Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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bucht, f.

bucht, f.
sinus, biegung, einbiegung, krümmung, ein aus biegen stammendes wort, dem man auffallender weise weder ahd. noch mhd. begegnet, ja das 16 und 17 jh. kennen es noch nicht, bei Stieler, Steinbach und Frisch mangelt es, zuerst steht es bei Adelung. freilich hatte die ahd. sprache von derselben wurzel das gleichbedeutige piugo (Graff 3, 37), die mhd. biuge (Ben. 1, 177ᵃ), wofür auch nhd. beuge (1, 1742) vorkommt, und im verfolg wird zu zeigen versucht werden, dasz unser busen, ahd. puosum, mhd. buosen gleichfalls zu biegen fällt, wie brosam zu brechen. bucht aber leitet sich von biegen, wie flucht von fliegen (s. ausflucht), flucht, zucht von fliehen, ziehen, sucht von siechen; ihm entspricht nnl. bogt (für bocht, wie vlugt für vlucht), schw. dän. bugt, isl. bugđa, welche sämtlich neu und entlehnt scheinen, da ein altn. bôtt, wie flôtti für flucht, sôtt für sucht zu erwarten wäre. Zieht also die wurzel biugan, biegen alle diese subst. biugo, buosum und bucht an sich, so gewinnt es grosze wahrscheinlichkeit, dasz ihr auch das franz. baie, it. baja überwiesen werden müsse, woher unser bai (1, 1080), mhd. beie (Nib. 268, 1), nnl. baai und engl. bay zurückflieszt. die romanische zunge verwischte den kehllaut oder löste ihn auf in i, ganz wie das goth. bugjan zu engl. buy wurde. Nach dieser abkunft und gemeinschaft ergeben sich auch drei bedeutungen unseres bucht,
1)
die einer krümmung, eines winkels im haus oder zimmer, ähnlich dem mhd. beie oder altn. gôlf, schw. golf, dän. gulv, pavimentum, tabulatum: unser herr hofmeister schlief auch in einem besondern cabinet, sein bedienter ebenfalls in einer kleinen bucht daneben. Felsenb. 3, 99; es war in einem winkel eine bucht gemacht, worinnen etwas stroh und eine härene decke lag, ... 'hinfüro wird dieses euer logis sein'. irrgarten 193; er lag fast die meiste zeit in seiner strohbucht. 194; der alte mann und die zwei knaben waren doch noch so vermögend gewesen, in ihre bucht zu kriechen und sich auf die betten zu werfen. 351; hinter dem bette machet er noch eine bucht, worinnen eine person sehr genau liegen kann. 474.
2)
bucht ist eine biegung im kleid oder gewand, sinus vestis: ein frauenzimmer im taffeten kleide wird im gehen mit dem knie, welches vorschreitet, eine bucht ins zeug drücken, von der noch spuren übrig sind, wenn der andere fusz schon nachkommt. Sturz 1, 52.
3)
zumal ist bucht eine krümmung des meers oder sees, was meerbusen und golf, franz. baie, it. baja, eine biegung des meers in das land: zwei tief in das land gehende meeresbuchten bilden die halbinsel Arabien. Joh. Müller allg. gesch. (1817) 2, 47; die küste Jemens läuft an der arabischen bucht nach der meerenge Mandab. 2, 51; ich will sie in die buchten führen, wo sie so gern die steinchen zusammen las. Göthe 20, 259; dasz wir jene schneebrücke zusammengestürzt fanden, und nun, da wir einen umweg durch die eröfnete bucht machen musten, die trümmer einer natürlichen baukunst anzustaunen und zu bewundern hatten. 48, 133;
morgenwind umflügelt
die beschattete bucht,
und im see bespiegelt
sich die reifende frucht.
1, 86.
man kann sich auch eine schlucht, biegung oder senkung des lands oder gebirges darunter vorstellen: die zugheringherde von menschen legte sich in der bucht des rosenthals an. J. P. flegelj. 1, 148. vgl. busen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 483, Z. 21.

pucht, f.

pucht, f.
verschlag (s. bucht 2) Weisze kom. opern 2, 42; in salzwerken ein trockner boden für das salz, wozu die puchttreppe führt. Jacobsson 3, 312.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1889), Bd. VII (1889), Sp. 2202, Z. 54.

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bräuchlichkeit busereinen
Zitationshilfe
„bucht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bucht>.

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