Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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bund, m.

bund, m.
von der wurzel binden (oben sp. 32), wie lat. fascis (für fadcis), fides, foedus, filum (für fidlum), funis (für fudnis) von der wurzel fad, fid, fud, über welche schon 1, 1051 einiges beigebracht ist. wenn binde das bindende, bund das gebundene bezeichnet, so steht band zwischen ihnen mitten ein, und kann bald ein bindendes, bald ein gebundenes ausdrücken. goth. erscheint kein bunds, nur ein f. gabundi; ahd. kein punt, nur ein n. gipuntili; altn. kein bundr, die schw. dän. n. bundt sind von uns entnommen. mhd. gilt bunt (Ben. 1, 135), nnl. bond n. engl. bound. Bedeutungen des nhd. bund.
1)
um das haupt gebundnes tuch, tiara, diadema, böhm. punt, ein türkischer, persischer bund. auch ein fallhut der kinder heiszt bund, vgl. aufbund; ein kuchen in gewundner form, franz. raton, weil er einem türkischen bunde gleicht.
wenn ein gestickter bund mit goldgetriebnen falten
mein balsamiertes haupt bedeckt.
Gryphius 1, 485;
warum die Zaelia im türkschen bunde stutzet.
der odem entgieng ihr und weit hinweg von dem haupte
stob der glänzende schmuck des haars, der bund und die haube.
Bürger 240ᵇ, nach Il. 22, 469:
τῆλε δ' ἀπὸ κρατὸς βάλε δέσματα σιγαλόεντα,
ἄμπυκα κεκρύφαλόν τε ἰδὲ πλεκτὴν ἀναδέσμην,
weithin flog vom haupte der köstlich prangende haarschmuck,
vorn das band und die haub und die schön geflochtene binde.
in welchen stellen wir band, bund und binde hintereinander verwandt sehen.
2)
eingeschlagner schmaler streif, der das hemd oben faszt und woran es gebunden ist, halsbund: ein hemde um den halsbund und schlitz mit den kostbarsten spitzen besetzt. irrg. 411. bund an der hose.
3)
gebundner knote, knauf: wenn gott den bund oder knopf nicht knüpft, so hält er nicht. Lehmann 128; wenn gott ein land oder statt stürmen will, so hilft kein bund noch knopf. 126; diese zwo seulen haben unten ihren runden bund und auch ihre base (plinte). Winlelmann 1, 334.
4)
verbindung der eisenstäbe eines gitters untereinander.
5)
den buchbindern heiszt die schnur, worauf ein buch geheftet wird, der bund oder das gebünde. oft auch bund = band.
6)
die glaser schwingen einen bund, wenn sie die aufgeschlitzten ecken des fensterbleis mit zinn zugieszen.
7)
bund, ausbund, überbund ist die herausgebundne schaufalte des tuchs; aus den bünden wol, ausgezeichnet. vgl. 1, 823. 841. bund, wirbel am saiteninstrument.
8)
bund heiszt den feuerwerkern die beschnürung der brandkugeln und mit besondern namen rippenbund, rosenbund, schneckenbund u. s. w.
9)
weidmännisch, der falke macht einen bund, entweder wenn zwei falken gemeinschaftlich auf raub stoszen (sp. ligar, franz. lier), oder wenn er den raub mit klauen anfällt (sp. usurpar, franz. empiéter). wann ein vogel aufstehet und einen bund machet, musz man warten bis der bund gemacht ist und der vogel geraden strich, à la filée, seinen flug fortsetzet, und alsdann erst nachschieszen. Hohberg 2, 716ᵃ.
10)
im bretspiel sind zwei nebeneinander stehende steine ein bund, der spieler strebt den bund zu halten, sie nicht zu trennen. wer auf dem spil einen guten bund im bret hat, darüber ein andrer sein stein spilen musz, der hats spil halb gewunnen. schöne weise klugr. 200ᵃ; ir thut mir kein bund oder zug, es wil Christus mein herr haben. Luther 3, 418ᵇ. vgl. brach die bunde, oben sp. 491.
11)
bund bedeutete den alten dichtern, so wie haft, eine weise, ein gebundnes lied: reimeten umb die wett, dichteten lieder auf allerlei melodei, erfunden newe bünd, newe dänz, newe sprüng. Garg. 193ᵃ. so mhd. Heinzelin von Constanz:
lant iu den bunt
des rehten mæres künden.
die beiden Johansen 18;
du haltest ein verlorneʒ spil,
dîn bünde sint zertrennet.
21;
nû hebet sich êrst des mæres bunt.
41.
12)
am allerhäufigsten ist bund foedus, der geknüpfte, geschlossene vertrag, διαθήκη, welches Ulfilas triggva verdeutscht. man sagt einen bund machen, schlieszen, eingehen, stiften, aufrichten, errichten, beschwören, erneuern, halten, bewahren, brechen, auflösen, zertrennen, übertreten, fahren lassen; in bund treten, sich in bund geben, im bunde stehn. aber mit dir wil ich einen bund aufrichten. 1 Mos. 6, 18; und richte meinen bund also mit euch auf. 9, 11; an dem tage machte der herr einen bund mit Abram. 15, 18; und ich wil meinen bund zwischen dir und mir machen. 17, 2; so halt nu meinen bund. 17, 9; werdet ir nu meiner stimme gehorchen und meinen bund halten. 2 Mos. 19, 15; und wird mich verlassen und den bund faren lassen, den ich mit im gemacht habe. 5 Mos. 31, 16; die halten deine rede und bewaren deinen bund. 33, 9; und lassen faren den ewigen bund. Es. 24, 5; also hat das haus Israel und das haus Juda meinen bund gebrochen, den ich mit iren vetern gemacht habe. Jer. 11, 10; gute wort geben den gottlosen, so den bund übertretten. Dan. 11, 32; so sind nun etliche am Rhein buchdrucker, die sich mit meinen druckern in bund zu geben antragen. Luthers br. 3, 48; mit deren etlichen die kinder von Israel zuͦweilen bund und widerbund machten. Frank weltb. 163ᵃ; er ist im bund, steht im bund mit dem teufel; hie ist der allerheiligst, der wie der prophet sagt, sein nest unter die sternen hinauf macht und ein bund mit der höllen hat getroffen. bienenk. 48ᵃ; wir stehen in altem bund mit einander; von dem ursprung des ewigen bundes der acht alten orten schweizerischer eidgenossenschaft. Joh. Müller 2, 211;
hierüber bei dem eid der bund
gericht soll werden auf zur stund.
Spreng Il. 50ᵃ;
laszt uns den eid des neuen bundes schwören,
wir wollen sein ein einzig volk von brüdern,
in keiner noth uns trennen und gefahr.
Schiller 531ᵇ;
wenn Uri ruft, wenn Unterwalden hilft,
der Schwytzer wird die alten bünde ehren.
523ᵇ;
hochwachten stellet aus auf euren bergen,
dasz sich der bund zum bunde rasch versammle.
543ᵃ;
wer hirt ist, wintre ruhig seine herde
und werb im stillen freunde für den bund.
531ᵇ;
ich will dich nicht in mein verderben flechten,
auch nicht im tode mag ich deinen bund.
433ᵇ;
dann sei der bund zertrennt noch eh er anfieng.
455ᵃ;
du kennst mich wol, an die zu ewgem bunde
dein strebend herz sich fest und fester schlosz.
Göthe 1, 4;
und hunderttausend siegel
bekräftigten den bund.
1, 127;
von keinen kleinigkeiten
wird unser bund gestört.
1, 131;
zum ewgen bunde siehst du mich bereit.
9, 351;
kein schwert, das nicht den bund gebrochen.
12, 214.
13)
bund machen wider einen heiszt sich gegen ihn verschwören, erheben, conspirare: also macht Jehu der son Josaphat einen bund wider Joram. 2 kön. 9, 14; und Sallum der son Jabes macht einen bund wider in. 15, 10; es machten aber seine knechte einen bund wider in und erwürgeten in. 2 chron. 24, 25; denn sie haben sich mit einander vereiniget und einen bund wider dich gemacht. ps. 83, 6. aus dieser bedeutung haben die Polen entnommen ihr bunt für meuterei, verschwörung, buntować aufwiegeln, zum aufruhr reizen, buntować sie̜ sich empören, buntownik aufrührer. Linde 1, 195. ebenso die Russen bunt'' aufruhr, buntovat' sich empören; die Böhmen punt verschwörung, puntownjk meuterer, puntowati se, sich verschwören; die Slovenen punta aufruhr.
14)
bund bezeichnet die gesammtheit der verbündeten: der deutsche bund, der eidgenöszische bund, der niederländische bund; der bund vertagt sich, stirbt aus, versagt seinen beitritt.
15)
alter, neuer, steter, ewiger, ofner, geheimer bund; ehebund, treubund, freundesbund, friedensbund, liebesbund; seine gesellin und weib seines bundes (ehefrau) hat ihm an söhnen die glückselige zahl drei geboren. Brandts bericht von Taubm. 34.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 516, Z. 24.

bund, n.

bund, n.
fascis, manipulus, gebund, bündel: ein bund ähren, heu, stroh, flachs, garn, reiser, federn, schlüssel; ein bund spargel. Göthe an fr. von St. 2, 209; ein bund stroh aufzuheben, musz man keine maschinen in bewegung setzen. Lessing 7, 358;
o leset von dem grunde
die einzeln hälmlein auf,
und traget sie zu bunde
und traget sie zu hauf.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 518, Z. 8.

bunden

bunden
für gebunden, wie brochen, funden, gossen für gebrochen, gefunden, gegossen; doch kommt mhd. nur gebunden vor (Ben. 1, 129. 130) und auch bei Luther nur gebunden. 1 Mos. 42, 19. 2 Sam. 3, 34. hohelied 7, 5. Jer. 40, 1, 4; Maaler aber hat 81ᵈ bunden religatus: an ein neuw gesatz ze halten bunden sin, alligari nova lege;
da sah man vil der bunden (verbundnen),
der schrammeten und der wunden.
Uhland 659.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 519, Z. 34.

gebund, n.

gebund, n.
verstärktes bund, fasciculus, wobei ge- recht wol von haus aus das 'zusammen' bezeichnen kann; mhd. gebunt (s. unter 1), ahd. nicht bezeugt, aber nicht zu bezweifeln nach gibundili (s. gebündel), wie denn alts. gibunt, gen. pl. gibundo die Freckenh. heberolle 553 glücklich bezeugt, von kufenbändern im gebunde (s. dazu u. gebinde 2, b). mnl. gebont n. Oudemans 2, 369. s. auch geband und gebinde, mhd. gebint n.
1)
zusammengebundenes, bündel, 'packet' Rädlein 327ᵃ: ein gebunt mirren. Haupt 10, 44, 25, nrh. 13. jh.; man sol auch zuͦ iedem tuͦch (zu weben) niht minner nemen dann viij gepunt garns. Nürnb. poliz. 164, 13. jahrh., vgl. unter gebinde 1; von solchem duech .. zu machen soll ein maister je von 200 faden, welches man ein gebund nennet, 1 D zu lohn nemmen. Mones zeitschr. 9, 180, aus einer pfälz. leinweberordnung von 1571, es ist nachher die rede von einer ehle des grobsten duechs, daran 4 gebund sind .. bis uf 1 ehln des reinesten duech, daran 9 gebund sind. von stroh, flachs: also ward der (schwäb.) bund umbgeworfen, als ein gebund strohe. Limb. chr. 79; ein gebunt flachs, colligatura. Dief. 132ᵇ; es trug ein mensch ein grosz gebund holz. Lokman 14; (wuszte nicht) wie man einen bausch machen oder ein gebund (stroh) binden solle. gespenst 116; zwei gebund flederwische. Chr. Weise Tobias, Wackern. leseb. 3¹, 852; ein gebund briefe. Steinbach 1, 223; einer brachte (dem lehrer) zum geschenk ein buch feineres papier, ein anderer ein gebund federn. Voss br. 1, 21;
wählt' aus dem schlüsselgebund, das ihr zur seite herabhieng.
Luise 1795 858,
nachdem sie den schlüssel gewählt im gebunde der wirthschaft.
3, 2, 592 spät. lesart.
2)
bildlich, wie bündel:
wer wird nicht disz gebund der liebligkeiten (das mädchen) ehren?
A. Gryphius 1, 684;
sie trug ein grosz gebund von allerleihand klagen.
Werder Ariost XIV, 61, 1;
auch ich hatte ein kleines gebund sprachanmerkungen in einen kranz geflochten. Herder 1, 59; so will ich ihnen hernach das eigentliche masz schicken (zu einem heldengedichte) und ein paar gebund gleichnisse mit beilegen, die .. ein poet bei mir versetzt hat. Sturz 2, 32, vgl. unter gebinde 1, b.
3)
der plur., gewöhnlich gebund, wie vorhin nhd. und mhd., hat auch -er als endung: 13 gebondere strowes. Lexer 1, 763, aus Frankf. 15. jh. (mit o wie nrh. gebont Dief. 132ᶜ), gebünder Steinbach 1, 222. unsicher ist aber gebünde plur., ob nicht vielmehr zum folgenden oder zu einem masc. gebund gehörig, das nach dem m. bund immerhin möglich ist: er füllte durch gebünde sich einen weg. Dyanasore 5, 408, faschinen, reisbündel.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1877), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1899, Z. 19.

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Zitationshilfe
„bund“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bund>.

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