Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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hähnker, m.

hähnker, m.
ein schwarm bienen, welcher auf ein von andern bienen verlassenes gewirk gesetzt wird. Nemnich. das wort ist in Niederdeutschland üblich.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1868), Bd. IV,II (1877), Sp. 170, Z. 51.

henker, m.

henker, m.
carnifex.
1)
der beamtete, der die todesurtheile, zunächst durch den strang, dann auch auf andere weise vollzog und zugleich bei stellung der peinlichen frage thätig war, hiesz nur im munde des volkes henker; henker spiculator, lictor voc. inc. theut. i 4ᵃ; in der officiellen und gesetzessprache dagegen nachrichter (z. b. Carolina art. 86. 96. 97.) oder scharpfrichter (z. b. weisth. 1, 832). die wortform schlieszt sich, als eigentlich oberdeutsche, ebenso an henken an, wie das mitteldeutsche hänger, henger (sp. 453. 985) an hängen. das allmälige vordringen des erstern wortes kann beobachtet werden, Luther braucht noch henger und henker neben einander: man solte die henker bei der nacht auslassen. 3, 418ᵇ; die zween henger und ir knecht. das.; doch schreibt er in der bibel nur henker: darumb fürchte dich nicht fur dem henker, sondern stirb gerne. 2 Macc. 7, 29; und bald schickte hin der könig den henker, und hies sein heubt her bringen. Marc. 6, 27. schon im 16. jahrh. kann die form henker als überall gebräuchlich gelten: der wirt mit dem henker am leben gestraft werden. Fronsp. kriegsb. 1, 27ᵇ;
und zuletzt bekomen den lon
nach dem gemeinen sprichwort recht,
wie der henker lonet seinem knecht.
Schade sat. u. pasqu. 1, 69, 26 (aus Niederdeutschland).
sgrichwörtlich: wie man spricht, wer vater und mutter nicht hören wil, der mus den henker hören. Luther 3, 185ᵇ; wer seinen eltern nicht folget in der jugend, der musz dem henker folgen im alter. Schottel 1130ᵃ; was der henker mit dem schwerte erreicht, ist sein. Pistorius thes. par. 1, 43; der henker ist gar ein scharfer balbir, non tondet carnifex, sed deglubit. Stieler 769; wer dem henker entläuft, entläuft deshalb dem teufel nicht. Simrock sprichw. 241.
2)
henker in freierem und bildlichem gebrauche: der mund ist des bauchs henker und arzt. Schottel 1114ᵃ; er ist sein eigener henker, suum supplicium est. Serz 66ᵇ; gekrönte henker. E. v. Kleist 1, 13; wer wars, der seinen sohn jagte in kampf und tod und verzweiflung? o, er war ein engel, ein kleinod des himmels. fluch über seine henker! fluch, fluch über euch selber! Schiller räuber 2, 2;
ihn lehrt der lauf der welt, dasz neid und frevelmuth
der tugend henker sind.
Hagedorn 2, 32;
vom schweren dienst der eitelkeit,
von theuren freunden voller neid,
den henkern unsrer lebenszeit,
eil ich den freuden und der ruh
an deinem vollen busen zu.
s. 85.
3)
henker euphemistisch für teufel, satan, wie die namen für beide oft tauschen (vergl. hämmerlein und hämmerling sp. 317. 318): sie treibens als wenn ihnen der lebendige henker in den haaren sesze. Schoch stud. leb. E; ich halte der henker hat sich leibhaftig von der kette los gerissen, dasz ein so grausamer tumult vor meinem losament entsteht. Chr. Weise triumph. keuschheit 3, 1 (überfl. ged. 1701 228); Georg schwur darauf des henkers groszmutter ein bein ab, dasz er thun wolt, was sie begehrte. Simpl. 3, 320 Kurz; mein bruder ist witzig wie der henker! Rabener sat. 3, 246;
ihr könnt so ehrlich thun, man glaubt euch gern aufs wort,
ihr männer! auf einmal führt euch der henker fort.
Göthe 7, 51;
in henkers küche kommen, übel anlaufen, wie in teufels küche kommen:
denk ich: du kähmst gewisz in henkers küch hienein,
wenn dieser extragang verrathen solte sein.
Amaranthes proben d. poesie (1710) 416.
namentlich auch in folgenden festen formeln.
a)
in mildester weise zum ausdrucke einer ärgerlichen stimmung, einer ärgerlichen verwunderung; gewöhnlich dient zum henker! was henker! der henker! beim henker! auch in genitivischer fügung was henkers! Fr. Müller 3, 344: 'er sasz bei der jungfer auf dem bett.' das wäre der henker! das bärt. frauenz. 111; was zum henker, sie selbst? Lessing 1, 288; und, zum henker, was ist denn das für ein affe? 289; der henker! was lasz ich da fallen! 330; denn wer henker kann eine gefälligkeit abschlagen, für die man schon den dank empfangen hat? 12, 152; weisz es der henker, was er immer mit ihnen hat! Lenz 1, 94; aber so möcht ich henkers doch wissen, was für hexereien du brauchst. Schiller räuber 2, 3; zum henker, sie soll mich anhören, was ich ihr zu sagen habe. Göthe 11, 18; zum henker! ich seh euch ja an! 14, 264; wer zum henker ist beim vater? 289; wo hat dich der henker wieder? 10, 127; 'daher hat .. dein aufhörender puls, sogar deine ohnmachten haben nichts zu sagen, mein lieber Paul.' ei! den henker! sagte der patient. J. Paul uns. loge 3, 57; beim henker! mir wird schwül. Siebenk. 1, 141; das wäre der henker! Kotzebue dram. sp. 2, 325; aber zum henker! 3, 315;
ich musz ja ein poet bei allem henker sein,
und sänge auch Hans Sachs durch mich ein liedelein.
was henker soll denn vor ein ehrlich mädchen bleiben?
was henker! freilich händ und füsze
und kopf und h — — die sind dein.
Göthe 12, 91;
o! zum henker! wo die macht ist,
ist doch auch das recht zu sein.
47, 237.
auch ohne den ausdruck des ärgers, sogar als derbe äuszerung freudiger verwunderung: zum henker, was musz es für eine lust sein, wenn man alles in der welt weisz, so wie mein herr! Lessing 1, 248; was zum henker treibst du für mummerei? Göthe 8, 9 (was fürn henker ... 42, 9);
was henker! du bist nicht der abt von st. Gallen?
rief hurtig, als wär er vom himmel gefallen,
der kaiser mit frohem erstaunen darein.
Bürger 67ᵇ.
b)
bei fluch und verwünschung: weisz in zuͦm henker (einen unverschämten mann). Keisersberg post. 3, 46ᵇ; dasz dich der henkeren hole. facet. facet. 158; der henker danke dirs! Chr. Weise erzn. 10; seine frau übergab uns allesamt dem henker, dasz wir die speisen lieszen kalt werden. Leipz. candidate s. 47; packt euch zum henker! Göthe 14, 282; ein höflicher herr! Schnaps. das dank ihm der henker! 268; der henker hole alle liederlichen dirnen! rief der alte mit verdrusz. 18, 179; hei sa! der henker hohle die grillen! Wieland 11, 214; hols der henker, ich bring nichts mehr heraus. Arnim schaub. 1, 18;
der henker dank dir deines grusz!
fastn. sp. 553, 16;
gedacht des müsz der henker walten,
das ich nicht auch werd so gehalten.
und wenn mein stündlein kommen nun,
der henker soll es holen!
Schiller räuber 4, 5;
doch wie ers täglich treibt, da halt der henker friede!
Göthe 7, 42;
der henker traue den glatten zungen!
Kotzebue dram. sp. 1, 24.
c)
daran angeschlossen, bei derber bezeichnung von verderben und untergang: es ist alles aus. meine amour ist zum henker. Leipz. candidate 58; ich hatte alles klüglich eingerichtet, meine eintheilung der zeit als ein ächter prakticus gemacht .. nun hats der henker! Göthe 15, 15; er solle sein leben retten und das pferd zum henker fallen lassen. 34, 289; der hof .. sieht aber doch wohl ein, dasz ohne uns Holland und Belgien augenblicklich zum henker gehen. Niebuhr leben 2, 133; das war nun sämmtlich zum henker; ich muszte kalt und zähe davon gehen. J. Paul uns. loge 2, 20;
bald bricht ein kleiner hund das bein,
bald fliegt ein specht zum henker.
Gotter 1, 88;
hat einer knechtschaft sich erkoren,
ist gleich die hälfte des lebens verloren;
ergeb sich was da will, so denk er
die andere hälft geht auch zum henker.
Göthe 26, 324.
d)
namentlich von menschen die ihrem verderben zueilen, heiszt es sie sind des henkers, sie reitet der henker: (Pickelhering spricht) und thät ichs fressens und saufens wegen nicht und anderer losen händel wegen, der hänker ritte mich denn, dasz ich mit zöge und auch ein student würde. Schoch stud. leb. c; er wird ja nicht des henkers sein und sich die abdankung zu halten unterstehn. frau Schlampampe leben 144; du bist doch des henkers. Leipz. candidate 49; reitet euch der henker? Göthe 14, 281;
am weinachtabend kam Kunz her,
der henker muszt ihn plagen,
kam her und stahl.
Claudius 1 u. 2, 174.
e)
andere formeln: dieser (kranke) wolte ohne des henkers dank speck und kohl fressen. Chr. Weise erzn. 366; muszte sie (die schöne tochter) wider des henkers dank die greulichste sau von der welt heiszen. ehe eines mannes 242; redete man nemlich gar nicht, so war der henker wieder los, weil sie alsdenn plötzlich wie eine furie auffuhr. 239; gehe ins henkers namen! Frisch 1, 443ᵃ; wir reisten tag und nacht, durch eine menge städte und dörfer; der henker mag alle die namen behalten. Sturz 2, 403; der henker mag es länger in der welt aushalten, ohne sie zu sehen. Göthe 18, 214; ich danks euch mit dem henker, sagt er sanft, es ist eure verfluchte schuldigkeit. J. Paul Tit. 2, 30; es ist jetzo gleich zwischen 11 und 12, da der henker gemeiniglich sein spiel hat. Schelmuffsky 1, 31; es müszte der henker sein spiel haben, wenn ich dadurch nicht liebe genug zusammengebracht hätte. J. Paul teuf. pap. 1, 16; es müszte mit dem henker zugehen, wenn ich den gauch nicht ausfindig machen wollte. Immermann Münchh. 1, 150; im grund ging jetzt der henker erst los. J. Paul uns. loge 2, 19;
was schaft ein alte kuplerin?
die hat der henker auch dahin.
H. Sachs 1, 508ᵃ;
der henker ist ganz los bei diesen tollen zeiten.
Amaranthes (1710) 423.
f)
häufig ist besonders eine derbe umschreibung oder verstärkung der negation: von den beiden gelegenheitsgedichten des hrn. Nicolai urtheile ich, dasz die gedichte recht gut sind ... dasz aber die kupfer nicht den henker taugen. Lessing 12, 104; es soll (meine krankheit) zwar nur ein fluszfieber sein. aber ich habe den henker davon, wie die dinge heiszen, die uns das leben so unangenehm machen. an Eschenburg, bei Heinemann s. 20; zum guckguck ist er, und bekümmert sich den henker darum, wie wir wieder aus dem quark heraus kommen. Wieland 11, 177; sie flattert über stauden und hecken, dasz ihr der henker nicht nachkommen kann. 233; den henker hab ich davon von meinem sitzen auf der grafenbank in Regensburg, wenn ich hier auf dem kutschkissen hocken musz. J. Paul uns. loge 1, 27; ich frage den henker darnach. Kotzebue dram. sp. 2, 210; hauptmann. als ich officier wurde, hast du mir meinen antheil ganz herausgezahlt. H. den henker hab ich dir ausgezahlt. werke 36, 173; hauptmann. was geht das mich an? ich habe dich quittiert und das meinige verzehrt. H. den henker hast du das deinige verzehrt, so lange ich etwas habe. das.
4)
henker, bei J. Paul für unnütze, nichtswerte personen und sachen (vergl. eine ähnliche bedeutungsentwickelung bei hagel 5 sp. 144): wir müssen aller henker sein, um allen henker zu schildern. uns. loge 1, 7; dasz ein pabst aus nichts etwas, aus unrecht recht und aus allem henker allen henker machen könne. s. 72; wir verfasser strengen uns an und verfertigen fibeln, mordpredigten, periodische blätter oder reinigungen, ausschnitte und andern aufklärenden henker. 2, 160; (die alten pedanten) die allen henker wüszten. a. d. teuf. pap. 2, 111.
5)
selten ist henker auf die allgemeinere bedeutung von henken (1 sp. 988) bezogen:
nicht mehr verbeisz ich diesen herben kummer,
maulhenker ihr, schlafmützen, memmen, tröpfe!
Uhland ged. 439.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 990, Z. 76.

henker, m.

henker, m.
ein ledig gelassener bienenstock mit noch vollem werke. Nemnich.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 993, Z. 43.

henkern, verb.

henkern, verb.
wie ein henker verfahren, henkerdienste verrichten, namentlich (von der thätigkeit des henkers bei der tortur hergenommen) quälen, peinigen: wenn man sie im Donat auf solche weise alle wol gehenkert. M. Neander bedenken 4; es henkert aber diese schändliche brunst den leib desjenigen, der sich damit besudelt. Butschky Patm. 818; so will sie sich dann ohne unterlasz durch weinen martern und henkern? Hallmann Heraklius 27;
soll lieb und eifer noch,
begierden und vernunft mich henkern?
Lohenstein Sophon. 51, 406;
ein lasterhaft gewissen
wird von den nattern böser lust,
von würmern banger furcht gehenkert und zerissen.
Agripp. 56, 7;
ich henkere ja selber mich.
Ibrah. 27, 715;
itzt henkert man den geist in den verborgnen höhlen,
man foltert henkerisch was man nicht sehen kan.
Wiedemann febr. 32.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 994, Z. 40.

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Zitationshilfe
„henker“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/henker>.

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