Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

graben, m.

graben, m.,

eingebettete Stichwörter in diesem Artikel

grabenlänge · grabenprofil · grabentiefe · grabenweite · grabenboden · grabenbord · grabenböschung · grabenecke · grabenkante · grabenöffnung · grabenrand · grabenrinne · grabensohle · grabenstück · grabenwand · grabenfeger · grabenherr · grabenknecht · grabenmacher · grabenmeister · grabenputzer · grabenreiter · grabenschreiber · grabenabsteigung · grabenabstieg · grabenbau · grabenbekleidung · grabenbestreichung · grabendamm · grabendescente · grabenflankierung · grabenkoffer · grabenmauer · grabenniedergang · grabenpalisadierung · grabenrevêtement · grabenschere · grabenstreiche · grabenübergang · grabenverteidigung · grabenwehr · grabenwerk · grabenwinkel · grabenmamsell · grabennymphe · grabenordnung · grabenregulierung · grabenschau · grabenschieszen · grabenterrain · grabenwindung · grabenhauser · grabenroller · grabenschläfer · grabenpflug · grabenspatel · grabenspaten · grabholz · grablatte · grabensohle · grabendasein · grabendienst · grabendreck · grabenkampf · grabenklatsch · grabenkoller · grabenkrieg · grabenkämpfer · grabenscheiszer · grabensoldat · grabenlinie · grabennase · grabenstellung · grabentraverse · grabenverkleidung · grabenkanone · grabenmörser · grabenwaffe · grabendodl · grabenland · grabenspalte · grabeneinbruch · grabensenkung · grabenaushebung · grabenauswurf · grabengehen · grabenheben · grabensetzer · grabenspringen · grabenziehen · grabengeld · grabenpfennig · grabensteuer · grabenzehnt · grabenzins · grabenzoll · grabenbrich · grabensegge · grabenveilchen · grabenartig · grabendurchfurcht · grabenfest · grabenlos · grabenumzogen · grabenab · grabenauf · grabenweise
auf das deutsche beschränktes nomen acti zu graben, vb. (s. d.), demgegenüber got. graba, f. (grabai Luk. 19, 43 Streitberg), ae. græf, m., n. (vgl. Bosworth-Toller 1, 486ᵃ), engl. grave (vgl. Murray 4, 373ᶜ s. v. grave) andere bildungsweise (vgl. zu grab, n.) zeigen. ahd. grabo, as. gravo, mhd. grabe, mnd. mnl. grave. im nd. und in angrenzenden md. maa. gilt heute noch vielfach anders gebildetes graft (s. d.), welches obd. schon früh von grabo fast völlig verdrängt wurde. der nom. sg. geht in ahd. belegen vom 10. bis ins 12. jh. regelrecht auf -o aus. diese endung begegnet in glossenhandschriften (abschriften ahd. vorlagen) noch im 13. jh. (ahd. gl. 1, 607, 1 St.-S.; ebda 3, 310, 12; 4, 164, 12). im 12. jh. werden die ersten formen mit auslautendem -e belegbar (ahd. gl. 3, 262, 60 St.-S.; ebda 347, 3; 406, 62; Eilhart v. Oberge 7895 Lichtenstein). sie behaupten bis ins 15. jh. eine vorzugsstellung. mit dem 16. jh. weicht grabe gegenüber graben (s. u.) stark zurück, doch findet sich grabe noch in wörterbüchern des 17. jhs. (vgl. Hulsius dict. [1616] 144ᵃ; Gueintz rechtschrb. [1666] 76) und weiter bis ins frühe 18. jh.: ein grabe vor der contrescarpe (1715) Berliner geschr. zeitungen 39 Friedländer. auf -e ausgehenden nom. sg. verzeichnen für die lebenden maa.: schweiz. id. 2, 678; Fischer schwäb. 3, 778; Martin-Lienhart elsäss. 1, 266; Follmann Lothr. 214; rhein. wb. 2, 1331; Schütze Holstein 2, 64; Damköhler Nordharz 64ᵇ; Fischer Samland 53ᵇ. nicht sicher zu entscheiden ist, wieweit sich hier alte nominative erhalten haben oder ob n-abfall vorliegt. vom 15. bis ins 17. jh. finden sich neben -e- und -en-ausgang auch formen mit apokopiertem -e, besonders im obd. (vgl. grab altdt. pred. 55 Wackernagel; städtechron. 10, 188 [Nürnberg 15. jh.]; ebda 4, 287; Diefenbach gl. 502ᶜ; Seb. Franck sprichw. [1541] 1, 13ᵇ; Stumpf Schweizerchron. [1606] 400ᵃ; Zehner nomencl. lat.-germ. [1645] 105), aber auch md.: (es) ging ein grab darumb Lancelot 1, 415 Kluge; Diefenbach gl. 244ᶜ. wmd. und nd. begegnen in den lebenden maa. verschiedentlich endungslose nominative vom typ graf (vgl. luxemb. ma. 157ᵃ; rhein. wb. 2, 1331; Kück Lüneburg 600; Mensing schlesw.-holst. 2, 462). in fällen, wo fem. genus bezeugt ist, wie bei jräb, f. Rovenhagen Aachen 47 und bei fries. graw, f. Jensen nordfries. 168, dürfte vermischung des bodenständigen dentalabstraktums (vgl. afries. greft, f. Holthausen altfries. 35) mit nd. grawen, graf, m. anzunehmen sein. der heute herrschende nom. sg. graben (vgl. Paul dt. gramm. teil 3, § 27) wird zuerst ende des 13. jhs. belegbar: der graben ( : gehaben) livl. reimchron. 9945 Meyer. häufiger dann seit dem 15. jh.: vorago graben (1432) Diefenbach nov. gl. 386ᵃ; item under dem schlos ist ein graben (1496) bei: Röhricht pilgerreisen (1880) 340, neben grove ebda 269. — für den gen. sg., dessen regelrechte ahd. form graben, grabin lauten würde, finden sich erst im späteren mhd. belege: zwei tayl des graben Marienburger treszlerb. 148 Joachim. der heute geltende gen. grabens (vgl. noch Paul dt. gramm. teil 3, § 25) wird zufrühest im 16. jh. belegbar: jenseit eines tiefen grabens Kirchhof wendunmuth 2, 398 Ö.anstelle des zu erwartenden dat. sg. graben, grabin begegnet ahd. eine vereinzelt bezeugte form grabun (11./12. jh.) ahd. gl. 2, 612, 48 St.-S., die aus dem acc. eingedrungen sein dürfte; seit dem 12. jh. gilt hier graben. — der acc. sg. geht ahd. auf -un aus, seit dem 11. jh., zuerst bei Notker 1, 46, 22 P., begegnen -en-formen, die mit dem 13. jh. regel werden. vereinzelt bleibt ein spätahd. grabin (12. jh.) ahd. gl. 1, 604, 19 St.-S., dessen endung wohl aus dem dat. sg. eingedrungen ist. im plural wird funktioneller umlaut seit dem 14. jh. belegbar: auch han wir ... greben und auch mure (ostfränk. 1397/1400) hist. volksl. 1, 165 Liliencron (vgl. auch PBB 27, 272, wo ein Suchenwirt-beleg [1390] ohne stelle). umlautlose pluralformen halten sich vereinzelt noch bis ins 19. jh. in der schriftsprache: ich setze über zäune und graben Pfeffel pros. vers. (1810) 1, 180; br. Grimm kinder- u. hausmärchen (1812) 1, 294; Scheuchenstuel berg- u. hüttenspr. (1856) 106. vgl. ferner Paul dt. gramm. teil 3, § 27 anm. 2. mundartl. ist der umlaut nach ausweis der maa.-wbb. nicht durchgedrungen im bair. und in nd. maa. (vgl. Schmeller-Fr. 1, 982; Schambach Göttingen 68; Kück Lüneburg 600; Damköhler Nordharz 64ᵇ; Mensing schlesw.-holst. 2, 462; Dähnert plattdt. wb. 160; Fischer Samland 53ᵇ). umlautlose und umgelautete pluralformen nebeneinander werden für das elsäss., lothr. und westmd. nachgewiesen (vgl. Martin-Lienhart 1, 266; Follmann Lothr. 214; rhein. wb. 2, 1331 f.). der nom. pl. hat ahd. die endung -un, seit dem mhd. gilt -en. die nd. maa. fügen im plural noch ein -s hinzu, wobei der vorhergehende nasal in den meisten fällen erhalten ist (vgl. Woeste-N. westfäl. 85ᵃ; Böger Schwalenberger ma. 151; Schambach Göttingen 68; Damköhler Nordharz 64ᵇ; Kück Lüneburg 600; Mensing schlesw.-holst. 2, 462; Dähnert plattdt. wb. 160). für das rhein. nd. wird grāvəs rhein. wb. 2, 1332. für das samländische graͦwes Fischer Samland 53ᵇ nachgewiesen.der ahd. gen. pl. grabono ist bis ins 12. jh. anzutreffen, seither gilt die endung -en. — der dat. pl. ist ahd. als grabon belegt, wobei für das -o- analog zu anderen schw. m. länge anzunehmen ist (vgl. Braune ahd. gramm. § 221 u. anm. 6). glossierungen wie fossis crapun, crupun ahd. gl. 2, 425, 22 St.-S. und fossis crabun ebda 475, 45, beide 11. jh., werden für den nom. pl. in anspruch zu nehmen sein. vom 12. jh. an (vgl. ahd. gl. 3, 408, 65 St.-S.) ist -en die endung des dat. pl.für den acc. pl. ist die ahd. zu erwartende endung -un, bzw. -on noch nicht belegbar. mit dem mhd. begegnet -en. vereinzelt erscheint ein auffallender acc. pl. auf -er (wenn nicht druckfehler vorliegt): ein schwan ist leichtlich ... inn die gräber oder weier zupringen Sebiz feldbau (1579) 113; vgl. noch: nü kien ick die grawer jens peile (nordfries.) in: PBB 49, 239. zu den auf -en ausgehenden kasusendungen ist allgemein zu bemerken: besonders in bair.-österr. quellen wird das e häufig synkopiert: ein klainer grabn (1565) österr. weist. 1, 205; ebda 5, 608; Stieler ged. 2, 12 Reclam; vgl. Schmeller-Fr. 1, 982; Lexer Kärnten 119. dabei durch assimilation gelegentlich n ˃ m: grabm (1625) österr. weist. 1, 14; 15. vereinzelt auch grabem Chemnitz schwed. krieg 2 (1653) 105. für die lebende ma. wird im schlesw.-holst. und im obersächs. zusammenfall von b und n in m bei synkope des gedeckten -e- der endung nachgewiesen: grǭm Mensing schlesw.-holst. 2, 462; kraam Müller-Fraureuth obersächs. 1, 434ᵇ; Albrecht Leipziger ma. (1881) 13; 48. — beim gen. dat. pl. begegnet obd. verschiedentlich -nen als endung: gräbnen (1514) d. dt. bauernkrieg, aktenbd. 55 Franz; (vor 1572) Tschudi chron. Helvet. (1734) 1, 50; Herold-Forer Gesners thierb. (1563) 81. auch mit partieller assimilation des ersten n: gräbmen österr. weist. 1, 61. sogar: grämbmen (Salaberg 1523) ebda 9, 863 (andere lesarten dort: grabm [1523], gramben [17. jh.]). — belegbar wird -n-abfall in: nüd öber de graba seh (= sein) Tobler Appenzell 234ᵃ; gräba, pl. Kuen oberschwäb. wb. 21; in de grawe K. Bücher arbeit u. rhythmus (1899) 284 (nassauisch); auch soll käuffer die graebe ... erhalten (schles. 1615) cod. dipl. Siles. 4, 184; der, der im groba liegt Gerhart Hauptmann d. ges. werk (1942) I 4, 210.
A.
in eigentlichem gebrauch.
1)
dem ursprünglichen wortsinn entsprechend 'etwas durch grabarbeit hervorgebrachtes'.
a)
im allgemeinen eine offene, längliche vertiefung, meist im erdboden, die auf einen bestimmten zweck hin angelegt worden ist. im ahd., wo grabo vorwiegend agger oder vallum glossiert und also in erster linie 'wall, damm' bedeutet (s. unten b α), ist das wort in der wiedergabe von fossa oder lacus im 10. jh. nur vereinzelt (ahd. gl. 2, 501, 35 St.-S. und ebda 1, 605, 1), seit dem 11. jh. dann etwas zahlreicher (ahd. gl. 2, 425, 22 St.-S.; ebda 475, 45; 501, 35; 612, 48; 650, 29) anzutreffen.im hinblick auf seinen bestimmungszweck steht graben prägnant:
α)
für den befestigungsgraben um eine stadt, eine burg, ein schlosz oder ein feldlager; literarisch seit dem 12. jh.:
dar umme (um die burgmauer) gîngen drî grabin.
tîf und wît, hôrte ich sagin,
ieglîcher grabe dâ wêre
Eilhart v. Oberge 7893 Lichtenstein;
der werde muͦste stille haben.
daz kam von eime tiefen graben
der hine vor der buͤrge gie
Ulrich v. Türheim Rennewart 30 554 Hübner;
item 1452 jar da wart der grab ümb die stat hie volbracht (Nürnberg 15. jh.) städtechron. 10, 188; vnd do sie (die feinde) inn der nacht zuͦ Quintius heer kamen, fielen sie zuͦ rosz vnnd zuͦ fuͦsz inn die graͤben (die um das feldlager herum ausgeworfen worden waren), also, das sie eynander tratten, vnd grosz vnordnung sich vnder jnen begab Carbach Livius (1551) 43ᵇ; graben ... heisset um einer festung die tiefe herum, woraus die erde zu erbauung der wercke in derselben genommen worden, und ist dieselbe entweder leer gelassen, oder mit wasser angefüllet Chr. Wolff mathem. lex. (1747) 1, 598; und die gräben (in Mannheim) dünsten einen so übeln geruch aus, ... dasz man oft nicht auf den sonst so schönen wällen spatzieren kann Gleim briefw. 1, 440 Körte; jetzt tönt die losung, die reiterey sprengt gegen den feind und das fuszvolk ist im anmarsch gegen die gräben (schanzgräben des feldlagers bei Lützen) Schiller 8, 288 G.; es ist ein alter wunsch, dasz sowohl der äuszere als innere thurm des Löberthors abgetragen und der graben ausgefüllt werden möge Göthe IV 29, 234 W.; adjes denn, ihr holden lieblichen auen ... ihr thürme und gräben Maler Müller w. (1811) 3, 96; seine (des städtchens) starken zinnen erheben sich noch wehrhaft über seine dächer, aber die gräben hat der friede ausgefüllt Steub drei sommer in Tirol (1905) 2, 25. an vielen orten (vgl. z. b. rhein. wb. 2, 1332 für Aachen, Dülken, Kempen, Kleve-Calcar) hat die auf dem eingeebneten stadtgraben verlaufende strasze die bezeichnung graben beibehalten (vgl. auch die parallele entwicklung von frz. boulevard): das centrum der stadt, die Downingstreet von Wien, ist der sogenannte Graben Moltke ges. schr. u. denkw. (1892) 4, 83; unter solchen umständen hat die nebenstrasze des Wiener Grabens ... etwas entschieden unheimliches M. v. Ebner-Eschenbach ges. schr. (1893) 4, 334. in dieser bedeutung 'befestigungsgraben' erscheint das wort auch in charakteristischen präpositionalverbindungen. besonders in älterer sprache oder von da her in der wendung auf dem graben, der in lat. urkunden bezeichnungen wie in fossato hess. urkdb. I 1, 268 Wyss, in fossa ebda 131 und supra fossato ebda 370 entsprechen. dabei kann die wendung auf dem graben sowohl, den noch vorhandenen graben bezeichnend, 'am graben' meinen, als auch auf die strasze bezogen sein, die über dem zugeschütteten graben verläuft. in mittelalterlichen städten ist diese gegend vielfach das dirnenviertel (vgl. auch unten B 3 a α und γ): und diu gemeinen fröuwelîn, sie heizent aber niht fröuwelin, wan sie haben frouwennamen verlorn und wir heizen sie die bœsen hiute ûf dem graben Berthold v. Regensburg 2, 148 Pf.; her Pernolt der Noͤzel auf dem graben (1326) Regensburger urkdb. 1, 517; her um hat he mir gegeben vier schillinge phenninge geldis jerliches cinses uf Ludewiges schuͦren uf dem graben in der undergassen gelegen by mime gademe (Marburg 1362) hess. urkdb. I 3, 20 Wyss; ich ... thun kund ... das ich ... ze Louffenberg vor der statt, uff dem graben, etc. vmb lehen ze richten offenlich ze gericht sasz (1393) Haltaus gl. 746; ich war auff den graben logirt undt hatt eine angelruht mitt drey angellen mittgebracht, umb in dem graben zu fischen (1714) Elisabeth Charlotte v. Orleans br. 3, 470 Holland;
bleib hier, ich nehm dir ein quartier aufm Graben,
du sollst fünfzehn parketirte zimmer in einer reih haben
Meisl theatr. quodlibet (1820) 2, 45;
er hatte in Wien für die feinsten gewölbe auf dem Graben gearbeitet Gutzkow ges. w. (1872) 1, 51. seltener begegnet statt dessen die wendung am graben: Chrysostomus am graben, der ... ain zit lang bürger (von St. Gallen) gsin (1532) J. v. Watt dt. hist. schr. 3, 319 G. in verbindung mit in, in älterer sprache gelegentlich in den graben soviel wie 'um des grabens willen, für den graben': die galtnusse alle als davor geschriben stat, daz vor gerihte geschiht, diu sol des vogtes halbiu sin und der stat in den graben halbiu (1291?) stadtb. v. Augsburg 237 Chr. Meyer; ebda 257.
β)
in der bedeutung 'wasserstrasze' für das erst mit dem 16. jh. allgemeiner geläufig werdende wort kanal (vgl. Kluge-Götze etym. wb. ¹⁵357ᵇ): an den tiden let de koning Karl enen groten graven maken van der Altmune wante an de Radenze, unde wolde, dat de schepe gingen van der Donowe wante an den Rin sächs. weltchron. 149 Weiland; so muchten die czu Lubek usschiffen und vorbas durch den graben czu Hamburg ire guter brengen (1428) akten d. ständetage Preuszens 1, 510;
die schiffe die wir noch durch den gemachten graben
bis nach Arsinoe ins meer geweltzet haben,
sind ... angesteckt
Lohenstein Cleopatra (1680) 4.
in besonderer anwendung: graben, in dem die schiffe aufs land gezogen werden, als übersetzung von gr. οὐρός:
nun entziehn sie den schiffen die stützen und säubern die graben,
und ihr heimverlangend geschrei erreichet den himmel
Stolberg ges. w. (1820) 11, 49.
γ)
für einen graben zum hegen oder fangen von tieren: item under dem schlos (in Rhodos) ist ein graben, da sindt uber 1000 canickel innen und dabey ist ein ander graben, da sind grosse strausse innen unnd andere thier (1496) bei Röhricht pilgerreisen (1880) 340; da befalch der könig, das man Daniel her brechte, vnd worffen jn zu den lewen in den graben Daniel 6, 16; vgl. ebda 17; 19; 20 u. ö. das wort steht hier für sonst übliches grube (vgl. erste dt. bibel: gruͦbe; vulgata, itala: lacus). gräben, namentlich festungsgräben, in denen wilde tiere gehalten wurden (vgl. auch teil 16, sp. 1273 s. v. zwinger B 2 b), kannte Luther vielleicht aus eigener anschauung und hat so diese vorstellung auch auf die biblischen verhältnisse übertragen. in anlehnung an den lutherbiblischen gebrauch wohl:
aus den gruben, hier im graben
hör ich des propheten sang;
engel schweben ihn zu laben,
wäre da dem guten bang?
Göthe I 18, 347 W.;
innewendig muss ... ein graben von zwey ellen tieff gemachet seyn (zum fang von wildschweinen) Fleming vollk. jäger (1719) 240ᵇ; wir hatten die strasze, in welcher unser haus lag, den Hirschgraben nennen hören; da wir aber weder graben noch hirsche sahen, so wollten wir diesen ausdruck erklärt wissen. man erzählte sodann ..., da, wo jetzt die strasze sich befinde, sei ehemals ein graben gewesen, in welchem eine anzahl hirsche unterhalten worden Göthe I 26, 15 W. von fischgräben: dass er denn see fischen helffen unndt hernacher die gräben widerumb aussgemacht (1686) bei Fischer schwäb. 3, 778.
δ)
für den straszengraben: dy vorgenanten hern sullen ouch haben eynen gemeynen weg der sal syen vier ruten breyt genehalb dem Nagaten uff der burger vryheyt. uff dy selbyn sechs huben dy yn bewisit sint vnd sullen dy helfte dez selbyn wegis halden myt graben vnd czunen vnd temmen (1336) cod. dipl. Pruss. 2, 208 Voigt; denselben graben soll der Herl alle jar raumen und der ander hinter im desgleichen, dadurch das wasser von der strosz an dem ent lauft (15. jh.) E. Tucher baumeisterb. 204 Lexer; wenn ein fuhrmann eine otter- oder schlangen-zunge in seine peitsche flichtet, so werden seine pferde, ohne schaden, die gröszesten lasten aus einem graben ziehen J. G. Schmidt gestriegelte rocken-philosophia (1706) 1, 340; ein unglück sei unterwegs begegnet, der wagen in einen graben geworfen worden Göthe I 25, 205 W.; mit einem seufzer setzte sie sich an den chausseerand, liesz die füsze in den graben hängen und lehnte rücken und kopf an eine pappel Cl. Viebig die vor d. toren (1949) 8.
ε)
für den graben als einfriedigung und begrenzung: by dem graben, der vnser marke vnde velt, die zcu der Nassow gehorent, vnde marke vnde velt, die zcu Grobir gehorent, scheident (1364) urkdb. d. hochstifts Meissen 2, 58 Gersdorf; dar usz ist aber entsprungen, das ertrich mit unterschiden graben und markstainen zetailen Steinhöwel de claris mul. 37 lit. ver.; auch soll er ... alle garten-arbeit, fride, gräben, gehäge und zäune, ... verrichten lassen Hohberg georg. cur. aucta (1682) 1, 19; die gräben, durch welche ... die 'fennen' von einander geschieden sind Storm s. w. (1899) 1, 57; werden zwei grundstücke durch einen zwischenraum, rain, winkel, einen graben, eine mauer, hecke, planke oder eine andere einrichtung ... voneinander geschieden BGB § 921.
ζ)
für den be- und entwässerungsgraben: was die maisterschaft gebiet und der bumaister weg ze bessern und graben ze graben und wo es notürftig ist zu machen, wem den gebotten wird, der soll es halten und thun (1302 nach einer abschrift von 1700) württ. ländl. rechtsqu. 2, 862; lacuna ... wassergrab, oder grab dadurch das wasser fleust, wassergrab im acker da sich das wasser samlet Er. Alberus nov. dict. (1540) Zz 1ᵇ; an wasserigen, murigen vnd bimsechten orten musz man sich mit bekömmlichkeit desz wassers behelffen: welche jr zu offtermalen durch sondere wasserfallen, fürschürz, gräben vnd canäl solt ab vnd anwenden, anlaiten vnd führen, zu nutz vnnd verbesserung ewer weid, weyern oder seen Sebiz feldbau (1579) 20; am fusze eines ... hügels, in welchem ein von alters her gezogener graben wasser von feldern und wiesen abhalten sollte Göthe I 33, 14 W.
η)
für sonstige zu- und ableitungsgräben. von einem feuerlöschgraben: auch öffnen wür, das wür zween gräben sollen haben, ob ain feur aufkäm, dasz man das wasser herein müg gelaiten (1660) österr. weist. 2, 260. in der bedeutung 'kloake': ruder kot grab (15. jh., obd.) Diefenbach gl. 502ᶜ; graba (m.), der graben od. kanal, der hinten an der 'brügi' im kuhstall hinläuft zur aufnahme des fallenden düngers Bühler Davos 1, 47.
θ)
für verschiedene formen militärischer feldbefestigungen, älter für die sappe, den laufgraben (vgl. aber noch graben, vb. B 5 b α):
theils führt auch schlangenweisz, trotz allem widerstand,
der graben winkel-lauf hin nach des feindes graben
Besser schr. (1732) 1, 54;
vgl. J. Hübner zeitungslex. (1748) 2, 77ᵇ. in jüngerer zeit prägnant für den schützengraben, den schiesz- und deckungsgraben des stellungskrieges, namentlich seit dem ersten weltkrieg (vgl. auch kompositionstypen C 2 a γ): keiner blieb zurück, wenn der befehl sie aus dem blutigen graben in den nächsten trieb E. Wiechert d. Jerominkinder (1945) 459; die tiefe, finstere schlucht des grabens besasz etwas erdrückendes E. Jünger d. abenteuerliche herz (1929) 162. in präpositionalen wendungen wie in den gräben: ... des leidens wegen, das er sich in den flandrischen gräben geholt hatte Alverdes Reinhold (1931) 137; ebenso im graben: (um Franz Marc hat sich) niemand gekümmert, keiner ihm den falschen idealismus ausgeredet, der ihn vielleicht im graben festhielt A. Zweig einsetzung eines königs (1950) 171. auch: aus den gräben soviel wie 'aus dem schützengrabenkrieg': mehr als andeutungen weisz ich auch nicht, klagte Sophie, er bleibt wie zugestopft und schweigt wie die leute aus den gräben ebda 427.
ι)
für den als hindernis angelegten graben, namentlich im sport: ein graben (springgraben) ..., dessen borde oder ränder an einem ende sehr nahe sind, am andern weit auseinander laufen (zum weitsprung) Fr. L. Jahn w. (1884) 2, 33. als hindernisgraben beim reitsport, s. z. b. unter grabensprung 1.
b)
seltener werden andere durch grabarbeiten geschaffene bodenformen mit graben bezeichnet.
α)
für 'wall, damm'. diese bedeutung, die im ahd. in glossierungen von vallum und agger diejenige von fossa überwiegt (s. oben a), ist noch bis ins 15. jh. relativ häufig bezeugt, weicht aber in der folgezeit mehr und mehr zurück und wird zuletzt im 18. jh. im nd. greifbar (s. u.). in der glossierung von Esaia 19, 6 (vgl. vulgata: siccabuntur rivi aggerum; erste dt. bibel: die hochen stette des bachs werdent trucken): aggerum grapono (10. jh.) ahd. gl. 1, 604, 17 St.-S.; vgl. ebda 18 und 19. aggerem grapo (10. jh.) ahd. gl. 1, 607, 1 St.-S. (glosse zu Esaia 29, 3, wo 1. dt. bibel: vmbhalbung, Luther: wallen [= wälle] übersetzen); vgl. ebda 606, 59 (10./11. jh.); uallo grauon (11. jh.) ahd. gl. 2, 588, 34 St.-S.; târ Romani herebergotôn, dârumbe grûoben sie sih, unde uuurfen dia erda innenân uuider selben den graben. ûfen den grabohûfen saztôn sie sîne uuelbe spizze bouma Notker 1, 46, 22 Piper; vallo grapin (11. jh.) ahd. gl. 2, 304, 39 St.-S. (glosse zu Luk. 19, 43, wo cod. Teplensis und 1. dt. bibel graben, Luther, vgl. gr. κάραξ, wagenburg übersetzen);
sie hizzen graben irn graben.
als iz vf was erhaben
und do vollen quam (vollendet war) die graft
Herbort v. Fritzlar liet v. Troye 1781 Frommann;
vallum grabo vel phal (Tirol 13. jh.) ahd. gl. 4, 164, 12 St.-S.; vgl. noch ebda 2, 594, 48; steet er (der zaun) ebens grunds, so soll er ainem gleichen mann ans herzgriebl geen; so er aber auf ainem graben steet, so soll er einem gleichen mann an die zwischl geen (1654/68) österr. weist. 1, 78; graven ... ein aufgeworfener schmaler damm ... hingegen nennt man einen graben, welchen man um wasser darin zu haben, gemacht, grefte Strodtmann Osnabrück (1756) 76 (s. auch unt. gräfte).
β)
vereinzelt bezeichnet graben die ausschachtung für das fundament eines gebäudes: wie sagst dann du, das der glaub sei das fundament, daz verantwurt sant Thomas in prima secunde, das in einem fundament seind zwei ding. es ist der grab, vnnd die mauer in dem graben Keisersberg brösamlin (1517) 2, 20ᵇ; als der meister anderen morgens mit seinen leuten an ort und stelle kam, fand er einen im regelmäszigen viereck gezogenen graben, und Krespel sprach: hier soll das fundament meines hauses gelegt werden E. T. A. Hoffmann s. w. 6, 31 Gr.
γ)
gelegentlich im 16. und 17. jh. auch für einen unterirdischen 'graben', einen tunnel oder einen schacht: als die vom schlosse einen heimlichen graben vnter der erden in die stad der kirchen zu gemacht hetten Schütz hist. rerum Pruss. (1592) 6, J 5ᵇ; nuͦn was zuͦ nechst bey der fuͤrstin gemach ... ein graben oder hoͤle vor langen zeyten in ein berg oder felsen gehawen. die selbige hoͤle het ir liecht von oben herab durch etliche löcher Montanus schwankbücher 222 lit. ver.; die lenge aber der dritten schnur (beim messen) zeiget an ... des stollens theil, zu welchen der graben des schachts, so da in daz geheng gesengt ist, fellet (ad quam putei fossa depressa pertinget) Bech Agricolas bergwerckbuch (1621) 106 (auch: die grube des schachts [putei fossa] ebda 92).
2)
in erweiterter anwendung analogisch für verschiedene grabenähnliche formen, die nicht durch grabarbeit entstanden sind. gelegentlich auf der grenze zum bildlichen gebrauch (vgl. unten B).
a)
als bezeichnung verschiedener natürlich entstandener grabenähnlicher formen.
α)
für ein bach- oder fluszbett:
es hatte jüngst der klare bach
aus seinem graben allgemach
mit sanftem rieseln sich ergossen,
der wiesen frisches grün stand mehrentheils beflossen
Brockes ird. vergnügen (1721) 4, 39.
vornehmlich bair.-österr., schweizer., elsäss. und moselfrk. für das rinnsal eines bergbaches, ein wildbachtal, eine kluft, eine bergschlucht mit oder ohne wasser (vgl. Lexer Kärnten 119; d. dt. maa. 3, 462 Frommann; Schmeller-Fr. 1, 982; schweiz. id. 2, 678; Seiler Basel 145ᵃ; Martin-Lienhart 1, 266; rhein. wb. 2, 1332):
er wolt daz ors niht ûf enthabn,
mit sporn treib erz an den grabn
(die 'gefährliche furt' guez perelleus, ein wildbach)
Wolfram v. Eschenbach Parzival 611, 12;
auf allen wassern und wildpachen, auch graben und giessen (1505) österr. weist. 5, 7; vgl. ebda 2, 353; ein ander mall was ich in eim gar stotzenden graben, suͤcht kleinne stralen, das sind christallen, deren vill drin funden wurden (1572) Th. Platter 12 Boos; als sich ye zu zeiten zutraͤgt, dasz die paͤch, so an vil ortten yber die zechen unnserer berckwerch herabrinnen ... graͤben auswaschen (1532) Lori baier. bergrecht (1764) 209ᵇ; eine jähe kluft am fusze des berges that sich vor ihnen auf, und zeigte gegenüber eine bisher verborgene hohe mauer ... ein tiefer graben trennte sie also von dem garten, in den sie unmittelbar hineinsahen Göthe I 24, 63 W.; der forst wird nirgends mächtig, doch sind die tiefen 'gräben', die wildbachsschluchten, die den berg da und dort durchrissen haben, gar schön mit nadelholz verkleidet Steub wanderungen (1862) 178; Anzengruber ges. w. (1890) 7, 178;
die krähen hocken schwarz und dicht,
der knecht das holz zum herd hin schlicht'.
der brunfthirsch röhrt im graben drin,
und regen regnet grau dahin
Weinheber s. w. (1954) 2, 320.
wo in rhein. maa. graben in der bedeutung 'bach' steht, fehlt das wort bach völlig, vgl. rhein. wb. 2, 1332. in allgemeinerer anwendung rhein. auch für ein kleines, stehendes gewässer, vgl. ebda.
β)
in terminologischem gebrauch.
αα)
der grabenbruch, in geologisch-geographischer fachsprache als morphologischer begriff: nach westen zu erstreckt sich Luabugiris machtbereich bis über den Kivu-see und den groszen centralafrikanischen graben hinüber Götzen durch Afrika (1895) 188. auch für den meeresgraben: charakteristisch sind zahlreiche schmale, aber sehr tiefe gräben nahe der pazifischen küste Meyer konvers.-lex. (1907) 19, 37ᵇ.
ββ)
nur gelegentlich für lat. aestuaria (vgl. das besonders für die Garonnemündung gebrauchte frz. 'estuaire'): aestuaria ein arm des meers, ein graben, in welchem sich das meer hinausz laszt wann es anlaufft, meersumpff oder meergraben Calepinus XI ling. (1579) 50ᵃ.
γγ)
in der bergmannssprache: graben ... sind bey söligten flötzen vertiefungen oder sogenannte mulden, die vil länger als breiter(!) sind Jacobsson technol. wb. (1781) 2, 143ᵃ.
γ)
von formen des gesichts und des menschlichen körpers, namentlich in poetischer ausdrucksweise:
(die augen Christi waren)
gar fin, clar, raine,
nút ze gros, nút zeklaine,
wol recht und nút mit tieffen graben,
etwas hohelecht erhaben (wohl von den augenhöhlen)
(um 1300) Wernher Marienleben 5825 Päpke-Hübner;
die wangen waren verschwunden, und hatten einen graben zurückgelassen, wo ein flusz von thränen flosz, der mir zu herzen gieng Heinse s. w. 3, 480 Sch.; zwischen beiden wällen läuft ein seichter graben, die primitive zahnfurche (vom kiefer eines embryos) Sömmerring menschl. körper (1839) 6, 863.
b)
als benennung technischer vorrichtungen, besonders im berg- und hüttenwesen: graben ... dieses sind zwey löcher in der form (gieszform), um das überflüszige bley abzuführen Jacobsson technol. wb. (1793) 5, 723ᵃ. im folgenden beleg ist graben wohl soviel wie gefluder: von unserm bergwercke raunt mir ein böser geist ins ohr: dasz das wasser (zum maschinenantrieb) noch nicht herbeygebracht sey. zwar von der treibe (= fördermaschine) bis zum treibhaus (= förderhaus) sey der graben in ordnung; aber beym kohlenwercke mache das gefluder (eine aus brettern genagelte rinne als wasserleitung beim berg- und mühlenbau) zu schaffen, wie an andern orten der graben auch noch wasser durchlasze Göthe IV 8, 27 W.; vgl. auch noch Minerophilus bergwercks-lex. (1730) 308.
3)
in geläufigen wendungen und stehenden verbindungen.
a)
in verbindung mit anderen substantiven in zwei- oder mehrgliedrigen ausdrücken.
α)
mauern und gräben, durchweg 1 a α entsprechend:
Rosche Sabbîns dort
diu houbetstat den vierden ort (= seite)
begreif mit mûren und mit graben
Wolfram v. Eschenbach Parzival 681, 13; pilgerreisen (1880) 101 Röhricht-Meisner;
die mauern und gräben sind ein wichtiges denkmal der vorigen zeit Göthe III 2, 95 W.; aber sie (die renaissance) blieb dabei stehen, den lustgarten mit mauern und gräben zu umgeben, als eine abgesonderte existenz zu behandeln Dehio gesch. d. dt. kunst 3 (1926) 312.
β)
wall und graben ebenfalls von 1 a α her und in dieser verbindung für graben die bedeutung 1 b α ausschlieszend (vgl. schon die lat. verbindung 'vallum fossaque'): hatte ein schön wohlgebautes haus mit seinen wällen und graben stattlichen Schweinichen denkw. (1878) 125; keine spur von wall und graben war zu sehen (auf Lotharios gut) Göthe I 23, 6 W.; schutz durch wall und graben Mommsen röm. gesch. 1 (1856) 49.
γ)
grube und graben, auch in umgekehrter wortfolge, eine durch die alliteration gestützte verbindung, die an verschiedene bedeutungen anknüpft: dann sie (die kirche) hat alter füchs art, welche vbel bändig zumachen sein: sie weisz vber alle zäun vnd hage, vber alle gruben vnd graben, vber stock vnd stauden gar fein zu springen Fischart binenkorb (1588) 50ᵃ; (das ebene land ist) voller pfitzen, gruben vnd gräben Guarinonius grewel d. verwüstung (1610) 437; ein solcher märterer hat Daniel auch werden müssen, vnnd vber seinem gottesdienst sich in den graben und gruben der löwen werffen lassen M. Walther erläuterung d. proph. Daniel (1645) 879. vgl. auch den ersten Göthe-beleg ob. A 1 a γ. zur verbindung grab und graben s. s. v. grab A 6a.
δ)
graben und zaun, auch umgekehrt:
so ist daz vierde ros braun,
daz kan graben und zaun
vil rinklich uber springen
(ostmd. 14. jh.) kl. mhd. erz. 186, 200 Rosenhagen;
über thäler und höhn,
durch dornen und steine,
über gräben und zäune,
durch flammen und see'n,
wandl' ich, schlüpf ich überall,
schneller als des mondes ball
Shakespeare 1 (1797) 196;
wann der pauman anpaut, ... so soll er sein nachper, dem ain fridtgatern oder ester geburt anzehachen, demselben seinem nachtpern mit dem fritgatern nachfarn, sein nachpern und sich selb friden auch an den zaun und graben den fridt machen (17. jh.) österr. weist. 1, 56, 8; eine leichte befestigung mit zaun und graben, die ihn vor einem handstreich sicherstellte, besasz auch der herrenhof Dehio gesch. d. dt. kunst 2 (1921) 292.
ε)
gräben und hecken, auch hecken und gräben, typisch für das bild der offenen landschaft aus der sicht des reiters und jägers: stöber oder spionen sind hitzige hunde, stöbern alle graben und hecken, ... ecken und winkel ... aus Heppe aufricht. lehrprinz (1751) 14; Leipziger aventurier (1756) 2, 120;
der renner sprang, der renner schwang
sich über gräben und hecken
Strachwitz ged. (1850) 12;
sein aug war wie der luchs ... und über hecken und gräben setzte er ohne anlauf Alexis hosen (1846) 1, 48.
ζ)
gelegentlich in mehrgliedrigen ausdrücken: wie ein toller furman, der mit pferd und wagen stracks zurennet, durch pusch, hecken, graben, wasser, berg und tal Luther 6, 261 W.;
vber hecken, graben, stock vnd stein
spring ich mein feind zv trvtze,
stos alles niderr gros vnd klein,
dem vaterland zv nvtze (1623)
Ziegler geschützinschr. (1886) 19;
über stock, stein und graben Döbel jägerpractica (1754) 2, 94.
b)
in verbindung mit bestimmten epitheta.
α)
der tiefe graben:
er (Apollonius) stund in den toten
di von im sind geschrotten
recht als in ainem tieffen graben
Heinrich v. Neustadt Apollonius 7935 Singer;
vornehmlich im bereich 1 a α: ich meine, er solte für jm eine feste maur, starcken wahl, tieffen graben, harnisch und andere wehr und waffen, die zum streite gehoͤren, bereiten, da mit er fuͤr seinen feinden möchte sicher sein (1536) Luther 51, 289 W.; grosser fürsten, herrn, potentaten vnnd obrigkeiten vnüberwindliche festungen seynd nicht hohe wälle, dicke mawern, tieffe gräben, grosse büchsen vnd viel tonnen goldes, sondern ein weises vnd gerechtes regiment Lehman floril. polit. (1662) 3, 252; die festungswerke Wittenbergs waren zwar keineswegs stark, aber ein breiter und tiefer graben sicherte sie doch vor einem sturme Meinicke Boyen (1896) 1, 331.
β)
der breite, älter auch der weite graben: ja es fleucht jderman und erschrickt fur der uberfart und weis nicht, wie ers sol anfahen, das er hinuber kome (vom leben zum tode). als der einen weiten graben oder tieffes wasser fur sich hat, da er uber mus, und doch keinen steg und keine brücken sihet (1537) Luther 45, 503 W.; ein breiter graben voll schwarzbraunen wassers war unser wegweiser H. Laube ges. schr. (1875) 1, 349.
γ)
der trockene graben, im gegensinn der nasse: dann der stat maur was an etlichen enden gar nider, ... und was ... kain grab darvor, dann ain trucken klain grab, es wär ainr daruber gesprungen (Augsburg 1468) städtechron. 5, 5; ein des deutschen lagers kundiger ... führte ihn durch den trockenen graben Lohenstein Arminius (1689) 2, 283ᵃ; Klopstock oden 2, 24 M.-P.; am besten gedeiht sie auf moorboden am rand ... eines nassen grabens (das sumpffettkraut) Schlechtendal flora v. Deutschland (1880) 26, 34.
δ)
der gefütterte d. h. der ausgemauerte graben, im anschlusz an 1 a α in älterer sprache: fossa silicata gefuttert grobe (Köln 1517) Diefenbach gl. 244ᵃ; aber in eyner treflichen stat, oder achtparem schlos, da die (lies: die da?) mauren, thuͤrn, vnd ob das sein mag gefuͤettert graͤben vmsich haben, da sol man solche befestigung auch mauren A. Dürer befestigung d. stett (1527) A 2ᵃ; ausserhalb der stadt ist ein dryfacher gefütteter graben, sehr tieff, vnd anzusehen vnüberwindlich Schweigger reysz-beschr. (1619) 248.
c)
innerhalb verbaler wendungen.
α)
mit präpositionalem objekt. am graben, häufiger im graben arbeiten, besonders mit bezug auf den stadtgraben (s. oben 1 a α) als geläufige wendung älterer zeit: ieder man ... sol erwaten an dem graben umb die stat (Nürnberg 1421—1440) städtechron. 2, 17; die werchotend, es wär im graben, am murwerch oder in wingarten Richental chron. d. Constanzer concils 86 lit. ver.; hat iglicher ... müssen ... raysen (heerfolge leisten), wachen und dorhüten, auch arbaiten im graben (als bürgerl. pflicht) qu. z. gesch. d. bauernkr. aus Rothenburg 601 Baumann. an den graben kommen, stoszen:
so' r ûf hin komet an den grabn,
ich waen dâ müezt ir stille habn
Wolfram v. Eschenbach Parzival 225, 27;
der dritt walt ... stosst morgenthalben an vorbemelte Valsander greben (17. jh.) österr. weist. 4, 311, 15; ich ging ohne verzug ... und kam anfangs an einen graben, allwo ein kleines haus stand, so, wie die mauthhäuser an unsern liniengräben sind Hafner ges. lustsp. (1812) 1, 15. namentlich mhd. ûf einen graben komen u. ä. soviel wie 'an einen graben kommen': min knecht sol uch wol wisen, wann ir off den uszersten graben koment, ein andern weg umb zwuschen dem hage und dem graben Lancelot 1, 548, 27 Kluge; ebda 546, 32;
sus traf ich eine veige vart,
diu truoc mich unz uf einen graben
Gottfried v. Straszburg Tristan 2707 Ranke.
in den graben fallen, stürzen: als ein phert das man zoͤimet und do mit uf zúhet, ob es in einen graben vallen wolte Tauler pred. 216 V.; und syn rosz kam gande in ein gebrúche, das von dem heiszen wetter drucken was worden, und gingen grosze graben da durch. sin rosz was mud und sturczt in eynen graben, das das rosz ein lang wile off im lag Lancelot 1, 192, 13 Kluge; ein blind furt ein andern blinden vnd vallend beid in graben Riederer spiegel d. waren rhetoric (1493) C 4ᵃ; er war in einen graben gestürzt Göthe I 24, 104 W. etwas oder jemanden in den graben werfen:
mit dîner übermoute
wirf ich dich hiute in einen graben
Stricker Karl 4989 Bartsch;
desgeleichen sol auch niemand nichts unsaubers werfen oder schütten in der statt graben (1600) österr. weist. 2, 233, 29; nun erfuhr die alte von dem bedienten, ein unglück sei unterwegs begegnet, der wagen in einen graben geworfen worden, und was alles nachher sich ereignet Göthe I 25, 1, 205 W.; von oben warfen sie (die gegner) handgranaten in die gräben, in denen ratten und läuse regierten A. Zweig einsetzung e. königs (1950) 263. über den graben springen, setzen u. ä. (vgl. auch unten B 1 a):
dô gîng der hêre unde sprang
obir einen graben sêre wît
Eilhart v. Oberge 7809 Lichtenstein;
du zühest hynder dich (wenn du der gefahr ins auge sehen sollst) wie ainer tuͦt, der an ainen graben kumpt vnd darüber soll springen, er forcht er fall darein Keisersberg granatapfel (1510) dd 5ᵇ; indem ich über den graben setzen wolte, kam ich zwar über, allein ich stürtzte mit dem pferde Ettner v. Eiteritz mediz. maulaffe (1719) 249.
β)
ohne präposition als objekt einer verbalverbindung: einen graben graben: so grept man ainen tieffen graben dar vmb (um das castell) ... der grab bezeichent die diemuot (14. jh.) bei Wackernagel altdt. pred. 55, 20, vgl. schon oben Herbort v. Fritzlar unter 1 b α. einen graben machen: wir han gegeben ... der aldin stadt Megrinchusen ... al de graben, de se hebben odir machen nest erer mure, de om de stad geyt, also dat se darinne mogen vyssche teyn vnd hebben (1392) bei Bauer-Collitz Waldeck 302; in der jarzal unsers herren in dem 1376 jar do huͦb man an den graben vor Streffinger tor zuͦ machen und man hiezz iedermann sin hus abprechen; daz was der vorstat laid (Augsburg 1447) städtechron. 4, 45; ebda 317; nachdem Michael Pfefferkorn auf beyderseits gräntz-raine einen graben, oder vielmehr kleinen wasser-lauff zu dem ende, dasz das wasser, so auf beyden feldern schaden thut, allda ablauffen können, gemacht (Leipzig 1705) Klingner dorf u. baurenrecht 1, 697. einen graben heben: man musz dergleichen gräben (abzugsgräben) fleiszig heben, d. h. nachbessern, und die hineingeschurrte erde wieder herauswerfen Leopold hdwb. d. ökon. 252ᵇ (s. noch unter einen graben ziehen). einen graben auf-, seltener auswerfen, bis ins 18. jh. belegbar: dat ze ... enen grauen moghen maken vnde vthwerpen laten vppe enen dam to velde ward (feldwärts) (1444) urkundenb. d. st. Lübeck 8, 306; percutere fossam ein graben auffwerffen oder machen Frisius dict. (1556) 573ᵃ; vgl. noch dt. städtechron. 4, 287; vnd der feldherr Camillus Montanus befahl, innerhalb der statt einen andern graben vnd newe bollwerck auffzuwerffen Zinkgref apophthegmata (1628) 196; ohn sein (des landrichters) urlaub mag man aber wohl graben aufwerfen, als tief ein mann mit seinen spaden aufschiessen kan die erde Klingner dorf- u. baurenrecht 2, 649; Steinbach (1734) 1, 628. einen graben ziehen. wie oben einen graben heben: soll auch ein jeder seinen graben an der strasse, desgleichen die feld-graben und wasser-furchen zu rechter zeit, wie es bräuchlich, heben, ziehen und halten (Leipzig 1712) Klingner dorf u. baurenrecht 1, 247. aber auch dasselbe wie einen graben machen: wir muszten eines grabens wegen, der zur wässerung der plantagen gezogen war ..., bald wieder umkehren J. G. Forster s. schr. (1843) 2, 300. einen graben um etwas führen: circundare latam fossam alicui rei ein weyten graben darumb füren Frisius dict. (1556) 573ᵃ; ähnlich: von den graben in der stat (Sterzing), die man aus der stat furen sol österr. weist. 5, 431. einen graben räumen säubern: das er denselben graben pflichtig ist zu raumen und das wasser do durch soll leitten von der strosz (15. jh.) Tucher baumeisterbuch 204 Lexer; wann dann die dorfmaister ansagen, den pach und die gräben zu raumen, ze reiffen, ze firen ... oder anders ..., so soll ain ieder ... komen oder ainen nutzlichen arbaiter schicken (1624) österr. weist. 2, 61. einen graben füllen, ausfüllen. vornehmlich wohl für das zuschütten eines grabens in verschiedenartigem zusammenhang: item das im langst den alten graffen ein phellczaüm (pfahlzaun) gemacht vnd den graffen ausgefuelt hat (1528) qu. z. gesch. d. st. Kronstadt 2, 102; die graben wurden beydes an den schanzen und am walle bald gefüllet Bucholtz Herkuliskus (1665) 48. insbesondere in redensartlicher übertragung (vgl. auch unt. grabenfüller:) so wil ich (mit meinem leibe) einen graben auszfüllen, vnd an der eysern pestilentz sterben Reutter v. Speir kriegsordnung (1594) 33; du bist schon gut einen graben zu füllen tu servi già per riempire una fossa, met. soldato da niente M. Kramer t.-ital. 1 (1700) 553ᵃ.
γ)
graben als subjekt einer verbalverbindung. ein graben geht um, durch etwas: der plan was beslossen mit einer pforten, und ging ein grab darumb der tieff und wit was Lancelot 1, 415 Kluge; auch sol ain graben gen durch daz gärtel ausserhalb sand Margreten österr. weist. 5, 431. ein graben umzieht, umgibt etwas:
der graben auch, der sich ums lager zog,
(war schnell) von diesen stürmschen schaaren überflogen
Schiller 12, 352 G.
nichts von dem, was sie (die templer) angelegt hatten, war geblieben, als der graben, der tief und dunkel, wie einst noch den alten templerhof umgab Cl. Viebig die vor d. toren (1949) 12.
B.
uneigentlich vor allem in redensartlichem und sprichwörtlichem, selten in auszerredensartlichem bildgebrauch (s. 2 b).
1)
an die vorstellung von der breite eines grabens anknüpfend.
a)
für etwas hemmendes, eine schwierigkeit, ein hindernis, so ganz besonders in der redensart über den graben sein oder kommen, die sich in den sprichwörtersammlungen vom 16. jh. bis in die gegenwart findet: encomia canere ante uictoriam juschreien ehe man über den graben kompt Seb. Franck sprichw. (1541) 1, 3ᵇ; als hab er darfür gefastet, vnnd sei schon über den graben schöne weise klugreden (1548) 152ᵃ; Eyering proverb. copia (1601) 1, 319;
auff erden nichts ohn mangel ist,
jauchtz nicht, bisz duͤbern graben bist
Petri d. Teutschen weiszh. (1605) J 5ᵇ;
vgl. noch Lehman floril. polit. (1662) 2, 867; Dentzler clavis germ.-lat. (1716) 139ᵃ; Schellhorn sprichw. (1797) 147; Serz teutsche id. (1797) 57ᵇ; Kirchhofer schweiz. sprüchw. (1824) 136; Lüpkes seemannsspr. (1900) 123. auch: uber all gräbeⁿ springeⁿ sich über alle hindernisse und gefahren hinwegsetzen schweiz. id. 2, 678; über einen kleinen graben ist leicht springen Wander dt. sprichw.-lex. 2, 119; es wollen viele über den graben springen, ehe sie darbey sind Rother schles. sprichw. u. redensarten 292; wer andere über einen graben jagen will, musz auch springen (können) Wander dt. sprichw.-lex. 2, 119; besser über den graben gesprungen als eine eselsbrücke gebaut ebda 118. hieran anschlieszend oder doch von der gleichen grundvorstellung ausgehend: die oberkayt hett jn (den juden) gern über den graben geholffen Seb. Franck chron. Germ. (1538) 201ᵃ; doch wisse dabey, dasz du noch nicht über den graben, sondern mit gefahr deiner vernunfft in diese narren-kappe geschloffen bist Grimmelshausen Simpl. 114 Scholte; gehe mit mir ... nimm aber mit dir einen stecken, dann es vonnöhten wird seyn, über manchen graben zu springen Abr. a S. Clara mercks Wien (1680) 17; wenn ich nochmals damit (mit einigen der Züricher novellen) über den graben komme, ohne unterzuplumpsen, so kann ich nachher noch manches machen G. Keller br. u. tageb. 3 (1916) 146; wenn das anlaufen nicht über den graben hinüber kommt, so wird der fehler nicht auf das perenniren dieses anlaufens, sondern auf die methode desselben geschoben. die wahre methode aber wäre die, wodurch das wissen schon diesseit des grabens, in den spielraum des anlaufens selber, herüber gezogen und die philosophie auf die logik reducirt wird Hegel w. (1832) 1, 281.
b)
für etwas trennendes, eine grenze zwischen gegensätzen: (der tod) ist ein stiller dienstbarer genius, der der erschöpften pilgerin seele den arm bietet über den graben der zeit Schiller 3, 476 G.; ebda 3, 84; dann musz ich daran erinnern, dasz mein aufsatz aus zwei hälften besteht, einer theoretischen und einer practischen, und dasz sich zwischen beiden natürlich der bekannte breite graben befindet, der theorie und praxis überall, wie leib und seele, trennt Hebbel w. 11, 19 Werner; O. Ludwig ges. schr. 4, 6 Schm.-St. in der wendung einen graben ziehen (vgl. oben A 3 c β): ohne zweifel versuchte Domenico Pascarella mit athletischer anspannung sein haus abzudämmen, einen graben zu ziehen zwischen seiner familie und dem folgenschweren ereignis (der plötzlichen verarmung) Werfel geschw. v. Neapel (1931) 175.
2)
an die vorstellung von der tiefe eines grabens anknüpfend.
a)
in redensarten und redensartlichen wendungen wird die tiefe des grabens meist als etwas vorgestellt, was gefahr bedeutet oder verlust bringt. sehr selten mit der blosz sachlichen vorstellung einer vertiefung: wir sagen auch, wann man gar vngleichs wil vergleichen: er macht ausz einem graben einn berg Seb. Franck sprichw. (1541) 2, 103ᵇ.
α)
jemand fällt in den graben, seltener liegt im graben:
wil sich ein blinde am andern haben,
die vallent beide in einen graben
Freidank bescheidenh. 55, 12 Grimm;
won der ze höch im stigen wil,
der fleugt inn graben ze dem zil
Wittenweiler d. ring 1677 Wieszner;
es heist in selbigem (dem kananäischen) land: gemach mit der braut, damit die jungfrau nicht in graben fällt Abr. a S. Clara etw. f. alle (1711) 2, 292; einem ... mann ..., der ... alle augenblicke in einen graben fiel Bettine frühlingskranz (1844) 230; wer zweimal in denselben graben fällt, ist nicht zu beklagen Wander dt. sprichw.-lex. 2, 119; dem, der im graben liegt, nützt es nichts, wenn ihm jemand vom thurme die hand reicht ebda 118. vergleichbar: jemand wird in einen graben geschlagen: gott erniedrigt ihn und schlägt ihn in den graben Jer. Gotthelf in: schweiz. id. 2, 678.
β)
jemand tritt in einen graben d. h. läszt sich auf etwas ein:
doch wil ich euch gewarnet haben,
nicht trett zu tieff in diesen graben
Fischart Eulenspiegel 443 Hauffen.
ähnlich: man musz sich nicht in jeden graben niederkauern, es kann eine schlange darin lauern Wander dt. sprichw.-lex. 2, 119; keyn grab ist jm zu tieff (er scheut keine gefahr) Seb. Franck sprichw. (1541) 1, 13ᵇ.
γ)
etwas liegt oder ist im graben d. h. ist fehlgeschlagen, miszlungen: wenn der wagen im graben liegt, so läuft jeder darüber Düringsfeld sprichw. (1875) 1, 85ᵃ; die geschichte mit der daily news (titel e. engl. zeitung) ist im graben, und zwar habe ich gründe, zu vermuten, dasz monsieur Piepers indiskretion mir einen streich gespielt hat (1854) Fr. Engels briefw. 2, 15 Bebel-Bernst.
δ)
etwas ist in einen graben geführt worden oder gegangen d. h. ist zu schlechtem ende gekommen, ist zugrunde gegangen:
wenn denn die sach zuletst in graben
geführt, wils niemand (von den kriegsanstiftern) than haben
Burkard Waldis Esopus 1, 92 Kurz;
wenn die (stadtverwaltung) nit wär g'sin, ze wärd unser schöns theater ganz in d'gräwe gange Martin-Lienhart elsäss. 1, 266.
b)
in auszerredensartlichem bildgebrauch, wohl an oben A 1 a α oder γ anknüpfend:
seine (Christi) wunden sind die stadt,
da man schutz und freyheit hat;
seine wunden sind die graben,
die wir für die wölffe haben
A. Silesius heilige seelenlust 191 ndr.
3)
von anderen gesichtspunkten her in redensarten und redewendungen.
a)
im anschlusz an die bedeutung 'stadtgraben' u. ä. (vgl. oben A 1 a α).
α)
auf dem graben gehen, umlaufen, von dirnen: daz selbe sint die frouwen allermeist, die ez dâ sô nœtlîchen machent mit dem hâre unde mit dem gebende unde mit den sleigern, die sie gilwent sam die jüdinne und als die ûf dem graben gênt und als pfeffinne: anders nieman sol gelwez gebende tragen Berthold v. Regensburg 1, 115 Pfeiffer; suchet ... die rechten erfarnen artzet, dieweil jhr alle doch sehet, das die artzney erger vmblauffet, dann die huren auff dem graben Paracelsus chirurgia (1618) 312ᵇ.
β)
auf den graben kommen d. h. 'auf den schindanger kommen':
ein röszlein klein, khan nit vil traben,
es khompt vileicht baldt auf den graben
Endinger judenspiel (16. jh.) 41, 37 ndr.
γ)
ein alter graben mundartlich im rheinischen: etwas ist ein alter graben, in Köln: dat es ne recht ale gr(aben) unordentliche haushaltung, alter krämpel, genannt nach dem früheren 'alten graben', ... wo ... übelbeleumundetes volk zusammenwohnte rhein. wb. 2, 1332. alte gräben aufgraben: olde graves opgrawen alte unangenehme vorkommnisse hervorholen rhein. wb. 2, 1332.
b)
an die bedeutung 'fischgraben' (vgl. oben A 1 a γ ende) anknüpfend: er will in zwei gräben zugleich fischen Wander dt. sprichw.-lex. 2, 119.
c)
an die bedeutung 'straszengraben' (vgl. oben A 1 a δ) anschlieszend: je schlechter die gräben, je schlammiger die strasze Wander dt. sprichw.-lex. 2, 119.
d)
von der bedeutung 'grenzgraben' (vgl. oben A 1 a ε) her: dem der hagen, dem ist auch der graben cujus est sepimentum, ejus quoque fossa est Pistorius thes. paroem. (1715) 51.
e)
im anschlusz an die bedeutung 'wässerungsgraben' (vgl. oben A 1 a ζ): morgenroth bringt wasser in den graben Düringsfeld sprichw. (1875) 1, 2ᵇ; ein kleiner graben flieszt bald über Wander sprichw.-lex. 2, 119; je mehr gräben je mehr gras ebda.
f)
besonders: jemand am graben suchen können als abweisung: du konnst mich am gruabn suchn Rother schles. sprichw. 391.
C.
zusammensetzungen. als erstes glied in zusammensetzungen begegnet graben vom 11. jh. bis in die gegenwart. es komponiert sich vorwiegend mit substantiven; verbindung mit adjektiven und adverbien, die besonders im 19. und 20. jh. anzutreffen ist, bleibt mehr gelegentlich und wird kaum sprachläufig. die komposition geschieht in der regel mit dem alten gen. sg., dessen -en-ausgang sehr bald nur noch als kompositionsmittel empfunden wird. jüngeres genitiv-s wird in der fuge nur ganz vereinzelt belegbar (vgl.grabensabdachung Zesen kriegsarbeit [1672] 1, 34; grabensauszenrand ebda 41). der für graben seit dem 14. jh. nachweisbare umgelautete plural gräben erscheint in kompositionsbildungen zuerst im 17., häufiger dann im 19. jh., wobei gräben- als erstes glied anscheinend nur im hinblick auf kleine gräben gebraucht wird (vgl. besonders graben-kompositionstypen 2 a β, auch 2 c und 4 a). bildungen mit grab- als erstem glied (echte komposition) finden sich gleichzeitig mit dem auftreten des apokopierten nom. sg. im 15., 16. und 17. jh. sowie in der lebenden mundart im alem. sprachgebiet (vgl. grabboden Henisch [1616] 1719, grabherr bei Eheberg verf.-gesch. d. st. Straszburg 1, 522, grabmeister städtechron. 5, 14 [Augsburg 15. jh.], Fronsperger kriegsb. [1578] 1, g 1ᵃ, grabstall [1537] in: schweiz. id. 11, 18; ferner: grabholz, -sohle Bühler Davos 2, 20). alem. und rheinfränk. werden auch nebenformen mit n-abfall belegbar: grabegelt (Mannheim 1387) Mannh. gesch.-bl. (1903) 225; grabefeger (Frankfurt 1736) bei K. Bräuer studien 2, 389; grabewand Schwan nouv. dict. (1783) 1, 782; grabeⁿ-bir schweiz. id. 4, 1486; grabeⁿ-spotter ebda 10, 625; gräbeⁿ-roller Fischer schwäb. 3, 781. bei mnd. graueme(y)ster (s. u. grabenmeister 1) ist -n lautgesetzlich (vor l, m, w) geschwunden (vgl. Sarauw nd. forsch. [1921] 1, 358). in grabohûfen Notker 1, 46 P. setzt sich vielleicht alter fugenvokal fort. neben den genannten arten der komposition stehen, seit dem 18. jh. häufiger, zusammenbildungen, die sich z. t. unmittelbar an feste verbale wendungen anlehnen (vgl. grabenmacher [14. jh.], grabenfüller [16. jh.] und jüngere bildungen wie grabenheben [19. jh.], grabensetzer [19. jh.] und gräbenumzogen [19. jh.], vgl. ferner graben-kompositionstypen 2 c).
kompositionstypen. kompositionstypen bilden sich einmal im anschlusz an allgemeinere bedeutungen des bestimmungswortes (1), dann besonders von seinem spezielleren gebrauch her (2). hier werden vom 14. bis ins 20. jh. die bedeutung 'befestigungsgraben' (2 a α), vornehmlich im 18. und 19. jh. die bedeutung 'straszen-, feld- und wässerungsgraben' (2 a β) und im 20. jh. die bedeutung 'schützengraben' (2 a γ) zu besonders fruchtbaren sproszbezirken. andere bedeutungen des bestimmungswortes wie 'wall' (2 a δ) und 'natürlicher graben' (2 b) haben sich weniger nachhaltig auf die kompositionsbildung ausgewirkt. zu eigenen gruppen finden sich bildungen zusammen, die an geläufige wendungen und verbindungen des bestimmungswortes anknüpfen (2 c), die steuern und abgaben (3 a) oder grabenpflanzen (3 b) betreffen, sowie die kompositionen mit adjektiven und adverbien (4).
1)
im anschlusz an graben in seiner allgemeinen bedeutung 'offene, längliche vertiefung' sowohl vom künstlichen (vgl. graben A 1 a) als auch vom natürlichen graben (vgl. graben A 2 a). durchweg in substantivischen bildungen.
a)
in bildungen, die form und masze eines grabens bezeichnen: grabenbreite Mothes baulex. (1882) 1, 276;
grabenlänge
Schwerz ackerbau (1823) 1, 468;
grabenprofil
Karmarsch-Heeren techn. wb. (1876) 7, 314;
grabentiefe
(von einer schlucht) Barth Kalkalpen (1874) 461; (von einem festungsgraben) Lueger lex. d. ges. techn. (1894) 4, 201;
grabenweite
Alten hdb. (1909) 2, 50.
b)
in bildungen, die teile eines grabens bezeichnen: grabenauszenrand Zesen kriegsarbeit (1672) 1, 41;
grabenboden
grabboden Henisch teutsche spr. (1616) 1719;
grabenbord
grabenbort Anzengruber ges. w. (1890) 3, 132;
grabenböschung
Voch allg. baulex. (1781) 128ᵇ;
grabenecke
Jünger wäldchen 125 (1923) 11;
grabenkante
slg. d. gesetze f. d. königr. Hannover v. j. 1834 1, 327;
grabenöffnung
Schwerz ackerbau (1823) 1, 456;
grabenrand
s. an alphab. stelle;
grabenrinne
(von einer felsschlucht) Barth Kalkalpen (1874) 576;
grabensohle
(von einer felsschlucht) Barth Kalkalpen (1874) 16; Mothes baulex. (1882) 2, 504;
grabenstück
Schwerz ackerbau (1823) 1, 493;
grabenwand
grabewand Schwan nouv. dict. 1 (1783) 782ᵃ.
2)
im anschlusz an spezielleren gebrauch des bestimmungswortes. auch hier nur in substantivischen zusammensetzungen.
a)
von der bedeutung 'künstlicher graben' (graben A 1 a) her.
α)
graben- als 'befestigungsgraben', auch als 'grabenstrasze' (vgl. graben A 1 a α):
αα)
die älteste kompositionsgruppe in diesem bereich umfaszt benennungen für personen, die mit befestigungsanlagen zu tun haben: grabendiener: graben dienrs (1513) slg. seltengewordener pädag. schr. 13, 179;
grabenfeger
s. an alphab. stelle;
grabenherr
grabherr (15. jh.) bei Eheberg verf. gesch. d. st. Straszburg (1899) 1, 522 (vgl. aber gräbenherr unten β);
grabenknecht
s. an alphab. stelle;
grabenmacher
s. an alphab. stelle;
grabenmeister
s. an alphab. stelle;
grabenputzer
(wohl hierher): den grabenbuzeren (um 1700) in: Martin-Lienhart elsäss. 2, 131ᵃ;
grabenreiter
s. an alphab. stelle;
grabenschreiber
(Nürnberg 15. jh.) städtechron. 1, 445.
ββ)
zufrühest im 16., häufiger seit dem 18. jh. in bezeichnungen für anlagen und vorgänge, welche belagerung oder verteidigung betreffen. die bildungen in diesem bereich, meist spezielle fachwörter aus dem fortificationswesen, können vielfach als nomina actis befestigungsanlagen, als nomina actionis die entsprechenden belagerungs- bzw. verteidigungsvorgänge bezeichnen. bei den folgenden nachweisen bezieht sich, soweit nichts anderes vermerkt, jeweils das erste oder einzige zitat auf ein nomen actis, das zweite auf das nomen actionis: grabenabfahrt (nomen actionis, das heruntersappieren in den graben) Mothes baulex. (1882) 2, 504;
grabenabsteigung
(gang, der in den graben führt) Jacobsson technol. wb. (1781) 2, 143ᵃ; L. Voch allg. baulex. (1781) 128ᵇ;
grabenabstieg
Hoyer-Kreuter technol. wb. (1902) 1, 309;
grabenbau
grabenbauten Lueger lex. d. ges. techn. (1894) 4, 201;
grabenbekleidung
Alten hdb. (1909) 2, 74;
grabenbestreichung
Alten ebda 411; Lueger lex. d. ges. techn. (1894) 4, 199;
grabendamm
Jacobsson technol. wb. (1781) 2, 143ᵃ;
grabendescente
(was grabenabfahrt, nomen actionis) Mothes baulex. (1882) 2, 504;
grabenflankierung
Alten hdb. (1909) 2, 745; ebda 2, 48;
grabenkoffer
(kasematte im graben) Hoyer-Kreuter technol. wb. (1902) 1, 309;
grabenmauer
Dürer befestigung d. stett (1527) D 2ᵃ;
grabenniedergang
Alten hdb. (1909) 1, 586; Mothes baulex. (1882) 2, 504;
grabenpalisadierung
Alten hdb. (1909) 3, 231;
grabenrevêtement
Mothes baulex. (1882) 1, 40;
grabenschere
(bastion im graben): grabenscheere Jacobsson technol. wb. (1781) 2, 143ᵇ;
grabenstreiche
Alten hdb. (1909) 4, 329;
grabenübergang
Jacobsson technol. wb. (1781) 2, 143ᵇ; Alten hdb. (1909) 4, 329;
grabenverteidigung
(nomen actionis): grabenvertheidigung Mothes baulex. (1882) 2, 319;
grabenwehr
Alten hdb. (1909) 1, 707;
grabenwerk
Mothes baulex. (1882) 2, 320;
grabenwinkel
Noël Chomel öcon. lex. (1750) 4, 1290.
γγ)
auf die Wiener umgangssprache beschränkt bleiben zusammensetzungen, in denen das bestimmungswort 'grabenstrasze' (s. ob. A 1 a α) meint, so von dirnen:
grabenmamsell
graͦb'nmamsell Hügel Wien 69;
grabennymphe
K. J. Weber Deutschl. 2 (1827) 289.
β)
graben- als 'straszen-, feld- und wässerungsgraben' (vgl. graben A 1 a δ—ζ), so vornehmlich im 18. und 19. jh.
αα)
gräbenherr Klingner dorf- u. baurenrecht 3 (1753) 594; grabenleitung s. an alphab. stelle;
grabenordnung
(1824) slg. preusz. ges. u. verordn. (1820) 1, 1, 719 Rabe;
grabenregulierung
gräbenregulierung hdb. d. staatswiss. 3, 1, 199 Conrad;
grabenschau
Benzler deichbau (1792) 1, 176;
grabenschieszen
(einen graben ziehen) ebda;
grabenterrain
gräbenterrain Fr. Engels in: briefw. 2, 196 Bebel-Bernst.;
grabenwindung
Hettner griech. reiseskizzen (1853) 14.
ββ)
in zusammensetzungen, welche das landstreicherleben betreffen oder aus dem bereich der krämersprache kommen, im anschlusz an graben A 1 a δ als 'straszengraben':
grabenhauser
Ganghofer in: gartenlaube (1905) 817ᵇ;
grabenroller
gräbeⁿ-roller ('fallobst' in der krämersprache) Fischer schwäb. 3, 781; ebda 6, 2060;
grabenschläfer
Ulitz narrenkarosse 141.
γγ)
in benennungen von werkzeugen, die zur anlage von be- und entwässerungsgräben dienen (vgl. graben A 1 a ζ), seit dem 18. jh. belegbar: gräbenaxt Fischer schwäb. 6, 2060; grabenmesser Schwerz ackerbau (1823) 1, 440;
grabenpflug
allg. dt. bibl. (1765) 28, 572;
grabenspatel
Schwerz ackerbau (1823) 1, 486;
grabenspaten
ebda 1, 476.
δδ)
nur schweizer. im anschlusz an graben A 1 a η in der bedeutung 'kotgraben', dabei stets ohne -en-fuge: grabbaum schweiz. id. 4, 1238;
grabholz
ebda 2, 1251;
grablatte
ebda 3, 1483;
grabensohle
grabsohla Bühler Davos 1, 47 (anders grabensohle oben 1 b).
γ)
graben als 'schützengraben' (vgl. graben A 1 a θ) erscheint besonders seit dem ersten weltkrieg in einer fülle von zusammensetzungen, aus der die folgenden belege nur eine auswahl geben können:
αα)
in bildungen, die das leben und die lebensumstände im schützengraben bezeichnen: grabenbouillon (marmelade) Imme soldatenspr. (1917) 107;
grabendasein
Jünger stahlgewitter (1934) 91;
grabendienst
Zillich grenzen u. zeiten (1936) 371;
grabendreck
Bröger unbek. soldat (1917) 55;
grabenkampf
Göttinger tagebl. v. 23. 6. 1915, abendausg.;
grabenklatsch
Jünger stahlgewitter (1934) 47;
grabenkoller
K. Hesse mein hauptmann (1938) 300;
grabenkrieg
A. Zweig eins. e. königs (1950) 17.
ββ)
in verschiedenartigen benennungen für die soldaten des grabenkrieges: grabenbesatzung amtl. kriegsdepeschen v. 5. 7. 1915;
grabenkämpfer
Jünger wäldchen 125 (1928) 4;
grabenscheiszer
Imme soldatenspr. (1917) 25;
grabensoldat
Jünger wäldchen 125 (1928) 196.
γγ)
in bildungen, welche die grabenanlagen und deren besondere arten und formen bezeichnen: gräbenfront Laube ges. schr. (1875) 14, 51; grabenhalbmond Jünger stahlgewitter (1934) 262;
grabenlinie
amtl. kriegsdepeschen v. 1. 3. 1917;
grabennase
amtl. kriegsdepeschen v. 6. 7. 1916;
grabenstellung
Paul Ernst zehn gesch. (1933) 25;
grabentraverse
Zillich grenzen u. zeiten (1936) 521;
grabenverkleidung
Jünger stahlgewitter (1934) 51.
δδ)
von waffen des grabenkrieges: grabengeschütz Jünger wäldchen 125 (1928) 249;
grabenkanone
K. Hesse mein hauptmann (1938) 228;
grabenmörser
Frankhs militärwb. (1937) 1, 35;
grabenwaffe
amtl. kriegsdepeschen v. 26. 7. 1917.
δ)
der bereich graben A 1 b scheint, abgesehen von dem vereinzeltstehenden grabohûfen bei Notker 1, 46 P., das an die bedeutung 'wall' des bestimmungswortes (vgl. graben A 1 b α) anschlieszt, für zusammensetzungen unfruchtbar geblieben zu sein.
b)
von graben in der bedeutung 'natürlicher graben' (vgl. graben A 2 a) ausgehend.
α)
graben als 'wildbachtal, bergschlucht' (vgl. graben A 2 a α), gelegentlich in der komposition mit der bedeutung des abgelegenen, hinterwäldlerischen: grabenbabi (einfältige person) Jer. Gotthelf ges. schr. (1855) 12, 296; vgl. schweiz. id. 4, 917;
grabendodl
(schwachsinniger mensch; vgl. todel Unger-Khull steir. 159ᵃ und dodeln teil 2, sp. 1218) Rosegger schr. (1895) I 1, 69;
grabenland
(gegend zwischen Mur und Raab) Unger-Khull steir. 300ᵇ;
grabenspalte
Barth Kalkalpen (1874) 462.
β)
graben als 'geologischer graben' (vgl. graben A 2 a β αα): grabenbruch Lueger lex. d. ges. techn. (1894) 4, 501;
grabeneinbruch
ebda;
grabensenkung
Götzen durch Afrika (1895) 45.
c)
im anschlusz an geläufige wendungen und verbate verbindungen, in denen das bestimmungswort auftritt (vgl. graben A 3c): grabenaufwurf Pückler-Muskau Semilasso (1835) 1, 2, 261;
grabenaushebung
Lueger lex. d. ges. techn. (1894) 2, 544;
grabenauswurf
allg. dt. bibl., anh. zu bd. 53/86 (1771) 1404;
grabengehen
(1627) beitr. z. gesch. d. st. Rostock (1895) 2, 2, 100;
grabenheben
J. v. Müller s. w. (1810) 12, 321;
grabensetzer
(von einem pferd) Ayrenhoff s. w. (1814) 3, 38;
grabenspringen
Guarinonius grewel d. verwüstung (1610) 1181; gräbenspringen Hohberg georg. cur. (1682) 2, 170;
grabenziehen
allg. dt. bibl. (1765) 66, 507.
3)
auch von anderen gesichtspunkten her in substantivischen bildungen.
a)
eine besondere gruppe von zusammensetzungen betrifft steuern und abgaben, die auf gräben verschiedenster art liegen. hierher gehören:
grabengeld
s. an alphab. stelle;
grabenpfennig
grâvenpenninge Lasch-Borchling 1, 2, 154;
grabensteuer
grabensteur (1480) Kogler Kufstein 81;
grabenzehnt
graven-tijnden (15. jh.) in: dt. rechtswb. 4, 1046;
grabenzins
(15. jh.) ebda;
grabenzoll
dem graventollen (1430) urkdb. d. st. Lübeck 7, 410.
b)
zu einer anderen gruppe vereinigen sich namen für pflanzen, die an gräben wachsen: grabenblätter: grabaplettar (plantago lanceolata) n. pl. Bühler Davos 2, 10; vgl. aber ebda 1, 40 grabaplettar als fem.(!);
grabenbrich
man mag auch den valcken geben vff seinem asze dise kreüter gepulvert mit namen: graben vnd stain prech vnd eysen krautt vnd wägrich Mynsinger v. d. falken 33 lit. ver.;
grabensegge
carex stricta Waldbrühl pflanzenn. (1841) 6;
grabenveilchen
viola stagnina Kit. Schlechtendal flora v. Deutschl. ⁵13, 101.
4)
zusammensetzungen mit anderen wortarten im zweiten glied.
a)
mit einem adjektiv als grundwort sind zusammensetzungen erst seit dem 19. jh. belegbar:
grabenartig
Brehm tierl. 3, 542 P.-L.;
grabendurchfurcht
(von einer schützengrabenlandschaft) R. Hoffmann d. dt. soldat (1937) 168;
grabenfest
(von einer befestigten stadt) L. Schücking von Minden nach Köln (1856) 75;
grabenlos
(von einer stadt) Fr. L. Jahn w. (1884) 2, 450 Euler;
grabenumzogen
gräbenumzogen (von wiesengräben) H. Allmers marschenbuch (1853) 343.
b)
nur sehr vereinzelt begegnen auch zusammensetzungen mit adverbien:
grabenab
Gorch Fock seefahrt ist not (1914) 72;
grabenauf
ebda;
grabenweise
Schönberg berginformationen (1693) 2, 40.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1956), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1574, Z. 1.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
gotteskammer grabkult
Zitationshilfe
„grabenwinkel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/grabenwinkel>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)