Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kehrich, m.

kehrich, m.
instrumentum purgatorium. Steinbach 1, 845.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 426, Z. 32.

kehricht, kehrich, n., auch m.

kehricht, kehrich, n., auch m.,
purgamenta, was beim kehren mit dem besen herausgekehrt wird, gebildet wie das gleichbed. fegicht, fegich (Schm. 1, 515) von fegen, spülicht von spülen. die ältere form ist kehrich, und kehricht daraus verlängert wie spülicht aus spülich, wie habicht aus mhd. habech, predigt aus älterm predig. noch älter aber kerach Scherz 776 (aus Straszburg), Schöpf tirol. id. (15. jh.), das ist die mhd. form; ahd. ist kerahi anzunehmen. Schmeller 2, 322 bringt aus Gemeiners Regensb. chr. 2, 303 ein altes chiräch, und kerach n. gilt noch bairisch neben kericht (gespr. keret), wie noch Paracels abfeilach hat für abfeilicht (1, 38). auch ein voc. des 15. jh. gibt kirach (Dief. 519ᵇ), derselbe und der voc. inc. teut. n 1ᵇ keracht, scobs, quisquilia, immundicies domus, andere ausgaben kerocht (wie kerot Dief. 519ᵇ), der voc. th. 1482 q 3ᵇ kerecht oder vegecht, purgamenta domus, auszkerecht. der voc. opt. Lpz. 1501 Aa 8ᵇ nennt es botzig, scobs, doch wol 'putzig', von putzen; vgl. bötzig. Im 16. jh. herscht kerich: es sol auch ein ieder burger und einwohner das pflaster vor seinem hause oder hofe alle sonnabende kehren und rein machen lassen, und das kerich denselben tag vom pflaster hinweg bringen oder furen lassen. stadtr. von Arnstadt bei Michelsen rechtsdenkm. aus Thüringen 75; das gelt vernichten (verachten) sie gar und fliehens wie das kerich oder nuszschalen. S. Frank moriae encomion 74ᵇ; wir wollen gerne das kerich und schabab (abschabsel) sein. Luther 3, 340; sie (die geistlichen väter) müssen, wie Paulus sagt, der welt keerich und jederman schabab sein. 4, 398ᵇ;
ins kerich schüt sie mir den eschen (die asche).
H. Sachs 1, 509ᶜ.
Stieler 943 gibt kehricht n., dann Steinbach, Adelung, aber Frisch kehrig n., wie schon in der Frankf. reform. viii, 4 § 5 kährig (bei J. Ayrer auskerig); bei Riemer polit. stockfisch vorr. als masc.: dasz man den kerig und staub von 6 stufen der treppen auf ihren sammetrocke sehen können, es ist die noch in Sachsen, Thüringen vorherschende form (neben kehricht m.). Die schriftsteller des 18. jh. schwanken:
dein stärkster foliant, der fluch für den, der schreibt,
war lumpe, ward papier, wird kehrig, wird zerstäubt.
Hagedorn 3, 107;
wirft die übrige schlacke unter das kehricht. Bürger 184ᵃ; wie man die verrückten und rasenden gebrauchen könne, die man bisher als das kehricht der gesellschaft weggeworfen hat. Lichtenberg (1800) 1, 102;
und es trugen die mägd' hinaus vor die thüre das kehricht.
Voss Od. 22, 456;
die leute schieben den kehrig in die ecken, auch sehe ich grosze schiffe hin und wieder fahren, die an manchen orten stille liegen und das kehrig mitnehmen. Göthe 27, 108 (1. oct. 1786 brieflich aus Venedig), beide geschlechter nahe hinter einander, wie schon in der ersten ausg. der ital. reise 1816 1, 165 (die ausgabe von 1850 19, 62 hat das kehricht corrigiert); das kehricht 28, 101. 147 (ital. reise erste ausg. 2, 156. 230); wo wir den kehricht hinschütten. Arnim schaub. 1, 24; bei dem .. abscheu gegen das distillieren einer geschichte uralter zeiten aus worten, namen und mythologischem kehricht. Niebuhr 2, 21. früh nüchtern über den kehricht zu schreiten gilt für unglückbringend. s. auch auskehrich, auskehricht, abkehricht, überkehrich (gleich überkehr f., osterländ. überkare, ahd. uberchara sp. 406), und kehret, kehrsel.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 426, Z. 33.

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Zitationshilfe
„kehrich“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kehrich>.

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