Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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raupe, m.

raupe, m.
als bezeichnung eines hüters: allen kühhirten, geiszhirten, bangarten, raupen, weingartnern und taglöhnern. Garg. 199ᵃ; als schimpfwort: (studenten) stürmeten mit steinen .. nach den fenstern: und, herausz pennal! herausz feix! herausz bech! herausz raup! herausz ölberger! da es dann bald an ein reiszen und schmeiszen .. gienge. Philander 1 (1642), 344; bauersmann, bauer, raup, agricola, rusticus, rupex. Frischlin nomencl. bei Frisch 2, 93ᶜ. bair. ist raup taugenichts, lotterbub, nebulo, scurro, raufbold (in Franken einjähriges stück rindvieh). Schm. 2, 129 Fromm.; tirol. raup mutwilliger junge, flegel, taugenichts. Schöpf 539; schwäb. raup, ungeschliffener mensch, rüpel, oberschwäbisch aufschneider, lärmenmacher, in Heilbronn aber der weingärtner. Schmid 425.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 298, Z. 1.

raupe, f.

raupe, f.
1)
eruca, larva. altniederd. rûpa eruca (Graff 2, 360); mnd. und mitteldeutsch rûpe: eruca rupe, ruͦpe, rup, rauppe, rupp, ruͤpe Dief. 209ᵃ; campe, rupe, rupp, krautwurm 93ᵇ; mnl. rupe i. ruepe, ruype, eruca Kilian; eigentlich oberdeutsch ist das wort nicht, wie es nach dem zeugnisse Schmellers (2, 129 Fromm.) in Baiern noch heute dem gemeinen manne fremd ist, aber es scheint wenigstens seit dem 15. jahrh. nach Oberdeutschland gewandert: raupe, eruca, dicitur vermis rodens olera. centipeda, nefula secundum quosdam idem. xilophagus idem et bene dicitur. voc. inc. theut. r 2ᵃ; raup, krautwurm, campe, eruca, oder raup, convolvolus, volvola, involvolus. Dasyp.; raup, graszwurm, bruchus, campe, raupen, giftig würm, die an thannen und forhen wachsend, pityocampae Maaler 326ᵇ; und kommt nürnbergisch auch in der umformung rapp vor: eruca rapp Dief. 209ᵃ (aus dem voc. theut. Nürnb. 1482); setzen und ordnen auch hiemit, das hinfür ein yeder seine oder andere garten, pawmen und hecken, was er der inner und auszerhalb diser stat in einer halben meil wegs von diser stat gelegen in nutz und gebrauch hat, jerlich und eins yeden jars besunder rappen oder rappen lassen sol, also das soliche garten, pawmen und hecken alle jar vor sanct Gertrauten tag fleisziglich und nach notdurft gerapt und die rappen abgethan und verprannt sein. Nürnb. pol.-ordn. 330 (15. jahrh.). die herkunft des wortes ist unsicher, und wenig wahrscheinlich, dasz es ein lehnwort von lat. eruca sei; wäre ein von Firmenich (vergl. Schm. 2, 129 Fromm.) beigebrachtes riepen kriechen besser bezeugt, so würde es am besten mit diesem vermittelt. raupe im eigentlichen sinne, häufig mit hervorhebung ihrer gefräszigkeit: wenn ein thewrung, oder pestilenz, oder dürre, oder brand, oder hewschrecken, oder raupen im lande sein wird. 1 kön. 8, 37; und gab jre gewechse den raupen, und jre saat den hewschrecken. ps. 78, 46; was die raupen lassen, das fressen die hewschrecken. Joel 1, 4; und ich wil euch die jare erstatten, welche die hewschrecken, kefer, geschmeis und raupen .. gefressen haben. 2, 25; so fraszen auch die raupen alles, was in ewrn garten, weinbergen, feigenbewmen und ölebewmen wuchs. Amos 4, 9; dich werden wilde thier oder vögel nichts mehr angehen, raupen, hewschrecken nichts. Petr. 219ᵇ; da kreucht eine raupe auf der krause herum .. soll ich die raupe nicht wegjagen? Chr. Weise erzn. 75 Braune; er nimmt die raupen ab, tollit erucas. Steinbach 2, 230; die magt liest die raupen mit den händen zusammen, famula erucas manu colligit. ebenda; es giebt vielerlei arten der raupen, multa sunt erucarum genera. ebenda; einige raupen sind rauch, campes quaedam sunt hirsutae. ebenda; der seidenwurm ist zwar ohnstreitig selbst eine raupe, es giebt aber noch mehrere raupen, die seide spinnen, wie z. b. die fichtenraupe. Jacobsson 7, 39ᵇ;
jetzt sind nur raupen hie mich (einen rosenstock) vollent abzufretzen.
R. Roberthin in den ged. des Königsberger dichterkreises s. 9;
es war der baum von raupen nur bedeckt,
und wollte noch nichts tragen und nicht wachsen.
Cronegk 2, 335;
braucht nicht der philosoph mehr witz und stärkre sinnen,
der kleine wunder sucht, bekannt mit wurm und spinnen?
dem keine raupe kriecht, der namen er nicht nennt,
und jeden schmetterling vom ersten ursprung kennt.
Lessing 1, 176;
nahm gleich einige raupen vom kräftig strotzenden kohl weg.
Göthe 40, 265;
sonst wahrlich hätt die raupe ihn erschreckt,
die ich geschleudert aus dem blätterhag.
ungewöhnlich für den aus der raupe hervorgegangenen schmetterling:
hebt sein aug, und sieht um sich
ein sommervögelchen, mit regen schwingen.
was ist die wollust, die mich wie im strudel
umhertrieb, mit der reinen lust verglichen,
die diese leichtbeschwingte raupe fühlt?
Wieland 2. supplement-band, s. 146 (der unzufriedene, v. 416);
in vergleichen und bildern: darnach, wenn wirs nicht mehr leiden wollen, und gern gestewert hetten, so werden die rauppen in allen blettern sitzen, und wird heiszen, zu lange geschlafen. Luther 6, 165ᵇ; schlugen sie nicht gegen das wörtchen subordinazion, wie die raupe gegen die nadel? Schiller Fiesko 3, 5;
was blickst du hohnlächelnd abwärts, gebläht vom dünkel des wissens,
im wahn, vom hohen olymp auf raupen der erde zu schauen,
dem dennoch nebel und dunst das licht der seele verdunkelt?
beherrscher und vater der welt! du bist so herrlich im vogel,
der hier im dornstrauch hüpft, als in der feste des himmels,
in einer kriechenden raupe, wie in dem flammenden cherub.
227;
nach Italien habe ich keine lust, ich mag die raupen und chrysaliden der freiheit nicht beobachten; weit lieber möchte ich die ausgekrochenen französischen schmetterlinge sehen. Göthe 43, 28;
die raupe schon, die chrysalide deutet
den künftgen bunten schmetterling.
41, 99;
namentlich wird das verhältnis der raupe zum schmetterling gern auf das künftige leben des menschen ausgedeutet:
vom schönen schmetterling läszt, nach dem augenschein,
die raupe nur der embryon zu sein.
mich deucht, dasz ich darinn entdecke,
wie ein geheimnisvolles bild,
mit reichem trost für uns erfüllt,
in ihrer änderung verborgnen ordnung, stecke (folgt ausführung).
Brockes 7, 335;
fleuch dahin, o seelchen (schmetterling), sei
froh und frei,
mir ein bild, was ich sein werde,
wenn die raupe dieser erde
auch wie du ein zephyr ist,
und in duft und thau und honig
jede blüthe küszt.
Herder zur litt. 3, 120.
niederd. ene rupe vam kinde, ein kleines kind, das noch nicht gehen kann, das noch als ein wurm herum kriecht. brem. wb. 3, 559.
2)
raupe neuerdings für raupenähnliche quasten oder litzen: ein general trägt raupen an den achselstücken seiner uniform; daher die generalsraupen bekommen, general werden. an den helmen der bairischen soldaten heiszt raupe das raupenähnliche vom nacken nach der stirn emporstehende mittelstück, vgl. raupenhelm. schon Campe schlug vor, die kleinen von silber- oder golddraht gedrehten röllchen (franz. chenille) räupchen zu nennen.
3)
plur. raupen, komische einfälle und lächerliche streiche. Kindleben stud.-lex. (1781) 173; oberdeutsch die raupen, unflätige reden, schwänke, raupen schneiden, zoten reiszen Schm. 2, 129 Fromm.; auf dem Schwarzwalde raupen schmutzige erzählungen Schmid 426, wird an das thier angelehnt (vergl. grillen, mücken, würmer im kopfe), mag aber zu dem oberdeutschen masc. raupe (s. oben) gehören, vergl. auch rauperei.
4)
raupe, eine krankheit der schafe, welche in einer wurm- oder raupenförmigen feuchtigkeit an den klauen der vorderfüsze besteht, auch haarwurm. Nemnich. eine ähnliche krankheit des rindviehs und der pferde. Adelung, bei diesen sonst rappe (sp. 117).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 298, Z. 14.

raupen, verb.

raupen, verb.
von raupen befreien, raupen tilgen, bereits im 15. jahrh. nürnbergisch als rappen bezeugt, vergl. oben unter raupe 1: in diesem (januar) oder folgenden monat sol man auch die bäume raupen. Colerus calend. 4; man lest die bäume raupen, ehe sie (die raupen) lebendig werden. 11; die obstbäume äugeln, pfropfen, raupen. Auerbach dorfgesch. 1, 233; wol auch in umgelauteter form räupen, nach unten räupung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 299, Z. 68.

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Zitationshilfe
„raupe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/raupe>.

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