Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

fürschrift, f.

fürschrift, f.
1)
aufschrift, überschrift.
2)
urschrift, original. archetypus, fürschrifft. Alberus dict. C iijᵃ; exemplar exemplarium, abschrifft, fürschrifft. ebenda.
3)
geschriebenes zur befolgung, dann überhaupt bestimmung zur befolgung, zur befolgung festgesetztes. heute vorschrift. s. d. und fürschreibung.
4)
ein schreiben zur verwendung für jemand, ein empfehlungsschreiben. literae commendatitiae, ein fürschrifft, fürbitt. Alberus dict. Y ijᵃ. schickt sin gnaden selbs zuo kaiserlicher majestat ... uns umb virschrifft und virdernusz, darzuo uns sin gnaden och zuo stallt die alle zum besten an den küng von Frankenrych u. s. w. Ehingen s. 16; ich bemühe nicht gern e. chu. g. (eure churfürstliche gnaden) mit fürbitte und fürschrifft für ander leute. Luther 2, 379ᵃ (auch in den briefen 2, 173) in einer fürschrifft an h. Friedrich zu Sachsen für ein armen man; ein vleissige fürschrifft (es ist von der schriftlichen bitte für den gefangenen Leonhart Keiser die rede) an den fürsten und hertzog Johansen zu Sachsen. 3, 416ᵃ, daneben 421ᵇ vorschrifft; e. k. f. gn. (eure churfürstliche gnaden) wollte ... eine fürschrift für den gefangen uns zufügen. br. 3, 108; es hat mich er Simon Funke gebeten umb diese fürschrift an e. k. f. g. 188; darumb bat er (Carlstadt) d. Martinum umb ein fürschrifft an den churfürsten. Alberus wider die verkehrte lehre der Carlstader Gg 2ᵇ;
die schön (schönheit) beweg die hertzen tieff,
sey ein angenemb fürschrifft und brieff
und den augen gar angenemb.
H. Sachs IV. 2, 106ᶜ,
derhalb gunst beym capitel fund,
ein fürschrifft darvon überkomb,
rüst sich, reit eylend nein auff Rom.
3, 97ᵃ.
und dieses sein buͦch ... wird jme zu Rom für eine gute fürschrift zu einer bischofel infel ... wolbekommen. Fischart bienenkorb 232ᵃ;
und ich hab beym keiser erworbn
das er mir wird ein fürschrifft gebn.
Ayrer 94ᵇ.
Sprichwörtlich: wer von fraw pecunia fürschrifft hat, der wirdt imm gericht baldt gefördert. Henisch 1304, 38.
5)
vorgeschriebenes zur nachbildung. nach der fürschrifft schreiben, nachfolgen, scribere ad exemplar. Henisch 1304, 34. heute nur noch mundartlich, z. b. wetterauisch; schriftdeutsch ist vorschrift.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1871), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 802, Z. 58.

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Zitationshilfe
„furschrift“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCrschrift>.

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