Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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laue, läue, f.

laue, läue, f.
lauheit: tepor, law, lawe, läwe Dief. 578ᶜ; die läuwe, tepor Maaler 261ᵇ; so man schöne und wolriechende rauten haben wil, soll man die in ein feigenrind pflanzen, dann die schärfe der rauten wird durch die läue des feigenbaums gemiltert. Tabernaemont. 388; vom menschlichen temperamente: wannen meinest du das unser läwe und kelte kumm weder (als) ausz gebrust des gebets? Keisersberg irrig schaf H 2ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 301, Z. 27.

laue, f.

laue, f.
cyprinus alburnus, weiszfisch, auch lauge. Nemnich 2, 1354. vgl. auch laube.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 301, Z. 35.

lauer, m.

lauer, m.
schelm, schlauer, hinterlistiger mensch, eigentlich ein lauernder, im hinterhalt liegender; erst im späten mhd. als lûre erscheinend, in unächten Neidhartliedern:
ich bin ouch bî gelegen
glich sam ein brût bî einem bûrn,
ich hab in geleicht, den selben lûrn.
minnes. 3, 302ᵃ Hagen;
dô vrâgt ich einen vilzgebûr,
wâ ich gieng reht gen Zeiʒenmûr.
er wîst mich dar, der selbig lûr.
304ᵇ;
und später: schälk, schelmeshäls und luren
heiszt billich disz geschlecht,
so nennent sie uns buren,
domit sind wir nit gschmächt.
Uhland volksl. 372.
ein im 16. und 17. jahrh. beliebtes grobes schimpfwort, im 18. jahrh. absterbend: jr luren! Zwingli 1, 76; sagt mir aber, was hab ich verderbt oder getödt, sagt jhr lauren. Paracelsus opp. 1, 149 B; dir und unserer gemeiner statt bist ewigklichen ein laur. Fronsperger 3, 273ᵇ;
ein rechter laur magstu wol sin,
du lysts im kot recht wie ein schwin.
Gengenbach alter 349;
du lawer, gib dich gfangen behend (zu einem feind gesagt),
oder deins lebens mach ich end.
Schmelzl Saul 31ᵇ;
ich hoff wir wollen auch die laurn
an strick fassen, schlaipfen darvon.
David 13ᵃ;
ich sambt mit mein knechten
habn ersten vor nächten
die ganze nacht gesoffen,
bei unsern nachbawren,
da kommen vil lawren,
die landtsknecht hergeloffen.
Faldinger lied (1616) in Görres' hist.-pol. bl. 33, 950.
in verbindung mit schalk, schelm: ja billich, sagt der mönch, lauren, schälk, buben, huren ... die musz man vermauren. Garg. 272ᵃ; die fraw herwider mit scheltworten an bauren hin: du laur, du schelm. Wickram rollw. 20, 3 Kurz; dem biedermann entgegengesetzt:
schlaf und tod der macht vergleich,
zwischen arm, und zwischen reich,
zwischen fürst und zwischen bauer,
zwischen biedermann und lauer.
Logau 1, 117, 97.
es heiszt alter, junger lauer: in summa, der alte lauer schnitte mir so einen haufen daher, dasz ich mich glückseliger zu sein dauchte, als Fortunatus mit seinem seckel und wünschhütel! Simpl. 3, 93 Kurz;
du junger laur sag an du
was geht dich diese handlung an.
H. Sachs 3, 2, 154ᵈ;
böser, loser, arger, schlimmer, verfluchter lauer: das war ein falscher lawr wie auch etlich fursprechen thun. Pauli schimpf 36ᵃ; als ob einer von eim argen lauren und böszwicht sagte, es ist ein guter fechter; ergo darumb so ist er gut. Fischart dämonomania (1591) 288; uff dem herrgotsboden sind nit ärgere lauren als jr seit. Garg. 158ᵃ; verrätherische lauren, wie habet jr dürfen an den hochlöblichen könig auf erden hand anlegen? Amadis 568; o ihr verfluchte lauren, vermeinet ihr wol, dasz der himmel eure unchristliche grausamkeit und bubenstücke ungestraft hingehen lassen werde? Simpl. 1, 49 Kurz;
ach du ehrloser lawr und tropf.
Rümolt D 6ᵇ;
schem dich du wüster grober laur.
Mart. Montanus Titus u. Gisippus E 2;
steh wie ein mawr
und werd nit zu eim schlimmen lawr.
B. Ringwald laut. warh. 53;
der vater sagt: du listigr lawr.
froschmäus. Aa 8ᵇ (2, 2, cap. 7);
(er) ist von bösen lauren
hingeruckt ohn widerkehr.
Spee trutznacht. 248;
oft wird der bauer ein lauer genannt: dasz aber auch darbei bauren gleichwol lauren .. mitsein. Simpl. 1713 1, 54; und die bauren die lose lauren. Abele künstl. unordn. 3, 256;
der verlogen und laussig pawr
hat mich bezalet als ein lawr.
H. Sachs 3, 3, 28ᵈ;
bawer, lawer, troll dich flugs.
5, 353ᵃ;
unter den manthieren sind lauren,
die sich auch nennen grobe bawren,
wollen allzeit in freiheit leben,
keiner herrschaft jhr ehre geben.
froschmäus. Dd 3ᵇ (2, 2, cap. 14);
ein arzt führt offte mist, mist führet oft ein bauer;
wie dasz man jenen dann heiszt doctor, diesen lauer?
Logau 1, 131, 64;
der sperling, der ist unter vogeln, was unter menschen ist der bauer,
ist ungeschickt, ist schlecht gezieret, hat weizen lieb, ist gar ein lauer.
3, 90, 74;
der bauer
ist ein lauer.
Simrock sprichw. s. 42;
und von hier aus, da der bauer nicht nur als hinterhältig, sondern auch als grob und dumm gilt, mag eine milderung der bedeutung sich vollziehen, so dasz das wort wie tropf, klotz gebraucht wird:
da war nichts mehr, der arme bawer
stund da und sah gleich wie ein lawer.
als nun die hoffnung war verlorn,
straft er sich selbs mit groszem zorn.
E. Alberus s. 20;
dem (spricht der laur) ist bald gerathen.
Wieland 18, 373;
mit groben leuten höflich sein,
heiszt wasser gieszen auf einen stein;
der stein wird nicht durch wasser weich,
der laur nicht mild durch höflichkeit.
374;
armer lauer wie armer schelm: nahm sein spanisch rohr und kurenzte den armen lauer durch (seinen jungen, der die beine etwas krumm gemacht hatte). Chr. Weise erzn. 293;
als hett er ein gewaltig haus
darzu viel dörfer, rent und bawr,
und ist doch oft ein armer lawr.
B. Ringwald laut. warh. 95.
witterungsregel: es sagt der baur, ein kurzer hornung sei ein laur, aber sie sein selbs lauren, sagen nur von jhren zaunmauren. Fischart groszm. 101; den lauer stechen, den tropf herauslassen, herauskehren, sich als narr und müsziggänger bezeigen, es ist ähnlich wie den gecken stechen th. 4¹, 1920: wer reich ist .. meinet es könne nicht alle werden, bald fähet er an zu zechen, unnd den laur zu stechen, des morgens beim gebranten wein, darnach fürs thor spacirt .. J. Westphal faulteufel (1563) B 6ᵇ. bergmännisch: lauer stechen ist, 1. wenn vorliegende gewerke lauschen auf forttrieb des stoll-orts. 2. wenn gewerke mit abstattung der stollen-steuer säumig sein. Nehring hist.-pol.-jurist. lex. (1736) anh. s. 55ᵇ; den lauer stechen, abwarten, ob die zustände einer zeche sich bessern werden, und bis dahin mit der zubusze oder den stollengebühren im rückstande bleiben. Veith bergwb. 319, wo der ausdruck für verderbt aus: auf der lauer stehen, gehalten wird, was indes nicht recht glaublich erscheint.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 301, Z. 49.

lauer, m.

lauer, m.
tresterwein, nachwein, aus lat. lora übernommen, wie an dessen nebenform lorea sich umgelautetes läuer anlehnt: schon ahd. lûra, lûrra, glûra mustacea, acinum, vinacia, vinaria Graff 2, 214; mhd. lûre, liure, glûre; aciatum lure, luer, laur, lauer, leur, leurentrank, lohr, lyr, luern Dief. 9ᵇ; niederl. vinum secundarium lower oft luerwijn 621ᵃ; nhd. vinum secundarium, lora, lorea .. lewer. Alb. Nn 2ᵇ; lauer, laur, laur-wein, leir, glauren, lurke ... ist ein getränke vors gesinde und arbeiter, welches, wenn der most von den trestern (oder weintrebern) herab, durch aufgieszung frischen brunnenwassers, und nochmahliger stampf- und auspressung derselben gemacht wird. öcon. lex. (1731) 1377; last ab, lieben herrn, last ab, es ist euch zu stark das trünklin, ir möcht warlich lieber essig oder laur dafür trinken. Luther 4, 303ᵃ; so las sie meine ungnedige herrn bleiben, und zürnen, bis die grawen röcke vergehen, und mügen wol beide zapfen und roren jrer gunst und gnaden abhawen, und das fasz und born alleine behalten, gott gebe, es werde essig oder lawr draus, gilt mir gleich viel. 539ᵇ;
welt gibt ihren hochzeitgästen erstlich gerne guten wein,
und zu letzte sauren lauer, wenn sie nun bethöret sein.
Logau 1, 236, 89.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 303, Z. 10.

lauer, m.

lauer, m.
bergmännisch, ein nagel: ein lauer ist ein kleiner, flacher, eiserner nagel mit einem schlechten kopf; den steckt man in die truhenaxe vor die walzen, damit die walzen nicht von der truhe fallen mögen. Eltenhartsches bergbuch (16. jahrh.) bei Veith bergwb. 319.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 303, Z. 32.

lauer, m.

lauer, m.
in Tirol ein groszer trichter, besonders um wein aus den fässern zu lassen. Fromm. 6, 442; in einem tirolischen inventarium des 15. jahrh. werden unter kellergeräten aufgezählt item ain kufkar und zwen grosze laur. Germ. 16, 78. wol lehnwort aus lat. lura, lederschlauch.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 303, Z. 37.

lauer, f.

lauer, f.
handlung und ort des lauerns: lauer locus speculatorius Steinbach 1, 990; im spätern mhd. lûre: daʒ sie der lûre oder geweglâg übersagt würden. Mon. Zollerana 3, 387 (von 1358) bei Lexer handwb. 1, 1989; auch das listige heranschleichen an den feind bezeichnend:
behaldende sechstûsint man,
mit den er ûf zu schiffe vûr,
unde quam in tougir lûr
zu Junigêdin ûf den berc
bi nachte in daʒ hachilwerc
unde slûc dâ heidin vil.
Jeroschin 2633;
gewöhnlich in den verbindungen auf der lauer sitzen, stehen, liegen: er sitzt auf der laure der vorhöfe. Luther 2, 59ᵇ (worte des ps. 10, 8, weiter unter bl. 62ᵃ wiederholt als er sitzt auf dem lauren der vorhöfe, im psalmen selbst er sitzt und lauret in den höfen); auf der laure stehen, in insidiis esse. Frisch 1, 588ᵃ; er hehielt die entdeckung für sich, aber er lag seit dem tag auf der lauer, wie das wiesel vor einem mauseloch. Freytag soll u. haben 1, 117; wie schon mhd. in der folgenden stelle, hier aber in milderer bedeutung: an der lûr stên so viel wie maulaffen feil haben, auf etwas warten, das sich zur unterhaltung ereignen soll:
dô ich kam in ir gepfliht
gar listiclîch gen Zeiʒenmûr,
dâ stuont vil manic vilzgebûr
bî der sunnen an der lûr.
minnes. 3, 238ᵇ Hagen.
selten in andern als den angegebenen fügungen: einem die laure absehen, detegere insidias alicujus Frisch 1, 588ᵃ;
wir nahten jetzo der göttin.
jene legt uns gereiht und hüllete jedem ein fell um.
wahrlich, die lauer bekam uns fürchterlich! denn zum ersticken
quälte der gräszliche dunst der meergemästeten robben.
Odyssee 4, 441;
bei Fischart auf die ohrenbeichte gewendet: von der röm. lauren oder ohrenbeicht. bienk. 160ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1878), Bd. VI (1885), Sp. 303, Z. 42.

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Zitationshilfe
„lauer“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/lauer>.

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