Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mut, muth, m.

mut, muth, m.
animus.
I.
herkunft und formelles.
1)
mut ist ein altes gemeingermanisches wort: goth. môds, altnord. môđr, schwed. dän. mod; ahd. mhd. muot; alts. ags. fries. môd, niederl. moed, engl. mood. in der bedeutung scheidet sich das ostgermanische von dem westgermanischen, altnord. môđr, aufgeregtheit, erbitterung (was im dän. mod sich bisweilen noch erhalten hat, während sonst das dänische und schwedische unter einflusz des nhd. den neueren begriff des wortes angenommen haben), das goth. môds übersetzt Luc. 4, 28 griech. θυμός, Marc. 3, 5 ὀργή, wo Luther beidemal zorn gibt; im gesamten westgermanischen dagegen hat das wort den allgemeinen sinn des menschlichen innern als sitz des fühlens, denkens, begehrens, strebens überhaupt, was sich noch in unserm gemüt theilweise bewahrt hat (vergl. th. 4¹, 3294 ff.); doch scheint die ostgermanische bedeutung im alts. und ags. adjectiv môdig noch hervor, sofern es wild, aufgeregt, zornig heiszt. hiernach darf als grundbedeutung wol bewegung des innern, lebendige empfindung angenommen werden, welche sich in den beiden hauptzweigen des germanischen verschieden entfaltet hat. eine sichere beziehung zu urverwandten sprachen entgeht: es musz in dem worte ursprünglich eine eigenthümliche noch nicht aufgehellte äuszerung des germanischen geistes ausgedrückt liegen, sei es nach der kriegerischen oder nach der religiösen seite hin. verglichen wird sonst wurzel mâ, griech. μαίομαι, begehren, slav.in sŭ-měti, wagen, vergl. Kluge etym. wörterb. 233ᵇ.
2)
wie im ags., so war das wort im ahd. ein neutrum: gotes forhta festinôt daʒ muot. Notker ps. 24, 14;
(gott) iu festinô in thaʒ muat   thaʒ sînaʒ managfalta guat.
Otfrid an Satomon 36;
belege dafür noch im 12. jahrh., vergl. mhd. wb. 2, 1, 242ᵃ; im mhd. aber, wie früher schon altniederdeutsch, ist muot männlichen geschlechts, für welches ahd. sich nur vereinzelt eine spur findet in dem plur. animas muota neben muoth und muht Steinmeyer-Sievers 1, 746, 29. ein frühes femininum muot in zusammensetzungen, vergl. unter kleinmut th. 5, 1119, das sich in unserm demut, einmut, groszmut, kleinmut, langmut, sanftmut u. a. fortsetzt, ist nur nebenform zu ahd. -muotî, mhd. müete, und fuszt zunächst auf adjectivem -muot in solchen zusammensetzungen, ist also mit dem hier behandelten worte nicht eins.
3)
mut hatte in der alten sprache einen plural, wenn die seelenstimmung verschiedener bezeichnet werden sollte:
dô sî wurtin innen   daʒ sîn enti nâhen pigundi,
daʒ petti sî umbestuonden   mit âmarigin muoten.
genes. in den fundgr. 2, 76, 14;
oder wiederholte eines einzelnen:
vil lîhte erstât
mîn trôst, nach swæren muoten.
minnes. 2, 20ᵃ Hagen;
später fehlt dem worte als einem collectivbegriff der plural, nur tritt bisweilen begriffsvereinzelung hervor, in den formeln einen mut nehmen, geben, sich einen mut fassen (wie ein herz fassen th. 4², 1218), wo eine entschlossene stimmung für einen bestimmten einzelfall gezeichnet werden soll, vergl. unten II, 8, f.
II.
bedeutung. mut bezeichnet das innere eines menschen nach allen seinen verschiedenen seiten hin, aber stets auf dem deutlichen grunde des bewegten gefühlslebens (vergl. oben I, 1), im gegensatz zum bloszen walten des verstandes oder der erinnerung.
1)
es ist der gegensatz zur körperlichen erscheinung des menschen: ahd.
thaʒ ich mit themo (segen) thuruh Krist   sî umbikirg bifestit,
in lîchamen joh muate   zi allemo anaguate.
Otfrid 5, 3, 6;
mhd. nieman ritter wesen mac
drîʒec jâr und einen tac,
im gebreste guotes,
lîbes oder muotes.
Freidank 57, 9;
und nhd. noch in der älteren sprache:
kömpt dann das mittagsmahl, so pfleget er zu leben
von diesem sonderlich, was ihm sein gut gegeben,
was etwan auf der jagt sein windspiel hat gehetzt,
darmit er vor den muth, ietzt auch den leib ergetzt.
Opitz 1, 62;
denen doch an leib und muthe
selbsten mangelt alles gute.
Logau 1, 148, 42;
so bös ist schwerlich was, es ist zu etwas gut;
das creuze plagt den leib, und bessert doch den mut.
46, 82.
auch zu blut, wenn es die körperliche verwandtschaft andeutet: bluts und muths freunde. Felsenb. 4, 5.
2)
formelhaft zusammengestellt wird mut mit andern seiten des menschlichen innern, um die gesamtheit desselben ausdrücklicher zu zeichnen; so herz und mut:
iedoch sô tuot si leides mir sô vil.
si kan mir versêren
herze und den muot.
Walther 57, 20;
lasz diese lieb, als eine glut,
in uns entzünden herz und mut.
P. Gerhard 9, 62;
sinn und muth: meinen sinn und muth ich stets auf dich richte. pers. rosenth. 5, 5;
ich hân den muot und die sinne gewendet
an die reinen, die lieben, die guoten.
Walther 110, 20;
das täglich trinken thet nit gut,
es schwecht den glerthen sinn und muth.
L. Sandrub kurzweil 112;
(ein schöner tag) der unsre muht und sinnen
durch sich selbst mehr vergnügt, und uns heist frölich sein.
herz, mut und sinn:
kum, heiliger geist, herre gott,
erfüll unsz mit deinen gnaden guͦt
deiner glaubigen herz, muͦt und sinn.
Wackernagel kirchenl. 2, nr. 987;
bewar euch gott, ich fahr dahin,
bei euch bleibt doch herz, muht und sinn.
H. Sachs fastn. sp. 3, 106, 198;
da (im himmel) sol sich freud entspinnen
durch seel, herz, muht und sinnen
für gottes angesicht.
Rist himml. lieder 5, 327;
seele und mut: wie viel Deutsche sein lust halben in Welschland gereiset, die alda mut und seele verlohren? Butschky Patm. 26; auch blut und mut, da blut träger der seele ist:
schöner Damon, deine reimen
mir erfrischen mut und blut.
Spee trutzn. 230, 194;
Mammäa führt zwei pauken, die regen blut und mut.
Logau 2, 54, 3;
geist und mut:
des feldes ruh, der blumen ambrahauch,
ein balsam, der ins herze dringet,
erquickt mir muht und geist.
als sitz des mutes wird das herz gedacht, dem der mut, die stimmung eigen ist: ein fest steendes herz ist, das im guten mut ist und sicher. aber das do matt ist jamerig, das beweist sich, und unstete ringet es hir und dar. Luther krit. gesamtausg. 1, 179, 2; und bei einem neueren die seele:
wies auch die tadler an mir tadeln mögen,
ich halte nie der seele mut in schranken.
Platen 39;
mystiker stellen den speculierenden geist dagegen:
eiâ wie wünneclîche
des herzen muot mit fröuden stêt,
sô der geist umbe gêt
in der süeʒe süeʒecheit.
Lamprecht von Regensburg Francisken leb. 3293.
3)
mut bezeichnet die gesamtstimmung des menschlichen innern, das was in der brust lebt; es berührt sich mit herz 3 th. 4², 1211 ff. und wird in den fällen a von der neueren sprache gewöhnlich durch das letztere wort ersetzt. mut, animus, est virtus anime suprema. voc. inc. theut. o 3ᵃ; der muͦt oder herz, animus. Maaler 295ᶜ.
a)
in verbindung mit verben, bis ins 17. jahrh. hinein; den mut erforschen, erfahren, erfreuen, stärken, heben u. ähnl.: den muͦt erfaren und bewären, explorare animos, den muͦt erfröuwen, sich frölich machen, hilarare animum, den muͦt schwecheren, muglosz machen, animos debilitare, den muͦt widerumb aufrichten, erwachen, animum erigere Maaler 295ᶜ; dar jr nicht in ewrem mut mat werdet. Hebr. 12, 3;
mit allem ir muote
si lobeten got den guoten.
genes. in den fundgr. 2, 96, 6;
süsz singen das di sünd sei guͦt,
beflecket oft der jungen muͦt.
ewr lieb (auf glauben, trew und ehr!)
die erfrewt höher meinen muth
denn so ich hett des keisers gut.
H. Sachs fastn. sp. 4, 71, 151;
wie kan ich ohne hasz, dich, Dulkamara, lieben,
du bittersüsze du? bald bist du gar zu gut.
bald, wenn ein schlechter wahn ersteiget deinen muth,
so steht mein naher todt üm deiner stirn geschrieben.
huren, saufen, spielen, fluchen,
ist (bei den soldaten) dem mut erfrischung suchen.
Logau 1, 100, 15;
grosz ist die lieb in meinem mut,
in gott ist sie noch gröszer.
P. Gerhard 100, 18;
und in erweckung alten sprachgebrauchs wieder seit dem 18. jh.:
drauf, hocherfreut in seinem muth,
gab er an seine frau den hut.
Overbeck ged. 150;
die nonne, voll von welscher wuth,
entglüht in ihrem muthe,
und sann auf nichts als dolch und blut.
Hölty 33 Halm;
mut und herz parallel: der herr dein gott verhertet seinen mut und verstockt im sein herz. 5 Mos. 2, 30;
und was den mut zumeist beschränkt,
und was das herz am tiefsten kränkt,
ich weisz, man kanns ertragen!
Platen 28;
des mutes unmut, die trübe stimmung des herzens:
sie (rechte liebe) macht honig aus der gallen,
sie ists, die das essen würzt,
die desz muthes unmuth kürzt.
Opitz 2, 63.
b)
gern mit adjectiven, die die beschaffenheit des innern näher bezeichnen. solche verbindungen rühren dann wol dem sinne nach an die zustandsbildungen des betreffenden adjectivs, ohne in ihnen aufzugehen, betrübter mut ist ausdrucksvoller als betrübnis, dankbarer mut sagt mehr als dankbarkeit:
yrougta si thô sêraʒ muat,   sô uuîb in sulîchu ofto duat.
Otfrid 3, 24, 49;
sô er zên uuîbon thâr thô sah,   joh liublîcho zi in ouh sprah,
lindemo muate.
4, 37, 20;
swer den übeln site gevêt,
der gêt vil ofte unfrô mit zornegem muote.
minnes. frühl. 65, 26;
wîbes minne sanfte tuot,
si gît vröuderîchen muot.
minnes. 1, 71ᵇ Hagen;
trag ich im heinlîchen muot,
daʒ ist mir iemer mêre guot.
Barlaam 27, 12;
ein frölich herz macht das leben lüstig, aber ein betrübter mut vertrocket das gebeine. spr. Sal. 17, 22; zu mir trat, und mit traurenden muht lächlet. buch der liebe 201ᵈ; trauwrigen muͦt hinlegen, solvere affectus tristes. Maaler 295ᵈ; mancher redet etwas in zornigem muhte, das er hernach, wenn der zorn vorbei, nicht gerne geständig were. Butschky Patm. 197;
brachten einander selber umb
ob ein schatz ausz geizigem mut.
H. Sachs 3, 1, 260ᶜ;
mit dankbarem muht.
war etwa Mars wo from, so kehrt es ihm zu gute:
es ist gewisz geschehn aus unverdachtem mute.
Logau 1, 71, 83;
welcher das gemeine falsch, das die welt für witz verhandelt,
kennt und haszt, dem wird sein herz auf betrübten mut gewandelt.
2, 46;
stracks an den pfahl! was gilts! wir wollen unterdrücken
den aufgeblasnen muth.
A. Gryphius (1698) 1, 504;
(du hast) nicht aufgeblasens muths nach grosem ruhm gestrebt.
auch in neuerer sprache, theils in fühlbarer anlehnung an volksmäszige rede, in genitiven oder dativen des zustandes: etwas in nüchternem mute, in trunkenem mute sagen, in der nüchternheit, in der trunkenheit; wenn ich nüchternen muths gewesen, wärs vielleicht nicht so weit kommen. Lenz 1, 125; treu lieb ich dich, mit eifer dien ich dir, und war immer gefälligen muths. Klinger 2, 119;
ein mann, dem ansehn nach von stillem ernstem muthe.
Wieland 10, 325;
du eilest mit gelassnem muth
zur mühle.
Göthe 1, 207;
theils auszerhalb solcher fälle, wo alter sprachgebrauch wieder erweckt wird:
lasz uns mit erfrischtem mute
wandeln, freund, vom muschelhute
unsre schläfe leicht bedeckt.
wie dieser sand vor wind und flut
sich jagt in wirbelnden gestalten,
so fährt und schweift mein irrer muth,
und keine stätte kann ihn halten.
Freiligrath dicht. 1, 20;
im adverbialen genitiv:
ihn umgibt ein matrosengeschwader, die heisze kost
schlingend gieriges muts.
Platen 120;
in seltenen fällen ist der sinn von mut ganz verblaszt und die verbindung mit einem adjectiv hat den bloszen wert eines adverbs:
das fraszen sie stillschweigents muts (stillschweigend).
ganskönig G 3ᵇ.
c)
von solchen fügungen (b) erscheinen eine anzahl häufiger und wie formelhaft, die sich dann bis auf unsere zeit frisch erhalten haben; so froher, glücklicher, heiterer, leichter muth: dasz sie mit frohem muth arbeiten. Wieland 6, 159; unterdessen hat Warbeck eine kurze scene mit Adelaide, worin .. Warbeck seinen leichten muth über den kampf zu erkennen gibt. Schiller Warbeck, 3. act; die gegenwart ist eine grosze göttin und selten spröde gegen den, der sie mit einem gewissen heitren muthe behandelt. W. v. Humboldt ges. schriften 5, 276;
dô sprach got der guote
mit frôlîchem muote.
genes. in den fundgr. 2, 30, 31;
hin reit diu guote
mit vrœlîchem muote.
Iwein 2942;
sie sprach mit fröhlichem muthe.
Hölty 162 Halm;
der mit immerfrohem muth
durch das leben schlüpfet.
Gotter 1, 109;
du pflegtest, domherrn gleich, bei immerfrohem muthe,
vor allen dingen deinen bauch.
245;
spröde damen mit der kalten tugend,
blonde schönen mit dem leichten mut!
Schiller hist.-krit. ausg. 1, 186;
mit federleichtem mute.
354;
der Lothringer geht mit der groszen flut,
wo der leichte sinn ist und lustiger muth.
Wallensteins lager, 11. auftr.;
mit leichtem muthe knüpft der arme fischer
den kleinen nachen an im sichern port.
Wallensteins tod 5, 4;
Flaccus, apulischer sänger, du bists! frohsinnige weisheit
lehren und glücklichen mut deine gesänge das herz.
Platen 45;
sprich, wo fänd ich solche scherze, solchen heiter festen mut?
91;
heitern mutes wandern, leichten mutes gehen, frohen mutes singen;
gesund und frohes mutes,
genieszen wir des gutes,
das uns der grosze vater schenkt.
Voss 4, 68;
ich möchte wohl nur einmal noch
recht frohen muthes sein.
Uhland ged. 9;
nur dem wohlstand schwesterlich
folgt die freiheit, leichten muts, und windet den kranz.
Platen 130;
freier, frecher, gäher mut: bitten gott mit frechem muͦt, das er yhm yr felder wöll lassen befolhen sein. Frank weltb. 51ᵃ; es wer geschehen in gehem muͦt. Ulensp. 38, s. 56 Lappenb.;
wir tragen ainn jungen freien mut.
fastn. sp. 623, 16;
das creuz und auch das salz, sind beide gleich und gut:
das faule fleisch dämpft disz, und jenes frechen mut.
Logau 1, 80, 23;
freies mutes, mutes frei:
wære ab ich ein herre vrîes muotes,
so wolt ich des guotes
deste milter sîn.
K. v. Würzburg 386, 58 Bartsch;
bekränk dich nichts! sei muͦtes frei!
H. Sachs fastn. sp. 2, 60, 39;
reiner, sanfter, frommer mut:
darinnen man mit reinem muth
den reinen gott beschawen thut.
B. Ringwald tr. Eck. C 1ᵇ;
ein züchtig herz, ein reiner mut.
P. Gerhard 13, 92;
wie ich mein herz soll zieren
mit stillem sanften mut.
73, 75;
du bist, wie ein schäflein pfleget,
frommes herzens, sanftes muts.
77, 42;
der herr ist frommes muts,
thut uns nichts als guts.
179, 50;
stolzer mut: hoffertige augen und stolzer mut, und die leuchte der gottlosen, ist sünde. spr. Sal. 21, 4; hoffertig und stolzer mut, kompt fur dem fall. 16, 18; wie lange wiltu solchs reden? und die rede deines mundes so einen stolzen mut haben? Hiob 8, 2;
lasz andre sich mit stolzem mut
erfreuen über groszes gut.
P. Gerhard 141, 71;
edler mut:
si sprâchen wol
und niwan ûʒ edelm muote
mir unt der werlt ze guote.
Trist. 5, 21;
welch edler muth!
wenn man dem feinde gutes thut.
Lichtwer fabeln 1, 24;
getroster, gleicher mut, vergl. gleichmut:
gib mir getrosten mut,
wenn meiner sünden flut
aufsteiget in die höh.
P. Gerhard 66, 61;
wenn unerträglich wird die last, greift er
hinauf getrosten muthes in den himmel
und holt herunter seine ewgen rechte.
Schiller Tell 2, 2;
wer kan mit gleichem und unbewegten muthe ansehen, dasz .. Caniz 187;
wer ich wie du gesinnt, so könt auch ich, wie du,
bei gleichem muthe sein inzwischen müh und ruh.
wann zu Lethes friedlichem schattenquell
du gleiches muts hinwallst.
Voss 3, 254;
harter, thörichter mut:
erweiche unsern harten mut
und mach uns böse fromm und gut.
P. Gerhard 16, 49;
wehe dem mörder, wehe,
der dahin geht in thörichtem muth!
Schiller braut von Messina v. 1986;
kleiner mut, vergl. kleinmut, verdroszner mut:
zu zweifeln, fällt ihr gar nicht ein;
sie kennt das herz zu gut, so kleines muths zu sein.
Wieland 17, 283 (Idris 5, 52);
wer weisz, welch ferne gegend sie durchstreift,
verdrosznes muths, am ziel sich nicht zu finden.
Göthe 9, 255;
falscher mut:
maneger schinet vor dem frömden guot,
und hât doch valschen muot.
Walther 103, 11;
so pfleget er mit falschem muht
sich tief zu naigen, bücken, biegen.
aller heuchler falschen mut.
P. Gerhard 264, 39;
trauriger, düsterer, schwerer mut: wiewol mir die schrecklichen zeichen und wunder ... einen schweren mut machen. Luther 3, 123ᵇ;
dô chod Jûdas
trûriges muotes.
genesis in den fundgr. 2, 68, 22;
und gewinnet mir daʒ herze
vil manegen trûrigen muot.
minnes. frühl. 8, 24;
wir waren stumm: die düstre seele schien
sich aus dem weine düstern muth zu saugen.
Freiligrath dicht. 2, 153.
d)
das ungemein häufige mhd. hôher muot bleibt zunächst nur in dem am seltensten dort erscheinenden übeln sinne (vergl.hochmut 2, th. 4², 1627):
eʒ (das gut) hât im (gott) vil manige sêle erwant an sîner strâʒe;
eʒ birt hôchvart, hôhen muot und gotes vil vergeʒʒen.
minnes. 2, 276ᵇ Hagen;
ich mag des nicht, der stolz geberde und hohen mut hat. ps. 101, 5;
was hilft ihm all sein hab und gut,
wann sich der tod her findet?
da gilt kein geld, kein hoher mut.
P. Gerhard 188, 21;
ein anderer sinn jener mhd. verbindung:
sô kumt aber hôher muot, der mich niht trûren lât.
minnes. frühl. 168, 35,
ist erloschen, ein dritter, der auf die moralische empfindung zielt, wird unter einwirkung der alten sprache bisweilen wieder verwendet, vergl. unter hoch III, 1, m, th. 4², 1599:
mein schönster trägt hohen und züchtigen muth.
Bürger 35ᵇ;
wer hohes muths sich rühmen kann,
den lohnt nicht gold, den lohnt gesang.
36ᵃ;
die götter haben dir
für dein vertrauen, deinen hohen muth
der seligkeiten krone zuerkannt.
Herder z. litt. 5, 147.
e)
lebendig hat sich erhalten der gute mut, in verschiedener stellung.
α)
guter mut, stimmung wie sie sein soll, von widrigem nicht niedergedrückt, zufrieden, fröhlich: ut dicitur: guter muth halber leib. Luther br. 5, 65; ein betrübter hat nimer keinen guten tag, aber ein guter mut ist ein teglich wolleben. spr. Sal. 15, 15; so flüsterte die sorge, die sich meistentheils des einen ohrs bemeistert. auf der andern seite sprach der gute muth mit weit zuverlässigerer stimme. Göthe 16, 273;
die (verlorenen krieger) klageten sie (die Sämen) vil manche tage
mit vil bitterlîcher klage.
ouch was der Natangen mût
und der Prûʒen mâʒen gût (d. h. sie waren niedergeschlagen).
livl. reimchron. 5704;
wollt ihn (den christen) auch der tod aufreiben,
soll der mut   dennoch gut
und fein stille bleiben.
P. Gerhard 123, 41;
guter mut, vergnügen, ergötzung, lustbarkeit (vergl. nachher β), in Nürnberg heiszt so namentlich ein mahl mit tanz, einige tage nach der hochzeit, in der Oberpfalz ein kindtaufsschmaus. Schm. 1, 1695:
zank und hader ist allezeit ir guter mut.
fastn. sp. 517, 28.
β)
guten mut, einen guten mut haben, in bezug auf sein geschick: ein guͦten muͦt und hoffnung haben, habere bonum animum. Maaler 295ᶜ; ein jglicher mensch der da isset und trinkt, und hat guten mut in alle seiner erbeit, das ist eine gabe gottes. pred. Sal. 3, 13; isz, trink, und habe guten mut. Luc. 12, 19;
kaufman, du vil guoter man,
du sult ainen guoten muot han.
ich will es gar eben erfarn,
und will euch alle wol bewarn.
fastn. sp. 471, 24;
so wisz doch, das ich darumb hab
bei külem wein ein guten mut!
wie Epicurus lehren thut:
wein macht mich als unmuts vergessn.
H. Sachs fastn. sp. 1, 60, 208;
wolauf, mein herze, sing und spring
und habe guten mut.
P. Gerhard 119, 50;
guten mut haben, in bezug auf lebensform, sich vergnügt machen, lustig sein: wolan, die (papisten) lassen wir rhümen, und einen guten mut uber uns haben. Luther 3, 59ᵃ;
herr wirt, habt unsern schimpf vergut!
wir haben gehabt ainn guten mut.
fastn. sp. 608, 9;
der schultes wirt sein sackpfeifn bringen,
da wöl wir danzen und drein singen,
und haben einen guten mut.
H. Sachs fastn. sp. 1, 124, 9;
als abschiedsgrusz:
'ist das die ehr, die man mir thuͦt?
wolan so habt ein guͦten muͦt.'
und thuͦ als wolstu von jm gehn.
Grobian. K 4ᵇ (v. 2608);
guten mut halten, die lustige stimmung dauern lassen, fröhlich sein:
und hab drei tag urlab genommen,
mit euch zu halten ein guten muht.
H. Sachs 3, 1, 240ᵈ;
guten mut machen, schaffen, fröhlich machen:
so leg ich mich zu dem pfaffen,
und will mir guoten muot schaffen.
fastn. sp. 502, 9;
Zartlieb ist der welt zu zärtig,
eh er, dünkt mich, noch wird bärtig,
werden mit ihm ihren mut
würm und schlangen machen gut.
Logau 3, 178, 24;
guten mut nehmen: so wolten ich und Rosamunda uns einen guten mut mit euch nemen. buch der liebe 241ᵇ; guten mut geben, zufriedene stimmung:
gäbet ihr (götter) uns auf der erde
festen sinn und guten muth;
o wir lieszen euch, ihr guten,
euren weiten himmel droben!
Göthe 2, 89.
γ)
bei gutem mute sein, bei gutem mute einen erhalten, in rechter stimmung, nicht unlustig: von einem schriftsteller, der bei gutem mut ist. Wieland 8, 85; die höfe von Madrid und Wien unterlieszen nicht, ihn (den könig von Polen) durch prahlerische versprechungen bei gutem muthe zu erhalten. Schiller hist.-krit. ausg. 8, 106; vor gutem mute jauchzen: dasz sie vor gutem muhte jauchzen immer und ewiglich. Schuppius 668; zum guten mut gehen, um fröhlich zu sein, d. h. ins wirtshaus oder in gesellschaft, vergl. dazu oben β: werest (wärst du) nit stettigs spacieren und zum guten mut gegangen. Mathes. Sar. 24ᵇ; mit gutem mute: isz dein brot mit freuden, trink deinen wein mit gutem mut. pred. Sal. 9, 7;
hêrre vater guote,
wis mit guotem muote:
dir inbôt dîn sun Jôsêph,
er ne wâre noch tôt nieht.
genes. in d. fundgr. 2, 71, 18.
δ)
endlich gutes mutes sein: guͦts muͦts, guͦter dingen und frölich sein, bono esse animo. Maaler 295ᶜ; wenn man isset und trinket und guts muts ist. pred. Sal. 5, 17; ich richtet jn auf, und tröstet jn, und sprach, sei guts muts. buch der liebe 193ᶜ; liebe tochter, sei guts muhts, das ist eine gemeine krankheit, sie ist gut zu heilen. 194ᵈ; bei allen diesen unfällen war ich getrost und gutes muths. Göthe 15, 35; seid gutes muths. 8, 24 (seid guten muths. 42, 263); ich fand den pater Lorenz noch so munter und gutes muthes, als vor zwanzig jahren. 43, 196;
ist einer heute gutes muts,
ergetzt und freut sich seines guts:
eh ers vermeint, fährt sein gewinn
zusammt dem guten mute hin!
P. Gerhard 226, 25;
du trauerst, liebelt er,
sei gutes muthes, freund!
Göthe 2, 78;
sie sollen wacker sein und gutes muths,
der Tell sei frei und seines armes mächtig.
Schiller Tell 4, 1;
einen gutes mutes machen:
barmherzigkeit und gutes
wird mein herz gutes mutes,
voll lust, voll freud, voll lachen,
so lang ich lebe, machen.
P. Gerhard 121, 38;
als aufforderung nur gutes muts!: nur gutes muths, gnädiger herr, es ist noch nichts verspielt. Wieland 11, 249; nur gutes muths, sag ich! 12, 24; doch gutes muths! ein leichter sinn trägt alles! Göthe 16, 91.
f)
gegensatz ist schlimmer, böser mut: nie, glaube ich, ward eine gesundheit mit so schlimmen muthe getrunken. Schiller hist.-krit. ausg. 4, 247;
lâ guoten muot den bœsen muot von dir vertrîben:
minne got, sô maht du frô belîben.
Walther 37, 28;
auch macht mirs schlimmen muth,
dasz heut vor fünfzehn jahren
ich sah meines vaters blut.
g)
zu mute sein, in stimmung sein, eine seelische empfindung haben; gleichfalls mehrfach.
α)
einem ist, wird zu mute, mit näherer adverbialer bestimmung; eine noch heute häufige alte formel:
ich hœre sagen, im sî wol ze muote,
der tougenlîcher minnen pflege.
minnes. 1, 13ᵃ Hagen;
die wîle ich daʒ verpfenden mac (das gut), sô lebe ich âne sorgen;
swenne eʒ an ein gelten gât, sô wirt mir wê ze muote.
2, 96ᵃ;
ein mensch dem leid und ubel zu mute ist, der hat auswendig elend gebirde, schlecht das heubt nider. Luther krit. gesammtausg. 1, 177, 35; dem ritter Reinharten sehr wehe zumuht was. buch der liebe 244ᵇ; weistu nicht wie einer ameisz zu muthe, wenn sie unter deinem fusze ist? pers. rosenth. 1, 26; ich will nicht versuchen zu beschreiben, wie mir in diesem augenblicke zu muthe war. Wieland 2, 48; só würde ihm zu muthe gewesen sein, wenn er sich an ihren platz setzte. 246; wie einem erzähler zu muthe sei, dem ich für die bemühung, mich gähnen zu machen, drei hundert prügel auf die fuszsohlen geben lasse. 6, 83; wo die regenten fühlten, wie es dem volk, wie es einem armen teufel zu muthe ist. Göthe 14, 88; ganz verwirrt und verdüstert ward es unserm freund zu muthe. 22, 179; ich sah sie an, mir ward sonderbar zu muthe. 23, 74; auch mir war es in dieser verlegenheit gar lieblich zu muthe. 23, 171; mir war bei der sache nicht ganz wohl zu muthe. 24, 82; in versen und in prosa verhehlte er niemals was ihm augenblicklich zu sinne, wie es ihm jedesmal zu muthe sei. 32, 242; da nun der kunstrath .. deutliche winke fallen lassen, er wolle mich in kurzem rezensieren, so war mir fatal zu muthe. J. Paul Qu. Fixl. 9; dasz ihr beide euch wohlbefindet bei diesen rasereien, will ich glauben; wie aber einem ehrlichen zuschauer, wie mir, dabei zu mute sein musz, bedenkt ihr nicht. Platen 182;
sie haben glück und wissen nicht,
wie armen sei zu mute.
P. Gerhard 191, 16;
sucht man, wie uns zu muth, boszhaftig auszuspüren?
er komm, er wisse, was die seele mir verzehrt.
A. Gryphius (1698) 1, 171;
vater Zeus, dem hier nicht wohl zu muthe war.
Wieland 10, 156;
o wer beschreibt, wie ihm zu muthe wird,
da ihm auf einem ruhebette
sich eine nymf aus Mahoms paradies
im vollen glanz der reinsten schönheit wies!
23, 257 (Oberon 12, 15);
vielleicht ist ihm nicht wohl zu muth.
Göthe 13, 3;
sehr ernst
und feierlich ist mir in dieser stunde
zu muthe.
Schiller hist.-krit. ausg. 5, 70 (dom Karl. 2, 3);
dem mann ists trüb zu muthe.
Uhland ged. 369;
die ruderknechte pfeifen,
doch mir ist schlimm zu mut.
Platen 25.
β)
dieses zu mute sein wird bisweilen auch auf körperliches befinden, mit rücksicht auf seinen zusammenhang mit der seelischen empfindung, bezogen: mir ist schlecht zu mute, ich befinde mich übel, in gewöhnlicher rede Mitteldeutschlands, auch niederd. mi iss nich gôd tô môd, ich bin unwohl Danneil 138ᵇ; als ich aufstand, war mir gar nicht gut zu mute; es wurde ihm schwach zu mute, er war einer ohnmacht nahe; ich fragte den alten, wie ihm denn jetzund zu muthe wäre? (wie er sich befinde). pers. rosenth. 6, 1;
und eh ich mirs versahe,
stack mir der pfeil im herzen.
o wie ward mir zu muthe!
ich sank vor schmerzen nieder.
Chr. E. von Kleist werke (1765) 67;
daher bei schwachem mute, dem sterben nahe:
Phylax roch, bei schwachem muthe,
noch den dunst von seinem gute.
endlich, da sein auge bricht,
spricht er: laszt mir alles liegen.
Gellert 1, 38.
γ)
es hiesz auch ich bin zu mute, bin in der stimmung, fühle mich: ich bin übel ze muͦt, animo male est. Maaler 295ᶜ; der bruder was wol zumut. Wickram rollw. 149, 9 Kurz; (Clemens) der dann fast frölich und wol zu muth was, dasz Florens erlöset und wider kommen war. buch der liebe 30ᵃ; desz (weshalb) denn jungfrau Rosamunda wol zu mut war. 238ᵇ; die kammermeisterin wol zu mut war. 241ᵈ; der könig die beiden ritter auch mit groszen freuden empfahen thet, jrer widerkunft wol zu mut war. 253ᵃ; der war frölich und wol zu muht. 257ᵇ;
die jungen warden wol zu muͦt,
dasz er jn worden war so guͦt.
Grobian. Sᵃ (v. 4505);
das völklein dort im schattenhain,
ist wohl zurecht und wohl zu muth.
Göthe 13, 4;
ebenfalls auf körperliches befinden bezogen (vergl. oben β): ostfries. ik bün nêt gôd to môde, fühle mich innerlich unwohl. ten Doornkaat-Koolman 2, 610ᵃ.
δ)
etwas ist, wird einem zu mute, in bedeutendem sinne, erregt gute stimmung, ist genehm, angenehm: so will ich still schweigen, weil es euch nit zu mut ist (wenn ich rede). Aimon bog. B; da wir uns verzeihen des heidnischen stylums, und verharren in dem glauben als ein fidelis, dem weiter paganische arbeit nicht zu muth sind. Paracelsus opp. 1, 5 A.
h)
wechsel und wandelung der menschlichen seelenstimmung: ein gedültiger ist besser denn ein starker, und der seines muts herr ist, denn der stedte gewinnet. spr. Sal. 16, 32; sihe, ich wil jm einen andern mut machen. Jes. 37, 7;
dann spricht sie honigsüsz, bald wendet sie den muht,
und fährt dich schnaubend an, bald ist sie wieder gut.
Rachel satyr. ged. s. 5;
sprichwörtlich: kurzen mut und langes haar (vergl. dazu unter haar th. 4², sp. 9), was in die bedeutung 4, a unten einspielt;
der wolf endert das haar,
der mut bleibt wie er war.
Lehmann floril. 1, 16;
keiner ist so gut,
er hat wohl zweierlei muth.
Simrock sprichw. s. 388.
4)
durch mut werden auch einzelne seiten der seelischen stimmung betont oder hervorgehoben, öfter mit übergreifen in örtliche vorstellung (vgl. unter c).
a)
in der ältern sprache besonders häufig verlangen, begierde, streben:
uuis hôrsam ouh zi guate,   ni hôri themo muate (dem gelüsten).
Otfrid 1, 18, 40;
der tiuvel hât dekeinen muot
weder ûf lîp noch ûf guot:
so ist der hêrre sô gewert,
daʒ er niht sêl noch lîbes gert.
Freidank 28, 7;
was auch nhd. dauert, wenn mut wie verlangen steht: und doch ists mir, als hätt ich eine art heimweh und muht zu dir, du alter Ruprecht. Claudius 1, s. viii; in formeln, etwas wird zu mute: ich sahe einen todt mit einer leiren daher schreiten, der spielete zwar auf, aber der tanz ward mir nicht zu muth (ich verlangte nicht zu tanzen). Philander 2, 167; der mut sticht, was sonst vom verlangen oder kitzel gesagt wird; bei Schiller, wol nach der gemeinen rede des südens:
schickt eure männer her,
wenn sie der muth sticht, dem befehl zu trotzen.
Tell 3, 3;
oder absicht, richtung der gedanken auf einen zweck:
'hât aber er gelobt, geselle,
daʒ er niemer mê gesinge liet,
eʒn sî ob ich ins biten welle?'
vrowe, eʒ was sîn muot do ich von im schiet.
minnes. frühl. 177, 25;
wand ich ze gote und zer werlte den muot
deste baʒ durch ir (der geliebten) willen bekêre.
215, 19;
derhalben so vermerk mein mut!
ich wolt, das du mir all dein gut,
ligents und farents, machst unterthenig.
H. Sachs fastn. sp. 1, 84, 51;
der frömmste mut ist gottes mut,
der niemand arges gönnt und thut.
P. Gerhard 140, 16;
so folg auch du dem eignen mut,
mit keinem andern kannst du tauschen.
Platen 27;
oder gesinnung, die auf ein vorhaben geht: ein hütten, darinn er, verscheiden von der welt, muͦt hat gott zu dienen. Wickram rollw. 130, 6 Kurz; er hat keinen mut dazu, aversus est ab ea cupiditate. Stieler 1298;
ich wil hören seinen muth,
vielleicht meint ers ehrlich und gut.
H. Sachs fastn. sp. 4, 24, 66;
den päsen (bösen) wendt er (der tod) jren muͦt,
das sich jr straf nit meren thut.
denn das ist unsers fleisches mut,
wann wir in freuden leben,
dasz wir dann unserm höchsten gut
am ersten urlaub geben.
P. Gerhard 23, 22;
adel, den die kunst gebieret, hat gemeinlich diesen mut,
dasz er mehr für geld als ehre, immerzu das seine thut.
Logau 3, 101, 11;
in den formeln der mut steht nach etwas, etwas ist einem zu mut (verschieden von oben 3, g), wird einem zu mut:
dô wart ime ze muote,
daʒ er mit der sinvluote
die welt wolte fliesen.
genes. in d. fundgr. 2, 27, 4;
des antwurt in got der guote,
er sprach, ime wâre anderes ze muote;
sprach er wolte machen einen man,
nâch sînem bilde getân.
12, 3;
mîn mût zû disem berge stât,
dar ûf sal man bûwen
eine burc.
livl. reimchron. 8186;
er het sîn muot,
daʒ er iʒ gerne hæt getân.
Lamprecht v. Regensburg Franzisken leben 99;
des was mir ie ze muote,
daʒ ich es hæte gerne dich
gevrâget.
Barlaam 27, 4;
und beweist im zucht und ehr, nach dem besten als sie kundt, unwissend was Sento zu mut war. Livius von Schöfferlin 21;
ist dein salben guͦt,
dar nach so stet unser muͦt.
Erlauer spiele 3, 756 Kummer;
darumb ist euch etwas zu mut (habt ihr eine absicht, in bezug auf heirat),
so last die sach die freund beschlieszen!
fastn. sp. 517, 17;
im bairischen noch heute mut haben eines dinges, gesonnen sein, willens sein, es zu thun, zu haben, i ha's mued Schm. 1, 1695 Fromm.; ebenso rheinisch, muth haben es, etwas beabsichtigen, es thun wollen, was hast du muth? er hat es muth, das spiel zu gewinnen. Kehrein 287; éines mutes sein, vgl. einmütig 1, theil 3, 236:
ich wil iu helden râten,   ir habet einen muot,
ir jehet gelîche.
Nib. 374, 1;
(sie haben) gleiches gut,
aber im geist nicht éinen muth.
B. Ringwald tr. Eck. M 1ᵇ;
vgl. dazu:
sind schwesterkinder nach dem muth,
und thun all drei was einer thut.
B. Ringwald laut. warh. 142.
b)
wille, entschlusz, entschlossenheit: der papst nominiert den er will providieren, entweder ausz eigenem mutt, oder auf fürbit der fürsten. Linck von Colditz bapsts gepreng M 4; (ein edelmann hatte nur einen sohn) welcher .. zärtlich auferzogen, und jm sein muth ganz frei gelassen, derhalben je mehr er an jaren zunam, so viel und mehr an bulerei und frecher geilheit. Kirchhof wendunm. 73ᵃ; bair. aen sein mued lassen, ihn nach seinem sinne thun, ihn gewähren lassen. Schm. 1, 1695 Fromm.;
von sîner (gottes) güete wirt sô guot
dîn wille, daʒ du nimmer muot
gewinnest, der wider in sî.
Lamprecht v. Regensburg tochter Syon 942;
und wil nimer abe lan,
und wil mein freien muot han.
fastn. sp. 502, 20;
von gott hab wir all freien muͦt,
zu würken pöses oder guͦt.
weisz wol, du wuchertst selber gern,
und fehlt dir zwar nicht an dem muth,
sondern es fehlt dir an dem gut.
B. Waldis Esop 2, 100, 49;
wille gegen personen, wol- oder übelwollen: ein solchen mut sol ein christenmensch gegen dem andern tragen. Luther 2, 359ᵃ; guter mut, aufs gute gerichteter wille (verschieden von oben 3, e):
diu reinen wîp sint alle guot:
si gebent ofte guoten muot
dem der nâch ir willen tuot.
Wigal. 142, 14;
es quellen oft aus ihr (der brust) der tugendhafte muth,
der freunde nie verläszt, und feinden gutes thut,
den frieden liebt und wirkt, der zwietracht wildheit zähmet,
und nur durch neue huld undankbare beschämet.
Hagedorn 1, 15;
gutes mutes bleiben einem, von wolwollender gesinnung, gutes mutes sein: mein Gredel, sei guts muths, und lasz den zorn, den du wider mich gefast, schwinden. Winckelfelder 328;
ach, bleib mir hold und gutes muts.
P. Gerhard 42, 38;
der, ob wir ihn gleich hoch betrübt,
doch bleibet gutes muts,
die straf erläszt, die schuld vergibt,
und thut uns alles guts.
79, 14.
c)
mut als sinneskraft, denken, überlegung:
nieman sol des haben muot,
daʒ wuocher, roup, verstolen guot
gote sî genæme:
eʒ was ime ie widerzæme.
Freidank 48, 1;
dasz mein buch, sagt mir mein mut,
noch ganz böse, noch ganz gut.
Logau 1, 124, 30;
und, auf grund örtlicher vorstellung, in den mut kommen, nehmen, zu sinne, für überlegung, zu mute gehen:
meister Ernste an den mût
quam ein gedanke, der was gût.
livl. reimchron. 8169;
eis mâls kam im in sînen muot,
daʒ er diz gegenwürtig guot
dur gottes willen wölt ûf geben.
edelstein 85, 5;
Joseph, mich zimpt in meinem muͦt,
dem chint sei di chelten nicht guͦt.
Erlauer spiele 1, 49 Kummer;
sölch gleichnusz nemet all zuͦ muͦt,
di süntlich prauchen eer und guͦt.
sölchs alle menschen nempt zuͦ muͦt,
und heirat nit nach päsen guͦt.
132ᵃ;
di red gieng mir gar hoch zuͦ muͦt.
151ᵃ;
im mute sein:
mein geliebter!
lasz auch weisheit in deinem muthe sein (überlege weislich).
Tieck Octavian. 413;
im mute gedenken: das vernam Ulenspiegel und gedacht in seinem muͦt: der kürszner zuͦ Berlin het dir nüt für dein arbeit geben, daʒ sollen dir dise kürsner bezalen. Ulensp. 55, s. 81 Lappenberg;
in sînem muot gedâcht er (der löwe) dô,
wie er eʒ (das pferd) möcht betriegen.
edelstein 50, 8;
denkt ihr denn nicht in eurem muth ...
B. Ringwald ev. O 6ᵃ;
mut auch für gedächtnis, erinnerung: interim als ich die arme überall höre angeklagt werden, dasz sie das allmusen schändlich verthun, kompt mir der jenige meerräuber zu muth, welcher mit einem einzigen schifflein raubete, und derohalben verschreit war, da Alexander unter diesem die ganze welt mit völliger schiff-armada überzohe, und dessentwegen der grosze könig genent wurde. Schuppius 749;
dann ein weib hat ein kurzen muht
und gar leichtlich vergessen thut ...
J. Ayrer 369ᵈ (1852, 34 Keller; vgl. dazu oben 3, h).
5)
mut für den träger des mutes, der seelischen stimmung, wenn er thut oder leidet, was sonst die person:
uuanta nîdigaʒ muat   haʒʒôt emmiʒen daʒ guat.
Otfrid 3, 14, 118;
sô werdet ir gote,
sô gehôrsamet iuwerme gebote
ubel unde guot;
alleʒ weiʒ iʒ iwer muot.
genes. in d. fundgr. 2, 18, 44;
swes sô wunsget dîn muot.
99, 9;
des freut sich Etzelen muot.
Nib. 1297, 4;
was setzt sich dein mut wider gott, das du solche rede aus deinem munde lessest? Hiob 15, 13; handel ich denn mit einem menschen, das mein mut hierin nicht solt unwillig sein? 21, 4;
auf einmal lieb und hasz besitzen meinen muht.
des Illo trunkner muth hat dirs verrathen.
Schiller Piccol. 5, 1;
sich selbst beschränkt ein edler mut,
und, seiner selbst gewisz,
schlägt er sich frei durch bös und gut,
durch licht und finsternis.
Platen 27;
noch setzt in dich mein gläubiger mut indesz
sein fest vertraun, hofft liebebethört, es sei
voll zärtlichkeit dein busen.
111.
6)
mut, gesteigert zu der bedeutung gehobene stimmung, freudigkeit, wie die formelhafte verbindung der gleichbedeutenden freude und mut, lust und mut zeigt:
solst in den orden werden gsteckt,
darinn man geflickte hosen tregt,
da du hast weder frewd noch mut.
H. Sachs fastn. sp. 1, 75, 187;
o nein, ich hab wol groszes gut,
doch darausz weder frewdt noch mut,
sorg nur, wie ich mehr gelts gewinn.
2, 52, 106;
ich will gehn in die küche gehn,
zurichten ein mahl für die zween.
von dem ein hab ich ehr und gut,
von dem andren lust, freud und mut.
4, 76, 308;
hab aber weder freud noch muth,
wie ander meins gleichen jung frawen.
5, 57, 32;
doch bleibt dem hause lust und muth verdorben,
als wäre der gebieter selbst gestorben.
Uhland ged. 456;
animosus vol mutes, fol mutz Dief. 36ᵃ (vgl. dazu mutig 2, a); in sprichwörtlichen wendungen: geld und gut, machet mut, aber viel mehr die furcht des herrn. Sir. 40, 20; wie man spricht, gut macht mut, mut macht hohmut, hohmut macht armut, armut aber weh thut, wehthun sucht wider gut. Luther 3, 234ᵇ; und gilt zum öftern das sprichwort .. guth macht muth, muth macht übermuth, übermuth, thut selten gut. Simpl. 1 (1713), s. 308; guht machet mut, opulentiae comes tumor et ferocia. Stieler 1298; und andern:
wen guͦte ärbet schwechen thuͦt,
mag wol mit jagen suͦchen muͦt.
er (der alte mann) kan dir doch nit geben mut (spricht eine junge frau).
B. Waldis Esop 4, 81, 9;
o reizet die städte zum neide,
ihr dörfer voll hüpfender freude!
was gleichet dem landvolk an muth?
Hagedorn 3, 98;
trinke muth des reinen lebens!
Göthe 1, 199;
angedenken an das gute
hält uns immer frisch bei muthe.
47, 70;
ironisch: da haben sie alsdann ein muth, wie drei hund in einem bronnen, freurt einen so sehr als den andern. Fischart bienenk. 265ᵇ.
7)
in bösem sinne, häszliche stimmung, groll, hasz, ärger: (dasz der papst nicht) die gottesgaben aus geiz, muͦt und gab yemand befelhen solt. S. Frank chron. 327ᵇ;
aber wolan, tritt näher, das wort zu vernehmen, o könig,
unsres gesprächs, und bezwinge den muth (μένος) des erhabenen
herzens!
Odyss. 11, 562;
in dem bilde seinen mut kühlen, weil der groll als brennend gefaszt wird (vergl. auch kühlen th. 5, 2568 und unten mütlein): ich wil jnen nachjagen und erhaschen, ... und meinen mut an jnen külen. 2 Mos. 15, 9; sie haben jren mut mit einander an mir gekület. Hiob 16, 10; also wil ich ... meinen mut an dir külen, und meinen eiver an dir settigen, das ich ruge und nicht mehr zürnen dürfe. Hes. 16, 42; auch den bösen mut kühlen: (der graf) der .. das dringendste geschäft lieber einen augenblick stocken liesz, als dasz er den einmal in ihm erregten bösen muth an einem unschuldigen gekühlt, und eine seiner würde nachtheilige entscheidung gegeben hätte. Göthe 24, 158.
8)
die hauptbedeutung von mut in unserer neueren sprache entwickelt sich aus der steigerung des wortsinnes (6. 7); mut, beherzte stimmung gegenüber wagnis und gefahr, ist mhd. noch selten:
der adlar dô (im krieg der thiere) gestôʒen kan (kam),
vil vast schrei er die vogel an.
er gab in herze unde muot,
als noch vil dik der keche tuot.
edelstein 44, 27;
kommt aber seit dem 16. jahrh., die frühere bedeutung zurückdrängend, mehr und mehr empor.
a)
in formelhafter verbindung mit herz (vergl. th. 4², 1218), was den sinn eindringlicher macht: herz und muͦt verlieren, dimittere animos, fractiorem esse animo. Maaler 295ᶜ; da sie nu Judas mit solchen schönen worten, die einem ein herz und mut machen, getröstet hatte, beschlossen sie, sie wolten .. stracks an die feinde ziehen. 2 Macc. 15, 17; wie viel muth, wie viel herz werde ich mir für ihn trinken! Lessing 12, 133;
vor scham und forcht begung er schwitzen,
kratzt sich hinder den langen ohren,
als het er muͦt und herz verloren.
Grobian. N 4ᵃ (v. 3387);
wärst du einer aus dem orden,
denen herz und mut entfällt,
wan sie nur berühret worden
von des rauhen unglücks kält.
P. Gerhard 29, 34;
im glück ist er verwegen;
kömmt aber sturm und regen,
fällt herz und mut dahin.
267, 16.
b)
in ähnlicher verbindung mit andern substantiven: (wir) preisen den rechten werkmeister unsern herrn Christum, der solchen trotz und mut wider den teufel und seine diener in ewer herz gegeben hat. Luther 6, 11ᵇ; der freund, dem wir muth und eifer genug leihen wollen. Wieland 6, 231; glauben sie nicht, dasz wir noch arm und muth genug haben, uns und diese frauen zu vertheidigen? Göthe 14, 129;
schwingt fröhlich hie und da
sein fähnlein als ein held,
der feld und mut behält.
P. Gerhard 74, 16;
der herr zieht selber in den streit.
er selber siegt auf Zions höhen.
die hügel fühlen sieg und mut.
Hagedorn 1, 7;
die macht der finsternisse fällt,
und glanz und muth und freude steiget.
10;
ein jeder ringt mit furcht und wellen,
und jedem sinket hand und muth.
2, 40;
sie (die ruhe), des weisen wunsch, der spott des klügelnden sclaven,
wählte die schneeigen alpen, um muth und einfalt zu segnen.
Stolberg 1, 209;
niemand glich ihm
seit der zeit, an muth und stärke,
wie an güt und redlichkeit.
Herder z. litt. 5, 209 (Cid 70);
und kommen feinde, nicht mit gold und silber,
mit muth und eisen musz man sie bekämpfen.
Tieck Octavian. 209;
noch fühl ich ..
feuer und muth durch alle adern flieszen.
321.
c)
mut mit adjectiven, wobei das wort oft personifiziert wird:
o küner helt, es ist umb sunst
dein küner muet und fechtens kunst.
H. Sachs hürn. Seyfr. 16, 443;
also ewer stets frischer muth
soll dieses süszen kampfs ohn blut
euch wieder und wieder gewehren.
Weckherlin bei Opitz (1624) 201;
ein tapfrer mut kan siegen.
Rist Parnasz 459;
festen mut in schweren leiden.
Schiller hist.-krit. ausg. 4, 4;
weil kluge vorsicht mehr als toller muth
dem feldherrn ziemt.
Phöniz. v. 635;
solche wagestücke fordern
den kecken muth der jugend.
Maria Stuart 2, 5;
den kampf, den das gesetz versaget,
hast du mit frevlem muth gewaget.
kampf mit dem drachen v. 52;
fünf unsres ordens waren schon ..
des kühnen muthes opfer worden.
v. 63;
mein leib und leben kühnlich zu beschirmen,
mit leben, blut, leib, kraft und vollem muthe.
Tieck Octavian. 101;
(das herz) stählt sich, dasz von tag zu tage
mit gröszerm mut es immer neuen schmerz,
und immer neuen kummer trage.
Platen 23;
(heraus) tritt ein ritter kecken muthes.
Freiligrath dicht. 1, 42;
lasz mich jetzt deinen sterbenden mut durch mein beispiel beleben. Schiller kabale und liebe 3, 4;
unter allen
streitenden war könig Sancho
wohl an leibeskraft der stärkste,
doch der feigeste an muth.
Herder z. litt. 5, 114 (Cid 24);
ihm entgegnet Assur: zwar den jüngern
nenn ich mich, doch nicht an mut verzagtern.
Platen 324.
d)
der mut steigt, fällt, schwindet, sinkt, liegt, wächst, wird stark: und da alle unsere feinde das höreten, furchten sich alle heiden, .. und der mut entfiel jnen. Neh. 6, 16; wenns herz bekümert ist, so felt auch der mut. spr. Sal. 15, 13; wer ein frölich herz hat, der weis sich in seinem leiden zu halten, wenn aber der mut ligt, wer kans tragen? spr. Sal. 18, 14; umb des geschreies willen, das da komet, fur welchem alle herzen verzagen, und alle hende sinken, aller mut fallen, und alle knie wie wasser gehen werden. Hes. 21, 7; da nu das kriegsvolk höret, das Holoferni der kopf abwar, erschracken sie, und wurden irr, und kundten nicht rathalten, was sie thun wolten, so war jnen der mut entfallen. Judith 15, 1; der muͦt empfalt jnen, cadunt animi. Maaler 295ᶜ; den mut sinken lassen, desperare, animo dejici. Stieler 1298; mein muth wird stark, wüthe blut! trometenschall im herzen! Klinger Otto 42, 17; der muth wächst mit der gefahr. Schiller räuber 1, 2; als nun aber die riesen so ziemlich mit den drachen fertig geworden, stieg ihnen gleichfalls der muth und dünkel, weszwegen sie gar manches frevele .. verübten. Göthe 23, 91;
der mut mag euch entfallen.
Logau 1, 1, 1;
als mir aller mut entfiel,
tratst du, mein gott, selbst ins spiel,
gabst dem unfall masz und ziel.
P. Gerhard 235, 82;
doch als er die vielen
feinde beisammen erblickte, wie alle standen und alle
sich zu rächen begehrten und ihn am leben zu strafen,
fiel ihm der muth.
Göthe 40, 145;
mit einmal ist sein mut geschwunden,
die frohe zuversicht dahin.
Lenau Savonarola.
e)
mut haben, zeigen: muth hab ich genug, um baarfus mitten durch die hölle zu gehen. Schiller hist.-krit. ausg. 2, 231 (räuber, trauersp. 1, 6); und einig müssen wir sein, ehe ich mut habe, meinen bau zu vollenden. 4, 43;
hend ir muot etwas zerbüten (zu erbeuten)
nach üwerem bruch und kriegesrecht?
trag. Joh. h ij;
tretet
heraus vor allen, habt ihr muth, und klaget
als eine buhlerin sie an!
Schiller don Carlos 3, 4;
muth zeiget auch der mameluck.
kampf mit dem drachen v. 277;
mut fassen: fasse muth, meine theuerste! du hast gewonnen. Schiller kabale und liebe 2, 5; der bursche kreuzigte sich drei mal über meine gottlosigkeit, faszte aber doch in zukunft etwas mehr muth zu dem meinigen. Seume spazierg. 2, 44;
lieber fasset wieder mut!
Logau 1, 61, 45;
mut erwecken, geben: der herr hat den mut der könige in Meden erweckt. Jer. 51, 11; ich war, fuhr sie fort, eine der furchtsamsten, und indem ich mich herzhaft stellte, um den andern muth zu geben, bin ich muthig geworden. Göthe 16, 36;
gefahr giebt muth, der muth hilft streiten.
so rufe jenseits
man zu waffen, dasz mein tod den feinden
neuen muth nicht und den sieg nicht gebe.
Herder z. litt. 5, 198 (Cid 63);
ich will die freundin rufen und es wagen,
zu sagen was mir muth giebt und verzagen.
Tieck Octavian. 331;
wer weckt die alten streiter?
wer weckt den alten mut?
Platen 42;
mut annehmen, nehmen, einsetzen, heben: der alte nahm wieder muth, und fing nun an .. sich zu erkundigen. Göthe 18, 73; der wird gewinnen, welcher den bessern muth einsetzt. Freytag ahnen 4, 139;
so nimb an dich eins mannes mut!
H. Sachs fastn. sp. 1, 51, 436;
die göttin, deren glanz ihn erstlich schüchtern machte,
hub endlich seinen muth durch freundlichkeit empor.
Röschen gab ihm bänder mancher farbe, ..
sasz mit ihm auf einer weizengarbe,
lächelt ihm zur arbeit muth.
Hölty 60 Halm;
muth benehmen, nehmen: er nimpt weg den mut der obersten des volks im lande. Hiob 12, 24; dasz ein regent ... seinen redlichsten und besten dienern den muth benimmt. Wieland 7, 236; er (der trauerfall) nähme den unsrigen den mut, und gäb ihn den feinden. Schiller Fiesko 5, 13;
nu soll mir nicht mehr grauen
für allem, was mir will
entnehmen meinen muth.
P. Gerhard 75, 29;
für seinen mut suchen u. s. w.:
krieg war aus dem krieg entlaufen
zu dem tollen frevlerhaufen,
der in seines freundes blute
ehre suchte seinem mute.
Logau 1, 137, 91;
lebet wohl, ihr schönen berge,
Teruel und Albarazin,
ewge zeugen seines ruhmes,
seines glückes, seines muths.
Herder z. litt. 5, 202 (Cid 67);
wenn du dienest, wenn du treu bleibst,
will ich dich mit muth beseelen.
Tieck Octavian. 35;
ermunternder zuruf ist mut!: nur mut! das schlimmste ist überstanden; muth, dreistigkeit, unverschämtheit, wenns nöthig ist! Schiller neffe als onkel 1, 4.
f)
früher in vereinzelnder fügung einen mut fassen, nehmen, kriegen, machen u. ähnl., vergl. dazu oben I, 3: ein muͦt widerumb fassen oder nemmen, recipere pectus, adhibere audaciam. Maaler 295ᶜ; im selbs ein muͦt fassen oder schöpfen, sumere animum. ebenda; so sollen wir widerumb .. jm zu trotz und verdries einen mut fassen. Luther 3, 394ᵇ; solt einem das nicht einen mut machen zu den kranken zu gehen, und jnen dienen? 395ᵇ; das man .. ein mut nimpt und denkt, nu wil ichs nicht leiden. 4, 449ᵃ; aber im siebenden jar nam Joiada einen mut. 2 chron. 23, 1; als denn werden sie einen newen mut nemen, werden fort faren und sich versündigen. Habak. 1, 11; gib mir einen mut, das ich mich nicht entsetze. Judith 9, 11; was du sprichst, das mus geschehen, wo du einem ein mut gibst, das mus fort gehen. 16, 17; ich erwarte sie in meinem cabinette. mein kammerdiener hat ordre, sie .. zu mir zu führen. fassen sie einen muth. Rabener sat. 3, 78; nun habe ich mir aber seit vierzehn tagen einen muth gefaszt, und bin mit kleinen blättern hinausgegangen. Göthe 27, 279;
nim dirs ein muͦt (fass ein herz),   dracht nit nach guͦt,
lasz niemands von dir erben,
kauf nichts hinaus,   dracht nur herausz.
Uhland volksl. 523.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 15 (1885), Bd. VI (1885), Sp. 2781, Z. 65.

mut, muth, m.

mut, muth, m.
animus.
I.
herkunft und formelles.
1)
mut ist ein altes gemeingermanisches wort: goth. môds, altnord. môđr, schwed. dän. mod; ahd. mhd. muot; alts. ags. fries. môd, niederl. moed, engl. mood. in der bedeutung scheidet sich das ostgermanische von dem westgermanischen, altnord. môđr, aufgeregtheit, erbitterung (was im dän. mod sich bisweilen noch erhalten hat, während sonst das dänische und schwedische unter einflusz des nhd. den neueren begriff des wortes angenommen haben), das goth. môds übersetzt Luc. 4, 28 griech. θυμός, Marc. 3, 5 ὀργή, wo Luther beidemal zorn gibt; im gesamten westgermanischen dagegen hat das wort den allgemeinen sinn des menschlichen innern als sitz des fühlens, denkens, begehrens, strebens überhaupt, was sich noch in unserm gemüt theilweise bewahrt hat (vergl. th. 4¹, 3294 ff.); doch scheint die ostgermanische bedeutung im alts. und ags. adjectiv môdig noch hervor, sofern es wild, aufgeregt, zornig heiszt. hiernach darf als grundbedeutung wol bewegung des innern, lebendige empfindung angenommen werden, welche sich in den beiden hauptzweigen des germanischen verschieden entfaltet hat. eine sichere beziehung zu urverwandten sprachen entgeht: es musz in dem worte ursprünglich eine eigenthümliche noch nicht aufgehellte äuszerung des germanischen geistes ausgedrückt liegen, sei es nach der kriegerischen oder nach der religiösen seite hin. verglichen wird sonst wurzel mâ, griech. μαίομαι, begehren, slav.in sŭ-měti, wagen, vergl. Kluge etym. wörterb. 233ᵇ.
2)
wie im ags., so war das wort im ahd. ein neutrum: gotes forhta festinôt daʒ muot. Notker ps. 24, 14;
(gott) iu festinô in thaʒ muat   thaʒ sînaʒ managfalta guat.
Otfrid an Satomon 36;
belege dafür noch im 12. jahrh., vergl. mhd. wb. 2, 1, 242ᵃ; im mhd. aber, wie früher schon altniederdeutsch, ist muot männlichen geschlechts, für welches ahd. sich nur vereinzelt eine spur findet in dem plur. animas muota neben muoth und muht Steinmeyer-Sievers 1, 746, 29. ein frühes femininum muot in zusammensetzungen, vergl. unter kleinmut th. 5, 1119, das sich in unserm demut, einmut, groszmut, kleinmut, langmut, sanftmut u. a. fortsetzt, ist nur nebenform zu ahd. -muotî, mhd. müete, und fuszt zunächst auf adjectivem -muot in solchen zusammensetzungen, ist also mit dem hier behandelten worte nicht eins.
3)
mut hatte in der alten sprache einen plural, wenn die seelenstimmung verschiedener bezeichnet werden sollte:
dô sî wurtin innen   daʒ sîn enti nâhen pigundi,
daʒ petti sî umbestuonden   mit âmarigin muoten.
genes. in den fundgr. 2, 76, 14;
oder wiederholte eines einzelnen:
vil lîhte erstât
mîn trôst, nach swæren muoten.
minnes. 2, 20ᵃ Hagen;
später fehlt dem worte als einem collectivbegriff der plural, nur tritt bisweilen begriffsvereinzelung hervor, in den formeln einen mut nehmen, geben, sich einen mut fassen (wie ein herz fassen th. 4², 1218), wo eine entschlossene stimmung für einen bestimmten einzelfall gezeichnet werden soll, vergl. unten II, 8, f.
II.
bedeutung. mut bezeichnet das innere eines menschen nach allen seinen verschiedenen seiten hin, aber stets auf dem deutlichen grunde des bewegten gefühlslebens (vergl. oben I, 1), im gegensatz zum bloszen walten des verstandes oder der erinnerung.
1)
es ist der gegensatz zur körperlichen erscheinung des menschen: ahd.
thaʒ ich mit themo (segen) thuruh Krist   sî umbikirg bifestit,
in lîchamen joh muate   zi allemo anaguate.
Otfrid 5, 3, 6;
mhd. nieman ritter wesen mac
drîʒec jâr und einen tac,
im gebreste guotes,
lîbes oder muotes.
Freidank 57, 9;
und nhd. noch in der älteren sprache:
kömpt dann das mittagsmahl, so pfleget er zu leben
von diesem sonderlich, was ihm sein gut gegeben,
was etwan auf der jagt sein windspiel hat gehetzt,
darmit er vor den muth, ietzt auch den leib ergetzt.
Opitz 1, 62;
denen doch an leib und muthe
selbsten mangelt alles gute.
Logau 1, 148, 42;
so bös ist schwerlich was, es ist zu etwas gut;
das creuze plagt den leib, und bessert doch den mut.
46, 82.
auch zu blut, wenn es die körperliche verwandtschaft andeutet: bluts und muths freunde. Felsenb. 4, 5.
2)
formelhaft zusammengestellt wird mut mit andern seiten des menschlichen innern, um die gesamtheit desselben ausdrücklicher zu zeichnen; so herz und mut:
iedoch sô tuot si leides mir sô vil.
si kan mir versêren
herze und den muot.
Walther 57, 20;
lasz diese lieb, als eine glut,
in uns entzünden herz und mut.
P. Gerhard 9, 62;
sinn und muth: meinen sinn und muth ich stets auf dich richte. pers. rosenth. 5, 5;
ich hân den muot und die sinne gewendet
an die reinen, die lieben, die guoten.
Walther 110, 20;
das täglich trinken thet nit gut,
es schwecht den glerthen sinn und muth.
L. Sandrub kurzweil 112;
(ein schöner tag) der unsre muht und sinnen
durch sich selbst mehr vergnügt, und uns heist frölich sein.
herz, mut und sinn:
kum, heiliger geist, herre gott,
erfüll unsz mit deinen gnaden guͦt
deiner glaubigen herz, muͦt und sinn.
Wackernagel kirchenl. 2, nr. 987;
bewar euch gott, ich fahr dahin,
bei euch bleibt doch herz, muht und sinn.
H. Sachs fastn. sp. 3, 106, 198;
da (im himmel) sol sich freud entspinnen
durch seel, herz, muht und sinnen
für gottes angesicht.
Rist himml. lieder 5, 327;
seele und mut: wie viel Deutsche sein lust halben in Welschland gereiset, die alda mut und seele verlohren? Butschky Patm. 26; auch blut und mut, da blut träger der seele ist:
schöner Damon, deine reimen
mir erfrischen mut und blut.
Spee trutzn. 230, 194;
Mammäa führt zwei pauken, die regen blut und mut.
Logau 2, 54, 3;
geist und mut:
des feldes ruh, der blumen ambrahauch,
ein balsam, der ins herze dringet,
erquickt mir muht und geist.
als sitz des mutes wird das herz gedacht, dem der mut, die stimmung eigen ist: ein fest steendes herz ist, das im guten mut ist und sicher. aber das do matt ist jamerig, das beweist sich, und unstete ringet es hir und dar. Luther krit. gesamtausg. 1, 179, 2; und bei einem neueren die seele:
wies auch die tadler an mir tadeln mögen,
ich halte nie der seele mut in schranken.
Platen 39;
mystiker stellen den speculierenden geist dagegen:
eiâ wie wünneclîche
des herzen muot mit fröuden stêt,
sô der geist umbe gêt
in der süeʒe süeʒecheit.
Lamprecht von Regensburg Francisken leb. 3293.
3)
mut bezeichnet die gesamtstimmung des menschlichen innern, das was in der brust lebt; es berührt sich mit herz 3 th. 4², 1211 ff. und wird in den fällen a von der neueren sprache gewöhnlich durch das letztere wort ersetzt. mut, animus, est virtus anime suprema. voc. inc. theut. o 3ᵃ; der muͦt oder herz, animus. Maaler 295ᶜ.
a)
in verbindung mit verben, bis ins 17. jahrh. hinein; den mut erforschen, erfahren, erfreuen, stärken, heben u. ähnl.: den muͦt erfaren und bewären, explorare animos, den muͦt erfröuwen, sich frölich machen, hilarare animum, den muͦt schwecheren, muglosz machen, animos debilitare, den muͦt widerumb aufrichten, erwachen, animum erigere Maaler 295ᶜ; dar jr nicht in ewrem mut mat werdet. Hebr. 12, 3;
mit allem ir muote
si lobeten got den guoten.
genes. in den fundgr. 2, 96, 6;
süsz singen das di sünd sei guͦt,
beflecket oft der jungen muͦt.
ewr lieb (auf glauben, trew und ehr!)
die erfrewt höher meinen muth
denn so ich hett des keisers gut.
H. Sachs fastn. sp. 4, 71, 151;
wie kan ich ohne hasz, dich, Dulkamara, lieben,
du bittersüsze du? bald bist du gar zu gut.
bald, wenn ein schlechter wahn ersteiget deinen muth,
so steht mein naher todt üm deiner stirn geschrieben.
huren, saufen, spielen, fluchen,
ist (bei den soldaten) dem mut erfrischung suchen.
Logau 1, 100, 15;
grosz ist die lieb in meinem mut,
in gott ist sie noch gröszer.
P. Gerhard 100, 18;
und in erweckung alten sprachgebrauchs wieder seit dem 18. jh.:
drauf, hocherfreut in seinem muth,
gab er an seine frau den hut.
Overbeck ged. 150;
die nonne, voll von welscher wuth,
entglüht in ihrem muthe,
und sann auf nichts als dolch und blut.
Hölty 33 Halm;
mut und herz parallel: der herr dein gott verhertet seinen mut und verstockt im sein herz. 5 Mos. 2, 30;
und was den mut zumeist beschränkt,
und was das herz am tiefsten kränkt,
ich weisz, man kanns ertragen!
Platen 28;
des mutes unmut, die trübe stimmung des herzens:
sie (rechte liebe) macht honig aus der gallen,
sie ists, die das essen würzt,
die desz muthes unmuth kürzt.
Opitz 2, 63.
b)
gern mit adjectiven, die die beschaffenheit des innern näher bezeichnen. solche verbindungen rühren dann wol dem sinne nach an die zustandsbildungen des betreffenden adjectivs, ohne in ihnen aufzugehen, betrübter mut ist ausdrucksvoller als betrübnis, dankbarer mut sagt mehr als dankbarkeit:
yrougta si thô sêraʒ muat,   sô uuîb in sulîchu ofto duat.
Otfrid 3, 24, 49;
sô er zên uuîbon thâr thô sah,   joh liublîcho zi in ouh sprah,
lindemo muate.
4, 37, 20;
swer den übeln site gevêt,
der gêt vil ofte unfrô mit zornegem muote.
minnes. frühl. 65, 26;
wîbes minne sanfte tuot,
si gît vröuderîchen muot.
minnes. 1, 71ᵇ Hagen;
trag ich im heinlîchen muot,
daʒ ist mir iemer mêre guot.
Barlaam 27, 12;
ein frölich herz macht das leben lüstig, aber ein betrübter mut vertrocket das gebeine. spr. Sal. 17, 22; zu mir trat, und mit traurenden muht lächlet. buch der liebe 201ᵈ; trauwrigen muͦt hinlegen, solvere affectus tristes. Maaler 295ᵈ; mancher redet etwas in zornigem muhte, das er hernach, wenn der zorn vorbei, nicht gerne geständig were. Butschky Patm. 197;
brachten einander selber umb
ob ein schatz ausz geizigem mut.
H. Sachs 3, 1, 260ᶜ;
mit dankbarem muht.
war etwa Mars wo from, so kehrt es ihm zu gute:
es ist gewisz geschehn aus unverdachtem mute.
Logau 1, 71, 83;
welcher das gemeine falsch, das die welt für witz verhandelt,
kennt und haszt, dem wird sein herz auf betrübten mut gewandelt.
2, 46;
stracks an den pfahl! was gilts! wir wollen unterdrücken
den aufgeblasnen muth.
A. Gryphius (1698) 1, 504;
(du hast) nicht aufgeblasens muths nach grosem ruhm gestrebt.
auch in neuerer sprache, theils in fühlbarer anlehnung an volksmäszige rede, in genitiven oder dativen des zustandes: etwas in nüchternem mute, in trunkenem mute sagen, in der nüchternheit, in der trunkenheit; wenn ich nüchternen muths gewesen, wärs vielleicht nicht so weit kommen. Lenz 1, 125; treu lieb ich dich, mit eifer dien ich dir, und war immer gefälligen muths. Klinger 2, 119;
ein mann, dem ansehn nach von stillem ernstem muthe.
Wieland 10, 325;
du eilest mit gelassnem muth
zur mühle.
Göthe 1, 207;
theils auszerhalb solcher fälle, wo alter sprachgebrauch wieder erweckt wird:
lasz uns mit erfrischtem mute
wandeln, freund, vom muschelhute
unsre schläfe leicht bedeckt.
wie dieser sand vor wind und flut
sich jagt in wirbelnden gestalten,
so fährt und schweift mein irrer muth,
und keine stätte kann ihn halten.
Freiligrath dicht. 1, 20;
im adverbialen genitiv:
ihn umgibt ein matrosengeschwader, die heisze kost
schlingend gieriges muts.
Platen 120;
in seltenen fällen ist der sinn von mut ganz verblaszt und die verbindung mit einem adjectiv hat den bloszen wert eines adverbs:
das fraszen sie stillschweigents muts (stillschweigend).
ganskönig G 3ᵇ.
c)
von solchen fügungen (b) erscheinen eine anzahl häufiger und wie formelhaft, die sich dann bis auf unsere zeit frisch erhalten haben; so froher, glücklicher, heiterer, leichter muth: dasz sie mit frohem muth arbeiten. Wieland 6, 159; unterdessen hat Warbeck eine kurze scene mit Adelaide, worin .. Warbeck seinen leichten muth über den kampf zu erkennen gibt. Schiller Warbeck, 3. act; die gegenwart ist eine grosze göttin und selten spröde gegen den, der sie mit einem gewissen heitren muthe behandelt. W. v. Humboldt ges. schriften 5, 276;
dô sprach got der guote
mit frôlîchem muote.
genes. in den fundgr. 2, 30, 31;
hin reit diu guote
mit vrœlîchem muote.
Iwein 2942;
sie sprach mit fröhlichem muthe.
Hölty 162 Halm;
der mit immerfrohem muth
durch das leben schlüpfet.
Gotter 1, 109;
du pflegtest, domherrn gleich, bei immerfrohem muthe,
vor allen dingen deinen bauch.
245;
spröde damen mit der kalten tugend,
blonde schönen mit dem leichten mut!
Schiller hist.-krit. ausg. 1, 186;
mit federleichtem mute.
354;
der Lothringer geht mit der groszen flut,
wo der leichte sinn ist und lustiger muth.
Wallensteins lager, 11. auftr.;
mit leichtem muthe knüpft der arme fischer
den kleinen nachen an im sichern port.
Wallensteins tod 5, 4;
Flaccus, apulischer sänger, du bists! frohsinnige weisheit
lehren und glücklichen mut deine gesänge das herz.
Platen 45;
sprich, wo fänd ich solche scherze, solchen heiter festen mut?
91;
heitern mutes wandern, leichten mutes gehen, frohen mutes singen;
gesund und frohes mutes,
genieszen wir des gutes,
das uns der grosze vater schenkt.
Voss 4, 68;
ich möchte wohl nur einmal noch
recht frohen muthes sein.
Uhland ged. 9;
nur dem wohlstand schwesterlich
folgt die freiheit, leichten muts, und windet den kranz.
Platen 130;
freier, frecher, gäher mut: bitten gott mit frechem muͦt, das er yhm yr felder wöll lassen befolhen sein. Frank weltb. 51ᵃ; es wer geschehen in gehem muͦt. Ulensp. 38, s. 56 Lappenb.;
wir tragen ainn jungen freien mut.
fastn. sp. 623, 16;
das creuz und auch das salz, sind beide gleich und gut:
das faule fleisch dämpft disz, und jenes frechen mut.
Logau 1, 80, 23;
freies mutes, mutes frei:
wære ab ich ein herre vrîes muotes,
so wolt ich des guotes
deste milter sîn.
K. v. Würzburg 386, 58 Bartsch;
bekränk dich nichts! sei muͦtes frei!
H. Sachs fastn. sp. 2, 60, 39;
reiner, sanfter, frommer mut:
darinnen man mit reinem muth
den reinen gott beschawen thut.
B. Ringwald tr. Eck. C 1ᵇ;
ein züchtig herz, ein reiner mut.
P. Gerhard 13, 92;
wie ich mein herz soll zieren
mit stillem sanften mut.
73, 75;
du bist, wie ein schäflein pfleget,
frommes herzens, sanftes muts.
77, 42;
der herr ist frommes muts,
thut uns nichts als guts.
179, 50;
stolzer mut: hoffertige augen und stolzer mut, und die leuchte der gottlosen, ist sünde. spr. Sal. 21, 4; hoffertig und stolzer mut, kompt fur dem fall. 16, 18; wie lange wiltu solchs reden? und die rede deines mundes so einen stolzen mut haben? Hiob 8, 2;
lasz andre sich mit stolzem mut
erfreuen über groszes gut.
P. Gerhard 141, 71;
edler mut:
si sprâchen wol
und niwan ûʒ edelm muote
mir unt der werlt ze guote.
Trist. 5, 21;
welch edler muth!
wenn man dem feinde gutes thut.
Lichtwer fabeln 1, 24;
getroster, gleicher mut, vergl. gleichmut:
gib mir getrosten mut,
wenn meiner sünden flut
aufsteiget in die höh.
P. Gerhard 66, 61;
wenn unerträglich wird die last, greift er
hinauf getrosten muthes in den himmel
und holt herunter seine ewgen rechte.
Schiller Tell 2, 2;
wer kan mit gleichem und unbewegten muthe ansehen, dasz .. Caniz 187;
wer ich wie du gesinnt, so könt auch ich, wie du,
bei gleichem muthe sein inzwischen müh und ruh.
wann zu Lethes friedlichem schattenquell
du gleiches muts hinwallst.
Voss 3, 254;
harter, thörichter mut:
erweiche unsern harten mut
und mach uns böse fromm und gut.
P. Gerhard 16, 49;
wehe dem mörder, wehe,
der dahin geht in thörichtem muth!
Schiller braut von Messina v. 1986;
kleiner mut, vergl. kleinmut, verdroszner mut:
zu zweifeln, fällt ihr gar nicht ein;
sie kennt das herz zu gut, so kleines muths zu sein.
Wieland 17, 283 (Idris 5, 52);
wer weisz, welch ferne gegend sie durchstreift,
verdrosznes muths, am ziel sich nicht zu finden.
Göthe 9, 255;
falscher mut:
maneger schinet vor dem frömden guot,
und hât doch valschen muot.
Walther 103, 11;
so pfleget er mit falschem muht
sich tief zu naigen, bücken, biegen.
aller heuchler falschen mut.
P. Gerhard 264, 39;
trauriger, düsterer, schwerer mut: wiewol mir die schrecklichen zeichen und wunder ... einen schweren mut machen. Luther 3, 123ᵇ;
dô chod Jûdas
trûriges muotes.
genesis in den fundgr. 2, 68, 22;
und gewinnet mir daʒ herze
vil manegen trûrigen muot.
minnes. frühl. 8, 24;
wir waren stumm: die düstre seele schien
sich aus dem weine düstern muth zu saugen.
Freiligrath dicht. 2, 153.
d)
das ungemein häufige mhd. hôher muot bleibt zunächst nur in dem am seltensten dort erscheinenden übeln sinne (vergl.hochmut 2, th. 4², 1627):
eʒ (das gut) hât im (gott) vil manige sêle erwant an sîner strâʒe;
eʒ birt hôchvart, hôhen muot und gotes vil vergeʒʒen.
minnes. 2, 276ᵇ Hagen;
ich mag des nicht, der stolz geberde und hohen mut hat. ps. 101, 5;
was hilft ihm all sein hab und gut,
wann sich der tod her findet?
da gilt kein geld, kein hoher mut.
P. Gerhard 188, 21;
ein anderer sinn jener mhd. verbindung:
sô kumt aber hôher muot, der mich niht trûren lât.
minnes. frühl. 168, 35,
ist erloschen, ein dritter, der auf die moralische empfindung zielt, wird unter einwirkung der alten sprache bisweilen wieder verwendet, vergl. unter hoch III, 1, m, th. 4², 1599:
mein schönster trägt hohen und züchtigen muth.
Bürger 35ᵇ;
wer hohes muths sich rühmen kann,
den lohnt nicht gold, den lohnt gesang.
36ᵃ;
die götter haben dir
für dein vertrauen, deinen hohen muth
der seligkeiten krone zuerkannt.
Herder z. litt. 5, 147.
e)
lebendig hat sich erhalten der gute mut, in verschiedener stellung.
α)
guter mut, stimmung wie sie sein soll, von widrigem nicht niedergedrückt, zufrieden, fröhlich: ut dicitur: guter muth halber leib. Luther br. 5, 65; ein betrübter hat nimer keinen guten tag, aber ein guter mut ist ein teglich wolleben. spr. Sal. 15, 15; so flüsterte die sorge, die sich meistentheils des einen ohrs bemeistert. auf der andern seite sprach der gute muth mit weit zuverlässigerer stimme. Göthe 16, 273;
die (verlorenen krieger) klageten sie (die Sämen) vil manche tage
mit vil bitterlîcher klage.
ouch was der Natangen mût
und der Prûʒen mâʒen gût (d. h. sie waren niedergeschlagen).
livl. reimchron. 5704;
wollt ihn (den christen) auch der tod aufreiben,
soll der mut   dennoch gut
und fein stille bleiben.
P. Gerhard 123, 41;
guter mut, vergnügen, ergötzung, lustbarkeit (vergl. nachher β), in Nürnberg heiszt so namentlich ein mahl mit tanz, einige tage nach der hochzeit, in der Oberpfalz ein kindtaufsschmaus. Schm. 1, 1695:
zank und hader ist allezeit ir guter mut.
fastn. sp. 517, 28.
β)
guten mut, einen guten mut haben, in bezug auf sein geschick: ein guͦten muͦt und hoffnung haben, habere bonum animum. Maaler 295ᶜ; ein jglicher mensch der da isset und trinkt, und hat guten mut in alle seiner erbeit, das ist eine gabe gottes. pred. Sal. 3, 13; isz, trink, und habe guten mut. Luc. 12, 19;
kaufman, du vil guoter man,
du sult ainen guoten muot han.
ich will es gar eben erfarn,
und will euch alle wol bewarn.
fastn. sp. 471, 24;
so wisz doch, das ich darumb hab
bei külem wein ein guten mut!
wie Epicurus lehren thut:
wein macht mich als unmuts vergessn.
H. Sachs fastn. sp. 1, 60, 208;
wolauf, mein herze, sing und spring
und habe guten mut.
P. Gerhard 119, 50;
guten mut haben, in bezug auf lebensform, sich vergnügt machen, lustig sein: wolan, die (papisten) lassen wir rhümen, und einen guten mut uber uns haben. Luther 3, 59ᵃ;
herr wirt, habt unsern schimpf vergut!
wir haben gehabt ainn guten mut.
fastn. sp. 608, 9;
der schultes wirt sein sackpfeifn bringen,
da wöl wir danzen und drein singen,
und haben einen guten mut.
H. Sachs fastn. sp. 1, 124, 9;
als abschiedsgrusz:
'ist das die ehr, die man mir thuͦt?
wolan so habt ein guͦten muͦt.'
und thuͦ als wolstu von jm gehn.
Grobian. K 4ᵇ (v. 2608);
guten mut halten, die lustige stimmung dauern lassen, fröhlich sein:
und hab drei tag urlab genommen,
mit euch zu halten ein guten muht.
H. Sachs 3, 1, 240ᵈ;
guten mut machen, schaffen, fröhlich machen:
so leg ich mich zu dem pfaffen,
und will mir guoten muot schaffen.
fastn. sp. 502, 9;
Zartlieb ist der welt zu zärtig,
eh er, dünkt mich, noch wird bärtig,
werden mit ihm ihren mut
würm und schlangen machen gut.
Logau 3, 178, 24;
guten mut nehmen: so wolten ich und Rosamunda uns einen guten mut mit euch nemen. buch der liebe 241ᵇ; guten mut geben, zufriedene stimmung:
gäbet ihr (götter) uns auf der erde
festen sinn und guten muth;
o wir lieszen euch, ihr guten,
euren weiten himmel droben!
Göthe 2, 89.
γ)
bei gutem mute sein, bei gutem mute einen erhalten, in rechter stimmung, nicht unlustig: von einem schriftsteller, der bei gutem mut ist. Wieland 8, 85; die höfe von Madrid und Wien unterlieszen nicht, ihn (den könig von Polen) durch prahlerische versprechungen bei gutem muthe zu erhalten. Schiller hist.-krit. ausg. 8, 106; vor gutem mute jauchzen: dasz sie vor gutem muhte jauchzen immer und ewiglich. Schuppius 668; zum guten mut gehen, um fröhlich zu sein, d. h. ins wirtshaus oder in gesellschaft, vergl. dazu oben β: werest (wärst du) nit stettigs spacieren und zum guten mut gegangen. Mathes. Sar. 24ᵇ; mit gutem mute: isz dein brot mit freuden, trink deinen wein mit gutem mut. pred. Sal. 9, 7;
hêrre vater guote,
wis mit guotem muote:
dir inbôt dîn sun Jôsêph,
er ne wâre noch tôt nieht.
genes. in d. fundgr. 2, 71, 18.
δ)
endlich gutes mutes sein: guͦts muͦts, guͦter dingen und frölich sein, bono esse animo. Maaler 295ᶜ; wenn man isset und trinket und guts muts ist. pred. Sal. 5, 17; ich richtet jn auf, und tröstet jn, und sprach, sei guts muts. buch der liebe 193ᶜ; liebe tochter, sei guts muhts, das ist eine gemeine krankheit, sie ist gut zu heilen. 194ᵈ; bei allen diesen unfällen war ich getrost und gutes muths. Göthe 15, 35; seid gutes muths. 8, 24 (seid guten muths. 42, 263); ich fand den pater Lorenz noch so munter und gutes muthes, als vor zwanzig jahren. 43, 196;
ist einer heute gutes muts,
ergetzt und freut sich seines guts:
eh ers vermeint, fährt sein gewinn
zusammt dem guten mute hin!
P. Gerhard 226, 25;
du trauerst, liebelt er,
sei gutes muthes, freund!
Göthe 2, 78;
sie sollen wacker sein und gutes muths,
der Tell sei frei und seines armes mächtig.
Schiller Tell 4, 1;
einen gutes mutes machen:
barmherzigkeit und gutes
wird mein herz gutes mutes,
voll lust, voll freud, voll lachen,
so lang ich lebe, machen.
P. Gerhard 121, 38;
als aufforderung nur gutes muts!: nur gutes muths, gnädiger herr, es ist noch nichts verspielt. Wieland 11, 249; nur gutes muths, sag ich! 12, 24; doch gutes muths! ein leichter sinn trägt alles! Göthe 16, 91.
f)
gegensatz ist schlimmer, böser mut: nie, glaube ich, ward eine gesundheit mit so schlimmen muthe getrunken. Schiller hist.-krit. ausg. 4, 247;
lâ guoten muot den bœsen muot von dir vertrîben:
minne got, sô maht du frô belîben.
Walther 37, 28;
auch macht mirs schlimmen muth,
dasz heut vor fünfzehn jahren
ich sah meines vaters blut.
g)
zu mute sein, in stimmung sein, eine seelische empfindung haben; gleichfalls mehrfach.
α)
einem ist, wird zu mute, mit näherer adverbialer bestimmung; eine noch heute häufige alte formel:
ich hœre sagen, im sî wol ze muote,
der tougenlîcher minnen pflege.
minnes. 1, 13ᵃ Hagen;
die wîle ich daʒ verpfenden mac (das gut), sô lebe ich âne sorgen;
swenne eʒ an ein gelten gât, sô wirt mir wê ze muote.
2, 96ᵃ;
ein mensch dem leid und ubel zu mute ist, der hat auswendig elend gebirde, schlecht das heubt nider. Luther krit. gesammtausg. 1, 177, 35; dem ritter Reinharten sehr wehe zumuht was. buch der liebe 244ᵇ; weistu nicht wie einer ameisz zu muthe, wenn sie unter deinem fusze ist? pers. rosenth. 1, 26; ich will nicht versuchen zu beschreiben, wie mir in diesem augenblicke zu muthe war. Wieland 2, 48; só würde ihm zu muthe gewesen sein, wenn er sich an ihren platz setzte. 246; wie einem erzähler zu muthe sei, dem ich für die bemühung, mich gähnen zu machen, drei hundert prügel auf die fuszsohlen geben lasse. 6, 83; wo die regenten fühlten, wie es dem volk, wie es einem armen teufel zu muthe ist. Göthe 14, 88; ganz verwirrt und verdüstert ward es unserm freund zu muthe. 22, 179; ich sah sie an, mir ward sonderbar zu muthe. 23, 74; auch mir war es in dieser verlegenheit gar lieblich zu muthe. 23, 171; mir war bei der sache nicht ganz wohl zu muthe. 24, 82; in versen und in prosa verhehlte er niemals was ihm augenblicklich zu sinne, wie es ihm jedesmal zu muthe sei. 32, 242; da nun der kunstrath .. deutliche winke fallen lassen, er wolle mich in kurzem rezensieren, so war mir fatal zu muthe. J. Paul Qu. Fixl. 9; dasz ihr beide euch wohlbefindet bei diesen rasereien, will ich glauben; wie aber einem ehrlichen zuschauer, wie mir, dabei zu mute sein musz, bedenkt ihr nicht. Platen 182;
sie haben glück und wissen nicht,
wie armen sei zu mute.
P. Gerhard 191, 16;
sucht man, wie uns zu muth, boszhaftig auszuspüren?
er komm, er wisse, was die seele mir verzehrt.
A. Gryphius (1698) 1, 171;
vater Zeus, dem hier nicht wohl zu muthe war.
Wieland 10, 156;
o wer beschreibt, wie ihm zu muthe wird,
da ihm auf einem ruhebette
sich eine nymf aus Mahoms paradies
im vollen glanz der reinsten schönheit wies!
23, 257 (Oberon 12, 15);
vielleicht ist ihm nicht wohl zu muth.
Göthe 13, 3;
sehr ernst
und feierlich ist mir in dieser stunde
zu muthe.
Schiller hist.-krit. ausg. 5, 70 (dom Karl. 2, 3);
dem mann ists trüb zu muthe.
Uhland ged. 369;
die ruderknechte pfeifen,
doch mir ist schlimm zu mut.
Platen 25.
β)
dieses zu mute sein wird bisweilen auch auf körperliches befinden, mit rücksicht auf seinen zusammenhang mit der seelischen empfindung, bezogen: mir ist schlecht zu mute, ich befinde mich übel, in gewöhnlicher rede Mitteldeutschlands, auch niederd. mi iss nich gôd tô môd, ich bin unwohl Danneil 138ᵇ; als ich aufstand, war mir gar nicht gut zu mute; es wurde ihm schwach zu mute, er war einer ohnmacht nahe; ich fragte den alten, wie ihm denn jetzund zu muthe wäre? (wie er sich befinde). pers. rosenth. 6, 1;
und eh ich mirs versahe,
stack mir der pfeil im herzen.
o wie ward mir zu muthe!
ich sank vor schmerzen nieder.
Chr. E. von Kleist werke (1765) 67;
daher bei schwachem mute, dem sterben nahe:
Phylax roch, bei schwachem muthe,
noch den dunst von seinem gute.
endlich, da sein auge bricht,
spricht er: laszt mir alles liegen.
Gellert 1, 38.
γ)
es hiesz auch ich bin zu mute, bin in der stimmung, fühle mich: ich bin übel ze muͦt, animo male est. Maaler 295ᶜ; der bruder was wol zumut. Wickram rollw. 149, 9 Kurz; (Clemens) der dann fast frölich und wol zu muth was, dasz Florens erlöset und wider kommen war. buch der liebe 30ᵃ; desz (weshalb) denn jungfrau Rosamunda wol zu mut war. 238ᵇ; die kammermeisterin wol zu mut war. 241ᵈ; der könig die beiden ritter auch mit groszen freuden empfahen thet, jrer widerkunft wol zu mut war. 253ᵃ; der war frölich und wol zu muht. 257ᵇ;
die jungen warden wol zu muͦt,
dasz er jn worden war so guͦt.
Grobian. Sᵃ (v. 4505);
das völklein dort im schattenhain,
ist wohl zurecht und wohl zu muth.
Göthe 13, 4;
ebenfalls auf körperliches befinden bezogen (vergl. oben β): ostfries. ik bün nêt gôd to môde, fühle mich innerlich unwohl. ten Doornkaat-Koolman 2, 610ᵃ.
δ)
etwas ist, wird einem zu mute, in bedeutendem sinne, erregt gute stimmung, ist genehm, angenehm: so will ich still schweigen, weil es euch nit zu mut ist (wenn ich rede). Aimon bog. B; da wir uns verzeihen des heidnischen stylums, und verharren in dem glauben als ein fidelis, dem weiter paganische arbeit nicht zu muth sind. Paracelsus opp. 1, 5 A.
h)
wechsel und wandelung der menschlichen seelenstimmung: ein gedültiger ist besser denn ein starker, und der seines muts herr ist, denn der stedte gewinnet. spr. Sal. 16, 32; sihe, ich wil jm einen andern mut machen. Jes. 37, 7;
dann spricht sie honigsüsz, bald wendet sie den muht,
und fährt dich schnaubend an, bald ist sie wieder gut.
Rachel satyr. ged. s. 5;
sprichwörtlich: kurzen mut und langes haar (vergl. dazu unter haar th. 4², sp. 9), was in die bedeutung 4, a unten einspielt;
der wolf endert das haar,
der mut bleibt wie er war.
Lehmann floril. 1, 16;
keiner ist so gut,
er hat wohl zweierlei muth.
Simrock sprichw. s. 388.
4)
durch mut werden auch einzelne seiten der seelischen stimmung betont oder hervorgehoben, öfter mit übergreifen in örtliche vorstellung (vgl. unter c).
a)
in der ältern sprache besonders häufig verlangen, begierde, streben:
uuis hôrsam ouh zi guate,   ni hôri themo muate (dem gelüsten).
Otfrid 1, 18, 40;
der tiuvel hât dekeinen muot
weder ûf lîp noch ûf guot:
so ist der hêrre sô gewert,
daʒ er niht sêl noch lîbes gert.
Freidank 28, 7;
was auch nhd. dauert, wenn mut wie verlangen steht: und doch ists mir, als hätt ich eine art heimweh und muht zu dir, du alter Ruprecht. Claudius 1, s. viii; in formeln, etwas wird zu mute: ich sahe einen todt mit einer leiren daher schreiten, der spielete zwar auf, aber der tanz ward mir nicht zu muth (ich verlangte nicht zu tanzen). Philander 2, 167; der mut sticht, was sonst vom verlangen oder kitzel gesagt wird; bei Schiller, wol nach der gemeinen rede des südens:
schickt eure männer her,
wenn sie der muth sticht, dem befehl zu trotzen.
Tell 3, 3;
oder absicht, richtung der gedanken auf einen zweck:
'hât aber er gelobt, geselle,
daʒ er niemer mê gesinge liet,
eʒn sî ob ich ins biten welle?'
vrowe, eʒ was sîn muot do ich von im schiet.
minnes. frühl. 177, 25;
wand ich ze gote und zer werlte den muot
deste baʒ durch ir (der geliebten) willen bekêre.
215, 19;
derhalben so vermerk mein mut!
ich wolt, das du mir all dein gut,
ligents und farents, machst unterthenig.
H. Sachs fastn. sp. 1, 84, 51;
der frömmste mut ist gottes mut,
der niemand arges gönnt und thut.
P. Gerhard 140, 16;
so folg auch du dem eignen mut,
mit keinem andern kannst du tauschen.
Platen 27;
oder gesinnung, die auf ein vorhaben geht: ein hütten, darinn er, verscheiden von der welt, muͦt hat gott zu dienen. Wickram rollw. 130, 6 Kurz; er hat keinen mut dazu, aversus est ab ea cupiditate. Stieler 1298;
ich wil hören seinen muth,
vielleicht meint ers ehrlich und gut.
H. Sachs fastn. sp. 4, 24, 66;
den päsen (bösen) wendt er (der tod) jren muͦt,
das sich jr straf nit meren thut.
denn das ist unsers fleisches mut,
wann wir in freuden leben,
dasz wir dann unserm höchsten gut
am ersten urlaub geben.
P. Gerhard 23, 22;
adel, den die kunst gebieret, hat gemeinlich diesen mut,
dasz er mehr für geld als ehre, immerzu das seine thut.
Logau 3, 101, 11;
in den formeln der mut steht nach etwas, etwas ist einem zu mut (verschieden von oben 3, g), wird einem zu mut:
dô wart ime ze muote,
daʒ er mit der sinvluote
die welt wolte fliesen.
genes. in d. fundgr. 2, 27, 4;
des antwurt in got der guote,
er sprach, ime wâre anderes ze muote;
sprach er wolte machen einen man,
nâch sînem bilde getân.
12, 3;
mîn mût zû disem berge stât,
dar ûf sal man bûwen
eine burc.
livl. reimchron. 8186;
er het sîn muot,
daʒ er iʒ gerne hæt getân.
Lamprecht v. Regensburg Franzisken leben 99;
des was mir ie ze muote,
daʒ ich es hæte gerne dich
gevrâget.
Barlaam 27, 4;
und beweist im zucht und ehr, nach dem besten als sie kundt, unwissend was Sento zu mut war. Livius von Schöfferlin 21;
ist dein salben guͦt,
dar nach so stet unser muͦt.
Erlauer spiele 3, 756 Kummer;
darumb ist euch etwas zu mut (habt ihr eine absicht, in bezug auf heirat),
so last die sach die freund beschlieszen!
fastn. sp. 517, 17;
im bairischen noch heute mut haben eines dinges, gesonnen sein, willens sein, es zu thun, zu haben, i ha's mued Schm. 1, 1695 Fromm.; ebenso rheinisch, muth haben es, etwas beabsichtigen, es thun wollen, was hast du muth? er hat es muth, das spiel zu gewinnen. Kehrein 287; éines mutes sein, vgl. einmütig 1, theil 3, 236:
ich wil iu helden râten,   ir habet einen muot,
ir jehet gelîche.
Nib. 374, 1;
(sie haben) gleiches gut,
aber im geist nicht éinen muth.
B. Ringwald tr. Eck. M 1ᵇ;
vgl. dazu:
sind schwesterkinder nach dem muth,
und thun all drei was einer thut.
B. Ringwald laut. warh. 142.
b)
wille, entschlusz, entschlossenheit: der papst nominiert den er will providieren, entweder ausz eigenem mutt, oder auf fürbit der fürsten. Linck von Colditz bapsts gepreng M 4; (ein edelmann hatte nur einen sohn) welcher .. zärtlich auferzogen, und jm sein muth ganz frei gelassen, derhalben je mehr er an jaren zunam, so viel und mehr an bulerei und frecher geilheit. Kirchhof wendunm. 73ᵃ; bair. aen sein mued lassen, ihn nach seinem sinne thun, ihn gewähren lassen. Schm. 1, 1695 Fromm.;
von sîner (gottes) güete wirt sô guot
dîn wille, daʒ du nimmer muot
gewinnest, der wider in sî.
Lamprecht v. Regensburg tochter Syon 942;
und wil nimer abe lan,
und wil mein freien muot han.
fastn. sp. 502, 20;
von gott hab wir all freien muͦt,
zu würken pöses oder guͦt.
weisz wol, du wuchertst selber gern,
und fehlt dir zwar nicht an dem muth,
sondern es fehlt dir an dem gut.
B. Waldis Esop 2, 100, 49;
wille gegen personen, wol- oder übelwollen: ein solchen mut sol ein christenmensch gegen dem andern tragen. Luther 2, 359ᵃ; guter mut, aufs gute gerichteter wille (verschieden von oben 3, e):
diu reinen wîp sint alle guot:
si gebent ofte guoten muot
dem der nâch ir willen tuot.
Wigal. 142, 14;
es quellen oft aus ihr (der brust) der tugendhafte muth,
der freunde nie verläszt, und feinden gutes thut,
den frieden liebt und wirkt, der zwietracht wildheit zähmet,
und nur durch neue huld undankbare beschämet.
Hagedorn 1, 15;
gutes mutes bleiben einem, von wolwollender gesinnung, gutes mutes sein: mein Gredel, sei guts muths, und lasz den zorn, den du wider mich gefast, schwinden. Winckelfelder 328;
ach, bleib mir hold und gutes muts.
P. Gerhard 42, 38;
der, ob wir ihn gleich hoch betrübt,
doch bleibet gutes muts,
die straf erläszt, die schuld vergibt,
und thut uns alles guts.
79, 14.
c)
mut als sinneskraft, denken, überlegung:
nieman sol des haben muot,
daʒ wuocher, roup, verstolen guot
gote sî genæme:
eʒ was ime ie widerzæme.
Freidank 48, 1;
dasz mein buch, sagt mir mein mut,
noch ganz böse, noch ganz gut.
Logau 1, 124, 30;
und, auf grund örtlicher vorstellung, in den mut kommen, nehmen, zu sinne, für überlegung, zu mute gehen:
meister Ernste an den mût
quam ein gedanke, der was gût.
livl. reimchron. 8169;
eis mâls kam im in sînen muot,
daʒ er diz gegenwürtig guot
dur gottes willen wölt ûf geben.
edelstein 85, 5;
Joseph, mich zimpt in meinem muͦt,
dem chint sei di chelten nicht guͦt.
Erlauer spiele 1, 49 Kummer;
sölch gleichnusz nemet all zuͦ muͦt,
di süntlich prauchen eer und guͦt.
sölchs alle menschen nempt zuͦ muͦt,
und heirat nit nach päsen guͦt.
132ᵃ;
di red gieng mir gar hoch zuͦ muͦt.
151ᵃ;
im mute sein:
mein geliebter!
lasz auch weisheit in deinem muthe sein (überlege weislich).
Tieck Octavian. 413;
im mute gedenken: das vernam Ulenspiegel und gedacht in seinem muͦt: der kürszner zuͦ Berlin het dir nüt für dein arbeit geben, daʒ sollen dir dise kürsner bezalen. Ulensp. 55, s. 81 Lappenberg;
in sînem muot gedâcht er (der löwe) dô,
wie er eʒ (das pferd) möcht betriegen.
edelstein 50, 8;
denkt ihr denn nicht in eurem muth ...
B. Ringwald ev. O 6ᵃ;
mut auch für gedächtnis, erinnerung: interim als ich die arme überall höre angeklagt werden, dasz sie das allmusen schändlich verthun, kompt mir der jenige meerräuber zu muth, welcher mit einem einzigen schifflein raubete, und derohalben verschreit war, da Alexander unter diesem die ganze welt mit völliger schiff-armada überzohe, und dessentwegen der grosze könig genent wurde. Schuppius 749;
dann ein weib hat ein kurzen muht
und gar leichtlich vergessen thut ...
J. Ayrer 369ᵈ (1852, 34 Keller; vgl. dazu oben 3, h).
5)
mut für den träger des mutes, der seelischen stimmung, wenn er thut oder leidet, was sonst die person:
uuanta nîdigaʒ muat   haʒʒôt emmiʒen daʒ guat.
Otfrid 3, 14, 118;
sô werdet ir gote,
sô gehôrsamet iuwerme gebote
ubel unde guot;
alleʒ weiʒ iʒ iwer muot.
genes. in d. fundgr. 2, 18, 44;
swes sô wunsget dîn muot.
99, 9;
des freut sich Etzelen muot.
Nib. 1297, 4;
was setzt sich dein mut wider gott, das du solche rede aus deinem munde lessest? Hiob 15, 13; handel ich denn mit einem menschen, das mein mut hierin nicht solt unwillig sein? 21, 4;
auf einmal lieb und hasz besitzen meinen muht.
des Illo trunkner muth hat dirs verrathen.
Schiller Piccol. 5, 1;
sich selbst beschränkt ein edler mut,
und, seiner selbst gewisz,
schlägt er sich frei durch bös und gut,
durch licht und finsternis.
Platen 27;
noch setzt in dich mein gläubiger mut indesz
sein fest vertraun, hofft liebebethört, es sei
voll zärtlichkeit dein busen.
111.
6)
mut, gesteigert zu der bedeutung gehobene stimmung, freudigkeit, wie die formelhafte verbindung der gleichbedeutenden freude und mut, lust und mut zeigt:
solst in den orden werden gsteckt,
darinn man geflickte hosen tregt,
da du hast weder frewd noch mut.
H. Sachs fastn. sp. 1, 75, 187;
o nein, ich hab wol groszes gut,
doch darausz weder frewdt noch mut,
sorg nur, wie ich mehr gelts gewinn.
2, 52, 106;
ich will gehn in die küche gehn,
zurichten ein mahl für die zween.
von dem ein hab ich ehr und gut,
von dem andren lust, freud und mut.
4, 76, 308;
hab aber weder freud noch muth,
wie ander meins gleichen jung frawen.
5, 57, 32;
doch bleibt dem hause lust und muth verdorben,
als wäre der gebieter selbst gestorben.
Uhland ged. 456;
animosus vol mutes, fol mutz Dief. 36ᵃ (vgl. dazu mutig 2, a); in sprichwörtlichen wendungen: geld und gut, machet mut, aber viel mehr die furcht des herrn. Sir. 40, 20; wie man spricht, gut macht mut, mut macht hohmut, hohmut macht armut, armut aber weh thut, wehthun sucht wider gut. Luther 3, 234ᵇ; und gilt zum öftern das sprichwort .. guth macht muth, muth macht übermuth, übermuth, thut selten gut. Simpl. 1 (1713), s. 308; guht machet mut, opulentiae comes tumor et ferocia. Stieler 1298; und andern:
wen guͦte ärbet schwechen thuͦt,
mag wol mit jagen suͦchen muͦt.
er (der alte mann) kan dir doch nit geben mut (spricht eine junge frau).
B. Waldis Esop 4, 81, 9;
o reizet die städte zum neide,
ihr dörfer voll hüpfender freude!
was gleichet dem landvolk an muth?
Hagedorn 3, 98;
trinke muth des reinen lebens!
Göthe 1, 199;
angedenken an das gute
hält uns immer frisch bei muthe.
47, 70;
ironisch: da haben sie alsdann ein muth, wie drei hund in einem bronnen, freurt einen so sehr als den andern. Fischart bienenk. 265ᵇ.
7)
in bösem sinne, häszliche stimmung, groll, hasz, ärger: (dasz der papst nicht) die gottesgaben aus geiz, muͦt und gab yemand befelhen solt. S. Frank chron. 327ᵇ;
aber wolan, tritt näher, das wort zu vernehmen, o könig,
unsres gesprächs, und bezwinge den muth (μένος) des erhabenen
herzens!
Odyss. 11, 562;
in dem bilde seinen mut kühlen, weil der groll als brennend gefaszt wird (vergl. auch kühlen th. 5, 2568 und unten mütlein): ich wil jnen nachjagen und erhaschen, ... und meinen mut an jnen külen. 2 Mos. 15, 9; sie haben jren mut mit einander an mir gekület. Hiob 16, 10; also wil ich ... meinen mut an dir külen, und meinen eiver an dir settigen, das ich ruge und nicht mehr zürnen dürfe. Hes. 16, 42; auch den bösen mut kühlen: (der graf) der .. das dringendste geschäft lieber einen augenblick stocken liesz, als dasz er den einmal in ihm erregten bösen muth an einem unschuldigen gekühlt, und eine seiner würde nachtheilige entscheidung gegeben hätte. Göthe 24, 158.
8)
die hauptbedeutung von mut in unserer neueren sprache entwickelt sich aus der steigerung des wortsinnes (6. 7); mut, beherzte stimmung gegenüber wagnis und gefahr, ist mhd. noch selten:
der adlar dô (im krieg der thiere) gestôʒen kan (kam),
vil vast schrei er die vogel an.
er gab in herze unde muot,
als noch vil dik der keche tuot.
edelstein 44, 27;
kommt aber seit dem 16. jahrh., die frühere bedeutung zurückdrängend, mehr und mehr empor.
a)
in formelhafter verbindung mit herz (vergl. th. 4², 1218), was den sinn eindringlicher macht: herz und muͦt verlieren, dimittere animos, fractiorem esse animo. Maaler 295ᶜ; da sie nu Judas mit solchen schönen worten, die einem ein herz und mut machen, getröstet hatte, beschlossen sie, sie wolten .. stracks an die feinde ziehen. 2 Macc. 15, 17; wie viel muth, wie viel herz werde ich mir für ihn trinken! Lessing 12, 133;
vor scham und forcht begung er schwitzen,
kratzt sich hinder den langen ohren,
als het er muͦt und herz verloren.
Grobian. N 4ᵃ (v. 3387);
wärst du einer aus dem orden,
denen herz und mut entfällt,
wan sie nur berühret worden
von des rauhen unglücks kält.
P. Gerhard 29, 34;
im glück ist er verwegen;
kömmt aber sturm und regen,
fällt herz und mut dahin.
267, 16.
b)
in ähnlicher verbindung mit andern substantiven: (wir) preisen den rechten werkmeister unsern herrn Christum, der solchen trotz und mut wider den teufel und seine diener in ewer herz gegeben hat. Luther 6, 11ᵇ; der freund, dem wir muth und eifer genug leihen wollen. Wieland 6, 231; glauben sie nicht, dasz wir noch arm und muth genug haben, uns und diese frauen zu vertheidigen? Göthe 14, 129;
schwingt fröhlich hie und da
sein fähnlein als ein held,
der feld und mut behält.
P. Gerhard 74, 16;
der herr zieht selber in den streit.
er selber siegt auf Zions höhen.
die hügel fühlen sieg und mut.
Hagedorn 1, 7;
die macht der finsternisse fällt,
und glanz und muth und freude steiget.
10;
ein jeder ringt mit furcht und wellen,
und jedem sinket hand und muth.
2, 40;
sie (die ruhe), des weisen wunsch, der spott des klügelnden sclaven,
wählte die schneeigen alpen, um muth und einfalt zu segnen.
Stolberg 1, 209;
niemand glich ihm
seit der zeit, an muth und stärke,
wie an güt und redlichkeit.
Herder z. litt. 5, 209 (Cid 70);
und kommen feinde, nicht mit gold und silber,
mit muth und eisen musz man sie bekämpfen.
Tieck Octavian. 209;
noch fühl ich ..
feuer und muth durch alle adern flieszen.
321.
c)
mut mit adjectiven, wobei das wort oft personifiziert wird:
o küner helt, es ist umb sunst
dein küner muet und fechtens kunst.
H. Sachs hürn. Seyfr. 16, 443;
also ewer stets frischer muth
soll dieses süszen kampfs ohn blut
euch wieder und wieder gewehren.
Weckherlin bei Opitz (1624) 201;
ein tapfrer mut kan siegen.
Rist Parnasz 459;
festen mut in schweren leiden.
Schiller hist.-krit. ausg. 4, 4;
weil kluge vorsicht mehr als toller muth
dem feldherrn ziemt.
Phöniz. v. 635;
solche wagestücke fordern
den kecken muth der jugend.
Maria Stuart 2, 5;
den kampf, den das gesetz versaget,
hast du mit frevlem muth gewaget.
kampf mit dem drachen v. 52;
fünf unsres ordens waren schon ..
des kühnen muthes opfer worden.
v. 63;
mein leib und leben kühnlich zu beschirmen,
mit leben, blut, leib, kraft und vollem muthe.
Tieck Octavian. 101;
(das herz) stählt sich, dasz von tag zu tage
mit gröszerm mut es immer neuen schmerz,
und immer neuen kummer trage.
Platen 23;
(heraus) tritt ein ritter kecken muthes.
Freiligrath dicht. 1, 42;
lasz mich jetzt deinen sterbenden mut durch mein beispiel beleben. Schiller kabale und liebe 3, 4;
unter allen
streitenden war könig Sancho
wohl an leibeskraft der stärkste,
doch der feigeste an muth.
Herder z. litt. 5, 114 (Cid 24);
ihm entgegnet Assur: zwar den jüngern
nenn ich mich, doch nicht an mut verzagtern.
Platen 324.
d)
der mut steigt, fällt, schwindet, sinkt, liegt, wächst, wird stark: und da alle unsere feinde das höreten, furchten sich alle heiden, .. und der mut entfiel jnen. Neh. 6, 16; wenns herz bekümert ist, so felt auch der mut. spr. Sal. 15, 13; wer ein frölich herz hat, der weis sich in seinem leiden zu halten, wenn aber der mut ligt, wer kans tragen? spr. Sal. 18, 14; umb des geschreies willen, das da komet, fur welchem alle herzen verzagen, und alle hende sinken, aller mut fallen, und alle knie wie wasser gehen werden. Hes. 21, 7; da nu das kriegsvolk höret, das Holoferni der kopf abwar, erschracken sie, und wurden irr, und kundten nicht rathalten, was sie thun wolten, so war jnen der mut entfallen. Judith 15, 1; der muͦt empfalt jnen, cadunt animi. Maaler 295ᶜ; den mut sinken lassen, desperare, animo dejici. Stieler 1298; mein muth wird stark, wüthe blut! trometenschall im herzen! Klinger Otto 42, 17; der muth wächst mit der gefahr. Schiller räuber 1, 2; als nun aber die riesen so ziemlich mit den drachen fertig geworden, stieg ihnen gleichfalls der muth und dünkel, weszwegen sie gar manches frevele .. verübten. Göthe 23, 91;
der mut mag euch entfallen.
Logau 1, 1, 1;
als mir aller mut entfiel,
tratst du, mein gott, selbst ins spiel,
gabst dem unfall masz und ziel.
P. Gerhard 235, 82;
doch als er die vielen
feinde beisammen erblickte, wie alle standen und alle
sich zu rächen begehrten und ihn am leben zu strafen,
fiel ihm der muth.
Göthe 40, 145;
mit einmal ist sein mut geschwunden,
die frohe zuversicht dahin.
Lenau Savonarola.
e)
mut haben, zeigen: muth hab ich genug, um baarfus mitten durch die hölle zu gehen. Schiller hist.-krit. ausg. 2, 231 (räuber, trauersp. 1, 6); und einig müssen wir sein, ehe ich mut habe, meinen bau zu vollenden. 4, 43;
hend ir muot etwas zerbüten (zu erbeuten)
nach üwerem bruch und kriegesrecht?
trag. Joh. h ij;
tretet
heraus vor allen, habt ihr muth, und klaget
als eine buhlerin sie an!
Schiller don Carlos 3, 4;
muth zeiget auch der mameluck.
kampf mit dem drachen v. 277;
mut fassen: fasse muth, meine theuerste! du hast gewonnen. Schiller kabale und liebe 2, 5; der bursche kreuzigte sich drei mal über meine gottlosigkeit, faszte aber doch in zukunft etwas mehr muth zu dem meinigen. Seume spazierg. 2, 44;
lieber fasset wieder mut!
Logau 1, 61, 45;
mut erwecken, geben: der herr hat den mut der könige in Meden erweckt. Jer. 51, 11; ich war, fuhr sie fort, eine der furchtsamsten, und indem ich mich herzhaft stellte, um den andern muth zu geben, bin ich muthig geworden. Göthe 16, 36;
gefahr giebt muth, der muth hilft streiten.
so rufe jenseits
man zu waffen, dasz mein tod den feinden
neuen muth nicht und den sieg nicht gebe.
Herder z. litt. 5, 198 (Cid 63);
ich will die freundin rufen und es wagen,
zu sagen was mir muth giebt und verzagen.
Tieck Octavian. 331;
wer weckt die alten streiter?
wer weckt den alten mut?
Platen 42;
mut annehmen, nehmen, einsetzen, heben: der alte nahm wieder muth, und fing nun an .. sich zu erkundigen. Göthe 18, 73; der wird gewinnen, welcher den bessern muth einsetzt. Freytag ahnen 4, 139;
so nimb an dich eins mannes mut!
H. Sachs fastn. sp. 1, 51, 436;
die göttin, deren glanz ihn erstlich schüchtern machte,
hub endlich seinen muth durch freundlichkeit empor.
Röschen gab ihm bänder mancher farbe, ..
sasz mit ihm auf einer weizengarbe,
lächelt ihm zur arbeit muth.
Hölty 60 Halm;
muth benehmen, nehmen: er nimpt weg den mut der obersten des volks im lande. Hiob 12, 24; dasz ein regent ... seinen redlichsten und besten dienern den muth benimmt. Wieland 7, 236; er (der trauerfall) nähme den unsrigen den mut, und gäb ihn den feinden. Schiller Fiesko 5, 13;
nu soll mir nicht mehr grauen
für allem, was mir will
entnehmen meinen muth.
P. Gerhard 75, 29;
für seinen mut suchen u. s. w.:
krieg war aus dem krieg entlaufen
zu dem tollen frevlerhaufen,
der in seines freundes blute
ehre suchte seinem mute.
Logau 1, 137, 91;
lebet wohl, ihr schönen berge,
Teruel und Albarazin,
ewge zeugen seines ruhmes,
seines glückes, seines muths.
Herder z. litt. 5, 202 (Cid 67);
wenn du dienest, wenn du treu bleibst,
will ich dich mit muth beseelen.
Tieck Octavian. 35;
ermunternder zuruf ist mut!: nur mut! das schlimmste ist überstanden; muth, dreistigkeit, unverschämtheit, wenns nöthig ist! Schiller neffe als onkel 1, 4.
f)
früher in vereinzelnder fügung einen mut fassen, nehmen, kriegen, machen u. ähnl., vergl. dazu oben I, 3: ein muͦt widerumb fassen oder nemmen, recipere pectus, adhibere audaciam. Maaler 295ᶜ; im selbs ein muͦt fassen oder schöpfen, sumere animum. ebenda; so sollen wir widerumb .. jm zu trotz und verdries einen mut fassen. Luther 3, 394ᵇ; solt einem das nicht einen mut machen zu den kranken zu gehen, und jnen dienen? 395ᵇ; das man .. ein mut nimpt und denkt, nu wil ichs nicht leiden. 4, 449ᵃ; aber im siebenden jar nam Joiada einen mut. 2 chron. 23, 1; als denn werden sie einen newen mut nemen, werden fort faren und sich versündigen. Habak. 1, 11; gib mir einen mut, das ich mich nicht entsetze. Judith 9, 11; was du sprichst, das mus geschehen, wo du einem ein mut gibst, das mus fort gehen. 16, 17; ich erwarte sie in meinem cabinette. mein kammerdiener hat ordre, sie .. zu mir zu führen. fassen sie einen muth. Rabener sat. 3, 78; nun habe ich mir aber seit vierzehn tagen einen muth gefaszt, und bin mit kleinen blättern hinausgegangen. Göthe 27, 279;
nim dirs ein muͦt (fass ein herz),   dracht nit nach guͦt,
lasz niemands von dir erben,
kauf nichts hinaus,   dracht nur herausz.
Uhland volksl. 523.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 15 (1885), Bd. VI (1885), Sp. 2781, Z. 65.

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Zitationshilfe
„muth“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/muth>.

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