Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kauchen

kauchen,
hauchen, auch keichen, mhd. kûchen (mit kûch m. hauch), ahd. nicht nachgewiesen: den sohmen (samen) gekeuwet und dem, so böse augen hat, in das gesicht gehauchet oder gekauchet. Thurneisser erdgew. 87; darnach kauchet oder blaset er in das loch. Stumpf 608ᵇ; wer aber kan die fastnacht (gedr. fachnacht) brauchen, der gewint sein brot ohn hendkauchen. Fischart Garg. 50ᵇ (81), ohne harte arbeit, hauchen in die hände, wie es handarbeiter machen.
dan seh, ich hab mich wol gebraucht (angestrengt),
gedanzt, gehupft, auch (sogar) das ich kaucht (keichte).
flöhhatz 789 Sch.,
dieselbe bed., das keichen des angestrengten, schon mhd.:
die hôhsten, die der werlde (dat.) solten rehtes pflegen,
die lâʒent si in krankem wesen kûchen.
Frauenlob spr. 335, 4
in einer klage gegen die entarteten pfaffen. Von nhd. wbb. nennen es Dasypodius 76 flo, ich blase, wähe, kuche, adflo ich kauch an, hauch an, 92ᵃ adhalo ich kuche an, inhalo ich kuch ein, 361ᵇ ankauchen adflare, kauchung der wind flabrum, dann Schönsleder, Denzler, Frisch. Es besteht noch bair., z. b. in die händ kauchen, dazu kaucher m. hauch, s. Schmeller 2, 277, der es mehrfach aus schriftstellern belegt: dasz die weinende augen bald truckhen, muesz man in das schnupftuch kauchen und solches über die augen halten. v. Bodmann; wenn man pflegt zu kauchen, so sagt man nichts als den buchstaben H. H. Abr. a S. Clara; ein kind im scorpion geboren wird sein wie ein spiegl, wan man disen nur ein wenig ankaucht, so macht er ein finsters gesicht. ders. schweiz. chûcha, kûcha, mit chûch m. hauch Tobler 123ᵇ, kûchen Stalder 2, 140, chûchete hauch Fromm. 2, 483ᵇ, im obern Schwarzwald chûche Schmid schwäb. wb. 331, bei Hebel. Auszerdem taucht es am Mittelrhein vereinzelt auf, denn kauchen stark hauchen, keuchen gibt Kehrein aus Herborn; das ist wol auch das merkw. 'kauchen en brauche' wirtschaften, kauch en brauch m. in Aachen, keichend arbeiten? denn auch sich brauchen heiszt sich anstrengen, s. vorhin aus Fischarts flöhhatz. dazu stimmt aber vollständig in Schottland to kauch (ch guttural) und to be in a kauch, bis über die ohren in arbeit stecken, s. Jamieson suppl. 2, 4ᵇ. Es ist offenbar alte nebenform von hauchen (mhd. hûchen), mit der merkwürdigen lautbewegung im wurzelanlaut wie beim folgenden kauchen, bei kaschen : haschen, bei kauern : hauern, kamme : hamme sp. 107 unten, kocke heu : hocke, kaste : hauste sp. 268, keichen (s. d.) : heichen keichen, vielleicht bei kieze : hîze (sp. 281), keib streit : goth. haifsts? Lautlich stimmt goth. kukjan, heiszt aber küssen (s. d.); nahe liegt auch nl. kuchen husten und keichen, nd. kuchen husten, s. das gleichbed. und verwandte keichen (keuchen). ganz nahe aber liegen sl. wörter, böhm. choukati, chuchati hauchen, chuk, chuch hauch, poln. chuchać, dalm. hakati, hukati, kroat. haknuti (ćuhnuti wehen).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 305, Z. 47.

kauchen

kauchen,
kauern, sich ducken, sich einziehen, ahd. und mhd. nicht nachgewiesen; in einem spruche des 15. jh. von Hans Rosenstock reimt es auf stauchen, mhd. stûche, von einem mörder der sich im Nürnberger walde herumdrückt:
in der gestalt get er umb kauchen.
fastn. sp. 1349,
also mit demselben vocal wie das vor. kauchen, kûchen; zog die hosen ab und kauchte gegen die erde nieder, als wolte er das jenige thun welches keiner vor den andern thun kan. Zinkgref 48, 9 (1653 1, 36). Von nhd. wbb. nennen es Alberus ich kauch innitor cruribus; Schottel 1343 trans. kauchen, etwas niederdrücken, inculcare, entasser; Stieler 912 sich in ein ecklein niederkauchen, auch wie Schottel kauchen inculcare, confercire, fistucare, intrans. niederkauchen conquiniscere, dazu kauchicht incurvatus, demissus, deflexus u. a., 992 kauchen incoxare, cossim sedere; Rädlein 528ᵇ trans. niedertrucken, sich kauchen sich in einander schrumpfen oder ziehen; Frisch 1, 459ᵇ. 503ᵇ intr., der es alem. und fränk. nennt. Von den mundarten haben es die md. zum theil, westerw. kauchen und käucheln, niederhocken und geduckt gehen, er geht gekaucht Schmidt 77; ebenso rhein. (auch kaucheln) Kehrein 218, hess. kâchen (das ein mhd. kouchen voraussetzen würde), henneb. kauchen (und kauchern) Reinw. 1, 77, auch osterl. (Lucka). schweiz., schwäb., bair. ist es nicht. Hier ist denn wieder, wie beim vorigen, eine nebenform hauchen die mitteld. strichweise (z. b. im Westerwald, im Osterland) sogar neben kauchen besteht; sie ist auszerdem bair., östr., fränk., meiszn., auch nd. hûken, nl. huiken, sodasz diesz kauchen die mitte zwischen oberd. hauchen und nd. hûken einnimmt, während das vorige kauchen wesentlich oberd. ist. westerw. gilt kauchen von dem hinten niedergetretenen schuh, und ganz ähnlich nd. hûken br. wb. 2, 666. gerade übrigens, wie neben hauchen ein laus. hutschen, sächs. hü̂schern kauern steht, so neben kauchen auf der Eifel kutschen, ostpreusz. vom einkriechen ins bett bei kälte Hennig 140, schles. einhûschern. zu kauchen stellt sich auch kauzen kauern (sächs. kauxen); nahe an klingt thür. zauchen sich zusammenducken; s. auch kauern. Auswärtigen anklang bieten poln. kuczna̜ć, kuczyć sie̜, südsl. čučniti, čučati kauern, böhm. c̀učeti sich bergen (ducken); merkw. finn. kykky gekauerte stellung, kykistän, kykyn ich kaure, ehstn. kükkama; endlich lat. conquinisco kaure mit seinem perf. conquexi und dem stamm der sich darin andeutet, vgl. coxim (cossim) sedere kauern, das auf coxa hüfte (daher incoxare kauern), coxendix hüftgelenk leitet, und in die hüfte (und kniegelenk) setzt man sich beim kauern; mit coxa aber wird hüfte, goth. hups (sloven. kuk, vgl. čučniti vorhin) mittelst auslautwandels (sp. 6) verwandt sein. das wäre denn wieder ein fall wie die sp. 107. 196. 268, urverwandtschaft mit und ohne verschiebung, in hauchen und kauchen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 306, Z. 17.

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Zitationshilfe
„kauchen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kauchen>.

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