6 lit. ver.;
Thor, der gott des donners schlesw. lit.-br. 237 lit.-denkm.;
ich will von hinnen zuͦhausz gon, zegrieszen meine heimische goͤtter oder hauszgenossen Terenz (1539) 142ᵇ;
jünger von hier aus auch übertragen: das an und für sich kleine nothwendige übel, unter die zwölf gewaltigen götter des himmlischen tonreichs gleich vertheilt, würde so vielleicht am leichtesten zu ertragen (auf die gleichschwebende stimmung anspielend) s. w. 5, 64 Sch.; gleichwohl habe ich ... schon manches den unterirdischen göttern geopfert, was mir nach dem zeitgeschmacke, aber gegen mein gewissen gelungen war (an poetischer produktion) ges. schr. 5, 149 Schm.-St.
dat der hêre Mars, des wîges got,
bî frouwen Vênûse lach
Eneide 5626 B.;
o Phoebus, ...
der ärzte gott, und haupt der dichter!
ged. (1751) 1, 184;
siehst du?
hoch eine andre glänzende gestalt,
wie man der leier und des bogens gott
zu bilden pflegt?
s. w. 4, 141 Sauer;
es haͮnd gestritten die landes goͤte
mit den goͤtten uf dem mer
Marienleben 4094 Päpke;
denn des gastlichen hauses
unverletzliche schwelle
hütet der eid, der Erinnyen sohn,
der furchtbarste unter den göttern der hölle!
G.;
14, 21 nehmt mich auf, ihr götter dieses hauses
s. w. 4, 38 Sauer.
c)
personifizierend in der vergöttlichung kosmischer und naturhafter gröszen: sei, wie dieser! rief mir Adamas zu, ergriff mich bei der hand und hielt sie dem gott entgegen (der sonne) s. w. 2, 101 Hell.;
wann des gottes letzter milder
schimmer sich vom see verlor
ges. w. (1839) 5ᵃ;
auf grünen bergen wird geboren
der gott, der uns den himmel bringt (der wein)
schr. 4, 157 Minor.
d)
mit bestimmung des ranges, der gewissen gottheiten zukommt. unter dem einflusz biblisch-christlichen sprachgebrauchs der gott der götter (s. ob. I A 4) für Zeus: wie sieht der gott der götter aus (Jupiter)? fabellese (1783) 1, 61; vgl. derselbe, lyr. ged. (1772) 286; wenn in weiszen federn der gott der götter (Zeus als schwan) einst zärtliche accente lispelte ... das wirktest du (gott Amor) allein durch deine strenge s. w. 6, 58 Sch. synonym, aber nach antikem vorbild:
in antikem mythos halber gott für häufigeres halbgott (s. d.): heros ein halber got (Hagenau 1516) gl. 276ᵇ; aber daz obera teil dero lufte behebet tie, also
du gesihest, tie Greci heizent halbe gota, Latim beidiu, ioh halbe man ioh halbe gota 1, 819, 23 P. der kopula götter und helden, götter und heroen liegt die gleiche rangunterscheidung zugrunde:
weil die vorbilder von göttern und helden, wie er sie überliefert hat, von andern als nöthigend ... befolgt ... werden I 46, 44 W. zur abgrenzung gegen gottheiten niederen ranges auch in anderen verbindungen: es ist blos ihre macht, wodurch sich götter und dämonen dem kindischen alter der menschheit verkündigen (1793) br. 3, 393 Jonas; alle wörter, die höhere wesen, menschen, götter oder geister bezeichnen völkerkde (1874) 487. gelegentlich aber werden auch dämonen und geister selbst als götter bezeichnet: in dem (haupt) ist kunstenreiche kunst allen gotern ebentewer verborgen ackermann a. Böhmen 25, 27 H., s. dazu im kommentar seiner ausgabe 326. vereinzelt biblisch: das weib (die seherin von Endor) sprach zu Saul, ich sehe götter (h)er auffsteigen aus der erden 1. Sam. 28, 13. in christlichem zusammenhange gelegentlich von engeln und engelartigen wesen:
übertragen (s. auch oben 2 c): nur unter den göttern minderen ranges herrscht eifersucht und neid (weine geringerer qualität) I 34, 27 W.
ums vaters aller götter thron
S.
29, 299 zwischen menschen, göttern und heroen,
knüpfte Amor einen schönen bund
G.;
11, 4 sie (die hirten von Bethlehem) brechen majoran auff gutgeheisz
der götter
in: barocklyrik 2, 109 Cysarz;
darfst du die götter schmähn? darf einer der niedrigsten geister
wider Satan und mich (Adramelech) aus seiner tiefe sich rüsten?
s. w. (1854) 1, 61.
e)
unbestimmt in der verbindung ein gott: es war, als träte die sonne hervor im freundlichen äther, oder als stiege ein gott hernieder zu einem unschuldigen volke s. w. 2, 65 Hell.;
so tief herunter liesz ein gott mich sinken!
G.;
15, 1, 20 in andre länder, unter andre völker
hat uns ein gott geführt in seinem zorn
s. w. 5, 132 Sauer.
3)
oft in kollektivem plural, allgemein und ohne individuelle bestimmtheit: cunctatio nulla est quod superi uoluere taz tie gota uuellen, des neist nehein tuala 1, 714, 24 P.;
da aber das volck sahe, was Paulus gethan hatte, huben sie jre stimme auff, vnd sprachen auff lycaonisch, die götter sind den menschen gleich worden, vnd zu vns ernider komen apostelg. 14, 11; dass unsere vorfahren ... die kräuter so hoch geachtet und gepriesen, dass sie jhre anzeigungen und kräfft denen göttern und allerheiligsten haben zugeeignet saturnalia (1663) 330;
die götter leben im glauben. glaube hat sie erzeugt glaube d. Hellenen (1931) 1, 1. die alten götter in poetisierender umschreibung für einen versunkenen glauben:
dich êrent drumbe reiniu wîp
und aller werden göte schar
trojan. krieg 1829;
ich kenne nichts ärmeres
unter der sonn, als euch, götter!
W.;
I 2, 76 was euch (ihr lieben) der väter mund erzählt, gelehrt,
gesez und bräuch, der alten götter nahmen,
vergeszt es kühn
s. w. 3, 146 Hell.;
es rauschen die wipfel und schauern,
als machten zu dieser stund
um die halbversunkenen mauern
die alten götter die rund
s. w. (1864) 1, 273.
4)
als eigentliche gattungsbezeichnung, von solchen wesen, denen der charakter des göttlichen zugesprochen wird,
singularisch und pluralisch: sed qui beati sint, deos esse conuenit ... unde die salig sint, tarmite gota sint 1, 247, 27 P.;
nach der bildnusz gottes, und nit nach unseren bildnussen, dadurch vil wesen oder götte hättind mögen verstanden werden dt. schr. 1, 56 Sch.-Sch.;
das elementare selbst wird nicht mehr als gott empfunden, aber hinter ihm, in ihm birgt sich ein gott glaube d. Hellenen (1931) 1, 22. geläufig in den verbindungen nur ein gott und kein gott:
sehen sie, so sind (nämlich ausbesserbar) die 'Polzinschen' (teppiche). aber wenn der Smyrnaer ein loch hat, dann hat ers, und da hilft kein gott nicht ges. w. (1905) I 5, 8.
der knappe wânde sunder spot,
daz ieslîcher wære ein got
Parzival 120, 28;
musz ich (Apollo) schon als ein gott mehr als die menschen leiden
s. w. 3, 41, 173 Krämer;
und doch kann er (der herr der elemente, der riese) nicht würdig heiszen,
mit göttern ganz ein gott zu sein
ges schr. 1, 146 Göschen;
alles des,
das neur ain got
an spot
uns sölche gnad verzinst (gewährt)
Schatz
35, 88 allein ein schwur drückt mir die lippen zu,
und nur ein gott vermag sie aufzuschlieszen
W.;
I 2, 113 Erwin, o schau, du wirst gerochen;
kein gott erhöret meine noth
ebda 11, 297;
C.
in mythologisierender, poetisierender, aber auch in religiös empfundener verflüchtigung der konkreten göttervorstellungen historischer religionen. sie erfolgt namentlich im barock, um später im zeitalter der geniezeit und der klassik starken, vertieften auftrieb zu erfahren.
1)
als personifizierung von lebensmächten mit hilfe des mythologischen apparates:
auszerdem weisz ich, ... welche launen gott Amor hat ges. w. (1905) I 5, 64;
ich schwere bey den händen
damit der kleine gott (Amor) kan vnsre sinnen wenden,
ich schwer euch auff den pfeil, der mein gemüte trifft
teutsche poemata 15 ndr.
ein jungfraͤwlin dort nahe, ...
sprach: ach das ist der gott (Cupido),
der mein hertz also brennet
auserles. ged. 17 ndr.;
gott der träume! freund der nacht,
stifter sanfter freuden (Morpheus)!
poet. w. (1800) 3, 135;
versuche (Johanna) nicht den falschen gott der schlachten,
denn blind und ohne schonung waltet er
G.; vgl. 220; 241.
13, 237 2)
jünger, und in tieferer fassung, nimmt gott hier, hohen lebensmächten und wirklichkeitsbereichen zugeordnet, den sinn von 'genius, schutzgeist', 'dämon' an:
er (der zufall) ist der wahre gott der politischen welt: das glaube mir s. phil. rom. (o. j.) 11, 32; folglich treffen wir in der geschichte auf zwei entgegengesetzte erscheinungen, welche uns deren gott verhüllen dämmerungen (1809) 6; derartig eindeutige schicksale haben ihren gott briefe 1914 -1921 (1937) 335.
der gott der jugend waltet
noch über dir und mir
s. w. 1, 158 Hell.;
aber in unsrem innern, ein bild der fürsten des himmels,
wandelte neidlos der gott unserer liebe dahin
ebda 2, 41
3)
der kollektive plural die götter, später auch singularisches der, ein gott, umschreibt (wie schon im sprachgebrauch der antike, dort auch in artikellosem sg. θεός,
s. dazu theol. wb. z. n. t. 3, 66 f.) seit dem humanismus in unbestimmter weise die über der welt und dem menschen waltenden höheren mächte oder eine allgemeine göttliche ordnung oder naturhafte gesetzmäszigkeit. älterer gebrauch dieser art hat mehr als mythologisch poetisierendes und erhöhendes stilmittel zu gelten, das die volle gültigkeit des allgemeinverbindlichen christlichen vorstellungs- und wortgebrauchs kaum berührt; in jüngerer anwendung jedoch, etwa seit dem mittleren und späten 18. jh., kommt hier auch eine tiefere wandlung zum durchbruch, die unter bewusztem verzicht auf den biblisch-dogmatisch bestimmten wortgebrauch sich entweder heidnisch-antikem religiösem grundgefühl nähert und sich seiner ausdrucksformen bedient oder diese ausdrucksformen für eine etwa im sinne von gott II unverbindlichere fassung des gottesbegriffs wählt (s. auch die belege unter D): der schöne himmelsbau, das haus der goͤtter dt. poeterei (1665) 62;
schüchterne dummheit und verschämte armuth sind den göttern heilig ges. schr. (1893) 1, 7. häufig bei Göthe:
in kollektiv zu fassendem singular:
eines schattens traum ist der mensch; kommt aber ein strahl ihm, vom gotte gegeben, ist lichter glanz dem manne gewährt und ein mildes leben s. w. (1846) 3, 253.
mein Carl (der kaiser) vermag auf einen streich
aus vollmacht von den göttern
die feinde zu zerschmettern
s. w. 4, 51, 19 Krämer;
ohne licht, ohne götter,
kalt verstoszen, klimmt er (der bedrängte) pfadlos hin
w. (1811) 1, 214;
so schlief er, keinen schwätzer fürchtend,
nicht ohne götter, ein kühner jüngling
oden 1, 27 M.-P.;
und ich! — götter, ists in euren händen,
dieses dumpfe zauberwerk zu enden;
wie dank ich, wenn ihr mir die freiheit schafft!
Ⅰ 2, 91 W.;
über meine sicilianische reise halten die götter noch die wage in händen; das zünglein schlägt herüber und hinüber
I 31, 57;
ich bin selbst ein geplagter fremdling, den nicht die furien, den die musen und grazien und die ganze macht der seligen götter mit erscheinungen überdecken
am ausgeprägtesten und in unmittelbarer anlehnung an die mythische welt der Griechen bei Hölderlin, aber in einer nur für ihn gültigen einmaligkeit, deren religiöse hintergründe hier nicht darstellbar sind:
IV 8, 134.
im arme der götter wuchs ich grosz
s. w. 2, 48 Hell.;
ihr kalten heuchler, sprecht von den göttern nicht!
ihr habt verstand! ihr glaubt nicht an Helios,
noch an den donnerer und meergott
ebda 3, 5;
ihr guten götter! arm ist, wer euch nicht kennt,
im rohen busen ruhet der zwist ihm nie
ebda 3, 58.
denn ein gott hat
jedem seine bahn
vorgezeichnet,
die der glückliche
rasch zum freudigen
ziele rennt.
wem aber unglück
das herz zusammenzog ...
W.;
I 2, 61 bruder! dir gab ein gott der liebe göttlichen funken,
zarten geläuterten sinn, zu erspähn, was herrlich und schön ist
s. w. 1, 130 Hell.;
groszes glück
zu tragen und zu opfern giebt der gott
dem einen, weniger gegeben ist
dem andern
ebda 3, 42; vgl. 37 u. ö.;
wär nicht das auge sonnenhaft,
wie könnten wir das licht erblicken?
lebt nicht in uns des gottes eigne kraft,
wie könnt uns göttliches entzücken?
W.;
II 1, XXXI 4)
anders umschreibt die nur jüngere verbindung der, ein gott in uns, der innere gott u. ä. die vorstellung der im menschen, in seinem unsterblichen teil wirkenden höheren kräfte: du hast ein herrlich wort gesprochen, Hyperion! was? vom wurme soll der gott abhängen? der gott in uns, dem die unendlichkeit zur bahn sich öffnet s. w. 2, 118 Hell.; zum zeugnis gegen mein eigen zweifelnd herz, das manchmal auf die seite des ungläubigen pöbels treten will und den gott läugnen, der in den menschen ist ebda 3, 361;
in dessen busen ein gott ist, der wird von den niedrigkeiten, die die welt hat, nicht berührt s. w. 3 (1911) 131; ihm (Mozart) gab es in dämmernder ahnung sein gefühl — der gott in ihm Mozart (1856) 4, 54 anm. 52. seltener pluralisch: aber dennoch stirbt der trieb in unserer brust, und mit ihm unsre götter und ihr himmel s. w. 2, 135 Hell.; die tugend läszt sich nicht lehren und lernen, auszer durch freundschaft und liebe mit tüchtigen und wahren menschen und durch umgang mit uns selbst, mit den göttern in uns in: Äthenäum 2 (1799) 8.
ihr, die dem gott in ihrer brust vertrauten
zu mutigem entwurf, zu schwerer that
kriegsgesänge (1813) 62;
D.
im vorstellungsbereich der götter als handelnder, zur welt und zum menschen in beziehung tretender oder vom menschen angesprochener wesen ist in festen verbindungen, formelhaften wendungen und redensarten, vom gelegentlichen fortleben antiker vorbilder abgesehen, der einflusz des biblisch-christlichen sprachgebrauchs weithin spürbar. das gilt sowohl für die anwendung des wortes in antik historischer oder sonst heidnischer sphäre (s. oben B) wie namentlich für einen unverbindlich umschreibenden, mythologisierenden gebrauch des wortes (s. oben C). eben hier tritt dann oft der plural götter, auch singularisches der gott, seltener ein gott, als unverbindlichere aussage an die sonst von gott als dem christlichen gott eingenommene stelle.
christlicher sprach- und formelgebrauch des wortes gott setzt sich oft genug auch dort durch, wo von den heidnischen göttern die rede ist, so dasz zwei einander ausschlieszende sphären gewaltsam gemischt werden, vgl. etwa: delubri cotes huses (Äneis II 410) (12. jh.) ahd. gl. 2, 693, 31 St.-S.;
und oft in mhd. dichtung, s. dazu B. Schwartz d. gottesbild in höf. dichtg. (diss. 1933) 13 ff. auch jünger: in gottes namen dann darbey, die götter geben ihnen glück darzu com. v. stud.-leben 12, 3 Fabricius; in 14 tagen sind wir all auseinander, und es geht so im hurry dasz ich nicht weisz wo mir der kopf steht, wie noch hoffnung und furcht ist. gott verzeihs den göttern die so mit uns spielen (1773) IV 2, 83 W.;
(doch begegnet auch das umgekehrte, dasz antik-mythologisierende redeweise in eindeutig christlichen zusammenhang eindringt, so wenn Zesen vom kreuzestod Jesu als göttertranck für die gläubigen barocklyrik 2, 87 Cysarz, Klaj von der götterkost aus Marias brust ebda 110 und vom Jesuskind als dem götterkind ebda 111 redet).
swaz got an sîne hantgetât
rîliches wunders hât geleit
(Paris beim anblick der Helena)
trojan. krieg 19 818;
das ich nie wär geporen!
es war pesser sammer gott;
wann ich pin der götter spott
Apollonius 10255 S.
(Psyche:) laszt ab! — mich schauderts — wonn und weh —
o gott im himmel! ich vergeh —
derselbe I 16, 89 W. (Satyros III 212);
ich ahns, durch armuth und durch blösze
erkenn ich deine (Christi) göttergrösze
marksteine (1874) 27.
1)
in verbalen verbindungen wie unter I C und D. vornehmlich entsprechend I C 3 d, die beziehung der götter zu den menschen umschreibend: daz iro (der seele) dia gota ... michela giba gaben 1, 697, 13 P.; vnd hetten die gött im (dem Marianus Sozimus) gegeben gebürlicher
gestalt vnd vntödemlichkait, so were er mit inen ouch ain got gewesen translat. 17 Keller;
die götter helffen dasz ihr fleiszig studieren, und künfftiger zeit hohe und vornehme männer aus euch werden mögen com. v. stud.-leben (1657) f 4ᵇ; so viel im vogelflug von unserer tour, dasz du folgen kannst und siehst, dasz bisher die götter mit uns waren IV 4, 88 W.;
alle götter mögen dich segnen! ges. schr. 2, 448 Schm.-St.; wie I C 3 e:
seltener gemäsz I D 2, die haltung des menschen den göttern gegenüber betreffend:
Falstaff ... bittet bey allen göttern, ihn ... zu verbergen schlesw. lit.-br. 145 lit.-denkm.;
und wenn der mensch in seiner qual verstummt,
gab mir ein gott, zu sagen, was ich leide
W.;
I 10, 243 wan uns dan die götter lieben,
solle man sich nicht enttrüben
zu einer solchen ankunft (der neuen fürstin)?
ged. 1, 102 Fischer;
alles erzählt er den musen, und dasz die götter nicht zürnen,
lehren die musen ihn gleich bescheiden geheimnisse sprechen
W.
I 2, 128 ich dank den göttern, die mir dieses glücke (deiner liebe) gaben
W.;
I 9, 23 mit unrecht, bei den göttern schwör ich es
s. w. 5, 142 Sauer.
2)
speziell entsprechend der gegenüberstellung gott und mensch, s. oben I G 3.
a)
antithetisch: uuanda iz (das buch) saget uuio mennisken ze goten uuerden 1, 692, 9 P.; noch eins hab ich überig, so ihr mir solches aufflösen können, wil ich euch mehr für götter denn menschen halten reise d. söhne Giaffers 49 lit. ver.;
gold, silber, fleisch und fett ist nur der menschen lust,
davon der götter zunfft nicht weiss noch hat gewust
satyr. ged. 58 ndr.;
was unterscheidet
götter von menschen?
dasz viele wellen
vor jenen wandeln,
ein ewiger strom:
uns hebt die welle,
verschlingt die welle,
und wir versinken
W.; vgl. 81;
I 2, 82 und riefst hinan in den Olymp
den hundertarm, bei göttern Briareus,
Ägäon unter sterblichen genannt
s. w. 147ᵃ Bohtz.
b)
kopulativ zusammenschlieszend: sol ich (der ölbaum) meine fettigkeit lassen, die beide götter vnd menschen an mir preisen? richter 9, 9;
der dichter (ist) ... freund der götter und menschen I 21, 129 W.; vgl. 24, 117; die geheimnisvolle dunkle macht, die über götter und menschen waltet s. w. 6, 88 Gr.
und wan ihr englische gestalt
die götter und menschen versehret
ged. 1, 101 Fischer;
3)
auch in gewissen gebrauchsweisen aus dem formelhaften bereich I J.
a)
vor allem wie I J 3, in vokativischem anruf, dem neben der christlichen entsprechung freilich wohl auch die entsprechenden antiken formeln als muster dienen; ernsthaft eigentlich oder in emphatischem ausruf, aber kaum als gewichtslose interjektion:
I 9, 25 W.; o ir guten göt. was kranckhait ist das? Eunuchus 42 Fischer; gute götter! wie er schön ward mit dem blik auf mich s. w. 2,
225 Hell.; so sagt er, und — götter, götter! noch beb ich durch alle glieder w. (1778) 2, 42;
ir götter, wie mügt ir anschawen
den unschulding todt der junckfrawen?
lit. ver.;
2, 16 soll der gute so zu grunde gehen?
ach, er sollte, ach er könnte! götter!
W.
I 2, 73 b)
auch in anderen formeln vereinigen sich wohl antike und christliche redeweise. so in gelegentlichen verhütungs- oder anwünschungsformeln, s. oben I J 1 a ιγγ; κ: verhüt's ein gott! s. w. 8, 222 Sauer; das den alten alle goͤtt vnd goͤttin muͤssen schenden vnd verderben, der mich heüt gehindert hat Terenz (1539) 38ᵃ. entsprechend I J 2 a: was aus unserm wiedersehn wird, das wissen die götter! (1789) 1, 50 Waitz. wie I J 2 c: wollendts die götter Polybius (1574) 189;
wie I J 4: ich bitt durch die goͤtte, sag mir, was ist begirlicher d. teutsch Cicero (1535) 39ᵇ; 'aber um der götter willen!' rief ein hagrer mann w. 1, 11 Hempel; by den götten! Äsop 40 lit. ver.; bei allen göttern, wer bist du? sag es mir lust. komödienb. 2 (1861) 267.
denn von oben kommt verführung,
wenns den göttern so beliebt
W.
I 3, 13 4)
einiges gehört ausgesprochen antiker vorstellungs- und redeweise an, vor allem wendungen, die auf das selige leben der olympischen götter anspielen: sie (die bastarde) saugen dann ... verstolen der Juno milch, so sitzen sie auch alsdann mit andern göttern zu tisch Garg. 36 ndr.; er (ein üppig bewirteter) bilde sich nicht anders ein, als dasz er an der götter tafel sitze, wo der nectar selbst eingeschencket werde (1700) musikal. quacksalber 110 lit. denkm.; und es ist nicht leichter, eines halbgotts freund zu seyn, als an der götter tische, wie Tantalus, zu sizen s. w. 2, 164 Hell.; wären wir beide (Schiller u. seine frau) nur gesund, wir brauchten nichts weiter, um zu leben wie die götter (1791) br. 3, 164 Jonas; jetzt däucht mir kehren sie (Göthe), ausgebildet und reif, zu ihrer jugend zurück und werden die frucht mit der blüthe verbinden. diese zweyte jugend ist die jugend der götter und unsterblich wie diese (1797) ebda 5, 143;
ich weisz nur, dasz es ein schauspiel für götter war ges. w. (1920) II 1, 84. nach homerischem vorbild:
ob es zum besseren oder noch schlimmeren sich zunächst wenden werde, das lege ich auf der götter kniee in: briefw. zw. Jac. u. W. Grimm (1885) 2, 373. mit der anspielung darauf, dasz frühverstorbene als lieblinge der götter gelten: alle nationen habens gefühlt, dasz ihn (den zu zarten jüngling) die götter geliebet 15, 295 S.; vgl. 11, 370; glücklich zu preisen, weil die götter ihm gaben jung aus dem leben zu scheiden röm. gesch. 5 (1894) 27. speziell des gottes (Apoll) voll sein von der dichterischen begabung als einem geschenk Apolls: die seele eines vom gott erfüllten dichters vertheid. d. hrn. W. 36 lit.-denkm.;
ein schauspiel für götter,
zwei liebende zu sehn!
W.;
I 11, 289 wor se werd inloseern steit in de götter knee
(homerisches θεῶν ἐν γούνασι κεῖται)
scherzged. 5 ndr.;
ihm schenkte des gesanges gabe,
der lieder süszen mund Apoll,
so wandert er, an leichtem stabe,
aus Rhegium, des gottes voll
G.
11, 240 E.
in direkt vergleichendem oder in uneigentlichem, auf vergleich beruhendem gebrauch erweiternd auf solche personen, wesen oder erscheinungen angewandt, die ihrem ursprung und ihrer art nach nicht gott oder götter sind.
1)
im eigentlichen vergleich: sihe, das sind denn recht gottformige menschen, wilche von gott empfahen allis, was er hatt, ynn Christo, und widderumb sich auch, alsz weren sie der andern gotte, mit wolthaten beweiszen
10, 1, 100 W.; (der geizige und der wucherer) reist alles zu sich, dasz mans von jhme, als von einem gott musz betteln vnd empfangen floril. polit. (1662) 1, 277. jünger namentlich wie ein gott:
gleichsam wie einen gott hat das schicksal den dichter über dieses alles hinüber gesetzt I 21, 128 W. redensartlichem gebrauch nahe schön wie ein (junger) gott u. ä.:
beten wie ein junger gott 'andächtig'. auch sonst in vergleichen: schön, stark usw. wie ein junger gott schwäb. 3, 763.
es sieht ihm gleich,
zu überraschen wie ein gott
G.;
12, 145 da stand er plötzlich an des klosters pforte,
schön, wie ein gott und männlich wie ein held
G.;
14, 53 2)
uneigentlich von personhaften wesen auszergöttlicher art.
a)
vom teufel: diabolus den sie ahtont got, der ist falsus unde inutilis 2, 630, 15 P.; vgl. 28, 7. meist mit attributiver kennzeichnung: summanus got der helle, teufel (1482) gl. 566ᵃ; dagegen hat der höllische gott auch gewirket in der natur, und spötter und verächter geboren s. w. 2, 5 Schiebler; bei welchen der gott dieser welt der vngleubigen sinn verblendet hat 2. Kor. 4, 4; dess teuffels ..., welcher ein gott dieser welt ist, ein fuͤrst der welt v. zäuberern (1592) 148; nicht gott, sondern der gseng gott hat sie (die trinkerin) also erleuchtet (1710) bei schwäb. 3, 516; du werscht ȧȧ ne schworzen gutt ze sȧhn kriegen = du kommst in die hölle obersächs. 1, 431.
b)
von menschen in mehrfacher hinsicht.
α)
als ältere bezeichnung für den papst als den vicarius dei (gots statthalter d. ander buch wider M. Luther [1524] p 2ᵃ), aber meist mit einschränkendem attribut und mit satirisch-polemischem unterton:
ich will vor (vorher) gen Rome, den papst ze sechenn, den du sprichst er eüer got hie auf erden, und got des hern vicari sey decameron 30 Keller; haben aber endlich beschlossen, er (der papst) sey gottes stathalter auff erden und ein jrdisscher gott, eine person aus gott und mensch zu samen geschmoltzen 30, 2, 488 W.;
der bâbest ist ein irdesch got
und ist doch dicke der Rômer spot
bescheidenheit 151, 23 Gr.;
se denen mönniken und papen,
de pawest is ere got
volkslieder (1881) 426.
β)
von königen, fürsten, regenten, zunächst im anschlusz an prägnanten gebrauch des alten testamentes: den göttern soltu nicht fluchen, vnd den obersten in deinem volck soltu nicht lestern 2. Mose 22, 28; vgl. 21, 6; 22, 8; 9; ps. 28, 1; fursten und regenten dieser welt werden genannt und sind gewisz götter darum, dasz sie gott zu statthaltern gesatzt und verordnet hat tischr. 2, 314 W. jünger von hier aus oder unter dem einflusz antiken, namentlich durch den spätrömischen kaiserkult bedingten sprachgebrauchs (s. theol. wb. z. n. t. 3, 68), aber durchweg mit einschränkendem attribut als irdische götter, götter dieser erde, dieser welt u. ä. (die gleichen wendungen auch anders, s. u. ε):
(1711) 402ᵃ; da sie ... nicht sehr geneigt scheinen, was auch dabey zu gewinnen wäre, viel weihrauch an die götter der erde, oder diejenigen, die ihre gnaden austheilen, zu verschwenden s. w. (1794) 24, 33;
ich habe nie in meinem leben das bücken vor weltlichen göttern (den fürsten) weder verstanden noch geliebt Gervinus an Dahlmann in: br. an Gervinus 2, 415 Ippel.
dein Carl, dein kayser, lebt, dein herr, dein irdscher gott
s. w. 4, 126 Krämer;
ja die gekrönet auch sich der welt götter nennen
ged. 2, 143 Fischer;
fürsten! götter dieser welt,
dencket, das ihr könnet fallen
poet. sinnenfrüchte (1677) 173;
γ)
gelegentlich in der einschränkung auf den träger einer bestimmten auszergewöhnlichen leistung: elender ceremonienmeister! Savoyarde des theaters, nicht schöpfer! dichter! dramatischer gott! 5, 227 S.; er nennt den Raphael einen urbinatischen hafner, nach der pöbelhaften sage, dasz dieser gott der künstler gefäsze bemahlt 15, 298 L.-M.; noch nie hat ein künstler in unseren mauern so ungeheure sensation erregt, als dieser gott der violine s. w. (1844) 10, 143.
δ)
allgemeiner, in der anwendung des prädikates gott auf irgendwelche menschen. noch dem eigentlichen vergleich nahe: vnd er (Aaron) sol für dich (Mose) zum volck reden, er sol dein mund sein, vnd du solt sein gott sein 2. Mose 4, 16; (der) patriarch! — hat also gegen alle verluste späterer zeiten, unschuld, gottesfurcht, menschlichkeit: in denen er für jedes späte zeitalter ewig ein gott seyn wird! 5, 506 S. in unmittelbarer übertragung: einige bekanntschaften habe ich indesz schon bei Charlotten gemacht ... die übrigen Weimarischen götter und götzendiener werde ich in dieser woche schon expedieren. Wieland soll mir hierinn einige politische maaszregeln vorzeichnen (1787) br. 1, 354 Jonas; wie wackelig die zeiten sind, das spürt man nur an der haltlosigkeit der heutigen götter (der emporkömmlinge) (1926) br. u. ged. 104 Jenssen. besonders auf innermenschliche beziehungen angewandt, um die zuerkannte oder auch angemaszte überlegenheit eines menschen über einen oder viele andere zu umschreiben: und die prediger wollen götter seyn uber die zuhörer tischr. 6, 253 W.;
in durchaus positivem, stark auszeichnendem sinne: so sollen wir auch unserer nehisten götter sein, das wir auch die ergisten feinde lieb haben 24, 111 W. so namentlich im sprichwort: ein mensch ist des andern got. wann ein mensch den andern ... in todts nöten erredt, sagt man, der ist sein got gewesen, es were jm sonst vbel gangen sprichw. (1541) 1, 41ᵃ; wo wir einander begegnen, vnd zusamen komen, je einer dem andern freundlich zuspreche, vnd gruͦsse ... hieher gehoͤret das gemeine sprichwort, dasz man sagt, ein mensch ist des andern gott erklerung d. epistel S. Pauli (1566) 27; sprichw. (1797) 87. die einschränkung, dasz das prädikat gott hier nur subjektive gültigkeit hat, wird gern durch vorgesetztes possessivpronomen verdeutlicht, vgl. schon in einmaliger mhd. bezeugung (dazu aber unter göttin 3 b a):
so etwan dir ein guͦter fründ vsz grosen noͤten hilfft, so sprichstu, der ist mein got vff disen tag gewesen beschirmung d. lobs Marie (1523) 6ᵇ; ein Göthepfaffe, der so glücklich war eine ganze brieftasche voll ungedruckter zettelchen von seinem gotte zu besitzen ges. schr. (1829) 8, 85; kommt heute (nach Bach) mein 'zweiter gott' W. A. Mozart kriegsbr. gef. stud. (1928) 257.
ein gott bist du dem volke worden,
ein feind kommst du zurück dem orden
G.;
11, 282 preise dem kinde die puppen, wofür es begierig die groschen
hinwirft, so bist du fürwahr krämern und kindern ein gott
W.
I 5, 245 min got! min wunsch! du vræude min!
du an begin! du sendes drum!
(anrede an die geliebte)
Wilh. v. Österreich 6722 R.;
ε)
vom menschen überhaupt in der wendung gott der erde, gott der welt (anders s. oben β):
6, 283 S.;
die jagd ergözt der erden götter
s. w. 1, 308 Krämer; vgl. 4, 77;
aber tritt er daher, der wie der wachsende
ahorn schlank sich erhebt, komt er der erde gott (der mensch)
oden 1, 53, 10 M.-P.;
wohl den schöpfer ahmet ihr nach, ihr götter der erde
W.; vgl. 21, 108;
I 2, 129 der kleine gott der welt bleibt stets von gleichem schlag
und ist so wunderlich als wie am ersten tag
(sagt Mephisto vom menschen)
W.
I 14, 20 c)
in der anwendung auf menschen, sofern sie an göttlicher art anteil gewinnen oder besitzen.
α)
in biblisch-christlichem gebrauch, im anschlusz an die Joh. 10, 34 f. zitierte stelle aus ps. 82, 6: iâ ist giscriban in iuuueru êvvu: uuanta ih quad: ir birut gotâ? oba thiê quad gotâ ci dên gotes uuort gitân ist ... (... quia ego dixi: dii estis? si illos dixit deos ad quos sermo dei factus est ...) Tatian 134, 8 ( Joh. 10, 34: götter); III 22, 49; als spricht uͮnser herre: 'ich sprich daz ir goͤt sint' (ps. 81, 6) St. Georgener pred. 97, 8 R.; vgl. 12; macht das gespreche gots mit dem menschen, aus menschen goͤte vnd gots soͤne, denckt es nicht zuuertragen, das ich mich gots son nenne paraphrasis (1524) Cc 3ᵃ. in älterer geistlicher und mystischer ausdeutung, vgl. auch die ausdrückliche einschränkung einer Boëthiusstelle bei Notker: also fone rehtes kuuinne rehte unde fone uuistuomes quuinne uuise, so uuerdent ouh note gota ze samolichero uuis fone gotes kuuinne ... aber den underskeit fernim du uuola, ein got ist echert naturlicher, knuoge mugen uuerden per gratiam, an imo teil habendo 1, 190, 13 P.; alsô sulen wir von gnâden got sîn, als got von nâtûre got ist in: dt. mystiker 2, 533, 10 Pf.; gottes zukunft 7843 Singer.
β)
anders in jüngerem, nicht eigentlich christlichem gebrauch, auf das göttliche im menschen, den göttlichen teil der menschlichen natur anspielend: der mensch ist aber ein gott, so bald er mensch ist. und ist er ein gott, so ist er schön s. w. 2, 185 Hell.; jeder gute mensch wird immer mehr und mehr gott. gott werden, mensch seyn, sich bilden, sind ausdrücke, die einerley bedeuten in: Athenäum 1, 2, 73;
wer zum ersten male liebt,
seis auch glücklos, ist ein gott
s. w. 1, 123 Elster.
3)
in gegenständlicher anwendung können auch konkrete dinge oder abstrakte gröszen als gott, götter bezeichnet werden.
a)
meist mit dem negativen ton des abgöttischen, götzenhaften, von allem weit über gebühr bewerteten oder von dem, was sittlich wertlos ist, wenn es praktisch an die stelle des einen wahren gottes oder der götter gesetzt wird. allgemein: swaz der menshe aller meist minnet uf erthriche, daz hat her ir welet zu eineme gote d. hl. regel 6, 1 Priebsch; worauff du nu (sage ich) dein hertz hengest und verlessest, das ist eygentlich dein gott 30, 1, 133 W. vor allem gott bauch, im anschlusz an Phil. 3, 19: die feinde des creutzes Christi; welcher ende ist das verdamnis, welchen der bauch jr gott ist, vnd jre ehre zu schanden wird. im allgemeinen gebrauch wird die dieser bibelstelle zugrundeliegende überbewertung der jüdischen speisegesetze als materialistische lebensweise umgedeutet:
die fresser vnd sauffer, deren groͤster lust ist in wollust zuͦ essen ... also das ir buch ir got ist Murner in: opera 5, 452 Böcking. daneben: so bald der mammon ... für ein gott gehalten wirt, treibt vnd verjagt er alle tugent hinwegk, vnd besetzt die statt mit lastern vnd vnbilligkeit Grobianus 4 ndr.;
in der anwendung auf abstrakta: und (sie) buhlet mit den göttern der fleischeslust, als mit hoffart und geize s. w. 5, 517 Schiebler; der eigennutz, der gott dieser welt s. w. (1867) 6, 342 Hart.;
die daz vleisch uber vetzen
und irn buch zu gote setzen
apokalypse 14 510 Helm;
gold ist ihr gott, geld ist ihr licht
ged. 191 Goed.
gold und macht die höchsten götter
Dreizehnlinden (1907) 360.
b)
neutral oder positiv von inneren kräften, werten und idealen:
daher ist das wollen schmeichlerisch und muszte sich der menschen bemächtigen, sobald sie es kennen lernten. es ist der gott der neuern zeit (gegenüber dem gesetz des 'sollens' in der antiken tragödie) I 41, 1, 61 W. indirekt: denn es zerreiszt mir fast das herz, wenn ich in eben dieses herz zu den lieben schönen hohen dingen ... das heu stroh und den häkerling des amtes laden, und die götter dadurch beschmuzen musz s. w. 18 (1941) 220.
meine liebe ist der gott, der mich begeistert
G.;
14, 192
zusammensetzungen.
als erstes glied eines kompositums begegnet gott in tausenden von bildungen, wie sie in dem reich entwickelten sprachleben des wortes mit seinen festen verbindungen und geprägten formeln an vielen stellen unmittelbar oder mittelbar vorgebildet sind. dabei ist bis ins 16. jh. und besonders in diesem jh. die frage, ob noch blosze verbindung oder bereits komposition vorliegt, in vielen fällen nicht zu entscheiden, da sichere kriterien fehlen, vgl. dazu Paul prinzip. d. sprachgesch. (⁵1937) 325 ff. und die kopfbemerkungen unter gott I C; D; E. der noch leicht überschaubare bestand ahd. zusammensetzungen erfährt im mhd. bereits erheblichen zuwachs. im nhd. sind das reformationsjahrhundert und die zweite hälfte des 18. jhs. besonders bildungsfreudig. in jüngerer und jüngster zeit scheint der zustrom an neubildungen nachzulassen.
was die form der komponierung betrifft, so zeigt das ahd. nur echte komposition, mit und ohne bindevokal, vgl. z. b. ahd. goteforahtal, gotegelt, gotopetti, gotawebbi, gotewuoto neben gotforht, gotman, gotspel, gotspellôn u. a.; die letztere bildungsweise behauptet sich im mhd. noch weithin (vgl. z. b. unten kompositionstypen I B 2 d), wie sie grundsätzlich auch später, zumal in jungem gebrauch, noch möglich ist. daneben treten seit dem frühmhd. in steigendem masze zusammengerückte substantivverbindungen mit genitivischem gottes- als erstem glied (vereinzelt spätahd. gotesgelt [10.-11. jh.] ahd. gl. 1, 651, 66 St.-S., aber noch cotekelt, kotekelt [8.-9. jh.] ebda 273, 45), ein typus, der die hauptmasse aller jüngeren bildungen stellt. im nhd. ist das bild der fuge durch das nebeneinander der gottes- (bzw. gotts-) und der fugenlosen gott-bildungen bestimmt. weithin sind für die wahl der einen oder der anderen bildungsweise die syntaktischen beziehungen zwischen grund- und bestimmungswort maszgebend, s. dazu die bemerkungen unter den kompositionstypen. zur erklärung des doppelgebrauchs in zahllosen bildungen kommen neben einer oft möglichen verschiedenheit der syntaktischen auffassung aber auch andere gesichtspunkte in frage, die hier nur angedeutet werden können: so das übergewicht der gottes-bildungen, das sich analogisierend nicht selten auch in adjektiven wie gotteseinsam, gotteshell, gotteswidrig, gelegentlich sogar in partizipien wie gotesminnend 29 B., gottesverachtet hdwb. d. staatswiss. (1898) 6, 391 durchsetzt, umgekehrt das besonders in gehobenem jüngerem gebrauch hervortretende bedürfnis nach variierung, das anstelle der abgenutzten fuge die fugenlose bildung bevorzugt, des weiteren rhythmische rücksichten in der gebundenen rede, ausfall des fugenelements vor s-anlaut des grundwortes. in vielen fällen fugenloser bildung ist die formale herleitung nicht eindeutig auszumachen, da sich in jüngerem gebrauch offenbar die neigung verstärkt, echt zu komponieren. die kurzform gots-, gotz- für gottes- eignet namentlich den bildungen des 15. und 16. jhs., tritt aber vielfach auch mundartlich hervor und hält sich in bildungen blosz verstärkender bedeutung auch schriftsprachlich (s. kompositionstypen I F 4).
kompositionstypen.
zur frage der kompositionsfuge vgl. die bemerkungen in den einzelnen köpfen unten. verschiedenheit der fuge nach gottes-, gotts- und gott-bildungen innerhalb des gleichen typus bleibt für die alphabetische folge unberücksichtigt, wird aber im fall jeder abweichung durch abdruck der vollen form gegen die vorhergehende abgesetzt, wie auch bezeugte doppelformen bei gleichem grundwort grundsätzlich aufgeführt sind.
I.
im anschlusz an gott I als den biblisch-christlichen gott in zahllosen bildungen. auch dort, wo manche der jüngeren bildungen daneben auch für gott II als den dogmatisch unverbindlicheren oder für gott III als den heidnisch-antiken gottesbegriff in anspruch genommen werden könnten, bleibt im ganzen der christliche wortgebrauch ausgangspunkt und richtmasz. an einzelnen stellen christlichheidnischen doppelgebrauchs freilich scheinen antike prägungen primär, entsprechende christliche sekundär zu sein (s. unt. B 2 b; c; e).
A.
während aus dem bereich gott I A sich keine gruppe von zusammensetzungen ergibt, wird durch gott als bezeichnung Christi eine reihe typischer bildungen bestimmt, mit oder ohne fuge je nach der syntaktischen beziehung der kompositionsglieder. besonders im anschlusz an den halbprägnanten gebrauch I B 2 b γ; δ:
cat.-milch (1657) 8, 6. seltener in der entsprechung zum vollprägnanten gebrauch des wortes gott für den historischen Christus, s. gott I B 3: gottesmord cat.-milch (1657) 2, 124,
gotztawfer (Johannes der täufer) (1422) in: bair. 1, 959; gottestaufer phönix (1916) 243,
B.
eine hauptgruppe typischer kompositionsbildungen schlieszt unmittelbar oder mittelbar an gott I C an.
1)
substantivverbindungen zur umschreibung von eigenschaften oder wirkungsweisen gottes, entsprechend gott I C 1, fast durchweg mit genitivischem fugenelement (subjektiver oder possessiver genitiv). nur vereinzelt begegnen fälle fugenloser zusammenrückung wie gotselde, gottgeduld (im vers), gottverheiszung (im vers), s. unt.
a)
statische eigenschaften und wesenszüge gottes, vgl. gott I C 1 a α: gottesallmacht ges. poet. w. (1867) 8, 404,
b)
in mehr dynamischem sinne von äuszerungen und wirkungsweisen gottes in seinem verhältnis zur welt und zum menschen.
α)
mit positivem akzent, s. gott I C 1 a β-δ: gottesabsicht 10, 213 S.,
gotzverheissung kl. schr. 3, 107 Pfeiffer-Belli; gottverheiszung ges. schr. (1878) 1, 170,
gotteswürkung S. gelegentlich macht sich hier die neigung zu verdinglichenden fügungen bemerkbar: gottesgut s. w. 43, 180 Erl.,
6, 285 β)
unter negativem aspekt von bedrohendem oder feindlichem verhalten gottes, s. gott I C 1 a ε: gottesblitz ged. (1815) 81,
c)
über a hinaus weiterentwickelt von eigenschaften, wesenszügen und kräften gottes, die als dem menschen oder bestimmten menschlichen kräften mitteilbar gedacht sind, z. t. in der zu gott I E 1 c gehörigen vorstellung vom menschen als kreatur oder ebenbild gottes wurzelnd; vorwiegend in jüngerem gebrauch: gottesadel 6, 275 S.,
d)
in ähnlich verselbständigter übertragung auf menschliches und innerweltliches als ein von gott ausgehendes, von ihm gewirktes, also mehr im anschlusz an ob. b, vornehmlich in bildhaften prägungen aus dem naturbereich; nur jüngeren gebrauchs: gottesader w. (1812) 1, 199,
2)
in direktem oder indirektem zusammenhang mit den verbalen verbindungen unter gott I C 3, die das äuszere und innere sein gottes, sein dasein oder wirken umschreiben. hier fast nur in fugenlosen bildungen, da entweder die syntaktische beziehung zwischen grundwort und bestimmungswort als dativische oder präpositionale gefühlt wird oder echte, fugenlose komponierung vorliegen kann. fälle wie gottslieb (s. u.), gotsverachtet (s. u.), gottesbesessen (s. u.), gottesgestiftet hdwb. d. staatswiss. (1898) 6, 391 bleiben ausnahmen.
a)
eine besondere gruppe fast ausschlieszlich adjektivischer bzw. präsentisch partizipialer bildungen wurzelt in den zu gott I C 3 a γ gehörigen unpersönlichen verbalverbindungen, die ein gefallen oder miszfallen gottes ausdrücken, zieht aber den kreis der vorstellungen weiter. in manchen fällen bereits vornhd. gebrauchs: gottanständig ges. schr. (1843) 3, 144,
gotlieb Milst. exod. 160, 5 Diemer; gottlieb seelensch. (1681) 2, 172; gottslieb beschr. d. raisz (1582) 65,
gottwolgefällig neuspr. teutsch. palmb. (1668) 35; gottwohlgefällig d. wesen d. christent. (1902) 55,
b)
besonders ausgeprägt sind präteritale partizipialbildungen, die von gott I C 3 d herzuleiten sind und dem vorstellungsbereich der aktiven beziehung gottes zur welt und zum menschen angehören. gelegentlich schon in älterem gebrauch, in einer fülle von bildungen aber seit dem späten 18. jh., und hier zweifellos weitgehend unter dem einflusz antiken, namentlich griechischen sprachgebrauchs, der über lehnübersetzungen hinaus auch in analogen bildungen auflebt, die aus ihrem ursprungsbereich in die christliche redeweise eindringen und so zu christlich-auszerchristlichem doppelgebrauch führen; die grenze gegen den eigentlich heidnisch-antiken gebrauch (s. u. II B 2) bleibt hier grundsätzlich gleitend.
α)
in der umschreibung für positive wirkungen im handeln gottes, s. gott I C 3 d α-δ: gottbegabt Fouqué jahreszeiten (winterheft 1814) 171,
gotterwehlt haubtspr. (1663) 931; der gotterwählte (der dichter Gleim) Heinse in: briefw. 1, 199 Körte,
β)
c)
nach form und innerer herleitung mit b eng verwandt ist eine stark ausgeprägte gruppe, in der aber der akzent mehr auf dem effekt als auf dem vorgang liegt, vornehmlich in der umschreibung für gottgewirkte innere zustände des menschen. über die möglichkeit christlich-auszerchristlichen doppelgebrauchs gilt das unter b gesagte: gottbegeistet ges. schr. 3, 204 Zeller,
d)
noch stärker auf den effekt als auf den vorgang göttlichen einwirkens bezogen ist eine gruppe meist adjektivischer, in echter komponierung fugenlos zusammengesetzter bildungen, die dem sprachgebrauch der mhd. mystik angehören und vereinzelt weiterwirken (s. an alph. stelle gottförmig). sie umschreiben eine von gott gewirkte, zugleich auf ihn gerichtete innere disposition des menschen und kommen insofern auch der anwendung C nahe: gottbildig: gotbildec pr. 375 V.,
gotformenlich Heinrich v. Nördlingen in: 17, 4 Strauch; gottförmlich hohe geistr. lehr. (1622) 15ᵃ,
e)
in verwandter blickrichtung stehen bildungen, wiederum meist partizipialer art, die in der anwendung auf menschen und dinge herkunft und ursprung aus gott (oder den göttern) ausdrücken: gottentquellend: gottentquillend ausgew. schr. (1841) 8, 140,
C.
den anderen hauptteil typischer kompositionsbildungen ergibt, in umgekehrter entsprechung zu B, der anschlusz an gott I D. die ausgangsvorstellung für diese gruppe wurzelt dabei namentlich in dem bereich gott I D 2, der die beziehungen des menschen zu gott und die äuszerungen des menschlichen verhaltens gott gegenüber verbal umschreibt.
an diesem typus sind substantive, vornehmlich als nomina actionis und nomina agentis, partizipien, besonders präsentische, und adjektive beteiligt. gefugte und fugenlose bildungen stehen nebeneinander, häufig genug im gleichen wort (beispiele s. unten). die substantive sind in der mehrzahl verbindungen mit dem genitivus objectivus und als solche auf die -es-fuge verwiesen, bei den adjektivischen und partizipialen bildungen überwiegen die fugenlosen formen, weil hier die beziehung zwischen bestimmungs- und grundwort als dativisches, akkusativisches oder präpositionales objektsverhältnis zugrundeliegt. für alle wortarten ist daneben mit der möglichkeit echter komponierung zu rechnen, und die zufälligkeiten der bezeugung machen das formale bild noch unsicherer.
1)
zusammensetzungen entsprechend gott I D 2 a und b, in denen sich eine positive grundhaltung oder die vielfachen formen besonderer, oftmals spontaner hinwendung des menschen zu gott ausdrücken.
a)
substantive: gottesanbeter 9, 384 S.,
W.; Königsb. dichterkr. 112 ndr., gottes gelübde d. buch gehört d. könig (1843) 1, 303; gottgelübde Dreizehnlinden (1907) 197, gott gesinnung 7, 456 S., gottes hoffnung s. w. (1846) 14, 11,
16, 357
gotmeinen pr. 32 V.; gotmainen pr. (1508) 91ᶜ, gottes minner: gotesminner dt. schr. 392 B.,
b)
adjektivische und partizipiale bildungen: gottdienend Dädalus (1675) 1, 445,
lebensl. (1778) 1, 227, gottes eifernd: gotzeyfernd (1529) bei schwäb. 6, 2057, gott eifrig: goteyferig chron. zeytbuch (1531) 486ᵃ; gottseifrig gemischgemasch (1704) 374, gottes-fertig: gotzfertig berichtbüchl. (1523) d 1 a, gott fürchtend d. nord. aufseher (1758) 3, 467,
(wenn nicht im sinne von 'gott angenehm' zu ob. B 2 a) (1546) bei schwäb. 6, 2059; (ca. 1766) österr. weist. 4, 200,
2)
eine besonders umfängliche gruppe geht, wie gott I D 2 c, allgemein von den möglichkeiten geistiger oder seelischer beziehungen zu gott aus und sieht solche beziehungen und verbindungen bald im aktiven, bald im mehr zuständlichen.
a)
in substantivischen bildungen: gottesahnung: gottesahndung 7, 94 S.; gottesahnung ges. w. (1872) 5, 199,
(wissen von gott) ges. schr. (1852) 6, 6; (religion) s. ausgew. schr. (1824) 5, 221, gott-schauen, n.: s. w. 7, 250 Köster; gottesschauen schr. III 10, 158, gottes schauer (als empfindung) 29, 376 S.,
S., gottesverlangen Lennacker (1938) 105, gottversenkung mod. dichtercharaktere (1885) 283 Arent-C.-H.,
9, 82 b)
in adjektiven und partizipien: gottbedürftig 6, 171 S.; gottesbedürftig bibelstunden 3 (1877) 868, gottes begierig s. w. 7, 213 Schiebler; gottbegierig d. erste liebe (1711) 1, 143ᵃ, gott benachbart ges. schr. I 1, 435 akad., gottes durstig: gottsdürstig hohe geistr. lehr. (1622) 39ᵃ; gottdurstig schr. II 11, 156, gott empfindlich riesenspielzeug (1934) 517,
S., gottes-gewisz in: Buchwalds Lutherkalender (1910) 65, gott-hungrig: gothungeric altdt. pr. 63 Wackernagel; gotthungrig myst. theol. (1703) 288,
7, 258
physiogn. fragm. (1775) 3, 235; gottnah o mensch, gib acht 95; gottesnahe R. H. Bartsch zwölf a. d. Steiermark
(1909) 27; in älterer form gottnahend das sprichw., man musz entwer ein konig ... (1520) Cᵃ, gottes-sicher Friedemann Bach 2, 73, gott-sinnend (von Augustin) Reinicke fuchs (1650) 78,
S., gottes verständig: gottsverstendig von tantzen (1545) K 3ᵇ; gottverstendig Calvin institutio (1572) 2, 145, gott verwandt ernst-, scherzh. u. sat. ged. (1727) 1, 171; Baudelaire 150; in älterer form gotverwent Heinrich v. Nördlingen in: 19, 26 Strauch, gottes weise, adj.: 9, 36 S.
11, 412 3)
zahlreich sind auch bildungen, die sich im sinne von gott I D 2 d auf eine feindlich widerstrebende oder gleichgültige haltung des menschen gott gegenüber beziehen.
a)
substantivkomposita: gottabtrünnigkeit Martin Lenhardt (1921) 78, gottesächter: gottsächter Garg. 234 ndr., gott-empörung s. w. (1863) 2, 256; gottes-entehrung: gottesenterung christenl. unterr. (1523) a 2ᵃ, gott entfremdung geh. d. lebensk. (1858) 1, 82, gottes feindschaft apostelgesch. ²168,
lit. ver., gott reizer: gotreizzara in: schweiz. id. 6, 1926, gottes schmach 11, 282 lit. ver.,
18, 413 b)
adjektive und partizipien: gottentfremdet w. (1856) II 4, 60; ged. (1908) 286,
gottferne schr. III 10, 53, gottes leer bibelstunden 3 (1877) 869, gott leugnend: gottläugnend d. närrische atheist (1722) 30,
gotverläugnend de daemonomania magorum (1581) ):( 3ᵇ; gottverleugnend ges. w. (1889) 9, 24,
4)
in einer kleinen gruppe von bildungen liegt es an der beschaffenheit des grundwortes, dasz sie sich sowohl von B wie von C herleiten lassen, weil beide aspekte gleichzeitig gegeben sind: gottesferne ges. poet. w. (1867) 6, 78,
D.
beim anschlusz an gott I E geht die kompositionsbildung über den gebrauch des grundwortes an einigen stellen hinaus, besonders dort, wo durch das kompositionsglied gottes- etwas als zur kirche gehörig determiniert wird (s. unt. 4; 5). die form der komponierung ist, den durchgängig genitivischen verbindungen unter gott I E entsprechend, ausschlieszlich die mit -(e)s- des subjektiven oder possessiven genitivs in der fuge. ein fall wie gotterbe (s. unt. bei Seb. Franck) steht isoliert, fälle wie gottsäckel, gottschelle rhein. wb. 2, 1324 erklären sich aus dem s-anlaut des grundwortes.
1)
zu gott I E 1, in vereinzelnder oder kollektiver anwendung auf persönliche wesen, die im verhältnis besonderer zugehörigkeit und beziehung zu gott stehen: gotteserbe: gotterbe paradoxa (1558) 42ᵃ; gotteserbe prov. cop. (1601) 1, 808,
(Maria) s. w. 1, 147 E.; (die natur) W. Scherffer bei W. Scherffer u. d. spr. d. Schlesier (1895) 45,
s. ged. (1837) 35. gelegentlich mit übertragen gebrauchtem grundwort: gotteslarve 17, 2, 192 W.,
2)
in gott I E 3 a entsprechenden bildungen, von erscheinungsformen der göttlichen offenbarung und kundgebungen des göttlichen willens: gottesbotschaft I. N. R. I. (1904) 211,
gotzbot Keisersbergs narrensch. (1520) 104ᵇ; gottsgebot 50, 119 W.; gottesgebot schr. II 1, 187,
3)
gegenständliche anwendung im bereich der gottesdienstlich-sakralen praxis, zu gott I E 3 b: gottesaltar (bildlich von der erde) 26, 313 S.,
(bildlich von der kirche) s. trost- u. geistr. schr. (1740) 2, 550; (eremitenklause) s. w. 71ᵃ Bohtz,
4)
in einer 3 verwandten, regional bestimmten anwendung, aber weniger auf den sakralen, als den allgemein praktischen tätigkeitsbereich der kirche bezogen; von dingen und einrichtungen, die der kirche gehören und im kirchendienst verwendet werden, vgl. auch gottesacker 2: gottesholz: gottsholz Thüringen 24,
(pferd für versehgänge) bei steir. 297, gott säckel (klingelbeutel) rhein. wb. 2, 1324; elsäss. 2, 342,
5)
im gleichen bereich, aber auch mit einem von gott I F 6 b um gottes willen herzuleitenden ansatzpunkt, von schenkungen und einrichtungen zum besten der armen, auch hier regional bestimmt, meist in älteren bildungen (vgl. an alph. stelle gottesgeld, -groschen, -heller, -pfennig): gottesbude: gadesbode (armenwohnung) (1535) bei
2, 127ᵇ,
6)
auszerhalb des kirchlichen bereichs, aber mit 5 vergleichbar, in bezeichnungen für bemitleidenswerte personen: gotteskrämer (hausierer) schweiz. id. 3, 814 (in gleichem sinne gottesnamenkrämer ebda; schwäb. 3, 770),
7)
wie unter gott I E 3 c von naturhaften gröszen, kosmischen kräften u. ä., sofern sie als symbole göttlicher macht und grösze gesehen sind, gelegentlich schon hier mit neigung zu elativem gebrauch (s. unt. G 1): gottesboden: gotspoden bayer. chron. 1, 1096 Lexer; gottesboden neue schausp. (1771) 4, stück 2, 106,
E.
in einer deutlich ausgeprägten, aber nicht unmittelbar aus dem geprägten redegut des grundwortes herleitbaren gruppe vom typus gottesfroh (s. an alph. stelle) komponiert sich gott in bildungen, die auf innere, seelische zustände, seltener auch auf geistige oder naturhafte werte bezogen sind. ihnen allen liegt die vorstellung zugrunde, dasz ein zustand, eine eigenschaft, ein wert in gott gegründet, durch ihn bedingt und begründet oder vor ihm gültig sind. die logische beziehung der kompositionsglieder läszt sich meist präpositional umschreiben und führt insofern auf den unter gott I F dargelegten gebrauch. im vordergrund stehen adjektivische bildungen, daneben substantive, meist solche adjektivischer herleitung. gelegentlich tritt die richtung auf verstärkenden oder elativen sinn zutage, doch bleibt die religiöse beziehung primär.
hinsichtlich der fuge ist eine sonderung der bildungen hier noch weniger möglich als ob. unter C; der verhältnismäszig grosze anteil fugenloser bildungen erklärt sich z. t. wohl aus der naheliegenden präpositionalen vorstellung, doch wird gerade hier auch mit der möglichkeit echter komponierung zu rechnen sein. im übrigen sind doppelformen gefugten und fugenlosen gebrauchs so zahlreich, dasz man sie grundsätzlich für die meisten bildungen dieses typs voraussetzen kann: gotteseinsam (vom herzen) d. Heiligenhof (1918) 2, 120; (von einer strasze) ebda 244,
ges. w. (1889) 1, 200; gottfreudig ges. poet. w. (1867) 7, 446, gott friedlich nachfolgung Christi (1631) 5; gottesfriedlich ges. w. (1890) 6, 39,
Hilligenlei (1905) 542, gottes frohsinn dr. Faustus (1948) 146, gott fromm schöne weise klugreden (1548) 65ᵃ; gottesfromm evangelia (1646) b 4ᵃ,
zelt unterm stern (1931) 14, gottes-geistlich (von der heil. schrift) dt. schr. 1, 177 Sch.-Sch., gott genügsamkeit s. w. 98ᵇ Bohtz,
gottskräftig dt. schr. 2, 1 Sch.-Sch.; gotteskräftig selbstbiogr. 2 (1855)
48; gottkräftig s. w. (1844) 19, 20,
ges. w. (1907) 2, 11, gottreich, adj.: 10, 1, 1, 38 W.; gottesreich wendunmuth 1, 210 lit. ver.,
gotruwig Heinrich v. Nördlingen in: 2, 4 Strauch; gotzruwig ebda 36, 60, gottesstark I. N. R. I. (1904) 177,
s. ged. (1837) 341, gott trunken schr. 2, 292 Minor; d. orgel d. himmels (1927) 53, gottes trunkenheit Tirol u. d. reformation (1841) 265; gotttrunkenheit ges. dicht. (1870) 3, 21, gott vergnügt: gotvergnügt ged. 2, 31 Fischer; gottvergnügt ges. poet. w. (1867) 2, 226,
F.
zusammensetzungen, in denen gott dem zweiten kompositionsglied lediglich verstärkenden sinn gibt (s. gott I H), sind als gruppe deutlich erkennbar, bleiben aber zeitlich oder regional an gewisse grenzen gebunden.
1)
besonders ins 16. jh. gehören bildungen personaler art, durchweg mit der genitivischen kurzform gots-, gotz-, als starke bezeichnungen moralischer minderwertigkeit, die freilich die möglichkeit einer ursprünglichen oder sekundär hineingelegten religiösen beziehung offenlassen. schon im 15. jh. und vereinzelt noch früher sind kompositionsbildungen dieser art möglich, vgl. an alphabet. stelle z. b. gottesdieb, -mörderin, -verräter. der typ als solcher begegnet in genitivischen verbindungen bereits mhd. und in vereinzelter echter komposition schon ahd., s. gott I H 1; 2: gottesbösewicht: gotsböswicht chron. germ. (1530) 117ᵇ; gotsbösswicht eins vnd hundert (1567) 4, 283ᵃ,
2)
vergleichbar ist ein gebrauch entsprechender bildungen in der lebenden mundart, der aber meist andere nuancen annimmt, wie die des gutmütig-einfältigen im rheinischniederdeutschen, des grob-dummen im schwäbischen: gottesbruder: gottsbruder rhein. wb. 2, 1326,
3)
4)
am stärksten entwickelt sind adjektivische, auch adverbial gebrauchte zusammensetzungen, unter ihnen auch zahlreiche fugenlose bildungen bzw. doppelformen. die formale komponierung erfolgt ohne erkennbaren grundsatz mit gott- oder gottes- als einfacher determinierung (s. auch an alph. stelle ²gottig, gotzig). auffallend ist bei den gefugten bildungen das vorherrschen der schon unter 1 und 2 häufigen kurzform gotts- statt gottes- bis in den jüngsten gebrauch, was mit dem affektiven, kraftwortartigen charakter vieler dieser komposita zusammenhängen mag. den gröszten anteil an den hierher gehörigen wörtern stellt die mundart und die von ihr beeinfluszte literatur, namentlich die oberdeutsche; fast ausschlieszlich in junger zeit (zur möglichkeit vereinzelt frühen gebrauchs dieser art s. an alph. stelle gottessüsz): gottallein ges. w. (1890) 2, 187, gottes allmächtig schwäb. 3, 766,
gottsbest obersächs. 1, 433ᵃ; gottesbest schwäb. 6, 2057, gottblau
s. w. 3, 258 E., gottes brav: gottsbrav schr. I 3, 156,
quälgeister (1806) 116; schwäb. 6, 2059; obersächs. 1, 433ᵇ; gottes herrlich Göthes unterhalt. mit d. kanzler Fr. v. Müller 26 Burckhardt; gottherrlich Henneberg 83,
schr. I 10, 28, gott-schelmig: gottschelmicht (s. ob. 1) postilla (1595) 2, 141ᵇ, gottes schlecht: gottsschlecht rhein. wb. 2, 1328, gott schön t.-ital. 2 (1702) 638ᶜ; gottesschön in: Gartenlaube (1905) 652ᵃ,
ges. w. (1872) 6, 43; ges. w. 7, 16; schwäb. 3, 775; elsäss. 1, 246; 2, 627; gottssträflich rhein. wb. 2, 1325, gottes traurig: godstrürîg ostfries. 1, 657ᵇ; godstraurig obersächs. 1, 433ᵃ,
G.
auf der linie steigernd-verstärkenden gebrauchs liegt eine besondere gruppe jüngerer zusammensetzungen, bei denen dem wort gott, in der form des genitivs, die funktion eines auszeichnenden prädikats zufällt, durchweg in substantivischen bildungen. es ist aber bezeichnend, dasz diese elative anwendung in kompositionen mit dem plural götter- (s. unt. IV 5) weit gebräuchlicher ist, weil der vorstellungsbereich der antiken götterwelt und seine neuzeitliche wiederbelebung für eine idealisierende und ästhetisierende auswertung sich geeigneter erweisen muszte als der christliche gottesbegriff.
1)
unter dem einflusz von D 7 und wie dort im naturbereich, aber mehr vereinzelnd und kaum noch in eigentlich religiöser beziehung: gottesabend d. erbe von Landshut (1846) 2, 10,
2)
in allgemeinerer anwendung, mit eigentlich oder übertragen gebrauchten begriffen verbunden, die in die sphäre des groszen, des heiligen, des vollkommenen gehoben werden sollen: gottesatem (gebirgsluft) s. w. 2, 60 Sauer,
H.
nur an bestimmten stellen drängt der ausgedehnte redensartliche und formelhafte gebrauch gott I J auf komposition.
1)
besonders in grusz-, wunsch- und verwünschungsformeln, die aus den konjunktivischen kurzsätzen unter gott I J 1 a zusammengerückt sind, durchweg in fugenloser form: gottbefohlen w. 5, 293 Gr.; geschwister v. Neapel (1931) 406,
gottvergeldts (16. jh.) in: allg. dt. bibl. anh. z. bd. 25-36 (1771) 3405. in euphemistischen formeln: gottdomi Pittje Pittjewitt (1903) 216,
2)
in adjektivischen und partizipialen bildungen attributiven gebrauchs, die in den verwünschungs- und fluchformeln gott I J 1 a κ wurzeln, meist fugenlos wie unter 1: gottverdammigt Kortüm (1938) 722,
3)
in substantivischen ausrufen kraftwortartigen charakters, entsprechend gott I J 5 c; das bestimmungswort steht im genitiv: gottesdonner: gottsdunner schlesw.-holst. 2, 445,
II.
kompositionstypen auszerhalb des christlichen wortgebrauchs im engeren sinne.
A.
gott II zuzuordnen ist eine gruppe von zusammensetzungen, die sich mehr oder weniger unabhängig vom christlichen offenbarungsglauben auf gott als ein objekt menschlichen denkens und philosophischer spekulation beziehen und von da her eine dogmatisch unbestimmte gottesauffassung zur voraussetzung haben, doch kann grundsätzlich auch hinter manchen der unter I aufgeführten komposita dieser unverbindlichere gottesbegriff stehen.
1)
in bildungen, die die beschäftigung mit gott als einem erkenntnisobjekt umschreiben.
a)
substantiva, in genitivischer und in fugenloser zusammenrückung: gottesansicht 11, 152 S.,
2)
in substantivischen zusammensetzungen als aussagen über die spekulativ gefaszte wesenheit gottes, formal wie unter 1 a:
B.
komposition im anschlusz an den auszerchristlichheidnischen gebrauch gott III erfolgt vornehmlich mit hilfe des plurals götter- (s. unt. IV). singularische komponierung, z. t. in analogie zu entsprechenden pluralischen bildungen begegnet daneben durchaus, besonders entsprechend gott III B-D, doch besteht hier grundsätzlich die möglichkeit heidnisch-christlichen doppelgebrauchs (s. bes. ob. I B 2 b; c), und diese möglichkeit ist auch bei den im folgenden aufgeführten bildungen vielfach vorauszusetzen, obwohl sie nur für auszerchristlichen zusammenhang nachweisbar sind.
1)
in substantivverbindungen, fast durchweg mit dem genitiv gottes- in singularischem oder kollektivem sinne: gottesamt: gotsambt (vom gottesdienst der Germanen)
s. w. 4, 637 bayer. akad.,
2)
in fugenlosen partizipialbildungen; auch hier meint gott die einzelne gottheit oder die götter insgesamt: gottbeflügelt s. w. 3, 250 E.,
III.
für sich stets gottes- als erstes kompositionsglied in einer gruppe von tier- und pflanzenbenennungen, besonders solchen volkssprachlicher art, vielfach ohne erkennbaren grund, z. t. wohl noch in vorchristlicher tradition wurzelnd; nicht selten in gleicher benennung für verschiedene tiere bzw. pflanzen.
1)
in tierbezeichnungen meist vor einem gattungsnamen, besonders für bestimmte insekten, namentlich den marienkäfer, s. dazu mythol ⁴2, 578: gotteshähnchen (marienkäfer) teil 10, sp. 1657,
(marienkäfer) ged. ⁹224; (fliegender rabe) rhein. wb. 2, 1325; gottshoun (mistkäfer) Lüneburg 1, 595,
(marienkäfer) rhein. wb. 2, 1325; gottskäfer (1. marienkäfer, 2. laufkäfer) schlesw.-holst. 2, 446,
(cantharis rubea) stammb. (1691) 1046; (coccinella septempunctata, marienkäfer) mythol. ⁴2, 578,
(libelle) dt. wb. d. naturgesch. 204; gadespferd mythol. ⁴3, 201; gottespferd (heupferd, heuschrecke) 2 (1808) 689ᵃ; gottsperd (marienkäfer) schlesw.-holst. 2, 447,
mnd. gadesperdeken (heuschrecke) bei 2, 129ᵃ; gottespferdchen an Johanna Motherby 120,
2)
seltener in botanischen bezeichnungen: gottesampfer: gotesampfer ascedula sumerlaten 53, 13, 17 Hoffmann,
IV.
kompositionstypen mit dem plural götter-.
der zu gott III gehörige plural götter ist in erstaunlichem umfang kompositionsfähig und bildet seine eigene typik aus. wie übrigens die mit pluralischem götter- komponierten wörter in der anwendung vielfach auf einen bestimmten einzelgott aus dem bereich gott III zielen, so kann bei manchen der unter I aufgeführten singular. gott- und gottes-komposita neben dem christlichen oder an stelle des christlichen gottes an eine heidnische gottheit oder die götter insgemein gedacht sein (s. bes. ob. I B 2 b; c).
die vornhd. zeit komponiert den plural des wortes got noch nicht, und noch das 16. jh. nutzt, von ganz singulären bildungen abgesehen, den mit dem aufleben antiker studien gegebenen ansatzpunkt nicht aus. bildungsfreudiger ist der mythologisierende stil des 17. jhs., doch setzt die steigende flut von hunderten verschiedener zusammensetzungen erst um die mitte des 18. jhs. ein, erreicht in den jahrzehnten vor und nach 1800 ihren höhepunkt und verliert dann an kraft (bezeichnend ist der enorme zuwachs an götter-bildungen bei Campe, deren zahl fast diejenige der gott- und gottes-komposita erreicht, gegenüber dem wenig älteren Adelung). trägerin dieses aus der antiken, nur in zweiter linie aus der germanisch-nordischen mythologie gespeisten vorgangs ist die literatur der anakreontik, des sturms und drangs, der klassik und der romantik, wobei der übersetzung oder nachbildung antiker dichtung eine besondere vermittlerrolle zufällt. soweit es sich nicht um sachliche oder begrifflich objektivierende zusammensetzungen handelt, treten solche bildungen in den vordergrund, die echten religiösen bezug voraussetzen. begriffsmäszig, z. t. sogar wortmäszig fällt mit ihnen zusammen eine bedeutende und sehr typische gruppe (s. u. 5), welche die durch das bestimmungswort götter religiös gefärbten bildungen zugleich in idealisierendem (und gleichsam entmythologisierendem) sinne auf die innerweltliche und menschliche sphäre überträgt, in vielen fällen sogar nur diese anwendung erkennen läszt. auf diese weise verschwimmen vielfach die grenzen genauer inhaltlicher bestimmung; eine mehr stilistisch zu wertende erscheinung überlagert und verdeckt hier die eigentlich bedeutungsmäszige.
die form der komponierung ist ausschlieszlich die fugenlose.
1)
in eigentlich religiösem gebrauch, der, wie in den nichtchristlichen historischen religionen, den alten glauben an götter als übermenschliche wesen voraussetzt oder sich doch seiner formen und vorstellungen in einem unbestimmt religiösen sinne bedient.
a)
den göttern oder den als götter personifiziert gedachten lebensmächten zugehörige oder zugesprochene eigenschaften, wesenszüge und kräfte: götterehre Niobe (1688) 90; Ariostos rasend. Rol. (1804) 3, 86,
b)
häufiger in mehr dynamischem sinn von wesensäuszerungen, affekten, kundgebungen und handlungen der götter in ihrer beziehung zur welt und zu den menschen: götterantwort Samson (1657) 342,
c)
von b aus in einer besonderen gruppe passivischer partizipialbildungen, vielfach als griechische, besonders Homerische lehnübersetzungen, s. ob. I B 2 b; c; II B 2: götterbegnadet d. Dorier (1824) 2, 18,
d)
in verbindungen, die mögliche beziehungen des menschen zu den göttern umschreiben: götterahnung w. (1823) 3, 215,
vorträge 232. von hier aus, aber seltener, mit persönlichem oder adjektivischem verbindungswort: göttergläubiger w. (1856) II 2, 130,
e)
auf der anthropomorphen vorstellung der götter als menschenartiger wesen beruhend, wie sie für die nichtchristlichen historischen religionen, vornehmlich die griechisch-römische besonders kennzeichnend ist (s. auch unter 2 b). von körperlichen organen und merkmalen: götterhüfte: götterhüffte allgem. dt. bibl. (1765) 3, 2, 311,
f)
in adjektivischen bildungen vom typus götterarm oder götterreich tritt die vorstellung konkreter götter hinter einer umriszlos allgemeinen auffassung vom göttlichen zurück: götterarm anmuth. gelehrs. (1751) 2, 284 Gottsched,
g)
in einer anderen gruppe von bildungen steht götter mehr im sinne einer gattungsmäszigen, klassifizierenden bestimmung neben wörtern, die begriffe der herkunft, abstammung, artung, nachwirkung u. ä. ausdrücken. in persönlichen bezeichnungen: götterabkömmling völkerk. (1885) 2, 307,
Octavia (1677) 1, 981. in poetischer personifizierung abstrakter gröszen: götterbraut (die sammlung) s. w. 1, 157 Sauer,
(die ehre) kriegsgesänge (1813) 27. in adjektivischen und partizipialen bildungen: götterartig Michelangelo (1901) 387,
göttermessig sechs triumph (1578) 179; göttermäszig s. w. 3, 314 E. in substantiven sachlich-begrifflicher bestimmung: götternatur antisymb. (1824) 2, 134,
h)
im anschlusz an die verehrung der götter durch kultus und feier, in vorwiegend sachlichen bildungen: götteraltar ges. w. (1820) 4, 89,
i)
die tatsache bildhafter darstellung der als menschen vorgestellten götter im kultus polytheistischer religionen findet ihren niederschlag in einer besonderen kompositionsgruppe, die den plural götter mit begriffen der bildenden kunst verbindet, namentlich im sprachgebrauch der archäologie: götterbildchen alte denkm. (1849) 1, 380 anm. 14,
2)
eine erhebliche zahl von zusammensetzungen entstammt den mythologischen vorstellungen über die daseinsform der götter, ihr leben und ihren lebensbereich.
a)
in bezeichnungen der örtlichen umwelt, der heimat, wohnstätten u. ä.: götterbehausung s. w. 236ᵇ Bohtz,
b)
vor dem hintergrund anthropomorpher auffassung (s. ob. 1 e) in sachbezeichnungen, die der sphäre, der form, dem milieu des götterlebens entstammen: götterbecher ges. poet. w. (1867) 5, 245,
c)
eine kleine gruppe umfaszt die den göttern oder bestimmten göttern zugehörigen tiere oder tiere, deren gestalt sich götter zur verstellung bedienen: götterhengst (Pegasus) Diogenes (1742) 2, 289,
3)
zusammensetzungen, die gemäsz der polytheistischen grundvorstellung die einzelnen göttergemeinschaften und die in ihnen bestehenden beziehungen kennzeichnen.
a)
in bildungen, die den zusammenschlusz mehrerer oder aller götter innerhalb eines mythologischen zusammenhangs bezeichnen: götterdivan volksmärchen 4, 60 H.,
b)
in bezeichnungen, die eine gemeinschaft von göttern nach ihrem rang oder ihren besonderen funktionen gliedern: götterbeherrscher (Zeus) s. w. 195ᵇ Bohtz,
(Jupiter) Octavia (1677) 1, 914 u. ö.; (Wodan) alts. bilders. (1818) 1, 132; (Indra) kl. schr. 1, 529 B.,
(Juno) Arminius (1689) 2, 338ᵇ u. ö.; (Frigga) alts. bilders. (1818) 2, 20; (Venus) 11, 298 G.,
4)
eine erhebliche zahl von bildungen ist objektivierender art, sofern götterlehren, göttersysteme und mythologische bestände begrifflich theoretisierend erfaszt werden. es handelt sich dabei vorwiegend um fachsprachlichen wortgebrauch, der sich seit der mitte des 18. jhs. in philosophisch-historischem, religionsgeschichtlichem und archäologischem schrifttum ausbildet und dann besonders um die mitte des 19. jhs. reichen zuwachs erfährt.
a)
systematisierende begriffe: götterachtzahl archäol. zeitg. 1, 27 Gerhard,
b)
in bezeichnungen für das werden, den wandel und das vergehen der im mythus lebenden göttergestalten: götterentstehung w. (1856) II 2, 661,
c)
von literarischen erzeugnissen mythischen oder mythologischen inhaltes: götterdichtung 3, 110 S.,
d)
mit abstrakten begriffen verbunden, die sich auf das phänomen eines glaubens an götter oder einer lehre von den göttern beziehen: götterbegriff 3, 56 S.; röm. gesch. (1856) 1, 153,
5)
der gewichtigste und am meisten typische kompositionsbereich ist jener, in dem der plural götter weniger eine inhaltliche als eine auszeichnende oder steigernde funktion auf das mit ihm verbundene wort ausübt. dieser idealisierende gebrauch setzt zwar im sinne von 'den göttern zugehörig' oder 'der götter würdig' den vergleich mit der eigentlichen sphäre der götter voraus, verselbständigt sich aber so deutlich, dasz die hierher gehörigen bildungen auch (s. u. a) oder nur (s. u.b) im menschlichen und innerweltlichen bereich auftreten und der ursprüngliche zusammenhang weithin kaum noch gefühlt wird (vgl. die ähnliche erscheinung in der epithetischen verwendung von göttlich). nach schwachen ansätzen im 17. und frühen 18. jh. schwillt dieser elative, eher stilistisch als wortkundlich zu wertende gebrauch nach 1750 in dichterischer oder sonst gehobener sprache mächtig an, um etwa seit der mitte des 19. jhs. wieder zurückzutreten; doch bleibt er bis in die gegenwart sproszfähig.
a)
die so entstehende grundsätzliche doppelschichtigkeit vieler götter-komposita ist z. b. in folgenden bildungen belegbar, deren erster nachweis jeweils den eigentlichen und deren zweiter den blosz elativen gebrauch meint. entsprechend ob. 1 a: götterfriede Dreizehnlinden (1907) 67; theater d. Deutsch. (1768) 13, 102,
fabeln (1770) 65; w. 2, 98 Werner. von ob. 1 b her: götterblitz sammlg. v. schausp. (Wien 1764) 9, 37; Isebies (1911) 151,
Hermann (1751) 137; die Günderode (1840) 1, 284. zu dem anthropomor phen vorstellungsbereich ob. 1 e: götterangesicht ges. poet. w. (1867) 12, 20; poesie d. Niedersachsen (1721) 5, 111 Weichmann,
poet. schr. (1763) 1, 173; w. (1874) 1, 179 Bl. im anschlusz an ob. 1 g: götterheld (Mars) poesie d. Niedersachsen (1721) 1, 83 Weichmann; alts. bilders. (1818) 1, 222,
ged. (1817) 1, 81; erz. schr. (1861) 35, 89. zu 1 h: götterschiff 6, 366 S.; ges. poet. w. (1867) 3, 268. aus ob. 2. zu 2 a: götterau ges. schr. I 1, 257 akad.; w. 74 Sauer,
kl. schr. (1837) 1, 285; s. w. 3, 159 Sch. zu 1 e und 2 b: göttergelächter w. (1832) 10, 1, 204; Allmers marschenbuch (³1900) 358,
b)
in einer auf die menschlich-irdische sphäre beschränkten anwendung, wobei freilich diese einschränkung in manchen fällen auf zufälligkeiten der bezeugung beruhen kann.
α)
steigernd mit einem wort positiven wertgehaltes verbunden: götterempfindung schr. (1828) 6, 97,
geharnschte Venus 16 ndr. hier auch neben bildlich gebrauchtem beziehungswort: götterbalsam (der schlaf) I 2, 101 W.; (der wein) ges. w. (1820) 2, 264,
β)
adjektivische bildungen elativer bedeutung setzen im sinne von 'wie die götter', 'wie bei den göttern' u. ä. unmittelbaren vergleich voraus: götteralt s. w. (1784) 1, 62,
γ)
mit übertragen oder bildlich gemeintem verbindungswort komponiert: götterbahn ged. (1898) 1, 46,
(der zuneigung) s. w. (1890) 3, 252. eine besondere bildgruppe umschreibt innere kräfte, höhere regungen, edle gefühle u. ä.: götterbrand ges. schr. (1855) 13, 132,
δ)
darüber hinaus steigernd und auszeichnend auf eindrücke, erlebnisse, erscheinungen und gegebenheiten verschiedenster art bezogen: götterabend Boie bei Boie (1868) 59,
ε)
in engerem anschlusz an die mythologische vorstellung vom sinnenfrohen leben der götter auf dem Olymp (s. gott III D 4). die übertragung auf menschliche verhältnisse hat z. t. derberen nebenton: götterappetit ein lebensbild (1892) 201,
6)
sonstiges.
a)
scherzhafte, ironische und despektierliche bildungen: götterdame ged. nach d. leben (1786) 35,
verwandl. (1791) 1, 2; vgl. die häufung solcher bildungen bei ges. w. (1906) 2, 93: götterhure, -pack, -pinsel, 94:
b)
formal bemerkenswert sind doppelbindungen, denen abgrenzungen wie götter-menschen (s. gott III D 2), götter-helden (s. gott III B 2 d) zugrunde liegen: menschen- und götterbenennung kl. schr. (1893) 1, 236, götter- und menschentreue allgem. dt. bibl. (1765) 98, 267, menschen- und göttervater 6, 340 S., götter- und helden-charakter ebda 18, 439, götter- und heldenfigur gesch. d. bild. künste (1824) 3, 259, götter- und heldengeschichte anmuth. gelehrsamk. (1751) 4, 496 Gottsched, götter- und heldenstyl 18, 431 S.
Gott(e), gött(e), m., pate, s. göte, m. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7,8 (1953,1954), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1017, Z. 52.
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- gotteskampf, m.
- gotteskasse, m.
- gotteskasten, m.
- gotteskastenvorsteher, m.
- gotteskauf, m.
- gotteskeim, m.
- gotteskeller, m.
- gotteskenntnis, m.
- gotteskind, n.
- gotteskindlein, n.
- gotteskindschaft, f.
- gotteskirche, f.
- gotteskiste, m.
- gottesklage, f.
- gottesklang, m.
- gottesklar, m.
- gottesklarheit, m.
- gottesklause, m.
- gotteskläglich, m.
- gottesknabe, m.
- gottesknecht, m.
- gotteskorn, m.
- gotteskraft, f.
- gotteskraut, m.
- gotteskreatur, m.
- gotteskrieg, m.
- gotteskrieger, m.
- gotteskräftig, m.
- gotteskuchen, m.
- gotteskuh, f.
- gotteskunde, m.
- gotteskäfer, m.
- gotteskämpe, m.
- gotteskämpfer, m.
- gotteskühchen, m.
- gotteskühlein, m.
- gotteslachs, m.
- gotteslade, f.
- gotteslaib, m.
- gotteslamm, n.
- gotteslampe, m.
- gottesland, n.
- gotteslaster, n.
- gottesleben, m.
- gotteslehen, n.
- gotteslehre, f.
- gotteslehrer, m.
- gotteslehrig, adj.
- gottesleib, m.
- gottesleichnam, m.
- gottesleichnamsbruderschaft, f.
- gottesleichnamsfest, n.
- gottesleichnamsprozession, f.
- gottesleichnamstag, m.
- gottesleiden, m.
- gottesleuchte, m.
- gottesleugner, m.
- gottesleugnerei, f.
- gottesleugnerisch, adj.
- gottesleugnung, f.
- gottesleute
- gottesleute, m.
- gotteslicht, n.
- gottesliebe, f.
- gottesliebhaber, m.
- gotteslied, m.
- gotteslob, n.
- gotteslohn, m., älter besonders vom md. nd. her auch n.
- gottesluft, m.
- gotteslust, m.
- gotteslämmchen, m.
- gotteslämmlein, m.
- gottesländchen, n.
- gotteslästerei, f.
- gotteslästerer, m.
- gotteslästerig, adj.
- gotteslästerin, f.
- gotteslästerisch, adj.
- gotteslästerlich, adj.
- gotteslästerlichkeit, f.
- gotteslästern, vb.
- gotteslästerung, f.
- gottesmacher, m.
- gottesmacht, f.
- gottesmagd, m.
- gottesmajestät, m.
- gottesmann, m.
- gottesmarter, f.
- gottesmartern, vb.
- gottesmeinen, m.
- gottesmeister, m.
- gottesmensch, m.
- gottesmesse, m.
- gottesmetzger, m.
- gottesmiene, m.
- gottesminne, f.
- gottesmut, m.
- gottesmutig, m.
- gottesmutter, f.
- gottesmöglich, m.
- gottesmörder, m.
- gottesmörderin, f.
- gottesmörderisch, m.
- gottesname, m.
- gottesnarr, m.
- gottesnot, m.
- gottesnähe, m.
- gottesoberst, adj.
- gottesodem, m.
- gottesoffenbarung, f.
- gottesopfer, n.
- gottesorakel, n.
- gottesordnung, f.
- gottespfad, m.
- gottespfennig, m.
- gottespferd, m.
- gottespferdchen, m.
- gottespflanze, m.
- gottesphilosophie, m.
- gottesplage, m.
- gottesprediger, m.
- gottespreis, m.
- gottespriester, m.
- gottesprophet, m.
- gottesprüfung, m.
- gottesquell, m.
- gottesquäler, m.
- gottesrache, m.
- gottesrat, m.
- gottesraub, m.
- gottesrecht, n.
- gottesreich, n.
- gottesrein, m.
- gottesritter, m.
- gottesrosz, m.
- gottesruhe, f.
- gottesruhig, m.
- gottesräuber, m.
- gottesräuberei, f.
- gottesräuberisch, adj.
- gottessaal, m.
- gottessaat, m.
- gottessache, m.
- gottessamen, m.
- gottessammen, adv.
- gottesschade, m.
- gottesschaf, m.
- gottesschalk, m.
- gottesschande, m.
- gottesschar, m.
- gottesschau, f.
- gottesschauer, m.
- gottesschein, m.
- gottesschelle, m.
- gottesschelm, m.
- gottesschelter, m.
- gottesscherge, m.
- gottesscheu, m.
- gottesschickung, m.
- gottesschlag, m.
- gottesschlusz, m.
- gottesschrein, m.
- gottesschrift, f.
- gottesschuh, m.
- gottesschutz, m.
- gottesschwur, m.
- gottesschwören, n.
- gottesschwörer, m.
- gottesschwörung, f.
- gottesschäflein, m.
- gottesschänder, m.
- gottesschänderei, f.
- gottesschänderisch, adj.
- gottesschändig, adj.
- gottesschändung, f.
- gottesschöne, m.
- gottesschühchen, m.
- gottesseele, m.
- gottessegen, m.
- gottesseher, m.
- gottessehnsucht, m.
- gottesselde, m.
- gottessiegel, n.
- gottessinn, m.
- gottessitz, m.
- gottessohn, m.
- gottessohnschaft, f.
- gottessole, m.
- gottessonne, m.
- gottessperling, m.
- gottessprache, f.
- gottesspruch, m.
- gottesspruch, m.
- gottesspur, m.
- gottesstaat, m.
- gottesstadt, f.
- gottesstatt, f.
- gottesstill, m.
- gottesstille, m.
- gottesstimme, f.
- gottesstrafe, m.
- gottesstrahl, m.
- gottesstreit, m.
- gottesstreiter, m.
- gottesstreitertum, n.
- gottessträflich, m.
- gottessturm, m.
- gottesstärke, m.
- gottesstätte, m.
- gottessubstanz, m.
- gottessucht, m.
- gottessänger, m.
- gottessüsz, adj.
- gottestag, m.
- gottestat, m.
- gottestausend, m.
- gottesteil, m.
- gottestempel, m.
- gottesthron, m.
- gottestierchen, m.
- gottestisch, m.
- gottestischkleid, n.
- gottestischrock, m.
- gottestochter, f.
- gottestod, m.
- gotteston, m.
- gottestracht, f.
- gottestrampeler, m.
- gottestreue, f.
- gottestrieb, m.
- gottestropf, m.
- gottestrost, m.
- gottesträumer, m.
- gottesturm, m.
- gottestäufer, m.
- gottesunmöglich, m.
- gottesurteil, n.
- gottesvater, m.
- gottesverbot, m.
- gottesverboten, m.
- gottesverehrer, m.
- gottesverehrerin, f.
- gottesverehrung, f.
- gottesvereinigung, m.
- gottesvergessen, adj.
- gottesvergessen, m., n.
- gottesvergessung, f.
- gottesvergesz, m., n.
- gottesverheiszung, m.
- gottesverleugner, m.
- gottesverleugnung, f.
- gottesvernunft, m.
- gottesverräter, m.
- gottesverteidigung, f.
- gottesverwandtschaft, m.
- gottesverwerfung, m.
- gottesverweser, m.
- gottesverächter, m.
- gottesvieh, m.
- gottesvielheit, m.
- gottesvogel, m.
- gottesvolk, n.
- gottesvorgänger, m.
- gottesvorstellung, m.
- gottesvögelein, m.
- gotteswahnsinn, m.
- gotteswahrheit, f.
- gotteswald, m.
- gotteswarnung, m.
- gotteswasser, m.
- gottesweg, m.
- gotteswein, m.
- gottesweise, m.
- gottesweiser, m.
- gottesweisheit, f.
- gotteswelt, f.
- gotteswerk, n.
- gotteswerkzeug, m.
- gotteswetter, m.
- gotteswille, m.
- gotteswind, m.
- gotteswink, m.
- gotteswirkung, m.
- gotteswissenschaft, f.
- gotteswohltat, m.
- gotteswohnung, f.
- gotteswort, n.
- gotteswortesstürmer, m.
- gotteswortisch, adj.
- gotteswunde, m.
- gotteswunder, n.
- gotteswunderlich, m.
- gotteswürde, m.
- gotteswürger, m.
- gotteswürmchen, m.
- gotteszeichen, n.
- gotteszeile, m.
- gotteszelle, m.
- gotteszeuge, m.
- gotteszier, f., vereinzelt n., (oder m.?)
- gotteszierde, f.
- gotteszierung, f.
- gotteszorn, m.
- gotteszuversicht, m.
- gotteszwang, m.
- gottesähnlichkeit
- gottesübel, m.
- gottesüberzeugung, m.
- gottfarbig, m.
- gottfassend, m.
- gottfeindlich, m.
- gottfern, m.
- gottforschend, m.
- gottfrevel, m.
- gottfried, m.
- gottfroh, adj.
- gottförmig, adj.
- gottförmigkeit, f.
- gottförmlich, m.
- gottfühlend, m.
- gottführt, m.
- gottfürchtig, adj.
- gottgeadelt, m.
- gottgeb, m.
- gottgebaut, m.
- gottgebeugt, m.
- gottgebildet, part. adj.
- gottgeboren, m.
- gottgeboren, part. adj.
- gottgeboten, m.
- gottgebärig, m.
- gottgedacht, m.
- gottgedanke, m.
- gottgeformt, m.
- gottgefällig, adj.
- gottgefälligkeit, f.
- gottgegeben, part. adj.
- gottgeheiligt, part. adj.
- gottgehorsam, m.
- gottgeküszt, m.
- gottgelassen, part. adj.
- gottgelassenheit, f.
- gottgeleitet, m.
- gottgeliebt, part. adj.
- gottgemacht, m.
- gottgemauert, m.
- gottgemäsz, m.
- gottgeordnet, m.
- gottgesalbt, part. adj.
- gottgesandt, part. adj.
- gottgeschaffen, part. adj.
- gottgeschenkt, m.
- gottgeschickt, m.
- gottgeschlagen, m.
- gottgesegnet, part. adj.
- gottgesendet, part. adj.
- gottgesetzt, m.
- gottgesinnt, m.
- gottgestaltet, m.
- gottgetreu, m.
- gottgetrieben, m.
- gottgetrost, m.
- gottgeweiht, adj.
- gottgeweihtheit, f.
- gottgeweissagt, m.
- gottgewidmet, part. adj.
- gottgewiesen, m.
- gottgewirkt, m.
- gottgewollt, part. adj.
- gottgewählt, m.
- gottgezeichnet, m.
- gottgezeugt, m.
- gottgeziemend, m.
- gottgleich, adj.
- gottgleichheit, f.
- gottgläubig, adj.
- gottgut, m.
- gotthaft, adj.
- gotthaftig, adj.
- gotthard, m.
- gotthardsapfel, m.
- gotthasser, m.
- gotthasz, m.
- gottheil
- gottheit, f.
- gottheitsbegriff, m.
- gottheitsfunken, m.
- gottheitsfülle, f.
- gottheitsglanz, m.
- gottheitsgleich, adj.
- gottheitslicht, n.
- gottheitsmeer, n.
- gottheitsschein, m.
- gottheitsschimmer, m.
- gottheitssonne, f.
- gottheitsspiegel, m.
- gottheitsstrahlend, part. adj.
- gottheitsstätte, f.
- gottheitsthron, m.
- gottheitsvoll, adj.
- gottheitswerk, n.
- gottheitswesen, n.
- gotthelf, m.
- gotthoffend, m.
- gotti, m.
- 1gottig, adj.
- 2gottig, adj.
- gottigkeit, adv.
- gottinnig, adj.
- gottinnigkeit, f.
- gottisch, adj.
- gottkundig, m.
- gottleid, m.
- gottleiden, n.
- gottleidend, part. adj.
- gottleidig, m.
- gottleuthaus, n.
- gottlich, adj.
- gottlieb, m.
- gottliebend, part. adj.
- gottlob
- gottlob, m.
- gottloben, vb.
- gottlobend, m.
- gottloblich, m.
- gottlos, adj.
- gottlose, f.
- gottlosei, f.
- gottlosen, vb.
- gottloserei, f.
- gottlosheit, f.
- gottlosig, adj.
- gottlosigkeit, f.
- gottloskeit, f.
- gottlustig, m.
- gottmensch, m.
- gottmenschheit, f.
- gottmenschlein, n.
- gottmenschlich, adj.
- gottmenschlichkeit, f.
- gottminnend, m.
- gottmäszig, m.
- gottnachahmend, m.
- gottnahe, m.
- gottnahend, m.
- gottnatur, f.
- gottorf, m.
- gottsackrig, adj.
- gottsam, adj.
- gottschauer, m.
- gottschauer, m.
- gottsche, f.
- gottschelten, vb.
- gottschelter, m.
- gottscheltung, f.
- gottschmaus, m.
- gottschmied, m.
- gottschmäher, m.
- gottschmähung, m.
- gottschwur, m.
- gottschwören, n.
- gottschwörer, m.
- gottschändend, m.
- gottschänder, m.
- gottschänder, m.f.adj.adj.
- gottschänderei, m.f.adj.adj.
- gottschänderisch, m.f.adj.adj.
- gottschändig, adj.
- gottschändig, m.f.adj.adj.
- gottschön, m.
- gottschönheit, m.
- gottschöpfer, m.
- gottschöpfung, m.
- gottseibeiuns, m.
- gottseibeiuns, n.
- gottseidank, m.
- gottselig, adj.
- gottseligkeit, f.
- gottseligkeitslehre, f.
- gottseligkeitswissenschaft, f.
- gottseligkeitsübung, f.
- gottseliglich, adv.
- gottserbärmiglich, adv.
- gottsohn, m.
- gottspottend, m.
- gottspötter, m.
- gottspöttisch, m.
- gottssammen, adv.
- gottstehbei, m.
- gottsuchend, m.
- gottsucher, m.
- gottsüchtig, m.
- gottsüsz, adj.
- gotttragend, m.
- gotttrotzend, m.
- gottungefällig, m.
- gottungläubig, m.
- gottursprünglich, m.
- gottvater, m.
- gottvaterhut, m.
- gottvatershut, m.
- gottverachtend, m.
- gottverachtet, m.
- gottverachtung, m.
- gottverbannt, m.
- gottverblitzt, m.
- gottverbündet, m.
- gottverdammlich, m.
- gottverdammt, part. adj. u. adv.
- gottverdori, m.
- gottverehrlich, m.
- gottverfeindet, m.
- gottverflucht
- gottvergelts, m.
- gottvergessen, part. adj. u. adv.
- gottvergessenheit, f.
- gottvergesser, m.
- gottvergesz, m., n., f.(?)
- gottverhaszt, part. adj.
- gottverheiszen, m.
- gottverhängt, m.
- gottverklärt, m.
- gottverlassen, adj. u. adv.
- gottverlassenheit, f.
- gottverlassung, f.
- gottverlaszmichnicht, m.
- gottverleugnend, m.
- gottverliehen, m.
- gottverlobt, part. adj.
- gottverloren, part. adj.
- gottvermaledeit, m.
- gottvermählt, adj.
- gottvernagelt, m.
- gottversprich, adv.
- gottverstoszen, m.
- gottversuchend, m.
- gottversucher, m.
- gottversöhner, m.
- gottversöhnt, m.
- gottvertrauen, n.
- gottvertrauend, m.
- gottvertraulich, m.
- gottvertraut, part. adj.
- gottverworfen, m.
- gottvoll, adj.
- gottväterlich, adj. u. adv.
- gottweise, adj.
- gottwerdung, f.
- gottwert, m.
- gottwiderspenstig, m.
- gottwiderstrebend, m.
- gottwidrig, m.
- gottwillig, m.
- gottwillkommen, adj.
- gottwohlgefällig, m.
- gottwohlgefälligkeit, m.
- gottwärts, adv.
- gottwürdig, m.
- gottziemend, m.
- gottähnlich, adj.
- gottähnlichkeit, f.
- gotzi, f.?
- gotzig, adj.
- gotzler, m.
- gouache, f.
- gouachegemälde, n.
- gourmand, m.
- gourmandise, f.
- gout, m.
- goutieren, vb.
- gouvernante, f.
- gouvernantin, f.
- gouvernement, n.
- gouverneur, m.
- gouvernieren, vb.
- gouverno, n.
- gouwung, f.
- gov, f.
- governo, n.
- governor, m.
- graal, m., n.
- grab, adj.
- grab, interj.
- grab, m.
- grab, n.
- grabamt, n.
- grabanlage, f.
- grabantlitz, n.
- grabarbeit, f.
- grabbar, adj.
- grabbau, n.
- grabbauten, n.
- grabbe, m.
- grabbel, f.
- 1grabbeln, vb.
- 2grabbeln, vb.
- 1grabben, vb.
- 2grabben, vb.
- grabbes
- grabbestellung, n.
- grabbesucher, n.
- grabbeten, n.
- grabbeterin, n.
- grabbett, n.
- grabbewohner, n.
- grabbiene, f.
- grabbier, n.
- grabbig, adj.
- grabbildnis, n.
- grabbinde, n.
- grabbitter, m.
- grabbitterin, f.
- grabblume, f.
- grabblümchen, n.
- grabblümlein, n.
- grabblüte, n.
- grabboden, n.
- grabbrüchel, n.
- grabbusch, n.
- grabcippus, n.
- grabdeckel, m.
- grabdenkmal, n.
- grabdichter, n.
- grabdichtung, n.
- grabdieb, n.
- grabdom, n.
- 1grabe, schw. f., nomen instrumenti
- 2grabe, f.
- grabefeu, n.
- grabegarten, m.
- grabegeld, n.
- grabehrung, n.
- grabeingang, n.
- grabeisen, n.
- grabeisenamt, n.
- grabeislein, n.
- grabekelle, f.
- grabeknecht, m.
- grabekosten, subst.
- grabel, subst.
- grabeland, n.
- grabelegie, n.
- grabelen, vb.
- grabeln, vb.
- grabeln, vb.
- grabeln, vb.
- grabeln, vb.
- grabelohn, m.
- grabemaschine, f.
- graben, m.
- graben, vb.
- grabenab, m.
- grabenabsteigung, m.
- grabenabstieg, m.
- grabenamt, n.
- grabenarbeit, f.
- grabenartig, m.
- grabenauf, m.
- grabenaushebung, m.
- grabenauswurf, m.
- grabenbau, m.
- grabenbekleidung, m.
- grabenbestreichung, m.
- grabenboden, m.
- grabenbord, m.
- grabenbrich, m.
- grabenböschung, m.
- grabendamm, m.
- grabendasein, m.
- grabendescente, m.
- grabendienst, m.
- grabendodl, m.
- grabendreck, m.
- grabendurchfurcht, m.
- grabenecke, m.
- grabeneinbruch, m.
- grabeneinung, f.
- grabenfeger, m.
- grabenfeger, m.
- grabenfest, m.
- grabenfisch, m.
- grabenflankierung, m.
- grabenfüller, m.
- grabengehen, m.
- grabengeld, m.
- grabengeld, n.
- grabengericht, n.
- grabengucker, m.
- grabengulden, m.
- grabenhauser, m.
- grabenheben, m.
- grabenherr, m.
- grabenhuhn, m.
- grabenkampf, m.
- grabenkanone, m.
- grabenkante, m.
- grabenklatsch, m.
- grabenknecht, m.
- grabenknecht, m.
- grabenkoffer, m.
- grabenkoller, m.
- grabenkost, f.
- grabenkrieg, m.
- grabenkämpfer, m.
- grabenland, m.
- grabenleitung, f.
- grabenlinie, m.
- grabenlohn, m.
- grabenlos, m.
- grabenlänge, m.
- grabenmacher, m.
- grabenmacher, m.
- grabenmamsell, m.
- grabenmauer, m.
- grabenmeister, m.
- grabenmeister, m.
- grabenmörser, m.
- grabennase, m.
- grabenniedergang, m.
- grabennymphe, m.
- grabenordnung, m.
- grabenpalisadierung, m.
- grabenpfennig, m.
- grabenpflug, m.
- grabenprofil, m.
- grabenputzer, m.
- grabenrand, m.
- grabenrand, m.
- grabenrecht, n.
- grabenregulierung, m.
- grabenreiter, m.
- grabenreiter, m.
- grabenrevêtement, m.
- grabenrinne, m.
- grabenroller, m.
- grabenschau, m.
- grabenscheiszer, m.
- grabenschere, m.
- grabenschichtmeister, m.
- grabenschieszen, m.
- grabenschlamm, m.
- grabenschläfer, m.
- grabenschreiber, m.
- grabensegge, m.
- grabensenkung, m.
- grabensetzer, m.
- grabensohle, m.
- grabensoldat, m.
- grabenspalte, m.
- grabenspatel, m.
- grabenspaten, m.
- grabenspringen, m.
- grabensprung, m.
- grabensteiger, m.
- grabenstellung, m.
- grabensteuer, m.
- grabenstreiche, m.
- grabenstück, m.
- grabenterrain, m.
- grabentiefe, m.
- grabentraverse, m.
- grabentstiegen, n.
- grabentweihung, n.
- grabenufer, n.
- grabenumzogen, m.
- grabenveilchen, m.
- grabenverkleidung, m.
- grabenverteidigung, m.
- grabenwaffe, m.
- grabenwand, m.
- grabenwasser, n.
- grabenwehr, m.
- grabenwein, m.
- grabenweise, m.
- grabenweite, m.
- grabenwerk, m.
- grabenwerk, n.
- grabenwindung, m.
- grabenwinkel, m.
- grabenzehnt, m.
- grabenzen, vb.
- grabenziehen, m.
- grabenzins, m.
- grabenzoll, m.
- grabenzug, m.
- grabenöffnung, m.
- grabenübergang, m.
- grabepfriem, m.
- graber, m.
- graberde, f.
- graberlohn, m. und n.
- grabes-, komposita
- grabesand, m.
- grabesaussicht, n.
- grabesbande, n.
- grabesbeet, n.
- grabesbrodem, n.
- grabescheit, m., n.
- grabeschor, n.
- grabeschoral, n.
- grabesdecke, komposita
- grabesdeckel, m.
- grabesdienst, komposita
- grabesduft, komposita
- grabesduftig, n.
- grabesdunkel, n.
- grabesdunst, n.
- grabesdunstig, n.
- grabesdüster, n.
- grabesehre, f.
- grabeseinsamkeit, n.
- grabeseligkeit, f.
- grabeseng, n.
- grabesenge, n.
- grabesengel, n.
- grabesernst, n.
- grabesfeier, f.
- grabesfern, n.
- grabesfeucht, n.
- grabesfinster, n.
- grabesfinsternis, n.
- grabesfäulnis, n.
- grabesgefühl, n.
- grabesgeruch, n.
- grabesgestöhn, n.
- grabesgewürm, n.
- grabesglocke, f.
- grabesgrau, n.
- grabesgruft, n.
- grabesgrund, n.
- grabesgrün, n.
- grabeshauch, n.
- grabesheimweh, n.
- grabeshöhle, f.
- grabeshügel, m.
- grabeskalt, n.
- grabeskerker, n.
- grabesklause, n.
- grabeskluft, n.
- grabeskälte, n.
- grabeslast, f.
- grabesleid, n.
- grabesloch, n.
- grabesluft, f.
- grabesluftig, n.
- grabesmelodie, n.
- grabesmoder, n.
- grabesmutig, n.
- grabesnacht, f.
- grabesnot, n.
- grabesnächtig, n.
- grabesodem, n.
- grabespate, m., mundartlich bes. schweiz. auch f.
- grabespaten, m., mundartlich bes. schweiz. auch f.
- grabespforte, f.
- grabesrand, m.
- grabesraum, m.
- grabesraum, n.
- grabesruhe, f.
- grabesschacht, n.
- grabesschauer, n.
- grabesschaurig, n.
- grabesscheu, n.
- grabesschimmel, n.
- grabesschlund, n.
- grabesscholle, n.
- grabesschosz, n.
- grabesschrein, n.
- grabesschritt, n.
- grabesschwarz, n.
- grabesschweigen, n.
- grabesschwelle, f.
- grabesschwärze, n.
- grabessehnsucht, n.
- grabesstaub, n.
- grabesstill, adj.
- grabesstille, f.
- grabesstimme, f.
- grabesstimmung, n.
- grabesstumm, n.
- grabesstätte, f.
- grabestief, n.
- grabestiefe, n.
- grabeston, m.
- grabestraum, n.
- grabestür, f.
- grabesverlangend, n.
- grabesverliebt, n.
- grabesweihe, f.
- grabeswermut, n.
- grabeszahn, n.
- grabesöde, n.
- grabesöffnung, f.
- grabet, m.
- grabewunde, f.
- grabfahrt, f.
- grabfertig, n.
- grabfest, n.
- grabfeste, n.
- grabfeuer, n.
- grabfigur, n.
- grabfleck, n.
- grabfliege, n.
- grabflur, n.
- grabfläche, n.
- grabfolger, n.
- grabfrau, n.
- grabfusz, m.
- grabgabel, f.
- grabgang, m.
- grabgebet, n.
- grabgebirge, n.
- grabgebäu, n.
- grabgebäude, n.
- grabgedanke, m.
- grabgedicht, n.
- grabgedächtnis, n.
- grabgeflüster, n.
- grabgefolge, n.
- grabgefährte, n.
- grabgefäsz, n.
- 1grabgeld, n.
- 2grabgeld, n.
- grabgeleit, n.
- grabgeleite, n.
- grabgeleiter, n.
- grabgeläut, n.
- grabgeläute, n.
- grabgemach, n.
- grabgemälde, n.
- grabgemäuer, n.
- grabgenius, n.
- grabgepräng, n.
- grabgepränge, n.
- grabgerecht, n.
- 1grabgerät, n.
- 2grabgerät, n.
- grabgerätlein, n.
- grabgerüst, n.
- grabgesang, m.
- grabgeschenk, n.
- grabgeschirr, n.
- grabgeschrift, f., n.
- grabgeschäft, n.
- grabgesetz, n.
- grabgesicht, n.
- grabgespenst, n.
- grabgestalt, f.
- grabgesträuch, n.
- grabgetier, n.
- grabgewand, n.
- grabgeweiht, n.
- grabgewölbe, n.
- grabgezeug, n.
- grabglocke, n.
- grabglockenklang, n.
- grabglöcklein, n.
- grabgold, n.
- grabgott, n.
- grabgottesdienst, n.
- grabgottheit, n.
- grabgrotte, n.
- grabgrusz, n.
- grabgut, n.
- grabgänger, n.
- grabgöttin, n.
- grabhalle, n.
- grabhaue, f.
- grabhaufen, n.
- grabhaus, n.
- grabheimat, n.
- grabhemd, n.
- grabheros, n.
- grabholz, m.
- grabholz, n.
- grabhöhe, n.
- grabhöhle, f.
- grabhügel, m.
- grabhüter, m.
- grabhüterin, n.
- grabimmergrün, n.
- grabinhalt, n.
- grabinschrift, f.
- grabkammer, f.
- grabkapelle, f.
- grabkasten, n.
- grabkauf, n.
- grabkelch, n.
- grabkeller, n.
- grabkerze, n.
- grabkirche, f.
- grabkirchlein, n.
- grabkiste, n.
- grabklang, n.
- grabklaue, f.
- grabkleid, n.
- grabkraut, n.
- grabkreuz, n.
- grabkreuzlein, n.
- grabkrone, n.
Zitationshilfe
„gottessitz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gottessitz>.
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