Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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orakel, n.

orakel, n.
ältere form oracul, das lat. oraculum, gottes-, götterausspruch durch priestermund, sowie das heiligthum, wo ein solcher ausspruch ertheilt wurde: der propheten buͤcher seind lauter oracl. Roth dict. (1571) L 6ᵇ; das orakel oder oracul, ein göttlicher ausspruch Ludwig 1365;
die orakel führen stets etwas dunkeles in sich.
Hofmannswaldau pastor Fido 1, 4;
schweres hast du mir (Kassandra) beschieden,
pythischer, du arger gott!
dein orakel zu verkünden.
Schiller 11, 370;
auch manch orakel wird in ihrem (Didos) busen wach.
6, 408;
ich nahte dem orakel um zu fragen,
wie die verheiszung sich erfüllen möchte.
A. W. Schlegel poet. werke 2, 119;
wie legst du das orakel aus?
121;
die orakel sind gute beweise der nothwendigkeit einer offenbarung. Möser 8, 134. — vielfach übertragen auf orakelähnliche, rätselhafte oder als unwiderlegbar angekündigte aussprüche und auf personen, von denen solche ausgehen:
wie oft ist glück und heil von deinem thron geflossen,
den sonst der unterthan vor sein oracul hält.
schles. Helikon 116;
und ieder bethet ihn (Socrates) als ein oracul an.
127;
also dasz ich .. seine reden bei nahe vor ein oracul .. halten musz. Simpl. 1, 252, 15; diese ehren dich jetzunder wie ein oracul. 879, 20;
seine sentenzen glichen
an dunkelheit den delphischen orakeln.
Wieland Hor. br. 2, 230;
und seine (Amphions) lieder wurden
orakel des vergangnen und der zukunft.
2, 248;
die frauen sind die leute nicht,
aus welchen ein orakel spricht.
Lessing 1, 52;
der mann (Klotz) nimmt das maul gar zu voll, und möchte lieber ein orakel in solchen dingen vorstellen. 12, 196; euer (des vaters) leben ist das orakel, das ich vor allem zu rathe ziehe über dem was ich thun will. Schiller 2, 20 (räuber, schausp. 1, 1);
auch mir ward eines traumes
seltsames orakel.
14, 64 (braut von Messina 2, 5);
uns zu berücken borgt der lügengeist
nachahmend oft die stimme von der wahrheit
und streut betrügliche orakel aus.
12, 276 (Wallensteins tod 3, 4);
menschen, haltet fest im herzen
die orakel der vernunft.
A. W. Schlegel poet. werke 1, 162;
(dasz menschen) im bücherstaub .. begraben,
ein stumm orakel fragen, statt zu singen!
Rückert 6, 274.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1313, Z. 44.

orakeln, verb.

orakeln, verb.
orakelhafte aussprüche thun: (Heynes) orakelnde lehrstunden. Voss antisymb. 1, 5; er orakelte so fürchterlich, dasz uns endlich hören und sehen vergieng. Zimmermann über die einsamkeit 3, 86; dort throne mir und orakle gegen den heiligen vater! C. F. Meyer der heilige 118.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1885), Bd. VII (1889), Sp. 1314, Z. 42.

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Zitationshilfe
„orakeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/orakeln>.

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