Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

bug, m.

bug, m.
armus, ahd. puoc (Graff 3, 41), mhd. buoc (Ben. 1, 179ᵇ), nnl. boeg, ags. bôg, engl. bough (wie enough = genug), altn. bôgr pl. bœgir, schw. bog, dän. bov, die uns entgehende goth. form würde bôgs lauten. ein seiner anomalen bildung nach lehrreiches wort. denn da es gelenk, biegung des arms und knies ausdrückt, kann es nur zu biegen genommen werden, wie aber vermag biugan baug bugum den laut ô = ahd. uo zu entfalten? es musz auf dem bisher unbeachteten wege geschehn, der uns ein funan fan fônum, ein trudan trad trôdûm erkennen liesz (gesch. d. d. spr. 847. 848), bugum schlug um in bôgum, wie wir auch auszerhalb dem ablaut goth. ê für i, goth. ô für u gesetzt finden, oder umgekehrt (gramm. 1, 60, ᶜ.ᵈ). dasz aber hier kein spiel der aussprache, sondern feste anomalie walte, beweisen theils andere analoge fälle, theils das durchgreifen dieser merkwürdigen erscheinung in den übrigen dialecten. zwei andere für die grammatik ebenso wichtige beispiele sollen hier nicht verschwiegen bleiben. aus tiuhan tauh tauhum, ahd. ziohan zôh zugum sprieszt wiederum ahd. zuogo palmes, spica, alts. tuogo, die den schlusz auf goth. tôha rechtfertigen; aus fliutan flaut flutum, ahd. flioʒan flôʒ fluʒʒum sprieszt, mit einer früheren lingualstufe, goth. flôdus, ahd. fluot, ags. flôd. die wandlungen von taujan und tôji, staujan und stôjis schlieszen sich an. durch das ahd. uo in zuogo, fluot steht es in puoc erklärt und nachher wird uns auch gelingen, das in puosam, busen damit zu verständigen. Bedeutungen des nhd. bug.
1)
gelenk, wodurch arm und schulter, schenkel und hüfte, knie und fusz verbunden und biegsam werden, dann auch schulterblatt und schenkel selbst, vgl. kniebug, ja biegung der zehen: unter dem fusze und zwar unter dem bug der zehen. Winkelmann 5, 44. an thieren unterscheidet man vorderbug armus und hinterbug suffrago, bug für sich allein bezeichnet den vorderen, keule, schenkel den hinteren; suffrago, ein kneubuͦg der thieren an den hinderen füszen, das hindersich gewendt kneu. Dasyp. 235ᵈ; der bug am hindern schenkel eines thiers. Serranus i 4ᵇ; die fleischer unterscheiden den groben und feinen bug; ein geräucherter bug, schinke. dem pferde schwindet der bug, wenn die obere röhre des vorderfuszes abnimmt:
hufschwin oder der buͦg.
anlaster des pferdes 29;
mhd. daʒ ich daʒ ors mit sporn sluoc
ze den lanken noch in den buoc.
Greg. 1430;
die büege wîte underschuof
diu mang unde daʒ gespranc.
krone 19853;
nhd. wo aber ein bein, ein fuͦsz, ein achsel, ein huft, ein buͦg herusz were. Gersdorf 44; und sol den gekochten bug nemen von dem widder. 4 Mos. 6, 19;
ein buͦg und viertel von einr kuͦ.
Brant 16, 62;
die büeg und ander stück.
Spreng Il. 16ᵃ;
der bug vom blitz geschlissen.
Wieland 21, 338;
dann schwenkt er hin und her sein ros,
dasz ihm der bug vom schweisze flosz.
(al. dasz ihm der schweisz vom buge flosz).
man sagte 'aus den bügen', 'in vollen bügen': liesz den gaul laufen, was er aus den bügen vermocht. Kirchhof wendunm. 105ᵇ (112);
Zerbino rannt durchs holz aus vollen bügen
demselben nach, der ihm hat wollen schmach zufügen.
Werders Ariost 20, 114;
es rannte dieser dieb nicht ganz aus vollen bügen,
sonst hätt er können ihm weg aus den augen fliegen.
22, 12;
eine hindin kam in vollen bügen gerennt. Lohenst. Arm. 1, 766; mit angelegter lanze in vollen bügen ankommen. 1, 815; dasz sie weder den ansprung versäumten, noch auch die pferde in vollen bügen hemmeten. 1, 1370. der sinn ist freilich in vollem lauf, in vollen sprüngen, mit ganzer kraft von mann und pferd; aber meint es die stärke der schenkel des thiers selbst oder seines reiters? in der stelle von der hindin kann gar an keinen reiter gedacht werden, anderemal scheint es auf diesen zu gehn und das mhd. schenkel vliegen lân. Er. 761. 9079. Greg. 1427. Parz. 174, 2. Wigal. 8465 vergleichbar. s. auch bügel.
2)
wenn an schiffen das vordertheil der bug heiszt, so könnte man anschlagen, dasz sich das alterthum die schiffe als rosse dachte. aber in folgendem neuen lied ist kein gedanke daran:
und auf dem bug des dampfes (del vapore) saszen
wir beide wie in neuem traum.
nnl. van voor den boeg, vornen im bug; dwars voor den boeg komen, quer kommen. vgl. bugsieren.
3)
bug ist auch an andern sinnlichen wie übersinnlichen gegenständen krümmung und fuge: balken und büge. Frankf. ref. VIII. 4, 2. 7, 1. was von gebälk oder bügen in der mawer liegt. VIII. 8, 13. 16;
ein dreieck nach gestalt aus 3. 4. 5 gemacht,
damit sich winkelrecht der bueg zuwegen bracht.
Rompler gebüsch 50;
ein bug, ein winkel, eine falt, ein mahl,
ein nichts auf eines wilden Europäers
gesicht.
Lessing 2, 202;
sorgfältig hüteten wir uns, nicht durch einen bug der hügel uns nach der gegend umzusehen. Göthe 16, 234;
aus mancher hand, die ihm gedient, hat er das bettelbrot gebrochen,
und ist, ein todeskranker mann, an dieses hügels bug gekrochen.
Ann. von Droste ged. 394;
die strasze macht hier einen bug; das verwünschte kunstrichteln gibt doch dem geiste einen närrischen bug. Boie bei Merck 1, 64.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 494, Z. 12.

büge, f.

büge, f.
flexura, vgl. biege 1, 1814. ein alter mann bezeichnet den jagdliebhabern der gegend als versammlungsplatz 'die büg'. die grenze wird begangen, 'von der büg' an der Aschach fortschreitend ... sich wieder 'zur büg' wendend. Wiener notizenblatt 2, 76;
und mich (die haut) zerschnitt recht wie ein fisch
zu capen, püg und mittelstück.
H. Sachs I, 501ᶜ,
hier scheint büge eine bekleidung der schulter. büge heiszt den zimmerleuten der verbindungsbalke.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 495, Z. 34.

verbugen, verb.

verbugen, verb.
buglahm werden, zu bug theil 2, 494: es geschieht gar liderlich und bald, dasz ein pferd verbuegt, das ist so vil gesagt, dasz es den bug oder schulterblat verruckt und erschöllt. Seuter rossarzn. (1599) 334; wann ein ross verbuegt hette. 336.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. XII,I (1956), Sp. 180, Z. 5.

verbügen, verb.

verbügen, verb.
buglahm machen, mhd. verbüegen.
1)
transitiv, mhd. daʒ ors verbüegen, einem einen vuoʒ verbüegen:
der den tiuvel nihtes kan,
niwan zwei wort oder driu,
vil übel vueget er diu,
der wære des wol wert,
daʒ man im gülte ein pfert
und im einen vuoʒ verbüegt,
daʒ er keim hübschen man genuegt.
ges. abent. 3, 88, 28 Hagen;
auch in übertragener bedeutung:
so möcht man den unstæten
mit brüchen ouch ir fröude nicht verbüegen.
Laber jagd 6 Schmeller;
nhd. sy haben .. vilmals die sättel geraumpt, spiesz prochen, die rosz verbüget, und auch kün. maj. gschwind gefallen, als er seinen gegenteil ausz dem sattel huͦbe. S. Frank chron. 230ᵃ; vgl. Schm. 1, 218 Fromm. kunstausdruck in der metzgerei: ein schwein verbügen, nahe über dem buge abstechen, wodurch das fleisch verletzt wird, eine fehlerhafte art des abstechens. Adelung versuch 4, 1389.
2)
reflexiv, sich verbügen, sich den bug verrenken: ein pferd verbügt sich, wenn es hart gegen ein anderes oder gegen eine wand läuft. Adelung a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1886), Bd. XII,I (1956), Sp. 180, Z. 10.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
bräuchlichkeit busereinen
Zitationshilfe
„bug“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bug>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)