Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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helle, f.

helle, f.,
mhd. helle, in verschiedenen bedeutungen von hell.
1)
nach hell 1, klarheit, durchdringende reinheit des tones: die helle ihrer stimme.
2)
viel öfter nach hell 3, glanz, licht, in bezug auf sonne, mond, feuer, tag, morgen: hälle, claritas, claritudo Maaler 205ᵇ; helle des tages serenitas diei Stieler 888; sternenhelle, astrorum jubar das.; fenster ... durch welche sie beides, helle und wärme, empfingen. Simpl. 2, 79 Kurz; dasz bei der auflodernden helle unsere feinde sich einander beschauen. Heine 12, 148;
von der helle des unbewölkten mondes umgeben.
Klopstock 6, 80;
drum rasch bei der mondlichen helle
ins bett, in das stroh, ins gestelle.
Göthe 1, 195;
des jungen morgens helle.
Gotter 1, 225.
auch in bezug auf anderes: die helle des wassers, limpitudo, eines durchsichtigen dings, pelluciditas, eines glänzenden dings, nitor, splendor Frisch 1, 441ᵃ;
doch so verwirrte mich des blickes helle.
Uhland ged. 134;
herr Milon hatte sich gewandt,
sah staunend all die helle (des kleinods im schilde).
346.
3)
bisweilen hat helle schwächere bedeutung als licht:
aber du steigst, die ewigkeit durch, von stufe zu stufe,
stets von helle zu licht, von freude zu wonne!
Klopstock 6, 10.
so die erste helle, der eben anbrechende morgen:
auch täglich schlich bei erster helle
aus einer heimlichen kapelle
ein jüngling.
L. H. v. Nicolay ged. 1 (1792) 134;
und durch die nacht zuckt ungewisse helle.
Schiller Wallenst. tod 5, 3.
4)
helle, nach hell 10, klarheit in bezug auf erkenntnis und verstehen: biegsamkeit der gedanken, helle im ausdruck. Hippel 6, 191; er (Göthe) liebt in allen dingen helle und klarheit, selbst im kleinen seiner politischen geschäfte. Schiller an Körner 1, 137; wir werden es aber mehrfach bestätigt finden, dasz der norden alles gerne ins grausame, geheimnisvolle und räthselhafte zieht, was in Deutschland mehr im kreis der wahrscheinlichkeit und historischen helle liegt. Gervinus gesch. der deutschen dichtung 1, 26; als der prinz Antiochus Kantemir .. seine erste satyre wider den russischen pöbel, der sich gegen die neue helle sperrte, ausgearbeitet hatte. J. Paul biogr. belust. 1, 118.
5)
helle, beim maler die partie eines gemäldes, die mehr licht zurückwirft, und mit höhern und lebhaftern farben gemalt ist. Jacobsson 2, 251ᵇ.
6)
helle, beim goldschmied ein pulver um dem golde einen erhöhten glanz zu geben. Jacobsson das.
7)
helle, im forstwesen, der starke afterschlag; unterschieden vom zopfholze oder dem dünnen afterschlage. Adelung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 968, Z. 34.

helle, f.

helle, f.
s. hölle.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 969, Z. 5.

hellen, verb.

hellen, verb.
sonare, ahd. hellan, praet. hal, mhd. hellen, praet. hal, nur im ältern nhd. noch fortlebend, im jüngern zu gunsten von hallen (vergl. sp. 232) untergegangen, soweit es nicht dialectisch noch fortlebt (bair. kärnthn. hellen Schm. 2, 171. Lexer 138). die bedeutung ist verschiedenartig ausgebildet.
1)
intransitiv klingen, tönen: tonare hellen Dief. 587ᵃ; sonare hellen 542ᵃ; resonare hellen 494ᶜ;
wie yeder vor dem wald in bilt,
des glich im allzyt widerhilt.
Brant narrensch. 69, 6.
2)
transitiv erklingen, erschallen lassen. im folgenden belege ist das wort, wie vielfach unten 3, in die schwache conjugation übergetreten:
der gutzgauch frei
sein melodei
hellt über berg und tiefe tal.
Uhland volksl. 573.
3)
hellen übereinstimmen, consentire. es geht von der sinnlichen bedeutung 'die stimme gleich erschallen lassen' aus, und findet sich demgemäsz auch zunächst in den formeln gleich hellen, in ein hellen:
Michel Schonknecht, Hans Franke
gleich hullen mit dem klanke.
M. Behaim Wiener 12, 26;
wann die stat und die Aunsorgen gar ungelich hullen mit ainander. d. städtechron. 4, 103, 32; der bobest und kunig Ludewig von Frankrich hullen gar in ein. 8, 66, 27. später ist dieser sinnliche hintergrund vergessen, das wort wendet sich zur schwachen conjugation und dehnt theilweise seinen stammvocal; es lebt übrigens in dieser form lange fort, noch Möser braucht es: das sy alle ins laster hälleten. Züricher bibel 1530 625ᵃ (weish. 10, 5); es ist nicht ein gemein mandat, so vom ganzen reich bewilligt und auszgangen were, denn viel fürsten und stende haben nicht darein gehehlet. Luther tischr. 392ᵇ; wolten doch Danielis gesellen in ires königes abgöttisch gebot nicht helen oder willigen. Mathes. Sar. 83ᵇ; damit sie nit mit dem volke helleten, und dem zuͦ willen wurden. S. Frank chron. 299ᵃ; di (die amtleute) unterwundent etlich purslüt in Appenzell hert ze halten, von der vergangnen pündtnus wegen, die darinnen gehellet haltend. Tschudi 1, 610; schuben die schuld uff etlich der räten, die inen gehellet hattend. 626; in des gegentheil protestation gehehlen. Wirzb. landger. ordnung v. 1618, bei Schm. 2, 171; wo man sich darauf verlassen mochte, dasz dasjenige, worin alle geheelten, dem gemeinen wesen nicht sonderlich schädlich sein mochte. Möser patr. phant. 2 (1798) 194.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 969, Z. 67.

hellen, verb.

hellen, verb.
hell machen und hell werden; mhd. hellen nur in letzterer bedeutung (Lexer wb. 1, 1236).
1)
transitiv, hell machen, erhellen, erleuchten; belege erst aus der 2. hälfte des vorigen jahrhunderts, wo das wort dichterisch an stelle des ältern aufhellen, erhellen erscheint:
dem blicke gehellt bis zum kiesel ist (der strom).
Klopstock 2, 89;
sein geist stand jetzt vor dem richter, besann sich
kaum noch, was jene wolken, von vollem monde gehellet,
wären, was wäre jenes gestirn, so die wolken ihm hellte.
6, 20;
helle den rasen, lieber glühwurm, helle
diese wankenden blumen.
Hölty 100 Halm;
(der morgen) hellte des alkovs grüne gardinen.
Voss 1, 77 (Luise 2, 3);
ein fernes hirtenfeuer,
am grauen fichtenhain,
hellt matt der dämmrung schleier,
wie leichenfackelschein.
Matthisson ged. 121;
bestrahlt die düstern eiben
der kleinen meierei,
und hellt die bunten scheiben
der gothischen abtei.
142;
hellte die nacht, und warf urschnell fortrollenden schimmer
über die schwankende fluth des meers.
Pyrker Tunis. 5, 57.
übertragen nach hell 10 (sp. 966):
nacht deckt die zukunft; aber es hellt auch wohl
ein wenig schimmer halb das verborgene.
Klopstock 7, 33;
und gäb es dunkle stellen,
so ruf den Amor her!
der wird den sinn uns hellen!
ein kleiner Brunk ist er!
Klamer Schmidt neue poet. briefe 93;
die zeit mag was wir fürchten, hellen.
Shakesp. Cymbeline 4, 3,
all other doubts by time let them be clear'd.
nach hell 11 (sp. 966) in bezug auf gefühl und stimmung, sowie deren ausdruck:
und doch lockt ihm das haar die schönheit,
hellt ihm mit lächeln den blick.
Klopstock 2, 49;
göttliches lächeln
hellte die seelige stirn.
3, 190;
helle deinen thränenblick!
Hölty 141 Halm;
und verklärend hellte des bessern lebens
hoffnung ihr auge.
Matthisson ged. 8;
phantasie! mit deinem rosenglanze
helle zauberisch der wehmuth flor.
148.
2)
hellen, reflexiv:
nun hellt sich der morgen, die welt ist so weit.
Göthe 3, 4:
wenn Jehovahs
wolkiger thron aus der nacht sich hellet.
Voss 3, 3;
jugendlich hellt sich des greises
blick und dankt!
Klopstock 1, 257;
hellet der kennenden blick lächelnd dem schauenden sich,
wenn sein gesang sich von ihr (der schönheit) trunken ergieszt.
7, 10;
zermalmt habt ihr die fremden horden,
doch innen hat sich nichts gehellt
und freie seid ihr nicht geworden.
Uhland ged. 92.
3)
hellen, intransitiv, hell werden: hellen pro hell werden, clarere, lucescere, diescere Stieler 888;
welch feuriges wunder verklärt uns die wellen,
die gegeneinander sich funkelnd zerschellen?
so leuchtets und schwanket und hellet hinan.
Göthe 41, 178.
4)
hellen, technisch bei den goldschmieden, das gold helle sieden (vergl. helle 6, sp. 969): wenn nämlich das gold .. noch eine schönere farbe bekommen soll, so musz man es noch weiter hellen, d. i. heller an farbe sieden. Jacobsson 2, 251ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 970, Z. 30.

hellen, verb.

hellen, verb.
neigen; assimilierte form von hälden sp. 222. vergl. unten helling 2, und hellweg 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,II (1877), Sp. 971, Z. 17.

zerhellen, verb.

zerhellen, verb.,
miszhellig, uneins sein, nicht übereinstimmen: Tristan 9633; zerhullen sie aber aller dingen weisth. 1, 35; 1, 307; swa dieselben ahte man zerhullint, daz dar uber ... die voͤgt hie urthail sprechint ... da die ehte zerhuͤllen (schwäb. 1290) württ. urkb. 9, 371; Schwabensp. ldr. 172; H. Fischer 6, 1136; Lexer 3, 1068; Scherz-Ob. 2097; S. Meichszner land- u. lehnrecht (1566) 18ᵇ; andere zss.: misz- (th. 6, 2298). —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1932), Bd. XV (1956), Sp. 698, Z. 20.

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Zitationshilfe
„helle“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/helle>.

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