Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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latz, m.

latz, m.,
lehnwort aus dem ital. laccio, das auch dem alemann. lätsch (sp. 278) zu grunde liegt; in verschiedenen bedeutungen entwickelt.
1)
schlinge, schleife, strick: schwäb. latz schleife Schmid 345; kärntn. latz kleine schlinge Lexer 173; tirol. latz schlinge (auch in den redensarten einen im latz oder beim latz haben, ihn fangen, den hats beim latz, er befindet sich in arger verlegenheit). Fromm. 6, 442; lusernisch latz schlinge Zingerle 40ᵇ; bair. ist das masc. latz der saum, die letz, letzen schlinge, schleife zum festhalten, zurückhalten Schm. 1, 1545 Fromm., vgl. pedica letz o. bogen darinn man vogel facht Dief. 420ᵃ, ebenso unten das technische latze. die ältere schriftsprache kennt latz = schlinge nicht häufig: zuͦ oberst auf ein stangen ein latz, knoden oder schlingen machen. Frank weltb. 212ᵃ; sprichwörtlich einsamer schatz, felt in kein latz (ist nicht in gefahr weggefangen zu werden). sprichw. 1, 123ᵇ; ein gsellige byn fand einn einsamen spatzen in eim wald, fragt jn die ursach seinr absonderung. der spatz sagt: er förcht die letz (plur.), untrew und unruͦ der welt. 124ᵃ; bildlich:
geknüpfet ward der liebe latz.
halt vest, mein aller höchster schatz!
Hätzlerin 2, 38, 40, s. 199,
vgl. dazu: ist er ain man,
der minne strick,
manig augenplick,
send ich im one schmerzen!
1, 133, 108, s. 112.
das folgende bild ist nicht ganz klar:
gleich also springt in frewden latz
ain wolf wann er gefangen dreit
das schaf, so der hirt schlafen leit.
Wirsung Calixstus (1520) S 4ᵇ;
es will wol sagen in voller freude, so dasz ihn die freude gleichsam gefangen hält.
2)
latz, an den männerhosen, ursprünglich das band oder der riemen, mit dem man den zwischenschlitz der beiden hosenbeine zuband, wie in Tirol hosenlatz noch jetzt der ort heiszt, wo die hose zugebunden wird (Fromm. 6, 442); als im 15. jh. die beiden hosenbeine durch ein oben vorn angebrachtes stück zeug von kapselartiger, später klappenartiger form verbunden wurden, hat sich der name darauf übertragen: so mag hiefür ein yeder, wer do will, kurz röck und mentel tragen, doch nit kürzer, dann das sie forderlich zwen zwerch finger über den latz und scham raichen und treffen sollen. Nürnb. poliz.-ordn. 105; von den hosen letzen. wann auch von ettlichen mannspersonen ein unzüchtige und schandbare übung und gewonhait entstanden ist, also das sie ire letz an den hosen on notturft gröszen lassen und dieselben an tenzen und anderhalben vor erbern frowen und junkfrowen unverschambt plosz und unbedeckt tragen, .. demnach ist ein erber rat daran komen, vestigclich gebietende, das hinfüro ein ydes mannspilde, burger oder inwoner dieser stat, seinen latz an den hosen nit blosz, unbedeckt, offen oder sichtigclich tragen, sonder alle seine cleider dermaszen machen lassen und gebrawchen soll, damit sein scham und latz der hosen wol bedeckt und nit plosz gesehen werde. 106; sie tragen gern schwarze und grosze lätz. Fischart groszm. 58; fieng demnach an zu lachen, den barchat zu reiszen, seinen latz zu entbreisen, und sie .. krotten- und katzenseichisch zu beseichen. Garg. 148ᵇ; derhalben liesz er .. jhnen ein ballen tuch mit elen und spieszen auszzumessen geben, darausz möchten sie jhnen latz und gesäsz machen. 157ᵇ; ein glas her wie mein latz. 85ᵇ; als er mit sampt der königin ein gefahr zu wasser auszstunde, .. ereilte die königin den könig, an den sie sich zu halten und sich also zu retten verhoffte, ungefehr beim latz. Zinkgref apophth. 2, 126;
mit den langen wemsen und schipperbröken (schifferhosen),
dar he (der schneider) einen groten latz vör flickt,
mit hundert favoern und bendern durchgestickt,
als were it ein storksnest edder badequast,
den men im bade vor den buek moet holden fast.
Lauremberg 33, 563 Lappenb.;
in den latz schlagen, von getränken die den harn treiben. Zimm. chron. 4, 82, 3, s. die stelle unter latzwein; der schwäbische latz: hosenlatz, sive schwäbischer latz, bracca stricta, alias vidulus, et subligar scorteum Stieler 1057, wie es scheint von besonderer grösze: wie C. Scheid gereimet hat, schlug der teufel den maler an halsz, da er jhm ein groszen latz anmahlet, wie dem wirtenbergischen schinder auf der brucken. Fischart groszm. 25;
die tittel ohne mittel sind wie ein schwäbisch latz,
da oft ein schlechter junker braucht einen groszen platz.
Logau 3, 257, 227.
gewohnheit der männer, die hand in den latz zu stecken: die neumodische art, bei langen unterkleidern die hand in den latz zu stecken. Göthe 44, 313;
anstatt der otter und der katz (handschuhe von solchen thierfellen),
steck ich die hand in meinen latz.
Finkelthaus bei Gödeke eilf bücher der dichtk. 1, 304ᵇ, 20,
welches letztere beispiel aber auch zu dem folgenden fallen kann.
3)
latz, ein die brust bedeckendes kleidungsstück bei männern, ursprünglich in andere kleider zur zierde eingeschnürt, dann auch zum knöpfen eingerichtet, wie eine weste (vgl. brustlatz th. 2, 450):
Ruprecht. jetzt hebt, herr richter Adam,
jetzt hebt sichs wie ein blutsturz mir. luft!
da mir der knopf am brustlatz springt: luft jetzt!
und reisze mir den latz auf.
H. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftr.
4)
ähnlich in der frauenkleidung: latz, ein kleidungsstück des weiblichen geschlechts, welches vorne über die schnürbrust gesteckt wird. es ist ein stück zeug, welches zu dem kleide, welches man anziehet, passet, oben breit unten spitzig zulaufend, und öfters zierlich gestickt oder besetzt ist. gemeine personen tragen auch einen solchen latz anstatt der schnürbrust. Jacobsson 2, 563ᵇ; latz, amiculum pectus tegens. Steinbach 1, 990; das seinige treu thun, pflegte meine mutter zu sagen, ist 'n stern, der auf der bloszen brust sitzt, die andern sitzen nur am latz. Claudius 1, 14;
Hans zieht die schöne sanft zu sich ins grüne nieder,
lobt ihren neuen latz, schielt öfters auf ihr mieder.
Gellert 1, 132;
unachtsam gafft die andre hin und wieder,
spielt mit den fingerchen an ihrer schönen hand,
bespiegelt sich, berichtiget ein band
an ihrem latz.
Wieland 5, 245;
denn der rothe latz erhebt den gewölbeten busen,
schön geschnürt, und es liegt das schwarze mieder ihr knapp an.
Göthe 40, 284;
vielgefaltet und blau fängt unter dem latze der rock an.
285;
die Eve ists, am latz erkenn ich sie.
E. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftr.;
nimm das ringlein, doch verwahre
auf der brust es tief im latz (der vater zur tochter).
J. Fr. Kind gedichte;
hierher auch eine redensart: ich hete im die freiheit im frawenzimmer nit zugelassen, im latz zu lausen (sich zutäppisch zu machen), und anders, wie er dann bei pfalzgrave Friderrichen im gebrauch het. Zimm. chron. 4, 42, 7.
5)
auch die obere klappe einer schürze, welche die brust bedeckt, heiszt ein latz. Jacobsson 2, 563ᵃ; ferner ein bruststück an einem hemde, nach der art eines latzes geschnitten, s. unten lätzchenshemde; eine ähnlich geschnittene klappe an einer mütze, vergl. latzmütze.
6)
latz, bei kleinen kindern ein brustfleck, das über das kleidchen gebunden wird, um das besudeln desselben zu verhüten. vgl. lätzchen, geiferlatz.
7)
latz oder überlatz an einem ding, als an den schuͦen, obstragulum Maaler 264ᶜ.
8)
latz im hüttenwerk: latz am planenherd ist ein stückgen zwillig 3 zoll breit so unter das gefälle, welches über den planherd querüber lieget, gestecket wird, damit die erze nicht mit den wassern unter den planen weglaufen. miner. lex. (1743) 360ᵃ; auch das damit verbundene bret: latz am planherd ist das brett so über den planherd quer über stehet, darunter die wasser auf die planen geschlagen werden. Hertwig bergbuch (1734) 260.
9)
latz in der wappenkunde: das haupt des schildes von silber, trägt einen rothen turnierkragen von vier lätzen, zwischen welchen drei rothe lilien stehen. Göthe 34, 146. vergl. dazu latzgestell.
10)
ein anderes latz, tirolisch dummer, alberner mensch, in den sette com. latz, uomo leggiero, vano, scaltro Fromm. 6, 442; scheint auch in folgendem vorzuliegen:
wan ein frischer junger latz
gern under der magd fürtuch schlupfet.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 282, Z. 39.

lätz, adj.

lätz, adj.
s. letz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 284, Z. 32.

latze, f.

latze, f.
bei den webern die schnur, welche die zampelschnüre eines webstuhls vereinigt oder umschlingt. Jacobsson 2, 563ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 284, Z. 49.

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Zitationshilfe
„latz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/latz>.

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