Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gourmand, m.

gourmand, m.,
im 18. jh. aus frz. gourmand, adj. u. subst. von einer älteren bedeutung 'vielfrasz' her wird das wort im frz. zur zeit der übernahme angewendet auf jemanden, der gierig, der mit lust unmäszig iszt, der viel iszt (1), dann aber auch gemildert 'wer gern gut iszt, ein genieszer' (2); eine weitere, im frz. des 18. jhs. geläufige bedeutung von gourmand 'wer eine bestimmte speise bevorzugt, ein feinschmecker, liebhaber, kenner' (3) wird heute weitgehend durch gourmet vertreten. vgl. Littré dict. de la langue franç. (1863) 1, 2, 1899ᶜ u. dict. de l'acad. franç. (1932) 1, 604ᶜ. im deutschen erscheint das wort
1)
im anschlusz an die frz. bedeutung gourmand 1 (vgl. ob.) 'wer unmäszig iszt': cheval gourmand ist ein geiziges unersättliches pferd, welches erstlich seines nebenpferdes futter ... vor dem maule wegfriszt, ehe es das seinige angreifet Eisenberg wohleinger. reitschule, wb. (1746) 23. in übertragenem gebrauch: sie sind ja ein rechter gourmand mit arbeiten. ich musz ihnen nur den brodkorb höher hängen und ihnen nichts mehr geben Lessing 18, 248 L.-M. jünger noch mundartl. an der dt.-frz. sprachgrenze: gourmand der fresser Gangler Luxemb. 185; rhein. wb. 2, 1500.
2)
von frz. gourmand 2 (vgl. ob.) her 'genieszer, naschhafter mensch, leckermaul': dasz es (ein gericht) lange zuvor eh die Römer ihre alte sitte und lebensart mit den ausschweiffungen des besiegten Asiens vertauschten, von den gourmands zu Athen für etwas sehr leckerhaftes gehalten wurde Wieland Horaz br. (1782) 1, 212; welche gefühle erregt diese sonne (ein wirtsschild) in dem magen eines gourmands Heine s. w. 7, 566 Elster. älter auch noch adjektivisch: der tropf (ein prediger) ist blos ein wenig gourmand ... überdies treibt er sein wesen nicht im winkel, sondern er schmauszt, so zu sagen, mitten in dem schoosze seiner gemeinde Lichtenberg Hogarth. kupferst. (1794) 2, 353; haben sie für diese gaben (spickgänse, kaviar etc.) den besten dank, und lieben sie uns nicht weniger, wenn wir ihnen etwas gourmand erscheinen sollten Göthe IV 22, 32 W.
3)
besonders in der fortsetzung von frz. gourmand 3 (vgl. ob.) 'der feinschmecker, kenner': nur sehr feine gourmands merken den betrug almanach f. leckermäuler (1804) 78; unter allen käsearten der Schweiz hat dieser den gröszten ruf, und wird von den gourmands für den besten gehalten Pückler briefw. u. tageb. (1873) 2, 161. in übertragenem gebrauch: nur einige gourmands im lesen nehmen hie und da ein Kampanerthal oder einen Titan nach hause und schmecken allerlei feines heraus W. Hauff s. w. (1890) 2, 329; wie fein sie ihre wahl trafen (die wahl der gattin)! sie sind ein gourmand, mein herr Th. Mann ausgew. erz. (1948) 90.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1956), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 1471, Z. 45.

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Zitationshilfe
„gourmand“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gourmand>.

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