Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

muse, f.

muse, f.
1)
musa. die gelehrte dichtung des 17. jahrh. führt das wort, zunächst im plural, in die gehobene rede ein, indem sie, nach dem vorbilde der alten, den dichter oder schöngeist den schützling und liebling der musen sein läszt und ihren beistand für ihn anruft oder ihn behauptet:
Apollo komm herbei
mit deiner musen schaar, lasz ihre hand mich leiten
auf dieser neuen bahn, so will ich sicher schreiten,
wohin mein geist mich trägt.
Opitz 1, 22;
wie oft ich biszanher den Helicon bemüht,
der musen vaterland, ausz eifer auf ein lied,
das lesens würdig sei.
Tscherning (1642) 311;
so viel Athen und Rom an weiszheit schönes hat,
so viel hat beides dir gegeben in der taht,
o du der musen zier, und lust der charitinnen.
es steigt der musen schaar
von ihrem sängerberg, macht ihre saiten klar
und zieht sie lieblich auf.
Birken Guelfis 39;
das wort wird notwendiges zubehör der dichtersprache für lange hinaus, bis auf unsere zeit: Diana will nicht mehr nackend baden, weil sie weisz, dasz sie das lob ihres schneeweiszen leibes verlohren hat (gegenüber einer schönen jungfrau). Apollo wünschet sie unter den musen zu haben, wenn das verhängnis nicht den schlusz gemacht hätte, dasz sie solte lieben und geliebt werden. Chr. Weise erzn. 57 Braune;
wo die geheime quelle der himmlischen schönheit fleuszt,
deren oberste wellen, mit strahlenden urnen in der hand,
schöpfen die grazien und mit ihnen schöpfet der musen chor.
Stolberg 1, 266;
da pflückten dir die musen von den blüthen aus dem hain.
267;
(wolken und winde) euch ruf ich an als musen; führt zum ziele
mein lied von der Fortuna launschem spiele!
Uhland ged. 429;
andre zeiten, andre musen;
und in dieser ernsten zeit
schüttert nichts mir so den busen,
weckt mich so zum liederstreit,
als wenn du, mit schwert und wage,
Themis, thronst in deiner kraft.
80;
die gunst, herschaft der musen:
freund, welchen fleisz und geist vom pöbel unterscheidet,
freund, dem der musen gunst vor tausend andern lacht.
was wird ihr durch die gunst der musen nicht gelingen?
Wieland 23, 236 (Oberon 11, 60);
durch welch geheimen zwang
erwacht mein schlafender gesang?
ich fühle wiederum die herrschaft weiser musen.
Uz 1, 103;
die musen winken einem, verlassen einen:
alle neun, sie winkten mir oft, ich meine die musen;
doch ich achtet es nicht, hatte das mädchen im schoos;
nun verliesz ich mein liebchen; mich haben die musen verlassen,
und ich schielte verwirrt, suchte nach messer und strick.
doch von göttern ist voll der olymp; du kamst mich zu retten,
langeweile! du bist mutter der musen gegrüszt.
Göthe 1, 354;
einer winkt den musen:
er, der die musen an die Leine winkte.
Hölty 45 Halm;
den musen gram werden:
(er) ward nicht den musen gram, entwarf auch noch ein lied.
Hagedorn 1, 32;
muse im singular, die den dichter begeisternde göttin meinend:
nun, werter freünd! hier wirst du finden,
was meiner muse nächst gerieht.
dann klingt die laute bezaubernd
in meiner muse geschäftiger hand.
Uz 1, 11;
sang meine muse doch
so ziemlich artig noch.
21;
wie? meine muse sieht mich trinken,
und schlummert unermuntert ein?
201;
blumen des bachs, der wiese pflückt die freundschaft
dir, den stolzeren lorbeer dir die muse.
Stolberg 1, 241;
die muse fehlt nicht selten,
wenn man sie eben will.
Uhland ged. 62;
die deutsche muse, der deutschen dichtkunst:
die deutsche muse soll nicht jauchzen, sondern klagen:
denn Deutschland fühlt der waffen wuth.
Uz 1, 239;
muse Teutoniens,
du bietest deiner schwester, der Brittinn, trotz,
und überfleugst sie bald! du lächelst,
muse, der gaukelnden afterschwester,
die, in den goldenen sälen Lutetiens,
ihr liedchen klimpert.
Hölty 85 Halm;
die deutsche muse. überschrift eines gedichtes von Schiller.
2)
muse, eine gattung vornehmlich indischer bäume, musa. Nemnich.
3)
muse, name der schmetterlingsgattung heliconia.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 15 (1885), Bd. VI (1885), Sp. 2735, Z. 78.

musen, verb.

musen, verb.
mus essen und machen; mhd. muosen, speise bereiten und mahlzeit halten. Lexer wb. 1, 2240 fg.; in Baiern muesen, gekochte speise essen und kochen. Schm. 1, 1676 Fromm.; schwäb. musen, brei, mus essen, auch dem mastvieh futter geben, in den Allgäuer alpen, wenn regen und schnee die hütung unterbricht. Schmid 395; schweiz. mueszen, brei oder hafergrütze kochen. Stalder 2, 223; reflexiv sich musen, zu mus werden: so muszet esz sich schon. kuchenmeisterei a 7; so muszet esz sich gar wol und stet schon. a 8.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 15 (1885), Bd. VI (1885), Sp. 2737, Z. 58.

muszen, verb.

muszen, verb.
mahllohn nehmen. Schm. 1, 1678 Fromm.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 15 (1885), Bd. VI (1885), Sp. 2773, Z. 30.

zermusen, verb.

zermusen, verb.,
zu mus (th. 6, 2728) zerdrücken, s. musen (th. 6, 2737): dasz er im den ... kopf (durch einen streich) zermuoszet (1530) schweiz. id. 4, 495; intrans.: öpfel ... nicht gar zermuesen lassen (1580) ebda; H. Fischer 6, 1141 unter zermüschen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1932), Bd. XV (1956), Sp. 727, Z. 13.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
morgenheitre muttergerste
Zitationshilfe
„muse“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/muse>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)