Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kaupeln

kaupeln,
wieder ein md. wort,
1)
kleine tauschgeschäfte machen, und zwar besonders heimlich, in unerlaubter weise, mit veruntreuten sachen u. dgl., wie mauscheln, bair. mänkeln, täuscheln und mäuscheln, tirol. 'käufeln' und täuscheln, schweiz. grützen, nd. kungeln, götting. keimeln, in Aachen quankeln. kaupeln heiszt es z. b. in Sachsen, in Nordböhmen Fromm. 2, 31, in Schlesien Weinh. 42ᵇ, in der Niederlausitz, in Posen Bernd 119, überall nur in der kindersprache; deutsch-ungr. kuppeln Schröer 75ᵃ, auch in Thüringen. Spangenbergs 'kaupeler' (er war aus Mansfeld) ist wol eigentlich mäkler, wie kauderer, und wirklich findet sich in einem voc. d. 15. jh. underkauper, subemptor Dief. 559ᶜ, gleich dem oberd. underkäufel; so gab es wol auch kaupen. Es ist ein bis in neueste zeit von den wbb. übersehenes volkswort, gewiss von hohem alter, und von geschichtlichem werte. denn in seinem hauptbegriff des tausches hat es den grundbegriff von kaufen bewahrt (sp. 325); das p statt f darf nicht irren, es ist wie in dem gleichfalls mitteld. kampeln im verhältnis zu kämpfen, und das p stimmt zu dem t in dem ebenfalls mitteld. kauten tauschen, dazu bei Stieler 941 kautelen 'submutare', d. i. (heimlich) hin und wieder tauschen, also ganz wie kaupeln: ein schönes beispiel für den auslautwandel in der wurzel (sp. 6). und auch die dritte form mit kehlauslaut fehlt nicht: deutschungr. käukeln, koukeln, makeln. Schröer 68ᵇ; vgl. holst. kucheln, vertuschen, kuchelersch f. ein weib das sich gern in heimliche händel mischt Schütze 2, 362, und damit kuppeln vorhin, und rhein. kutscheln, kotzeln, heimlich ohne recht vertauschen, verkaufen Kehrein 241, d. i. alle drei wurzelformen auch mit kurzem, einfachem vocal. man vergleiche nun koukeln : kauteln (kauten) : kaupeln (kaufen tauschen), und kaufen soll aus lat. caupo gemacht sein! freilich hat kaufen urspr. ou, kauten aber û, und auch kaupeln musz kûpeln gewesen sein, da es die Leipziger volksmundart nie mit ô, nur mit au spricht; aber ou und û wechseln in demselben worte (sp. 367), wie viel mehr in schwesterformen.
2)
wenn kaupeln an manchen orten blosz das tauschen bezeichnet, tritt anderwärts das blosze betrügen vor (vgl. tauschen : täuschen); der Schlesier D. Stoppe spricht von seiner unfähigkeit zu dichten:
zwar könnt ich meinen pflug mit fremden kälbern treiben
und ein geborgtes wort auf diese fluren (blätter) schreiben.
allein, käm endlich denn die kaupelei heraus,
so putzte mir die scham das licht des lebens aus.
erste samml. von t. ged. 1728 s. 3.
3)
ganz anders in einer Leipziger komödie des 17. jh.; da heiszt es von Pickelhering, der seiner herren kleider, 'mäntel und hüte mit blumaschen' nachtragen soll, er kaupelt die penalkleider an einander, schleppet sie hinter her und gehet seinen herren nach (agiert wol dabei). Schoch studentenleben E 4ᵇ. da es auf komische wirkung durch plumpes thun des P. abgesehen ist, passt wol die bed. eines deutschungr. kaupern, zukáupern, zerknittern Schröer 68ᵇ; darin spricht sich noch ein andrer stamm kaup aus.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 361, Z. 19.

käupeln, kaupeln

käupeln, kaupeln,
kippeln, kippen; käupeln in Thüringen, z. b. mit dem stuhle k., 'auf der kippe' schwankend sich bewegen, schaukeln, der stuhl käupelt um oder über, u. ä., nach dem 'umkeipeln' abortieren Grimm myth. 1111 wol auch in Hessen; Stieler 959 keupelen, nutare, vibrari, auch einen purzelbaum schlagen (s. käupeler). letzteres heiszt in Sachsen kaupeln, das kippeln mit dem stuhle, umkippen u. ä. aber kêpeln, genauer kœpeln schles. Weinh. 46ᵃ (œ wol für mhd. oü), wie gaukeln mit umlaut gäukeln, sächs. kêkeln, kœkeln (vgl. kaukeln, kockeln). kaupeln ist auch thür. (z. b. nordthür. kaupelsturz m. purzelbaum, Leipzig kœkelporz), wetterauisch umfallen, stolpern, taumeln Diefenbach goth. wb. 2, 512. dasselbe ist wol, mit b für p, ostpreusz. keibeln (keiweln) vor sich hinstolpern, dasz man zu fallen droht, umkeibeln umfallen Hennig 119. und auch oberd., schwäb. kaiplen, koiplen (angeblich g'haiplen) stolpern, taumeln, umfallen, koipelich unsicher gehend, einen 'gheipler' thun einmal stolpern Schmid 268 f., sodasz mhd. köupelen, koupelen zu erwarten ist. dazu auch mülenkeupel m. crepitaculum molendinarium Stieler 959, der schwankend hin und her geht (vgl. kippel glockenschwengel). Stieler gibt aber auch keupen und kaupen (vgl. deutschungr. këipen umkippen Schröer 69ᵃ), sie klingen an an kaupe spitze, wie die gleichbed. kappen, kappeln sp. 197 an kappe spitze (s. dazu auch kepfen), kippen, köppen zu kippe, koppe; vgl. kaupen. doch hat kaupeln urspr. ou, kaupe aber û; näher stehn daher nebenformen von gaukeln : gaupeln, gaupen u. ä., s. dazu gabeln gaukeln, auch kockeln. Wie alt aber der stamm in dieser form ist, wieder nur im volke erhalten, zeigt sein auftreten auf der englischen insel: nordengl. coup, bes. schott. in reichlichem gebrauch coup, cowpowre to overturn, bildlich bankerott machen, coup the creels to tumple heels over head, bildl. sterben ('umkippen'), und unehelich gebären. Jamieson suppl. 1, 257ᵃ; das ou ist da gleich mhd. ou wie unter kaufen sp. 323 unten, vgl. u. käufer. und auch in Schweden landsch. kaͦppla umpurzeln, einen purzelbaum schlagen. Rietz 379ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1865), Bd. V (1873), Sp. 361, Z. 68.

keupel, keupeln, keupeler

keupel, keupeln, keupeler,
s. käupeln u. s. w.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1865), Bd. V (1873), Sp. 651, Z. 6.

keupel, keupeln, keupeler

keupel, keupeln, keupeler,
s. käupeln u. s. w.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1865), Bd. V (1873), Sp. 651, Z. 6.

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Zitationshilfe
„kaupeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/k%C3%A4upeln>.

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