Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

zitronat, n., (früher m. f.)f.m., f.

zitronat, n. (früher m., f.), f., m., f.,
die zerteilte und in zucker eingemachte schale einer groszen zitronenart, succade; die frucht, aus der die succade gewonnen wird, die zitronatzitrone; der zitronatbaum. zur herstellung der succade (vgl. teil 10, 4, sp. 832) s. Krünitz öcon. encycl. 8 (1776) 147. zitronat ist im 16. jh. über frz. citronnat aus dem von citrone abgeleiteten it. citronata (zur verwendung des suffixes -ata im it. vgl. G. Rohlfs hist. gramm. d. it. sprache § 1129) ins dt. entlehnt, teils auch direkt aus dem ital. (citronata für das it. belegt bei Kramer it.-t. [1693] 226ᵃ); vgl. die it. form im dt. satzzusammenhang bei Hohberg: die citronata (unten zu 1) georg. cur. 1 (1682) 224. von der ersten hälfte des 16. jhs. bis ins 17. jh. ist daneben im dt. die form zitrinat belegt, verkürzt aus zitrinatapfel (s. d. unter zitronatapfel). in der bedeutung 'succade' gilt bis in die jüngste zeit das masc. (s. unter 1), das heute für diese bedeutung allein gültige neutr. zuerst bei Sanders (neben dem masc.) wb. d. dt. spr. 1 (1860) 256ᵃ. als frucht fem. (s. unter 2), als baum in älterer zeit masc. (s. Martius, Sebiz unter 3), in neuerer zeit fem. (siehe Hehn unter 3). zur doppelschreibung des t in mundartl. belegen vgl. das bei zitrone darüber gesagte: citternat qu. bei K. Albrecht Leipzig 3; zitternad quelle bei Martin-Lienhart elsäss. 2, 921ᵇ; qu. bei Askenasy Frankfurt 55. eindeutschungsversuche durch metathese des r unter gleichzeitiger reduktion des mittelsilbenvokals nur mundartl. (s. ob.), sowie in den ältesten belegen: citernat (1537) zs. f. dt. wortf. 15, 217ᵇ. gelegentliches d des suffixes wohl in anlehnung an it. mundartformen (vgl. venetian. veciada Rohlfs a. a. o.): citronaden Hohberg georg. cur. 1 (1682) 224; 234; oder in analogie zu frz. citronnade limonade: zitternad Martin-Lienhart, Askenasy s. oben; zitronade El. Langgässer d. unauslöschl. siegel (1946) 20. das endungs-e nur beim fem.: die citronate Krünitz öcon. encycl. 8 (1776) 144; die zitronate Hehn kulturpfl. u. haustiere (⁸1911) 452; neben der endungslosen form: die grosze citronat Gryphius lustsp. 281 Palm; die grosze genuesische citronat Krünitz öcon. encycl. 8 (1776) 145. die belegten pluralformen (zum fem. gehörig) sind schwach: citrinaten (nom. pl.) Bock kreutterb. (1587) 366ᵃ; u. a.
1)
die zerteilte und in zucker eingemachte schale einer groszen zitronenart, succade; zum bedeutungsunterschied zwischen zitronat und succade vgl. unten Karmarsch-Heeren. lexikalisch erst im 18. jh. belegt: zitronat cedronata Kramer t.-ital. 2 (1702) 1469ᶜ; citronnat citronenschalen mit zucker eingemacht Wächtler comm. manual (1703) 1, 64; der citronat eingemachte unreife citronenschalen Adelung 1 (1774) 1207. zitronat wird als arzneimittel, vor allem aber in der küche verwendet: 3 grosz schachtel mit eingemachten citernat (1520—21) A. Dürer tageb. 74 Leitschuh; lasz auch die rinden oder was du von solichen citrinatenöpffeln einmachen oder einbeytzen wilt wol sieden ... solche einbeytzung nennet mann citrinat, ist ein nützliche und sehr krefftige artzney und hilff für alles vergifft, sterckt das hertz in sonderheyt, und bekrefftigt die leblichen geyster durch seinen guͦten geruch. darumb solicher citrinat bei erfarnen ärtzten inn hefftigem brauch ist Ryff confectb. (1548) 114ᵇ;
die fressen wir sew allzeit gern.
für pomerantzen und muscat,
für nägelein und zitrinat
(1565) Hans Sachs 21, 316 lit. ver.;
etwas von citrinat und andern dergleichen hertzstärckenden dingen Grimmelshausen 2, 537 Keller; der grüne citronat, welchen wir an speisen gebrauchen, wird in Italien und den südlichen provinzen von Frankreich ... eingemacht und in fässern zu uns gebracht Krünitz öcon. encycl. 8 (1776) 148; pfefferkuchenteig, von mandeln strotzend und zitronat O. Ludwig ges. schr. (1891) 2, 449; (die zitronenschale) wird dann aus dem zuckersyrup herausgenommen und getrocknet (citronat) oder in dem safte eingelegt und so in den handel gebracht (succade) Karmarsch-Heeren technol. wb. 2 (1877) 364; 70 g kleingeschnittener zitronat Davidis prakt. kochb. (³⁷1898) 523 Holle; man ... schneidet das zitronat ... in kleine schmale streifchen M. Hahn illustr. kochb. (¹⁶⁻¹⁸1921) 532. mundartlich heiszen auch die in geschmolzenen zucker getauchten orangeschalen zitronat Hügel Wien 195; Martin-Lienhart elsäss. 2, 921ᵇ.
2)
die zitronatzitrone (s. d.), aus der die succade gewonnen wird. gleichbedeutend mit zitrone 1 b, zitronatapfel (s. diese). lexikalisch seit der mitte des 17. jhs. belegt: malum citrium citrone oder citrinât Zehner lat.-germ. (1645) 199; 'zuweilen wird auch eine art reifer zitronen, welche eine grüne farbe haben, nach dem muster des italiänischen, mit diesem namen beleget; allein alsdann ist das wort zugleich weibliches geschlechtes, die citronate, plur. die -n' Adelung 1 (1774) 1207; die frembd frucht der wolriechenden, schönen, goldtgelben citrinaten oder judenöpffel Ryff confectb. (1548) 112ᵃ; die pommerantzen, citronaten, limonen Sebiz feldbau (1580) 59;
die pomerantzen wachsen fein,
die citrinat und weinberlein
Hayneccius Hans Pfriem 79 ndr.;
die limonien werden auch unter das geschlecht der citrinat gerechnet, wegen ihrer krafft und ihrer gestalt, auszgenommen, dasz sie kleiner seyn und langlecht, haben auch nicht so ein dicke haut oder rinde, seyn auch safftiger, am geschmack sauwr und bleich Tabernämontanus neuw kreuterb. (1591) 662ᵃ; von den citronaten sind diejenigen die besten, welche das dickste fleisch haben, weil daraus in Italien der grüne citronat (zu 1) oder die succade bereitet wird Krünitz öcon. encycl. 8 (1776) 144. wohl ohne die vorstellung einer bestimmten zitronenart (vgl. Mathesius unter zitrone 1 a): wenn ein theurer man ein wort redet zu seiner zeit, das ist freylich wie ein gülden apffel oder schöne pomerantzen unnd citrinat inn einer silbern schalen Mathesius Luther (1576) 147ᵃ.
3)
zitronatbaum, an dem die zitronatzitrone wächst; vgl. zitrone 2: der citrinat wirt auff treierley weisz gesäyet oder gepflantzet Martius v. d. feldbau u. ackerwerck (1580) 81ᵇ; wann du den citrinat pflantzen wilt Sebiz feldbau (1580) 279; ob wol der pomerantzenbaum mit seinen ewigen grünen streiffen blettern unnd dornen den vorgesetzten citrinaten gar ähnlich, so ist es doch meines erachtens ein besonderer apffelbaum Bock kreutterb. (1587) 367ᵃ; der ganze baum (die bizarrie) ist ... halb citronat und halb orange Krünitz öcon. encycl. 3 (1774) 96; um diese zeit also wächst auch in Unteritalien immer noch die zitronate der alten Hehn kulturpfl. u. haustiere (⁸1911) 452.
4)
vereinzelt 'limonade', wohl durch übertragung der bedeutung von frz. citronnade auf zitronat: citronat citronenscheele mit zucker eingemacht, item ein tranck von zucker und citronen Sperander a la mode-sprach (1728) 117ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1956), Bd. XV (1956), Sp. 1669, Z. 62.

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Zitationshilfe
„zitrinate“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zitrinate>.

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