Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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hemme, f.

hemme, f.:
retinaculum, eine hemme, zurückhalter. Chr. Cellarius latinitatis liber memorialis (Merseb. 1711) 215.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 983, Z. 35.

hemmen, verb.

hemmen, verb.
in der bewegung zurückhalten.
1)
von dem ahd. adjectiv ham lahm, gichtbrüchig ausgehend, das unter hame sp. 307 aufgeführt ward, finden sich in der ältern sprache zwei selten gebrauchte verbalbildungen. eine einfache hamen in dem schon verblaszten sinne aufhalten, hindern, hemmen (Lexer wb. 1, 1163), die als hämen noch bei Keisersberg vorkommt: wann ein pfert ledig wirt von dem barn, so es sich schon wol von dem barn abzerret, nichts destminder kegt (schleppt) im die halfter hindennach und mag leicht hämen, so fachet man es wider. geistl. spinnerin, 3. pred., M 3ᶜ; und eine weiterbildung hamnen (Ben.-Müller 1, 625ᵃ) gleicher bedeutung, die namentlich in mitteldeutschen quellen zu hemmen assimiliert erscheint (Haltaus 879 von 1401 und 1479), und in dieser form im 16. jahrh. auch bei Fischart sich findet: solche schlupferige kuttelfisch und muräl mus man nur hämmen und klemmen, wie die mörkrebs mit iren kerfechten schären den langen möral, wie sehr er sich mit seim seltsamen krummen winden gedenkt auszuwinden. ehz. 556 Scheible. vergl. behemmen und behämmen 1, 1335. 1325.
2)
häufiger erscheint das verbum erst seit dem 17. jahrh., zunächst im technischen gebrauche: ein rad hemmen, rotam sufflaminare, einen wagen hemmen, currum sustinere Steinbach 1, 734, in welcher bedeutung das wort längst gebräuchlich sein muste, vergl. unten hemmkette schon bei Alberus; den flusz hemmen, impedire cursum fluminis Steinb.; einen kahn hemmen, ihn anhalten zum aussteigen; und mit unterdrücktem object:
athmend harrten sie nun, bis der rauschende kahn an dem ufer
landete; und willkommen erscholls, willkommen im grünen!
hinten hemmte der knecht, an der erl im wasser sich haltend.
Voss 1, 33 (Luise 1, 233);
einen göpel hemmen. Jacobsson 2, 252ᵇ, vergl. hemmeisen; dann aber mehr und mehr als edles und dichterisches wort für zurückhalten, hindern, in transitiver fügung: so hemmte anfänglich auch nicht wenig den ungestümmen und gefährlichen ausbruch meiner liebe, dasz mein liebster von einem edlen und namhaften geschlecht geboren war. Simpl. 3, 18 Kurz; eine sache hemmen, objicere difficultatem alicui rei, cursum alicujus negotii impedire. Stieler 748; einen hemmen, dasz er nicht fortkommen kann, a progressu arcere, tardare das.; die anschläge eines andern hemmen, impedire consilia alicujus. Steinbach 1, 734; das hemmet seine kühnheit, hoc inhibet audaciam ejus. das.; die krankheit hemmt mein vorhaben, morbus proposito meo moram adfert. das.; es hemmet keine schuld die andere, vel es hält keine schuld die andere auf. Pistorius thes. par. 7, 65; er weisz von selbst, dasz das genie seinen eigensinn hat; dasz es den regeln selten mit vorsatz folget; und dasz diese seine wollüstigen auswüchse zwar beschneiden, aber nicht hemmen sollen. Lessing 5, 357; wie die folgerungen flieszen, so lasz sie flieszen. hemme ihren strom nicht; lenke ihn nicht. 11, 65; mit in der brust gehemmtem athem. Klinger 6, 45; meine vom süszen bewundern gehemmte zunge. 10, 12;
kein knopf, kein fäserchen, kein stengel und kein blatt
war, welches nicht (im gebüsch)
durch das gehemmte sonnenlicht
sich auf dem boden selbst gezeichnet hatt.
Brockes 1, 95;
sein anblick selbst erquickt, die schwermuth hemmt sein scherz.
Hagedorn 1, 85;
(ich den) kein bach, kein sumpf und kein gebüsch voll dornen
auf seinen wanderungen hemmt.
Göckingk 2, 16;
dasz nichts den einflusz deines ansehns hemmt.
Gotter 1, 170;
wer hemmt den flug der stunden? sie rauschen hin,
wie pfeile gottes.
Hölty 106 Halm;
hemme den schmerz deiner dich rufenden
schwester.
Ramler 1, 95;
den bart befleckt, der locken schönes wallen
gehemmt von blutgem leime, stand er da (Hektors schattenbild).
Schiller zerstörung von Troja 48;
eine mauer
aus meinen eignen werken baut sich auf,
die mir die umkehr thürmend hemmt.
Wallenst. tod 1, 4;
was hältst du meinen aufgehobnen arm,
und hemmst des schwertes blutige entscheidung?
jungfr. 2, 10;
übermäszig füllt er sich an; da hemmte gewaltig
den geschwollenen leib und seine rückkehr die spalte.
Göthe 40, 50;
halt ein, verwegner, und hemme den streich!
Körner 1, 116;
hemmeten nicht hohlweg und verschneiete gründe die durchfahrt,
sicherlich kämen sie beide.
Voss 2, 270 (Id. 16, 26);
wie, wer von einem berge kam gesprungen,
umsonst, den lauf zu hemmen, sich bemühet.
Uhland ged. 139;
seine hand, zur brust gehalten,
hemmt nicht mehr des blutes lauf.
291;
doch er hemmte die betrachtung.
Scheffel trompeter 189.
3)
hemmen reflexiv: das feuer hemmte sich nicht unter meiner brust, wie jetzt. Klinger theater 3, 392;
und nunmehr ist es aus; ich kann mich nicht mehr hemmen.
brecht, thränen, brecht hervor!
Chr. Gryphius poet. wäld. 2, 96;
aber nachdem sie die pfähle hindurch und den graben geeilet
fliehendes laufs, und mancher gestürzt von der Danaer händen,
jetzo hemmten jene sich dort, bei den wagen beharrend.
Ilias 15, 3.
4)
ungewöhnlich ist hemmen mit persönlichem accus. und der praep. von, von etwas abhalten:
Lustig (der hund) allein schon hemmt die getüderten pferde vom kornfeld.
Voss 2, 23 (Id. 3, 9);
traun, dein böser betrug, arglistige, tückische Here,
hemmte den göttlichen Hektor vom streit.
Il. 15, 15.
Göthe wagt hemmen zu .., durch hemmung zu etwas ausbilden:
die sonne droben
saugt an unserm (der gewässer) blut; ein hügel
hemmet uns zum teiche!
2, 56.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 983, Z. 40.

verhemmen, verb.

verhemmen, verb.
hemmen:
ach, es ist dennoch nicht sehr fein,
sol ich so lang verhemmet sein?
drei jahr ist sehr ein lange zeit.
H. Sachs 2, 3, 98 (8, 369, 4 Keller).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1889), Bd. XII,I (1956), Sp. 561, Z. 63.

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Zitationshilfe
„hemme“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/hemme>.

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