Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ohnegleich, adj.

ohnegleich, adj.
wie sondergleich (Rückert Nal⁴ 81), nicht seines gleichen habend (s. ohne gleichen bei ohne II, 1, a):
neige, neige,
du ohnegleiche,
du strahlenreiche,
dein antlitz gnädig meinem glück.
Göthe 41, 342.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1218, Z. 55.

1ungleich, adj. adv.

¹ungleich, adj. adv.,
i. a. gth. von gleich. g. wohl missa-, alja-, anþar-, sildaleiks, auch sama-, ibnaleiks, aber nicht ungaleiks. an. ú(g)líkr; aschwed. oliker; schwed. olik; dän. ulige, uliig. ags. ungelîc, ungelîce; engl. unlike. as. ungelîko; mnd. un(ge)lîk. afries. unlik. mnl. ongelijc, -like; nl. on(ge)lijk. ahd. ungalîh, ungalîhho; mhd. ung(e)lîch, -lîche. zur ableitung und den nhd. formen s. zunächst gleich; vereinzelt erscheint ungeleich noch im 17. jh., z. b. bei Schottel friedenssieg 33 neudr.; ung(e)leiche, adv. Arigo 303, 33, adj. 66, 24, A. v. Eyb sp. d. sitten (1511) Q 5ᵇ, Lohenstein Arm. 2, 1137ᵇ, veraltet. vgl. unähnlich, miszgleich (Adelung 4, 868), miszlich, ungegleicht Logau 463, 50, gleichlos (Weckherlin) Fischer schwäb. wb. 3, 688, unausgleichbar, -lich, unvergleichbar, -lich, ungleichlich (els. 1, 255 wohl unglichlig, -lingen, aber nicht ungleich, das sonst mundartlich weit verbreitet ist, z. b. Staub-Tobler 2, 598 mit lehrreichen mundartlichen änderungen im wortkörper, Schmeller 1, 1422, Schöpf 383, Unger-Khull 610ᵇ, obers. 2, 589ᵃ, Frommann mundarten 5, 506 Koburg, Schmidt westerw. 283, lux. 316ᵃ, Eupen 10ᵇ, Doornkaat 3, 471ᵇ, Bauer-Collitz 108ᵃ, Danneil 231ᵇ, Mi 96ᵇ). was die innere geschichte des wortes betrifft, ist es für dauer und dichtigkeit des begriffs bezeichnend, dasz schon im altgerm. die von sinnlicher anschauung am weitesten entfernte übertragung aufs geistig-sittliche (A III) stattgefunden hat; im übrigen läuft die entwicklung vielfach der von uneben, ungerade, ungerecht parallel. in der äuszeren geschichte des wortes ist das mit der entwicklung des denkens und der cultur schritthaltende bestreben deutlich, aus dem umfassenderen alten, recht allgemeinen begriffe (dazu *leiks 'bild, merkmal, körper, gestalt' Schmid zs. f. d. altert. 49, 525; Feist 100ᵇ, 178ᵃ; inconformis, inconformatus; vgl. unförmlich) theilbegriffe abzuspalten und zu verselbständigen wie unähnlich (16. jahrh.), verschieden (17. jahrh.), unegal, incongruent, heterogen, nichthomolog, nichtidentisch oder die näher erläuternden zusammensetzungen ungleichartig, -förmig, -mäszig u. s. f., ohne dasz der alte einheitliche begriff aufhört, daneben fortzubestehen; für inegal setzen es Spanutius 286 und Campe verd. wb. (1813) 373ᵇ. das vordringen fremdsprachlicher ersatzwörter hat i. a. in der richtung immer stärkerer entsinnlichung und abstractheit gewirkt. wortspielender gegensatz von ungleich zu gleich schiebt oft die bedeutungen durcheinander, z. b. Luther 7, 382 W.; Lehman floril. 1, 351 (ungleiche bürden). mit übergreifen einer bed. in die andre ist auch sonst nicht selten zu rechnen.
A.
das adjectiv.
I.
äuszerlich, sinnlich (zur unterscheidung Windelband über gleichheit und identität 5 ff. ἕτερον, ἀνόμοιον, ἄνισον).
1)
wie im primitiven denken (Mauthner wb. d. phil. 1, 365ᵃ), in der ä. spr. und in mundarten, im weiteren sinne, der die begriffe unvergleichbar, unähnlich, verschieden mit einschlieszt: Otfrid 5, 20, 15; denen seind auch nit ungleich die leüt in Ethiopia Eppendorff Plin. 7; wir sehen, das sich ein geschlecht der thyer wider ein anders, allein das ym ungleich, versammlet vorr. § 5; Schottel friedenssieg 33 ndr.; Stranitzky ollap. 90, 28 ndr.; es ist einander so u. als himmel und erde Spanutius 629. die n. schriftspr. kehrt die synonymen unterschiede gern hervor: so saszen jetzt vater und sohn, einander ganz ähnlich und doch einander ungleich maler Müller 1, 76; vgl. unähnlich I A 3 und sp. 114.
2)
von äuszerer ungleichheit (dem fehlen äuszerlich homologer merkmale oder solcher beschaffenheit) im engeren sinne; bisweilen auf 1 zurückgreifend; die ungleichheit findet sowohl zwischen mehreren begriffen als auch zwischen den einzelnen theilen eines ganzen statt, oder es kann vom vergleich ganz abgesehen werden.
a)
von äuszerer gestalt, form, bildung, körperlichkeit, beschaffenheit: phagedena ... ist ein ungleich wund Alberus cciiᵃ (dazu ongelijc, ongelike 'beule' mnl. wb. 5, 593); unlik rugosus Diefenbach n. gl. 321ᵇ; syn. hofferig Herr feldbau 185ᵇ; du solt auch haben ain segen ..., die ungleiche ... teil ... damit zuͦ gleichen und zuͦ ebnen Braunschweig chir. (1539) 11ᵃ; eine wunderbar fein-ungleiche oberfläche Göthe IV 12, 154, 22 W.; haar Wickram 8, 186, 985; A. W. Schlegel 9, 80; vgl. heterotrichisch;
daneben stund ein kleiner baum,
ungleich, knorrecht, an ästen rauch
Waldis Esopus 1, 327 Kurz;
syn. pravus krum Faber (1587) 644ᵃ; die frucht ist u., eine ist viel grösser dann die ander Frisius 235ᵃ; füsze Sachs 5, 156, 9 K.; ungleiche kappenqualle eudoxia bojani Oken natg. 5, 195; dach Dannhawer cat. 2, 259; soll man ein haus niederreiszen, um einen ungleichen ziegel herauszunehmen? Kretschmann 1, 4; Eschenburg beisp. 1, 68; die buchstaben blieben u. Göthe 21, 215, 10 W.; fenster III 1, 215, 12 W.; A. G. Meiszner Alcib. 1, 67; ursprünglich sinnlich, an 2 b rührend: ungleiche schüssel macht schele augen Wander 4, 395; mnl. wb. 5, 587; Staub-Tobler 2, 598; amfractus ein unglycher umgangk gemma gemm. a 8ᵃ; der ungleichen und unebnen gelegenheit halben Boterus weltbeschr. 1, 15; montosus Corvini fons 555; tumulosus Reyher Ovᵃ; Es. 40, 4; die stadt ist ein ungleiches, rustiges ... nest Laukhard leben 1, 135; comparativ Chr. A. Fischer reise (1799) 146; den weg ungleich machen Steffens was ich erlebte 5, 148; würfel Lexer 2, 1841. winkel K. v. Megenberg sphära 7, 13; 22, 22; Schirmer w. d. mathem. 27; seyten, dinge ebda; stücke K. v. Megenberg 30, 25; triangel Holtzmann Euclid 3; ungleiche vierung trapezio Kramer (1702) 2, 1196ᵃ; kanten Oken natg. 1, 35, radzähne der uhren u. s. w.; dann allgemeiner unregelmäszig, unsymmetrisch mit ungleichen und geschweiften zierraten Nicolai litbr. 3, 36; terminologisch noch z. b.: binde Zedler 49, 1531; verband Blancard (1788) 1, 705ᵇ; basis Bischoff bot. (1839) 100; Röhling-Martens-Koch 1, 191; Karmarsch-Heeren 2, 775 (daher übertragen brüchig, u. Zelter bei O. Jahn Moz. 4, 738); schichtenbildung, kerze, seide, wolle, garn, laken, farbe (mnl. wb. 5, 588, 3), waare Staub-Tobler 2, 598 u. s. f.
b)
sinnlicher anschauung noch recht nahe steht u. bei zahl- und maszbegriffen, bei theilen, vertheiltem, zugetheiltem, vertheilung, meszbaren zeit- und bewegungsvorstellungen: impar ungerade od. unglich Niger Abbas 2509; eine ungleiche zahl, welche mehr oder weniger einheiten hat als eine andere ( Adelung), oder welche sich durch 2 nicht theilen läszt (heute durch ungerade verdrängt); ungleich -ungleiche zahl numerus inaequaliter inaequalis, ungleich -ungleich -ungleiche zahl numerus inaequaliter inaequalis inaequaliter Zedler 49, 1524; hat der abt ... die gkraden oder gleichen monat und die gemaind die ungleychen zu leichen Knebel chr. v. Kaisheim 373; so sind auch die reimen gantz u. an der zall Montanus 470 ndr.; (eyer) müssen ... in ungleicher zal unterlegt werden Sebiz feldb. 110; nummer (11) Chr. Reuter Schelmuffsky 103 ndr.; donnerschläge Lohenstein Arm. 2, 377ᵃ; tage Blancard 2, 184; wie ungerade sp. 797, engl. odd 'überschieszend' nl. wb. 10, 1612, 4, mnl. wb. 5, 585, 2, nombre hétérogène; mensur Agricola mus. choralis (1533) A 4ᵃ; spatium Ryff anatomi A 2ᵇ; breite Münster cosm. 20; zeychen Stifel coss 73ᵃ; nenner Riese rechenb. (1581) 22ᵃ; hauffen Fronsperger kriegsb. 1, J 1ᵃ; maasz und gewicht J. Böhme 2, 110; abmeszung Ramler einl. 1, 159; gröszen Nicolai litbr. 17, 84; schwebung Schubart ästhet. 279; gleichungen (des jahres) Rückert 2, 572; ungleiche (u. lange) jar Luther 15, 322, 3 W.; versz (elegiaci) Frisius 885ᵃ; noten Orsaeus (1623) 206; contrapuncte Mattheson capellm. 247; zwei ungleiche (verschieden hohe) berggruppen Chamisso 2, 294. die theil des jahres sind u. Luther-Aurifaber tischr. 500; ungleich theil macht scheele augen Binder 194; unlike delinge mnd. wb. 5, 46ᵇ; immer abstracter werdend: vertheilung disc. der mahlern 2, 31; recht Thom. v. Absberg 8; gewalt Mommsen staatsr. 1, 56; lohn Lexer 2, 1841; werth M. J. Schmidt gesch. d. Deutschen 3, 48 (von dem ungleichsten werthe Gervinus g. d. d. dicht. 1, 453); besitz Riehl d. d. arbeit 33; wechssel Fortunatus (1509) 109 ndr.; tausch Schiller 2, 201; genusz Stolberg 6, 274 (vgl. ungetheilt sp. 894); loos Brentano 1, 156. ungleiche zeit macht ungleiche leut Graf-Dietherr 13, 171; Sachs 6, 9, 11 K.; perioden Möser 1, 147; weil ir lauff mehr scheinet ungleicher zu sein dann der planeten H. Röslein hist. discours (1609) F 4ᵃ; pulsz th. 7, 2212; heterorhythmisch; triller; tritte Spreng Äneis 39ᵇ; (vergeistigt von erfolg, wirkung, folgerichtigkeit Herder 16, 231; Göthe 16, 273, 372 W.; von innerer bewegung Chamisso 4, 278); unter ihren ungleichen, bald kurzen, bald langen küssen G. Keller 6, 113.
c)
von paarbegriffen: zwen ungleiche todtensarckträger Garg. 101 ndr.; ein ungleich paar ochsen s. paar th. 7, 1389; mnd. wb. 5, 46; Heyden Plin. 236; der wagen wird nicht wol geführt, dem ungleich ochsen angeschirrt Lehman 1, 125; Wander 4, 1437; Aurbacher 200; dasz neue species aus den blendlingen ungleicher vertreter der gattungen hervorgehen könnten Peschel völkerk. 7; vgl. heterotypisch; augen Duez (1652) 175, hände, ohren, handschuh u. s. w.; reimzeilen J. Grimm kl. schr. 3, 32; das ungleiche paar der Brandjochspitzen H. v. Barth kalkalpen 286; pulmonaria officinalis die ungleichen schwestern Pritzel - Jessen 319. (ins geistige gewendet ein ungleiches paar J. G. Neukirch anfangsgr. 753; Göthe 2, 130 W.; 51, 155, 24 W. mehrdeutig.)
II.
die übertragung (Götze zs. f. d. wortf. 3, 142) folgt auf weiten strecken der analogie von uneben, ungerade, ungerecht, krumm, schief, iniquus, inaequalis; der schlusz vom äuszern aufs innere und bildlicher gebrauch sind am wichtigsten geworden; z. b. das glück ist simpel und u. Fr. Wilhelm reg. A II β; th. 10, 1, 1220; ungleich weg suechen Lori bergr. 26 (1423); pol. maulaffe 13; probierer hende sind u. Petri R r 1ᵃ; Parac. 1, 709 C: jesuiter rahtsstube 89; R. gegenüber in eine ungleiche stellung gerathen Bismarck gedanken 2, 253; Gesner-Herold-Forer 1; ein guter baum bringt ungleiche ... äpffel Lehman 1, 69; new müntz ist der alten gar u. 1, 192 (ungleichheit städtechr. 32, 495, 20); dasz ich ihm mit so ungleicher müntze diene Lichtenberg br. 1, 28; ahd. ungilîh für decolor 'entartet' Graff 2, 113.
III.
unsinnlich, bes. aufs geistig-sittliche übertragen.
1)
wie bei I 1 im weiteren sinne, auch 'unvergleichbar (beispiellos mnl. wb. 5, 590, 8; dēs is ta' wöld úglaich! unerhört Frommann mundarten 5, 504, 506; aber das ist doch auf der welt u., was heutzutage alles zusammengelogen wird! Rosegger 14, 207; altengl. ungelîc incredible), unähnlich, verschieden, anders' einschlieszend: disz ist gar ain ungleiche straff gegen der ersten Keisersberg predigen 20ᵇ; mit syntaktischer verschiebung, wie sie auch bei gleich häufig ist, betb. (1518) 2ᵇ; nach 3 b weisend,
ich will die ganss ytzund vergleichen:
der paradyssvogel muss weichen
und ihr lassen das königreich.
er ist ihr nicht allein ungleich,
sondern auch vorzusetzen nicht
Spangenberg gansskönig 23, 464;
wie u. war sein gegenwärtiger zustand mit jenen augenblicken, als er ... Göthe 23, 161, 21 W.; Windelband gleichheit u. identität 10; so gegenüber, angesichts u. dgl.; das ungleiche verhältnisz Schiller 11, 138; wie unähnlich (vgl. verisimilis; mhd. wb. 1, 972ᵃ): die historien ... weliche ... scheint einer lügen nit fast ungleych Luther 10, 3, 352, 24 W.; der anfang meiner rede war einer schmeichelei nicht ganz u. A. G. Meiszner Alcib. 1, 174; schwenck ... so der warheit u. Frey gartenges. 6, 16 B.; Amadis 1, 280 K.;
welch eine tochter, weib, gebarest du?
ungleicher dir, als ros'ger maienmorgen
der stürm'gen winternacht!
Fouqué held des nordens 3, 52.
der vergleichspunkt wird durch präpos. bestimmung oder adv. hinzugefügt: alle instrument der gantzen musica die synd in dem nit fast onglych (machen darin so gut wie keinen unterschied), was melodey durch die noten beschriben wirt Virdung mus. 31; Prätorius anthrop. plut. 2, 7; u. an (wie mhd.) Mangold marckschiff D; von Göthe 25, 163, 21 W.; dem charakter nach Ritter erdk. 1, 288; aussen sind officia u. Luther 34, 2, 104, 16 W. u. dgl.; mit und verbundene begriffe: owe liden und liden, wie bist du so gar unglich Suso d. schr. 92, 9 B.; Luther 7, 10 W.; ungleicher noch ist der diesseitige und jenseitige artenreichtum bei den thieren Peschel völkerk. 441; plurale ohne und: unsere beiden nachbarburgen sind baulich wenig ungleichen charakters Scheffel 3, 235; am häufigsten mit dativ der person oder sache (in ä. spr. oft mit starker verkürzung): was ist das gesagt, der du bist ym hymel? das ist eym yrdischen vater ungleich, sondern er ist eyn hymelischer vater 2 ält. katechism. 38 ndr.; der böse geist ist so vil got ungleicher, so vil er got gleicher sein wil Franck sprüchw. (1541) 1, 123ᵇ; u. dem barmherzigen Samariter ging er ... Campe; ohne nähere bestimmungen: Christus u. die minnende seele 303; Martina 328, 130ᵃ, 3;
wie ungleich sein der menschen sinn,
einer denkt her, der ander hin
A. Lobwasser calumnia F 8;
Lehman 1, 187; 1, 890; es sind aber mancherley und ungleiche (varii) weise der beschwerung Nigrinus v. zäub. 57; ungleicher kopf, ungleicher sinn Stieler; zwey ungleiche ding kan keiner zugleich thun Kern sprichw. 68; diese nachricht that eine ungleiche wirkung. C. war darüber erfreut und M. ward von neuem niedergeschlagen Gellert 4, 235. im ungleichsten, fast nie getroffenen ton Herder 1, 217; mit versetzung der bestimmungen ackermann a. B. 34, 22 B.; die ehe zugelassen ist mit ungleichen glaubenspersonen Schupp schr. (1663) 23; vgl. 2. neuere wissenschaftliche auffassung lehnt bei ungleichartig den vergleich ab: die bestandtheile des gegebenen sind vermöge ihrer verschiedenen herkunft ungleichartig d. h. unvergleichbar Dilthey einleitung 1, 501; ebenso bei ungleichheit Mommsen reden 187.
2)
I 2 entsprechend im engeren sinne; nicht homolog, nicht identisch, heterogen, ungleichartig, -geartet, ungleichwirksam, - bedeutend u. s. w.: Notker 1, 367, 25 P.; ungleiche natura etherogena K. v. Heinrichau 397ᵃ G.; die ungleichen kinder Eve Sachs 1, 53, 1; 9, 354, 1 K.; im krieg werden viel gleiches todts umbkommen, die doch ungleich nativiteten hatten Fischart pract. 11 ndr. (1876); ihre (der zeichen der malerei und der poesie) natur ist also sich völlig u., und das tertium comparationis schwindet Herder 3, 135; hieraus ergeben sich ... verschiedene grade der verwandtschaft, womit man immer die ungleiche fähigkeit oder das ungleiche streben ihrer theile bezeichnet, sich mit einander zu verbinden J. Liebig chem. br. 36 (vgl. I 2 b).
3)
insbesondere
a)
ungleichmäszig, wechselnd, wechselvoll; unausgeglichen; ohne folgerichtigkeit im handeln, betragen (franz. inégal; vgl. mittelengl. unliklinesse), launisch, wankelmütig u. dgl.; in der n. spr. oft eulogisch: nun ist das iar lang und der tag vil und die stunden ungleich Fortunatus (1508) 134 ndr.; mit ungleychem gelück Maaler 464ᵃ; wortspielend Prätorius glückstopf 42; fortgang der menschen Bodmer wunderb. 7 (vgl. I 2 b); rede horrida, hiulca, orationis asperitas Stieler (also auch übertragung von A I 2 a); redart Kramer (1702) 2, 289ᶜ; schreibart Zimmermann nationalstolz 163; ein ... so unvollkommenes, ungleiches ... jedermannswerck Schwabe bel. 1, 72; Nicolai litbr. 4, 219; u. werden (von der fabel) J. Grimm Reinh. Fuchs xv; gebrauch Heräus 22; die stimme ist sich u. Campe; ist ungleich Mozart bei O. Jahn 1, 625; die justiz ist langsam, zuweilen u., willkürlich Ranke 40/41, 137; im selbs ungleich seyn a se ipso deficere Frisius 376ᵃ; nl. wb. 10, 1611, 1615; so kann ein miszlauniger augenblick den menschen manchmal sich selbst u. machen G. Hiller ged. u. selbstbiogr. 36 (vgl. Schubart ästhet. 107 und unten d); von gemüthszuständen und - eigenschaften schon in der a. spr. Lexer 2, 1841; mnl. wb. 5, 592, 594; von unstäten ungleichen sinnen werden land und leüt unruͦwig Eberlin v. Günzburg 1, 47 ndr.; denn so u., so unstät hast du nichts gesehen als dieses herz Göthe 10, 10, 9 W.;
der mensch ist ungleich, ungleich sind die stunden
Faust 5372;
bei ihren ungleichen leidenschaftlichen launen 22, 249, 8 W.; Nicolai S. Nothanker 1, 173; erziehung Bräker 1, 271; das aufgeregte, lärmende, ungleiche, nervöse wesen macht den gegensatz zur groszen leidenschaft Nietzsche 4, 316; ganz anders freilich war sie gegen O. — mit allen menschen immer dieselbe, gegen ihn u., sehr u. Ebner-Eschenbach 4, 188; 'unebenmäszig' Unger-Khull 610ᵇ. der knecht wurde jetzt u. (unruhig, betreten) Rosegger sonnenschein (1902) 154; Alpen 24; vgl. unglichlig zornig Staub-Tobler 2, 603; i. a. nicht schriftsprachlich.
b)
nicht gleichstehend, -kommend an rang, gewicht, kraft, wirkung, güte, verdienst u. s. f., wobei ein theil über- oder unterlegen ist. vgl. I 2 c. s. auch übergleich. mnl. wb. 5, 589, 4. mnd. wb. 5, 46ᵇ. inferior ungleicher Alberus o iiᵃ: myr als sant Peters nachkommen, wie wol seynen verdiensten ungleych Luther 18, 259, 6 W.; Christus ist hie schwach und ein ungleicher Chr. gegen dem Christo, der kurtz zuvor todten auffweckte 28, 290, 13 W.; die ungleichen stende und empter 34, 1, 578, 1 W.; zeug 34, 2, 388, 29 W.; Ayrer proc. 340; mit verkürzung Weckherlin 1, 436, 10; sonst sey er seiner aufferstehung und geburt halben gott nicht weit ungleich Ayrer proc. 210; heer Stumpf chr. 185ᵃ; ungleiche geselschaften (die nicht seinesgleichen, oder böse; s. e) und faule misziggänger meiden Butschky kanzelley 238; wie vom stand (s. Luther oben; Arigo 613, 15; Hertzog chron. Alsatiae 2, 150; G. Braun beschr. u. contrafactur 5, vorr. A 3ᵃ; Opitz poem. 142 ndr. u. allgemein), so von der verbindung: das ist eyn ungleych ehe Luther 10, 3, 417, 23 W.; Mommsen r. gesch. 1, 78; mischung Gervinus gesch. d. d. dicht. 5, 51; vgl.c; wie in ä. spr. von kämpfern, kampf und streit: zween ungleiche federfechter C. Weise erznarren 13 ndr.; rivalen Mommsen r. gesch. 2, 161; ein ungleichen kampff besteen Eppendorff Plin. 48; der kampf ist u. Heine 2, 323 (Campe versteht auch 'wo die kämpfenden theile nicht aus gleicher zahl bestehen', also I 2 b). mit ungleichen waffen Meisl quodlibet 2, 178; die ungleiche jagd Holtei erz. schr. 18, 198. allgemein: wer nach reichtum trachtet, der strebt seines gleichen u. zu werden; ... ist denn F. ... euch andern u. geworden? G. Keller 6, 286. von sachen heute veraltet: Brockes ird. vergnügen 4, 274; anerwogen dieser baum der kiefer bey weitem in der nutzung u. ist haush.-lexikon (1751) 3, 647. vgl. C 4.
c)
uneinig, uneins, disharmonierend; unlik werden mnd. wb. 5, 46ᵇ; mnl. 5, 589, 5 (verhaszt); Staub-Tobler 2, 598, 3 (vgl. C 5); sie sind u. mit einander Schmidt westerw. 283: was sollts denn werden, wo wir uneins und u. unternander sein wolten! Luther 26, 201 W.;
wo die sechs fürsten all
würden ungleich sein in der wal
J. Ayrer 636, 6 Keller;
die scribenten sein da u. C. Dietz annales (1621) 262; viel streits und ungleiche deutungen Gueintz rechtschreibung (1666) xiijᵇ. zu sinnlicher vorstellung zurückstrebend: miszlautend, u. lautend, miszhellig Hulsius (1618) 2, 129ᵇ. schriftsprachlich veraltet oder verblaszt wie bei Göthe: die ungleichen hausgenossen.
d)
nicht zusammenpassend, unpassend, widersprechend, widerspruchsvoll, unbegründet, unwahrscheinlich (Söderwall 2, 158ᵇ, 6), absurdus (Wachter 1745, 5); mnl. wb. 5, 589, 5: das die wort und schrift den andern episteln u. sein erste d. bibel 2, 40; A. v. Eyb sp. d. sitten (1511) aᵃ 5ᵃ; diss ist den dingen gar ungeleich, wann W. ... in überlebte Füetrer bayer. chr. 139; Fries Würzb. chr. 131, vgl. B 1; des bapsts reich ist u. mit Cristi standt und reich Luther 10, 3, 374, 18 W.; vgl. c; das ungelych ist obgemeltem rat Eberlin v. Günzburg 1, 40 ndr.; das ist gar ein ungleichs exempel harzuͦ Murner adel 41 ndr.; Österreichers ... überflüssig und seinen worten ungleiche protestation städtechr. 32, 299, 10; es ist disz sehr löblich und dem Carthaginensischen gesetze nicht u. Lohenstein Arm. 1, 100ᵇ; das seine schrifften von seinen eigenen jüngern in ungleichen und widersinnigen verstand gezogen werden C. Ulenberg erh. ursachen (1589) 329; die rahtschläg und meinungen sind biszweilen u., widerwertig und dermassen beschaffen, das man die wahrheit darausz nicht vernemmen kan Sattler phras. (1631) 379; in eiteler ungleicher furcht lebend Butschky kanzelley 751 (vgl.g); das augenscheinliche ungleiche verhältnisz der hoheit dieser maschine oder rede zu einer geringen gelegenheit Dusch vorr. 4ᵇ. in ungleicherm frembdem alter (alieniore aetate) Boltz Ter. 87ᵃ; mnl. wb. 5, 590, 7; undeutlich: das werk einer für uns sehr ungleichen fremden nation Thibaut civ. abh. 414; fast monstrosus: ungleiche geburten und monstra Ruoff hebammenbuch 114; schwächer ungleiche (disparate) ding vergleichen Dentzler 327ᵃ; Droste - Hülshoff an L. Schücking 245. sonst veraltet.
e)
'uneben', übel, schlimm, böse: kurtze und schlechte wort, und ob sie schon nicht ausz der kunst, sondern vom pflug herkommen, so sind sie doch so u. nicht Moscherosch insomnis cura 6 neudr.; alles zum besten kehren, auch wo etwas u. und ungrad ist E. M. Arndt 1, 267. nach g übergreifend: denen alle ungleiche gedanken benommen würden Simpl. 2, 3; 1, 120, 33 Keller; umb eines ungleichen worts willen Moscherosch ges. 2, 61; Amaranthes frauenz. 950; ungleiche reden sinistri sermones Serz idiotismen 163ᵃ. veraltet. vgl. C 7.
f)
ungehörig, ungebührlich, unerlaubt (bisweilen an g grenzend), ungesittet, unfreundlich; impolitus, unehrbar mnl. wb. 5, 589, 6; etwa 'rauhbeinig' städtechron. 16, 369, 18; anomalus ungelik, unhovesch Diefenbach n. gl. 25ᵃ (icht ungleiches oder unhubsches ackermann a. B. 19, 13); Schmeller 1, 1422; Schöpf 383; Unger-Khull 610ᵇ, 2: fürwar, das werent ungleiche (var. gar unmügliche, die bed. 'seltsam, sonderbar, merkwürdig' spielt hinein, s. d) ding, der man nit gebuͤsen moͤchte Tristrant prosa 106, 25; Frankfurter zunfturk. 1, 163; mnl. wb. 5, 589, 6 b (ongelijk, onmoghelike), 590 (ongevoecklijc); so bald dieser solche erhöhung vernahm, gab er sein miszfallen mit vielen ungleichen bezeugungen an den tag Lohenstein Arm. 1, 111ᵇ; dasz solche redezeichen (gebärdensprache) zu ungleicher liebesreitzung gemiszbrauchet werden Butschky Pathm. 35; alle ungleiche vorgänge der welt einführung 3ᵇ. für die schriftspr. i. a. veraltet (Göthe IV 13, 143, 9 mehrdeutig; s. III 3 a).
g)
in rechts- und geschäftssprache und von da in die gemeinspr. dringend, im 17. jh. am stärksten entwickelt, im 19. jh. als adj. veraltet, 'unrecht, unbillig, parteiisch, unredlich, abfällig, abgünstig, ohne grund nachtheilig, unbegründet (vgl.d)'; mhd. Staub-Tobler 2, 598, 2; mnd. wb. 5, 46ᵇ; mnl. wb. 5, 590, 6 c, dazu verongeliken; altschwed. Söderwall 2, 158ᵇ, 5: was ist böser wann ain ungelycher, falscher richter? Steinhöwel ber. fr. 202, 32 Drescher;
ach gott, mein herr von himmelreich,
wie bist du neur so ungeleich,
die menschen zu beschirmen hie!
Teuerdank 67, 45 G.;
die widerwärtigen vorstellungen ungleicher personen P. Fleming 1, 79; Münster wird nie einige gelegenheit versäumen, diesen so ungleichen, unangenehmen nachbarn zu schaden Leibnitz d. schr. 1, 247; er ist gar ein ungleicher ausleger Stieler. soll das also sein, so were es gar u., dann das recht sol sein dem armen als dem reichen Zobel lehenr. 117ᵇ; durch u. furhallten städtechr. 22, 441, 4; gewalt Luther sp. 769 I 1 c; zusag Sachs 11, 284, 28 K.; in unehren oder ungleichem zeuge Mathesius Sar. 37ᵇ; mit ungleichem boͤssem lon vergolten Wickram 2, 79, 7; Antorff wurd ungleiche käuff treiben Fischart praktik 26 ndr. (vgl. gleicher kauf Luther bei Dietz wb. 2, 134ᵇ; 132ᵇ); ungleichen verstand, deutung und auslegung städtechron. 32, 271, 35; der richter soll keine ungleiche meinungen haben und weder ausz lieb noch ausz feindschafft urtheilen Albertinus hirnschl. 247; handlung E. v. Meteren Niderl. krieg 9ᵇ; bericht städtechron. 32, 293, 10; Hennenberger landtafel 4; Harsdörffer secr. 1, 2ᵃ; Butschky Pathm. 497; dasz ich nicht will hoffen, du werdest deinen vater ... mit ungleichem bericht hintergehen Menantes art zu schreiben (1718) 593; informationes acta publ. 1, 258; censuren Chemnitz 1, 1 vorr.; verdacht Harsdörffer secr. 2, 66; Butschky kanzelley 63, 65; Leibniz d. schr. 2, 92; nachrede Butschky Pathm. 592; Leipz. avant. 1, 257; urtheile Chemnitz 4, 1, 43ᵃ; Liscow vorr. 4; Heilmann Thuc. 194; wegen meiner ungleichen meinung eures unterlassenen schreibens Menantes (1718) 431; gedanken Chemnitz 3, 1, 29ᵃ; Schwabe bel. 1, 443; Heilmann 567; 'dem rechte der billigkeit, und in weiterem verstande der allgemeinen menschenliebe nicht gemäsz, wo es oft als ein glimpflicher ausdruck für ungerecht, unbillig, hart, unfreundlich, nachtheilig gebraucht wird'; sich ungleichen urtheilen aussetzen Adelung, Valentini (1836) (vgl.e, f); von Heynatz antibarb. 2, 523 abgelehnt ('u. für nachtheilig kömmt bei recht guten schriftstellern eben nicht vor'; ungleiche gerüchte von einem verbreiten); in B und C länger fortlebend; beim adj. strebt die spr. wieder zu sinnlicher anschauung zurück: wenn ich nicht gewisz glaubte, dasz ... einmal an einem andern orte gleich gemacht wird, was hier u. bleibt Iffland 2, 116.
B.
das adverb. veraltete formen: ungleichen: weichen A. Lobwasser cal. c iiiund ungleichlich (s. d.). 1) A I 1 entsprechend, aber gern abstract geworden (A III 1): er sach keiser Heinrich seligen nit unglich Tschudi chr. 1, 65; wegen des ohngleich sehens Borstel lieb Astreae u. Cal. (1619) 1, 266; Schoch studentenl. D 8ᵃ; Bellin rechtschr. 18; Göchhausen notab. 63; ein zusammenleben ... mochte den späteren italischen ... politien u. genug sehen Mommsen r. gesch. 1, 25; das dem verdienst nit unglych sicht (vgl. A iii 3 d) Zwingli d. schr. 1, 276; das (schandbuch) .. sach im (Faber) zwar nit unglich J. v. Watt 3, 399; und sach im ouch dieser ursach nit ungleich, dasz ... 2, 349 (dazu stimmte, dasz); s. gleich sehen; ähnlich: es scheinet ihm auch nicht fast u. seyn, dasz ... Fries Würzb. chron. 131; vgl. A III 3 d. 2) wie A I 2 a: das die löcher u. und zu weyt gefelt haben geystlich strasz (1521) H 4ᵃ; die haar sind u. abgeschnitten nomenclator Hamb. (1634) 336; ein pferd so u. galoppirt Kramer (1702) 2, 201ᶜ; spielen, trillern u. s. w. der weg führte sehr u. auf und ab Ritter erdk. 1, 618. u. teilen Marner 14, 147 Str.; Göthe Tasso 1919; beisteuern Fontane I 1, 413; zeitigen Hohberg georg. 1, 133. 3) A I 2 c entsprechend: u. ziehen (von ochsen) Sachs 9, 136, 8 K.; übertragen von eheleuten Lehman 1, 405. vgl. Ernst hist. bilderhausz (1691) 422. Chr. Weise ungleich und gleich gepaarte liebes-alliance Görlitz 1708. 4) A III 1/2 entsprechend: u. auf verschiedene weise Tauler 29, 28 V.; mit unterschied Steinhöwel ber. fr. 16 D; er that dem u. sich zu weren, sonder von groszer liebe lachet er sie an (wehrte sich nicht im mindesten) Aymon (1535) n IIᵃ; Gudrun 29, 4; hist. volksl. 1, 116, 12 Lil.; so doch das heilig pater noster unglych von Mattheo und Luca gelert, gebettet und geschriben ist worden Eberlin v. Günzburg 1, 42 ndr.; vgl. ungleicher art in andrer weise Opitz poemata 120 ndr.; dasz wir über ... unvereinbarlich u. denken Lavater verm. schr. 2, 2; selten sie wissen, wie u. ich mit dem schriftsteller Herder denke (anders als er) Sturz 2, 332; fremde und einheimische wurden ... bald gleich, bald u. gestellt Raumer Hohenst. 5, 391; das zeugnisz dürfen wir uns geben, dasz — ungleich den meisten anderen deutschen staaten — in Bayern nie ein verfassungsbruch eingetreten ist Döllinger ak. vorträge 1, 52; vereinzelt auf gleiche weise wird ungleich sonst (im gegensatz zu sonst) das psalterium der musen dem jährlichen kalender angehangen J. Paul vorsch. 3, 9. 5) wie A III 3 a: auff der buͦlschafft aber gehets ongleich zuͦ Sleidan red. 60 B.; an I 2 grenzend: die adern u. schlagen Eppendorff Plin. 7, 31; Stranitzky ollap. 193, 15 ndr.; Schiller 1, 160; das schiff wardt hin und wider u. getriben legend d. h. Francisci (1512) Q 3ᵇ; so u. gehen die posten hierher Göthe IV 10, 283 W.; ungleicher als über die ... namen, wird vermutlich das urtheil über diejenigen ausfallen, welchen ... W. v. Humboldt 4, 60; u. beritten Chemnitz 2, 161; u. fest A. v. Haller ged. 129 (Schönaich neol. wb. 252, 30 K.); u. begabt Herder 22, 239; u. ausgeführt O. Jahn Mozart 4, 334; veraltet sich u. bewegen lassen Butschky kanzelley 720, 728 (zu ärger, verstimmung, ungehaltenheit, zorn; s. bewegen th. 1, 1763, 3; 1772, 2 e); nie mürrisch oder u. von ihr empfangen Schiller 3, 546; als der alte Sandler jetzt seinen sohn daherkommen sah, ... wurde ihm etwas u. zu muthe Rosegger 1, 150. 6) wie A III 3 b: der ficht gar u. Lehman 1, 503; u. heirathen Zinzendorf bedencken (1734) 44. 7) A III 3 c entsprechend: ungelic volen controversari zs. f. d. wortf. 15, 302ᵃ; u. gesinnet Luther 28, 591, 25 W.; Carbach Liv. 58ᵃ; heute nach A III 1 verstanden. 8) wie A III 3 d: dargegen ime dann belonung seinen verdiensten unwirdig und u. beschehen G. Alt b. der cronicken (1493) 270ᵇ; der warheit ungelich leben betb. (1518) 194ᵇ; M. Sattler trostbrief 38; derowegen habe ich die vers etwas u. und unordentlich darzu (zur melodie) neigen und biegen müssen Spee tugendb. 173; veraltet. 9) wie A III 3 e: unglich underwist (falsch oder ungehörig, vgl. f) Küchlin städtechr. 4, 343; wenn einer unglich oder übel antwurt Ter. (1499) 120ᵇ; Zinkgref-Weidner 3, 54; Zwingli d. schr. 1, 214; ungleich lautend, miszhellig (vgl. 7) Hulsius (1618) 2, 129ᵇ;
hilff gott, wie gehts so ungleich zu
in dieser welt auff erden
Ringwaldt handbüchlin B 3ᵃ;
Stieler 667; quae nostra, est temporum iniquitas Dentzler 326ᵇ; Wackernagel kirchenl. 3, 121; durch diese zuschrifft mein vornehmen nicht u. erkant wird Kormart Polyeuctus (1669) A 5ᵃ; u. berichtet seyn être mal informé Schwan (1783) 2, 846ᵇ; veraltet. 10) wie A III 3 f: sich etwas u. stellen Fischart ehzb. 128, 7 H.; Moscherosch ges. (1650) 196; veraltet. 11) A III 3 g entsprechend: u. richten Brant narrensch. 5, 25 Z., wie mhd.; ach gott, wie ungleich und unpartheylich verfährest du nicht mit uns armen menschen Abr. a St. Clara etwas f. alle 2, 202; Seume ged. 273; ungelîch tuon Hiob 1013 Karsten; vergib dem, der dir unbillichen, ungelych oder unrecht thuͦt Keisersberg pater noster 26; es gieng ungeleich tzu, das die fraw neunhundert cron solt haben und sy nit mer als ainhundert cronen Fortunatus (1508) 100 ndr.; Mangold marckschiff C iiij, Fischer-Tümpel 2, 18; Riem Tob. Rosemond (1796) 1, 4; städtechron. 16, 104, 72; ir solt nicht u. handeln, am gericht, mit der ellen 3. Mos. 19, 35; nachgeben gar ungleichen Lobwasser calumnia c iiiᵇ (vgl. mit ungleich C 9); u. unter augen treten Eyering 2, 495; tractiren Chemnitz 2, 31; nachreden Zinkgref (1628) 58; ausdeuten Chemnitz 2, 185; scherzen Butschky kanzelley 321; berichten Arnold ketzerhist. 2ᵃ; Menantes (1718) 343; etwas u. aufnehmen Stieler, prendre qch. en mauvaise part Schwan; er fürchtete, ich möchte über sein verhältnisz zu ihr u. denken Göthe 19, 23, 3 W.; 8, 228, 26 (spätere ausg. unwürdig) W.; nicht u. auslegen IV 16, 275, 23 W.; Schiller 12, 349; Iffland 11, 27; Ranke 2, 13; es würde mir weh thun, wenn sie u. von mir dächten P. Heyse 4, 283; in n. spr. meist mit volksmäszig-vertraulichem beiklang, schriftsprachlich nicht voll anerkannt (Heynatz antibarb. 2, 523). 12) für die erklärung des schon mhd., mnd., mnl. ausgebildeten, bis heute ganz allgemeinen adv. u. beim comparativ kommt verkürzung zweier vorstellungen (ungleich stärker = ungleich und stärker) und ungleich A III 1 (beispiellos, unerhört, incomparabiliter, mnl. ongelikelike wb. 5, 594, franz. incomparablement) in betracht: ungeliche me Tauler 52, 15, 32 V.; noͤter 398, 14 V. (auch ungeliches me 52, 17, besser 433, 5 V.; ein ungleiche zahl mehr an sprichwörtern Eyering 1, 7ᵃ); in einem u. andern zustand der seligkeit Bodmer crit. poet. schr. 1, 37; u. gewagter Fr. Schlegel Athen. 1, 2, 102; u. mehrere (handschriften) Ranke 37, vii; dem u. besseren Holtei 40 jahre 1, 24. daraus ergab sich, auch ohne comparativ, die steigernde bedeutung 'bei weitem': dasz das schulwesen ... in den gegenden des rechten Weserufers hinter den oldenburgischen marschen noch u. zurücksteht, ist keine frage Allmers marschenb. 1/2, 181. 13) ungleich wol = gleichwol A. Bohse Amor am hofe 1, 179 wie ungleichsam = gleichsam. s.un IV C.
C.
substantiviert. 1) A I entsprechend: zwei ungleiche machen ein gerades Binder 199; Staub-Tobler 2, 598; Treuer Däd. 1, 410; zwei ungleiche, ein iungs und ein alts Keisersberg evangelib. (1515) 167ᶜ; Tappius (1545) H 2 β; denn das ungleiche musz sich paaren, wenn es etwas werden soll Mommsen reden 245; ungleich schickt sich nicht zusammen Aler 2, 2090ᵇ. Gerhard v. Minden 30, 16 L.; schichtspiel (städtechr. 16, 101) 2 (Hänselmann s. 94, 622ᵇ). 2) III 1/2 entsprechend: ungelich (ungleichheit) der site heil. regel 51, 26 Priebsch; glich und unglich Tauler pred. 114, 15 V.; in dem sp. 26, 3 erläuterten sinne 116, 16, 26 V.; vgl. schwed. taga likt och olikt, westfries. op lyk of ongelyk Dijkstra 2, 290ᵇ; dissimilitudines ungleichs Franck sprüchw. (1541) 1, 18ᵇ; G. Keller 5, 282; 2, 162; 1, 403; so mus der ungleicher gegen got dem geleichern dienen Zobel weichb. u. lehenrecht 5ᵇ; wir sehen ... immer nur gleiches aus gleichem, niemals ungleiches aus ungleichem entstehen D. Fr. Strausz 6, 117. 3) wie A III 3 a: so hatte sie immer etwas heftiges und ungleiches Göthe 27, 286 W.; das disharmonische, ungleiche, schwankende im charakter der meisten menschen Schopenhauer 2, 619; das ungleiche der behandlung Gervinus gesch. d. d. dicht. 5, 33. 4) wie A III 3 b: in bewohnung bey seines gleichen oder ungleichen Xylander Polyb. vorr. 4ᵃ; jene berühren alle ihres gleichen und ihres ungleichen J. Paul vorschule 3, 154; dasz sie (die groszen) so leicht ihres ungleichen zu verblenden glauben dämmerungen 142; unüblich. unwilligernst sieht Jupiter drein .., wenn ein nichtswürdiger den edlen oder der ungleiche den ungleichen (der überlegene den schwächern) angreift Herder 15, 427; ungleich weicht dem streich Binder 199; Staub-Tobler 2, 598; op kosten van ongelijk nl. wb. 10, 1613 (s. auf ungerechte kosten, was auch weist. 3, 51, mnd. wb. 5, 47, 3 gemeint ist); vgl. A III 3 g. wir bieten ungleiches (wertvolleres) Moltke ges. schr. 7, 19. 5) die bed. A III 3 c hat im schweizerischen eine reiche entwicklung erfahren, wobei z. th. in anlehnung an andre wörter formen wie unglicht, unglit, unglet, ungligk, unglix, umlix, umblix, unig mit plur. unglichter, uglitter (1409), unglider sich ergaben. 'zwist, uneinigkeit, händel, umtriebe, hindernisse, unfälle, unannehmlichkeiten (vgl. A III 3 e, f), verdrusz (vgl. III 3 a)', u. mache lustig machen Staub-Tobler 2, 598, 3 mit erläuterungen 590. auch in der verbindung der glich und der unglich (ebda 598; der eben und der uneben 1, 44) liegt gegensätzliches. 6) A III 3 d entsprechend: so findst du gar ein unglychs Zwingli d. schr. 1, 220; nicht ungleichs Spreng Äneis 11ᵃ; verwischt ins unordentliche und ungleiche gerathen Scheibe crit. mus. 608. 7) wie A III 3 e (oft nach f, g übergreifend): durchaus ein frommer mann, der nicht ein kind erzürnete oder jemand was ungleiches thete Faber thes. (1587) 503ᵃ; Albertinus zeitk. 145; was ungleiches (unangenehmes) leiden Moscherosch ges. 2, 876; was ungleiches (übles) von einem hören 2, 461; A. U. v. Braunschweig Oct. 1, 101; er werde solches auszenbleiben nicht in ungleichem (s. B. 11) vermercken Ch. Weise pol. redner 701; Butschky Pathm. 238; zum euphemismus wohl geeignet: wäre dem vater oder dem Holdefast etwas ungleiches begegnet, da hätten wir schon boten Fouqué bilders. 2, 423. wie weit der begriff ist, lehrt Tauler pred. 115, 25 ff. (das ungeliche unglück, leiden, widerwärtigkeit, versuchung, anfechtung u. dgl., dazu wortspiele 117, 6 ff.), ir ungelich iniquitatem Hiob 4205 Karsten. mnl. ongelijcheit wb. 5, 592, 4. 2 (sittliche gebrechen), ongelijc 591, 4 (schade, nachtheil, niederlage, unglück); vgl. 8, 9. 8) A III 3 f entsprechend: was ist nun ungleichers und unbillichers zuͦ erdencken städtechron. 32, 143, 3; wann nun ainer ... hierwider was ungleichs fürnimbt tirol. weist. 2, 70, 33; Schmeller 1, 1422; Schöpf 383. veraltet. 9) wie A III 3 g: rechtlich nachtheiliges passionssp. 287, 239 Wackernell (364, 482 nachtheiliges, übles); Prantl gesch. der L. M. universität 2, 145; polit. corr. der st. Straszburg 2, 316; Wilw. v. Schaumburg 166; Rätel schles. chr. 80; zeugen des ungleichen, so ihm widerfahren Zinkgref-Weidner 3, 31; beleidigungen Butschky Pathm. 899 u. dgl.; mit u. (zu unrecht) empfangen Eschenloer gesch. d. st. Breslau 2, 268; auglik unrecht Eupen 10ᵃ; einen eines dings keines ungleichen verdenken Schmeller 1, 1423; zu unglychem zugan (bei der urte) Staub-Tobler 2, 598; groet onghelijck doen privatbr. 1, 12 St.; Marquart vom Stein spiegel der tugent (1498) h 4ᵇ; ipse sibi iniurius esse videtur er thut ihm selben ungleich, ist wider sich selben Apherdiani meth. (1601) 97; onggleich, m., unrecht, falsche beurteilung, engem o. dunn jemanden falsch beurteilen lux. 316ᵃ; ongleich dun schaden, unrecht thun Gangler 317; u. haben A. Ortelius schawplatz (1572) 7ᵃ; grosz u. haben Fischart binenk. 186ᵃ; A. U. v. Braunschweig Oct. 1, 196; unglick hebben, gäven Stürenburg 298ᵇ; stinkend ongelijk hebben De Bo 957ᵃ. die ältere starke bed. (Schwarzenberg Cic. 152; Brandis ehrenkräntzel 44, 164) schwächt sich ab (flugschriften 1, 92 Clemen; Butschky kanzelley 705); 'unbilliges, bedenkliches, was nicht in der ordnung' u. dgl.: aequum postulat er begert nichts ungleiches Alberus O IIᵃ; seiner ihm etwas ungleiches zumuthenden freunde Lohenstein Arm. 2, 138ᵇ; 26ᵇ; Serz idiotismen 163ᵃ; obers. 2, 599ᵃ; denk' nix ungleichs von mir Anzengruber 6, 64 (vgl. A III 3 f). schriftsprachlich veraltet.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1920), Bd. XI,III (1936), Sp. 967, Z. 46.

2ungleich, adj.

²ungleich, adj.,
gth. des adj. g(e)leich 'gelenkig', th. 4, 1, 2, 2979; dasselbe wie ung(e)leichig(t), -nig, -sam (s. d.). da erstarreten ihm hendt und arme und wurden ihm u. als holtz F. Fabri eigentlich beschreibung (1557) 40ᵇ. veraltet.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1920), Bd. XI,III (1936), Sp. 976, Z. 75.

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Zitationshilfe
„ohnegleich“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ohnegleich>.

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