Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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orden, m.

orden, m.,
plur. orden, im ältern nhd. auch noch örden (örden im singular städtechron. 4, 221, 2), ahd. ordena f. (mit anlehnung an lat. ordinare, ordinatio), mhd. orden m., plur. ordene, orden und örden, mnd. orde und orden, entlehnt aus lat. ordo, ordin-is, das ahd. auch als fremdwort mit lat. flexion vorkommt:
sô sih ther ordo dregit dâr (wie es die reihenfolge in den evangelien mit sich bringt).
Otfrid 3, 1, 7;
fone des ordine. Notker Boeth. dem zu grunde liegenden lat. und kirchenlat. ordo gemäsz bedeutet orden (vgl. ordnung)
1)
die reihenfolge, ordnung, stufe, im ahd. nur mit dieser bedeutung (Graff 1, 471); mhd. der andere, dritte u. s. w. orden der minnen. Adrian mittheilungen 440 ff.; nhd. nach dem orden ires alters. 2 Mos. 28, 10; ich lasse sie (die zwei stücke des textes) an einander stehen ... und weis kein ursache, warumb ich solch naturlichen orden (zusammenhang) .. der rede solle oder müge scheiden. Luther 3, 66ᵇ.
2)
ordentliche einrichtung, ordnung, gewohnte art und weise, brauch (vergl. 4): mhd.
heidensch orden (heidnische lebensweise) man dort siht.
Parz. 13, 28;
si sprach nâch swester orden.
Willeh. 180, 6;
nhd. betruglikeit ist ir (der weiber) orden.
Sal. u. Markolf 1622 Bobert.;
das er die creaturen in irem schwang und orden liesze gehen. Luther 4, 13ᵃ;
das ist ietzund der weltlich orden,
das alle ding sind köuflich worden.
Murner narrenbeschw. 42, 7;
solt ichs beschreibn, ...
was Peter hielt für ein orden.
P. Lew 1629 Bobert.;
wer im krieg nit hat rat und orden (vor- und nachher ordnung),
ist mererteils geschlagen worden.
Rollenhagen froschm. III. 2, 2, 1 (V 4ᵇ);
ihm öffnet sich der welten raum,
im innern heil und orden.
Göthe 5, 42.
3)
anordnung, verordnung, auftrag, befehl, gesetz: mhd.
eʒ ist über mînen orden (gegen meinen auftrag).
Gudrun 1177, 3;
dô gab der keiser ...
ûʒ den orden und die ê (, daʒ ..).
Konrad Silv. 1882;
nhd. das er (rottengeist) diesen orden (vorher gottes ordnung) umbkere und einen widersinnischen aufrichte. Luther 3, 60ᵇ; natürlicher orden (naturgebot). 2, 164ᵃ;
da war ich gleich nach gottes ordn
entzuckt und weg gefuͤret wordn.
Ringwald tr. Eck. B 5ᵇ.
4)
die verbindliche regel sowie die gesamtheit von menschen, die unter einer solchen leben, der stand und die würde desselben, die gesellschaft, genossenschaft; mit einem genetiv oder adjectiv oft nur umschreibend gebraucht (vergl. 2): mhd.
mîn orden (meine standespflichten) wirt hie niht vermiten.
Parz. 819, 26;
bî im (Etzel) was alle zîte ...
kristenlîcher orden unt ouch der heiden ê (christen und heiden).
Nib. 1275, 2;
(die christen und die heiden) krieges pflâgen ..
umbe ir zweiger orden (glauben).
Konrad Silv. 718;
daʒ ist rîters orden (der ritterstand, die ritterwürde).
Wigal. 297, 15;
ir (wittwen) habet einen vil swæren orden, iuwer regel ist iu ouch geschriben: ir sült dêmüetic sîn unde gedultic unde sult vil gebeten. B. v. Regensburg 1, 331, 36; nhd.
ee das keiserlicher orden (das kaiserthum)
an sich genomen hat das swert.
Küchlin reimchron. 160 (städtechron. 4, 348);
nach tichter kunst und orden.
375 (4, 355);
ich han recht gehalten mein elichen orden.
fastn. sp. 323, 22;
ich wil miner muͦter orden geloben.
N. Manuel Barbali 1034;
kint söugen, erziehen mit täglicher arbeit
ist der orden, da die heilig schrift von seit.
1045;
so lebt nun, liebes (neuvermähltes) paar ...
... in dem schönen orden
der lieben einigkeit.
Logau 1, 1, 2;
nun ist der ehestand ein solcher stand und orden.
Biermann trewungsred B 2ᵃ;
der eheliche bund und orden.
B 3ᵃ;
er fuͤgt nun wol in bättler orden.
Gengenbach gouchm. 510;
zum andern helfen den orden der betler sterken. Pape bettel- u. garteteufel G 4ᵇ; der kriegsleut orden. J. Graff s. 4 Schade; dasz ich mich also in den orden der merode-brüder begeben muste. Simplic. 1, 597, 16; so wündsche ich euch (studenten) allen insgesambt glück und wolfahrt zu euerm neuen stand und orden. Schoch stud. leben F 4;
also ist in allem ordn
das sauffen ein gewonheit wordn.
Ringwald laut. warh. 68;
seit dasz der wittwen orden
mich unter sich gebracht.
S. Dach 218 Öst.;
wie dasz denn der bürger orden
höher als der bauern worden?
Logau 1, 2, 19;
der hier begraben liegt, ist aus der buhler orden.
Hofmannswaldau poet. grabschriften 71;
ob Dionisius gleich war ein könig worden,
erhub er sich doch nicht, er blieb in disem orden,
der er gewesen war.
Rist Parnasz 62;
wir sind aus der sünder orden
hingerissen durch den streit.
dichtungen 218 Göd.;
du bist obmann worden,
du stehest oben an im jungen männer orden.
v. Kottwitz ged. 105;
die wohlgelungne wahl der lehrer aller orden
erkiest aus manchem volk, aus jeder wissenschaft.
Haller 174 Hirzel;
mein freund, der narr vom philosophschen orden
hat sich bekehrt, und ist ein trinker worden.
Lessing 1, 74;
hassen will ich dich und alle deines ordens (vom priesterstande). 393; religion, in so fern sie eine besondere angelegenheit des priesterlichen ordens ist. Wieland 2, 6;
halt fest und ehre deinen orden.
Göthe 3, 273;
nun strebe nicht nach höhern orden:
denn bist du (homunculus) erst ein mensch geworden,
dann ist es völlig aus mit dir.
41, 172;
sobald erlosch der edeln orden,
ist auch ihr haus verödet worden.
Uhland (1879) 2, 120;
gehör ich gleich nicht in der schmeichler orden.
Rückert 1, 142.
früher auch die orden oder geschlechte der bienen. Fischart bienenkorb (1580) 239ᵃ; der halbmetallen orden (die classe der halbmetalle). Brockes 9, 32, wofür jetzt ordnung (II, 3, b, α) gebraucht wird.
5)
besonders die verbindliche ordensregel und die unter einer solchen lebende gesamtheit von mönchen (nonnen) oder geistlichen ordensrittern, die aus der verbindung des mönchischen und ritterlichen geistes und wesens hervorgegangen waren (vgl. Fischart bienenk. 1580 29ᵃ), mlat. ordo sancti Benedicti, cruciferorum, mendicantium, predicatorum etc. Dief. 400ᵃ; mhd.
geistlich orden in kappen triuget.
Walther 21, 36;
sich begeben in grâwen orden (bildlich).
minnes. 2, 263ᵃ;
nhd. ich pin ein nunn des schwarzen orden.
fastn. sp. 471, 29;
er warf den orden hin und ward ein abtrünnig münich. Königshofen 368, 26; dirre bobest was barfuͦssen ordens. 615, 13; ein kloster sant Benedicter ordens. Pauli 51 Öst.; wer da wil kappen tragen, orden halten. Luther 3, 266ᵇ; alle heilige örden sampt der gantzen priesterschaft. Alberus widder Jörg Witzeln L 3ᵇ;
der geiz ist apt in iedem orden.
Schade sat. 1, 34, 255;
hörst nit, das die örden von gott hie sind?
N. Manuel Barbali 1060;
drumb seind euch (jesuiten) auch die andern orden
ohn ursach nit gehässig worden.
Fischart nachtrab 395;
welche (Franciscaner), nachdem sie bäpst seind worden,
han sie verschmecht Francisci orden.
714;
du bist geschritten ausz deim orden
und ein luttrischer ketzer worden.
Spangenberg anbindbriefe G 5ᵃ;
die hoffsherren des teutschen ordens. weisth. 1, 611; der heilige orden (convent des stiftes Neuburg). östr. weisth. 6, 61, 35 (16. jh.); clösterlicher orden. Albertinus hauspolicey 34; einen orden annemmen, in ein kloster treten. 47; führe deinen orden nur streng. Widmann Fausts leben 140 Keller;
waffenstillstand,
den euer (der tempelherren) orden schon so brav gebrochen.
Lessing 2, 219 (Nathan 1, 5);
da stifteten ...
die väter dieses ordens bund.
Schiller 11, 282;
(mönch,) den das vereinigte geheul der menschheit
aus dem entweihten orden stiesz.
5, 1, 16;
(damals,) als ihr mit allen priestern eures ordens
den heiligen Dominikus ...
... für das hohe wunder lobtet.
190 (don Carlos 3, 6).
6)
nach dem muster der geistlichen ritterorden wurden seit dem 13. und 14. jahrh. auch weltliche ritterorden (vgl. 7) und sodann in nachahmung derselben eine menge von gesellschaften und vereinen (orden) gestiftet, die verschiedene, in ihren statuten ausgesprochene zwecke verfolgten, z. b. die sprachgesellschaften des 17. jahrh. (der palmenorden, orden der Pegnitzschäfer, der Elbschwanenorden u. s. w.), der illuminatenorden, freimaurerorden u. a.; die geheime orden .. arten in gesellschaften aus, welche dem staat und der verfassung desselben nicht selten gefährlich werden. Wegele gesch. d. univers. Würzburg 2, 448 (vom jahre 1795).
7)
später, nachdem die weltlichen ritterorden aufgehört hatten wirkliche vereine zu sein und nur ein mittel zur auszeichnung erworbener verdienste geworden waren, gieng die bezeichnung orden über auf die von fürsten zur anerkennung der verdienste an einzelne personen verliehene decoration (hergenommen vom kreuz an der kleidung der ordensritter), der orden des goldenen vlieszes, der eisernen krone, der dänische elefantenorden, der preuszische adlerorden, der baierische civil- und militärverdienstorden u. s. w.; ritter eines königlichen ordens. Sturz 2, 337; durch orden ... belohnt. Hippel 12, 212; (bild) eines schönen herrn, in uniform mit stern und orden. Göthe 24, 108; er (der könig) .. hängt ihm den orden um. Schiller 5, 1, 198; präsident .. seinen orden entblöszend. 3, 418;
wenn es unsre fürsten wüszten,
was er (J. Grimm) that fürs vaterland,
legionen orden müszten
längst schon schmücken sein gewand.
Hoffmann v. Fallersleben unpolit. lieder 1, 165;
Dortchen .. hatte auch meine orden an den rock genäht, die leise raspelten. J. Grimm kl. schriften 1, 117; sie tragen einen orden. Tieck 10, 57; übertragen:
er trägt den liebes-abendstern
als orden auf seiner brust.
Rückert 1, 127.
in weiterer bedeutung auch als ehrenzeichen für die mitglieder einer gesellschaft, die den namen orden führt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1316, Z. 76.

orden, verb.

orden, verb.,
s. ordnen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1319, Z. 30.

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Zitationshilfe
„orden“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/orden>.

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