Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)

WDG, 2. Band, 1967

Geist, der

WDG, 2. Band, 1967
1Geist, der; -(e)s, -er
1. /ohne Pl./ menschlicher Verstand, Denkvermögen: er hat einen scharfen, überlegenen, kühnen, wachen, umfassenden, unruhigen, schöpferischen, einfachen, schlichten, schnellen, langsamen, prosaischen, aufsässigen G.; Sein beweglicher und lebendiger, obschon etwas flacher Geist war für literarische und philosophische Arbeiten wie geschaffen Mehring Lessing-Legende 146; abwesenden Geistes; d. Feuer, Trägheit, Lebhaftigkeit des Geistes; der Abgrund des menschlichen Geistes; den G. bilden, sammeln, lähmen, salopp strapazieren⌝; etw. um-, vernebelt jmds. G.; geh. etw. beflügelt den G.; der G. schwingt sich empor; jmds. G. verwirrt sich; jmds. G. ist gestört; /sprichw./ der G. ist willig, aber das Fleisch ist schwach (ein guter Vorsatz ist oft aus menschlicher Schwäche nicht auszuführen) ; die Gedanken: etw. zieht vor jmds. G. vorüber; im Geiste bei jmdm. sein; etw. nimmt in jmds. G. Form, Gestalt an
a) Scharfsinn, Esprit: ein Mann von G.; ein Mensch geschliffenen, sprühenden Geistes; er hat G.; viel, keinen G. haben; jmds. G. bewundern; eine Unterhaltung voller G.; Nachahmer ohne G.; Mangel an G.;
b) dial. Mat. das Produkt der am höchsten entwickelten Materie: für das höchste Produkt der organischen Materie, den menschlichen Geist Engels Dialektik d. Natur 10
2. /nur im Pl./ hier scheiden sich die Geister (gehen die Meinungen scharf auseinander) die Geister stießen, prallten scharf aufeinander
3. Mensch
a) /meist mit Attr./ Mensch von außergewöhnlichen Verstandesgaben, bedeutender Mensch: Ihnen wurden Kenntnisse vorenthalten, die kühne Geister des neunzehnten Jahrhunderts den Eingeweihten erobert hatten A. Zweig Junge Frau 179; jmdn. als feinen G. bewundern; führende Geister; er ist nur ein kleiner G.; Da preist man uns das Leben großer Geister Brecht Dreigroschenoper II 3; umg. scherzh. große Geister stört das nicht (mich, dich, ihn stört das nicht)
b) /nur mit Attr./ umg. ein dienstbarer G. (Dienstbote) die Mutter war der gute G. des Hauses; kleine Geister (kleine Kinder) das Kind ist ein unruhiger G.
4. /ohne Pl./ Sinn: die Begegnung verlief im Geiste der Freundschaft; in jmds. Geiste handeln; in den G. eines Dramas eindringen; Gesinnung: der G. der Empörung, Freiheit, des Widerspruchs; der G. des Revanchismus; innere geistige Haltung: der G. einer Zeit, Sprache, eines Heeres; in dieser Klasse herrscht ein guter, schlechter G.; Nichts war mehr zu verspüren von dem neuen und frischen Geiste, mit dem der junge Thomas Buddenbrook einst den Betrieb belebt hatte Th. Mann 1,480 (Buddenbr.) ; der olympische G.; entgegen allem sportlichen G.; revolutionärer, progressiver G.; umg. wir merkten bald, wes Geistes Kind er ist (wie er ist)
5. /ohne Pl./
a) Idealism. das objektive schöpferische ursprüngliche Prinzip, mit dem die Existenz und Beschaffenheit der materiellen Welt erklärt werden
b) Rel. der G. Gottes; der Heilige G. (Teil der Dreieinigkeit) die Ausgießung des Heiligen Geistes; Seele: geh. verhüll. den G. aufgeben (sterben)
6. Gespenst, (unsichtbare) Spukgestalt: ich glaube nicht an Geister; Geister gehen in der Schloßruine um; ein böser, verwunschener G.; Die ich rief, die Geister, / Werd ich nun nicht los Goethe Zauberlehrl.; von Geistern besessen sein, verfolgt werden; Geister beschwören, bannen; umg. er war von allen guten Geistern verlassen (aller Vernunft beraubt) wie ein G. (blaß, abgehärmt) aussehen

WDG, 2. Band, 1967

Geist, der

WDG, 2. Band, 1967
2Geist, der; -(e)s, -e
wasserheller Edelbranntwein, der durch Destillieren von Früchten gewonnen wird, die mit Alkohol angesetzt wurden

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Zitationshilfe
„Geist“, in: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (1964–1977), kuratiert und bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/wdg/Geist>.

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