Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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schnepfe, f.

schnepfe, f.
1)
ein sumpfvogel, scolopax Nemnich, vgl. Oken 7, 486 ff. Krünitz 147, 443—499. öcon. lex.² 2628 ff. Behlen 5, 524—534. Heppe wohlred. jäger 267. ein wort von unklarer herkunft, vielleicht mit schnappen wurzelverwandt, doch nicht davon abgeleitet wegen der i-formen im engl.; ebensowenig kann es direkt auf schneppe, schnabel zurückgehen (so Noreen urgerm. lautl. 208), da die verschiedenheit der lautstufe des labials widerspricht. vgl. Kluge⁵ 333ᵇ. Weigand 2, 618. der name findet sich in allen germanischen sprachen, doch ist dän. sneppe, schwed. snäppa möglicherweise aus dem deutschen entlehnt. isl. (mýri-) snípa Egilsson 589ᵇ und norweg. myrsnipa Aasen 518ᵇ stellen sich zu den engl. formen snipe und snite, ags. snite (acegia sníte vel wudecocc aceta) Bosworth - Toller 892ᵃ, mittelengl. snype und snyte (mundartlich auch snape), vgl. Skeat 569ᵃ. im nl.-nd. wechseln i- und e-formen, so mnl. snippe, sneppe: sneppe, ficedula et gallinago, rusticula, scolopax, rustica perdix, vulgò sneppa Kilian, holl. gewöhnlich snip. mnd. snippe, snippel Schiller - Lübben 4, 276ᵇ:
daer sijn snippen ende paertrisen
ende veel ander voghel wilt.
Reinaert II, 3156;
doch neund. auch sneppe Dähnert 438ᵇ. Schamb. 199ᵇ. — aus dem deutschen ist das wort auch ins roman. gedrungen: ital. sgneppa, sgnep, auch walachisch s͗neap Diez etym. wb.⁴ 400. im ahd., mhd. und älteren nhd. ist schnepf(e) vielfach masc., s. schnepf 1. vgl. auch Grimm gramm. 3, 363, 550; doch ist wol weniger ein übergang des masc. in das fem. anzunehmen als ein dialektischer unterschied, indem das fem. dem nd.-md. sprachgebiet angehört, dagegen das masc. auf das oberd. beschränkt ist. ahd. snepha, snepfa (nd. sneppe), fidecula Graff 6, 851 (neben seltenerem snepho); mhd. snepfe, m. und f.: fidecula snepho, -a, -e, -er, sneph, snepfe, snepff, rietsnepff, riedschneck, sneppe, snepe, snep, sneeppe, snippe, snyp, sneck o. ruͦch, schnebe Dief. gloss. 233ᵃ, snēpha, sneph, gybicz, schnepph, schnepf .. sneppe, snippe nov. gl. 173ᵃ; coturnix .. sneppe gl. 154ᵇ; gallinago her-, herr-, har-, heerdschnepff gloss. 256ᶜ; onocrotalus .. snepha 396ᵇ; rusticula riedschnepfe, rietsneppe 504ᶜ; vgl. auch Dief.-Wülcker 843. auch im älteren nhd. begegnet noch zuweilen schneppe in diesem sinne: der specht, die schneppe, das rot - kehlichen, die graszmücke .. essen würme. Comenius sprachenth. 255;
zweymal schon drehten umsonst sich fett gemästete hüner,
enten, und langgeschnäbelte schneppen, und puter, ums feuer.
Zachariä d. phaeton 1, 26;
geh nach der küchen hin! dort ziehen schneppen ein,
hier kömt ein ganzes reh, dort ein phasan geflogen.
man fährt was eszbar ist, gans, ente, truthahn, schneppe ...
und würste aller art zu ganzen fudern ein.
Wieland 18, 147.
die gewöhnliche form ist indes schnepfe: schnepfe, f. turdus, becasse Schottel 1406; schneppe, et schnepfe, die, perdix rustica, rusticula, accia, acceja Stieler 1895; schnepfe (die, plur. schnepfen ...) perdix rustica, gallinago, fidecula, acceja Steinbach 2, 475; besonders wenn eine schnepffe aufstiebet, und die jungen schnepffe hoch! oder kirro! ruffen; wie fleiszig sehen sie (d. jäger) sich vorwärts und zu beyden seiten um, wo die schnepffe geflogen kommt, da öffters aus übermäsziger hitze mancher vorbey schieszet, auch wohl zwey gegen einander stehende schützen nach einer schnepffe schieszen. Döbel 2, 182ᵇ; die gäste holten sich selbst aus dem forste hasen, schnepfen und rebhühner. Keller 1, 16; denn wegen des langen schnabels habe sie die schnepfe für einen jungen storch gehalten. 2, 232; hier sind zwei schnepfen, die ich den augenblick vom jäger gekauft habe. 5, 14;
das huhn im schnellen zuge,
die schnepf' im zickzackfluge
treff' ich mit sicherheit.
W. Bornemann jägerlied.
2)
schnepfe steht ferner in sprichwörtlichen redensarten und in bildlicher verwendung.
a)
sprichwörter s. unter schnepf 4; weiteres bei Wander 4, 305, z. b.: die schnepfen fliegen nicht gebraten ins maul; wenn es an schnepfen fehlt, musz man krähen speisen u. ähnl.
b)
eine sprichwörtliche wendung scheint auch folgender nicht ganz verständlichen stelle zu grunde zu liegen:
ôk wê sik mit dem duvel besleit (einläszt),
dâr an hei gêrn ên snippen veit (fängt),
hei scheidet nicht van eme sunder schaden.
Theophilus 431 Hoffmann.
c)
sonst wird schnepfen fangen von menschen gesagt, vergl. gimpel: ihr wiszt zu gut wie man schnepfen fängt. Göthe 8, 59 (Götz 2, dafür im Gottfr. v. Berl., 42, 75: ihr wiszt nur zu gut wie man männer fängt).
d)
jetzt sehr gewöhnlich von dirnen, vielfach in der form schneppe, f. Albrecht 204ᵇ, schnepfe Hertel sprachsch. 217, schneppe und schnepfe Weinhold 87ᵃ. Frischbier 2, 303ᵇ.
3)
von anderen thieren, s. schnepfchen und schnepfenfisch.
4)
in hüttenwerken ein dreschflegelähnliches werkzeug, womit der aufträger den schlund des hochofens untersucht Jacobsson 4, 27ᵃ.
5)
schnepfe für schneppe, vgl. das.: sed schnepfe etiam pro curvatione, deflexu et aduncitate ponitur. schnepfe am hut, auricula pilei. an der haube, plica calyptrae. schnepfe am rocke, lacinia stolae, syrma tunicae succinctae Stieler 1895.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1313, Z. 6.

schnipfe, f.

schnipfe, f.
schnabelartiger ausgusz an einem gefäsz, tülle, vgl. schneppe:
zur linken eine kann', an der die schnipfe trieft.
Rückert Hamasa 2, 147.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1332, Z. 76.

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Zitationshilfe
„schnipfe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schnipfe>.

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