Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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schnell, adj.

schnell, adj.
alacer, celer, mhd. snël, snëlles Lexer mhd. handwb. 2, 1029, ahd. snël, snëlles Graff 6, 846; alts. mnd. nnd. mndl. nndl. snel(l), ags. engl. snell, altnord. snjallr, schwed. snäll, verwandt mit schnalle, dunklen ursprungs. ital. snello, prov. isnel, irnel, altfranz. isnel, norm. inele gehen auf das deutsche wort zurück Diez⁴ 297. die mhd. begegnende adverbialbildung snëlles ist im nhd. aufgegeben:
ein ritter snelles vür in rant.
das üblichere snëlle, ahd. snëllo wird nhd. gewöhnlich zu schnell gekürzt, doch begegnet daneben auch bis in die neuere zeit die vollere form schnelle, besonders in dichterischer sprache (belege s. unter 2, f). für die bedeutungsentwicklung sind die folgenden, meist frühnhd. glossen von interesse: alacer schnell Dief. 20ᵃ, agilis snel, celer snel, snelle, schnell 110ᵇ, citus snell 124ᶜ, festinus snelle, snel, schnell 232ᵃ, impetuosus snelle 289ᵃ, properus snel 465ᶜ, velox snel, snell 609ᶜ, volucer snel, schnell 628ᵇ.
1)
in älterer sprache erscheint schnell häufig als lobendes beiwort für kraftvolle jünglinge, helden. es scheint auf körperliche tüchtigkeit, behende kraft zu gehen, in der zu jener zeit der ruhm wurzelte:
Ludowig ther snello,   thes wisduames follo,
er ostarrichi rihtit al   so Francono kuning scal.
Otfrid widmung 1, 1;
sehshundert reitwægene   die waren wol geladene
der vil snellen helede.
exodus 160, 10 Diemer;
Sîfrit der snelle   wîse er was genuoc.
Nib. 442, 1;
urloup nam der degen snel.
Wolfram Parz. 432, 24;
'nu lât iuch niht erlangen'.
sprach Rennewart der snelle.
Willeh. 201, 23;
sie riten vür sich, die helde snel.
Heinr. v. Freiberg Trist. 5803;
ein helt küene und ouch snel.
Heinr. v. Neustadt Apoll. 12391;
her Peter unde er Daniel,
zwene gebroidere starc und snel,
koin. wis. unde iren vrunden
hat man si noch getruwe vunden.
Hagen köln. chron. 4937 Schröder;
du machst mich, degen schnelle,
mit gesehenden augen plint.
Casp. v. d. Roen in Wackernagels leseb.² 1033, 13.
substantiviert:
sose snel snellemo   pegagenet andermo
so uuirdet sliemo   firsniten sciltriemo.
Müllenhoff-Scherer denkm.³ 1, 56 (ⅩⅩⅤⅠ).
vereinzelt noch bei Luther in ähnlicher anwendung: ich wil die Chaldeer erwecken, ein bitter und schnell volck, welches ziehen wird, so weit das land ist, wonunge einzunemen, die nicht sein sind. Habac. 1, 6. sonst gewöhnlich nhd. im auch schon früher begegnenden sinne von
2)
sich rasch bewegend oder rascher bewegung fähig.
a)
der übergang von 1 zu 2 wird am leichtesten durch den gebrauch von thieren vermittelt. der alte begriff der behenden kraft tritt deutlich hervor in fällen gleich den folgenden: daʒ (tiegerthier) ist wunderleich kreftig und snel. Megenberg 161, 4; dieses (der meerhund) ist gantz ein scheuszlicher groszer fisch, gantz schnell, und sehr räubig. Gesners fischb. übers. von Forer (1598) 81ᵃ. aber dieser steht hier dem der schnelligkeit schlechthin als dem für die erhaltung der art oder ihre wertschätzung durch den menschen wesentlichen am nächsten. das zeigt besonders die alte beziehung auf das pferd: acri [equo] snellemo rosse Steinmeyer-Sievers 2, 653ᵃ; alipes, ein schnelles rosz Dief. 22ᶜ; seine rosse sind schneller denn adeler. Jerem. 4, 13; ire rosse sind schneller denn die parden, so sind sie auch beisziger, denn die wolffe des abends. Habac. 1, 8; schnälle oder ringe pfärd, gleych als flugend sy, alipedes equi. Maaler 359ᵃ; acer equus, ein schnell pferd das wacker davon postirt. Corvinus fons lat. (1660) 7ᵇ; ein schnelles rosz, cavallo veloce, leggiero, ratto Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵃ;
waʒ hilfet daʒ man trægen esel
mit snellem marke rennet?
minnes. frühl. 20, 7;
eʒ (das jagdpferd) was starc, schœne unde snel.
Gottfr. v. Straszburg Trist. 87, 17 Maszmann;
die (blumen) wurden von in zwein vertretet
und von ir snellen orsen vrech.
Konrad von Würzburg troj. krieg 3989;
er müeste lîhte haben versliʒʒen
die zît in einem kerkære,
ob der meidem enwære
gewesen niht sô snel.
Ottokar reimchr. 5635 Seemüller;
mein hertz begert ein jungen knaben
der ein schnelles pferdte reyt.
bergreihen 107, 21 neudr.;
du (gott) solt gepriesen werden
dan, wann die sonn' erwacht,
und mit den schnellen pferden
sich wieder von uns macht.
Dach in den ged. des Königsb. dichterkreises 116, 4 neudr.;
ihr habt uns überrascht — euch einzuhohlen
gedachten wir — doch ihr habt schnelle pferde.
Schiller jungfr. von Orl. 3, 3.
dann allgemein von thieren im heutigen sinne: der heuschrecke ist snel unde resche, er springet rehte dort hin alse er fliege. Berth. v. Regensburg 1, 559, 26; Naphtali ist ein schneller hirs. 1 Mos. 49, 21; das schnellste unter allen thieren, velocissimum animalium omnium Steinbach 2, 475; ein schneller hirsch. Adelung;
einr' snellen swalwen vluk.
minnes. 2, 388ᵃ Hagen;
es (das reh) ist ein thier gar snel
und verlürt underwîlen doch daʒ vel.
K. v. Ammenhausen 18557 Vetter;
die schnellen hund' und mäuler traf er erst.
Bürger 142ᵇ.
daher in vergleichen: schnel wie die rehe auff den bergen. 1 chron. 13, 8; schnell wie ein hirschlein, rehelein. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵃ;
waʒ ist sneller denne deʒ rêch?
Müllenhoff-Scherer denkm. 1, 193 (nr. 48), 5, 4.
b)
von personen: gehet hin, jr schnelle boten, zum volck, das zurissen und geplündert ist. Jes. 18, 2; schneller bott, messo veloce, leggiero Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵇ;
mit boten harte snellen   er bat und ouch gebôt
zuo sîner hôchgezîte.
Nibel. 1362, 3;
sô snel ist dehein man
noch niht âne gevidere
daʒʒ hin und her widere
möht komen in sô kurzer vrist.
Hartmann v. Aue Iwein 2126;
alle nymphen, oreaden,
die der schnellen Artemis
folgen auf des berges pfaden.
Schiller 11, 297.
substantiviert: der schnelle kann nicht entfliehen, noch der starcke entrinnen. Jer. 46, 6. über schnell mit näheren bestimmungen im gebrauche von personen s. unten.
c)
bildlich von belebt gedachten abstracten begriffen:
diz vliegende bispel
ist tumben liuten gar ze snel,
sine mugens niht erdenken:
wan eʒ kan vor in wenken
rehte alsam ein schellec hase.
Wolfram Parz. 1, 16;
dîn snelliu wirde hinket.
315, 4.
freier, wol unter anlehnung an die erste stelle:
ist dînen sinnen iht ze snel
ze merkenne diz bîspel,
sô wil ich dirʒ ze tiute sagen.
Rudolf v. Ems Barl. 119, 5.
d)
von gliedern des leibes: qui perfecit pedes meos tanquam cervi, der mîne fuôʒe getân habet snelle samaso hirzes. Notker ps. 17, 34. mit verinnerlichung der beziehung:
dîn zunge ist worden dir ze snel.
Rud. v. Ems Barl. 11, 26;
ihr erwiedert der held mit schnellen füszen, Achilleus.
Stolberg 11, 15;
weisz ich, ob nicht eine schnelle hand
des kummers langsames geschäft beschleunigt?
Schiller M. Stuart 1, 2.
e)
von dingen: snella reita, volucrem currum Graff 6, 846; wan etleicher stern samnung die aller trægest sint wert neur ain jâr, sam Saturni und Jovis in ainem zaichen, die andern sint alle sneller. Megenberg 111, 32; in dem sulven jare des veirden dages na paschen vel ein wolkenbrust to Isleve over de stad und dede groten schaden an volke und an dem gebuwe und an veh, so dat men sede dat boven 70 lude von dem snellen water vorgingen und vele lichamme dorch overvlode des waters, de nicht vunden worden und men nicht weten konde, wor se bleven weren. d. städtechron. 7, 375, 22; der herr wird auf einer schnellen wolcken faren, und in Egypten komen. Jes. 19, 1; es sind zwar alle menschen natürlich eitel, so von gott nichts wissen, .. halten entweder, das fewr, oder wind, oder schnelle lufft, oder die sterne, oder mechtigs wasser, oder die liechter am himel, die die welt regieren, für götter. weish. Sal. 13, 2; ein ringer oder schnäller wagen, alipes currus Maaler 359ᵇ; schneller flusz, fluvius vehemens, incitatus Stieler 1904; eine schnelle post, una posta veloce, diligente, accelerata Kramer deutsch-ital. diction. 2 (1702), 630ᵃ; ich liesz demnach gleich ohne ferneres überlegen eine schnelle post bestellen. Felsenb. 2, 584 (vgl. unten schnellpost);
der wint ist sneller den daʒ rêch.
Müllenhoff-Scherer denkm.³ 1, 193 (nr. 48), 6, 4;
von passâschen ungevêrte grôʒ
gienc an ein waʒʒer daʒ dâ flôʒ,
schifræhe, snel unde breit.
Wolfram Parz. 535, 3;
ein ritter unverzagt
in einem snellen renneholz
fuor als balde als ein bolz
vert von einem starken bogen.
Ottokar reimchron. 4503;
die schnellen blitze schieszen
von osten bis nach west.
Rist Parn. 762;
auf dem Aegeermeer wird einst ein handelsmann
von einem schnellen sturm ergriffen.
Hagedorn 2 (1771), 64;
finsternisz und schnelle wetter
brechen über mich herein.
Uz 1, 173;
ich hab kein schnelles blut;
das ist sein glück! denn sonst mich so zu kujoniren.
Göthe 7, 45;
in vergleichen: schnäller dann der wind, oder der pfeyl vom armbrust. Maaler 359ᵇ; schneller als der wind. Steinbach 2, 475; schnell wie der blitz.
f)
von der bewegung selbst: das schnäll faaren und ruͦderen, celere agmen remorum Maaler 359ᵃ; schnälle flucht, fuga acris. ebenda; schneller lauf, cursus incredibilis Stieler 1904; in schneller eil, in grandissima fretta, in tutta diligenza Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵃ; der schnelle lauf der sonnen, il corso rapido del Sole. ebenda; ein schneller gang, velox gradus Steinbach 2, 475; schneller flug, pernix volatus Frisch 2, 214ᶜ; einem dinge eine schnelle bewegung mittheilen Adelung;
da rezeigt diu rehte unzuht
von deme ringe ir snellen fluht.
Wolfram Parz. 763, 8;
hin vuoren sie mit sneller vart.
Lamprecht v. Regensburg tochter Syon 3485;
mit schnellern flügen, als der Hesperier
und Britte, flogt ihr, barden des vaterlands,
zu Bragas gipfel.
Hölty 85, 5 Halm (oder steht flug hier für flügel? vgl. oben th. 3, 1838, 4);
die antwort bringt er seinem herrn
in schnellem lauf zurück.
Schiller 11, 254;
wald und flur im schnellen zug
kaum gegrüszt — gemieden.
Lenau 1, 180 Koch.
adverbial: und die reitende boten auff den meulern ritten aus schnell und eilend. Esther 8, 14; der schnell laufen kann, sol nicht entfliehen. Amos 2. 14; das mus ein groszer herr sein, der sie (die sonne) gemacht hat, und hat sie heiszen so schnell laufen. Syr. 43, 5; es lieffen aber die zween mit einander, und der ander jünger lieff zuvor, schneller denn Petrus. Joh. 20, 4; schnäll fliegen, celeres alas commovere Maaler 359ᵃ; schnäller gon dann der wind, anteire ventos 359ᵇ; schnell lauffen, courir viste Hulsius (1616) 287ᵃ; schnell fliegen, faren. gehen Stieler 1904; die sonne, der Mercurius läuft sehr schnell herum, il Sole, il Mercurio hà il corso, il moto velocissimo, rapidissimo Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵇ; sich schnell auf die beine machen, protinus se in pedes conjicere Steinbach 2, 475; schnell flieszende bäche, rivi imbribus citatissimi Frisch 2, 214ᶜ; du klommest schnell den baum hinauf. Gesner bei Adelung; als das die anderen kinder gewahreten, liefen sie schnell nach hause. trösteinsamk. 61;
nu sach er snel und wol gerade
daʒ schif dort her strîchen.
Heinr. v. Freiberg Trist. 4098;
snel leif der selige Everart
up des doms clochûs.
Hagen köln. chron. 2419 Schröder;
zu miner mutter gangk gar snell!
Alsfeld. passionssp. 7707 Grein;
die fluthen stürzten
schnell auf das dorf daher.
Hölty 18, 68 Halm;
die kinderlein ängstlich gen hause so schnell.
Göthe 1, 227;
und schnell und unbegreiflich schnelle
dreht sich umher der erde pracht.
12, 21;
was reit'st du so schnelle?
208;
das unglück schreitet schnell.
Schiller 11, 310.
g)
allgemeiner vom menschlichen thun und vom geschehen überhaupt, das rasch von statten geht in kurzer zeit seinen abschlusz erreicht: der gallen aigenkait ist unstætichait, tobung, behendichait, scherpfen der sinn, newvindichait, gedürstichait, hôhvart, gir, unkäusch, gedæhtnüss, snell antwürt. Megenberg 28, 30; wes red eilt und snell ist, der ist in seinen werken snell und eilend. 46, 32; (die falschen lehrer) werden uber sich selbs füren ein schnel verdamnis. 2 Petr. 2, 1; schnälle arbeit oder werck, approperatum opus Maaler 359ᵃ; schnäller ringer tod, fata celerrima 359ᵇ; vor grattel und krotten, dem letsten botten, und bösen schnellen todt, behüt euch des henckers gnod. Fischart groszm. 570 Scheible; schnelles unglück, casus praeceps Stieler 1904; schnelle rache, pronta, subita vendetta Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵃ; schnelle rede, favella pronta, presta. ebenda; allzuschneller raht, troppo frettoloso consiglio, una troppo snella, precipitata deliberatione 630ᵇ; eine schnelle veränderung, celer commutatio Steinbach 2, 475; dergleichen schnelles unterfangen liest man nirgends, celerius factum nusquam legimus. ebenda; eine schnelle antwort, prompta responsio. ebenda; darum rieth' ich an, im voraus schon anstalten zu treffen, diesem fall durch ein schnelles mittel zu begegnen. Schiller dom Karlos 4, 7; ein schneller entschlusz. Campe;
ich lêre in einen snellen list
der im ze sorgen muoʒ ergân.
Hartmann v. Aue büchlein 2, 30;
fliehn wir noch weiter oder wenden uns
zurück, durch einen schnellen kühnen streich
den schimpf des heut'gen tages auszulöschen?
Schiller jungfr. von Orl. 2, 3;
ein blinder schrecken nur hat uns besiegt,
der schnelle eindruck eines augenblicks.
ebenda.
sprichwörtlich: schneller radt nie gut ward. Agricola sprichw. (1534) nr. 87; schnelle änderung ist gefährlich. Gottsched sprachk. 555ᵇ. auch von der verrinnenden zeit: meine tage sind schneller gewesen denn die lauffer. Hiob 9, 25;
das mittel zum genusz der schnellen lebensstunden,
das, was allein mit recht beneidenswürdig heiszt,
ist die zufriedenheit und ein gesetzter geist.
Hagedorn (1771) 1, 14.
in entsprechendem gebrauch adverbial: der ist vorhtik, der .. ain gelb varb hât und krank augen und der die snell auf und zuo tuot. Megenberg 50, 5; wil einer schnel ein schlosz uff schlieszen, so kan einer das loch nimer finden. Pauli schimpf u. ernst 169 Österley; es (das leben) feret schnell da hin, als flögen wir davon. ps. 90, 10; das ander weh ist dahin, sihe, das dritte weh kompt schnel. offenb. Joh. 11, 14; etwas schnäll von statt thuͦn unnd flux ausrichten, festinare Maaler 359ᵃ; in eyl oder schnäll durchläsen, oculo veloci percurrere aliquid. ebenda; was schnell entstehet, vergehet auch schnell, quod citò fit, citò perit Stieler 1904; die zeit läuft schnell dahin, il tempo passa, scorre rapidissamente. Kramer deutschital. diction. 2 (1702), 620ᵇ; etwas schnell lernen, cito aliquid discere Steinbach 2, 475; die zeit vergeht schnell, nihil velocius annis Frisch 2, 214ᶜ; Franz. schnell. dabey bleibts also? Schiller räuber schauspiel 1, 1; zorn — dieser heiszhungrige wolf friszt sich zu schnell satt. 2, 1; Amalia weckt ihn schnell. 2, 2;
snelle schrei er 'wâfen!'
Hartmann v. Aue Iw. 4038;
sait snel wat des ure wille si.
Hagen köln. chron. 1477 Schröder;
schnell faszt' er sich, blieb horchend stehn,
und ward entzückt, und schriee: schön!
Lessing 1, 59;
fröhlich glaub ich mich befreyet,
als er schnell sein drohn erneuet.
64;
schnell war mein süszer traum verweht,
und ich war aufgewacht.
Hölty 36, 31 Halm;
das leben
ist so erstaunlich schnell dahin.
Schiller don Carlos 3, 8;
schnell fertig ist die jugend mit dem wort,
das schwer sich handhabt, wie des messers schneide.
Wallensteins tod 2, 2;
wer ist es, der so schnell gekommen,
und wieder so schnell hat abschied genommen?
Rückert (1882) 4, 70.
h)
mit leichtem bedeutungswandel auch von geschehnissen, die nach einer kurzen zeitspanne eintreten, sodasz die kürze dieser zeit, nicht die kurze dauer der handlung selber betont wird:
ich habe
den schnellen einfall, nach Brabant zu gehn.
Schiller don Carlos 2, 8.
adverbial: und es geschach schnelle ein brausen vom himmel. apostelgesch. 2, 2; es geschach aber, da ich hin zoch, und nahe bey Damascon kam, umb den mittag, umblicket mich schnel ein gros liecht vom himel. 22, 6; ach gott, thuͦ mir die gnad das ich vast schnäll mit jm möge reden, date dii quœso conveniendi mihi eius celerem copiam. Maaler 359ᵃ; nims schnell von mir, nimb mirs eylents ab, accipe à me ocyus. ebenda; wer schnell gibt, gibt duppelt, bis dat, qui cito dat Stieler 1904;
ey las dich bescheren schnel und bald.
bergreihen 87 neudruck.
i)
in bezug auf handlungen erscheint das wort auch gebraucht, wenn es bei einem nomen actoris steht: si (die [sc. das] wiesel) ist gar ain witzigeu jägerinn nâch den mäusen und ist gar ain snelleu ræcherinn irs unrehten. Megenberg 152, 28;
die schnellen herrscher sind's, die kurz regieren.
Schiller Tell 1, 3.
k)
manchmal tritt in der anwendung auf handlungen ein tadelnder nebensinn hervor, so dasz das simplex dem sinn von 'eilfertig' nahekommt, wie er gewöhnlich dem compositum vorschnell eigen ist. erkennbar ist er in dem zuletzt angeführten belege, deutlicher noch in stellen gleich der folgenden: deszgleichen sein nit me uff erdtreich die sant Ambrosy gleich sein, der den keiser Theodosium usz dem chor treib, und in strafft umb das schnel urteil, das er hat begangen. Pauli schimpf u. ernst 16 Österley.
l)
besondere attributive und adverbiale verbindungen.
α)
in der fügung der weg führt ist der weg eigentlich als in bewegung befindlich gedacht. demgemäsz erscheint hier schnell auch zur bezeichnung der kürze des wegs: und mit diesen worten ging er einen steilen pfad, der schneller über den berg hinüber zu führen schien. Göthe 20, 5. von hier aus erklärt sich dann die verbindung schneller weg, kurzer:
der weg an jenen sträuchen hinunter
ist ein schnellerer weg.
Klopstock 5, 229 (Mess. 14, 63).
eine erweiterung dieses gebrauchs ist es wol, wenn ein berg, der steilgewissermaszen raschabfällt, schnell genannt wird: wir waren den schnellen berg herab. J. Paul Q. Fixlein 31.
β)
scherzhaft nennt man im volke durchfall schnelle kathrine, vielleicht mit anlehnung an katarrh, katharma (Kehrein 1, 361): die schnelle katarina, appellatur plebejis alvus soluta, cita, laxa etc.: einer, der die schnelle katarina hat, foriolus Stieler 1904; die schnelle katara ò katarin haben, haver la snella catarina, cioè fiusso di ventre. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 630ᵇ, besonders in md. und nd. gegenden üblich. Klein 2, 134 (Pfalz). Schmidt 203. Kehrein 1, 361. Frischbier 1, 157ᵃ. brem. wb. 4, 887. Dähnert 437ᵇ. das brem. wb. a. a. o. verzeichnet snelle cathrine daneben als name, der kanonen gegeben zu werden pflegt. im westfälischen heiszt der durchfall auch snelle peter. Woeste 246ᵃ.
γ)
schnell mit näheren bestimmungen. in den älteren fügungen schimmert manchmal der begriff der kraftvollen behendigkeit durch, im allgemeinen aber wiegt hier schon früh die einschränkung auf blosze rasche beweglichkeit vor.
αα)
mit modalen zusätzen: si (die delphine) sint sô snell in iren sprüngen, daʒ si etswenn über die schefsegel springent. Megenberg 250, 29; wer schnell ist mit füszen, der thut schaden. spr. Sal. 19, 2. dafür auch: er ist schnell auf den füszen, ales, levipes, praepes, Pegasus est. Stieler 1904; schnell auf den beinen, snello, agile, veloce sù i piedi. Kramer deutschital. dict. 2 (1702), 630ᵃ. mit solchen bestimmungen auch als beiwort von personen im hinblick auf ihr handeln, reden u. s. w., von denen es sonst nur steht, wenn sie durch ein nomen actoris bezeichnet werden (vergl. i): in seinen werken snell. Megenberg 46, 32 (die stelle unter g); gleicher weis tuont etleich läut, die so snell sint mit irr urtail, daʒ si zehant ainʒ verurtailent und sprechent, eʒ hab unreht, ê si di wârhait verhœrent. 274, 5; sey nicht schnell mit deinem munde. pred. Sal. 5, 1; schnell seyn mit dem maul, esser precipitoso nel suo parlare. ebenda;
swer mit der drô wær sô snel,
der solt och gâhen in den strît.
Wolfram Parz. 417, 12;
an valsche snel, an rehte laʒ,
adel âne tugent, tugent âne rât,
âne êre groʒes guot:
sus ist gestalt der argen vlîʒ.
minnes. 2, 397ᵇ Hagen;
allen den er eʒ enpôt,
die wâren snelle mit geheiʒen.
Ottokar reimchron. 15157 Seemüller;
im essen bist du schnell, im gehen bist du faul.
isz mit den füszen, freund, und nimm zum gehn das maul.
Lessing 1, 23.
ββ)
mit angabe des ziels, auch so meist als beiwort von personen im hinblick auf rasches handeln, rasches streben, rasche entschlossenheit. mit genitiv:
ist her Gâwân lobes snel,
der mac sich anders niht entsagen,
ern müeʒe kampf dâ gein mir tragen.
Wolfram Parz. 324, 22;
daʒ wurde ein alze langeʒ spel:
ich wil der kürze wesen snel.
809, 24;
tugende snel
was die vrouwe.
Lichtenstein 189, 2;
das sie uns komen betzîte
und uns die ellens snellen
von dannen helffen wellen.
herzog Ernst 2315 v. d. Hagen.
dafür gegen (gein) mit dativ:
Lôt von Norwæge,
gein valscheit der træge
und der snelle gein dem prîse.
Wolfram Parz. 66, 12;
der helt was gein prîse snel.
122, 10;
gein elln sî bêde wâren snel.
412, 2.
zu mit dativ: veloces pedes eorum ad effundendum sanguinem, siê sint snel ze manslahte, sîd siê ioh filium dei slûgon. Notker ps. 13, 2;
zi wafane snelle   so sint thie thegana alle.
Otfrid 1, 1, 64;
die frouwe mit ir blôʒem vel
was zem sprunge harte snel
von dem pfärde ûf den wasen.
Wolfram Parz. 268, 20;
bî dem saʒ Êsus, ...
unde ze allen êren snel
Ywan von Lônel.
Hartmann v. Aue Erec 1642;
rauhgesinnt
und schnell zum frevel ist der mann, der fremden kummer
mit trocknem auge sieht.
Gotter 2, 365.
statt des dativs erscheint auch ein infinitiv: ire füsse lauffen zum bösen, und sind schnell unschüldig blut zu vergieszen. Jes. 59, 7; ein jglicher mensch sey schnel zu hören, langsam aber zu reden, und langsam zum zorn. Jac. 1, 19;
andere zuͦ reitzen sey nicht schnell,
sonst klingt dir auch die spötter schell.
Kirchhof wendunm. 1, 265 Österley.
der infinitiv mit zu kann hier aber auch modale bedeutung haben: zu lauffen seind sy die schnelsten. Franck weltb. (1542) 211ᵃ. vereinzelt mit auf und acc.:
was bekümmert dich ein maul,
das nichts anders kan als klaffen,
und aus guten böses schaffen,
schnell auf schmach, auff loben faul.
Fleming 460.
3)
im forstwesen ist schnell für schief, windschief üblich: ein baum gehet schnell, wenn er im spalten windschief reiszt; schnell gehendes holz. Heppe wohlred. jäger 335ᵇ. Adelung. Jacobsson 4, 25ᵃ: windicht oder schnellgehend, an einigen orten benennet, werden fast unter allen sorten bäumen und busch-höltzer gefunden. Döbel jägerpr. 3, 59ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1286, Z. 48.

schnill, f.

schnill, f.:
ind do hei bi sinen heren quam in dat arburst spiene, do bestrich hei de snil mit fenine: dat was also stark ind quait, hed hei de snil angetast, so moist hei zoborsten sin ind zerstunt doit geweist sin. d. städtechron. 13, 66, 3 f. (im glossar als 'schneller, drücker' erklärt).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1332, Z. 37.

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„schnill“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schnill>.

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