Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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laufer, läufer, m.

laufer, läufer, m.
der da läuft, ahd. loufari, louphare cursor, mhd. nhd. laufer, leufer, loifer, leifer, loffer, nd. loper cursor Dief. 164ᵇ; louffer, agarus, cursor, alipes, acupedius, veredarius. voc. inc. theut. n 2ᵃ; laufer, cursor, tabellarius, tabellio, diactor, schnelle läufer, hemerodromi Dasyp.; löufer, a pedibus servus, fugitor, ad pedes, cursor Maaler 275ᵃ; seit dem 16. jahrh. herscht die umgelautete form, die zugleich das ältere läufel (sp. 313) verdrängt, gegen die unumgelautete vor, ohne sie ganz zu beseitigen. Das wort bezeichnet
1)
allgemein einen der läuft, fähigkeit und kraft zum laufen hat: ein guͦter löufer oder genger sein, wol zefuͦsz sein, wol mögen laufen, valere cursu pedum Maaler 275ᵃ; der mann ist ein guter läufer (gut auf den beinen); weilen ... er aber vorgab, dasz er kein sonderlicher schneller laufer wäre. Simpl. 2, 211 Kurz; wie die krücke den lahmen wohl hilft, sich von einem orte zum andern zu bewegen, aber ihn nicht zum läufer machen kann. Lessing 7, 448;
auch kommt es nie (das glück), wir wünschen blosz und wagen:
dem schläfer fällt es nimmermehr vom dache,
und auch der läufer wird es nie erjagen.
Platen 104;
von thieren: ein sehr schöner berberhengst, arabisches officierpferd, 8 jahre alt, fein geritten und fromm, ungeheurer läufer, von groszer ausdauer (soll verkauft werden). Frankf. journal vom 14. mai 1871; du stad Lachis span leufer an, und fare davon. Mich. 1, 13; es ist technischer name für ein schnell gehendes oder gar zum wettlaufe taugliches pferd geworden, vgl. Jacobsson 6, 427ᵇ. 428ᵃ; als bezeichnung des kameles: denn die menge der kamelen wird dich bedecken, die leufer aus Midian und Epha, sie werden aus Saba alle komen, gold und weirauch bringen. Jes. 60, 6; indem er ihr von ihrem laufer steigen half. Wieland 8, 324; von einem jagdhunde:
auf dem ganzen erdenrund
war, wie du, kein läufer, und
kein so guter fänger oder schwimmer.
Gökingk 3, 17;
bezogen auf einen flüchtigen hasen:
und wie der jäger pflegt zu folgen seinem hasen,
durcn hitz und kält, durch berg und wald und grünen rasen,
und acht jhn nichts, wann er jhn nur gefangen hat,
besondern folget nach eins andern läufers pfadt.
D. v. d. Werder Ariost 10, 7, 7;
come segne la lepre il cacciatore
al freddo, al caldo, alla montagna, al lito,
ne più l'estima poi che presa vede;
e sol dietro a chi fugge, affretta il piede.
ferner ein oft laufender (vgl. laufen II, 2, sp. 320), vgl. die compositen herumlaufer, landläufer; von kreuzenden seeräubern: wir verbannen und vermaledeien alle meerreuber, leufer und reuber auf dem meer, sonderlich die, so auf unserm meer, vom Silberberge bis gegen Terracyn, jrr laufen, und die schiffleut darauf berauben. Luther 2, 53ᵃ.
2)
berufsmäszig laufender.
a)
der eine botschaft von einem orte zum andern trägt, fuszbote: löufer oder bott, der sich hin und wider laszt schicken, emissarius Maaler 275ᵃ; und die leufer giengen hin mit den briefen von der hand des königes und seiner ohersten, durch ganz Israel und Juda. 2 chron. 30, 6; und die brieve wurden gesand durch die leufer in alle lender des königes. Esth. 3, 13; meine tage sind schneller gewesen denn ein laufer (ἐλαφρότερος δρομέως septuag.). Hiob 9, 25; vgl. botenläufer, läuferbote.
b)
waibel, gerichtsbote: löufer, weibel, die hin und här laufend den befelch der oberkeit auszzerichten, viatores Maaler 275ᵃ; der hofgerichtsbot zu Rotweil heiszt der läufer, tabellarius publicus Frisch 1, 585ᵇ; schweizerisch läufer, staatsbote. Stalder 2, 160. im forstwesen der niedere beamte der seinen bezirk begehen musz, vergl. heideläufer.
c)
läufer, laufer, franz. coureur de voiture, diener in besonderer kleidung, welcher der kutsche vorauf läuft, und botendienste verrichtet, seit dem 17. jahrh. von Frankreich her eingeführt: ein leufer, qui alias lakey, emissarius, celer a pedibus Stieler 1081; heut zu tage sind die läufer (im gegensatze zu den postboten bei den alten) noch bei vornehmen herren im brauch, welche aber mehr zum staat als nutzen dienen. Hübner handlungslex. (1722) 1031; läufer nennt man eine gewisse art aufwärter groszer herren .. sie müssen vor den carossen herlaufen, und werden zum geschwinden verschicken gebrauchet. Amaranthes frauenz.-lex. (1773) 1874; am montage habe ich mit dem kammerdiener brüderschaft getrunken. die ganze antichamber ist schon auf meiner seite, und der kleine läufer, welcher die gnade hat, seiner excellenz narr zu sein, fängt an, eifersüchtig auf meine witzigen einfälle zu werden. Rabener sat. 3, 130; Just. der kutscher? der ist weggeritten. Franziska. und Fritz? Just. der läufer? der ist avancirt. Lessing 1, 544; kammerd. und hier, ein brief von der gräfin Orsina. prinz. der Orsina? legt ihn hin. kammerd. ihr läufer wartet. 2, 115; unmittelbar hinter Kurmainz kündigten zehn kaiserliche laufer, ein und vierzig lakeyen und acht heiducken die majestäten selbst an. Göthe 24, 304; als zwei wohlgeputzte laufer des vicekönigs unsern gasthof besuchten. 28, 110; wie kurz darauf ein laufer vom könig hereintrat, Hackert sollte zwischen 11 und 12 uhr zum könig kommen. 37, 277; ein träger trägt das schwein, ein läufer begleitet ihn, und bringt das geschenke an seinen bestimmten herrn im namen des königs. 239; wie fürst Hechelkram ... plötzlich eines tages in einem rothlackirten wagen mit sechs isabellen bespannt, ankommen, einen schottischquarrirten läufer mit blumenhut und seidenem goldbefranztem schurz hereinschicken und anfragen lassen werde ... Immermann Münchh. 1, 60; blumenhut und schurz bleiben die zeichen eines laufers bis an das ende der tage. 93;
indessen war er doch baron;
und sein verdienst, die million,
liesz sich, zu alles volks entzücken,
in läufern und heiducken blicken.
Gellert 1, 99;
heda! trabanten! läufer!
man schlage ab das haupt dem täufer!
H. Heine 18, 44;
es schickt die liebe die bewunderung
als ihren flüchtgen läufer nur voran,
und folgt ihr nach im königlichen zuge!
Platen 180.
d)
läufer, im bergbau ein förderarbeiter. Veith bergwb. 320; vergl. dazu das bergmännische laufen (II, 14, sp. 325); läufer, beim deichwesen, karrengänger oder karrenschieber, welche die deicherde in schiebkarren auf den läufen, laufbrücken oder apparellen anfahren. Jacobsson 6, 427ᵇ. im salzwerke zu Halle heiszt eine gewisse gattung der die soole fördernden knechte unterläufer, eine andere riemen- oder zippelläufer. Hondorf beschreib. des salzwerks zu Halle (1749) 39.
3)
läufer, auf besondere art des kunstlaufens bezogen.
a)
läufer auf der eisbahn, schlittschuhläufer:
stürzt der rüstigste läufer der bahn, so lacht man am ufer.
Göthe 1, 408;
weder den schnee durchklingelt ein schlittner, noch umschwebt ein läufer
mit stahl der eisbahn blankgefegten marmor.
Voss 3, 182.
b)
wettläufer: löufer auf gemeinem laufplatz, stadiodromus Maaler 275ᵃ; die art der waffen, womit der krieg heut zu tage geführt wird, und die ganze kriegskunst überhaupt, ist von dem, was in den zeiten des trojanischen krieges üblich und nützlich war, so verschieden, dasz dem staate mit ganzen heerschaaren zu Olympia und Delfi gekrönter läufer und ringer wenig gedient wäre. Wieland 33, 27.
4)
läufer, das junge schwein von der zeit seiner entwöhnung bis zur ersten begattung. öcon. lex. (1731) 1355.
5)
läufer, vorläufer, beim vogelfang ein vogel, der auf dem vogelherd angefesselt hin und her läuft, zur lockung für andere vögel: zu groszen läufern nimmt man mistler, drosseln und amseln, zu kleinen aber finken, quecker und götzler und dergleichen. ebenda. vgl. läufervogel.
6)
läufer, thiername:
a)
des weidenzeisigs, seidenvögelchens, motacilla trochilus. Nemnich 3, 622; auch läuferle. Hohberg 2, 688ᵃ.
b)
einer krebsart, cancer cursor, laufer, holländisch looper. ebenda 1, 795.
c)
einer käferart, cerambyx cursor, und einer ganzen gattung, carabus, laufkäfer.
d)
einer spinnenart, aranea phalangea.
e)
eines schmetterlings, noctua pronuba, hausmutter.
f)
eines fisches; schwarze verkümmerte abart des gobius fluviatilis in Bug und Dniestr. v. Siebold süszwasserfische 13.
7)
läufer, eine art des wilden oder weidenhopfens, der seinen samen und das dabei befindliche mehl in der sommerhitze zeitig heraus laufen läszt. öcon. lex. 1354; auch der weibliche hopfen, lupulus femina. Nemnich 3, 184.
8)
läufer, die ranken der erdbeeren, die an der erde hinlaufen.
9)
läufer, wurzelschosz.
10)
läufer in der musik (wie lauf 10, sp. 311):
magst du im theater die nase wetzen
und dich an trillern und läufern ergötzen.
Körner leier u. schwert 79.
in freierem, aber hier anknüpfendem sinne: die sprünge und läufer seiner ideen in musik gesetzt zu sehen. J. Paul Hesp. 3, 233.
11)
läufer im schachspiele, franz. fou, ein stein der zunächst an den könig und die königin gestellt wird, überzwerch der felder läuft und immer auf einer farbe bleibt; läufer im schachtspiele, cursor latruncularius Steinbach 1, 994; laufer Klinger 10, 162.
12)
läufer, ein nach der länge eines zimmers, einer flur oder einer treppe gelegter teppich, um darauf zu laufen: ein anderer spitzbube .. stahl einen treppenläufer. Frankfurter journ. vom 3. decbr. 1871.
13)
läufer, schnellkügelchen, ein kinderspielzeug, niederd. löper. Schütze 3, 247.
14)
läufer, bei den buchhändlern ein buch was 'geht', schnellen absatz findet: ein läufer (wie es die buchhändler nennen) können die antiquarischen briefe niemals werden; aber es giebt ein kleines ausgesuchtes publicum, das immer gern lieset, was sie schreiben. Nicolai bei Lessing 13, 161.
15)
läufer, für den schlittschuh: (ein gymnasiast) vergnügte sich während der weihnachtsferien mit schlittschuhlaufen. um einen locker gewordenen läufer zu befestigen, bückt sich derselbe (nachher: der locker gewordene schlittschuh). Darmstädter zeitung, febr. 1870.
16)
läufer, schweizerisch ein fenster, das in einer nuth auf und zu geschoben werden kann. Stalder 2, 160 mit dem dim. läuferli, läufterli: da öffnete Hans Joggi .. das läufterli und streckte die nase (viel mehr ging nicht durch) hinaus. J. Gotthelf schuldenb. 161. — In Appenzell läufer auch die kette der pferde zum aufhalten des wagens. Tobler 294ᵇ.
17)
läufer, in der sprache der gewerke.
a)
beim müller der obere mühlstein: der obere mühlstein oder läufer wird in der zarg auf dem unbeweglichen untern-mühlstein umgedrehet. Hohberg 3, 1, 67ᵃ; ein läufer, wenn selbiger zu dünne wird, kann noch einige jahre lang als bader (unterer mühlstein) gebraucht werden. Rüling beschreib. von Nordheim (1779) 85.
b)
läufer, dreher, ein starkes in die höhe stehendes stück holz, das an den thoren der meierhöfe auf der seite, wo die haspen sind, seinen platz bekommt, und welches unten in einem zapfen, oben in einer angel geht. Jacobsson 2, 566ᵇ (vergl. dreher 3, theil 2, 1366).
c)
laufer, im bergwerk, die schmalen zum gange kommenden und wieder absetzenden trümmer. ebenda.
d)
läufer, die hölzerne spindel im ranspiel, einem besonderen bohrer der schlosser. ebenda 2, 567ᵃ.
e)
läufer, beim maler ein kleiner unten flacher und glatter stein, in gestalt eines kegels, zum abreiben der farben auf dem reibsteine. ebenda; läufer zu einem reibesteine, coticula Steinbach 1, 994; figur eines reibesteins mit seinem leufer und scheuflin hierzu gehörig. Bartisch augendienst (1583) 270; der leufer, darmit man reibet, sol auch von gar hartem steine sein. ebenda.
f)
läufer, beim seiler ein kleines rad, woran derselbe die einzelnen faden eines strickes allein spinnet. Jacobsson ebenda.
g)
läufer, das eine blatt der groszen schere, das vom tuchbereiter auf dem tuche gegen den lieger bewegt wird, und das haar abschneidet. ebenda.
h)
läufer, beim böttcher der bewegliche und verschiebbare haken des bandhakens. ebenda 1, 132ᵇ.
i)
läufer, in der markscheidung: diejenigen steine, welche man zu anfang des ackers, waldes u. s. w. oder auch zu ende derselben, oder in einer ecke, oder an dem ort der markung setzet, werden hauptsteine, eck- und ortsteine: und die dazwischen stehenden läufer genennet. ebenda 3, 6ᵃ. bei Schm. 1, 1449 Fromm. ist es auch ein hölzerner markpfahl zwischen zwei etwas zu weit auseinander treffenden marksteinen.
k)
läufer, holländisch looper, ein tau, welches über eine oder mehrere rollen fährt, und sie zu dér maschine verbindet, welche man in der mechanik seil und kloben nennt. ebenda 6, 428ᵃ.
l)
in der seefahrt werden die beweglichen stücke auf dem Jacobsstabe läufer genannt. Adelung.
m)
die maurer nennen diejenigen mauersteine, welche nach der länge der mauer gehen, läufer, zum unterschiede von den bindern, welche sich nach der dicke erstrecken. ebenda.
n)
läufer, bei den tuchmachern eine abgelaufene spule, auf welcher nicht wolle genug gewunden gewesen. ebenda. Frisch 1, 585ᵇ.
o)
läufer, auf den schiffen eine gewöhnliche sanduhr, auch sandläufer. Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 326, Z. 1.

laufern, verb.

laufern, verb.
unpersönl., lust, hang zum laufen haben: es laufert ihn. J. Grimm gramm. 2, 993.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 329, Z. 22.

läufern, verb.

läufern, verb.
in anläufern, vergl. theil 1, 395, und unten läuferplatz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 329, Z. 24.

läufern, verb.

läufern, verb.
mit schnellkügelchen (läufer 13) spielen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 329, Z. 26.

läufern, verb.

läufern, verb.
wie läufeln, enthülsen: schoten, erbsen läufern, namentlich in Düringen gebräuchlich. vgl. auch läufen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 329, Z. 27.

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Zitationshilfe
„laufern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/laufern>.

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