Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

hans

hans,
die volksmäszig gekürzte form des taufnamen Johannes.
1)
die sitte, in der taufe den namen eines heiligen anzunehmen und den täufling so dessen besonderem schutze zu empfehlen, ist für Deutschland wol bis ins 8. jahrh. hinauf nachzuweisen. ist zu dieser zeit aber der gebrauch überhaupt noch selten, so erscheint der name Johannis des Täufers als taufname für laien, soviel zu ersehen, noch nicht verwandt, auch geistliche personen führen ihn, der im Oriente sehr gebräuchlich ist, im ganzen selten, es erscheint ein Johannes, abt von Remagen († 545), ein Johannes bischof von York († 721), und der bekannte Johannes Gorziensis († 973). erst später, nach der zu Jerusalem erfolgten und bald im Abendlande bekannt gewordenen stiftung des Johanniterordens, als die reliquien Johannis des Täufers aus dem Oriente nach dem Abenlande kamen, als die asche des leibes 1096 nach Genua, das haupt seit dem anfange des 13. jahrh. nach Amiens übergeführt war, zahlreiche reliquien auszerdem in Spanien, Italien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland aufbewahrt und kirchen über ihnen gegründet wurden, wird der name als taufname sehr gewöhnlich; er findet sich z. b. im stadtbuche zu Kiel von 1264—1268 als häufigster aller dort vorkommenden kirchlichen namen (Weinhold pers. namen des Kieler stadtbuchs s. 3). durch den häufigen gebrauch desselben erscheinen gekürzte formen: mit weglassung der endung und annahme einheimischer betonung Jóhann, welcher betonung sich schon im altsächsischen der eigenname Johannes anbequemt hat, wo er stets zu wörtern auf j oder g allitteriert; mit beibehaltung der fremden betonung Johánn, eine form die im niederdeutschen in Jehann mit tonlos gewordener erster silbe (min Jehann. Groth Quickborn s. 2) verläuft; und endlich mit abfall der ersten silbe und beibehaltung der endung Hannes, gekürzt Hans. die letzteren kürzungen sind gewis sehr alt, erscheinen wenigstens in urkunden aus dem anfange des 14. jahrhunderts als gewöhnlich, nicht nur in bezug auf personen aus dem bürger-, sondern auch aus edlem stande: eine urkunde des grafen Burchard zu Mansfeld von 1307 (bei Höfer urkunden s. 73) führt als zeugen auf her Hannes von Hartefrode, her Hannes von Crendorp; eine magdeburgische urkunde von 1315 (bei Dreyhaupt Saalkreis 1, 51 f.) hat die namen Hans von Borch der goldsmede mester, Hans von Haldesleve der messewerker meister, her Hansz und her Thilecke von Gronenberge, her Hans borchgreve zu Louburch. das häufige erscheinen des namens veranlaszt, dasz derselbe (ähnlich wie Heinz, Hinz, Kunz, vgl. auch die weiblichen namen Grete, Trine), über den engern kreis des nomen proprium hinaustritt und zunächst als anrede, anruf, bezeichnung männlicher personen gilt, deren specialnamen man nicht kennt oder nicht nennen will, die man daher mit einem auf viele personen gehenden namen bezeichnet und so gewissermaszen mehr ins allgemeine malt:
sie (die ehebrecherische frau) bring ouch im den rörroub (beute) hein,
sprech zuͦ im, Hans, myn guͦtter man
kein liebern will ich, wen dich han.
Brant narrensch. 33, 45;
gröszere gruppen gewöhnlicher alltäglicher menschen werden mit Hans und Kunz characterisiert: ich bin schon bei Hans und Kunz herumgelaufen; dieser mann hat eigentlich nur das falsche ansehen eines bekannten, weil er aussieht wie ein mensch, und nicht wie Hans oder Kunz. Göthe 19, 195. Von hier aus tritt Hans fast völlig in die reihe der appellativa ein und steht oft geradezu für mensch, mann mit verschiedenem nebensinne.
a)
ein mann der dem stande und vermögen nach etwas rechtes ist, nl. hansen magnates, optimates Kilian 470ᵃ: das die schreiberei so feindselig ist bei vielen Hansen, denn sie wissens oder achtens nicht, das ein göttlich ampt und werk ist. Luther 5, 183ᵃ; eine bairische redensart Hans haiszen bedeutet vorzüglich sein in seiner art. Schm. 2, 216; darauf fuszt die betheuerung: ich wolt eh nit Hans heiszen, terra mihi prius dehiscat. Frank spr. 2, 37ᵃ. etymologisch spielend ist der name an die verbindung der hanse angelehnt:
vorzeiten wahrt ihr Hänse
benahmet mit der that,
jetzt, sagt man, seyt ihr gänse
von schlechter that und rath.
Joh. Doman lied v. d. teutschen hanse 4.
namentlich häufig ist im 16. und 17. jahrh. die feste formel groszer Hans, reicher, angesehener mann, wie nl. groote Hans homo dives, grand maistre (Kilian a. a. o.); zu ihr wird dann als gegensatz kleiner Hans gebildet, beide bildungen treten auch als composita groszhans, kleinhans (5, 1110) hervor. die folgenden beispiele sind nur eine auslese aus einer groszen anzahl zu gebote stehender: und kam auch sonderlich herr Georg von Rosenberg und herr Georg truchsäsz von der Au, und vil groszer Hansen mehr. Götz v. B. 76; die groszen Hansen und obersten im lande. Luther 3, 230ᵃ; wenn ein fürst, herr, groszer Hans einen man drückt. 298ᵃ; der adel und grosze Hansen. 5, 21ᵃ; auch die groszen Hansen, so man die rehte zu hofe nennet. 180ᵇ; wie ich ein mal selbs auch von einem groszen Hansen höret, es were dem evangelio kein mensch feind auf erden. 6, 165ᵃ; pröbst, bischof, cardinäl und bäpst .. die selbigen groszen Hansen sicht man nimmer predigen noch leren das volk. Schade sat. u. pasqu. 2, 6; grosze Hansen, reiche leut, die den nachdruck haben, lassen ihnen nit gerne einreden. Mathes. Sar. 11ᵃ; sollten die groszen Hansen (potentes viri) wol sehen, dasz es nicht an dem haubtmann stünd, sondern dasz der gemeine haufe auch etwas vermöchte. Rihel Livius 855; wo seindt jetzt die grosen Hansen? hervor ir fedderhaasen, hervor ir junkern, hervor. Kirchhof mil. disc. 153; muszt er doch, weil er gegen eim groszen Hansen gesündigt, one straff nit auszgehen. wendunm. 290ᵇ; es hat aber der haubtmann etlich grosz Hansen zegast geladen. Wickram rollw. 29, 24 Kurz; dasz wenig reiche und wenig grosze Hansen in der gemeind Christi weren. Fischart bienk. 138ᵇ; die groszen Hanse beiszen einander nit gern. Peters deutsch weiszh. (1604) Qiiijᵇ; als im Constanzer concilio die reformation desz geistlichen stands an hand genommen werden solte, und .. etliche prälaten sagten, man solte den anfang machen an den minoriten oder minderbrüdern: nein, antwortet keiser Sigismund, man müsz den anfang machen an den majoriten oder groszen Hansen. Zinkgref apophth. 1 (1626) s. 60; seinen Avarum kleidete er edelmännisch und nennete ihn einen junker, damit jedermann ihn selbst desto höher halten und gedenken solte, er müste kein kleiner Hansz sein, weil ihm einer von adel aufwartete. Simpl. 2, 149 Kurz; die grosze reiche Hansen, welche einem die hände mit reichsthalern oder rosenobeln füllen können. Schuppius 428; einer von seinen (des königs) groszen Hansen sagte. pers. rosenth. 3, 1; des groszen Hansen spielen, magnifice et splendide vivere. Stieler 765; ich hab noch nit ein menschen gehort, arm oder reich, klein oder grosz Hans, im ganzen land, der dem fürsten wol will. Imhof br. 54; der tod sihet keine person an, sondern greifet an bald den groszen Hansz, bald den kleinen. Butschky Patm. 513;
blasphemia inn mancher weisz,
söll sein der groszen Hansen preisz.
es gaht nur uber die armen knecht,
die groszen Hansen zwingt man nicht.
ein christl. zug wider d. Türken C 4ᵃ;
ein jeder luͦg, was er schaff,
so gröszer Hans, so gröszer straff.
C 3ᵇ;
es spricht manch groszer Hans, merk eben,
ein büchsenschützen möcht ich geben,
wolt mich gar eben darauf fleiszen,
wann ich nicht müszt die händ bescheiszen.
Grob ausreden bei Haupt 3, 264;
dann tritt ein groser Hans, ein Ahitofel, auf.
der muntre Hänsel (ein hase) ist zufrieden,
und schätzt sich groszen Hansen gleich.
die sicherheit, die ihm beschieden,
vertauscht er um kein königreich.
Hagedorn 2, 34.
wenn neuere schriftsteller die formel gebrauchen, so zielen sie damit nur auf körperliche grösze, ohne rückerinnerung an die ältere bedeutung: ich stand da, wie ein groszer Hans der ich war, von dem alten süszen ton bis in die tiefste seele durchschauert. Spielhagen hammer u. ambosz 4, 127; ich war ein groszer Hans mit meinen acht und zwanzig jahren. 144. Bei den landsknechten bezeichnete groszer Hans, kleiner Hans die höhere oder niedere stellung im heere (ein ausdruck der sich bis ins 17. jahrh. hinein erhielt), und wenn unter kleinhans 5, 1110 darauf hingewiesen wird, dasz erst von diesen kreisen aus die formel allgemeinere verwendung gefunden zu haben scheine, so liegt wenigstens nichts dem widersprechendes vor, aber auch nichts, was zwingend für diese ansicht spräche: der hauptleut, fähnrich und sonsten groszer Hansen weiber .. werden zärtlich und besser, dann andere gehalten. Kirchhof milit. disc. 114; die hauptleut von adel und andere grosze Hansen. 161; es soll niemant keinen buben durch passieren lassen, er seie grosz oder klein Hans. Reutter v. Speir kriegsordn. s. 9; mishandlungen, so voller weisz durch herrn, junkern, knecht, grosz- oder kleinhansz geschehen. kaiserl. kriegsrecht bei Böckler kriegsschule 363; er seie edel oder unedel, klein- oder groszhans. das. s. 389; was aber gemeine knechte (soldaten) waren, die fiengen auch an, in ihrer liebe und freundschaft zu wanken, weil es das ansehen hatte, als ob ich sie verachte, indem ich mich .. zu gröszern Hansen gesellete. Simpl. 1, 289 Kurz. Nach analogie der aufgeführten formel bilden sich ähnliche andere:
vor usz die hübschen Hansen nuͦn
die went all bübery yetz tuͦn.
Brant narrensch. 26, 55;
das verbum spricht zum nomen
auf dein stück darfst so hoch nicht bochn,
als wann allein du ordnung helst,
wir andern nicht: fürwar du fehlst,
bist auch noch nicht der oberst Hans.
ein solcher aufgeblaszner Hans
wirt wol genant ein grobe gans.
ganskönig H iiijᵇ,
ausz so gewaltigen Hansen und weltzwingern. Philander 1 (1642) 333; ein hoffärtiger Hansz. Butschky Patm. 508; hat ein solchen groszen und geschickten Hansen, die gemein zu erregen und aufzuwickeln, in seinem läger zu einem feind gehabt. Rihel Livius 855;
die bilden ihnen dannoch ein,
dasz sie gelehrte Hansen sein.
Abele künstl. unordn. 156.
bei neueren verblassen solche ausdrücke:
und ich fühlte mich ein mannsen,
ich gedachte meiner pflicht,
und ich hieb dem langen Hansen
gleich die schmarre durchs gesicht.
Göthe 1, 155 (vorher ungeheurer flegel),
verflucht geschick! betrogne mansen!
von Adam her verführte Hansen!
41, 143;
der grosze Hans, ach wie so klein!
läg, hingeschmolzen, ihr zu füszen.
12, 140.
b)
Hans bekommt aber auch, sicher unter dem einflusse davon, dasz der name für geringe leute und bauern im schwange ist (Hans und Grete vorzugsweise als bauern- und dienstbotennamen weist nach Wackernagel in der Germ. 5, 318 f.), einen niedrigern nebensinn, namentlich ist er in einer anzahl von compositen verwendet, wo die bedeutung 'kerl' (th. 5 sp. 586 oben) hervortritt: so in fabelhans (3, 1215), federhans (3, 1400), gaffhans gaffer, kalthans schwätzer, angeber (5, 90), holzhans quacksalber (s. d.), knapphans sparer (Philander 1642 1, 115); ihr theoretischen musikhansen. Göthe an Zelter 783; pochhans, prahlhans renommist; polterhans; masthans fresser; schmalhans hungerleider; schabhans, sparhans, geizhals; schnarchhans, schlumphans, saufhans u. anderen; vergl. auch dummerjahn aus dummer Johannes 2, 1519. mundartlich wird dann weiter Hannes auch auf eine starke, derbe weibsperson übertragen, die schwer ins gewicht fällt und dabei keck und gleichsam männlich auftritt, aber auch noch jung ist, sie heiszt in Franken ein rechter Hannes. Fromm. 3, 356; ähnlich im Aargau, nur wird das wort von dorther als femininum gemeldet. 6, 451.
c)
Hans bezeichnet auch einen dummkopf, narren. als name des narren begegnet Hans seit dem 15. jahrh. häufig, z. b. in den fastnachtsspielen 674, wo der narr Hans, die närrin Gütel heiszt, im schimpf u. ernst 199, s. Hänschen u. Hanswurst. berufen war seiner zeit Hans Clawert, narr des 1571 gestorbenen kurfürsten Joachim II. von Brandenburg. neben Hans (vgl. auch unten Hans von Jene) geht in den spielen Ayrers und Heinr. Jul. v. Braunschweig als narrenname die fremde form Jan Posset, Johan Bouset. auch franz. gilt Jean für einen einfältigen menschen, namentlich für einen hahnrei: on l'a fait Jean sans lui en demander avis. Littré 2, 178. damit stimmt das deutsche hornhans für hahnrei, s. d. auch sonst steht Hans als milde bezeichnung für einen unwitzigen menschen mannigfach: aus dem 15. jahrh. rührt die glosse a a a Hans für blesus, stotterer Dief. 77ᵃ; in Düringen sagt man sprichwörtlich: wenn das nicht wahr ist, so heisz mich Hans, oder so will ich Hans heiszen, also in ganz anderem sinne als oben (sp. 456) eine fast gleich klingende redensart gegeben wurde; eine variante des sprichwortes eine gans flog aus, ein gickgack kehrte wieder lautet: Hans hinüber, gans herüber. Simpl. 1 (1713) s. 543; Herkules geschwätze ist warlich nicht mein gefühl. es ist nur dasz man die Hansen bei der perücke zupft und sachen sagt, die, wie du sprichst, niemand wort haben will. Göthe an Lavater 20. mai 1774;
ihr seid wohl spät von Rippach aufgebrochen?
habt ihr mit herren Hans noch erst zu nacht gespeist?
12, 109;
vgl. unten Hans Arsch von Rippach.
d)
Hans ist auch thiername geworden, er wird namentlich gezähmten, sonst wild lebenden thieren gern beigelegt; so Hansel von einer zahmen atzel in Arnolds pfingstmontag 60; aber auch hausthieren:
ein kriegerisches pferd, die lust der ritterschaft,
war würdig seiner zucht, und freudig, voller kraft ...
doch zog sein zweiter herr, beim ersten ringelrennen,
ihm Hans, den klepper, vor.
Hagedorn 2, 144.
2)
der umstand, dasz der tag Johannis des Täufers an die stelle des heidnischen festes der sommersonnenwende getreten ist und dasz der name des heiligen heidnische gebräuche decken musz, hat denselben vielleicht, unabhängig von der unter 1 geschilderten verwendung, mit unheimlichem nebensinn umgeben (wenn es auch ebenso möglich ist, dasz man für die sogleich aufzuführenden personen, die man nicht gern beim rechten namen nennt, einen gewöhnlichen und vertraulichen braucht, vergl. unten hanselmännchen und Hein): mit Hans wird der teufel bezeichnet (Wucke sagen der mittleren Werra 1, 120), und mit anklang an diese bezeichnung sind die tiroler spottverse auf den namen Hans gebildet:
Hansl, Hans, Hennamist,
dear de alten weiba friszt.
Fromm. 3, 316;
grauhans heiszen die bauern den wolf. baurenst. lasterpr. 102; Hans ist auch der tod, oft mit nebennamen, so Hans Hune (Kuhn märk. sagen 12), Hans acht sein nicht:
er (der tod) heiszt worlich Hans acht syn nit,
dann wellen er begrifft und schütt,
er sy wie stark, schon oder jung,
den lert er gar ein seltzen sprung.
Brant narrensch. 85, 27;
Hans Knochenreich:
ach! wenn doch nur von bier noch eine sündfluth kähm,
so hätte man doch auch noch eine gute stunde,
eh uns Hannsz Knochenreich in seine pfoten nähm.
häufig ist meister Hans für den henker, der auch sonst mit dem teufel den namen tauscht (s. henker und meister Hämmerlein sp. 317): aber mein raht were, wo man solche fünde, das sie der richter beim kopf neme und uberantworte sie meister Hansen, als die rechten mutwilligen mörder und bösewichter. Luther 3, 397ᵃ; buben und schelken predigen müssen, welchen wol billicher richter, stockmeister, oder meister Hans predigen solte. 4, 402ᵇ; ausgezogen meister Hansen, der seines ampts halben dem nehesten kein guts, sondern nur schaden und böses thut. 405ᵃ; meister Hans mit dem schwert. 526ᵇ; so können wir keiner jurisdiction von inen gewarten, on des meister Hansen. 5, 114ᵃ; wil er nicht, so befehl die oberkeit solchen buben dem rechten meister, der meister Hans heiszet, das ist alsdenn sein recht. 157ᵇ; ja lieber, man müszte dirs meister Hansen am galgen zeigen lassen. 255ᵇ; zu Rom in s. Peters münster, nit fern von meister Hansen haus. Alberus widder Witzeln L 2ᵇ; man hat euch, sprach sie, ja wol auf eine andere zeit singen und tanzen sehen, da meister Hansz auf eurer hochzeit spielete (er hatte den staupenschlag bekommen). Happel acad. rom. 42; Pickelhering nennt den henker o meister Hans knüpf auf, knüpf auf! Chr. Weise überfl. ged. (1701) s. 259;
darumb sehe sich ein jeder vor,
und sich für böser gwonheit hüten,
sonst wirdts im meister Hans verbieten.
B. Waldis Esop 4, 43, 34.
3)
die verbindung von Hans mit einem andern ersonnenen eigennamen kommt vielfach vor. Hans ist hierbei gewöhnlich an die bedeutung 1, c (sp. 458) angelehnt, und der zusatz will noch eine besondere eigenschaft des namenträgers auszerdem hervorheben, eine eigenschaft die vielfach die narrheit nur specialisiert, in andern fällen von äuszern verhältnissen, herkunft, abstammung, bei Hans Supp, Hans Wurst von lieblingsspeisen hergeleitet ist. eine sammlung solcher verbindungen hat Wackernagel in der Germ. 5, 321 ff. gegeben; hier sind folgende zu nennen: Hans Adam:
Hans Adam war ein erdenklos,
den gott zum menschen machte,
doch bracht er aus der mutter schoos
noch vieles ungeschlachte.
Göthe 5, 14.
Hans Aff, auch zusammengerückt Hansaff: und will mir auch wie ein Hansaff kepärten (I will be like a jack-an-apes also). Shakesp. lust. weiber 4, 4. Hans Arsch, franz. Jean-fesse: wenn der H ... A ... die pferde nicht wiedernehmen will, so mag ers bleiben lassen. H. v. Kleist 4, 11 (Michael Kohlhaas); in Obersachsen geht Hans Arsch von Rippach als schimpfwort; in dem ungedruckten verzeichnisse der zu Hanswursts hochzeit eingeladenen personen von Göthe begegnet Hans Arsch von Rippach, Hans Ärschchen von Rippach. Hans Dahinten: und wäre herr Hans von Plaunitz, e. k. f. g. hauptmann zu Grimm, nicht gewesen, so wäre ich Hans dahinten gewesen, wie derselbe e. k. f. g. wohl mag berichten. Luther br. 1, 316. Hans Dampf, zusammengerückt Hansdampf: wo er eine klappertasche oder einen Hansdampf antraf, bot er ihm eine prise tabak und fing an, mit ihnen zu schwatzen. Pestalozzi 2, 53; Hansdampf will auch den doctor machen, wurmstichige erbse! Fr. Müller 3, 196. Hans Daps, Hans Tapps:
ey thut, was ihr nicht lassen könnt,
für ein maas bier seis euch vergönnt,
versetzt Hanns Daps und lachte.
Musäus kinderklapper (1799) s. 19.
Hans Dumm: ein andermal wird der Hansz Tumm wohl klüger handeln. Darbennime 219;
es ist kein scheermesser, das schärfer schirt,
als wann Hannsz-Tumm commissarius wird.
234;
wenn ich das sive nur vor jedem worte gesetzt hätte, so hätte es der bekannte Hans Dumm selbst verstehen müssen. J. Mattheson das beschützte orchestre (1717) s. 255. — In Frankfurt a. M. Hans Dummian. Hans Eselein: aber siehe da, Hans Hänselein, Hans Gänselein, Hans Eselein, kömpst du schon aus der schule? ped. schulf. 17. Hans in eodem: sie sind nur ärger und verzweifelter worden und also Hans in eodem oder schelmen wie vor so nach geblieben. baurenst. lasterpr. 110;
wer die rut fleucht,
und die arbeit scheucht,
und nichts leiden kan,
und wil nichts ausz stahn,
der bleib Johannes in eodem
und musz hacken und roden.
Peters teutsch weiszh. Eee 7ᵇ.
Hans Filzmaul euclio, trico Stieler 765. Hans in allen ecken: zum plaisir ist uns hauptsächlich der könig gesetzet und nicht zum Hans in allen ecken. Immermann Münchh. 4, 118. Hans in allen gassen: Hans in allen gassen, erro, errans, πολυπλάνης, aberrans, ἔκφορος, vagans, vagus, περίφοιτος, vagabundus, multivagus, palans, circumforaneus, circulator. Serranus syn. 93ᶜ; Hans in allen gassen, ein unrüwiger mensch, der alle ding zerecht legt, ardelio. Maaler 212ᵇ; das klingt wider die Hansen in allen gassen, die sich on not viler hendel annemen. Frank sprichw. 2, 49ᵇ; Hans in allen gassen, Zacheus in allen zechen. 71ᵃ; die .. Hansen in allen gassen, die des sacks wöllen fünf zipfel haben. Luther tischr. 187ᵇ; wolt ich darumb nicht Hans in allen gassen sein, weil man im Niderland die graszmuckenkönig Jan schilt? Garg. 109ᵃ; dasz sich .. viel vergeblich einbilden, sie sein allein witzig und Hanns in allen gassen. Simpl. 1 (1713) s. 129. ähnlich Hannes von allen gewerben wird niemals reich. zeitschr. f. vaterl. gesch. u. alterthumsk. (Münster 1857) 8, 9. Hans Hagel (s. hagel sp. 144): der forscher, kenner .. des schönen musz es sich gefallen lassen, dasz sogar der ganze Hans Hagel des vorhofs sich ziemlich vornehm .. gegen ihn geberdet. Bürger 372ᵇ; heilige vernunft! das ist ein theures wahres wort. ich schmeichle mir, dasz es deinem bessern selbst den sieg über den ganzen Hans Hagel der sinnlichkeit verschaffen werde. 502ᵃ;
Hans Hagel greift nach stein und koth.
J. F. Kind gedichte.
Hans Hase, lapis, stipes, caudex, bardus. Stieler 781. Hans Hasenfusz, feigling. Lenz 1, 148. 193. Hans mit den rothen hosen: hie sitze ich Hans mit den roten hosen (spottend). Luther 3, 69ᵇ. Hans Humm: dann es weren nichts als huderbutzen, grimdpfutzen, fetzglocken, raumsfelder, marterhansen, Hans Humm, muffmaffen, baurenelementer, die gar kein kriegsweisz wissen als stelen und rauben. Garg. 232ᵃ. Hans von Jene, narrenname: da leuft der andechtige pöbel zu mit Hansen von Jene. Luther 8, 229ᵃ; vielleicht werde ich müssen Hans von Jenen gesellschaft leisten (zum narren gehalten werden). br. 4, 669; d. Caspar Mecum und Menius sind von Hagenow gen Straszburg spazieren gezogen, Hans von Jehnen zu dienst und ehren. 5, 298; Morio praecursor sagt im prolog:
dann wo herr Hans von Gehn nicht ist,
daselbst man aller freuden vorgist,
es ist kain spil so gering oder klein,
in welchem gar kain nar must sein.
historia Magelonae spielweis A iijᵇ.
Hans Koch: du thuͦst wie Hans koch .. Hans koch günnet niemand der ehr dann im selbs. Agric. spr. (1560) 23ᵃ. Hans mit dem kopf hindurch: da lerne ein jglicher für sich selbs das er sanftmütig sei gegen jederman, das ist nicht mit unvernunft, aus hasz oder rachgir mit dem nehesten fare und handle, als die so man heiszet Hans mit dem kopf hindurch. Luther 5, 353ᵇ. Hans Küchenmeister: Karl: sie kocht weisze rüben und einen lammsbraten. Götz: weiszt dus auch, Hanns küchenmeister. Göthe 8, 27. Hans Liederlich:
du sprichst ja wie Hans Liederlich,
der begehrt jede liebe blum für sich.
Göthe 12, 134.
Hans Marter, spottname für landsknechte, s. marterhans:
in kriegs noth, in der bösen zeit,
wenn Hans marter und bruder Veit
mit groszen rotten bei im hausen,
durch alle winkel heimlich mausen.
B. Waldis Esop 3, 89, 34.
Hans hinter der mauer: Hans hinder der mauren, gallus in sterquilino seu fimeto suo. Stieler 765; es zoge einsmals ein armer mensch, der das brodt bettelte, einen hund auf und nennet ihn Vulgus, das ist Hans Omnis oder Hans hinter der mauren. Schuppius 404. Hans Mist: Hans Mist als lächerlicher bauernname. fastn. sp. 342, 15;
ich weisz noch einen, heiszt Hans Myst,
der will all welt des überreden
er sy zuͦ Norwegen und Schweden,
zuͦ Alkeyr gsin und zuͦ Granat,
und do der pfeffer wechszt und stat,
der doch nye kam so verr hin usz.
Brant narrensch. 76, 83;
hie bin ich, hauptman, sprach Hans Mist.
Murner luth. narr 3274.
Hans Narr, zusammengerückt Hansnarr: da hat ein Hans Narr, der sonst belobte herr Pfaff in Kiel, in widerlegung meiner, darzuthun gesucht, dasz das reine weisze licht aus einem doppelgrau bestehe. Göthe an Knebel 384; du sollst nicht über alles so räsonnieren, Hansnarr! geh, sattle dir ein pferd und mach dich fertig! Gotter Jeannette 2. aufz. 2. auftr.; ähnlich Hans Narrolt:
ich haisz Hans Narrolt (spricht ein lapp)
und hab des wirts mait holt.
fastn. sp. 653, 11;
wil es Hans Narrolt,
so wirt im di nerrin holt.
673, 33.
Hans Nau, homo tenax. Stieler 1335. Hans Nimmersatt: Euclio, das ist Hans nimmer satt, der will haben dienstbotten die da haben hirschfüsze, eselsohren, hände ohne pech, und ein verschlossen maul, sollen aber essen und schlucken nichts. Schuppius 405. Hans Ochse:
ich singe wie ich kan, so fährst du mich doch an,
und sprichst: das heist kein bass, du must viel gröber singen.
Hannsz Ochse! sprech ich drauf, du wirst mich nicht verschlingen.
sag, ob ich nicht so grob als du nun singen kan?
Hans Omnis: vulgus, das ist Hans Omnis. Schuppius 404. Hans Ohnesorge, Hans ohne sorgen: Ucalegon, das ist Hans ohne sorgen. acerra philologica (1711) s. 221; S. sag ihr, Hans von Selbiz grüsze sie. C. Hans? wíe war es? S. Hans mit einem bein, Hans ohne sorgen, wie du willst. Göthe 42, 289;
ich bin Hans ohne sorgen,
weil mir die leute borgen.
Menantes allerneueste art zur poesie zu gel. 25;
man hat mich im spott nur
Hans Ohnsorge genannt und mich von hause vertrieben.
Göthe 1, 339.
Hans Pompsack, ostentator vanus. Stieler 1658. Hans Schenk: Hans Schenk hat gnad zu hofe. Agr. spr. (1560) 34ᵃ. Schottel 1141ᵇ. Hans Supp, name des narren in der comödie, nach dem franz. Jean Potage: angesehen der welt mehr mit dem lustigen Jean Potage, oder Hans Suppe als mit dem traurigen und ernsthaften Cato ist gedienet. Rist die alleredelste belustigung 121; indessen hatte sie allerhand affenspiel vor dem spiegel .. sie bisse die leffzen zusammen, formirte bald das maul auf andre maniren wie Hans Supp seinen hut. Simpl. 3, 350 Kurz; adieu dann, Hans Supp. Schaub. engl. u. franz. com. 1, 297. Hans tapp ins mus (vgl. Hans Daps): wer mehr wissen will, kauf sichs träctätel selbst, dasz ich mein unkosten bald auszer krieg, sintemal ichs so eingricht hab, dasz kain gescheuter mensch entrathen kan, und gleichwohl wil kainer gern ein Hansz tapp ins musz sein. Schwabe tintenf. B 8ᵇ. Hans Tölpel: und wenn wír davon hören, das uns Christus mit seinem blut erlöset hat, so bewegt es uns eben, als wenn Hans tölpel höret das ein hun eier legt. Luther 5, 211ᵇ. Hans Ulrich, personification der speilust, indem der zweite theil des namens den betreffenden würgenden laut malen soll: weil sie sich so übernommen hatten, musten sie in der nacht Hannsz Ulrichen rufen. Darbennime 207. Hans um und um: diese waren allenthalben, wie Hansz umb und umb, daheim. Philander 1 (1642) s. 121. Hans Unfleisz: Hans unflysz und Cuͦntz onsorg. Frank spr. 2, 59ᵇ. Hans Ungelenk, truncus, stipes, caudex. Stieler 1146. Hans Unmuth, homo morosus, torvum videns. Stieler 765. Hans Unvernunft: wenn die männer Hans Unvernunft werden und flugs alles mit schmeiszen auf einmal zu recht bringen wollen. Roth hausmütter abc D 2; es geht, wann man auch klagt, an manchem ort kaltsinnig und langsam gnug zu, sonderlich, wenn Hans Unvernunft, der tägliche henker und mörder seines weibes, befreundet, beschwägert und begütert ist, dasz er etwas spendiren kann. Scriver seelensch. 2, 276. Hans Unverstand: mich dünkt immer, hie werde sich Hans Unverstand hören lassen und unverschampt sprechen. Henning mischmasch 444;
so thut er wie Hans Unverstand.
Stoppe Parnass 103.
Hans Wurm, stultus, fatuus, capito, obstinatus, contumax. Stieler 2584. Hans Wurst. den ältesten beleg hierfür bringt Zarnke in der ausgabe des narrenschiffs s. 422 bei, er entstammt der 1519 erschienenen niederdeutschen bearbeitung des genannten werkes. die zufügung von wurst zu dem namen Hans soll einen groben menschen von unbeholfener figur malen, dessen leibesgestalt an eine wurst erinnert, wie in Düringen in der that ein solcher mensch einer wurst verglichen wird; dasz dis wort, Hans Worst, nicht mein ist, noch von mir erfunden, sondern von andern leuten gebraucht wider die groben tölpel, so klug sein wollen, doch ungereimpt und ungeschickt zur sachen reden und thun. also hab ichs auch oft gebraucht, sonderlich und allermeist in der predigt. Luther wider Hans Worst, werke 7, 407ᵃ; es ist ein Hans Worst gewest, der solchen canonem gemachet hat, ein Hans Worst den andern, noch hat er alle welt, auch alle hochgelehrten verblendet. 5, 88ᵇ; trink allezeit vor dem durst: so tringt dich kein durst, mein Hans Wurst. Garg. 101ᵇ. als bauernname erscheint Hans Wurst in Probsts fastnachtsspiel vom kranken bauer und seinem knecht Simon Hempel (1553). die verwendung dieses namens für einen narren in der comödie geht nach Weinhold in Gosches jahrb. für literaturgeschichte 1865 s. 38 zufrühest auf ein schauspiel aus dem jahre 1573 zurück, recht gemein wird sie erst gegen ende des 17. jahrhunderts bis in die 1. hälfte des 18., wo der Hans Wurst in zahlreichen stücken auftritt: einer ausz den kurzweiligen hofräthen oder Hensel Wursten zunft. wiszbad. wisenbrünnl. 2, 120; was übrigens der edle Hans Wurst in den komischen tragödien, wovon wir reden, für eine wichtige rolle zu spielen hatte, wird vielen unserer leser noch in frischem andenken sein. Wieland 3, 51; als seine tracht hat sich nach und nach eine bunte, geckenhafte kleidung herausgebildet: ihre kleidung war von allen farben, wie Hansz Wursts. Philander 1 (1642) s. 142;
der geht wie Hansz von Wurst, hat er sich bund mundiret.
Rachel sat. (1700) s. 155.
Der name wird schon früh zusammengerückt geschrieben: wie Hanswurst also brütet. Frey garteng. 3; und durch vorsetzung des artikels rein als appellativum behandelt: der gute hanswurst. Chr. Weise 341; vom charakter des hanswursts. Lessing 11, 176; indessen ich behauptete, das costum sei nur noch zwei finger breit vom hanswurst. Göthe 20, 136;
dasz hanswurst seine hochzeit hält,
und sich eine hanswurstin zugesellt.
57, 259;
vgl. auch wursthans. allgemeiner wird dann mit hanswurst ein narr, geck überhaupt bezeichnet: auch zu mir, sagte sie, sind die hanswürste gekommen mit ihren bunten scherpen (französische commissarien), haben mir befohlen und gedroht. Göthe 30, 325.
4)
klingender Hans heiszt das läusekraut, hahnenkamm, rhinanthus crista galli. Nemnich 4, 1151.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1869), Bd. IV,II (1877), Sp. 455, Z. 32.

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Zitationshilfe
„hans“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/hans>.

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