Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ohnmacht, f.

ohnmacht, f.,
ahd. mhd. âmaht (mit negativem präfix â gramm. 2, 704 ff.), nhd. im 16. jahrh. noch vereinzelt amacht (th. 1, 276. Alberus rr 2ᵇ, neben onmacht E 4ᵇ, vgl. Schm.² 1, 1563), im gedanken an ân (ohne) anmacht, assimiliert ammacht (th. 1, 409. Schm. a. a. o.). durch trübung des â in ô (wie bei ohne) entstand die form ômacht (Megenberg 9, 7. 151, 20. Aimon bog. x. Dan. 1545 O 2ᵇ. Wickram rollw. 170, 8), wie auch jetzt meist gesprochen wird, und im gedanken an ohn und im bestreben die form omacht auf grund der bedeutung deutlicher zu machen unser ohnmacht (onmacht), assimiliert ommacht. Murmelius 67. Luther 3, 401ᵇ. Aimon bog. g. wetterauisch ommächt Weigand 2, 270. vergl. unmacht und gramm. 2, 707. 717.
1)
ein kraft- und bewusztloser, dem tode ähnlicher zustand. es heiszt in ohnmacht fallen, sinken, liegen, aus der ohnmacht kommen, erwachen u. s. w.: mhd.
dâ von der sieche man sô gar
an herzen unde an lîbe erschrac,
daʒ er viel und ouch gelac
in âmaht nider und für tôt.
Konrad Engelh. 6303;
nhd. onmacht, defectus, deliquium animi Dasyp. 292ᶜ. Alberus E 4ᵇ. Maaler 312ᶜ, ohnmacht Stieler: plötzlich sank er in so ein tieffe ommacht, das er nichts von sich wuszte. Luther 3, 401ᵇ; mit den worten fiel sie in omacht. Aimon bog. x, in ommacht. bog. g; dem guten kerle war die omacht wider vergangen und zu im selb kumen. Wickram rollw. 170, 8 Kurz; der ausz der onmacht widerumb zu ihm selbs kommen. Amadis 130 K.; mit solcher .. red der ritter sein jungfraw dermaszen zu trawren und leid bewegt, also dasz sie in grosze onmacht fallen thet. buch der liebe 256ᵃ; darauf ist er ... mit einem brechen und groszer ohnmacht dahin gezogen (gestorben). Schweinichen 2, 256;
wenn wir denken dran,
so geht uns zu gleich ein ohnmacht.
Ayrer 1452, 36;
wie ofte zeuchstu hin
in ohnmacht, stimme-losz, erstarret, ohne sinn.
was hat sie nicht für ein mordgeschrei bei dem grab verführet, ... ist in ohnmacht gesunken. Philander (1650) 1, 80; ihm .. eine ohnmacht zustiesz, dasz er vor aller augen zur erden fiel. polit. stockf. 335; hiermit sank er ausz einer ohnmacht in die andere. Lohenstein Armin. 1133ᵇ;
er kämpfte lange schon
mit angst und ohnmacht.
E. v. Kleist 2, 113;
schaffe ruhe der laut weinenden königin,
die von ohnmacht in ohnmacht sinkt.
Ramler 1, 103;
und der verworfene senkte blicke der ohnmacht (des ohnmächtig
werdenden auges)
auf den Messias.
Klopstock Mess. 5, 590;
von einem der in ohnmacht liegt, sagt man .. er ist von sich d. h. er ist seinem ich geraubt. Schiller 10, 312; kerls, die in ohnmacht fallen, wenn sie einen buben gemacht haben. 2, 29 (räuber, schausp. 1, 2); ich war nah einer ohnmacht, als ich hörte er käme. Göthe 10, 83;
denn sie glaubte ihn todt. in solcher schmählicher ohnmacht
blieb er, ich weisz nicht wie lange.
40, 52.
plur. mhd. zwô âmehte. gute frau 1650; etleich ômacht .. sint dem slâf gleich. Megenberg 9, 7; nhd. stark- und schwachformig (th. 6, 1397): bisz er von (wegen) ohnmachten und schmertzen umb die welt nichts mehr wuste. Philander (1650) 2, 617; andere zufälle .., stetige ohnmachte und dergleichen. Schuppius 164; wolten ohnmachten zustreichen, so gib dem aderlässer alsobald ein trünklein guten wein, also auch, wann sich die ohnmachten schon etwas gelegt hätten. Simpl. calend. 197ᵇ; die ohnmacht der schönen Jacinte war so unschädlich als alle ohnmachten junger mädchen zu sein pflegen. Wieland 11, 331; wenn so manches gute liebe frauchen wüszte, wie sie betitelt wird unter dem gesinde .., sie kriegte sicherlich ohnmachten. Gotthelf Uli der pächter (1859) 146.
2)
statt unmacht (im gedanken an ohne macht, s.ohn- sp. 1202);
zorn mit ohnmacht wird verspottet.
Lichtwer 155 (4, 10);
ein mächtig weiser gott! ein wesen ganz die huld!
und richtet zwang als wahl, und ohnmacht gleich der schuld?
Lessing 1, 190;
so habe ich zwar sehr grosze lust ihn (ewigen namen) zu verdienen, aber sein umfang und meine ohnmacht sind zwei stücke, die auch die gröszte lust erstücken können. 12, 12; bei der ohnmacht des verfassers ist es auffallend wie er sich durch gewisse stiche selbst seinem eigenen helden formidabel machen will. Göthe an Schiller 237 (2, 255); was will ich kind in windeln, du hüter der menschen, vor dir? des wurmes ohnmacht hinan zu deiner allmacht. F. Müller 3, 289; diese ohnmacht bei der heftigsten leidenschaft. Schiller 7, 270; will der schwache geachtet sein, so mag er seiner ohnmacht durch würde aufhelfen. 10, 116; wir sehen es (das mächtige) mit der ohnmacht des menschen in kampf treten. 164; ich erfahre zwar bei betrachtuug dieser groszen gegenstände meine ohnmacht, aber ich erfahre sie durch meine kraft. 199; das schicksal scheint hier eine schreckliche erinnerung an unsere ohnmacht gegeben zu haben. Seume spazierg. 299; ein gefühl menschlicher ohnmacht gegenüber den feindseligen gewalten der natur. Freytag ahnen 3, 140;
durch ihre ohnmacht nicht kommt die ameis' in haft,
und nicht der löwe friszt durch seine stärk' und kraft.
Rückert Bostan 140, 55.
plur. der despotische orient lebt zugleich in ewigen kriegen und ewigen ohnmachten. J. Paul dämm. 59.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1222, Z. 14.

ohnmächt

ohnmächt,
d. i. ohne mächt (dativ), adjectivisch gebraucht:
darab so wardt derselbig hundt
so dürr, onmecht (kraftlos) und also mager.
Waldis Esop 3, 93, 11.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1223, Z. 30.

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Zitationshilfe
„ohnmacht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ohnmacht>.

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