Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

schnarre, f.

schnarre, f.
1)
ein hölzernes werkzeug, bestehend aus einem rädchen und einem beweglichen bret, gegen das die zähne des rades beim umdrehen schlagen und dadurch ein rasselndes geräusch hervorbringen; es dient kindern als spielzeug, dem nachtwächter an stelle des hornes, wie auch in katholischen kirchen in der charwoche an stelle der glocken und wird auch ratel, ratsche, klapper genannt. Adelung. Jacobsson 4, 15ᵇ, niederd. snarre Schiller-Lübben 4, 268ᵇ. Woeste 245ᵇ. vgl.: schnarr, f. crembalum Golii onomast. col. 224. maul-trummel, brumm-eisen. Frisch 2, 212ᵃ. — im niederd. auch bezeichnung der garnwinde Abelung, nd. snarre brem. wb. 4, 882.
2)
in der ältern sprache die saite: mhd. snar (starkes fem.) strick, saite Lexer handwb. 2, 1024, vgl. ahd. snare, sner fidis Graff 6, 849:
want got selve ruret dines hercen snar.
zeitschrift für d. alterthum 10, 75, 4.
dazu: monaludium (cf. monochordium) est ludus unius corde ein snar vel alio nomine ein rummelscheyt ludus qd. cordarum. Dief. gl. 366ᵇ; so noch im älteren nhd.: schnaer, sive schnär, die, fides, chorda, diciturque per crasin à schnader, sed Belgic. et Sax. est, nobis effertur schnarre, et notat chordam seu nervum majorem. Stieler 1887; geigenschnarre, lautenschnarre, fides pandurae, chorda testudinis. Stieler 1887, schnarre, chorda Wachter 1448. ebenso nl. snaar: snare, fides, chorda, nervus, nervia Kilian; dazu wol auch mnl. snare in dem von Schiller-Lübben 4, 268ᵇ beigebrachten liede:
den sanck wil he (Christus) allene,
de komet uth eynen herten reine,
boven alle snaren und klyngen;
ferner:
dair die engelen syngen
di nova cantica,
dair hoirt men snaren clingen.
liederb. d. Anna von Köln 9ᵃ, s. zeitschrift für d. phil. 21, 141ᵇ, 3.
jetzt noch im ostfries. als snare, snâr saite ten Doornkaat Koolman 3, 239. das einfache r im nd.-nl. wie im ältern hd. zeigt, dasz das wort nicht zu schnarren gehört, sondern im ablaut zu schnur steht, während das nhd. schnarre erst auf nachträglicher falscher anlehnung beruht. eine weiterbildung zu snar ist ahd. snarahha, laqueus Graff 6, 849, vergl. altn. schwed. snara, dän. snare, schlinge.
3)
bezeichnung gewisser vogelarten, wegen ihres schnarrenden gesanges.
a)
die misteldrossel, turdus viscivorus, auch schnärre, schnerre, schnerrer, schneer, scharre. Nemnich, vergl. schnarrdrossel: schnärre, die, avis est, nomine turdus viscivorus, alias ziemer, sive zeimer. Stieler 1887; die schnarren sind schier wie die drosseln, aber doch sind sie was gröszer und leibiger ... ἰξιφάγος viscivorus ist eigentlich, das die Märcker eine schnarre nennen. Colerus hausb. (1680) 619ᵃ; die mistel-drossel, turdus viscivorus, mistelziemer .. groszer krammetsvogel, gemeiner krammetsvogel; schnarrdrossel, schnarrziemer, schnarre, schnerre, schnerrer, schnaar, scharre, zwitzer .. in hiesiger gegend (Anhalt) schnärre oder schnärrziemer. Naumann vögel Deutschlands 2, 248; vgl.: ihre lockstimme ist ein sonderbarer, ziemlich weit hörbarer, schnurrender ton und klingt wie: schnärrrr! .. wenn sie recht eifrig locken, moduliren sie die schnarrende stimme, und sie klingt dann: schnärrrata ta tärrr! s. 254. so noch schles. schnarre Frommann 4, 183. — dasselbe meint wol auch schnarre, krammetsvogel Klein 2, 133 (im Harz); schnarre, f. turdus maximus, der an andern orten mistler heist, der gröste unter den arten von krammetsvögeln. Frisch 2, 212ᵃ, ebenso öconom. lex.² 2617.
b)
eine wachtelart mit langen beinen, auch schnarrwachtel, schnarrichen genannt Adelung. öconom. lex.² 2617. wol dasselbe wie rallus crex, ralle, .. schnarwachtel, schnarrichen, schnarker, schnerker, schnarf, schnerz, schnärz .. schnarre. Nemnich.
c)
schnerf oder thau-schnarre, heist man den so genannten wachtelkönig, eine art von wasser-hünern, das sich bey der nacht im sommer hören läst, mit einem schnarrenden geschrey, gallina aquatica, ὀρτυγομῆτρα. Frisch 2, 212ᵃ; auch schnerker, schnerz, heckschnarre. Campe.
d)
niederd. snarre, der baumhacker, certhia familiaris Schambach 199ᵃ.
4)
weitere besonderheiten.
a)
schnarre, die, in navibus est puppis Stieler 1887, dagegen bei Maaler 359ᵇ: der schnarren, das hinderteil oder der hinder gransen desz schiffs, puppis, vgl. Frisch 2, 212ᵃ; man musz die proram oder gransen nit so schwär beladen, puppim oder die schnarren nit so lähr lassen. quelle bei Schm. 2, 579. — an andern stellen dagegen vom schiffsvordertheil: die schnarren, puppis acroteria, tigna ad ornatum prorae puppisque eminentia. voc. von 1618 bei Schm. 2, 579; dafür auch die weiterbildung schnarf, s. daselbst. eine andere ableitung liegt vor in ahd. snarken, rostrata naves (plur.) Graff 6, 849 (vgl. schnorre, schnurre?).
b)
schnärre quoque, aliàs etiam schnarre, et schnorre, est suscitabulum quoddam, fremitus et strepitus, quod pueri conficiunt scarabaeis in gyrum circumvolantibus animi causâ. Stieler 1887.
c)
mnd. snare, snâr steht auch für 'schnur, schwiegertochter' (neben snôr) Schiller-Lübben 4, 268ᵇ. 279ᵃ. vgl.snarre, snurre, sax. fris. sicambr. holl. nurus. quaede snarre, mulier maledica, rixosa. Kilian.
d)
nd. auch eine alte kuh. brem. wb. 4, 882. Schütze 4, 139. Strodtmann 218. Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1185, Z. 21.

schnerren, verb.

schnerren, verb.,
nebenform zu schnarren (vgl. das.), mhd. snerren Lexer handwb. 2, 1033.
1)
im sinne von schnarren, besonders vom schreien gewisser vögel Schm. 2, 580 (zu folgern aus schnerrer).
2)
gewöhnlich in dem sinne 'schwatzen, plappern', vgl. Schm. a. a. o. und geschnerr (s. v. geschnarre 2, theil 4, 2, 3949): sô spottent sie unde snerent als sie ûf einem jârmarkte sîn. Berth. v. Regensburg 1, 102, 13; sô hât er uns niwan eine zunge gegeben. dâ mite sîn wir gemant, daʒ wir niht ze vil gesneren suln unde gebrehten. 159, 13;
snürrinc, dîn snerren bî den granen ist ein wiht.
Frauenlob 304, 5.
3)
in neuern mundarten sich schnerren, sich im reden verwickeln, sich fangen, sich irren; in diesem sinne fortsetzer des mhd. snerhen, ahd. snerahan, s. Schm. a. a. o. Pfister 263. Kehrein 1, 362 und nachtr. 48.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1320, Z. 19.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
schnellseil schoppen
Zitationshilfe
„schnerren“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schnerren>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)