Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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schach, m., n.

schach, m. n.
name eines spieles, mhd. schâch. das wort stammt aus dem persischen schâh könig, woher auch die Araber ihr schâh entlehnten. durch deren vermittelung kam es zu den romanischen völkern, die mit dem namen der hauptfigur das schachspiel bezeichneten. vgl. span. xaque, jetzt jaque, port. xaque, ital. scacco, prov. escac, frz. échec Diez⁴ 282. vom frz. auch engl. chess, früher check. langen stammvocal gegen kürze im romanischen zeigen wie mhd. schâch: isländ. skák, dän. skâk, holländ. schaak. es scheint, als ob diese aus dem mhd. schâch entlehnt seien, und für dieses ist wegen der ähnlichkeit mit dem persischen (man beachte auch den auslaut ch gegen cc im romanischen) nicht romanische vermittelung, sondern directe einwirkung des persisch - arabischen anzunehmen. eine häufige nebenform von schâch ist schâcht mit unorganischem t: wenn ich reich wäre, wollte ich mir ein gülden schacht und silberne karten werklich lassen zurichten zu einer erinnerung, denn gottes schacht und karte sind grosze mächtige fürsten, könige, kaiser. Luther tischr. 2, 101. Bedeutung.
1)
hauptfigur, könig im schachspiel, hier nur masc., schâch, rex in ludo latrunculorum. voc. 1482: das königsspiel, wo der schach oder könig der wichtigste unter allen steinen ist. Wieland 24, 109.
2)
von der hauptfigur ist der name auf das schachspiel übertragen; das geschlecht ist ins neutr. (nach spiel) übergetreten: das schach ist ein scharfsinniges spiel. Adelung. in redensarten: eine partie schach mit jemand spielen. Campe;
sie spielten alle nachmittag
nach eingenommenem mahle
in einer sommerlaube schach
und aszen kalte schale.
Hölty 26 Halm.
schach ziehen: der ritter mit sampt Friderichen anfieng das schach zu ziehen, damit sie den abendt mit freuden zu ende bringen möchten. buch d. liebe 48ᵇ; zwei knaben wollten schach ziehen. Lessing 1, 141. von der einzelnen partie:
ich lade dich, geliebter,
heut abends auf ein schach.
Rückert liebesfrühl. 5, 8.
3)
schach, auch schachbrett, ebenfalls neutr.: setzte das schach an das fenster. Klinger 10, 30; willst du wissen, dasz alle unsere weiblichen künste einzig für dieses wehrlose stichblatt fechten, wie auf dem schach alle officiere den wehrlosen könig bedecken. Schiller Fiesko 4, 12; daher auch im schach ziehen, spielen für schach spielen: Philomon und Gabriotto anhuben in dem köstlichen schach zu ziehen. buch d. liebe 242, 2; wer im schach ziehen und ein bergwerk bauen will, darf seine augen nicht in die tasche stecken. Simrock sprichw. 8774.
4)
aus dem orientalischen zuruf, z. b. 'schâh rûch, dem schach droht der roche' entwickelt sich die bedeutung schach (als masc. neutr.) für eine stellung, die dem könig gefahr droht: der schâch bediutet ein vordern des rehten und ist als vil gesprochen: o künec tuo mir daʒ reht und daʒ muoʒ sîn. Massmann gesch. des schachspiels (1839) 135; schach ist der angriff einer figur oder eines bauers auf den feindlichen könig. Bilguer handb. des schachspiels (1858) 9; im bilde:
die trunkenheit gêt auch dar nâch,
der sælikeit ein schêdlich schâch.
Heinr. v. Beringer schachged. 9089 f.
schâch namentlich als drohenden zuruf gegen die figur des königs im spiel:
der künec sprach
zuo der küniginne dâ schâch!
dâ schâch sprach diu künegin.
Heinr. v. Freiberg Tristan 4155;
swelch stein den künec vindet
ûf dem veld dâ er möhte komen,
sô wirt der krî von im vernomen,
so hœret man in schrîen: schâch.
Heinr. v. Beringen schachged. 10054;
Sittah. schach! und schach! und schach!
Lessing 2, 228;
schach dem könig!
Göthe 8, 53.
bildlich: in fünf wochen konnte der werbeofficier nicht einmal sagen: schach der königin! J. Paul uns. loge 1, 8;
der mann, der ...
das leben tausender in seiner hand
es hinsetzt wie zum fröhlich leichten bretspiel,
auf das von blut und staub geteilte feld
und ausrief: schach! als wenn es steine wären.
Grillparzer 5, 109.
häufig in verbindung mit matt (s. d.):
da fand ich schâch und mat
an mangem stolzen wîb.
Altswert 173, 22;
do sprach er, o du veile statt,
wie werstu so bald schoch und matt,
wenn du ein koufmann hettst allein.
Brant narrenschiff 46, 54.
feste verbindungen: schach sagen, sprechen, bieten, thun, geben:
nu trahtet wol, des ist iu nôt,
unde sehet iuch vor, ich tuon iuch schâch.
Massmann a. a. o. 59;
so oft er dem könige schach bothe. Olearius reisebeschreib. 89ᵇ; er bietet mir im spiele das erste schach. J. Paul uns. loge 1, 16.
5)
die häufige bildliche verwendung von ausdrücken und redensarten, die aus dem schachspiel entnommen sind, bekundet die ungemeine verbreitung und beliebtheit des schachspiels im mittelalter, besonders wird so der krieg, die liebe zwischen zwei personen, aber auch das leben selbst symbolisch als ein schachspiel aufgefaszt.
a)
vom kriege:
begunden luogen
wie si mit hübeschen fuogen
getæten eteslîchen schâch.
Konr. v. Würzburg troj. krieg 27575;
alsô endet sich der schâch (der krieg).
Biterolf 13041;
tâten in einen schâch
ûf und nider um den stat,
sie wâren vil nâch worden mat.
chrieg sagt lant und lewten schâch.
Suchenwirt 37, 67;
des wirt gesprochen maneger schâch
mit venden und mit alten.
20, 19.
b)
von der liebe:
allen ir fröuden mat
wart dâ gesaget sunder schâch.
Heinr. v. Freiberg Tristan 1560 f.;
mich leit (leitet) ir süeʒen ougen schâch
swar si wil.
minnes. 1, 115ᵇ Hagen.
c)
vom leben, das vom tode besiegt wird:
der tôt so manegen seit mit matte schâch.
Lohengrin 5829;
der tôt sagt uns mit den alten schâch,
dar nach erzeiget er sin mat.
Koloczaer cod. altd. ged. (1817) 153.
d)
auf andere verhältnisse übertragen:
vliuch ir (der schande) mat, si sagt dir schâch.
minnes. 2, 62ᵇ Hagen;
halte er die lêre mîn
und spreche der unkiusche schâch.
Heinr. v. Beringen schachged. 7277;
er besasz keine tugend, welcher nicht durch irgend ein angrenzendes laster immer schach geboten worden wäre. Wieland 7, 413.
e)
erst im nhd. üblich sind die verbindungen im schache stehen, in bedrohter lage sein:
während ich zog in der tugend feld,
sah ich es stehe die lieb im schach.
Platen 84ᵇ.
einen im oder in schach halten, ihm immer aufs neue schach bieten, sodasz er nicht zur ruhe kommt: sie wolleu euch und euren gegenpart nur im schach halten, um beiden das eigne oder fremde gut abzudringen, ohne eine züchtigung befürchten zu müssen. Eichendorff Lucanor 9; indem wir zugleich die studenten von allen demonstrationen zu feindseligkeiten abhielten, und zu ruhigem ausharren ermunterten, gelang es uns, den tobenden haufen etwas in schach zu halten. Vogt ocean u. mittelmeer (1844) 1, 172.
6)
(als masc. und neutr.) eine figur von der form der felder im schachbrett, quadrat und verallgemeinert raute (vgl.schache): haben auch unterschiedliche wappen neben der hennen gehabt, der ain thail die saue, der ander aber den halben adler sampt dem schach. Zimmerische chron. 4, 116, 5; schach, ein schild, der etliche mal nach der länge und breite durchzogen und die feldlein mit zweyerlei tinkturen abwechseln. dieses wird geschacht oder gewürfelt genennet. Jablonsky lex. der künste u. wissensch. 976ᵇ.
7)
als masc. wie könig, bezeichnung der würde orientalischer herscher, selbständig, und ohne zusammenhang mit der früheren entlehnung aufgekommen; heute im häufigen wechsel mit der nebenform schah:
der grosze sultan, der Perser schach
im zirkel ihrer frauen.
Hölty 25 Halm;
eine andere hätte ihre liebeswerber
auf blutig schwere abenteuer aus
gesendet sich mit riesen 'rumzuschlagen,
dem schach zu Babel, wenn er tafel hält,
drei backenzähne höflich auszuziehn.
Schiller 13, 368 (Turand. 2, 1);
auch dasz vom throne fürstenhort
sich nicht für uns verliere,
giebst du dem schach ein gutes wort
und giebst es dem veziere.
Göthe 5, 43;
doch im munde eines fürsten,
eines schaches, ist ein toman
gülden stets; ein schach empfängt
und er giebt nur goldne toman.
H. Heine 1, 364 Elster;
schach Mahomet hat gut gespeist
und gut gelaunet ist sein geist.
1, 367 Elster.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1956, Z. 25.

schoch, interjection

schoch, interjection,
so schon mhd. schoch, auch schohô mhd. wb. 2, 2, 178:
dô quam zuo sich her Îsengrîn.
er sprach 'schôch, ich hân arbeit'.
Reinh. 597;
als zuruf an den falken:
und schrai laute nach dem valken:
iu schoch! iu schoho! ob ers horen ruͦchte.
d. minne-falkner 79;
mein luͦder warff ich umbe,
und schrai laute: iu schoho!
96.
meist zum ausdruck der hitze oder kälte: schoch, wie heisz! Garg. 244ᵃ;
wer frowen glust will hengen noch (nachgeben),
den frürt gar dick, so er spricht schoch.
Brant narrensch. 82, 59;
fuͤrend mirs (die priester) hin zum loͤwen loch,
da würt aim haisz, dem andern schoch.
Birk Beel (1539) D 2ᵃ.
vgl. ferner schuch, schu, z. b.:
schuch! clamat nudus in frigore,
cui gelu riget in pectore.
Carm. bur. 234, 12;
ferner Grimm gramm. 3, 298 und Zarnckes anmerk. zu Brant a. a. o.so jetzt noch in süddeutschen mundarten, alemannisch schoch, bezeichnung des schauerns vor kälte, erweitert schocheli Seiler 262ᵇ. Schmid 475:
schocheli schoch, wie schnatteret iez und briegget (weint) mi chiimli (keimlein).
Hebel 1, 156 (d. habermus).
ferner bair. Schm. 2, 364. — kärntn. tschô! als zuruf an kühe (um sie zu locken) Lexer 224 vergleicht sich der stelle aus dem minnefalkner.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1429, Z. 11.

schoch, m., n.

schoch, m. n.
1)
nebenform zu schach (s. daselbst theil 8, 1956 ff.): schoch, idem quod schach Scherz-Oberlin 1427: wer also hoffet sich an dem letsten zu bekeren ist gleich einem der in dem schoch zuicht mit einem der es wol kan und er es aber ubel kan und laszt im alle seine stein nemmen. Keisersberg menschl. baum (1525) 122, s. ebenda;
do sprach er, o du veyle statt,
wie werstu so bald schoch und matt.
Brant narrensch. 46, 54.
dazu auch schochzabel, schochzabelspil Scherz - Oberlin a. a. o.
2)
schoch, m. heuhaufe, s. schochen.
3)
schoch, n., nebenform zu schock, vgl. daselbst Frisch 2, 218ᵇ.
4)
schoch, eine art jetzt ungebräuchlicher schiffe. Frisch 2, 218ᵇ: manig galey und choch, das ist, lange schiffe, galeen, und vornen und hinten rundliche schiffe, als cochleas, und manig grosser schoch. quelle s. ebenda. vergl. mhd. schohe, der untere schiffsraum:
er barc sich in des schiffes schohen.
erlösung 1550 Bartsch.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1429, Z. 42.

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Zitationshilfe
„schoch“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schoch>.

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