Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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heft, n. u. m.

heft, n. u. m.
manubrium; capulus; fibula; chartae junctae. ahd. hefti, mhd. hefte, nur neutralen geschlechts, abgeleitet als instrumentale und handlungsbildung von der wurzel hab fassen, halten (sp. 46, 721), und nah verwandt dem masc. haft, das gleiche wurzel und verwandtes suffix zeigt. das masculine geschlecht am worte, das neben dem ursprünglich allein berechtigten neutralen sich entwickelt hat, erscheint schwankend in der bedeutung 5 zusammengeheftetes papier, eine junge bedeutung, ungefähr gleichzeitig mit band volumen (1, 1098) aufgekommen und vielleicht diesem worte rücksichtlich des genus-verhältnisses angeglichen, auszerdem in der bedeutung 3, hier wahrscheinlich ebenfalls durch verwechselung mit haft (sp. 128) gleicher bedeutung entstanden; selten in der bedeutung 2 schwertgriff in mitteldeutschen quellen, wo das wort überhaupt ursprünglich nicht heimisch scheint, bei Stieler der heft, degenheft capulus ensis 723, und bei Lessing: vielleicht hätte er es (das schwert) mir gelassen, aber gold war der heft. 2, 106. heft bezeichnet
1)
handhabe, griff an einem geräte überhaupt: ahd. hefte v. halbe, manubrium Graff 4, 744; manubrium hefte, heft, ein heft an eime meszer, nd. hecht, .i. stel Dief. 348ᵇ; niederl. hecht, hef, manubrium, capulus, fibula Kilian; so der stil eines beils: heft am beil, manubrium securis, asciae Stieler 723; das beil hat kein heft. brief Uhlands in L. Uhland. eine gabe für freunde s. 288; handhabe eines joches: das hefte, woran es joch seyge, manubrium, ein halm. Maaler 215ᵈ; heft, die handhabe, der griff eines gewehrs oder instruments. Frisch 1, 432ᵃ. mehrfach in der sprache der handwerker: heft, der oberste theil eines bergbohrers. Jacobsson 2, 246ᵇ; der schaft oder das heft des diamants (beim glaser). 1, 236ᵇ; beim schiffer heft das seil, das den kahn am ufer hält: heft remulcum (navis) voc. inc. theut. i 2ᵇ; schiffheft, remultum, dicitur funis quo ligatur navis ad portum s 7ᵃ; in komischer rede am Rhein heft eine starke nase, die einer handhabe verglichen wird. Kehrein 191; ebenso schlesisch. sprichwörtlich eine sache am rechten hefte anfassen:
es fehlt euch nicht, faszt ihrs am rechten hefte.
Uhland ged. 448;
bildlich: dadurch griff nun Ninette in das heft und die handhabe seines lebens und herzens und hielt ihn an seinem fehler fest — aus rache und aus eitelkeit. J. Paul heiml. klagel. 15; hier ist heft als handhabe eines gefäszes gedacht.
2)
im engern sinne ist heft der griff einer waffe, eines schwertes, dolches: ahd. hefti, helza, capulum Graff 4, 744; capulus heft an eime swerte o. messer. Dief. 99ᵃ; heft manubrium defendiculi voc. inc. theut. i 2ᵇ; hefte, manubrium, capulus vel capulum Dasyp.; nam das schwert von seiner rechten hüft, und stiesz im in seinen bauch, das auch das heft der schneiten nach hinein fur, und das fette das heft verschlos. richter 3, 22; grosze kostliche fischzeen, darausz man allerlei kostliche heft an die wör macht. Frank weltb. 30ᵃ;
sie hatt ihm hundertmal den degen allbereit
gestoszen, bis ans heft, in rücken und die seit.
D. v. d. Werder Ariost 22, 94, 6;
und stosze tief ihm ins gekröse,
nachbohrend bis ans heft, den stahl.
Schiller kampf m. d. drachen 245,
bis ans heft
bohrt ich mein schwert in deine stolze brust.
Platen 231.
anstatt des ganzen schwertes ist heft gesetzt:
braucht, tapfren sieger! braucht das heft.
An dieses heft als griff der waffe und als symbol der gewalt lehnen manche bildliche redensarten an: als zwei junge leuthlein .. mit einander hochzeit gehalten hetten, begabe sichs nach auszgang der flitterwochen, dasz die fraw das schwerdt bei dem heft zu fassen sich .. beflisse. Kirchhof wendunm. 328ᵇ; das heft ergreifen, haben, halten: man wird ihm beistimmen wenn es ihn verdrieszt, dasz dergleichen influenzen sich nach Deutschland erstrecken, und verrückte, ja unwürdige personen das heft ergreifen. Göthe 31, 24; damit er das heft alleine in die hände bekommen ... möchte. Mascou 2, 55; er war actuarius beim pupillencollegium und hatte freilich daselbst, wie der perpetuirliche secretär einer akademie, eigentlich das heft in händen. Göthe 25, 241; so lange die democratische repräsentation noch nirgend das heft in der hand hat. Frantz kritik aller parteien s. 131;
und ob gleich kronen, gut und leben,
ihm zu beherrschen sein vom himmel übergeben,
geschicht nicht, dasz der frau das heft nicht auch gehört.
Hoffmannswaldau getr. schäfer s. 105;
jetzt sind wir noch beisammen im land,
wir habens heft noch in der hand.
Schiller Wallenst. lager, 11. auftr.;
das bild ist an das heft eines messers angeknüpft:
behalt das messerheft in deiner hand!
du bist der recht natürlich herr
übers würtembergisch land.
Uhland volksl. 483;
einem das heft in die hand spielen: hieraus entspannen sich die innerlichen kriege, welche dem käiser Julius das heft allein in die hand spielten. Lohenstein Armin. 1, 5ᵃ; das heft in händen lassen: und ihr das heft in händen lassen. Mascou 2, 91; das häft aus den händen lassen, potestatem suam alii tradere Steinbach 1, 661; das heft nicht aus den händen lassen, non omittere caput rei, non cedere possessione rei. Serz 65ᵇ; das heft aus den händen geben: so bedauert er es am ende doch wohl selbst, dasz er das heft aus den händen gegeben. Lessing 12, 264; einem das heft aus den händen drehen, paranti facere quippiam extorquere peragenti facultatem. Serz 65ᵇ.
3)
in mehreren bedeutungen berührt sich heft genau mit dem masc. haft (1, b und 3 sp. 129. 130) und dieser engen berührung mögen die geschlechtsschwankungen zunächst entspringen.
a)
heft, die naht, der stich der eine naht macht: soltu die därme (eines verletzten hundes) vorhin inn ire alte statt sittiglich einlegen, und ein stuck speck in das loch stecken, und darnach den schaden zusamen heften: du muͦst aber nach einem jeden heft den faden mit einem knöpflein zusamen binden, und jedesmal den faden abschneiden. Sebiz feldbau 580; worauf sie (die haare bei verfertigung eines haarpinsels) oben den ersten und hinten her den zweiten heft erhalten. der heft macht die hauptsache bei der arbeit aus. Jacobsson 6, 3ᵇ;
jetzt reist mit allen kräften
der furcht für gott wol gar er endlich aus den heften.
Logau 3, 216.
b)
heft fibula, spange, halter am kleide oder tuche: concinnabulum . i. fibula ein heft Dief. 138ᶜ; mit heft und schlinge wird ein kleid zugemacht; zuweilen war anstatt des knopfes ein spitziger heft, und die weiber zu Argos und Aegina trugen dergleichen hefte gröszer als zu Athen. Winkelmann 5, 17; anstatt des knotens waren zwo zipfel ... unter der brust vermittelst eines heftes (περονίς) zusammengehänget. 5, 33. nach der schreibweise des 16. jahrh. läszt sich nicht genau entscheiden, ob die plurale form dem neutr. heft oder dem masc. haft (sp. 130) zufalle, obschon bei letzterem der schwache plur. haften das gewöhnliche ist: solt fünfzig güldene hefte machen da mit man die teppiche zusamen hefte. 2 Mos. 26, 6; solt fünfzig eherne hefte machen, und die hefte in die schleuflin thun. 11; solt den furhang mit heften anheften. 33; hefte, ohrrinken, ringe und spangen, und allerlei gülden gerethe. 35, 22; die hefte, die spangen. Jes. 3, 18; die hefte, spangen, ketlein. Mathes. Sar. 50ᵃ. — heft ist auch ein ring an einem balken zum daranbinden eines gegenstandes, krampe: stell es (das pferd) ein stund vor tags an ein heft under ein tach, damit es weder lecken noch naschen möge. Seuter rossarzn. 8.
4)
heft, verblümt für penis: das er, wie man sagt, lam im heft war. Zimmer. chron. 1, 180, 18.
5)
heft von einer mäszigen anzahl verbundener papierbogen; eine bedeutung die in den wörterbüchern vor Adelung nicht angegeben ist, aber doch schon in einem gedichte Hagedorns von 1740 erscheint:
was ihn bemüht, verherrlicht und ergetzt,
sind weder pracht, noch kriegs- und staatsgeschäffte:
es ist ein buch, das er selbst aufgesetzt,
es ist ein schatz von ihm beschriebner häfte.
1, 57;
das heft kann beschrieben, bedruckt sein; eine zeitschrift, ein buch erscheint in heften, deren eine anzahl einen band bilden; heft eines schülers, eines studenten, in das er den vortrag des lehrers einträgt; heft des professors, nach dem er seinen vortrag hält: ein blick auf den heutigen heft meiner handschrift. Thümmel 6, 333; dasz man ihr irgend einen heft mitgetheilt, aus dem sie sich, was ihr gemüthlich war, ausgeschrieben. Göthe 17, 238; dieser hatte seine akademischen hefte mit groszer sorgfalt geschrieben. 24, 224; durch andre unter meines vaters francofurtensien befindliche bücher und hefte. 234; sie erhalten auch endlich wieder einmal einen beitrag von mir und zwar einen ziemlich starken heft Cellini. an Schiller 267; wenn man kein bestimmtes gehalt dafür bezieht, dasz man die alten geschichten alle halbe jahre vom hefte abliest (als professor). H. Heine 2, 426.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,II (1877), Sp. 766, Z. 9.

hesten

hesten,
in der redensart: es ist eben hesten wie gesten (hin wie her, eins wie das andere). dorfzeitung 1834, no. 189, s. 761. vgl. gesten.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1873), Bd. IV,II (1877), Sp. 1269, Z. 38.

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Zitationshilfe
„hesten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/hesten>.

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