Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kaste, f.

kaste, f.
geschlossener stand, innerhalb dessen gewisse rechte ausschlieszlich sich vererben, ward vom orient in neuerer zeit auf europäische verhältnisse übertragen:
nie fernte noch die kaste der poeten
von redlichkeit und hochsinn sich so weit.
Bürger Bellin str. 22;
beide günstlinge der natur (schönheit und genie) werden bei allen ihren unarten ... als ein gewisser geburtsadel, als eine höhere kaste betrachtet. Schiller 1115ᵇ;
du rühmst die zeit in welcher deine kaste
genosz ein ruhig glück.
s. kastengeist, kastenwesen; dazu priesterkaste (Göthe 17, 292) u. a. zu uns kam es aus dem frz. caste, dahin aus dem span. port. casta race (von lat. castus rein nach Diez 476), die benennung der indischen kasten mag von den Portugiesen herrühren.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 262, Z. 1.

käste

käste,
s. kästen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 262, Z. 16.

kästen, käste, f.

kästen, käste, f.,
auch kesten, keste, kest, kastanie, der alte name der frucht und des baumes in Süddeutschland, worin das fremde wort in möglichst heimische form gekleidet erscheint, mit zurückziehung des tons und umlaut durch das i der endung, das anfangs noch angezeigt ist durch doppeltes n; aus dem pl. kästen (für kästenen) muszte endlich auch ein sg. käste kommen. ahd. chestinna, auch cistinnûn pl. Haupt 5, 325, wie noch bei H. Sachs 2, 4, 40ᶜ einmal kystenbaum; mhd. kestene, kesten wb. 1, 802ᵃ, doch chestinne noch Mones anz. 7, 597, kestenne voc. opt. Wack. 41, 74. auch ags. cisten, engl. chestnut, 'kästnusz' (worin chest unserm käste gleichsteht), altengl. chesten und chestayne, chesteyne, diesz nach frz. châtaigne, früher chastaigne. Nhd.: kesten, castanea, significat fructum et arborem simul. voc. inc. teut. n 2ᵃ; keste oder kestenpawm. voc. theut. 1482 q 3ᵇ; wellichen bedunkt, das er sein lieb wol gewent hab und im je lenger je bas liebet, der sol tragen kestenpletter, wann die kesten uszwendig rauh ist und je rauher man sie vindet, je pesser si ist. Hätzl. 171ᵇ; in Neidharts gefräsz:
guͦt kütten und cösten
solt du schaffen.
das. 72ᵃ;
wir wöllen zechen bei der glut,
darzu sind kitten und kästen gut.
Fischart Garg. 97ᵃ (170).
biren, kütten, kesten, nespeln gleich.
H. Folz bei Göz, H. Sachs 4, 156;
die körner aber grosz wie die kösten. Frank weltb. 201ᵇ; die natur .. bedeckt die keste mit einer dornichten rinde. Cyrill. 17: kestenen, kestezen (pl.), castanea nux, kesten, kestenbaum. Maaler 242ᵈ; die hyperboreische Lappenländer, Grawbündner, die griffen und kästen in den savoischen und delphinatischen bergen, welche stätwerenden schnee haben, werden dieser glenzzeit wenig genieszen. Fischart groszm. 28 (565 Sch.), bei Rabelais marrons, wie es scheint als spottname der Savoyarden oder Dauphineer, die stuhl- und sänftenträger auf dem groszen Bernhard heiszen noch so; in Frankreich werden vollauf ruben sein im Limosin, vollauf kästen in Perigord. das. 130 (649); maronikästen von Leon. 137 (656); gersten auf der Alb, kästen umb Heidelberg. 138 (657); wann er von dem äcker der kesten feiszter würde. Garg. 208ᵃ (387), äcker gleich ecker, ackeran;
ich weisz ain (mädchen), ist glat wie ein kest.
flöhhatz 801 Scheible;
wie man auch die kesten, wann sie noch in irer haut steckt und man sie im fewr braten will, zuvor ein wenig aufschneidet, dann sie sonsten mit gewalt ausz dem fewr springt und einen starken knall thut. Albertinus schaw- u. tummelpl. 694; herren stellen oft ein diener an, wie der aff die katz, dasz sie mit den pfoden die gebratene keste auszm feuer musz scharren. Lehmann 139, s. unter kastanie;
dort wachsen die feigen, hier blühen die kästen.
W. Scherfer ged. 1652 1, 143;
der wälder raub, die hinden,
gehn ungeschäuht zur kest.
eichen, kesten, obst und andere früchte. Butschky kanzl. 759. noch Schottel 1343, Stieler 934 führen käste mit auf, ja Steinbach 1, 834. 849 käste, kästen, kest, kesten; es hat im schriftdeutsch neben kastanie sich nicht halten können, das zumal die unterstützung der obersächs. mundart hatte. aber noch jetzt östr. köstn sing. Castelli 183: ein blaun kelch (blaukohl) mit köstn. Eipeldauer br. 1, 11; bair. kesten, schwäb. kästeze, köstel Schmid 306, schweiz. kestene, auch kesteza (s. oben Maaler) Stalder 2, 96; auch in der Pfalz, Wetterau, Oberhessen, am Oberrhein:
ihr kirschen und ihr kästen sollt
noch manches jahr gedeihn,
auch du gutedel, flieszend gold,
auch du markgrafenwein.
Schenkendorf 135 (der Schwarzwald 1814);
das geld kann man von den bäumen schütteln wie die kästen. L. Bechstein märchen 190. Daher noch jetzt keste (s. d.) an den pferden, eine hornige warze.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 268, Z. 51.

kest, keste, kesten

kest, keste, kesten
nebst zusammensetzungen, s. kästen u. s. w. bei den pferden heiszt keste eine hornige warze am innern schenkel über dem knie, nach folg. stelle auch eigentlich 'kastanie': in den füszlen da wächst ein beutzel oder blatter wie ein kesten. Seuter 434.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1865), Bd. V (1873), Sp. 627, Z. 55.

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Zitationshilfe
„kaste“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/k%C3%A4ste>.

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