Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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allerheiterst

allerheiterst,
was das folgende.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1852), Bd. I (1854), Sp. 224, Z. 35.

heiter, adj.

heiter, adj.
serenus. ahd. heitar, mhd. heiter; alts. hêdar; nl. heyder clarus, coruscus, resplendens Kilian; ags. hâdor; altn. heiđr; mit dem vorigen worte wurzelhaft zusammenhängend, auszer dem schon angeführten kêtu erscheinung, klarheit, ist als verwandt noch ćêtas glänzende erscheinung, aussehen (Böhtl.-Roth 2, 1051), ćitra sichtbar, hell, licht (1015) aufzuführen, wogegen eine nahe verwandtschaft mit griech. καθαρός jedenfalls nicht vorliegt. in dem ganzen deutschen sprachgebiete tritt demgemäsz auch an heiter nicht sowol der begriff der reinheit, als vielmehr des glanzes und der helle in verschiedenen abstufungen zu tage. es wird gesagt
1)
von der sonne, dem himmel und seinem glanze, dem tage: ahd. heitariu sunna. Graff 4, 813; heitarêr tagastern, clarus lucifer Schm. 2, 255; alts.
sô thuo gisêgid warđ   sedle nâhor
hêdra sunna.
Heliand 5716;
ags. svâ of hefene   hâdre scîneđ
rodores candel.
Beóvulf 1572;
mhd. hie mit disen sachen
begunde eʒ werden lieht,
sich begunde der nebel ûf machen ...
vil heiter schein diu sunne.
rabenschlacht 374;
nhd. die klar heiter sonn, sol purus. Maaler 217ᵇ; vast heiterer mon, praenitens luna. 217ᶜ; heiter monschein, da gar kein gwülk nit ist, luna pura 221ᶜ;
bei heitrem vollmondglanze.
Uhland ged. 401;
es war im heitern sonnenschein.
Chamisso ged. 200;
der heitere himmel, ein heiterer tag, an dem die sonne glänzend scheint, verschieden von dem blosz hellen himmel, hellen tage: heiterer himmel, hüpsch und schön, apertum coelum Maaler 217ᶜ; unsre seelen, klar wie über uns das heitere blau des himmels. Schiller Fiesko 4, 14; nur die hohen gebirgsketten waren unter einem klaren und heitern himmel sichtbar, alle niedern gegenden mit einem weiszen wolkigen nebelmeer überdeckt (der standpunkt ist auf einem hohen berge). Göthe 16, 230;
jener ort, der dich hält, wo ist er? wo flieszet der himmel,
welcher dein aug umwölbt, heiter und lächelnd vorbei?
Klopstock 1, 22;
schaue des himmels
heitere bläue.
2, 212;
seht den himmel, wie heiter!
Voss 4, 71;
der tag was heiter und schön. Aimon bog. c; hüpscher heiterer oder schöner tag, dies candidus, clarus Maaler 217ᶜ;
das licht des tages ist
zu heiter ... die sonne zu lieblich.
Gotter 2, 509;
glutroth sinket die sonn, und der mond am dunkelen himmel
schwebt wie ein silberner kahn, und verkündiget heitere pfingsten.
Voss 2, 22 (Idyll. 3, 2).
in der verbindung heiter heller tag rührt es an die bedeutung no. 4 unten: ich habs nicht gehört verlesen, dasz es verboten sei, mit deinem meitschi zu reden, und noch dazu am heiter hellen tage. J. Gotthelf erzählungen 4, 231.
2)
heiter ist die luft, das wetter, die gegend, die vom sonnen- oder sternenglanze durchstrahlt wird: heitere luft, heiter wetter, serenum Stieler 823; heitere nächte, noctes sublustres das.;
vernimm denn, was in heitrer mondnacht jüngst
ein schiffsgenosz auf dem verdeck erzählt!
Uhland ged. 171;
ein heiteres dörfchen lag in einiger entfernung. Göthe 20, 6; man sieht über die reichen baumwiesen in eine heitere ferne. 17, 4;
sie (elfen) bemalten die flur mit dem heitersten grün.
Hölty 69 Halm;
im warmen heiteren wetter
glänzet fruchtbar die gegend; mir bringen liebliche lüfte
über die wallende fluth süsz duftende kühlung herüber,
und dem heitern erscheint die welt auch heiter.
Göthe 1, 336;
der heitere garten,
wo ich und Marthe deiner warten.
12, 240.
dann auch von personen und gegenständen, die uns in glänzender erscheinung entgegen treten: ein sichtbar oder heiter gemäl, dʒ vil liechts hat, collustrata pictura Maaler 217ᵇ; man liesz den knaben eine art von heitrer montirung machen. Göthe 17, 178; da sie sich denn in ihren heitern reinlichen uniformen, mit gesetzlichen bewegungen und einem natürlichen lebhaften wesen, sehr gut ausnahmen. 278; die übrigen flächen der wände und des gewölbes sah man regelmäszig abgetheilt, und zwischen heitern und mannichfaltigen einfassungen, kränzen und zierrathen heitere und bedeutende gestalten in feldern von verschiedener grösze gemalt. 20, 198; er verheirathete ihm seine tochter, ein frauenzimmer von der heitersten schönheit. 23, 137;
frei und heiter zeigt sich des kopfes zierliches eirund.
40, 285.
3)
heiter, hell leuchtend, vom flammenden, nicht blosz glimmenden feuer: uf ein heiters kolfürle oder glütlin. Rüff trostbüchle 40ᵇ; du sichst wol an einem liecht, dʒ es glych als heiter brent, so es schier kein doch (docht) me hat, oder so es schier am ende ist als an der ersten. jo etwan schint es heiterer am letzten weder am anfang. Keisersberg bilg. 150ᶜ; der ratt wirt bei der nacht mit heiterem schein des liechts geblent, dermaszen dasz er bei heiterem liecht nit fliehen kann. Forer thierb. 109ᵃ; ferner vom blinkenden metall und glas:
aus heiterm silber ward der schwarze trank (kaffee) geschenkt.
Zachariä 1, 211 (schnupftuch);
der spiegel läuft darauf von seinem hauchen an,
und zeigt itzt keinen affen weiter.
das dacht ich, rief er sehr erfreut,
die schuld liegt nicht an meiner häszlichkeit;
nein, junger herr, der spiegel war nicht heiter!
Gellert 1, 281.
vom klaren, glänzenden wasser:
kömmt bald an einen born, der tief und heiter war.
Hagedorn 2, 137.
übertragen, vom berühmten namen, der ja auch 'glänzt':
oft ist der ruhm, der schriftverfasser hebt,
ursprünglich schwach; doch hilft die kunst ihm weiter.
der gönner huld, nach der die zuschrift strebt,
macht kleine grosz, und dunkle namen heiter.
Hagedorn 1, 58.
4)
heiter schwächt sich von dem begriffe des glanzes, zu dem des blosz hellen, lichten ab, so dasz als sein gegensatz nicht sowol wie bei den vorigen bedeutungen trübe und düster, vielmehr wie beim letzten beispiele, welches den übergang zeigt, dunkel hingestellt werden musz: es facht an heiter tag werden, albescit lux. Maaler 217ᶜ; heiter gewülk, nubes serena 221ᵃ; heitere wolken, sudae nubes Steinbach 1, 732; aber bei allen kindern Israels was es heiter in iren wonungen. Züricher bibel 1530 33ᵃ (Luther: liecht 2 Mos. 10, 23); soll wir dir ein kerze anzünden? nein, sprach er, es ist heiter, ich gesihe noch genug. Frey garteng. 11; die farb des hamesters ist bei seit heiter rot. Forer thierb. 111ᵃ; die flossfeder auf dem rucken heiter rot. fischb. 15ᵇ; heiter läberfarb, fulvus Maaler 217ᶜ, vgl. unten heitergrau; da observierte ich wie die hellglänzende sonne .. ihre stralen durch dieselbige (see) bisz in diese schröckliche tiefe hinunter warf, also dasz es diesen sylphis niemal an keinem liecht nicht mangelte. man sahe sie in diesem abgrund so heiter wie auf dem erdboden leuchten. Simpl. 2, 79 Kurz; die rundelle (laterne) lösche er nicht, die hätte man dafür, um heiter zu machen, wo es dunkel sei. J. Gotthelf bilder und sagen 4, 15;
der tag ist hier verbannt, kaum macht der todte schein
von einer lampe noch den finstern zugang heiter.
Wieland 17, 95 (Idr. u. Zen. 2, 44);
den ganzen speisesahl
sah ich in finsternis zerrinnen; ...
ich tappte nun so gut ich konnte weiter,
und fand zuletzt ein zimmer wieder heiter.
192 (3, 111);
der vollmond macht nunmehr die ganze gegend heiter.
226 (4, 29).
in der Schweiz volksmäszig die hausflur, ein vorsaal ist nicht heiter, hat zu wenig licht. bildlich:
ihm (dem säugling) ruhen noch im zeitenschoosze
die schwarzen und die heitern loose.
Schiller lied von der glocke v. 54.
heitere wand als bergname:
etliche (bergknappen) komen mit iren secken,
schnereif, fuͦseisen und perkstecken,
sagent wie sey (sie) hart gearbeit hand
in Gaflein, und der haitern wand.
Thurneiszer archid. (1575) 51.
5)
heiter übertragen auf das gehör, klar, deutlich: clarus, das heiter und häll tönt, das man heiter und klar hört. Fris. 232ᵃ, danach Maaler 217ᶜ; sie sahen die liechter in der statt und im schlosz, horten auch ganz haiter die uren schlagen, stunden uszruefen und die trommen schlagen im schlosz. Zimm. chron. 3, 438; noch bei Göthe:
heiter klangen sogleich die gläser des wirthes und pfarrers.
40, 241;
daher auch eine heitere stimme, welche nicht heiser oder rauh ist. Adelung.
6)
heiter auf erkenntnis und auffassung durch gesicht und verstand übertragen (vergl. klar 10, th. 5, 992); den ausgang von no. 4 zeigt die formel das liegt heiter am tage; was dann, wo mans anderst verstehen wil, ganz heiter am tag ligt. Galmy 273; wann der geist und sinn Christi im buͦchstaben heiter herausz am weg lege, so möcht den schatz ... auch ein yeder gottloser finden. S. Frank verbütschirt buch (1559) vorr. bl. *ijᵃ; die sach ligt heiter am tag, wie der paur an der sonnen, aperta res et simplex, apparet aperte. Maaler 217ᶜ; die sach ist heiter und offenbar, ligt am tag, res clara, celeberrima et notissima. 217ᵇ;
das lit heiter am tag.
N. Manuel fastn. 396 Grüneisen;
desgleichen dem Albitio
bschechen ist, wie das am tag
ligt heiter.
Thurneiszer erklärung der archid. (1575) 77;
daher etwas heiter sagen, anzeigen, mit heitern worten sagen: ordo lucidus, ein feine ordnung die einer im reden halt, darmit und er dester heiterer und klarer rede. Fris. 789ᵃ; (eine öffnung) von einem artikel an den andren heiter und luter vorgelesen. weisth. 1, 56; inen selbs vermog darumb ufgerichter brief und siglen under anderm heiter bedingt und vorbehalten. 62; (wie) es die marchstein clarlich und heiter uswysent. Hotz Züricher urkundenb. 1, 131 (v. 1524); diewyl des gestifts zum groszen münster offnung ... gar heiter uswyst. 142 (v. 1576); heiter, offentlich liquido Dasyp.; conspicuus, heiter, klar, sichtbar Fris. 312ᵇ; evidens, augenscheinlich, heiter und klar 487ᵃ; heiterer, verstendiger, und verrümpter scribent, author luculentus Maaler 221ᵇ; dʒ jemand sagen dörf wider so heitern bescheid Christi. kriegb. d. fr. 63; mit heiterem bericht, wie yeder form (der geburt) zum kummlichesten zu helfen sye. Rüff trostbüchle A iij; wie oben gesagt und heiter durch die contrafactur anzeigt ist. 11ᵇ; heiter, klarlich und ougenschynlich fürgestellet und eroffnet. 16ᵇ; das dritt buch wirt eigentlich, klar und heiter alle handwürkung, auch das ampt der hebammen leeren. 29ᵇ; so hab ihr mayest. frei haiter bekandt, sie wölle hinfür darauf bedacht sein. Fronsp. kriegsb. 3, 140ᵃ; darby mocht ich heiter sähen, das diser unschuldig war. Maaler 217ᶜ; ich merks oder verstands heiter, claret mihi. das.; ein ding heiter auszlegen, explicare aperte. das.; habend von denselben gottzhüsern heiter versiglete brief. Tschudi 1, 226; heitere wahrheit, veritas aperta, manifesta, ipsissima veritas Stieler 823; heiterer beweis, probatio ipso sole meridiano clarior. 824;
hast mit heiteren worten gseit
es syg von sant Cornelius kommen.
fastn. sp. 871, 23;
der glychnus gab Christus vil on zal,
darby wir heiter wüssend zverstan,
wie lieb er arm sünder hat gehan.
886, 13;
dasz wir arme Evakind
nüt anders, dann arm sünder, sind.
das magst du nun heiter gryfen und sehen.
38;
die antwort die Christus heiter git.
N. Manuel fastn. 355 Grüneisen;
dann dise gschicht zaigt haidter an
den schweren traum.
S. Birk Beel (1539) D ijᵇ;
was ist nun wyter zthuon vorhanden,
zeigs heiter an, verhalt uns nüt.
trag. Joh. D ij;
das sag uns heiter allen sant.
F ij;
desz er gar heiter glougnet hat.
F v.
auch Göthe hat noch in diesem sinne, zunächst in bezug auf den blick, gesichtskreis:
mit jedem schritt wird weiter
die rasche lebensbahn,
und heiter, immer heiter (comparativ für heiterer)
steigt unser blick hinan.
1, 131;
wir setzen den bezeichneten maszstab, vielleicht nicht ganz vollständig und freilich nicht methodisch genug gereiht, zu heiterer übersicht hieher. 36, 208; ein blick auf die umstände, unter welchen beide männer gelebt, gibt zu einer heitern vergleichung anlasz. 53, 161; ferner: diese geistreich heitern, durchdringenden, obgleich nicht einem jeden gleich eingänglichen worte (Hegels). an Reinhard no. 103, s. 198; wie er auch anderweit heiter für klar, sich seiner werke und ziele bewust, braucht; da wir denn ungestört hier allein sind .. und ganz ruhigen heiteren sinnes. 17, 5; vielerlei fragen, die durch heitere liberalität wohl aufzulösen sind. an Voigt s. 221; mein vater war ein wohlhabender edelmann dieser provinz, ein heiterer, klarer, thätiger, wackrer mann. werke 20, 46. ein gebrauchtes bild knüpft ausdrücklich an die bedeutung 4 an: keine spur von schiefheit, falscher anforderung, dunkler selbstgenügsamkeit, sondern alles klar, heiter und rein, wie ein glas wasser. 33, 179;
frisch gewagt und frisch hinaus,
kopf und arm mit heitern kräften
überall sind sie zu haus.
23, 15.
Keisersberg schon setzt heiter wie ruhig, von leidenschaft frei: halt an dich, nit schlags kind bisz dir der zorn vergat, denn straf mit ainem haiteren herzen nach vernunft. alle die weil dirs herz klopfet, so lang gang müszig (des strafens). siben schaiden h 6ᵈ.
7)
heiter, übertragen auf die ruhig fröhliche, von trübem freie gemütsstimmung, verzeichnet zuerst Frisch: ain haiteres gemüth, animus serenus 1, 397ᶜ. den ausgang dieser bedeutung von der oben 1 zeichnen manche der unten folgenden beispiele, besonders auch Schiller im Wallenstein bei der beschreibung der planetenbilder:
ganz in der mitte glänzte silberhell
ein heitrer mann mit einer königsstirn,
das sei der Jupiter, des vaters stern.
Piccol. 3, 4;
und beispiele unter heitern 1, c zeigen, wie die übertragene bedeutung des adjectivs wenigstens seit dem 17. jahrhundert vorbereitet ist. wir sagen ein heiterer muth; ein heiterer mensch; vergisz der sorgen und sei heiter; die heitern Griechen. Heinse Ardingh. 1, 120; dabei war sie ruhig und heiter. Göthe 17, 178; man kehrte zufrieden und heiter zurück. 31; der hauptmann ... hatte einen sehr verständigen brief vorausgeschickt, der Charlotten völlig beruhigte. so viel deutlichkeit über sich selbst, so viel klarheit über seinen eigenen zustand, über den zustand seiner freunde, gab eine heitere und fröhliche aussicht. 28;
der du dort wandelst, ernstvoll und heiter doch.
Klopstock 1, 15;
mich scheucht ein trüber gedanke vom blinkenden weine
tief in die melancholei!
ach du redest umsonst, vordem gewaltiges kelchglas,
heitre gedanken mir zu!
s. 27;
du starbst, wie du gelebt:
so heiter, wie dein Socrates.
Ramler 2, 40;
ein west, wie du so heiter,
spielt um dein blondes haar.
Gotter 1, 27;
er ist nicht heiter. warum ist ers nicht?
ihr, tante, habt mir ihn so schwer gemacht!
war er doch ein ganz andrer auf der reise!
so ruhig hell! so froh beredt!
Schiller Piccol. 3, 4;
wenn der tag nicht hell ist, sei du heiter.
ihr heitern (mädchen), kommt zu tanzes feier,
laszt wehn das rosige gewand!
Uhland ged. 224;
doch den heitern pilgern folgen
andre barfusz und bestaubt.
287;
ich möchte gern mein heitres lebenslicht,
mein schönes lieb, allüberall umschweben.
H. Heine 15, 84;
es wird auch gesagt heitere freude, als mehr ruhige, im gegensatz zur heftigen, wilden, ausgelassenen freude:
die hohe schwärmerei taugt meiner seele nicht ...
mein element ist heitre, sanfte freude.
Wieland 9, 95;
da kömmt er; kömmt mit hast; glüht heitre freude.
Lessing 2, 285;
schon da gab dir, den du nicht kanntest,
heitere freuden, mir aber thränen!
Klopstock 1, 51.
heiter geht sodann auf gesicht und minen, die eine solche gemütsstimmung wiederspiegeln: ein haiters gesicht, ein vergnügtes gesicht, frons oder vultus tranquillus et serenus. Frisch 1, 397ᶜ; beider augen, besonders der madonna, blickten heiter schön, in empfindung schwimmend. Heinse Ardingh. 1, 78; sie erzählte ihre beschwerlichen wanderungen mit heitrem munde. Immermann Münchh. 1, 135;
kein auge war im dörfchen
so heiter und so blau!
Hölty 12 Halm;
die sternen unter sich,
schaut er in eine welt, die er beseeligte,
mit heiterm blick herab.
45;
beseelt kein feuriger wunsch
dein heitres auge?
Ramler 1, 14;
und sein haupt, mit heiterm antlitz,
beugt Almansor ben Abdullah
über den gezierten taufstein.
H. Heine 15, 191.
ferner auf zeiten, in denen eine heitere gemütsstimmung waltet: sei thätig und gefällig, und lasz dir die gegenwart heiter sein. Göthe 20, 19;
sich sehen, sympathie empfinden,
in éinem heitern augenblick
auf ewigkeiten sich verbinden,
diesz ist der menschheit erstes glück.
Gotter 1, 7;
das jahr ist hingeschwunden,
wie schaum im wilden bach.
denkt seinen heitern stunden,
denkt seinen trüben nach.
Voss 4, 100;
endlich auf dinge, handlungen, zustände, die eine solche gemütsstimmung erzeugen: in heiterer gesellschaft. Göthe 31, 127; ein .. orientalisches mährchenbuch, woraus er auf der stelle ein heiteres geschichtchen las. 130; hatte die jenaische geselligkeit nichts von ihrem heitern charakter verloren. 140; hofrath Blumenbach gönnte seinen weimarisch- und jenaischen freunden einige tage, und auch dieszmal wie immer verlieh seine gegenwart den heitersten unterricht. 143; das erste was wir thun sollten .. wäre, dasz ich die gegend mit der magnetnadel aufnähme. es ist das ein leichtes heiteres geschäft. 17, 32; der graf und die baronesse begegneten sich mit dem heitern behagen, das ein paar liebende empfinden. 133; die angenehmsten gesellschaften sind die, in welchen eine heitere ehrerbietung der glieder gegen einander obwaltet. 240; gott bekehre dich zu dem heitern christenthume eines Herder, Jacobi, Kant. J. Paul; wie froh-murmelnde frühlingwasser flosz den ganzen heiligen abend heiteres geschwätz des sohnes und der mutter durch stube und stubenkammer. leben Fibels 22; als sich nach dem heitern abendessen die übrigen gäste entfernten. Tieck 16, 182 (Sternbalds wanderungen); die erneuerte liebe zur heiter griechischen kunst. H. Heine 6, 53; eine ausschlieszlichkeit bei allen mittheilungen, wogegen die hemmnisse der deutschen censur nur wie heitere rosenketten erscheinen dürften. 9, 98;
komm, und lehre mein lied jugendlich heiter sein.
Klopstock 1, 69;
finstrer ernst und trauriges entsagen
war aus eurem heitern dienst verbannt.
Schiller götter Griechenlands;
ja, danket ihrs (der muse), dasz sie das düstre bild
der wahrheit in das heitre reich der kunst
hinüberspielt, die täuschung, die sie schafft,
aufrichtig selbst zerstört und ihren schein
der wahrheit nicht betrüglich unterschiebt:
ernst ist das leben, heiter ist die kunst.
Wallenstein, prolog;
das spiel des lebens sieht sich heiter an.
Piccol. 3, 4;
welch heitrer anblick! welche schöne auen!
Demetrius 2, 2;
gelockt auf seligem grund zu wohnen,
du flüchtetest ins heiterste geschick!
Göthe 41, 226;
wann ward der heitre tanz erfunden
und wann das lose pfänderspiel?
Uhland ged. 76;
man rettet gern aus trüber gegenwart
sich in das heitere gebiet der kunst.
103;
mit satyrlarven und mit blumenkränzen
umkleidete das alterthum den sarg,
der heiter die verglühte asche barg.
120.
vergl. frühlingsheiter.
8)
heiter ist von froh unterschieden, indem ersteres als von äuszeren begebenheiten unabhängige gemütsstimmung, letzteres als in folge von ereignissen eingetreten gezeichnet wird:
eins verjüngte mein alter, durchrann, wie der tränkende bach rinnt
durch die wiese, mein herz, machte den heiteren froh,
war mir wonne.
Klopstock 2, 135;
anderwärts tritt dieser unterschied nicht hervor. vergl. namentlich froh 1, theil 4¹, 222.
9)
anlehnend an die bedeutung 7 wird heiter in der gewöhnlichen sprache des lebens auch ironisch verwendet: eine heitere geschichte!; das ist eine heitere verwirrung!
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,II (1877), Sp. 921, Z. 5.

heiter, n.

heiter, n.
helligkeit, glanz:
ich wünsche dasz die nacht (acc.) zertreib ein helles heiter.
A. Gryphius 1698 1, 332.
in schwacher form:
geöffnet ist die welt, uns alle lockt
die neue lust aus enger klosterzelle
ins offne heitre der verjüngten flur.
Schiller Demetrius 2, 1.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,II (1877), Sp. 925, Z. 77.

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Zitationshilfe
„heiter“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/heiter>.

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