Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

keid, keit, f., m., n.

keid, keit, f. m. n.,
keim, setzpflänzchen, korn, kleinigkeit, ein altes, nur in mundarten erhaltnes wort, ahd. chîdi, alts. kîth, ags. cîđ.
1)
fränk., schwäb. keid fem., kohlpflänzling, krautsetzling. Schmeller 2, 282. Schmid 308, dazu keidsamen, kohlsame, aus dem man pflänzchen zieht. alterthümlicher schweiz. kide, kyde und kydel, fem. und masc., stengel, zarter zweig wodurch eine frucht in der erde keimt. Stalder 2, 98. in einer oberrhein. ordnung der kleinzehnten (s. d.) von 1409 kîd pl.: was man auch kydt verkauft usz der markt, die hie gewachsen weren, die soll man auch verzehenden. Mones zeitschr. 3, 408, wol junge krautpflänzchen. als neutr. in den deutschen gemeinden in den venet. Alpen; kait, pl. kaitar, keim, sprosz, ableger, setzling. Schmeller cimbrisches wb. 134ᵃ; dazu 'kîden keimen, in der Schweiz, Vorarlberg'. Bergmann daselbst. Das wort ist mhd. noch nicht nachgewiesen, auch ahd. nur einmal in frumikîdi, auch als n., bei Otfried IV. 34, 12 vom auferstandnen Christus: er was thaʒ frumikîdi, mystisch gemeint, der 'erste keim' (goth. fruma primus, frumabaur erstgeboren), d. i. der aus dem grabe wuchs zur auferstehung, der anfang unserer eigenen wiedergeburt; vgl. 'vrumichîst primitiae' gl. jun. 220, s. keist und keidel.
2)
auch in mittelrhein. mundarten lebt es noch, als neutrum, mit ein wenig abweichender bed.: auf dem Westerwalde, in Nassau, auf dem Hundsrück keit, pl. keiter, dem. keitche korn, gerstekeit, haferkeit, kornkeit (also der fortpflanzende keim). aber auch ströhkeit strohhalm, urspr. wol hälmchen überhaupt, dem setzling unter 1 ähnlich; auch ags. cîđ ist festuca. Kehrein gibt auch aus Nassau 'krautsetzling'. dann aber für kleinigkeit, kein keitche nicht, 'eigentlich kleines samenkorn' Rottmann ged. in Hundsr. mundart, auch auf der Eifel Schmitz 227ᵃ, Frommann 6, 15; s. ebenso keidel.
3)
mit kurzem vocal am Niederrhein: in Aachen das kitt, auch nach nrh. art mit verschiebung kitz m., kitzche n., ein 'biszchen', auch ein weilchen, kräftiger en hôrkitt (hôr haar), ôgekitt (vgl. 'nicht ein auge voll' Gotthelf 4, 291, dazu Neidhart 41, 20. Tit. 3813, 3). Müller u. Weitz 108. 89. ebenso westf., in der grafschaft Mark kidsken Woeste in Kuhns zeitschr. 4, 136 (die endung ist sken); dann im fernen osten in den nrh., md. colonien: siebenb. kitzgen ein klein wenig, nordungr. kitzen n. stückchen (z. b. brot). Schröer 69ᵇ, nachtr. 36ᵇ. und ganz ebenso schott. chit ein kleines stückchen brot oder speise (vgl. umgekehrt 'biszchen' als 'wenig'), engl. dial. chit aber noch der erste keim, dazu chit keimen, chitting keimender same. Halliwell 247ᵇ. gab es etwa eine ags. alts. nebenform kith? oder kit? vgl. Diefenbach goth. wb. 2, 449.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 439, Z. 72.

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Zitationshilfe
„keid“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/keid>.

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