Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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last, m. und f.

last, m. und f.
onus, pondus, moles, sarcina.
I.
Form und herkunft.
1)
ahd. hlast, mhd. mnd. mnl. nnl. last; ags. hläst, engl. läst; altfries. hlest; altnord. hlass, dän. last, läst, lest und läs, schwed. last und lass, mit schwankendem geschlechte: als neutr. im ags. und im altnord., zum theil noch im nnl., dän. und schwed., als fem. im ahd., nhd., mittel- und niederdeutschen, bisweilen auch im ags. sowie im mnl. des 15. jahrh. (hor. belg. 10, 241); als masc. endlich im mhd. und vorwiegend im mnl., nnl. und schwed., sowie in älteren nhd. quellen südlich des Mains: der last, hauf, ein schwär grosz ding, ein schwärer last, moles, onus, pondus, sarcina, gestamen Maaler 264ᵃ; der den last und bürde in die harre (auf die dauer) erschwingen und ertragen könne. staatspap. Karl V s. 470. 473; auch merklichen last den ir kay. ms. auf sich genomen. 471; von groszem last. Seuter rossarzn. 417; der last (der schale) thut der schildkrot trang. Fischart ehz. 57; wie viel besser ist der last. 58; tragen stäts solchen last. 59; dem schuldenlast ... zu entfliehen. Frankf. reform. 3, 7 § 5;
(gott) nimmt selbs den last hinweg, mit dem er uns beschwert.
Rompler 124,
gegen: vergleichst dich schwehrer last, die unerhöblich ligt.
128;
weitere belege sind im folgenden verstreut. noch jetzt ist das masc. schweizerisch (Stalder landesspr. 245), tirolisch (Fromm. 6, 441), und neben dem fem. auch schwäbisch (Schmid 342), bairisch (Schm. 1, 1522 Fromm.), kärntnisch (Lexer 173) gebraucht.
2)
der plur. lautete früher läste: grosze schwäre läste tragen. Uffenbach 2, 211; mit seinem leib soll er grosze schwere läst bewegen. Forer fischb. 185ᵇ; wie oft werden sie (die bauersleute) gezwungen, das vaterland zu beschützen, in krieg zu gehen, wie viel mehr onera und läst daheimb zu tragen? Schuppius 697; noch jetzt so oberhessisch, wetterauisch, rheinpfälzisch; bei Luther last: dis sind die last der kinder Kahath. 4 Mos. 4, 15; seit dem 17. jahrh. aber steht der plur. die lasten für die schriftsprache durchaus fest: die last, plur. die lasten, onus, sarcina Stieler 1054.
3)
entlehnt vom deutschen sind ital. lasto, franz. laste, span. lastre ein schiffsgewicht, last, franz. lest ballast. Diez wb. 1, 244 und poln. łaszt, masz von sechzig scheffeln.
4)
last entspringt der dem verbum laden onerare (sp. 41) zu grunde liegenden wurzel lad, alt hlad, und dem zumeist weibliche substantiva bildenden suffix ursprünglich -ti (hlad+ti), und erzeugt seine schlieszende consonanz einem alten lautgesetze zufolge, nach welchem die gruppe st aus zwei unmittelbar zu einander tretenden verschiedenen dentalmuten hervorgeht.
II.
Bedeutung.
1)
last, was aufgeladen wird zum tragen, bürde; von körperlichen dingen, immer mit betonung des schweren: mhd.
dô sie begunden enpfinden
daʒ sie geladen wâren vaste,
wan sie under deme laste (einem schweren korbe)
ze berge hâten ungemach.
Flore 5552;
nhd. da ich jre schulder von der last entlediget hatte. ps. 81, 7; nemet auf euch mein joch .. denn mein joch ist sanft, und meine last ist leicht. Matth. 11, 30; (der borghesische fechter) wendet sich auf dem rechten fusze, auf welchem die ganze last des körpers liegt, gegen die geschützte seite. Lessing 8, 116; er hatte sich stäbe geschnitten zu einem zaun, und trug ihre last gekrümmt auf der schulter. Geszner 3 (1789) 39;
schweigend nahm sie darauf die beiden krüge beim henkel,
stieg die stufen hinan, und Hermann folgte der lieben,
einen krug verlangt er von ihr die bürde zu theilen.
laszt ihn, sprach sie; es trägt sich besser die gleichere last so.
Göthe 40, 310;
sie selber (die brücke des regenbogens) trug noch keine lasten.
Schiller 73ᵃ;
als Jesus einst die last des kreuzes trug,
und rasten wollt vor Ahasveros thür,
ach! da versagt ihm Ahasver die rast,
und stiesz den mittler trozig von der thür,
und Jesus schwankt, und sank mit seiner last.
Schubart ged. (1787) 2, 68;
glaubt er ihn (Sisyphus den felsblock) aber
schon auf den gipfel zu drehn, da mit einmal stürzte die last um;
hurtig mit donnergepolter entrollte der tückische marmor.
Odyssee 11, 597.
es heiszt eine last tragen, führen, schleppen, auflegen, aufladen, eine last heben, lüpfen, abwerfen; diese mädchen tragen das wasser, und was sie sonst zu tragen haben, in reinlichen eimern mit vielem gelbem blech beschlagen, auf den köpfen. sie lachen und scherzen ohne diese last abzuwerfen. Hoche reise durch Osnabrück (1800) 49. eine last wird gefühlt, drückt, erdrückt:
sage mir, was ist es,
was du da zu schleppen hast?
nichts als gold, mein werther ritter, —
gold?! — und mich erdrückt die last.
Chamisso (1836) 3, 201;
wenig fragt die sohle
nach einer last, die auf den körper drückt;
nur haupt und schultern sind es, die sie fühlen.
Raupach Friedr. I und Mailand 1. act, 7. auftr.
Hinter last steht gewöhnlich der gedanke des fortschaffens, durch menschen, thiere, werkzeuge: jumentum sarcinarium, quod alii sagmarium vocant, ein saumthier, das eine last trägt. Corvinus 1, 567ᵇ; dem esel gehört sein futter, geiszel und last. Sir. 33, 25; wenn du des, der dich hasset, esel sihest unter seiner last ligen. 2 Mos. 23, 5; wenn der esel seine last hat, so weisz er wie er gehen soll. Pistorius thes. par. 3, 96; lieben menner, ich sehe, das die schiffart wil mit beleidigung und groszem schaden ergehen, nicht allein der last und des schiffes, sondern auch unsers lebens. ap. gesch. 27, 10; so befihl ich euch, o philosophi, dasz ihr gedenket, ob nit die bewegung der wägen oder läst können durch bewegliche segeltücher fortgebracht werden. Schuppius 706; mit hebel und walzen kann man schon ziemliche lasten fortbringen. Göthe 29, 115;
uns kompt ein schiff gefahren,
es brengt ein schönen last.
Mittler volksl. no. 404, 1;
huf und last gingen noch nicht übers eis,
netze noch nicht unter ihm fort.
Klopstock 1, 188;
ir beladet die menschen mit untreglichen lasten, und jr rüret sie nicht mit einem finger an. Luc. 11, 46; die rede des narren drücket wie eine last auf dem wege. Sir. 21, 19; denn meine sünde gehen uber mein heubt, wie eine schwere last sind sie mir zu schwer worden. ps. 38, 5; traget keine last am sabbathstage durch die thor hinein zu Jerusalem, und füret keine last am sabbathstage aus ewren heusern. Jer. 17, 21. 22;
wesz stamms und namens ist
der prinz, der, um sein leben zu erhalten,
gezwungen ward, als niedrer knecht zu dienen
und lasten um geringen lohn zu tragen?
Schiller Turandot 2, 4;
versuchend ging er da, unschlüssig fast
von einem kreuz zum anderen umher
sich auszuprüfen die bequemre last.
Chamisso ged. (1865) 397;
vgl. lastpferd, lastthier, lastträger, lastwagen. bei den schiffern heiszt es die last brechen, anfangen das schiff auszuladen. Bobrik 142ᵇ; das schiff ist bei seiner last, wenn es so beladen, wie diesz für eine schnelle fahrt am bequemsten ist. 457ᵃ.
2)
besondere verwendung des wortes in gehobener rede.
a)
von einem menschen der getragen wird:
ich neige mich die last des vaters zu empfangen.
Schiller 36ᵇ;
zu der mutter will ich dich (don Manuels leiche) tragen,
eine unbeglückende last.
507ᵇ;
dichterisch auch eine schöne, theure, herrliche last:
leicht drückt des vaters theure last den sohn.
Schiller 36ᵃ;
und so fühlt er die herrliche last, die wärme des herzens,
und den balsam des athems, an seinen lippen verhauchet,
trug mit mannesgefühl die heldengrösze des weibes.
Göthe 40, 320;
doch der verkappte gast (Zeus als stier)
empfand auf seinem rücken
mit krabbelndem entzücken
kaum seine schöne last,
so sprang er auf und rennte,
als ob der kopf ihm brennte.
Bürger 22ᵇ;
und glühend umfaszt
hält sie den gast,
der reiszt sich ihr schnell aus den armen:
noch geziemt mir nicht solche köstliche last,
ich darf die braut nicht umarmen.
Körner (1866) 145;
und, ohne rücksicht auf das fortbewegen, nur mit hervorhebung der körperlichen schwere (vergl. unten 4):
und wenn sie sich zur ruh begab, versank
die schöne last der wohlgepflegten lenden
in schwanenflaum.
Wieland 9, 108;
(das fräulein) legt ihre schöne last von schlummerdünsten schwer,
auf einen kanapee.
4, 192.
b)
vom kind im mutterleibe (vgl. bürde bd. 2, sp. 532): ehelast, fructus ventris, sive conjugialis Stieler 1054;
willkommen (ein neugeborenes kind), zwar du last
der mutter die dich trug, doch jetzt ihr liebster gast.
Opitz 2, 34;
wie soll doch manches weib in ihren kindesnöthen
so übermännlich sein, und auch gar kaum erröthen
in ihrem angesicht, obschon die last sie ringt (lies dringt).
3, 292.
c)
von dingen:
die bäume sind jetzt (im winter) weisz, ein ieder ast,
ja auch der kleinste zweig, trägt eine flockenlast.
Brockes 4, 407;
die grünen spitzen (der zweige) noch so schwach
durch ihre blätterlast herab gezogen.
5, 73;
ein jeder, auch der kleinste, ast
trug gleichsam eine schwere last
von zierlich weiszen runden ballen (blüten).
2, 38;
die erde bebt, der boden schüttert,
der acker untern füszen zittert
vor des getreides segenslast.
7, 376;
gedrücket von der last der früchte
biegt sich der baum.
Cronegk (1765) 2, 336;
von einem götterbilde:
ich bin allein genug der göttin bild
auf wohl geübten schultern wegzutragen;
wie sehn ich mich nach der erwünschten last.
Göthe 9, 71;
von kronen, ketten, kränzen, die getragen werden:
der kronen prächtge last mag sich, wer will, erwerben.
Cronegk 1, 265;
die lächerliche wuth
der neuerung, die nur der ketten last,
die sie nicht ganz zerbrechen kann, vergröszert,
wird mein blut nie erhitzen.
Schiller Carlos 3, 10;
gieb sie (die kette) dem kanzler, den du hast,
und lasz ihn noch die goldne last
zu andern lasten tragen.
Göthe 1, 179;
die schöne last (den dichterkranz) aus deinen theuern händen
empfang ich knieend auf mein schwaches haupt.
9, 121.
3)
manigfach in bildlichem gebrauche: mhd.
eʒ hete der schanden last
sînen rücke überladen.
Iwein 2636;
sus truogen si des jâmers last.
Wigalois 294, 32;
auch wo die vorstellung des drückenden völlig wegfällt (vgl. oben unter 2, a):
hilf, daʒ ich werde ir (der geliebten) herzen last,
lieplich Minne, ald ich bin tôt.
minnes. 1, 354ᵃ Hagen.
nhd. gewöhnlich mit dem beisinne des höchst beschwerlichen, drückenden: ich bin der herr, und wil euch ausfüren von ewrn lasten in Egypten. 2 Mos. 6, 6; Mose ... gieng aus zu seinen brüdern, und sahe jre last. 2, 11; einer trage des andern last, so werdet jr das gesetz Christi erfüllen. Gal. 6, 2; geselle dich nicht zum gewaltigen und reichen, du ledest sonst eine schwere last auf dich. Sir. 13, 2; gott legt uns eine last auf, aber er hilft uns auch. ps. 68, 20; dis ist die last uber Babel, die Jesaia der son Amoz sahe. Jes. 13, 1 (das schwere geschick, das Babel treffen wird, vgl. auch 15, 1. 17, 1. 19, 1 u. s. w.); ihr eigenes verdienst legte sie als etwas entschiedenes, aber zugleich als eine last, die ihre bescheidenheit drückte, zu den füszen des königs nieder. Schiller 861ᵃ; die gemeinschaftlichen lasten des vaterlandes. 809ᵃ; o Scipio, schwere lasten liegen auf dieser brust. Fiesko 3, 1;
ja, ich woll mein last ableichten
den ich der sünd halb lang hab tragen.
J. Ayrer fastn. sp. 130ᵇ (2987, 22 Keller);
und zwar es kann auch der, so vielen zu gebieten,
sich dieser schweren last am wenigsten entschütten.
Haugwitz Maria Stuarda 5, 201;
treue lieb hilft alle lasten heben.
Schiller jungfr., prolog, 1. auftr.;
geh, nimm
die last von meiner seele!
Iphig. 1, 1;
lebendige last auf widerstrebendem herzen,
in sorgen stockt es.
Göthe 46, 219,
nach: this vital weight upon the struggling heart.
Byron Manfred 2, 2;
du weiszt nicht welche sorgen, und weiszt nicht welche last
du, guter, an vierzig kameelen dir aufgebürdet hast.
Chamisso 3 (1836), 315;
sei huldig, wenn du einen gast hast,
geduldig, wenn du eine last hast.
Rückert Hariri 1 (1844), 135;
wer seine last erwägt,
sie desto sichrer trägt.
Simrock sprichw. 329.
in mehr oder weniger festen formeln.
a)
last des tages, der jahre, des alters, lebens u. ähnl.: da wir des tages last und die hitze getragen haben. Matth. 20, 12; lasten von jahren und thaten, von sorgen und entwürfen scheinen auf seiner schulter zu liegen. Lavater phys. fragm. bd. 3, abschn. 12, 10. fragm.;
soll ich nun des tages last,
meine sorgen und mein grämen,
auf das lager mit mir nehmen?
Canitz (1727) 79;
der liebe folterbett, der öden stunden last,
fliehn von der hütten stroh, und herrschen im pallast.
Haller (1768) 143;
des lebens lange last erdrückt die müden glieder.
158;
legst (du) die last der erden von dir hin,
sagst ab dem leib, in dem du bist gefangen,
so wird gott dich, und du wirst gott erlangen.
Opitz 3, 188;
last des kummers, zorns, der noth, plagen, thränen u. a.: sampt dem last des brinnenden zorn gottes. Mathes. Sar. 72ᵇ; ir sehen und wissen, was groszer last des kriegs uns auf unsern rucken ligt. Livius von Schöfferlin 129ᵇ; so hält uns die gelassenheit auch unter der last der widrigsten begebenheiten aufrecht. Gellert; der last des denkens sind sie hier (in mittelmäszigen und leeren schriften) auf einmal entledigt. Schiller 1212ᵇ; willst du, dasz ich unter der schrecklichen last solcher thränen zu boden sinke? 189ᵇ (kab. u. liebe 2, 2, variante dem schrecklichen gewicht); sein gemüth arbeitete unter der last schwerer erinnerungen. Immermann Münchh. 3, 80; armuth, keuschheit und gehorsam! drei gelübde, deren jedes einzeln betrachtet der natur das unausstehlichste scheint, so unerträglich sind sie alle. und sein ganzes leben unter dieser last, oder unter der weit niederdrückendern bürde des gewissens muthlos zu keichen! Göthe 42, 15;
er truoc den arbeitsamen last
der êren über rücke.
a. Heinrich 68;
(Christus) trûc des krûzes burde
ûf daʒ der sunder wurde
vrî der ewigen last (der verdammnis).
Marienleg. 21, 415;
da sie auch lernen fliehen
die last der einsamkeit.
Opitz 2, 49;
des schweren krieges last, den Teutschland jetzt empfindet.
3, 264;
für den bauch und für den kasten
trägt man alles kummers lasten.
Logau 2, 77, 93;
der centnerschweren bürde
von hoheit und von würde
wird emsig nach getrachtet,
die last wird nicht geachtet.
3, 114, 74;
deiner sünden menge beichten,
kan der sünden last zwar leichten.
3, 237, 109;
wie kümmt es, dasz die last der noth die welt so drucket?
1, 26, 90;
die last der plagen.
Uz 1, 22 variante.
b)
zur last sein, liegen, fallen: ich bin mir niemals selbst zu einer unerträglichern last gewesen als damals. Lessing 12, 7;
da hatt ich einen kerl zu gast,
er war mir eben nicht zur last.
Göthe 2, 214;
ungern lasz ich euch zwar; doch jeder ist dieszmal dem andern
mehr zur last als zum trost.
40, 312;
überall dienet das mädchen,
und ihr wäre zur last bedient im hause zu ruhen.
313;
bis 1626 lagen den deichgenossen zur erhaltung und herstellung der deiche .. gewisse angewiesene stücke, oder deichpfänder, zur last. Wiarda ostfries. gesch. 5, 54; der dünger würde jenen nur zur last gefallen sein: sie muszten ihn also nur verschenken. Möser patr. phant. 1, 145; wahr ist es, dasz diese bevölkerung den landbesitzern auf sichere weise zur last falle. 1, 99; grösze ist dem schöpfer zur last gefallen, und er hat geister zu vertrauten gemacht. Schiller Fiesko 3, 1. es heiszt auch eine last sein: wenn du mit mir gehest, wirstu mir eine last sein. 2 Sam. 15, 33; warumb machstu mich, das ich auf dich stosze, und bin mir selbs eine last? Hiob 7, 20;
gütige mutter natur, wer dir im leben nicht last war,
o den birgest du sanft.
Herder zerstr. bl. (1785) 1, 17;
sprichwörtlich: ungeladener gast ist eine last. Schottel 1124ᵇ; armuth ist last, alter unwerther gast. ebenda;
den ersten tag ein gast,
den zweiten eine last
den dritten stinkt er fast.
Simrock sprichw. 161;
der unnütze ist eine last der erde: du bist eine unnütze last der erden, ein schlingel, der nirgends zu mehr taug. Simpl. 1, 431 Kurz; wem gehör ich an? wer fragt nach einer so unnützen last der erde? Gotter 3, 59;
welch einen verhungerten bettler da hast du,
der nach speis und weine nur giert, doch weder der arbeit
kundig ist, noch der kraft, die verworfene last des gefildes (ἄχθος ἀρούρης).
Od. 20, 379;
vgl. erdenlast 3, 760.
c)
last auf dem halse haben, auf sich nehmen, auf einen wälzen, von sich wälzen, vom halse schaffen: eine schwere last auf dem halse haben, grave onus sustinere, gravi onere premi. Frisch 1, 581ᵃ; eine last über sich nehmen, onus suscipere, subire. ebenda; unter der last erliegen, onere opprimi. ebenda; sich der last entschütten, sie abwerfen, sich vom halse schaffen, onus deponere. ebenda;
jene träume, die der welt
unüberwindlich ungeheure last
auf eine menschenbrust zerknirschend wälzen.
Göthe 9, 272;
einem last machen; das kranke kind macht ihr rechte last.
d)
last, mit ähnlichen oder entgegengesetzten begriffen verbunden: last und schaden, altfries. hlest en schada Richthofen 819ᵃ; wie kan ich allein solche mühe und last und hadder von euch ertragen? 5 Mos. 1, 12;
so wirst auch du für diese last und müh,
die wir ins haus dir bringen, dank uns wissen.
Schiller Macbeth 1, 13;
die trägen die zu hause liegen,
erquicket nicht das morgenroth:
sie wissen nur vom kinderwiegen,
von sorgen, last und noth um brot.
Eichendorff 'wem gott will rechte gunst erweisen';
doch sind der menschen last und leid verschieden.
Chamisso ged. (1865) 396;
froh soll er, heiter soll er sein bei mir,
des rohen tages lärm und last vergessen.
Körner (1866) 464;
er hette durch langen brauch gelernt, dasz mehr lasts dann lusts, mehr beschwehr dann ehr in der kaiserlichen regierung sei. Zinkgref apophth. 1, 27; das ausschwaifen in frembde provinzen (bringt) uns Teutschen oft mehrer last als lust ins land. Abr. a S. Clara Judas, in Wackernagels leseb. 3, 1, 911;
(ein aufgeweckt gemüte) ankert stets getrost auf seines schöpfers güte,
der mehrmal last zur lust, und gift zur labsal macht.
Hoffmannswaldau verm. ged. (1684) 36;
singen und trauren ist gar ein ungleich paar,
alli die beiden, die stellen sich dar,
das eint ist mein leben, das ander meine last,
das eint ist mir angnehm, das ander verhaszt.
Mittler volksl. no. 1210, 2.
e)
einfaches last, wie leiden, not:
der Absalon hieng jämmerlich
mit seinem hübschen har am ast,
was bracht ihn doch in solche last,
und bald darnach um leib und leben?
E. Alberus Esop 109ᵇ;
oder milder wie beschwer, pein, verlegenheit (vgl. auch überlast): nu forcht er, wo die eier auch verdürben, so were er in tausend lästen. Frey garteng. 2ᵇ; wer war in groszern lästen, dann der gut fromb jung student. 98ᵇ;
(die frau spricht) wie bin ich gstanden in eim last,
o meine liebe Margreth, wo hast
nur diesen guten rhat genommen.
H. Sachs 4, 3, 20ᶜ.
f)
last, die schuld, abgabe, stehende verpflichtung, die eine person oder ein grundbesitz zu tragen hat, mit hervorhebung des drückenden: (wir) sind bereit .. den amptleuten zu schreiben, das sie euch erlassen alle last, die wir euch zuvor zu erlassen zugesagt haben. 1 Macc. 13, 37; gib frei, welche du drengest, reis weg allerlei last. Jes. 58, 6; die wir unter einer last von pfennigen seufzen, wo der Engländer pfunde zu entrichten hat. Möser patr. phant. 1, 23; was den uns beiderseits obliegenden schweren last zu heben für mittel erfunden. verhandl. der schles. fürsten u. stände 1619 s. 106; die gemeine last, pflicht gegen den staat: seinen theil der gemeinen last andern zuwälzen zu können. Möser patr. phant. 1, 140;
herr küng, alls volk dʒ bitt euch fast,
geringert ewers vatters last (d. h. die von eurem vater uns auferlegte, nach 1. kön. 12, 4).
meist im plural lasten:
das land hat sehr viele lasten zu tragen.
da diese (die heuerleute) in den öffentlichen lasten weislich geschonet .. werden.
Möser patr. phant. 1, 101;
die ursache, warum man die heuerleute in den öffentlichen lasten so sehr schonet, ist aber gewisz der feinsten politik gemäsz.
108;
die frage: ist es gut, dasz der mann, der die gemeinen lasten des staats tragen musz, eigenthum habe? ist überaus wichtig.
140;
(die juden hatten sich) durch den groszen reichthum .. den weg zu begünstigungen und befreiungen von bürgerlichen lasten eröffnet.
Beckers weltgesch. 4, 206;
im jare 1175 erhielt das kloster Leubus .. für die deutschen ansiedler seiner güter die befreiung von den polnischen lasten.
Weinhold dialectforsch. 16;
die Italiker beschwerten sich über die lasten des krieges.
Mommsen röm. gesch. 1 (1854) 269.
juristisch stehen die lasten den rechten gegenüber:
ein grundstück wird mit allen rechten und lasten verkauft.
g)
last kaufmännisch und im rechnungswesen, die schuld, das sollen (mit ähnlichem ausdrucke einem das conto mit einer summe belasten): der durch faulheit zum weichling gewordene mann geräth in die gröszte armuth, und die unglücklichen kinder werden zur last der gemeinde auf den armenkasten verwiesen (so dasz die gemeine die unterstützung zahlen musz). Möser patr. phant. 1, 92; es heiszt einem etwas zur last schreiben; auch pluralisch zu lasten jemandes: der auftrag ist zu lasten des herrn N. ausgeführt (auf seine rechnung); dieser kaufmännische ausdruck wird jetzt allgemeiner: noch entschiedener wurde jede art von eidlicher declaration (gewisser wertpapiere) zu lasten der dermaligen inhaber abgelehnt. Frankf. journal vom 6. mai 1871 (so dasz diese dazu verpflichtet seien). man sagt ferner zur last bringen, legen: und würden wir diese unkosten nicht auf die waare legen, und folglich euch zur last bringen müssen? Möser patr. phant. 1, 229; steht es also fest, dasz man dem anerben den ganzen kaufwerth des hofes nicht zur last legen kann. Stüve wesen u. verf. 237; und der letztere ausdruck dann moralisch gewendet, im sinne von vitio vertere, crimini dare, schuld geben: man legte mir sonderlich die bekanntschaft mit gewissen leuten, in die ich zufälliger weise gekommen war, zur last. Lessing 12, 6; als es ungerecht wäre, einem menschen, den man hinterlistiger weise trunken gemacht, die ausschweifungen zur last zu legen, die er in der abwesenheit seiner vernunft begangen hätte. Wieland 7, 78; ich finde eben nicht, dasz du den sultanen und den bonzen mehr zur last legst, als recht ist. 8, 166; einem etwas zur last legen, accipere aliquid in malam partem, vitio vel crimini dare. Frisch 1, 581ᵃ. auch im nnl. te laste leggen; schwed. det legges honom till last, das wird ihm zur last gelegt.
h)
in der kaufmännischen sprache Norddeutschlands steht last auch für auftrag: von seinem principale last haben. Adelung; ostfries. last gäven Stürenb. 131ᵇ; nl. last gheven i. belasten, dare negotium Kilian.
i)
last, franz. charge in der sprache der künstler, die beladung einer figur mit übertriebenen charakteristischen kennzeichen: diese art von lasten, welche ein maler gemeiniglich nur zu seiner belustigung macht, sind vergröszerungen oder verkleinerungen desjenigen, was in der person, die man malt, auf der lächerlichen seite wahr ist; als aus einer etwas kleinen nase eine sehr stumpfe, und aus einer mehr als gewöhnlichen langen, eine übermäszige grosze machen. dieses ist, was man die last einer person nennt. Jacobsson 2, 561.
4)
last, ein schwerer körper, ohne rücksicht auf tragen oder fortschaffen; mhd. von dem ballast eines schiffes (welches ursprünglich niederdeutsche wort wahrscheinlich selbst aus back-last hinterlast assimiliert ist):
sant und darzuo steine
hieʒ er mir ze laste geben
daʒ mîn kiel wol möhte sweben
âne wanken ûf dem mer.
g. Gerh. 2455;
aber auch von einem schweren menschen:
er stieʒ in obene hin zetal,
daʒ der ungehiure last (der riese Urgan)
an dem velse aller zerbrast.
Trist. 406, 19;
nhd. stein ist schweer und sand ist last. spr. Sal. 27, 3; keiner .. nahm schaden .. ungeachtet die gröszten lasten um und neben ihnen fielen. Schiller 832ᵇ;
der thürme hochgeführte lasten
erlahmen bald in ihrem muntern lauf.
38ᵇ (vgl. Verg. Aen. 4, 86);
auf kurzen füszen wird die last
des langen leibes aufgethürmet.
65ᵇ;
Kaiphas schwieg. kein laut, noch geräusch von redenden wurde
durch die versammlung gehört. sie blieben alle verstummend
sitzen, und wie von dem donner gerührt, hinstarrende lasten.
Klopstock 3, 161;
auch wo mehr das massige, als das gewicht in betracht kommt:
ein dichter bald, bald luckrer haufen, ein ungeheure klippenlast ...
bedecken und formiren theils die ausgenagten schroffen seiten
der gähen aufgerisznen höhlen.
Brockes 7, 83;
wenn ich oftermahls an einem strengen strohme stehe,
und seine rege wasserlast sich immer vorwärts welzen sehe.
4, 399;
werd ich auch ohne grauen ...
die ungeheure wasserlast, des meeres wilde wunder schauen.
7, 81;
jetzt von den felsen herab unmenschliche lasten gesteines
warfen sie.
Odyssee 10, 121;
ihre (der höchsten alpenspitzen) eislast trotzt den sonnenstrahlen; sie vergolden sie nur. J. v. Müller; in der erde schmilzt wasser unter demselben (dem eise der gletscher) hervor und rinnt in thäler, wo es überfriert, und seit jahren, deren zahl niemand hat, in unergründliche lasten, tagreisen weit, gehärtet und aufgehäuft worden ist. derselbe.
5)
last, für den abstracten begriff der schwere; nur im singular: der stein hat eine rechte last. Adelung; bücher haben eine grosze last. der grund ist wegen der last des hauses ausgewichen. die säule ist für die last des gebäudes, welche sie tragen soll, zu schwach. ebenda; kurze zeit dauerte es, so traten wir aus den wolken heraus, sahen sie in ihrer ganzen last unter uns auf dem thale liegen. Göthe 16, 251; wenn der schnee .. durch seine last (von den bergen) zu rollen anfängt. 288; bildlich: dasz den meisten lebensbürden die eigenschaft anwohne, dasz sie immer schwerer werden, je länger man als bürde und ununterbrochen sie trage, dasz ihre last zu einer unerträglichkeit sich zu steigern vermöge. J. Gotthelf geld u. geist (1866) s. 9. In der mechanik heiszt last überhaupt der widerstand, der sich der kraft entgegen stellt; kraft ist gleich last, wenn der zu überwindende widerstand genau so wirkt wie die kraft.
6)
last für lasttragen:
die thier, so auf dem feld
durch zug, last oder pracht müh für die menschen haben.
7)
last, als masz- und gewichtsbestimmung; zunächst als ungefähre, wie fuder, wagen, ladung, für etwas geführtes:
mhd. die heide loubes stât mê danne tûsent last.
minnes. 2, 21ᵇ Hagen;
nhd. (Ulenspiegel) sprach denselben schuhmacher, dem er den schaden gethon het, wider an, wie daʒ im ein last leder und schmalz kummen würd, da solt er im grosze kauf angeben, daʒ er seinem schaden wider nachkummen solt. Ulenspiegel s. 67 no. 46 Lappenb.; sie vertruogen sich des kaufes, das der schuͦhmacher Ulenspiegel für den last solt geben xxiiii guldin. s. 68; aus Ostfriesland kommt vorzüglich käse und butter, und in den jetzigen zeiten grosze lasten (schiffsladungen) hafer für die kavallerie des kordons. Hoche reise durch Osnabrück (1800) s. 45; auch für etwas getragenes, vgl. tracht: da sprach Naeman, möcht denn deinem knecht nicht gegeben werden dieser erden eine last, so viel zwei meuler tragen? 2 kön. 5, 17; Hasael .. nam geschenk mit sich, und allerlei güter zu Damasco, vierzig camelen last. 8, 9; die Philister brachten Josaphat geschenke, eine last silbers. 2 chron. 17, 11;
er gab im silbers wol einen last.
gesamtabent. 1, 127, 184;
weiber reich von hirne,
weiber, schön von stirne
uberwegen lasten
aller vollen kasten.
Logau 3, 159, 22;
ein mann kam mit einer last fische gegangen. J. Grimm Reinh. fuchs cclxxxvi; eine last holz, eine last wäsche, eine last futter, so viel davon auf einmal auf kopf oder rücken getragen wird, eine tracht; niederhessisch versteht man unter last schlechthin eine tracht futter für das rindvieh. Vilmar 237; als er einsmahls einen last besen durch die statt trug, solche an jhrem bestimbten ort feil zu haben. Simpl. 4, 254 Kurz; derowegen kaufe dir einen groszen haufen immen ... wann du einen groszen last hönig und wax wirst zusammen bringen, wird das wax ... deinem hof kerzen gnug geben. Schuppius 736;
aufgehäuft zu ganzen hügeln
lag das elfenbein; es bürdet Assad
eine last sich auf, so viel die schulter
tragen mochte.
Platen 331;
lasz dort mit gold uns beladen die achtzig kameele mein,
nur achtzig kameeleslasten, es wird zu merken nicht sein.
Chamisso ged. (1865) 309;
er sprachs, doch thaten ihm heimlich die vierzig lasten leid.
ebenda.
dann aber auch als eine genaue, von sehr verschiedenem umfang und gewicht: last oder schiffslast ein gewicht von 4000 pfund oder zwei tonnen, nach dem die grösze der seeschiffe bestimmt wird; im getreidehandel ist last eine gröszere gewichtseinheit von örtlich höchst verschiedenem umfange; der markt wird überladen werden (schreibt ein kornhändler), und der landmann, der jetzt verkaufen musz, erhält nicht was er verdient, wenn ich nur ein hundert last losschlage. Möser patr. phant. 2, 54. auch bei andern handelsobjecten wird nach lasten gerechnet: eine last salz, eine last steinkohlen, in Goslar eine last kupfer; gemeiniglich fangen sie in einem zuge, nemlich ein schiff mit einem netz, 3. 4. 5. bisweilen auch wohl 10. bis 14. last härung auf. Hübners handlungslex. (1722) 876; die holländische häringsfischerei dauret bei 26. wochen, die englische hingegen kaum 7. wochen, fangen auch selten mehr als 3. lasten in einer nacht. 877. last ist ferner flüssigkeitsmasz: eine last bier, eine last wein in Danzig; und in Lübeck selbst feldmasz.
8)
last, in den begriff menge übergreifend:
thaʒ nezzi drof thoh ni brast,
thoh irô (der fische) uuâri sulih last.
Otfrid 5, 13, 21 (nach Joh. 21, 11 wiewol jr so viel waren);
nhd. nur im gemeinen leben gebräuchlich: last, vulg. auch eine grosze zahl, magnus numerus, magna copia, eine last vögel, magna copia avium Frisch 1, 581ᵃ; eine last geldes haben, sehr viel geld. Adelung; ist das nicht eine last menschen! es fiel eine last steine von dem dache. eine last schläge bekommen. ebenda; en last, en ganzer last menschen, geld, obst Schm. 1, 1522 Fromm.; schwäbisch ich habe noch eine last zu beten. Schmid; würzburgisch a last gäld, a last leut. Sartorius würzb. mundart 14; coblenzisch: et wor der en last leut zesamme. Wegeler 30; niederd. last überfülle, grosze menge: 'ne last bêren. 'ne last eppele. 'ne last immen. da felt noch 'ne last ane (daran fehlt noch sehr viel). Schamb. 119ᵃ; hei, sagt der roller, dunkt er (der wagen) eüch dann nitt geladen sein, da einer einen solchen last herrgott fürt und ein schweren, groszen, feiszten pfaffen darzuͦ? Wickram rollw. 68, 8 Kurz (es befand sich auf dem wagen ein pfaffe der eine schachtel voll hostien bei sich hatte).
9)
auf kauffarteischiffen, welche keine kuhl, sondern ein glattes deck haben, heiszt last der raum auf jenem letzteren zwischen dem bratspill und dem groszen mast. Bobrik 457ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 243, Z. 24.

lasten, verb.

lasten, verb.
intransitiv und transitiv.
1)
intransitiv als ein erst der neueren sprache angehöriges wort, in mehrfachem gebrauche.
a)
absolut, eine last sein, bedeutende schwere haben: bücher lasten sehr (haben viele last nach maszgebung ihrer masse). Adelung; vorzugsweise der gewählten sprache eigen: das weib ging mit langsamem schritt, denn der korb drückte sie aufs haupt, und es war doch nicht der onyx der so lastete. Göthe 15, 224;
was quält ihr euch und uns, auf jähem stege
nur schritt vor schritt den lästgen stein zu wälzen,
der rückwärts lastet, immer neu zu mühen?
2, 16;
wie übers haupt schiffbrüchigem
die welle sich wälzt und lastet.
3, 214;
bildlich: obs auf immer laste? dein joch, o Deutschland,
sinket dereinst.
Klopstock 2, 8 (von 1773);
euer lasten, euer streben,
ihr verhaszten, ist kein leben.
Göthe 13, 294.
b)
vorzüglich gern im part. präs. lastend:
o wärt ihr zu gräbern,
lastende felsen, geworden!
Klopstock 6, 131;
Kain sah ich in riesengestalt, in riesengestalten
helden; die hatte Kain mit lastendem eisen gefesselt.
133;
aber es kehrete bald in die seel ihm wieder des leidens
furchtbare kälte, senket auf ihn den lastenden, starken,
eisernen arm.
52;
erde, dich, mit allen deinen bergen,
allem lastenden metall darin,
allen riesen drauf und allen zwergen,
haucht er bald, wie flaum, vor sich dahin.
Bürger 87ᵇ;
bald klirrten die lastenden ketten
näher.
Pyrker Tunis. 8, 151;
bildlich, von der zeit: in jenen lastenden jahren, .. wo weiter keine andern federn kühn und stolz sich bewegen durften als die auf helmen. J. Paul polit. fastenpred. 51;
lastende jahre lang troff ihm die wunde schon fort.
Klopstock 2, 143;
voll der rachsucht will er die hölle,
daur es auch lastende ewigkeiten, doch endlich vernichten.
3, 74;
der blick ermüdet, der auf die wage schaut.
wie säumts! wie viel der lastenden zeit entschleicht,
bevor im gleichgewicht die schalen
schweben, und endlich der weiser ausruht!
7, 28;
schlängelt, ihr blitze
mit wüthendem eilen,
rastlos, die lastenden
nächte zu theilen!
Göthe 11, 195;
von anderem: nach einer pause, lang und lastend .. sagte das fräulein. Immermann Münchh. 1, 93;
leicht kann ich dir erzählen, welch ein übel
mit lastender gesellschaft uns verfolgt.
Göthe 9, 38;
wozu noch länger tragen
des siechen lebens lastendes gewicht.
Schiller zerstörung von Troja v. 110;
nein, niemand schalt sie — man verhüllte sich
in ein so lastend feierliches schweigen.
Piccol. 2, 2;
ach, vom geschick war
noth ihm selber bestimmt, doch mir stets lastender jammer,
seinethalb, des so lang abwesenden.
Odyss. 4, 108;
völlig gebrochen ihm war das herz vor lastender wehmuth.
Pyrker Tunis. 7, 444.
c)
selten lasten mit persönlichem dativ, einem höchst drückend sein: ihm lastete schon lang dieser unthätige traum künftiger thaten. Dya Na Sore 3, 8;
Meph. von hier aus — Faust. das verfluchte hier!
das eben leidig lastet mir.
Göthe 41, 306.
d)
häufiger in verbindung mit auf und dativ; in ganz eigentlicher bedeutung: er zeigte mir sorgfältig die spuren obgedachten gesteins, welches nicht leicht zu finden ist, weil die gebäude des schloszbergs darauf lasten. Göthe 31, 268; gewöhnlich in freierem sinne: sie declamirte nicht übel, und wollte immer declamiren; allein man merkte bald, dasz es nur eine wortdeclamation war, die auf einzelnen stellen lastete, und die empfindung des ganzen nicht ausdrückte. Göthe 18, 169; alles diesz wäre zu tragen und fortzuführen gewesen, hätte nicht das was Herder mir auferlegt, unendlich auf mir gelastet. 26, 8; überdiesz lastete noch das vehmgericht auf einem groszen theile des vaterlands. 125; auf diesem (dem niedern volke) .. lasteten die unwissenheit und der aberglaube, die stützen der alten kirche, mit doppeltem gewicht. Wackernagel gesch. d. d. litt. s. 385; mit über: nach dieser explosion athmeten alle frei auf und fühlten sich von dem zauber erlöset, der über ihnen gelastet zu haben schien. Immermann Münchh. 1, 37.
e)
mit auf und accusativ: was hat der bauer .. für einen hauptanlasz, den besitz des edelmannes für weniger gegründet anzusehen, als den seinigen? nur den, dasz jener nicht belastet ist, und auf ihn lastet. Göthe 20, 146; ich mag durch wiederholung auf diesen punct nicht lasten. an Zelter 799.
2)
transitives lasten ist das mhd. lesten, als last wohin legen, belasten (Lexer wb. 1, 1890); mitteldeutsch: kumet zcu mir alle di arbeidet und gelestet sit, und ich irquicken uch. Matth. 11, 28 bei Haupt 9, 271; was aber im niederrheinischen des 15. jh. auch als lasten erscheint: exonerare entlasten Dief. 217ᵇ; sarcinare lasten 512ᵇ (gemma gemm.); das wort ist in den zusammensetzungen belasten, entlasten, überlasten üblich, als einfaches selten: was richtet ein bluttgieriger fürst anders aus, als das er die strafe des himmels auf sich lastet? Butschky Patm. 830; in der gehobenen sprache seit der 2. hälfte des vorigen jahrhunderts, im sinne von drücken, beschweren:
die blumenkette, die du anlegst,
klirret nicht, aber umringelt fester,
als jene, die den bleichen gefangenen
im thurme lastet.
Klopstock 7, 34;
hast jene ketten nicht gesehn, die ehrnen? ..
sie sollen dir die glieder lasten.
Göthe 40, 396;
setze mich, wo weit in erstarrten feldern
keinen baum anathmet die sommerfrischung,
wo die welt mit nebelgedüft ein harter
Jupiter lastet.
Voss Horaz od. 1, 22, 20;
quod latus mundi nebulae malusque
Juppiter urget;
du zauderst? wie? lasten deine wünsche dich schon? ist dir dein wollen, dein vorsatz eine bürde? Göthe 42, 432;
liegen will ich ihn dann, dann will ich, rächer, vor dir ihn
liegen sehn, wie ihn lasten dein zorn, und unnennbare qualen.
Klopstock 3, 241 (Mess. 5, 25,
wie ihn dein grimm und ewige nacht drückt.
frühere ausg.);
komm, wir harren dein, uns lasten der süszen erwartung
freud und unruh.
6, 186;
allein, o ihr, die noch nicht der schlummer lastete,
was warft ihr so schnell die lanzen weg?
8, 203;
uns lastet schon genung des elends!
9, 301;
im sinne von belasten:
hier starr ich,
last ich die höll, ein todtengeripp!
6, 44;
und Gloster da, der feind der bürgerschaft,
der immer dringt auf krieg und nie auf frieden,
mit steuern eure freien beutel lastend.
Shakesp. Heinrich VI 1, 1, 3;
o'ercharching your free purses with large fines.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 251, Z. 23.

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Zitationshilfe
„lasten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/lasten>.

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