Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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heim, n.

heim. n.
domicilium, domus.
I.
Formelles und etymologisches. goth. haims, fem.; altnord. heimr, masc.; alts. hêm masc. und neutr.; ags. hâm, masc.; fries hêm, masc. und fem.; ahd. heim, masc.; mhd. heim, neutr. das neutrale geschlecht dauert auch für die nhd. periode in der schriftsprache uneingeschränkt fort; im bairischen dagegen gilt der und das haim. Schm. 2, 192; ebenso im kärntnischen. Lexer 138; im niederdeutschen erscheint eine weibliche form:
des togen dun di fursten van ein
ein iderman na siner heim.
Liliencron volksl. 1, 225ᵃ;
dat wi weren bleven to der heim
und nu nich utgetogen,
dat duchte mi wol gude!
2, 154ᵃ;
voller aber:
jodoch êr he tor heime quam.
niederd. Äsop v. Hoffmann s. 73, 121,
die sich hierdurch zu dem mhd. fem. heime heimat (wb. 1, 655) stellt, s. unten heime. vorzüglich dem alemannischen sprachgebiete eigenthümlich ist die nebenform hein für heim in dem falle wenn das wort adverbial steht (unten II, 2); schon im spätern mhd., vergl. Lexer 1, 1216; do er hain kom. d. städtechron. 4, 257, 16; so sol si ietweders mals ein garben mit ir hein tragen ungevarlich. weisth. 1, 367 (Schwarzwald, um 1500);
damit kartens wider hein zu land.
Lenz Schwabenkr. 60ᵃ.
heim gehört der abstammung nach als eine mediale bildung zur wurzel sanskr. kshi (aus ski, der anlaut s ist auch in den urverwandten sprachen, wie anderwärts oft, zum theil untergegangen) sich aufhalten, wohnen, bewohnen, und ist dieselbe bildung wie das sanskr. masc. kshêma aufenthalt, rast (Böhtl.-Roth 2, 576); litauisch berührt sich këmas dorf, kaimýnas nachbar, szeimýna familie, wogegen die verwandtschaft mit griech. κώμη dorf wegen des völlig verschiedenen wurzelvocals sehr zweifelhaft erscheint.
II.
Bedeutung.
1)
heim als substantiv. es bezeichnet das haus, in das man gehört: so in Appenzell hêm haus, stallung und das dazu gehörige grundstück, der ganze gutsbesitz Tobler 259ᵃ; sonst heim umzäunter platz auf dem die wohnung mit einigen morgen landes steht, haus, wohnstätte Stalder 2, 32; bair. haim, elterliches haus, heimat Schm. 2, 192; in Kärnthen hâm, hoam elterliches haus Lexer 138; hess. hêm heimat Vilmar 159. die ältere schriftsprache braucht heim als subst. im ganzen selten, so in der bedeutung wohnung, elterliches haus:
auch könt man an dem heim (einer jungfrau) passirn,
ihr singen und schön musicirn
und alle kurzweil fangen an.
J. Ayrer 393ᵈ (1976, 24 Keller);
dann auch in der weiteren bedeutung stätte wo man hin gehört, heimatlicher ort, namentlich in der allitterierenden formel haus und heim:
des er muosz kon von hus und heim.
fastn. sp. 893, 30;
ich musz dir von unserm vogt klagen,
der wil mich triben von husz und heim.
spil v. Wilh. Thellen A 6.
nach dem 16. jahrh. ist der gebrauch von heim als subst. nur in so weit bekannt, als es den zweiten theil einer groszen anzahl zusammengesetzter ortsnamen bildet; die erneuerung des worts geschieht in der 2. hälfte des 18. jahrh., wahrscheinlich dasz bei dem damaligen einflusz der englischen litteratur das engl. so oft gebrauchte home eingewirkt hat:
dein genius,
der im goldnen äther der empfindung
schwebete, seinem heim.
Stolberg 2, 228;
einsam schlummert sie hier ...
.. vom ländlichen heim ihres geliebten entfernt.
301;
wo dünkelswurm die keime
benagt im innern heime.
5, 258;
das herz das nie vergasz das traute heim der ahnen,
wo Rügens lieblichkeit das blaue meer umschlingt.
Arndt ged. (1840) 344;
wer ein heim hatte oder einen guten freund. Gotthelf 11, 230; so alleine auf der welt, nirgends mehr ein heim. 218; es wird in der neuesten zeit namentlich im zeitungsstil mit vorliebe gebraucht: anschaulich weisz uns Freytag den deutschen bauer in seinem heim und auf seinen zügen vorzuführen. deutsches museum v. Prutz 1866, 712; unser heim ist zu einem blühenden ort geworden. Frankfurter journal 1869 no. 27.
2)
ausgedehnter ist der adverbiale gebrauch von heim, und es sind besonders einige casus des singulars, die so verwendet werden.
a)
selten und verhältnismäszig spät der genitiv: zog ich wieder nach heims. Schweinichen 2, 136; bin also .. von heims aufgewesen. 206; wieder heims gezogen. 3, 54. vgl. anheims 1. 373.
b)
dativ und accusativ erscheinen häufig. schon ahd. ist dat. heime domi, rure, heim domum (Graff 4, 947. 948), ebenso mhd.:
swer eʒ ze rehte haben wil
der muoʒ diu dicker heime sîn.
Iwein 2853;
mit urloube er dô danne schiet
von dem künege Artûse,
ze varne heim ze hûse.
Erec 9978;
nhd. do wir den regken nicht heime funden. altd. bl. 1, 122 (15. jahrh.); noch jetzt volksmäszig in Düringen ich bin heime gegen ich gehe heim; ei, was a wüster gsell! ... hast nit heime finden können? Immermann Münchh. 3, 100; damit er wider heim möcht zerung haben (für den heimweg). Wickram rollw. 29, 16 Kurz. nicht immer aber werden die casus aus einander gehalten. für den dativ heime tritt heim auf: die dann hie haim in der stat ze Augspurg sint. d. städtechron. 4, 130, 5; hie haim in der stat. 5, 133, 1; das heiszen wir nirgend heim, auf der schuckel und woge sitzen, keinen gewissen fus noch raum haben. Luther 8, 121ᵇ; heim erzogen kindt, ist bei leuten wie ein rindt. Agr. spr. 81ᵇ; ich komme von heim, domo venio. Stieler 820;
sagt eurem herren haim,
dasz er sich sol bewaren
des besten so er kan.
Uhland volksl. 461;
in neueren quellen (wo sonst für heim gewöhnlich daheim steht, s. 2, 677): drei leben friedlich, wenn zwei nicht heim sind (sprichwort). Lessing 11, 386;
heim bauen die weiber und kinder den heerd.
Bürger 60ᵇ;
heim lauern die hunde am spülenden teich.
das.;
mein vater heim ist an kleinodien,
ist reich an erz und gold.
169ᵇ;
doch heim erschosz die bogenspannerin
Diana sie (die mutter).
174ᵃ;
ich bin nicht der fremde kind,
ich bin heim geboren.
ebenso wird statt des acc. heim die dativform heime gesetzt:
wölt ir disz jar mein schlafbul sein,
so ziehet mit mir heime!
Uhland volksl. 256;
so get er ân alle sorg wider heime.
fastn. sp. 378, 1;
nd. se sette dat kint dâr nedder
unde gink hême wedder.
van sunte Marinen 182.
weitere beispiele sind in dem folgenden verstreut.
3)
die adverbialen casus heime, heim treten meist in verbindung mit verben einerseits des bleibens, seins, der ruhe, andererseits der bewegung auf. rücksichtlich der schreibweise in den fällen, wo adverbium und verbum unmittelbar neben einander zu stehen kommen, zeigt sich in ältern wie in jüngern quellen das gröste schwanken, indem theils das adverbium als casus eines substantivs noch gefühlt und vom verbum getrennt gehalten, theils aber auch, gerade entgegengesetzt, mit dem letzteren als éin wort geschrieben wird. im allgemeinen kann beobachtet werden, dasz der erstere fall gewöhnlich dann eintritt, wo das adverbium mit voller sinnlicher kraft steht, während im letzteren falle jenes eine schon mehr abgeblaszte bedeutung entwickelt hat. die bezüglichen verben werden hier in alphabetischer reihe aufgeführt, wobei zu bemerken, dasz nur bei heim suchen (s. unten) der versuch gemacht worden ist, das wort als eigentliches compositum zu behandeln.
A.
verbunden mit dem dativ heime, heim: besuchen: anstatt des umbmeiens im garten, pflegten sie heimzubesuchen die specereiläden. Garg. 188ᵇ. vgl. heim suchen. bleiben:
ringsum hast und getös die heimgebliebenen aufregt.
Pyrker Tunis. 9, 154.
finden:
dieweil der herr ...
die spotter wol in ihren sünden
einmal wird wissen heim zu finden.
B. Ringwald tr. Eck. K 8ᵃ;
wach auf! die zeit
ist allbereit,
da gott dich heim wird finden.
lassen:
ich hab 'nen treuen dienstmann heimgelassen,
der mir mein schlosz und theures weib beschirmt.
Tieck 2, 33.
sein: er sprach zuͦ im: kum do ich heim bin. Keisersberg postill (1522) 3, 108ᵃ. übertragen bewandert sein, kunde haben:
und alles, was die zeichnung sähe,
wärs auch nur halb in deinem herzen heim,
das sollte rufen: vater Gleim!
Kl. Schmidt poet. briefe 110.
suchen. diese vielgebrauchte wortverbindung wird, wie oben bemerkt, manchmal zur eigentlichen composition: steig ab und haimsuch die heiligen vetter in der vorhell. herzmaner 170ᵇ; Paulus heimsuchet die christgläubigen. Reiszner Jerus. 1, 103ᵃ; flammen und schwert heimsuchten diese vom blute der völker dreier welttheile trunkne königin der städte. Stolberg 10, 33. die bedeutung ist:
1)
einen daheim aufsuchen, besuchen:
daʒ sîn geselle Dieterich
ûf gnâde in heime suochte.
Engelh. 5685;
heimsuͦch mich einmal, revise ad me. Maaler 217ᵃ; ichs zu wegen bringen will (wo mir anderst die fraw bekannt ist) sie selbst mit mund und ihrem trost dich heimsuchen musz. Galmy 22; bitten wil, ihr wollet so demütig sein, und in in seiner schweren krankheit heimsuchen. 27; als die zeit herzu kam, dasz der bauch anfieng grosz zu werden, bedacht sie sich, zur verhäligung dieser ihrer handlung, irer basen ein heimzusuchen. Amadis 411; das dijenigen, di vor der zeit ohne ihrer (der unglücklich gewordenen) geselschaft fast nicht zu leben gewust, si nicht einmal heimzusuchen gewürdiget. Butschky hd. kanzl. 674; ich habe dir, mein theurer, lange nicht geschrieben; es ist aber freilich jetzt die zeit nicht, seine freunde heimzusuchen, weder in person, noch brieflich. Göthe an Knebel 407;
dieselbig (stadt Zürich) wolt auch nicht erlosen
die glegenheit, ir aufgestosen,
ir uralt freund und nachbarleut
heimzuͦsuchen in freuden weit.
Fischart glückh. schiff 136.
2)
speciell von gott.
a)
in gnädigem sinne, segnend: und der herr sucht heim Sara. 1 Mos. 21, 1; es ist ein groszer prophet unter uns aufgestanden, und gott hat sein volk heim gesucht. Luc. 7, 16; das du nicht erkennet hast die zeit darinnen du heimgesucht bist. 19, 44; Simon hat erzelet wie aufs erst gott heimgesucht hat und angenomen ein volk aus den heiden zu seinem namen. apostelgesch. 15, 14; was ist der mensch, das du sein gedenkest? und des menschen son das du in heimsuchest? Hebr. 2, 6 (nach ps. 8, 5); gottes güte, mit welcher er das land heimsuchet und es sehr reich machet. Butschky Patmos 221.
b)
strafend: suche heim alle heiden, sei der keinem gnedig. ps. 59, 6; ich will euch heimsuchen mit schrecken, schwulst und fieber. 3 Mos. 26, 16; ich wil den erdboden heimsuchen, umb seiner bosheit willen. Jes. 13, 11. daher heim suchen den sinn strafen annimmt: ich werde ire sünde wol heimsuchen, wenn mein zeit kompt heim zu suchen. 2 Mos. 32, 14; bin ein eiveriger gott, der da heimsucht der veter missethat an den kindern. 20, 5; dasz er (gott) die, welche er lieb hat, .. mit creuz und leiden .. heimsucht. Kirchhof wendunm. 251ᵃ; du hast mich mit dieser krankheit heimgesucht. Schuppius 431; denn ich müste befürchten, dasz gott .. die mishandlung meiner eltern an mir heimsuchte. Felsenb. 1, 397; ich sterbe, und vergeb es der hand, durch die mich gott heimsucht. Lessing 287;
drumb thuͦt uns got auch suͦchen haim
mit seinem zorn.
Schmelzl David 25ᵃ.
auch von andern als gott wird heim suchen im sinne von strafen gesagt: ist ein ausrufer, oder ankündiger, oder gar ein scribent wegen einer solchen anpreisung eines solchen buchs verdienter maszen heimgesucht worden. Klopstock 12, 224; so werden sie als aufwiegler und meutmacher angesehn, und ... mit der funfzehnjährigen landesverweisung heimgesucht. 276.
3)
der letztgegebenen bedeutung des wortes angeschlossen, können auch übel, plagen heim suchen: die furcht des herrn fordert zum leben, und wird sat bleiben, das kein ubel sie heimsuchen wird. sprüche Sal. 19, 23.
4)
heim suchen, prüfend besuchen, untersuchen: gott ist zu hoch in seiner kraft .. wer wil uber in heimsuchen seinen weg? Hiob 36, 23.
5)
die ältere rechtssprache kennt namentlich heim suchen in zwei bedeutungen.
a)
einen in seinem wohnhause überfallen, feindlich den hausfrieden brechen (vgl. haussuchen sp. 691): swilch man den daheime sûchit, iʒ sî nacht oder tac, mit unrechter gewalt. statuten v. Mülhausen bei Haltaus 868; heim suchit ein man den andern mit unrechtir gewalt. Magdeb. blume 1, 57; bair. haimsuechen, jemanden in dessen eigenem hause aufsuchen um ihn zu mishandeln. Schm. 2, 193. daher freier einen feindlich überfallen: das sie niemandt als ihre feindt heimgesucht und beleidigt haben. Reuter v. Speir kriegsordn. vorrede; Rusilio fragte den wirth, was für ein krieg in der küche gewesen? der wirth antwortete, der knecht hat die köchin einmahl heimgesucht. unw. doct. 751;
einst wüthet eine pest durch Europas nord,
genannt der schwarze tod. wenn der schwärzere,
die sittliche, mit der ihr (revolutionsmänner) heimsucht,
sich nur nicht auch zu dem norden hinwölkt.
Klopstock 7, 12.
b)
haussuchung halten, zur erforschung eines verbrechens (rechtsalterth. 639): alle tafernen und andere spielhäuser und verdächtige wohnungen visitiren und heimsuchen. Schm. 2, 193.
6)
heim suchen wie ansuchen, begehren:
dasz man Lipzig furbasz eren schol,
hat das conzili auch haim gesucht.
Liliencron volksl. 1, 233ᵃ, 245.
B.
verbunden mit dem acc. heim: sich begeben: wir wollen uns nun heim begeben; die ganze gesellschaft begab sich heim. bergen:
wiederum miss ich jetzt unter den heimgeborgenen Troern
meine beiden söhne.
Bürger 254ᵇ.
berufen: von dem wäg widerumb heim berüfen, ex itinere revocare Maaler 216ᵈ. betteln: wäre der alte noch länger lebendig blieben, so hätte ich endlich heim bettlen müssen (betteln um heim zu kommen). Simpl. 2, 160 Kurz. jetzt reflexiv: er bettelte sich heim. beugen, ein landwirtschaftlicher ausdruck: (man soll im october) das wipfelfutter aus den weingärten heimbeugen und streifen, ist im winter den kälberkühen ... sehr dienlich. Hohberg 1, 135ᵃ. bringen: mich mit frieden wider heim zu meinem vater bringen. 1 Mos. 28, 21; bringet heim was ir gekauft habt fur den hunger. 42, 19; vol zoch ich aus, aber leer hat mich der herr wider heim bracht. Ruth 1, 21; einen triumph oder sig mit im heim bringen, deportare triumphum Maaler 216ᵇ; einen widerumb heim bringen, reducem facere. das. in der bedeutung hinbringen, zubringen: dazu er auch seinen heiligen geist geben hat, der uns solchs (reich gottes) heimbrechte. Luther 4, 417ᵃ; das er seinen lieben son für dich gibt, und durchs evangelium dir heimbringt, aus allem jamer und not zu helfen. 6, 48ᵇ; durch das wort und die taufe mus es uns heimgebracht werden. 354ᵃ; die sachen erstlich gott heim gebracht und befohlen. Kirchhof mil. disc. 21. deihen (theil 2, 909): so hetten wir ... kein not dörfen leiden, noch den wuͦcherern heimgedigen sein. S. Frank chron. 251ᵃ; uber das deicht disen anklägern der ganz last des gerichts heim. 455ᵃ. eilen:
eilt er froh mit dem geringen lohne
heim zu seinen tief verdeckten horden.
Seume ged. 60 (der wilde).
sich erinnern:
da ich euch wieder sehe, eure stimme
vernehme, den geliebten ton, mich heim
erinnre an die väterliche flur.
Schiller jungfr. 4, 9.
erwachsen, dem ursprünglichen besitzer zufallen: solich gelend und äcker so bald uns und unserm closter wiederum heim erwachsen .. sollen. Haltaus 859. fahren: liesz mich dann heimfahren (ziehen). Th. Plater 63; also ist sye widerumb heim gefaren mit iren dienern in ir land. Keisersberg postill (1522) 2, 19ᵇ;
und kommt denn abgedankt und arm, nach wenig jahren,
in kläglichem triumph, als krüppel heimgefahren.
Caniz ged. 91.
heim fahren, in das ewige leben eingehen (s. unten heim gehen):
wenn wir heimfarn aus diesem elende.
Luther 8, 360ᵇ.
fallen, dahin fallen, wovon etwas ausgegangen ist: sol als denn (ein geschenk) dem fürsten wider heim fallen. Hes. 46, 17; sein gut ist dem keiser heimgefallen. Reiszner Jerus. 2, 94ᵇ; das heurathsgut ... fallet nach der frauen tod ihren erben wieder heim. Mainzer landr. (1755) I, § 3;
könig. sagt dem canzler, unser will sei,
dasz er Jann Panser, unserm raht ...
die nächst heimfalln herrschaft verschreib.
J. Ayrer fastn. 56ᵈ (2620, 24 Keller).
freier zufallen, verfallen: von rechtswegen hätten die zehnten, welche die mission .. hie und da erlangt hatte, den bischöfen heimfallen sollen. Möser osn. gesch. 1, 321; war des landes verwiesen, und alle seine güter dem fiscus heimgefallen. Schiller 859;
was seh ich? götter!
ist Pluto heimgefallen die ganze welt?
Fr. Müller 2, 289.
fergen (3, 1530): einen heimfergken, in sein hausz jagen oder treiben, domum conjicere aliquem Maaler 216ᵇ;
und also din vertruwen sterken,
bis dich din stündle wirt heim ferken,
da alles truren ist vertust.
A. Blaarer vermanung zuom gesang str. 8.
fertigen: der ehgenante unser sweher sol uns auch die vorgen. sine tochter heimvertigen nach sinen eren (mit angemessener aussteuer zuschicken). Haltaus 859; euch ganz trucken ausz dem bad auszgezwagen und abgeriben heimzufertigen. Garg. 22ᵃ; das holz ward ihm von der zunft der kärchelzieher heim gefärtiget. 157ᵇ. sich finden: ich finde mich heim, erreiche suchend meine wohnung; in anderm sinne, sich heimisch fühlen:
ein schönes herz hat bald sich heim gefunden.
Schiller 554 (huldigung der künste).
folgen: was sy irer hab zu im pracht hat (eine geschiedene ehefrau) das sol ir haimfolgen. Haltaus 860. führen: füre in wider mit dir heim. 1 kön. 13, 18; wil dich des wegs wider heimfüren des du komen bist. Jes. 37, 29;
der könig kert sich nit daran,
er fürt sie (die jungfrau) mit im heim.
Uhland volksl. 457;
den pock will ich an ain rebsail schnüren
und will in iez mit mir heim füeren.
fastn. sp. 353, 7;
heimzuführen die der Phrygier geraubt,
Helena vom ufer der barbaren.
Schiller Iphigenie in Aulis v. 190.
eine braut heim führen, uxorem ducere: ich bin gekommen meine braut heim zu führen. Kotzebue dram. sp. 2, 323;
dann führ ich als meine braut sie heim.
264.
anders als brautführer die braut heim führen, sie in die neue heimstätte geleiten: einem die braut nach altem brauch heim füren, deducere sponsam marito vel ad maritum. Maaler 216ᵇ;
als marggraf Friderich
kont billich triumfieren,
weil man ihm prächtiglich
wolt sein gemahl heim führen.
sprichwörtlich: wer das glück hat, führt die braut heim;
der deme das glück gönnet wol,
das er die braut heimführen soll.
J. Ayrer 369ᶜ (1852, 2 Keller).
den leib heim führen, ihn begraben:
zu San-Pedro de Cardena ...
wird mein körper heimgeführt.
Herder Cid 65.
einen heim führen, abführen, abfertigen: in dieser absicht that er (Germanicus) verschiedene feldzüge, .. ohne jedoch seine völlige absicht zu erreichen, indem er einigemal gar übel heimgeführt, und auch durch seine vortheile nicht verbessert wurde. Möser osn. gesch. 1, 151.
geben, in mehrfachem sinne:
a)
ins haus geben, zu eigen geben:
vil narrechter ist der verduͦt
mit üppikeit und lîchtem muͦt
das so im got hat geben hein.
Brant narrensch. 3, 7.
b)
anheim geben, anheim stellen: zum ersten die sachen gott heim geben. Luther 3, 125ᵃ; gott alles heimgeben und befehlen. 403ᵃ; es sei nu der garten (das paradies) wie und wo er wolle, geben wir gott heim. 4, 17ᵇ; welches alles ich weder bestetigen noch verwerfen will, sonder einem jeden heimgeben haben. Micyllus Tac. 439ᵃ.
c)
zurückgeben, so zunächst von lehen: als verfallene heimgebne und uffgebne lehen. Haltaus 860; in bezug auf anderes, wieder geben:
land guot nüw mel zem beken tragen,
so git er dir brot wider hain,
das altotat und ist klain.
teufels netz 9355;
erwiedern: er (Voigt) hatte mir eine visite heimzugeben. Schiller an Körner 2, 137; mit dem nebensinne des strafenden vergeltens: Europa gab jetzt dem südwestlichen Asien die völkerschwärme und verheerungen heim, die es siebenhundert jahre vorher von dem norden dieses welttheils empfangen. Schiller 1030; überdiesz kann er mit nächstem die freude haben, seinem nebenbuhler den spott auf die schönste art heimzugeben. kab. u. liebe 1, 5; bezahlen sie ihn mit gleicher münze — geben sies ihm heim! neffe als onkel 2, 8; ich denke aber, wir haben es ihm damals heimgegeben, dem armen schlucker. Tieck nov.-kranz 3, 315.
gedenken: heim gedenken, domum spectare, cupere redire ad suos. Frisch 1, 436ᶜ.
gehen: vado domum ich gen heim. voc. inc. theut. i 2ᵇ; gieng mit im heim, und asz mit im. Keisersberg postill (1522) 3, 105ᵃ; las uns wider heim gehen. 1 Sam. 9, 5; Saul gieng auch heim gen Gibea. 10, 26; gieng er heim in sein haus. Luc. 1, 23; wenn es zeit ist, musz man die gedanken lassen heim gehen. Lehmann 133;
nun wil ich heim gên landwerts ein
zu einer wunderschönen frawen.
Uhland volksl. 208.
heim gehen für sterben (s. heim fahren oben): als er diesz gesagt hatte, sank er zurück mit himmlischem lächeln und war heimgegangen. Göthe 23, 194; dasz er nun gern zu seiner frau heimgehen wollte, wenn ihn gott abriefe. Niebuhr kl. schr. 1, 75;
und wenn einst am Rhein der letzte
sprosz germanischen geblütes
heimgegangen zu den vätern.
Scheffel trompeter s. 69.
bair. heiszt haim gên sich zurückziehen, und sterben. Schm. 2, 193. — anders heim gehen, in bezug auf ein sächliches subject, zufallen, verfallen: 5 schillinge, die dem gerichte heimgingen. Haltaus 861.
geigen: einen heim geigen, in volksmäsziger rede, ihn abführen, zurechtweisen. ein bild, hergenommen von den baurenburschen, die sich nach tanzbelustigungen von den aufspielenden musikern heim bringen lassen.
geleiten: heim geleiten, deducere domum Dasyp.:
pferd und wagen ...
die sicher nach Heilbronn dich heimgeleiten.
Kleist Käthchen v. Heilbr. 3, 6.
haben, zurück haben: es haben nun e. k. f. g. die drei praebenden .. widderumb heim. Luther br. 2, 529.
hinken:
das ich an den wendten heim bin ghunken.
H. Sachs 3, 1, 194ᵈ.
holen:
gott hat dir dises kind nur löhnungsweisz gegeben,
drum holt er wider haim, was vor sein eigen war.
Rompler 140;
heimzuholen, die in räubers arme
des geflohnen Hymens freuden trug.
Schiller Iphigenie in Aulis v. 268.
ein weib heim holen, uxorem ducere: welcher ein weib vertrawet hat, und hat sie noch nicht heim geholet. 5 Mos. 20, 7; als Maria ... dem Joseph vertrawet war, ehe er sie heim holet. Matth. 1, 18.
kehren: wir wöllen nicht heim keren, bis die kinder Israel einnemen ein jglicher sein erbe. 4 Mos. 32, 18; ein jglicher kere wider heim mit frieden. 1 kön. 22, 17;
mattblökend kehrt das vieh in langsam schwerem trabe
heim von der au.
Gotter 1, 132;
müszig kehrten zu dem dichterlande
heim die götter.
Schiller götter Griechenlands;
durchmiszt die welt am wanderstabe,
fremd kehrt er heim ins vaterhaus.
glocke v. 61;
kehr des weges heim, woher du kamst.
Kleist Käthchen v. Heilbr. 3, 6;
endlich heimgekehrt,
grüsz ich athmend meinen heerd.
Voss 5, 248.
auch reflexiv: sich heim keeren, convertere se domum Maaler 216ᵇ; das sich ein jglicher zu seinem volk heimkeren, und ein jglicher in sein land fliehen wird. Jes. 13, 14. — heim kehren (wie heim gehen), vom sterben:
nun bist du heimgekehret,
wo man ambrosia speist.
Uhland ged. 43.
kommen: wenn die frawen ruszen (lärmen), so ist es ein zeichen das der man nit doheim ist, und so er wider heim kumpt, so hören sie denn uff ruszen. Keisersberg postill (1522) 4, 40ᵃ; da er wider heim kam. 2 Sam. 12, 20; da lies Jhesus das volk von sich, und kam heim. Matth. 13, 36; wenn er heim kompt vom felde. Luc. 17, 7; dasz sie bei herzunahender nacht sich nicht getraueten, selbigen abend wieder heim zu kommen. pers. rosenthal 3, 1. freier: dem deutschen leser, ... wenn er aus dem buche heimkommt. J. Paul kl. bücherschau 1, 174; von umgekommenen heiszt es:
und ach! sie kamen dieszmahl nicht
von ihrer arbeit heim.
Gotter 1, 312;
sprichwörtlich: wer nie ausz kam, der kam nie heim. Katziporus C 7;
ihr wist, lieber her vater mein,
wer nie ausquam, der quam nie heim,
der lernet nichts, das ist je war.
historia Magelonae spielweis 13.
einem heim kommen, vergolten werden (s. kommen 5, 1644). Schm. 2, 193; wahrscheinlich wird ihnen (den Engländern) alles heimkommen, was sie zu lande und wasser treiben. Klinger 9, 228;
es kommt euch jetzo heim.
Günther 1023.
heim kommen, von gütern und lehen, dem vorigen besitzer oder dem lehnsherrn wieder zukommen. Haltaus 861.
lassen, mit ellipse eines andern verbums der bewegung:
wölt mir mein falsche frawen
widerumb laszen heim.
Uhland volksl. 323.
laufen: heimlaufen, domum currere. Frisch 1, 436ᶜ;
so tuot er (der flurhüter) och dick hain loufen,
und lat die rinder das korn bestroufen.
teufels netz 12432.
legen, anheim stellen: dasz du deine pflicht so weit vergessen hast, die gesetze, deren rächer du sein sollst, aus liebe zu deinem bruder zu verletzen, diesz .. lege ich deinem gewissen heim. Klinger 7, 173.
leiten: so man aine brût hainlaitet, so sleht man den sumer vor ir unde gigot und sweglot unde vidlot engegin ir. Mone anz. 4, 369.
leuchten: der rhodische kolossus, der nach den zeugnissen der alten mit einer laterne die schiffe heimleuchtete. J. Paul biogr. bel. 1, 38. übertragen einen heim leuchten, einem den standpunkt klar machen, ihn zurecht weisen: gleichwohl verdrosz mich seine schleichende feindseligkeit, und ich tränkte sie ihm in der vorrede .. ein; wo ich ihn zwar nicht nannte, aber heszlich abmalte und heimleuchtete. Reiskens lebensbeschr. 117.
sich machen: sich heim machen, capessere se domum Maaler 216ᵈ; da war ihres bleibens nicht länger, macht sich heim und sagt zu ihrem manne ... E. Alberus 8;
mit Woltrost ler macht ich mich heim.
dasz nach vollbrachten sachen
sich der gesandt entschleust nach Reuszen heim zu machen.
A. Gryphius 1698 1, 171.
reden: wir müssen mehr gebrauch von dem wort heim machen, es ist sehr stark. heimreden ist, in die sele reden, höchste überzeugung verbunden mit der schaam sie zu gestehn bewirken. Lichtenberg verm. schr. (1844) 1, 318. vergl. heim geigen, heim leuchten, in der übertragenen bedeutung.
reisen: da nu der könig alle sachen in Cilicia verrichtet hatte, und wider heim reisete. 2 Macc. 4, 36.
reiten: in finstrer nacht waren wir heim geritten; beim heimreiten überlegte er den seinigen (plan). Immermann Münchh. 1, 179.
rudern, nach hause rudern. Klinger 7, 252.
schicken: er schicket in heim. Marc. 8, 26; freier: übel heim schicken, male accipere. Serz 65ᵇ; ich wollte dich schön heimschicken, ego te magnifice tractare possem. das.; die feinde wurden mit blutigen köpfen heim geschickt; machte .. den schulmeister blos lächerlich und verächtlich, und hetzt ihn blos im allgemeinen so gut ab, und schickt ihn heim. J. Paul leben Fibels 187;
bald hätt ich lust dich wehrlos heimzuschicken,
und, weil der flug dich (Amor) nur zur schelmerei verführt,
dir deine schwingen auszupflücken.
Wieland 10, 145.
schieben: den eid einem heim schieben, zuschieben, zurückschieben. Haltaus 866. vergl. heim weisen.
schiffen, renavigare in patriam. Frisch 1, 436ᶜ.
schlagen: sich ... ihrer eignen haab und güter zuenteuszern und den gläubigern heimzuschlagen. Haltaus 867; haim schlagen dem verfertiger eine arbeit, sie ihm wieder zustellen, weil sie nicht nach verlangen gemacht ist. Schm. 2, 193.
schreiben, zuschreiben, beimessen: er hielte die für grosze thoren, welche, wann sie ihre sachen selbst verfahrlest oder ubel angestelt, es gottes nothwendiger versehung schuld geben, oder dem glücke heimschreiben wollen. Zinkgref apophth. 1, 112.
schwärmen: wenn er des abends betrunken heime schwärmt. Tieck 2, 334.
sich sehnen: das kind sehnt sich heim;
mit heiszen thränen wirst du dich dereinst
heim sehnen nach den väterlichen bergen.
Schiller Tell 2, 1.
seilen, am seile zu sich ziehen, verlocken: (Crobilus) het zwo schöne huͦrn, dero er sich neret, und vil jüngling .. einzohe und heimsailt. S. Frank sprichw. 2, 131ᵇ.
sein, mit ausgelassenem zweiten verb der bewegung: aber weil der Türk wider heim ist (gezogen). Luther 3, 320ᵇ.
senden: als nu nach etlichen jaren Nehemias ... vom könige heim gesand ward. 2 Macc. 1, 20.
setzen, anheim geben, überlassen: als nu die genanten dem rate sulchs heim satzten. d. städtechron. 3, 377, 2; darzu sol man dem wilden vielköpfigen böfel nichts zu reformieren heimsetzen. kriegbüchl. d. fr. 168; lasset uns gott bitten umb vergebung unser sünde und ims heimsetzen, er wird alles fein nach seinem willen und lobe schicken. Luther 2, 515ᵃ; es gehört mir nicht zu von den sachen zu disputiren, ich setz den hochweisen heim. 3, 413ᵇ; ich will es aber einem ieden heimgesetzt haben, damit umbzugehen nach seinem gefallen. Fronsperg kriegsb. 2, 173ᵇ; ich wil des hrn. bitten forthin nicht mehr stat geben, sondern alles seinem befehlich heimsäzzen. Butschky hd. kanzl. 133;
ich hab es dem glück heimgesetzt,
es ficht mich eben nichtsen an.
H. Sachs 3, 2, 167ᵇ;
derhalben ist noch mein beger,
dasz darumb werd gestraffet er,
das setz ich euch, herr richter, heim.
5, 363ᵃ.
in der verbindung befehlen und heim setzen: aber das (geschenk) bevelhen der priorin und ir haim setzen, das sy es geb deiner tochter oder ainer andern die sein notdürftiger wär. Keisersberg has im pf. Ee 3ᵈ; hiemit auch von diesem gnug, und hiemit das urtheil dem verstendigen leser heim gesetzet und befohlen. Würtz pract. der wundarzn. 349.
spielen: (gott) dem wir all unser anligende not billich solten heimspilen. S. Frank chron. 247ᵇ.
sprechen: einem etwas haim sprechen, es ihm zusprechen, als sein erklären. Schm. 2, 193 (aus Aventin); adjudicare haimsprechen Dief. 13ᵃ.
stehen, sich angemessen stellen, entsprechen: und all ihr gewinnens wirdt heim stehen ihrer vernunft: wie sie dieselbige werden richten, dermaszen werden sie glück oder unglück empfahen. Paracelsus opp. 2, 652ᵇ. stellen, zunächst in der folgenden stelle zugehen lassen, übermitteln: wir haben auch vleiszig umb d. Urbanum Regium geschrieben, und hetten in gern euch wider heimgestellet, aber er ist nicht zu erheben gewest, bei dem fromen fürsten. Luther 6, 325ᵇ; gewöhnlicher anheim stellen, überlassen: er stellet es aber dem heim, der da recht richtet. 1 Petr. 2, 23; ich wil gott die sache heimstellen. Luther 3, 119ᵃ; derhalben was die ursach hie gewesen ist, das s. Paulus verhindert ist, mus man gott heimstellen. 267ᵈ; da sie nu die sache dem dritten heimstelleten zu urteilen. 473ᵃ; ob nun solches ein gleichnus habe mit der bestellung der bergkhütten .. stelle ich einem jeden heim bei sich zubedenken. Mathes. Sar. 153ᵃ; so wolt ers ihrem gutachten haben heimgestellt, ob nicht .. Zinkgref apophth. 1, 37; (habe) alles dieser sache .. seinem hochvernünftigen judicio heimgestellet. Schuppius 625; stelle es lediglich ihrer klugheit und billigkeit heim. Gotter 3, 377;
du richter aller welt,
dir hab ichs heimgestellt,
wasz mir in disen jahren
von menschen wiederfahren.
Rist himl. lieder 2, 107;
es ist des herren hand, ich stell ihm alles heim.
Chr. Gryphius poet. wälder 1, 329;
dir sei es gänzlich heimgestellt,
wie, wo, und wenn ich scheide.
Caniz ged. 46;
war denn diese flammenliebe
freier willkür heimgestellt?
Bürger 44ᵇ;
ach, es ist doch besser,
ich stells dem himmel heim.
Schiller Wallensteins tod 5, 6.
formeln: weder gefangen nemen, noch schlagen dörfen sie, sonder dasselbig ist den priestern allein zugelassen und heimgestelt. Micyll. Tac. 440ᵃ; wollet diese verdriesliche sache .. dem heimstellen und lassen, der da recht richtet. Luther 3, 390ᵃ; wöllen wir im die sach heimstellen und befehlen. 420ᵃ; habe mir keine andere (worte) draus (aus gottes worten) machen wollen noch machen lassen, sondern dir befohlen und heimgestellet, ob etwas finster darinnen were. 489ᵃ.
sterben, durch sterbefall zukommen, anheim fallen: das, so der besitzer stirbt, das lehen frei wider heim sterbe dem der es vorhin verkauft. Luther 1, 296ᵇ; oft schätzten sich die verwundeten glücklich, wenn sie gefangen wurden, um nicht den messern und pillen ihrer landsmännischen medicinalmetzgerknechte heimzusterben. reichsanzeiger bei Campe s. v. landsmännisch.
steuern, in zwei ganz verschiedenen bedeutungen: a) das schiff nach der heimat lenken: als wir lange genug ausgewesen, steuerten wir wieder heim. b) heim steuern, eine person, ihr eine heimsteuer geben. Adelung.
sumsen:
bienchen, schwer von honigseim,
sumsen goldgeflügelt heim.
Voss poet. werke (1835) 160ᵇ.
theidingen: den sun widerum heimtädigen, reconciliare filium domum. Maaler 217ᵃ.
thun: einen haim tuen, bildlich, ihn übertreffen, zwingen; umbringen, besonders wenn es heimlich geschieht. Schm. 2, 193.
tragen.
es wær wol das ainr wurd geslagen,
das man (man ihn) hain müs tragen.
teufels netz 4292;
dort trägt man fisch und vögel heim.
Voss 5, 19;
gehäuft heim hin tragen (vergl. jedoch heimhin, heimzu):
euer urtail will ich haim hin tragen
und will sie meinem man eben sagen.
fastn. sp. 312, 17.
in freierem sinne zutragen, überweisen: aber die ehre sol niemand annemen, als im geschehen, oder auf im bleiben lassen, sondern sie heiligen und gotte heim tragen, des sie ist. Luther 1, 489ᵇ.
treiben. domum compellere. Frisch 1, 436ᶜ; der hirt treibt die herde heim. übertragen heiszt es meistern. Schm. 2, 193.
tropfen:
tropf heim wie ein getaufte mausz.
J. Ayrer fastn. sp. 105ᶜ (2867, 22 Keller).
verlangen: das kind verlangte heim zu seinen eltern;
himmel an scholl das geschrei der heimverlangenden völker.
Bürger 196ᵃ.
vertheilen, zutheilen: sy (die stadt Accon) ward wol heim verteilet dem geschlecht Aser, aber die selben Asarite besaszen sie nie. Frank weltb. 164ᵃ.
wallen, eigentlich: die pilger wallen heim; übertragen (wie heim fahren, gehen) sterben:
zeuch der groszen heimgewallten
geister zum feste der tochter herab!
Bürger 78ᵇ.
wandeln: wir wandelten im abendlichte heim.
wandern: nach hause sive. heimwandern, regredi, pedem retro ferre, domum revenire. Stieler 2502.
watscheln: nymphen, die um mitternacht heimwatscheln ohne laterne. Fr. Müller 2, 114.
weisen, zuweisen: welche es aber nicht lernen wöllen, das man denselbigen sage, wie sie Christum verleugnen, und keine christen sind, sollen auch nicht zum sacrament gelassen werden, .. sondern dem bapst und seinen officialen, dazu dem teufel selbs heimgeweiset sein. Luther 8. 346ᵇ. zurückweisen, zurückschieben: den angebotten eidt dem anbieter heim weisen. Frankf. ref. I 39 § 14.
werfen: so der aigenherr den erteilten aid oder betewrung dem erbman haimwerfen wolte. Haltaus 870. s. heim schieben.
wollen, mit unterdrückung eines zweiten verbums der bewegung: komm, wir wollen nun heim.
zahlen, zurückzahlen, vergelten: eine schuld heim zahlen; jetzt kam die stunde, wo das schicksal dem drüben heimzahlte, dasz er herrn Hummel durch sein dasein gekränkt hatte. Freytag handschr. 3, 6.
zetteln: wann er also nun die zeit hat zugebracht. und sich getrocknet, geriben, gewischt, gefrischt, und die kleider geendet, zettelt er allgemach wider heim. Garg. 183ᵇ.
ziehen: David bleib in der heide, aber Jonathan zoch wider heim. 1 Sam. 23, 18; zog heim in seine stad. 2 Sam. 17, 23; das er wider heim zihe in sein land. Jes. 37, 7; darnach zog er wider heim gen Jerusalem. 1 Macc. 11, 7; pleonastisch: und zeücht ein yeder wider heim zuͦ hausz. Frank weltb. 152ᵇ;
zart frewlein, laszt von ewrem zorn,
ziecht wider heim zuͦ lande!
Uhland volksl. 299;
die Schweden ziehen heim; daheime wann sie blieben,
wär Deutschland auch daheim, und nicht wie jetzt vertrieben.
Logau 2, 63, 54 (der Schweden auszug anno 50);
und jedes heer, mit sing und sang ...
zog heim zu seinen häusern.
Bürger 13ᵃ;
blöckend ziehen heim die schafe.
Schiller glocke v. 277.
zittern: wenn ein dieb oder mörder sich in der nacht dem dunkel dieses waldes nähert, so gehe ein heiliger schauer von dieser stelle aus, der sie erschrecke, dasz sie heimzittern, nachdenken und busze thun über ihre schändliche werke. Stilling gesch. des herrn v. Morgenthau 1, 98.
zügeln:
so klar die luft, mich dünkt ich seh den hirten
heimzügeln von der duftbesäumten hoh.
A. v. Droste ged. 90.
zünden:
lug jeder wi er find sein hausz,
so mag im denn der tag heim zünden,
und kan das hausz on facklen finden.
Scheidt grob. (1568) J 5ᵃ (2, 7).
übertragen, wie heim leuchten, abfertigen. Fromm. 6, 120, 61.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,II (1877), Sp. 855, Z. 25.

heimen, adv.

heimen, adv.,
der form nach das ahd. ortsadverbium heimina, heiminan von hause, von der heimat (Graff 4, 951, vgl. gramm. 3, 205), aber in etwas anderer bedeutung:
1)
zu hause, in der heimat; meist in verbindung hie heimen, da heimen (2, 678): der ân deʒ ratz urloub hie haiman belibe. d. städtechron. 4, 145, 29;
do heimen ist es gar geheim.
Eyring 2, 2;
ferner nach heimen, von heimen: von solchem fall dermaszen geletzet dasz ihn seine diener nach heimen führen muszten. Kirchhof wendunm. 15ᵇ; machet er sich auf den weg nach heimen zu reisen. 126ᵃ;
laufestu iez von haimen her,
so sag mir wie es umb dich stee.
fastn. sp. 356, 6.
2)
nach hause, in die heimat:
sie schwngen die frawen auf ein pfert.
der her lost selbs ir auf die pant,
und pracht sie heimen in sein lant.
Rosenblut in den fastn. sp. 1143.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,II (1877), Sp. 869, Z. 62.

heimen, verb.

heimen, verb.,
mhd. heimen (Lexer wb. 1, 1219) in mehrfachem sinne.
1)
in sein haus aufnehmen, heimat, herberge gewähren: daʒ der vorgenante pfaffe .. von etteligen unsirn burgern gehûset und geheimet sîe. Nordhäuser weisth. (14. jahrh.) in den neuen mittheil. des dür.-sächs. alterthumsvereins 1, 3, 17; darnach haimet er bös lüt gen Wellenburg. d. städtechr. 4, 47, 14, vgl. 5, 16, 3; eine frau heimen, heimführen Frisch 1, 436ᶜ. von gott, in den himmel aufnehmen: als nun gott den fursten wolt heimen. Schm. 2, 194.
2)
fest nehmen, verhaften: als alle stete ir juden uff einen genanten tag haimen werden. d. städtechron. 1, 114, 29; die solch fremd juden haimten und troffen hetten. 30.
3)
hehlen: sich eines gestolnen und entwendeten guetes underwinden und haimen. Schm. 2, 194.
4)
in bezug auf gegenstände der ernte, einbringen (vgl. heimsen): heimen, messem facere, fruges succidere, fruges in horrea convehere Stieler 820; wer nusz, eppel, und beren, geheimpt obsz nympt im tage (bei tage stiehlt). Mone zeitschr. f. d. gesch. des Oberrheins 2, 63; item gemein obsz ungeheimpt. das.
5)
auch allgemeiner von gegenständen an sich nehmen, einnehmen, z. b. vom zehnten. Schm. a. a. o.
6)
heimen, heimisch, vertraut machen; s. einheimen th. 3, 197.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,II (1877), Sp. 870, Z. 1.

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j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
heilfrau henkersding
Zitationshilfe
„heimen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/heimen>.

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