Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

dahin, adv.

dahin, adv.
illuc, mhd. dâ hin, dän. derhen.
1.
es deutet auf einen ort, und steht dann häufig bei zeitwörtern, die eine bewegung ausdrücken. dahin geht sein weg. er ist glücklich dahin gekommen, gelangt, wohin er sich immer gewünscht hat. er ist am Rhein zu haus und wird wieder dahin zurückkehren. der feind ist dahin zurückgewichen. er blickte beständig dahin. er brachte den brief dahin. er stellte das buch dahin, wohin es gehört. er ist dahin gesendet worden. er setzte sich dahin. er gehört nicht dahin das ist nicht sein rechter platz.
dern tar niemer dâ hin
dem brunnen komen ze wer
Iwein 1852.
der bott lief dahin und furdert sich bald wieder herausz Keisersb. Sünden des munds 46ᵃ. dahin, an das ort Maaler 85ᵇ. dahin, nemlich da du bist, isto. ders. wie ich dahin kumm quum illo advenio. ders. er starrt dahin schaut unbeweglich nach einem punct Stieler 2121. so wil ich dir einen ort bestimmen, da hin er fliehen sol 2 Mos. 21, 13. das da hin fliehe, wer einen todschlag gethan hat 5 Mos. 19, 3. es ist ein berümpter man gottes in dieser stad, alles was er sagt, das geschicht. nun lasz uns dahin gehen 1 Samuel 9, 6.
oder dein herr spräch 'steh dahin,
dien uns zu tisch und schenk uns ein'
Scheit Grobianus F 4.
in der sehnsucht nach Italien sagt Mignon
dahin dahin
möcht ich mit dir, o mein geliebter, ziehn!
Göthe 1, 177.
elliptisch. er will, er musz dahin, reisen, gehen, fahren. er ist schon dahin weggegangen. meine hoffnung ist dahin ist verschwunden. die zeit ist lange dahin.
er ist dahin, der süsze glaube
an wesen die mein traum gebar
Schiller 48ᵇ.
möhte ich fliegen als ein sneller valke,
ich wolte ouch dahin
MS. 1, 87ᵇ.
im gegensatz zu hierher, dorthin. hab ich dir nicht bezeuget und gesagt welch tages du würdest ausziehen und hie- oder dahin gehen? 1 Könige 2, 42. was weichestu doch so gern und fellest itzt da hin, itzt hieher? Jerem. 2, 36. ich wende mein gemüt ab dahin und dorthin Göthe 19, 132. will sich da- und dorthin retten 6, 208. unbeständigkeit, treuloses schwanken, unstätigkeit wird mit dahin, daher bezeichnet,
Dâ hin dâ her wart nie sô wert in allen tiuschen landen:
swer nû dâ hin dâ her niht kan, derst an dem spil betrogen.
künege wâren ê die niht dâ hin dâ her bekanden:
nust si der list wol komen an, intwerhes umben bogen.
ez heten hie bevor die grôzen fürsten niht gelogen
dur liute noch dur lant:
nû ist in meistic allen wol dâ hin dâ her bekant.
Walther 107, 10.
secht, do huob sei aber an
ze schilen auf da hin da her
Ring 35ᵇ, 13.
auch umgekehrt,
diu ander liebe slipfec ist
alsam ein îs, dâ her dâ hin
Winsbekin 32, 10.
Die bewegung genauer zu bestimmen kann bis zugesetzt werden. wir wollen in die nächste stadt, wie weit haben wir bis dahin? bis dahin ist der feind zurückgegangen. bis dahin, nicht weiter das ist das letzte ziel.
und steiget an der wesen kette
bis dahin, wo den höchsten ring
Zeus an sein ruhebette
zu seinen fuszen hieng
uneigentlich. bis dahin langet (soweit reicht) meine höflichkeit nicht. Lessing. bis dahin sind alle mathematiker einig 7, 95.
2.
es geht aber auch auf einen zeitpunct. schon mhd. eʒ ist niht lanc dâ hin daʒ si mich werdent sehende ze himel varen Grieshaber predigten 2, 140. dann wird es nicht lange dahin, so werdet ihr mich nimmermehr sehen Hibeldeha 3, 4.
gar manch geheimnis wirst du bald vernehmen,
dahin gedulde dich und sei gefaszt
Göthe 9, 307.
auch hier wird bis zugesetzt, bald kommen wärmere tage, bis dahin musz er warten. wenn wir aber unterdessen, bis der procesz eingeleitet ist, bis dahin uns der herr allerlei streiche machen könnte, das gewisse spielten Göthe 9, 307. nicht blosz auf die zukunft, auch auf die gegenwart wird es bezogen. man bescheinigt, von Michaelis 1851 bis dahin 1852 habe ich die zinsen empfangen. und das glück gehabt hatten dem tod bis dahin zu entlaufen Simpliciss. 1, 59. ich werde so ganz gerade fortgehen, wie ich bis dahin gegangen bin Stilling jugend 1, 113.
3.
für das relative wohin. der mittag, dahin wir im beten unsere augen richten Olear. Rosenth. 5, 17. zu Halberstadt, dahin sich auch der reichskanzler Oxenstirn befunden Micrälius 5, 325. im allerheiligsten dahin niemand vom gemeinen volk kommen konte Schuppius 47. weil mich meine verrichtungen nacher N., dahin ich nothwendig verreisen musz, berufen Butschky Kanzlei 96. es ist mir hinterbracht worden das derselbe meine scherzrede in ganz ungleichem verstande aufgenommen, dahin sie niemals ist gemeint gewesen Schuppius 110. Neuholland ist dasjenige land, dahin diese philosophie gedrungen ist. Gottsched.
ihr quellen alles lebens,
an denen himmel und erde hängt,
dahin die welke brust sich drängt
Göthe 12, 33.
4.
die bedeutung erweitert sich, wenn es im allgemeinen auf eine richtung, ein streben geht. dahin arbeitet, trachtet, zielt, strebt er, richtet er seine gedanken, geht sein verlangen, wo auch danach kann gesagt werden. am besten vergleicht man die sache dahin, dasz jeder etwas nachgibt. das urtheil lautet dahin, dasz er ohne schuld sei. man bestimmte ihn dahin die sache aufzugeben. lasz deine augen nicht fliegen dahin das du nicht haben kannst Sprüche Sal. 23, 5. von sollichen zalen sind die nachfolgende algorithmi dahin (dazu) dienende, dasz man durch sie die exempla probieren müge Mich. Stifel 86. er reizte ihn dahin er trieb ihn dazu an Stieler 1604. er zweckt dahin hic illi scopus est 2668. er wollte doch den son da hin bereden, das er bei dem leben erhalten würde 2 Maccab. 7, 25. die sach ist dahin bracht worden Maaler 86. du bringst mich dahin dasz ich nicht weisz was ich thue ders.
mit hertigkeit in dahin zwang,
das er must u. s. w.
B. Waldis Äsop 148ᵇ.
dann wie mich jetzt die welt ansicht
ist die jugent dahin gericht,
das sie all hertigkeit thut fliehen.
Wolgemut 2, 457.
er bringt es dahin, dasz er seinen willen erhält Olear. Rosenth. 5, 19. und diese bestrebten sich dahin, wie sie ihm nachahmen möchten Bünau 1, 59. Augustus wendete seine übrige zeit in Gallien dahin an, dasz er — 1, 138. und gedenket ihr nur schlechts dahin, wie ihr euern kranken leibern gütlich thun möget Simpliciss. 1, 63. es ist pflicht dahin bedacht zu sein, wie sie gebessert werden können Kant 5, 449. lange stimmten ihre priesterliche herzen dahin, die unglücklichen der schärfe des schwertes zu überliefern Klinger 4, 150. dasz er sich dahin äuszerte, als sei der inhalt dieses aufsatzes schon vor einigen jahren bekannt geworden Göthe 26, 249. man musz dahin sehen, dasz er sie als mann und frau findet bei seiner zurückkunft Schiller 659ᵇ.
5.
es kann in dieser unbestimmten bedeutung auch leichtsinn und sorglosigkeit ausdrücken, er dämmert dahin geht gedankenlos. er spricht es so dahin ohne überlegung. dahin wagen rem in casum dare Stieler 2409. aber die belägerten lassen sich nicht abschrecken, wagens dahin auf gut glück Fronsperger Kriegsb. 111, 146ᵃ.
iedoch so trank er dessen basz
und schlief dahin
dieweil die frawen haben leider
ein kurzen mut und lange kleider,
sind unbeständig wankler sin,
fürwitzig glauben bald dahin
3, 2, 91ᵇ.
sein leben dahinschlagen vitam profundere, parvi ducere Stieler 1822. er spielt dahin darauf los, versucht das glück 2085. auffallend bei Klinger in uneigentlichem sinn activ, und da hat er nun mit ihr gespielt, und spielt sie dahin im berauschten liebestänzchen dasz es einen jammert theat. 4, 122. er glaubt es so dahin ohne feste überzeugung, dubiam rei adjungit fidem Stieler 666. dahinschwören leichtsinnig einen eid schwören, falsch schwören 1977. dahinwachsen crescendo luxuriari, die jugend wächst so dahin in den tag hinein 2404. und lebet so dahin, als dorfte sie nicht sterben. Opitz. in solcher hoffnung lebte er dahin Riemer Polit. stockfisch 212. ihr hütten stehet offen meinem freunde, der sein graues alter süsz dahin leben wird Geszner.
wenn das volk in glücklichen tagen dahinlebt.
Göthe 40, 286.
kalte ungefühlte tage dahinschlummern theilnahmlos, abgestumpft verleben Klinger 1, 181.
6.
für dazu bei rechnen, zählen. man rechnet alle dahin, welche die waffen nicht tragen können. er wird auch dahin gezählt.
7.
bei fallen, sinken, stürzen und ähnlichen zeitwörtern heiszt es danieder, zur erde, zu boden. fallen, uneigentlich, Jerusalem fellet dahin und Juda ligt da wird kraftlos, machtlos Jes. 3, 8. ich will die arme des königs zu Babel sterken dasz die arme Pharao da hin fallen Hesek. 30, 25. dasz ich ehr bald dahin fiele zu grund gienge Agricola Sprichw. 203ᵇ. zu ende gehen, da sie nun bei Jebus kamen, fiel der tag fast dahin Richter 19, 11.
fürstin, da von euch zu schreiben mir erkühnte nächst mein sinn,
als so himmlisch thun ich spürte, fiel mein irdisch witz dahin.
Logau 1, 226.
gieszen, er hat das wasser dahingegossen auf die erde. uneigentlich,
o wie so schön dahingegossen (anmutig hingestreckt)
umleuchtet sie (Molly) des mondes licht!
Bürger 26ᵇ.
sinken labascere. wäre Armatim nicht in der ohnmacht dahingesunken Riemer Polit. stockf. 335.
der dirne sinken die hände
von der arbeit dahin (herab)
und indem sie
kaum sich ihrer bewuszt in der angst der freude dahinsank.
ach wie im sturme gebrochen die purpurblume dahinsinkt.
ders.
die dahinsinkende, den menschen gleichsam in seinen eigenen augen vernichtende stimmung, die man anbetung nennt Kant 6, 384.
doch dieser grosze menschenkenner sinke
vor scham dahin, dasz seine graue weisheit
der scharfsinn eines jünglings überlistet
Schiller 301ᵇ.
dann auch sterben,
da todt dein retter dahinsank
dasz auch ihr ohn entgelt in unserm hause dahinsinkt
ders.
stürmen in activer bedeutung. die eilende zeit stürmt alle unsere freuden dahin wirft sie nieder. Dusch. stürzen. sie stürzte besinnungslos dahin.
und beide stürzten in den sand dahin
und der sturmwind kam und braust in den zedern:
die zedern stürzten dahin
sie stürzt dahin, wenn sein erhabnes herz
vergessen hat für menschlichkeit zu schlagen
Schiller 245ᵃ.
werfen, er ward zornig und warf dahin was er in händen hielt. er umfaszte seinen gegner und warf ihn dahin zu boden.
da in strömendes blut ich dahinwarf Koränos
als gott mit seiner allmacht umgürtet
wie mit gürtendem schlauch ein sämann sonnen dahinwarf.
Stolberg 1, 193.
8.
ist der endpunct der bewegung ungewis, so tritt die beziehung auf einen ort in den hintergrund, und dahin heiszt soviel als einher, vorbei, fort. bei einigen zeitwörtern entwickelt sich der begriff von völligem verschwinden und weiter von verderben und zu grund gehen. brausen,
denn der (sturmwind) braust unaufhaltsam dahin.
hörst du nicht wie lieblich die natur dahin braust
1, 55.
eilen avolare. die zeit eilt unaufhaltsam dahin. wie der jüngling auf seiner bahn dahineilt! fahren avehi. die flotte fährt dahin. er fährt mit raschen pferden dahin.
allda, her wirt, wir faren dahin (gehen weg)
auf ander merkt (märkte) durch unsern gewin.
Fastnachtsp. 482, 31.
got gesegen euch alle, ich far dahin
718, 16.
als es nun geschah das wir von ihnen gewandt dahin fuhren weggiengen Apostelg. 21, 1. da hub mich der wind auf und füret mich weg, und ich fur dahin ward fortgetragen Hesekiel 3, 14. ein wolken vergehet und feret dahin Hiob 7, 9. ade, ich fahr dahin Alberus wider Jörg Witzeln K 5ᵃ.
nun stoszt vom land und fahrt dahin
H. Sachs 3. 1, 158.
dann ich fahr dahin an ein ort,
dasz ihr mich nimmer sehet fort
Ayrer Trag. 325ᵇ.
der kann sich die zierlichen mädchen
denken, die über den platz fahren dahin und daher.
Göthe 1, 366.
uneigentlich. er (der ehbrecher) feret leichtfertig wie auf eim wasser dahin Hiob 24, 18. darumb faren alle unser tage dahin durch deinen zorn Psalm 90, 9. denn es (unser leben) feret schnell dahin, als flögen wir davon 90, 10. ist doch der mensch gleich wie nichts: seine zeit feret dahin wie ein schatte 144, 4. sodann heiszt es verderben, zu grunde gehen, umkommen, sterben.
alde, alde, ich far dahin!
lasz dir mein leib befolhen sin
Murner Luther. narr 4659.
du stossest ihn (den menschen) gar umb, dasz er dahin feret Hiob 14, 20. du lessest sie da hin faren wie einen strom, und sind wie ein schlaf Psalm 90, 5. alle vergenglich ding musz ein ende nehmen, und die damit umbgehen, faren auch mit dahin Sirach 14, 21. darumb sollen wir war nehmen des wortes das wir hören, damit wir nicht dahin faren Ebr. 2, 1. aus dieser sterblichen hütten dahin fahren Schuppius 455.
lasz fahren, kind, sein herz dahin
Bürger 13ᵇ.
warum weint die dirn und zergrämet sich schier?
lasz fahren dahin, lasz fahren!
Schiller 330ᵇ.
fallen zu grunde gehen. die nicht glauben und nicht getauft sind, und in ihrem unglauben dahin fallen und ohne taufe sterben und in alle ewigkeit verloren und verdammt bleiben Schuppius s. 208. fliegen avolare Henisch 1149. wie ein vogel da hin fleugt, der aus dem nest getrieben wird Jesaia 16, 2. bildlich, meine tage sind leichter dahin geflogen dann eine weberspuel Hiob 7, 6. im tanze dahinfliegen Klinger 10, 28. die letzte schmucknadel flog dahin ward verkauft Schiller 190ᵇ. fliehen aufugere confugere Stieler 508. der besiegte feind flieht dahin.
sechzehn jahre der verwüstung,
des raubs, des elends sind dahingeflohn entschwunden.
Schiller 318ᵇ.
flieszen defluere Stieler 514. sie werden zergehen wie wasser das dahin fleuszt Psalm 58, 8.
ach wie flieszet so traurig
euch das leben dahin!
da er sprach, erstaunt er vor dieser tönenden stimme,
die mit silbernem laute wie im gesange dahinflosz.
ach wie froh wird mein graues alter in deinen umarmungen dahinflieszen! Geszner. führen fortbringen. darumb sollen es die rappen fressen und dahinführen Frank Weltb. 149ᵃ. gehen discedere, abire Stieler 630. wie glücklich ist Kestner! wie ruhig er dahin geht Göthe und Werther 89. wenn sie dahin (einher) geht mit sanfter bewegung, das ist gesang der liebe Klinger Theat. 2, 131.
sie geht dahin ein schon verklärter geist,
und mir bleibt die verzweiflung der verdammten.
Schiller 445ᵃ.
vergehen, verschwinden, die jahre gehen dahin. verloren gehn, drauf gehen, verschwendet werden, wie reich er auch ist, es geht alles dahin.
geht freilich dann und wann in sorgenfreiem sinn
für bänder und für flor ein groschen mehr dahin.
Gotter 1, 290.
in feierlicher sprache wird es für sterben gebraucht, wie man von tödtlichem hintritt spricht.
mîn leben daʒ gât ouch dahin
Ecke 48 Schade.
ich gehe dahin on kinder 1 Mos. 15, 2. sihe, ich gehe dahin wie alle welt Jos. 23, 14. so gehet immer einer nach dem andern dahin Luther 5, 37ᵇ. ob wir schon dahingehen Weckherlin 207. sein dahingegangener onkel J. Paul Flegeljahre 1, 7. sich gieszen,
so wie der gesang sich in strömen dahingosz mächtig daherzog.
Klopstock Mess. 17, 267. 272.
gleiten sanft sich fortbewegen. er gleitet auf dem eise dahin. der bach gleitet dahin.
die barke hebt sich wieder
gefahrenlos und gleitet sanft dahin
hauen,
so haw dahin! dasz dich got bewar!
Weimar. jahrb. 2, 97.
haw hin! got geb dir ein guͦt nacht.
2, 114.
haw hin! du seiest wer du welst
2, 119.
dahinhotten vitam trahere Stieler 863. s. hotten. jagen, er jagt dahin wie der wind. laufen eo currere Stieler 1084. die stunden laufen dahin. wie ein schiff auf den wasserwogen dahin leuft forteilt Weish. 5, 10. quellen,
da wo du erhoben über den hügel
hingeheftet hängst, da scheint ein endliches leben
dir aus deinem leibe zu quellen (strömen): du selbst zu empfinden
dasz es dahin quillt
rauschen mit geräusch vorüberziehen. die welle, der wind, die musik rauscht dahin. bildlich, die stunden der freude rauschen dahin. reiszen mit gewalt fortziehen, wo mich nicht die verzweiflung dahinreiszt. Lessing. den ein anschein von glänzenden irrthümern dahinreiszt ders. der flusz der dich dahinreiszt Klinger 5, 159.
da folgt er, als rissen ihn
stürme dahin, als wirbelten ihn orkane wie meerschaum.
und stäts an eines abgrunds jähem rande
sturzdrohend, schwindelnd risz er mich dahin.
Schiller 375ᵃ.
leidenschaft risz mich
dahin; vergib mir
Schiller 307ᵃ.
reiten,
reit dahin über ein tief mos
Theuerd. 41, 20.
und lasz sich nicht zu ferr auf ihn (den freund)
wenn Trawwol reit das pferdt dahin
H. Sachs 4. 3, 117ᶜ.
rennen citato cursu se auferre, er rennt wie ein wildes pferd dahin. scherzen in heiterkeit einherwandeln,
vor dir scherzt Hebe dahin
schieszen, er schieszt dahin eilt fort. es brichet ein solcher bach erfür (hervor), dasz die drumb wonen den weg daselbs verlieren, und fellet wider und scheuszt dahin vor den leuten Hiob 28, 4. scheiden von dannen gehen, gewöhnlich vita discedere s. hinscheiden. die dahingeschiedenen verstorbenen Stieler 1748. schlüpfen schnell, gewandt, heimlich und leise auf verborgenen wegen fortziehen, die eidexe schlüpft durch steinritzen, der fasan durch das gebüsch dahin. bildlich, die zeit schlüpft unbemerkt dahin. schweben leicht sich fortbewegen, im tanze dahinschweben Klinger 10, 28. schwimmen, schon merke ich dasz sein (des stroms) gebrause mehr den zuschauer ängstigt als den der mit ihm dahinschwimmt Klinger 4, 63.
fest umarmt .... schwammen
sie mund auf mund dahin, brust an brust
Wieland 23, 24.
schwingen, der adler schwingt sich dahin fliegt fort. und wenn er sein ansichtig wird, schwinget er sich dahin Hiob 41, 28. sprengen, er sprengt auf seinem pferd dahin jagt im galopp fort. stolpern ungeschickt und mit den füszen anstoszend daher gehen. bildlich, die plumpheit und der übelklang, womit die meisten deutschen sonette dahinstolperten Bürger 329ᵇ. streichen daher sich bewegen, wie der Tigerstrom schnell dahinstreicht Olear. Rosenth. 8, 151. streifen mit leiser berührung an oder über etwas hinfahren, der wind streift zwischen den bäumen dahin.
ähnlich der meerflut,
welche sich kräust, wann oben ein wehendes lüftchen dahinstreift
strömen daherflieszen, wo über einem ruhig dahinströmenden flusz jenseitige höhen im abendschein glänzen. Göthe. stürmen, die schaar stürmte dahin drang heftig und gewaltsam weiter. sündigen, darumb sündigt er nicht auf die barmherzigkeit gottes dahin Schuppius 146. taumeln in betäubung, im rausch, halb unbewust einherschwanken, vacillare. der trunkene taumelt dahin.
froh taumelst du im süszen überzählen
der blumen, die um deine pfade blühn,
der glücklichen, die du gemacht, der seelen,
die du gewonnen hast, dahin
Schiller 27ᵇ.
tragen, er trägt die last dahin. uneigentlich, er trägt mein glück dahin nimmt es mit sich fort. Blumauer dessen vers und reimbildung den komischen inhalt leicht dahinträgt Göthe 46, 208.
wie leicht ward er dahingetragen,
was war dem glücklichen zu schwer?
Schiller 48ᵇ.
wallen ruhig weiter ziehen,
freier strom sei meine liebe,
wo ich freier schiffer bin,
harmlos wallen seine triebe
wog an woge dann dahin
Bürger 45ᵃ.
sein (des berges Atlas) bart und das haupthaar
wallen in wälder dahin.
sich wälzen sich im umwälzen fortbewegen, die lawine, der feuerstrom wälzt sich dahin. wandeln weiter gehen, er wandelte still dahin. bildlich,
sicher im dämmerschein wandelt die kindheit dahin.
Schiller 99ᵃ.
wehen, den wolken ähnlich, die ein frischer wind über die ebene dahinweht Tieck Ahnenprobe 115. wellen wie eine welle fortflieszen, dann däuchte es mir der schwarze engel hauche mich an und flüstre mir zu 'stürz dich hinein, thor du hältst es doch nicht länger aus. sieh nur wie sanft das wasser rollt: ein augenblick und dein ganzes sein wird ebenso dahinwellen.' Der arme mann von Toggenburg 209. wischen forteilen, dasz die jahre auffahren und dahinwischen hin und her wie staub Luther 3, 303ᵇ. man sihet etwann dasz die allermächtigsten am schwächsten sind und sie belder dahinwischen (sterben) denn andere Petr. 67ᵇ. ziehen sich fortbewegen, weiter gehen,
so zieht dahin wan und ir welt
Theuerd. 81, 20.
und das gewölk ... jetzt ihn (den mond) enthüllt und dunkeler jetzt dahin zog
wie sich neue Jordane dort, die städte zu wässern,
unter jener umwölbung der hohen mauern dahinziehn.
Voss gebraucht es auch activ,
der in ewiger nacht hilflos sein leben dahinzog
zubrachte.
9.
bei zeitwörtern, die keine oder keine dauernde bewegung ausdrücken, heiszt dahin meist soviel als hinweg, das häufig ein verderben nach sich zieht. dorren,
stille sasz ich zu hause. da blätterte los sich vom zweige
manche rose, so auch dorrte die nelke dahin.
Göthe 1, 311.
erben, und wenn Resli vor ihm (dem mit ihm verheirateten mädchen) ohne kinder sterbe, so erbe das meitschi den hof dahin und daweg ohne widerrede Jerem. Gotthelf Bilder und sagen 5, 32. geben,
a.
überliefern, überantworten und zwar zur strafe, aber wie die bösen feigen so böse sind dasz man sie nicht essen kann, spricht der herr, also will ich dahingeben Zedekia, den könig Juda, samt seinen fürsten. ich will ihnen unglück zufügen und sie in keinem königreich auf erden bleiben lassen, dasz sie sollen zu schanden werden Jerem. 24, 8. 9. weil wir deine gebote nicht gehalten haben so sind wir auch dahingegeben unsern feinden Tob. 3, 4. aber gott wandte sich und gab sie dahin, dasz sie dieneten des himmels heer Apostelg. 7, 42. darum hat sie gott auch dahingegeben in ihrer herzen gelüste Röm. 1, 24. 26.
b.
opfern, zum opfer hingeben, welcher ist um unserer sünde willen dahingegeben Röm. 4, 25. welcher auch seines eigenen sohnes nicht verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben 8, 32. durch den glauben opferte Abraham den Isaac und gab dahin den eingebornen Ebr. 11, 17. und wenn wirs sollen geben ins todes macht dahin, so hilf uns kräftig aus. P. Gerhard.
c.
weggeben, aufgeben, überlassen ohne widerstand zu leisten, das schiff gaben sie dahin lieszen es von wind und wellen treiben, wie es wollte Apostelg. 27, 15. mich in die dumpfe fühllosigkeit stürzen, um die ich jetzt alles dahingäbe Göthe 10, 170. die leidenschaft einer liebhaberin, die alles dahingäbe den erflehten gegenstand zu besitzen 10, 187. ach wie oft in stunden der einbildung hüllt ich schon haupt und brust dahingegeben in den mantel des todes 10, 172.
hintergangen
von meiner blicke unvorsichtger sprache,
gab sie der süszen täuschung sich dahin
Schiller 269ᵃ.
eine politische trennung welche dieses land länger als ein jahrhundert der verwirrung dahingab 879. haben, erlangt haben, weg haben,
der fröide mîn den besten teil
hât er dâ hin
Hartmann v. Aue lieder 11, 7.
meine erstgeburt hat er dahin, und siehe, nun nimmt er auch meinen segen 1 Mos. 27, 36. also haben die zwen stemme und der halbe stamm ir erbteil dahin 4 Mos. 34, 15. warlich ich sage euch, sie haben iren lohn dahin nichts weiter zu erwarten Matth. 6, 2. 5. 16. wehe euch reichen, denn ihr habt ewern trost dahin Lucas 6, 24.
was schaft ein alte kuplerin?
die hat der henker auch dahin
H. Sachs 1, 508ᶜ.
(sie) wurden gewahr dasz dieser mauskopf dem käufer die kuhe von der weid hinweg gestohlen und auch den mantel sampt der schüssel so meisterlicher weise dahin hatte Simpliciss. 2, 288. müssen verderben, umkommen, sterben, du schöne stadt, must dahin mit allen schanden Micha 1, 11. das macht dein zorn, das wir so vergehen und dein grimm das wir so plötzlich dahin müssen Psalm 90, 7. ja es müssen alle fürsten von mitternacht dahin, und ihre schreckliche gewalt ist in schanden worden Hesek. 32, 30. und musz ich jetzt schon dahin musz ich sterben? keine rettung, must jetzt schon dahin Schiller 212ᵇ.
und musz sie einmal spät dahin,
so soll sie doch noch nicht in Langenwaldau sterben.
Günther 1156.
nehmen wegnehmen, annehmen, zu sich nehmen, recipere, er nehme es auch dahin 2 Sam. 19, 30. so er uber seinen son, der ihm allzu frueh dahin genomen (durch den tod entrissen) ward, leid und schmerzen trug Weish. 14, 15. bis die sündflut kam und nam sie alle dahin Matth. 24, 39. mögen sie dort alsdann ihren lohn dahinnehmen Göthe 15, 92.
er nahm mein herz dahin, ihm wars zuerst geweiht.
Schiller 37ᵇ.
raffen gewaltsam wegnehmen, tödten, die zeit rafft alles dahin. drei monate darauf risz die pest ein, welche die meisten officiere der armee dahinraffte Schiller 1081ᵇ. richten hinrichten, aus lauter zorn dahinrichten beide schuldige und unschuldige Luther 3, 109. schlachten, die opfer wurden dahingeschlachtet. schlafen, zu nacht süsz dahinschlafen Petr. 33ᵃ. aber meine frewde die ich an gott habe, die gehet mir durchs herz und macht mir dasselbe so fein stille und ruhsam dasz ich ohn alle hindernis einen süszen ton auf meinen gott dahinschlafe Chr. Mülman Christliche geisel 10. schlagen gering halten, gering anschlagen, leichtsinnig hingeben, sein leben dahinschlagen vitam parvi ducere Stieler 1822. schmachten an entkräftung langsam sterben, contabescere, sie liegt und welkt und schmachtet schwer erkrankt dahin. Kosegarten. schmelzen sich auflösen,
o, denkt er, all der schnee schmilzt über nacht dahin.
Wielands Oberon 5, 21.
bildlich,
dasz mein herz in zärtliche wehwut dahinschmilzt.
Klinger 4, 97.
schwinden allmälich verschwinden, zu grunde gehen, absterben, die wolke schwindet dahin verzehrt sich. die farbe schwindet dahin verbleicht.
wann fern ihr gatte dahinschwand
bildlich, zeit, glück, reichthum, hoffnung schwindet dahin.
wie ihnen die vorige bildung dahinschwand
s. dahinverschwinden. sein in verschiedenen abstufungen.
a.
verschwunden, vergangen sein, schon bei Hartmann von Aue
der zorn ist mînhalp dâ hin
Iwein 8039.
Burkart v. Hohenfels
leider bin ich gar verkrenket,
mîn hôher muot ist ouch dâ hin
MS. 1, 84ᵇ.
ei kum, der zorn ist gar (gänzlich) dahin
Fastnachtsp. 52, 4.
die herrlichkeit ist dahin von Israel 1 Sam. 4, 21. meine tage sind dahin wie ein schatten, und ich verdorre wie gras Psalm 102, 12. der winter ist vergangen, der regen ist weg und dahin das hohe lied 2, 11. die warheit ist dahin Jes. 59, 15. der sommer ist dahin zu ende Jerem. 8, 20.
der heuchler freundschaft ist dahin
die sonn hat sich verkrochen,
der tag ist ganz dahin
Opitz 2, 87.
doch ist mein mut noch nicht dahin,
die see der schlachten zu befahren
Gökingk 1, 209.
ist alle meine freude dahin Göthe 10, 131.
ihre seele ist dahin
Schiller 212ᵇ.
b.
verloren, zu grunde gerichtet, zerstört sein, sein ganzes vermögen ist dahin. es hat stark gehagelt, die erndte ist dahin. das brot ist dahin aus unserm sack aufgezehrt Sam. 9, 7. meine kinder sind dahin, denn der feind hat die oberhand kriegt Klagel. Jerem. 1, 16. nun bin ich gar dahin 3, 54. und wenn du (Ägypten) nun gar dahin bist, so will ich den himmel verhüllen Hesek. 32, 7. mein volk ist dahin darum dasz es nicht lernen will Hosea 4, 6. denn der könig zu Samaria ist dahin wie ein schaum auf dem wasser 10, 7.
ligends und farends ist dahin
H. Sachs 3. 1, 114ᵃ.
die unschuld von Jemal ist auf ewig dahin Wieland 2, 280. 300. aber der stolze königliche wuchs des ersten schusses ist dahin Göthe 10, 98.
dahin ist aller mut
41, 327.
c.
gestorben sein, und da die ganze gemeine sah dasz Aaron dahin war 4 Mos. 20, 19. siehe die sind über geblieben von aller menge in Israel, welche alle dahin ist 2 Kön. 7, 13. da man vorübergieng, siehe, da war er dahin Psalm 37, 36. und wenn der mensch dahin ist, so ist es gar aus mit ihm Weish. 2, 1. denn in einer stunde war dahin was ihre edelste geburt was 18, 12. hätte Castrette die räumung zu Solanden noch einen halben tag verschoben, so wäre dieser dahin und sie in ihrem gewissen ewig verwundet gewesen Riemer Polit. stockf. 186. du bist dahin, so lasz mich dich vergessen Göthe 10, 138. ach dasz die freundin meiner jugend dahin ist! 16, 12. stehen, es stehet dahin die sache ist auf einen solchen punct gekommen, dasz man nicht entscheiden kann, und sie musz dahin gestellt bleiben. es ist ungewis, was geschehen wird. es stehet dahin, ob er geheilt wird.
ich kann es noch nicht thun, dasz ich mich sollte stellen
hin zur poetenreih: ein urtheil mag vor fällen
der selbst ist ein poet mit recht und durch die kunst.
fällt dieses nun für mich, so ist mirs sondre gunst:
wo nicht, so stehts dahin
Logau 3, 241.
da es noch dahin steht, ob hier überhaupt eine erweiterung der erkenntnis unmöglich sei Kant 2, 53. stellen zur seite stellen, in suspenso relinquere Stieler 2147 und Frisch 2, 330, sich nicht weiter darum kümmern, kein urtheil abgeben, es unbestimmt lassen. ob er zu seinem recht gelangen wird, bleibt dahingestellt unentschieden. ich lasse es dahingestellt sein non est meae curae. Melanchthon schreibt eher ew. fürstl. gnaden dieselben spaltungen dulden und leiden wollten, gedächten sie es dahinzustellen, ob gleich eine geringere universität oder auch zuletzt hie gar keine sein oder bleiben sollte 3, 868. ich stelle dahin ob sie vermeinte mit diesem gelinden futter den vogelleim zu bedecken und den vogel desto eher dran zu bringen Riemer Polit. stockf. 50. sterben hinweg sterben. die erde wird wie ein kleid veralten, und die darauf wohnen werden dahin sterben wie das (mücken) Jes. 51, 6. aber über das alles sündigten sie noch mehr, darum liesz er sie da hin sterben Psalm 78, 33. er starb bald dahin Stieler 2171.
er starb auch so dahin
und jammernde thränen
stürzen vom auge das bricht und langsam starrend dahinstirbt.
gleich auch stirbt der träge dahin, und wer vieles gethan hat.
Voss Il. 9, 320.
welken verblühen, verdorren, languescere, das gras, die blumen welken dahin. die schönheit welkt dahin.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 685, Z. 12.

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dazwischen
Zitationshilfe
„dahin“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dahin>.

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