Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

teidingen, teidigen, verb.

teidingen, teidigen, verb.,
auch tädingen tedingen, tädigen tedigen (oder bei allen formen mit dem anlaut th), aus mhd. tagedingen tegedingen, contrah. teidingen; mnd. dagedingen degedingen, dedingen, ein teiding halten, gerichtlich verhandeln (placitare Dief. 439ᵇ), dann überhaupt verhandeln, unterhandeln, ein übereinkommen treffen, vermitteln. vgl. auch tagen und dingen.
1)
intransitiv: die fürsten waren milter und tedingten, das sie solten das hailtumb antwurten gen Nurenberg. Meisterlin 156, 5; daher ihre männer genung zu seufzen und di freinde zu teidigen haben. Butschky kanzl. 555; sprichwörtlich: kanstu fliehen, so fliehe ... auszer der stauden ist guͦt thedingen. Frank sprichw. 2, 10ᵃ. Agricola 16ᵇ;
der im besiz ist hat gut thädigen (processieren).
Fischart 3, 232, 82 Kurz.
mit präpositionen: also tedingten sie wol 4 tag an ainander. B. Zink 83, 7, zu einander Ayrer 1477, 6; er lies in die sach tädigen. Aventin. 5, 113, 12; man tädiget darin. 122, 24; da (in Rom) tädingt .. man über alle sünd und schanden. Fischart bienenk. (1580) 230ᵇ; zwischen christen und juden schuldenhalben zu theidigen. Frankf. reform. I, 8 § 8; teidingen mit: sie klagt mich an umb die ee, ... und hett geren gesehen, dasz ich mit ir getedingt hett. B. Zink 140, 4; dasz man mit ihnen theidinge (um theilweise nachlassung des zinses). Luther br. 2, 659; sie teidingeten mit im, das er si in gnaden aufnäm. Aventin. 4, 202, 7; wie sie mit mir thaidigten vor Bachen. Götz v. Berlich. 90 neudruck; und hatten sich geeiniget, mit dem patron zu reden und zu thädigen. alte weisen (1565) 202ᵇ, verdruckt 102ᵇ; also nam sich Lucius Pinarius an, mit ihnen theidigen und versamlet ein gemein. Rihel Livius 284; was man mit den feinden und freunden zu tagen und thedingen haben mag. Fronsperger kriegsb. 1, 59ᵃ; sprichwörtlich: mit jungfrauen ist gut theidigen. buch der l. 13ᵈ (Simrock volksb. 2, 321).
2)
transitiv und reflexiv (vgl.aus-, be-, verteidigen).
a)
mit accusativ der sache, worüber (vor gericht) unterhandeln, durch unterhandlung oder vermittelung zu stande bringen, schlichten: der keiser teidingete dornoch einen frede zwuschen dem bischouffe der stat unde den herren von Myssen. Rothe düringische chron. s. 629; wer was zu schaffen zu richten zu tädingen und dergleichen hände het. Aventin. 4, 106, 31; er maint, man würd die sach teidingen, das es zu kainer schlacht kummen solt. 528, 22; die sach ward tedingt zwischen den schwägern und vettern, die zwai weiber ... machten frid. 5, 96, 19; zuletzt wurd es getheidigt, dasz sie den Hannibal einlassen solten. Rihel Livius 265; ich wil fürbasz nichts mit dir thedingen. buch der liebe 278ᵃ;
wobei es immer was ...
ins ohr zu flüstern, auszusinnen,
zu theidigen und abzureden giebt.
Wieland Klelia u. Sinib. 2, 240.
b)
mit acc. der person: donoch wart er getediget (durch unterhandlung frei gelassen) one schetzunge. Königshofen 806, 8; von etwas geteidingt werden, es in folge einer unterhandlung oder übereinkunft aufgeben. städtechron. 2, 166, 13 (vom j. 1449); einen los teidingen. Henneberger 224; als lang er das leben het .. wolt er sich in keinen frieden thädingen lassen. Aimon bog. V; ist er trunken, so thädingt sie ihn ins bett. Fischart Garg. 71ᵇ.
c)
reflexiv: der herzoge tedigete sich us der gefengnisse. Königshofen 857, 10; sie schickten ir botschaft zu unserm herren dem künig und teidingeten sich mit dem on der stet wissen. städtechron. 1, 161, 24 (vom jahre 1384); ich theidiget (stellte, betrug, vgl. teiding 5) mich doch in der kammer, als wüste ich von .. nichts. Schweinichen 2, 87.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1890), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 234, Z. 56.

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Zitationshilfe
„teidingen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/teidingen>.

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