Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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busen

busen,
largiter potare, was bausen (1, 1200), nnl. buizen, engl. bowze: (die dienstboten) tragen heimlich ganz häfen voll wein ab und stellen sie under das beth, damit sie des nachts mögen busen. Hönigers narrensch. 302.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 563, Z. 21.

busen, m.

busen, m.
sinus, κόλπος, sl. nadro, njedra, ahd. puosum (Graff 3, 218), mhd. buosen (Ben. 1, 280), ags. bôsum, bôsem, engl. bosom, nnl. boezem, fries. bôsm, allen nord. dialecten fehlend; die goth. form, wenn sie bestand, würde bôsms verlangen. bei uns hatte das wort noch lange seine volle, tieftonige endung, wie eidam, vgl. bosam sp. 248, bosem sp. 256. schon oben sp. 483. 494 wurde vorgetragen, dasz es wahrscheinlich aus der wurzel biegen abstammt und sein ô = uo wie in bug, buoc zu fassen ist. denn, wie brust brechung, drückt busen biegung, wölbung aus, gleich den derselben wurzel entsprieszenden biege, beuge und bucht; dasz altn. beide mangeln, bôsm und bott (sp. 483), gereicht zur bestätigung ihrer nahen verwandtschaft. dem bôsm, puosum aber musz entweder ein älteres bôhsm, puohsum (wie dem niusan, neosian goth. niuhsjan) vorausgegangen, oder puosum unmittelbar aus puohum (wie blôsma aus blôhma) zu erklären sein. in jedem dieser fälle erschiene H, das älter wäre als G in biegen und dem lat. G in fugere zur seite tretend. gemeinschaft zwischen busen und base wurde bereits 1, 1147 abgelehnt. Busen berührt sich vielfach mit den begriffen brust, barm und schosz, es ist
1)
der weibliche busen, doch nicht im sinne von mamma, uber; man kann nicht sagen die milch im busen, dem kind den busen geben statt die brust; gleich unstatthaft wäre der rechte oder linke busen für die rechte oder linke brust. aus diesem grund heiszt es Simpl. 2, 124 incorrect: indessen wuchsen mir meine busen je länger und gröszer; es sollte stehn meine brüste oder im sg. mein busen. der pl. busen kann nur die von mehrern frauen (wie nachher in stellen aus Schiller 145ᵇ und bienenk. 160ᵇ), nicht die brüste von éiner frau ausdrücken. darum gilt uns zugleich busen, wie der sg. brust für anständiger als brüste (sp. 444), es heiszt: das mädchen, die frau hat einen schönen busen, ihr busen hob sich, wenn sie athmete; hier würde sich auch brust setzen lassen, nicht brüste. Man sagt: ein angehender, aufgehender, knospender, wachsender, schwellender, steigender, sich drehender, wölbender busen und umgekehrt der busen fällt, sinkt, vergeht, schwindet; bildlich die aufgehende, untergehende sonne. ein zarter, keuscher, sittsamer, züchtiger, verhüllter, unberührter busen:
es lebte, was edel und sittlich war,
in der frauen züchtigem busen.
Schiller 51ᵇ;
was erreget zu seufzern der jungfrau steigenden busen?
85ᵇ.
ein groszer, voller, hoher, weiszer, ofner, bloszer, entblöszter:
und het ein groszen busn, ein follen.
H. Sachs II. 4, 29ᶜ;
ein herz, das liebereif und warm
in einem weiszen busen bebte.
Gotter 1, 17;
der busen stund ihr offen,
man sach ir nahent dran.
lied von der dieren (sp. 463);
ei halt, dasz euch der jarrit schütt,
ir suppenwüst (küchenmägde), schempt ir euch nit?
seht, wie steht euch der buͦsen offen,
als wären jung hüner drausz geschloffen.
Scheit grob. A 2ᵃ;
den buͦsen aufbreisen, sich vornen uf thuͦn, solvere sinus. Maaler 82ᶜ; ich stelle mich so vor ihn hin, halt ihm meinen ofnen busen dar und heisz ihn zustoszen. Hahns Pisa 161. ein klopfender, pochender, schlagender, wallender, wogender busen:
er sagts und siehet Rezia
ihm lächelnd stillen beifall nicken,
ihr busen klopft ihm sieg.
Oberon 12, 82;
konnt ich in ihren armen träumen,
wie meuchlerisch der busen schlug?
Göthe 1, 211;
zärtliche augen brannten wilder, sanfte busen pochten stürmischer. Schiller 145ᵇ. Das von der zucht verpönte pectora palpare, leviter et blande tangere, mammas contrectare, tractare (Rudlieb 5, 118) wird ausgedrückt durch greifen und tasten, feiner durch mausen, stehlen, spielen, naschen, taschen (vgl. 1, 1694. 1695), mit der vorstellung des heimlichen, verstohlnen, wie es auch küsse stehlen, rauben, naschen heiszt: den meitlinen nit in buͦsen greifen, manus comprimere. Maaler 82ᶜ;
sus leit er ûf ir brüstelîn
die linden blanken hende sîn.
troj. kr. 15766;
als er mir an diu brüstelîn
greif mit sîner klâren hant,
sô vuor ich, als ich wær verbrant.
Ls. 3, 131;
ich geriet ir umb diu brüstelîn tasten,
si sluoc mir ûf die hende.
Mooyer 47ᵇ;
welch frau ir gern lest in den busen tasten.
fastn. 1336;
wan so die puben sie (die mädchen) benaschen
und oben sich des pusems fleiszen,
darmit sie in die hemd zureiszen.
792, 27;
mit dem ich ir zum pusen maust,
so spricht sie zu mir mit eim raschen,
'ein dreck, was hastu da zu naschen?
du dapst, als habestu sein recht'.
Haupt 8, 513;
damit sie (die kirche) in die innersten busen der jungen meidlin und betrübten frauen sehen und tasten kan. bienenk. 160ᵇ; die hände, die im finstern getastet, im busen genaschet, getaschet, gegrippen, gestrippen. Philand. 2, 489;
wenn wir etwan rosen brechen
und in busen stehlen gehn,
wolt ihr flugs mit nadeln stechen
und den galgen gleich erhöhn.
erschrick nicht vor der schnellen hand
und lasz sie in dem busen spielen.
291;
der nach lakeien art sich artig zu bezeigen
ihr in den busen greift.
Uz 2, 101.
man dürfte sagen die brüste des busens, im busen:
das tüttel aus dem busen sprang.
ring 39ᵇ, 40;
sie eröfnete ihren mit den schönsten brüsten angefülleten busem. Lohenst. Arm. 2, 792.
2)
busen, vom mann, wie brust und brüste:
rannte Telemachos schnell den ehernen speer in den rücken
zwischen der schulterbucht, dasz vorn aus dem busen er vordrang.
Voss Od. 22, 92;
können wir wissen, was in dem busen der männer schlägt? Göthe 10, 186; sein busen klopfte heftig, als die entscheidung nahte. in diesem sinn wird von beiden geschlechtern busen gleichbedeutig mit brust gebraucht, z. b.
das messer zuckte schon
den lebenvollen busen zu durchbohren.
Göthe 9, 84;
mein guter stern bewahrte mich davor,
die natter an den busen mir zu legen.
Schiller 428ᵃ.
er nährt, hegt eine schlange an seinem busen.
3)
busen bezeichnet, wie κόλπος und sinus das die (weibliche oder männliche) brust zwischen armen und hüften hüllende, sich darum biegende gewand; in Östreich und Baiern heiszt der halskragen am hemd halsbuesen und die falte am ermel um die hände das büesel (Höfer 1, 130. Schm. 1, 212). hierher gehören schöne, alte, heute groszentheils verschollene redensarten.
a)
in den busen legen, stecken, schieben, stoszen drückt ein- und beistecken, oft geschwindes, verstohlnes bergen aus:
der gît den frouwen guotes vil,
si legent in swâ er selber wil
in den buosen oder dâ bî.
altd. bl. 1, 109;
die frouwe sach den vinken an,
dô dûht er si wol getân,
daʒ si in in ir buosen stieʒ.
daselbst;
dieselbigen drei brot er in busem schob (messisi in seno). Bocc. 1, 32ᵃ; und wo er ein schwarzen stein ersahe, bald aufzwacket und in den busen schob (dove alcuna pietra nera vedeva, si gittava e quella ricogliendo si metteva in seno). 2, 81ᵇ; einer stöszt ein löffel heimlicher weis in buͦsen. Wickram rollw. 5ᵇ; würgt den habich, wicklet in in sein brusttuch und stiesz in in den buͦsen. Frey garteng. cap. 1; gab im ein grosz stuck speck und stiesz ims in den buͦsen. daselbst; deren Hercules für flöh zwelf schilling in ein nackenden busen schob. Garg. 40ᵇ; ich will den meister ehren und die sechs in den busen schieben. 87ᵇ; sorgt, der fewrzeug, welchen einer in busen schob, solt ihn verbrennen. 193ᵇ; du kannst es (das geld) in den busen stoszen, wenn es dich zerrt im hosensack, man sieht es dort noch besser, wenn du es auch nicht hervor ziehst. Gotthelf sagen 4, 47. ähnlich ist das gr. μεταξὺ τῶν μαστῶν ὑπὸ τῷ ἀποδέσμω παρεβύσατο in Lucians dial. het. 12 und das posuit ad pectus inter mamillas in den epist. obsc. vir. F, 5. Geld pflegte man frauen in den busen zu stecken, sei es um dadurch weigerung der annahme zu verhüten oder weil die empfangende am freien gebrauch der hände gehindert war. wann ein gut verkauft und mit mund und halm übertragen wird, da die frau mit ihren kindern erschiene, soll man der kinde jedem ein verzigpfenning geben und der frauen sunderlich einen in den boesen stecken, aus dieser ursachen, ob künftighin sie mer kinder geberen würde, dasz dieselben auch verzigen (verzichtet) haben. weisth. 2, 533. 537. 544;
dô schoup er ir zer selben stunt
in ir buosen wol ein phunt
und bôt ir grôʒe mieten.
a. w. 1, 52;
er schoup der frouwen in ir kleit
aldâ zuo der selben stunt
mêre denne zehen phunt.
1, 59;
wenn sie kein geld zum trinkgelde annehmen wolte, küssete er sie und steckte ihr einen halben gulden in den busen. Leipz. avant. 1, 115; als sie nun solches (das fertige oberhemde) überbracht, habe er ihr 15 louisdors in den busen gesteckt. 1, 184. noch heute wird bei kindtaufen vom gevatter die gabe der amme ins busenhalstuch geschoben. Einem etwas in den busen schieben oder stoszen meint aber auch es ihm zur last legen, es auf ihn schieben, ihm vorwerfen: ich wil das urteil einem ieden heimstellen und in sein buͦsen stoszen. Frank chron. vorr. aᵇ; den will ich dir dafür in busen schieben. Garg. 99ᵃ; soll dir in deinen busen geschoben sein. franz. Simpl. 1, 186;
was du gethan, hast du gethan,
du kannsts in keinen fremden busen schieben.
Die hand in den busen stecken, in seinen eignen busen greifen, auf sich selbst und die eigne schuld zurückgehen, oder auch um etwas schnell zu verbergen. stecke deine hand in deinen busen, mitte manum in sinum. 2 Mos. 4, 6; und er that sie wieder in den busen. 4, 7. doch die hände in den busen stecken will sagen was die hände in den schosz legen, unthätig sein: die hend in buͦsen stoszen, fovere dexteram sinu. Maaler 82ᶜ; die mit faulenzen umbgehen, die händ in buͦsen stoszen, schlinken schlanken. Frank parad. 94ᵇ;
man steckt da nicht in busen die händ,
sunder es gilt da schlagen und stürmen.
Ayrer 306ᵇ.
ebenso die hände im busen haben: die trägen, die für und für die hend im busen haben. weise, kluge reden 16ᵇ.
b)
brechen, schütten, lesen in den busen = in den schosz:
dâ heten si ein teil der nüʒʒe
in iren buosem gebrochen.
GA. 2, 278;
dâ sâʒen si und biʒʒen
der nüʒʒe ûʒ der vrouwen schôʒ.
2, 279;
ja ich kan wacker steigen und hab als ein ganzen busen voll kirschen gebrochen. Simpl. 1, 30; der schneider sich nicht lang besann, was zu thun were, las sein busen schnell voll stein. wegkürzer 11. darum nun auch den busen ausschütteln, ausschütten (1, 962. 963). das bildliche vergelten in den oder in dem busen ist aufzufassen als ein schütten des gelds in den schosz: und vergilt unsern nachbarn sibenfeltig in irem busen. ps. 79, 12; der du vergiltest die missethat der veter in den bosem irer kinder nach inen. Jer. 32, 18; ich wil nicht schweigen, sondern bezalen, ja ich wil sie in iren bosam bezalen. Es. 65, 6; ich wil inen zumessen ir voriges thun in iren bosam. 65, 7. verschieden davon ist wein in den busen d. h. zu trinken, in den leib zu schütten, oder getrunken haben:
ein hiesiger soldat,
der einen becher wein in seinen busen hat,
schaft mehr als mancher sonst, der unten von den füszen
bis auf die scheitel an sich ein hat lassen schlieszen
in eisen und in stahl.
Opitz 1, 104.
c)
schneien, fallen, rinnen in den busen:
sô wiʒʒent, daʒ mir von dem bûwe her in den buosen snîe.
MS. 2, 67ᵇ,
es ist ein so elender bau, dasz es mir von oben her in den busen schneit, wie sonst gesagt wird: es schneit dir in die bude (sp. 489) und es schneit dir noch einmal in den schuh!;
ja gerîst sô vil niht dir
in den buosem sô du wænst.
Helbl. 4, 229;
o lasz die jungen sambt den alten
nur iren wollust und hochmut treiben,
unser spotten mit mann und weiben.
es wird ins gspött in busen rinnen.
H. Sachs III. 2, 62ᵈ,
der spott wird ihnen in den eignen busen zurückflieszen;
ich hoff dir sol in busen rinnen
dein fatzwerk, hon und groszer spot.
III. 2, 148ᵈ;
ich hoff aber in meinen sinnen,
das gspött werd ir in busen rinnen.
V, 368ᵃ.
ähnlich ist in den busen speien: wer ein voll macht, auch billich leid, das man ihm in den busen speit. Garg. 98ᵇ, was, nach dem reim zu urtheilen, aus einem gedicht genommen ist. speie in dein eigen busen, sich dich an, nicht mich. Henisch 569, 68; man sagte auch in seinen busen lachen, bei sich, innerlich, im herzen lachen:
des must ich in mein busen lachen.
Haupt 3, 247.
was aber bedeutet einem in den busen blasen?
du manchem hast in busen blasen,
das ime ausdrang der angstschweisz.
H. Sachs II. 4, 5ᵇ;
dergleich gsind, so drausz auf der straszen
guten leuten in den busen blasen,
und die in stetten erbarn frawen
in den kirchen die hend abhawen,
das in dstümpf an der gürtel hangen.
IV. 3, 56ᶜ;
wirt ein kaufman braubt auf der straszen,
von den raubern in busem blasen.
IV. 3, 61ᵈ;
es scheint eine kugel auf den leib schieszen. anders ist, bei neueren, in den busen hauchen, aushäuchen:
der edle Talbot hat die grosze seele
in meinen busen ausgehaucht.
Schiller 473ᵃ.
d)
in den busen schliefen ist sich bergen, verstecken: das kind verschlieft sich ganz in des vatters busen. Albrecht fluchabc. 39; dieweil in der has in buesen geschloffen. Schertlins br. 104 = furcht sich ihrer bemächtigt hatte; sie hatten den hasen im busen und gaben bald die flucht. Geo. von Fronspergs bericht von der schlacht von Pavia in Scheibles kloster 6, 18; haben sie, sagt Gargantua, den hasen, so geb gott, dasz sie ihn im busen haben, so wird es sie nicht vil frommen. Garg. 255ᵃ; der has steckt ihm im busen, umbram suam metuit; gott kann verwegenen leuten den hasen in den busen schieben. Henisch 569, 64. über den angang des hasen vgl. mythol. 1081.
e)
ein kind im busen tragen kann zwar verstanden werden im leib, unter dem herzen, aber auch im schosz, unterm kleid tragen: wahrscheinlich trag ich ein pfand im busen, das uns nur noch mehr an einander fesseln sollte. Göthe 18, 65; dasz Sperata ein kind von ihm im busen trage. 20, 265 und bildlich:
mein busen war so voll und bang,
von hundert welten trächtig.
2, 195.
ein halb sechter eicheln im busen getragen. Mones zeitschr. 2, 62 ist deutlich im schosz, wie in busen brechn, lesen. meine mutter wollte mich in ihrem busen verbergen. Gerstenberg Ugol. 5. er wird seine herd weiden wie ein hirte, er wird die lemmer in seine arme samlen und in seinem bosem tragen. Es. 40, 11. kan auch jemand ein fewr im bosem behalten, das seine kleider nicht brennen? spr. Sal. 6, 27; fewrzeug, der selbs im busen ein fewr aufschlegt (das von selbst, wenn man es bei sich trägt, feuer schlägt). Garg. 193ᵇ.
f)
einigemal schwankt der casus: und sagen (ruhmredige menschen) von kriegen, wie sie vil cronen (geld) darvon hond bracht, die laufent in irem buͦsen wie ander leus. Keisersb. s. d. m. 56ᵇ. dagegen heiszt es in der soldaten tageweis Simpl. 1, 220:
sie theilen sich in schwaderon,
ich fühl sie in den busen auch anmarschieren schon,
wo bei Keller s. 334 gelesen wird in dem busen.
g)
jenem in den busen stecken entspricht ein aus dem busen (heute, aus der tasche) ziehen: aus dem bosem zohe. Alberus Barfüszer alcoran 394; der Zuckerbastel aber stelt sich mitten under den haufen, zeucht ein geschribnes register aus dem buesen und gibts dem Winkelfelder, dasz ers, als der studiert und am besten lesen kundt, ablesen soll. Winkelf. 360; zog die grosze blattere (geldblase) aus dem busen, nahm ein hämpfeli Brabänter (eine handvoll kronenthaler) und gab sie dem wirt. Gotthelf sagen 4, 60.
h)
der spruch: jeder trägt seinen schalk im busen, den schalk trägt jeder im busen, ihr busen trägt keinen schalk. Günther 973, scheint hergenommen von einem dienstbaren geist oder kobold, den einer mit sich trug und der ihm spöttische ratschläge einflöszte, der aus ihm sprach. es heiszt auch, er hat den schalk hinter den ohren sitzen, er hat es dick hinter den ohren, er weisz den schalk fein zu verdecken. Fischart Garg. 257ᵇ sagt: den mönch, das ist den hasen oder das unglück im busen haben, 145ᵇ aber redet er von schalkverbergenden schleichern, schlüsselsuchern, verhetzern, lockvögeln, duckmäusern und erzarchibuben im busen, was doch bedeutet im innersten, wie sonst in der haut. einen lautenschlager im busen haben, in sinu gaudere, innerlich froh sein. Henisch 569, 57.
4)
allgemein ist busen, ganz wie brust, der wohnort und aufenthalt, gleichsam das haus des herzens, der innersten gefühle und empfindungen, des tiefsten bewustseins:
schon murmelte der quellen fall
in weiche busen liebe.
Schiller 10ᵇ;
aber diese tausend stimmen
der erwachenden natur
wecken in dem tiefen busen
mir den schweren kummer nur.
49ᵇ;
nur wem ein herz empfänglich für das schöne
im busen schlägt.
101ᵇ;
dasz unsre freude fremde wangen röthet,
dasz unsre angst in fremden busen zittert.
255ᵇ;
ists ein gott,
der mir das herz im tiefsten busen wandelt?
466ᵃ;
mein edles herz im busen zu erschüttern.
473ᵃ;
im tiefsten busen kehrt sich mir das herz.
481ᵇ;
und es schauderte mir tief in dem busen das herz.
Göthe 1, 317;
dem ist kein herz im ehernen busen.
40, 267;
im innersten busen
regt sich muth und begier.
40, 268;
der gott, der mir im busen wohnt.
12, 80;
beglückt wer treue rein im busen trägt.
12, 87;
ein ganzer weltkreis hatte
in deinem weiten busen raum.
Schiller 270ᵃ;
und in ihrem busen wohnt der friede,
der durch sie aus meinem busen wich.
Gotter 1, 75;
groll der hölle wohnt in ihrem busen.
3, 124;
o wenn nur einen trieb, der euch im busen schlief,
der muse silberton zu edlen thaten rief.
1, 24;
ihr seid bestürzt und könnt euch selbst in euerm busen nicht wiederfinden. Göthe 8, 271. man sagt einem in den busen, wie in das herz blicken, schauen: so hätte es zu ihrer glüekseligkeit nichts weiter bedurft, als in den busen ihres nebenbuhlers zu sehen. Göthe 20, 98; dasz niemand erwache und in den busen unsers geheimnisses schaue. 42, 212; wer besser scheinen will, als er wirklich ist, wird vor den augen gottes und des mannes, der ihm in den busen blickt, um eben so viel schlechter, als er sich besser dünkt. Klinger 6, 235; wer sich in seinem busen spiegelt, darf keines andern spiegels. Lehmann 135.
5)
die praep. an weist aber auf leibliche nähe, wenn sie auch bildlich zu nehmen ist:
an dem busen zu erwarmen,
an dem busen voll erbarmen,
voller liebe, treu und huld.
Bürger 72ᵇ;
der bei wilder stürme wuth
an der hofnung busen ruht.
Gotter 1, 109;
nie hat dies herz an einem feilen busen geschlagen. Woldemar 1, 67; sie umarmte ihn und schlosz ihn sanft an ihren busen. das arme kind, rief er aus, suchte zuflucht an meinem unsichern busen, lasz die sicherheit des deinigen mir zu gute kommen. sie hielten sich fest umschlossen, er fühlte ihr herz an seinem busen schlagen. Göthe 20, 205.
6)
sein busen arbeitete heftig; der busen wollte ihm springen;
mein busen fängt mir an zu brennen,
entfernen wir uns nur geschwind.
Göthe 12, 125;
mein busen drängt sich nach ihm hin.
12, 179;
der busen wird ruhig,
das auge wird hell.
Schiller 51ᵃ;
dieses knirschen, dieses beben
will nicht rache, will nur liebe,
der mein busen widerspricht.
Gökingk lieder zweier liebenden Lp. 1819 s. 122.
7)
dieser gedanke füllt, bewältigt, beherscht meinen busen; meinen strebenden, sehnenden busen auszufüllen. Göthe 16, 110;
o wie mir das den busen regt.
12, 299;
wie? sinnt der könig, was kein edler mann,
der seinen namen liebt und dem verehrung
der himmlischen den busen bändigt,
je denken sollte?
9, 11.
den busen tauschen heiszt was die herzen wechseln, liebe erwiedern:
ihr die ihr fähig seid den busen zu vertauschen.
8)
so hat auch er ein schwert und einen arm
die rechte seines busens zu vertheidigen.
Göthe 9, 84;
die unternehmungen meines busens sind zu grosz. 8, 130;
die schwere schuld des busens zu verhehlen.
Schiller 474ᵇ.
9)
busen kann, wie brust, auch von der blumenknospe gesagt werden: die rose hat ihren busen geöfnet;
hell singen die vögel,
es lauschen die blüten
und sprachlos ringen
sich wonnedüfte
aus ihrem busen.
Lenau neu. ged. 136.
10)
busen ist, wie bucht und bai, einbiegung des meers, sees oder auch des gebirges, vgl. sp. 483 und meerbusen, gerade so werden κόλπος und sinus verwendet. das gr. wort scheint unmittelbar unser golf.
da ist nah und fern
kein busen, der ihm freundlich schutz gewährte.
Schiller 539ᵇ.
man nennt auch den zipfel eines netzes den busen, nach Flemings teutschem jäger 227ᵇ des hünergarns und jagdtuches.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 563, Z. 25.

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bräuchlichkeit busereinen
Zitationshilfe
„busen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/busen>.

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